Theorie und Praxis Theorie und Praxis - Inwo
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<strong>Theorie</strong><br />
Monetarismus <strong>und</strong> Freiwirtschaft<br />
Freiwirtschaft ist mehr<br />
als Monetarismus<br />
Eine Gegenüberstellung<br />
8<br />
Eberhard Knöller, Jg.<br />
1933. Diplom-Straßenverkehrsingenieur,<br />
Kinesiologe.<br />
Deutscher, verheiratet,<br />
in Bern/Schweiz<br />
seit 1962.<br />
Freiwirtschaftler seit<br />
1974, ehemals Präsident<br />
der freiwirtschaftlichen<br />
Liberal-<br />
Sozialistischen Partei<br />
LSP der Stadt Bern<br />
(INWO-Vorgängerin),<br />
Verfasser zahlreicher<br />
freiwirtschaftlichgeldtheoretischer<br />
Artikel.<br />
Gelegentlich wird die Freiwirtschaftslehre als "Monetarismus" bezeichnet. Diese Gleichsetzung<br />
ist keineswegs gerechtfertigt <strong>und</strong> kann zu folgenschweren Verwechslungen führen.<br />
Die Freiwirtschaft schließt den Monetarismus mit ein, will jedoch seine Nachteile vermeiden<br />
<strong>und</strong> geht – aufgr<strong>und</strong> ihrer eingehenden Analyse der Wirtschaftszusammenhänge <strong>und</strong> deren<br />
konsequenter Umsetzung – weit über ihn hinaus. Die Übereinstimmung der beiden Wirtschaftslehren<br />
bezieht sich nur auf eine zielbewusste Steuerung der Geldmenge zum Erreichen<br />
eines festen Preisstandes im Rahmen einer freien Marktwirtschaft. Doch bezüglich der<br />
übrigen Wirtschaftsgrößen gehen sowohl die Zielsetzung wie auch die Beurteilung der<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> die geforderten Maßnahmen gr<strong>und</strong>legend auseinander. Dies zeigt die<br />
nachstehende Gegenüberstellung, die auf Lexikon-Angaben <strong>und</strong> eigenen Ergänzungen beruht.<br />
Monetarismus<br />
(nach Milton Friedman, *1912)<br />
Zielsetzung<br />
zielt ab auf stetiges Wirtschaftswachstum in einer<br />
freien Marktwirtschaft mit festem Preisniveau;<br />
dabei soll – unausgesprochen – die Kapitalrendite<br />
(Zins) gesichert werden, um das Kreditangebot für die<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> dadurch zugleich auch den Geldumlauf<br />
aufrecht erhalten zu können;<br />
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Freiwirtschaft<br />
("Natürliche Wirtschaftsordnung"<br />
nach Silvio Gesell, 1862–1930)<br />
zielt ab auf eine ausbeutungsfreie Marktwirtschaft<br />
durch Aufhebung des Interessengegensatzes zwischen<br />
Arbeitenden <strong>und</strong> Kapitalgebern, indem sie<br />
die versteckten Zwangsmechanismen der immer noch<br />
feudalistischen Wirtschafts- <strong>und</strong> Eigentumsordnung organisch<br />
zu überwinden sucht, die sich in den Privatmonopolen<br />
Zins <strong>und</strong> private Gr<strong>und</strong>rente als ungerechten<br />
Bereicherungsmöglichkeiten der Vermögenden <strong>und</strong><br />
damit verb<strong>und</strong>ener Schmälerung des Arbeitsertrags der<br />
Arbeitenden äußert;<br />
erstrebt zugleich eine krisenfreie Wirtschaft mit<br />
Vollbeschäftigung bei gleichbleibendem Geldwert,<br />
ohne Wirtschaftswachstum ausdrücklich anzustreben;<br />
vertraut – bei funktionsfähigem Wettbewerb – auf die<br />
Selbstheilungskräfte des Marktes;<br />
geht von einem gr<strong>und</strong>sätzlich stabilen Wirtschaftsablauf<br />
aus <strong>und</strong> führt Wachstums- <strong>und</strong> Konjunkturzyklen<br />
auf exogene (von außerhalb der Wirtschaft stammende)<br />
Einflüsse zurück;<br />
geht – anknüpfend an die Quantitätstheorie des Geldes<br />
– aus von einem engen Zusammenhang zwischen der<br />
Entwicklung der Geldmenge <strong>und</strong> der des nominalen<br />
Bruttoinlandprodukts <strong>und</strong> stellt daher die Geldpolitik<br />
ins Zentrum der wirtschaftspolitischen<br />
Steuerung;<br />
hält die Selbstheilungskräfte des Marktes für<br />
gr<strong>und</strong>legend gestört, solange Geldbesitzer nicht dem<br />
gleichen Wertverlust ausgesetzt sind, dem Anbieter von<br />
Waren <strong>und</strong> Arbeitskraft von Natur aus unterliegen;<br />
geht deshalb – unter heutigen Gegebenheiten – von<br />
einem gr<strong>und</strong>sätzlich instabilen Wirtschaftsablauf aus<br />
<strong>und</strong> führt Konjunkturstörungen auf endogene (von<br />
innerhalb der Wirtschaft stammende) Einflüsse zurück,<br />
die wesentlich auf zeitweiliger, vom Zinsniveau abhängiger<br />
Geldzurückhaltung der Anleger (Geldhortung,<br />
Anlagestreik) beruhen;<br />
hält – ebenfalls auf der Gr<strong>und</strong>lage der Quantitätstheorie<br />
des Geldes – die Sicherung eines ungestörten, stetigen<br />
Geldumlaufs für ausschlaggebend, um einen stabilen<br />
Geldwert dauerhaft zu erreichen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
das Zinsniveau nachhaltig zu senken;<br />
erkennt im Zwang zur Kapitalrendite (Zins) zugleich einen<br />
automatischen Zwang zum Wirtschaftswachstum;<br />
evolution • Nr.13 November 2002