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Curry bleibt Curry / Nunc est bibendum Wer spricht heute noch ... - KV

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HOCHSCHULE<br />

<strong>Wer</strong> in Deutschland<br />

etwas leisten will, darf<br />

nicht auf Unterstützung<br />

durchden Staat hoffen,<br />

sondern muss sich gegen<br />

ihn durchsetzen.<br />

schaft, Eigeninitiative und des mangelnden Verantwortungsbewusstseins.<br />

Altkanzler Helmut Schmidt<br />

hat in seiner Laudatio auf Altbundespräsident<br />

Roman Herzog bei der Preisverleihung des Franz Josef<br />

Strauß-Preises 2003 zu Recht betont, dass wir<br />

weder „eine unsolidarische Ellbogen-Gesellschaft“<br />

<strong>noch</strong> eine „bewegungsunfähige Sitzfleisch-Gesellschaft“<br />

in der Bundesrepublik brauchen und „uns<br />

nicht länger als Opfer verstehen“ dürfen, von der<br />

Weltkonjunktur, der Wiedervereinigung etc, sondern<br />

„Mut und Entschlossenheit“ zeigen sollen. Edmund<br />

Stoiber hat in dieser Feier auf die in Deutschland<br />

herrschende „mentale Depression“ und ein zu<br />

großes „Sicherheitsdenken“ hingewiesen und gefordert:<br />

„Mehr Selbstverantwortung muss als Gewinn<br />

für das Ganze und nicht als Last vermittelt werden.“<br />

Dabei müssten sich die Eliten – und dazu wollen wir<br />

Akademiker uns doch zählen – an die Spitze der Aufbruchbewegung<br />

setzen. Wenn wir immer nur von<br />

Freizeit reden und Urlaube bzw. Reisen planen und<br />

von Arbeitszeitverkürzung, dann brauchen wir uns<br />

nicht wundern, dass die junge Generation dieses<br />

aufgreift.<br />

Wie alarmierend die Situation bei uns ist, geht aus<br />

dem World Competitive Yearbook des Lausanner<br />

Management Institutes IMD hervor, wonach wir von<br />

30 Ländern auf Platz 12 abg<strong>est</strong>ürzt sind. IMD führt<br />

die Einschätzung vorwiegend auf den überregulierten<br />

Arbeitsmarkt sowie die hohe Steuer- und Abgabenlast<br />

zurück. Der Autor in der FAZ schreibt dazu:<br />

„<strong>Wer</strong> in Deutschland etwas leisten will, darf nicht<br />

auf Unterstützung durch den Staat hoffen, sondern<br />

muss sich gegen ihn durchsetzen“. Hier ist also die<br />

Politik gefordert, um dem Gesamtwohl zu dienen<br />

und nicht speziellen Gruppen. Lassen Sie mich <strong>noch</strong><br />

den früheren amerikanischen Offizier Ralph Peters<br />

zitieren, der uns vorhält: „die Europäer halten sich<br />

lieber an tröstliche Illusionen, als an harte Realitäten.<br />

Sie reden viel, tun wenig und machen die Vereinigten<br />

Staaten für ihre eigenen Missstände verantwortlich.<br />

Das Jammern und Klagen in Europa, die<br />

Begeisterung, mit der man den Amerikanern jede<br />

erdenkliche Bosheit unterstellt, während man alle<br />

Tugenden für sich beansprucht, und der erstaunliche<br />

Mangel an Selbstkritik lösen bei den Amerikanern<br />

B<strong>est</strong>ürzung aus.“ Daher kämen die intelligent<strong>est</strong>en<br />

jungen Leute aus Europa in die USA, um dort zu<br />

leben und zu arbeiten.<br />

Der Inhaber der Unternehmensberatung Jochen<br />

Kienbaum hat unlängst darauf hingewiesen, dass<br />

die grundlegende Frage für jeden sein muss: „Was<br />

kann ich?“ Es ist ein eisernes Gesetz, sich Klarheit<br />

über seine fachlichen und sozialen Kompetenzen zu<br />

bilden und erst dann hieraus die Tätigkeitsfelder<br />

abzuleiten, die diese Fähigkeiten nachfragen. Er<br />

fordert von jungen Leuten, die erfolgreich sein wollen,<br />

„ein überdurchschnittliches Engagement“, die<br />

Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen sowie<br />

originelle Ideen zu entwickeln.<br />

Damit bin ich bei einem letzten Punkt, der immer<br />

wieder angesprochen, aber nur von wenigen realisiert<br />

wird, den so genannten Zusatzfähigkeiten. Abgesehen<br />

von den genannten Qualifikationen und der<br />

fachlichen Breite, Flexibilität und Mobilität – alle<br />

diese Eigenschaften sind bei uns verloren gegangen<br />

oder verkümmert – sind die Auslandserfahrung, d.h.<br />

sowohl das Auslandsstudium wie die Arbeit in ausländischen<br />

Einrichtungen und Unternehmen, oft von<br />

entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche Karriere.<br />

Zusätzliche Sprachkenntnisse und zusätzliche<br />

Erfahrungen im Ausland sind <strong>heute</strong> ein großes Prae<br />

für jeden Berufseinsteiger. Dafür sollten Jungakademiker<br />

auch die akademischen Ferien nutzen, nicht<br />

nur zum Sonnenbaden und Feiern.<br />

Mein Fazit: Der Jungakademiker hat Einsatzbereitschaft,<br />

Verantwortungsbewusstsein, eine neue<br />

Bescheidenheit und auch wieder einen gewissen<br />

Vorbildcharakter hinsichtlich Arbeits- und Lebenshaltung<br />

zu zeigen und sich sozial und politisch zu<br />

engagieren, wenn er künftig zur Elite gehören und<br />

diese Gesellschaft verändern will.<br />

Verändert er sie nicht, wird er den <strong>heute</strong> <strong>noch</strong> existierenden<br />

beruflichen und gesellschaftlichen Vorsprung<br />

und wirtschaftlichen Wohlstand in Zukunft<br />

nicht haben, denn die Herrschaftsstrukturen, wie sie<br />

jetzt in der Bundesrepublik existieren, werden auf<br />

Grund der Immobilität weiter Bevölkerungsschichten<br />

nur sehr mühsam zu verändern sein, und diese Aufgabe<br />

wartet auf unsere Jungakademiker. Vivant,<br />

crescant, floreant.<br />

12 AM<br />

Kb Hans Pohl (Un) ist emeritierter Professor der Universität<br />

Bonn und war 1961/62 Vorortspräsident des <strong>KV</strong>.

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