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Bildungsmonitor 3 - Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit

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<strong>Bildungsmonitor</strong> <strong>Jugendsozialarbeit</strong> Nr. 3<br />

sion wolle die Landesregierung im kommenden Jahr einen Vorschlag zur Umsetzung der<br />

Inklusion vorlegen. Schon seit zwei Jahren werden in Mecklenburg-Vorpommern lernschwache<br />

Erstklässler nicht mehr in Förderschulen eingeschult – allerdings ohne große<br />

Vorbereitung der Grundschulen.<br />

Quelle:<br />

http://bildungsklick.de/a/82158/schwerin-kommission-fuer-neues-schulsystem/<br />

2.6 Modellvorhaben „Eine Schule für alle bis Klasse 13“ in Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

In Nordrhein-Westfalen sind einige Grundschulen dabei, eine Schule für alle für die Klassen<br />

1 bis 10 bzw. 1 bis 13 einzuführen. Während die Bildungspolitik aus Angst vor dem<br />

Widerstand mächtiger Wählerschichten die Übernahme von Verantwortung für eine menschenrechtlich<br />

ausgerichtete, demokratische Schulreform ablehnt, gibt es Bewegung „von<br />

unten“. Schulen wollen ausbrechen aus den verordneten strukturellen und institutionellen<br />

Zwängen und Pädagogik in den Mittelpunkt stellen.<br />

Das 6. Schulrechtsänderungsgesetz, das einvernehmlich von SPD und Grünen mit der<br />

CDU im Oktober 2011 verabschiedet wurde, sieht vor, dass „auf Antrag des Schulträgers<br />

und nach Anhörung der Schulen an bis zu 15 Schulen beginnend mit dem Schuljahr<br />

2013/2014 oder dem Schuljahr 2014/2015“ erprobt werden soll, ob durch den Zusammenschluss<br />

von Primarstufe und Sekundarstufe zu einer Schule „die Chancengerechtigkeit<br />

und die Leistungsfähigkeit des Schulwesens erhöht werden und die Schülerinnen und<br />

Schüler zu besseren Abschlüssen geführt werden können".<br />

Dieser Probelauf ist eigentlich von der Sache her nicht notwendig, denn seit Jahrzehnten<br />

gibt es die Laborschule Bielefeld, die als Versuchsschule des Landes NRW 1974 zusammen<br />

mit dem Oberstufen-Kolleg an der Universität Bielefeld gegründet worden ist. Sie<br />

hat praktisch und wissenschaftlich den Nachweis erbracht, dass pädagogische Qualität<br />

sich mit Chancengleichheit verbindet, wenn man gemeinsames Lernen für alle in leistungsgemischten<br />

Gruppen ohne Selektionsbrüche, ohne Klassenwiederholungen, ohne<br />

Abschulungen, ohne Notenzeugnisse ermöglicht. Politik und Bildungsverwaltung haben<br />

sich der in Bielefeld gewonnenen Erkenntnisse jedoch bislang nicht bedient und sie eher<br />

verschwiegen, da sie nicht ins politische Kalkül gepasst haben.<br />

Reformorientierte Grundschulen in NRW wollen jetzt die Gunst der Stunde nutzen und<br />

sich an dem Modellvorhaben des Schulministeriums beteiligen. Sie wollen sich nicht länger<br />

auf die Rolle des bloßen „Zubringers“ zu den weiterführenden Schulen reduzieren<br />

lassen. Durch ihre gute pädagogische Arbeit haben sie professionelles Selbstbewusstsein<br />

und Zutrauen in die eigenen Kräfte entwickelt. Ermutigt und bestätigt sehen sie sich auch<br />

durch eine wachsende Nachfrage nach längerem gemeinsamem Lernen und nicht zuletzt<br />

durch die menschenrechtliche Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention nach sozialer<br />

Inklusion und gleichberechtigter Teilhabe für alle.<br />

Allerdings verfolgen die einzelnen Grundschulen durchaus unterschiedliche Varianten bei<br />

der Umsetzung des Modellvorhabens. Welche diese sind, wird im Folgenden anhand einiger<br />

Beispiele exemplarisch beschrieben:<br />

Die Cornelia-Funke-Schule, eine dreizügige Grundschule in Minden, will sich mit der in<br />

unmittelbarer Nähe gelegenen dreizügigen Dependance der Kurt-Tucholsky-<br />

Gesamtschule zu einer Schule von 1-10 zusammenschließen. Die Wartburg-Grundschule<br />

in Münster will dagegen aus sich heraus eine Schule von 1 bis 10 aufbauen, während die<br />

Grundschulen Pannesheide in Herzogenrath und Berg Fidel in Münster sich mit ambitionierten<br />

Konzepten auch noch eine eigene Schulabschlussstufe bis zum Abitur zutrauen.<br />

Die evangelische Wartburg-Grundschule im Stadtteil Gievenbeck wird vorwiegend von<br />

Kindern der Mittelschicht besucht. Eltern können wählen zwischen einem Ganztagszug<br />

und einem Ganztagszug mit integrativem Unterricht für Kinder mit und ohne Behinderungen.<br />

Mit dem Selbstverständnis einer lernenden Organisation hat sich die Schule konzeptionell<br />

seit dem Ende der 1960er Jahre kontinuierlich weiterentwickelt. Diese erfolgreiche<br />

Entwicklungsarbeit wurde 2008 mit dem Hauptpreis des Deutschen Schulpreises belohnt<br />

und machte die Schule über NRW hinaus bundesweit bekannt.<br />

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