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supporters news - HSV Supporters Club

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durch den Hamburger SportV-erein, und diverse<br />

andere <strong>Club</strong>s, ist der Verein dauerhafter<br />

Bestandteil der ersten Bundesliga – im Gegensatz<br />

zu allen anderen Vereinen, die entweder<br />

kein Gründungsmitglied waren oder in der<br />

Zwischenzeit schon einmal abgestiegen sind.<br />

Es ist also undenkbar, dass das Urgestein, wie<br />

der <strong>HSV</strong> deswegen auch genannt wird, in die<br />

zweite Bundesliga absteigt.<br />

Neben uns fängt es an zu brennen, sofort steigt<br />

Rauch auf, es stinkt bestialisch. Unsere Nachbarn<br />

ziehen ihre Trikots oder<br />

Schals höher, um den Rauch nicht einzuatmen.<br />

Wenn man überhaupt etwas sieht, dann ist<br />

es rotes Licht. Die Anhänger des <strong>HSV</strong> werden<br />

höflich vom Stadionsprecher darauf hingewiesen,<br />

dass Bengalos auch in diesem Stadion verboten<br />

sind. – Zu spät. Matthias ist der ganze<br />

Rauch und der Gestank total egal. Er ist begeistert<br />

„Wenn schon das Spiel scheiße ist,<br />

müssen wenigstens die Fans für Stimmung sorgen!“.<br />

Die Stimmung ist angeheizt, alle ballen<br />

die Hände zu Fäusten, strecken sie in die Luft<br />

und rufen „Nur der <strong>HSV</strong> – nur der <strong>HSV</strong>!“ Matthias<br />

ist mitten drin, er liebt diese Atmosphäre,<br />

ist mit vollem Einsatz bei der Sache. Dass sein<br />

vorher eingetauschtes Hemd mittlerweile voller<br />

Senf- und Bierflecken ist, stört ihn kein bisschen<br />

„Das ist Fußball!“. Neunzig Minuten lang<br />

ist Party pur angesagt. Dass sich die <strong>HSV</strong>-Fans<br />

im Stadion der Augsburger befinden und sie<br />

hier nur zu Gast sind, merken sie nicht. Matthias<br />

und der Rest der rund 4000 Hamburger<br />

geben ihr Bestes, um die Fangesänge der Augsburger<br />

mit dem eigenen Gegröle zu übertönen.<br />

Der Schlusspfiff ertönt. Das Spiel ist aus. Matthias<br />

steht etwas geknickt neben mir, starrt<br />

aufs Spielfeld und wirkt auf einmal nicht mehr<br />

so gleichgültig dem Ergebnis gegenüber wie<br />

er vorhin groß propagiert hat. „Wir haben<br />

verlor’n und das nich‘ zum ersten Mal. Wir haben<br />

verlor’n und das ist uns nich‘ egal. Doch wir<br />

bleiben besteh’n und wir halten das aus und<br />

das ist hier euer Applaus!“ stimmt er leise an<br />

und klatscht dabei in die Hände. Er verabschiedet<br />

sich von den umstehenden Leuten und geht<br />

etwas wankend und leichten Schrittes – was<br />

wahrscheinlich dem Alkohol zu verdanken ist<br />

– die Stufen zum Ausgang hinunter.<br />

Auf dem Weg zum Auto kommen uns strahlende<br />

Augsburg-Fans entgegen und betrübte<br />

<strong>HSV</strong>-Fans, die entweder auf den Boden<br />

schauen oder einfach ihren Mund halten. Und<br />

die, denen es egal ist, dass der <strong>HSV</strong> verloren<br />

hat, da sie sowieso nicht mit einem Sieg gerechnet<br />

haben und der Klassenerhalt gesichert<br />

ist. Es ist seltsam wie sich die Stimmung<br />

und Euphorie innerhalb von neunzig Minuten<br />

so wenden kann. Jetzt scheint es fast so, als<br />

würde sich gern jeder zweite sein <strong>HSV</strong> Trikot<br />

vom Leib reißen, um nicht als solcher erkannt<br />

zu werden.<br />

Am Auto angekommen, setzen Matthias und<br />

ich uns an einen Zaun, 30 Meter weiter parkt<br />

der Bus des Münchener Fanclubs, belagert von<br />

denen, die noch ihr letztes Bier gemütlich in der<br />

Sonne austrinken wollen. Die Fans aus München<br />

gehören wohl zu den 50 Prozent, die auch<br />

nach einer Null zu Eins Niederlage in<br />

Augsburg immernoch voller Stolz die Raute im<br />

Herzen tragen und das auch nach außen hin<br />

zeigen. Sie lachen auch jetzt noch und stimmen<br />

<strong>HSV</strong> Gesänge an.<br />

Die Sonne steht tief, Matthias muss die Augen<br />

zukneifen, um überhaupt etwas erkennen zu<br />

können. Man sieht seine Zufriedenheit, ein kleines<br />

Lächeln zeigt, dass er sich wirklich wohl<br />

fühlt. „Die Auswärtsfahrt ist so geil! Alle Leute<br />

teilen die gleiche Leidenschaft und du bist einer<br />

von Ihnen!“, er schaut an sich herunter<br />

„Und das Hemd ist der krönende Abschluss<br />

des Tages“. Er erzählt, dass er den alten Mann<br />

bei einer seiner Auswärtsfahrten in München<br />

kennengelernt hat und fasziniert ist von seinem<br />

Aktionismus, den er trotz seines Alters<br />

für den Verein an den Tag legt. Während er<br />

das erzählt, muss ich schmunzeln und denke<br />

mir, dass Matthias wohl später genauso sein<br />

wird wie der alte Mann – er ist eben durch und<br />

durch ein <strong>HSV</strong>-Fan.<br />

Er steht auf, dreht sich nochmal kurz zu mir<br />

um „rufst du bitte Mama an und sagst ihr,<br />

dass es uns gut geht?“ „Klar Papa“. er geht<br />

zum Bus, streckt die Arme in die Luft und ruft<br />

„NUR DER <strong>HSV</strong>!“.<br />

Ausgabe 74<br />

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