Curry bleibt Curry / Nunc est bibendum Wer spricht heute noch ... - KV
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HOCHSCHULE<br />
Wollte man <strong>noch</strong> Freitisch in der Mensa haben, d.h.<br />
von den 3 zur Verfügung g<strong>est</strong>ellten Essen das mittlere,<br />
von 80 Pfennig pro Mahlzeit, musste man eine<br />
weitere Fleißprüfung ablegen, natürlich auch jedes<br />
Sem<strong>est</strong>er neu. Wir haben in den Ferien auch keine<br />
Urlaubsreisen gemacht, weil für uns Studium kein<br />
Stress war, sondern selbstverständlich, denn wir<br />
wussten, dass wir dafür später höhere Berufe haben<br />
werden, die anderen vorenthalten sind und damit<br />
auch ein höheres Einkommen und Sozialpr<strong>est</strong>ige als<br />
der Durchschnittsbürger. Auch die britischen Universitäten<br />
haben seit einem Jahrzehnt eine strenge<br />
Studiengebührstaffelung; sie betragen am University<br />
College in London für verschiedene BA-Studiengänge,<br />
abg<strong>est</strong>uft nach der Herkunft der Studenten<br />
aus GB, EU und sonstigen Ländern, zwischen rund<br />
1.600 Euro und 17.000 Euro. In den MA-Studiengängen<br />
von 4.000 Euro bis rund 15.000 Euro, an kleineren<br />
Universitäten liegen sie niedriger.<br />
Auch in einem anderen Punkt können wir von den<br />
angelsächsischen Ländern lernen. Die deutsche Kultusministerkonferenz<br />
hat zwar endlich bundesweit<br />
einheitliche Prüfungsanforderungen für das Abitur in<br />
Mathematik, Englisch und Deutsch beschlossen, jedoch<br />
nicht einheitliche, national-standardisierte<br />
T<strong>est</strong>verfahren. So lang wir diese T<strong>est</strong>verfahren nicht<br />
haben, d.h. entsprechende Zulassungsverfahren und<br />
Kontrollverfahren in jedem Sem<strong>est</strong>er, so genannte<br />
,quality assessments‘ und ,assurance-Verfahren‘,<br />
sind deutsche Standards kaum zu verbessern. Der<br />
Hinweis, dass dies auf Grund der Kulturhoheit der<br />
Länder nicht möglich sei, kann kaum zählen, denn<br />
auch in den USA haben wir ein dezentrales Bildungssystem:<br />
trotzdem gibt es die achievement- und<br />
aptitude-t<strong>est</strong>s, die von großen T<strong>est</strong>zentren durchgeführt<br />
und ausgewertet werden, schon allein aus dem<br />
Grund, weil die USA permanent bemüht sind, ihre<br />
internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.<br />
Jeder Abiturient sollte<br />
sich <strong>heute</strong> fragen,<br />
ob er wirklich ein<br />
wissenschaftliches<br />
Studium benötigt,<br />
oder nur anfängt zu<br />
studieren, weil er<br />
nichts Besseres weiß.<br />
10 AM<br />
nur dann sind die von der Allgemeinheit für die<br />
Jungakademiker übernommenen Kosten des Studiums<br />
gerechtfertigt, dann sind wir zur Übernahme<br />
besonderer Aufgaben verpflichtet. Es wäre an der<br />
Zeit, endlich das Hochschulrahmengesetz wieder zu<br />
ändern, wie einige Länder, so Baden-Württemberg,<br />
Bayern und Sachsen beim Bundesverfassungsgericht<br />
durch eine Klage gegen das vom Bund beschlossene<br />
Studiengebührenverbot beabsichtigen, weil schließlich<br />
das Hochschulrecht Kernbereich der Länderzuständigkeit<br />
ist. In anderen Ländern sind die Studiengebühren<br />
überhaupt keine Frage, sondern eine<br />
Selbstverständlichkeit. Das gilt nicht nur für die<br />
USA, die gerne als Beispiel herangezogen werden,<br />
wo bereits der Schulbesuch auf qualifizierten Schulen<br />
teuer ist, im Schnitt zwischen fünf und zehn Tausend<br />
Dollar pro Jahr, sondern wo auch an guten Universitäten<br />
die Gebühren zwischen 15 und 25.000<br />
Dollar pro Jahr liegen, die der Student ohne die Kosten<br />
für seinen Lebensunterhalt, Unterkunft etc. aufwenden<br />
muss. Allerdings gewähren die guten Universitäten<br />
auch entsprechend viele Stipendien, jedoch<br />
stets mit der Auflage, dass über die Vergabe<br />
von Stipendien ein Qualifikationst<strong>est</strong> entscheidet,<br />
der regelmäßig wiederholt werden muss. Das war<br />
auch in den 50er und 60er Jahren in der Bundesrepublik<br />
selbstverständlich, wenn man einen Gebührenerlass<br />
bekommen wollte. Die durchschnittlichen<br />
Gebühren pro Sem<strong>est</strong>er betrugen in der zweiten<br />
Hälfte der 50er Jahre, als ich studierte, rund 200<br />
DM, was damals sehr viel Geld war. Um Gebührenerlass<br />
zu erhalten, musste man jedes Sem<strong>est</strong>er so<br />
genannte Fleißprüfungen über zwei Vorlesungen ablegen.<br />
Jeder Abiturient sollte sich <strong>heute</strong> fragen, ob er wirklich<br />
ein wissenschaftliches Studium benötigt, oder<br />
nur anfängt zu studieren, weil er nichts Besseres<br />
weiß. Wenn er nur viel Geld verdienen will, sollte er<br />
besser Koch oder Installateur werden, deren Einkommen<br />
weit über dem eines Durchschnittsakademikers<br />
liegt. Diejenigen, die nach dem Abitur mit<br />
einer beruflichen Ausbildung beginnen und anschließend<br />
mit einem Teil des verdienten Geldes ihr<br />
Studium finanzieren, haben sicherlich die bessere<br />
Wahl getroffen, weil ihnen der Übergang in das Berufsleben<br />
später leichter fällt, sie häufig an ihre<br />
frühere Stelle anknüpfen können und vom früheren<br />
Arbeitgeber übernommen werden. Es ist zweifelsohne<br />
<strong>heute</strong> immer <strong>noch</strong> so, dass die gehobenen Positionen<br />
in der Gesellschaft einen Hochschulabschluss<br />
voraussetzen, jedoch keineswegs immer nur so,<br />
dass es ein Universitätsabschluss sein muss, zumal<br />
die Fachhochschulen <strong>heute</strong> in der Bundesrepublik<br />
teilweise eine bessere Qualität mit größerem Pra-