Weiterentwicklung - Bauverlag
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O b j e k t e<br />
36<br />
Fotos (2): Erik-Jan Ouwerkerk<br />
Alt und neu: Die Qualität des<br />
Anbaus definiert sich in der<br />
Kombination von Eingliederung<br />
und Eigenständigkeit.<br />
Respekt wird der denkmalgeschützten<br />
Mühle auch durch<br />
die Anordnung der Fenster<br />
erwiesen: Der Neubau inszeniert<br />
sein Gegenüber mit fantastischen<br />
Ausblicken auf das<br />
alte Backsteingemäuer<br />
auf dem Mühlengelände hinaus<br />
nicht konsequent weiterentwickelt<br />
und erhielt ebenso<br />
konsequent auch keine Genehmigung<br />
durch die Bauund<br />
Denkmalbehörden.<br />
<strong>Weiterentwicklung</strong><br />
Es bedurfte schon einer intensiven<br />
Auseinandersetzung mit<br />
dem Bestand und zugleich ein<br />
tieferes Verständnis für den<br />
Stellenwert eines Denkmals<br />
und die Verschmelzung von<br />
alter und neuer Bausubstanz,<br />
um für die Sielower<br />
Windmühle eine genehmigungsfähige,<br />
vor allem aber<br />
auch wirklich qualitätvolle<br />
Erweiterungsmöglichkeit zu<br />
finden. Ein Bauherr, der diese<br />
Anforderungen erfüllte, fand<br />
sich in Leo Schmidt, dem<br />
Vorsitzenden des Landesdenkmalamtes<br />
und zugleich<br />
Professor für Denkmalpflege.<br />
Dieser beauftragte Christian<br />
Keller und Uwe Wittig mit<br />
der Erweiterungsplanung.<br />
Diese hatten das Mühlenensemble<br />
zuvor bereits aufgemessen.<br />
Zudem waren sie<br />
maßgeblich an einem studentischen<br />
Ideenwettbewerb<br />
zur baulichen Ergänzung<br />
der Mühle beteiligt, der seinerzeit<br />
die ganze Bandbreite<br />
möglicher und unmöglicher<br />
Lösungsansätze zum Ergebnis<br />
gehabt hatte.<br />
Mit diesen „Vorkenntnissen“<br />
im Hinterkopf machten sich<br />
die Architekten an den endgültigen<br />
Entwurf – übrigens<br />
das erste gemeinsame Haus<br />
und zudem die Inspiration<br />
zur Gründung des Büros Keller<br />
+ Wittig Architekten.<br />
Am Ende langer Überlegungen,<br />
die der Bauherr im<br />
Sinne eines erstklassigen Ergebnisses<br />
nicht durch ambitionierte<br />
Zeitpläne erschwerte,<br />
stand ein neuer Anbau, der<br />
die Grundform seiner beiden<br />
Vorgänger samt Satteldach<br />
und fehlendem Dachüberstand<br />
aufnimmt. Gleichzeitig<br />
grenzt sich der „Neuling“<br />
jedoch durch die frei gesetzten,<br />
scheinbar in die Fassade<br />
gestanzten Fenster und die<br />
senkrechte Schalung aus gehobelten<br />
Lärchenholzlatten,<br />
die wie aus einem Guss Dach<br />
und Fassade überspannen,<br />
ebenso souverän wie unaufdringlich<br />
vom Bestand ab.<br />
Die Verbindung zwischen<br />
Alt und Neu übernimmt eine<br />
eingeschossige, rundum verglaste<br />
Erschließungshalle mit<br />
Flachdach, die über schmale,<br />
blechverkleidete Schleusen<br />
mit den beiden Backstein-Anbauten<br />
der Mühle verbunden<br />
wurde. Eine sensible Erweiterung,<br />
die das Mühlenensemble<br />
mit großer Souveränität<br />
fortschreibt und bereichert,<br />
ästhetisch wie funktional:<br />
Der Neubau übernimmt die<br />
frühere Funktion des Müllerhofes<br />
und dient zu Wohnzwecken,<br />
während im ehemaligen<br />
Lagerhaus Arbeits- und<br />
Schlafräume und im Technikhaus<br />
eine Bibliothek entstanden<br />
ist. Der Mühlenturm<br />
selbst blieb – für die Denkmalpflege<br />
obligatorisch, für den<br />
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