Mittendrin - 2013-1 - 130215 - opd.cdr - Portal Kirche-Uelzen.de
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„<strong>Mittendrin</strong>“ · 1-<strong>2013</strong><br />
Angedacht<br />
Lei<strong>de</strong>nswege<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Das Titelbild zeigt eine Szene am Strand.<br />
Der nasse Sand ist von Spuren durchfurcht.<br />
In <strong>de</strong>r Mitte Menschen, die zu Bo<strong>de</strong>n gegangen<br />
sind. Einer liegt. Ein an<strong>de</strong>rer versucht<br />
sich mühsam aufzurichten. Ein dritter kauert<br />
und sieht hin. Und dann die Frau im roten<br />
Pullover, die die Hand vors Gesicht hält. Ich<br />
frage mich, was ihr die Stimme verschlägt…<br />
Im Hintergrund zwei Menschengruppen.<br />
Schwarz und beunruhigend.<br />
Ob sie näherkommen o<strong>de</strong>r<br />
weggehen? Ob sie helfen o<strong>de</strong>r drohen?<br />
Dieses Kanzelbild, 2006 vom<br />
Künstler Hermann Buß für die Ol<strong>de</strong>nstädter<br />
<strong>Kirche</strong> geschaffen, lässt<br />
vieles offen. Gera<strong>de</strong> darum können<br />
sich in diesem Bild viele wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n.<br />
„Das erinnert mich an die Flucht über<br />
das Haff“, hörte ich jeman<strong>de</strong>n vor diesem<br />
Bild. An<strong>de</strong>re dachten an Mobbing, eine Szene<br />
wie auf einem Schulhof. Dem Künstler<br />
selbst stan<strong>de</strong>n hier die Fernsehbil<strong>de</strong>r vor Augen:<br />
Schiffsflüchtlinge, die über das Mittelmeer<br />
kommen. Ihre Landung an frem<strong>de</strong>r Küste.<br />
Bei uns in Europa.<br />
Aber ein solches Kanzelbild löst auch<br />
Gegenwehr aus. Nicht allen gefällt es. Es ist<br />
nicht leicht, das Leid immer vor Augen zu haben.<br />
Weil es uns nah geht, manchmal über<br />
<strong>de</strong>n Kopf wächst. Zu sehr können eigene<br />
Erfahrungen einen herunterziehen. Wo bleibt<br />
das Positive, <strong>de</strong>r gute Ausgang?<br />
Und wirklich: Ein guter Ausgang springt<br />
auf diesem Bild nicht ins Auge. Auch beim<br />
zweiten Blick nicht. Aber dann schaue ich<br />
noch einmal auf <strong>de</strong>n Mann, <strong>de</strong>r sich nie<strong>de</strong>r-<br />
kauert: Er sieht hin, nimmt Anteil. Manchmal<br />
tut das gut, wenn an<strong>de</strong>re nicht einfach nur<br />
vorbeischauen. Son<strong>de</strong>rn mitlei<strong>de</strong>n, hinhören,<br />
hinsehen. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“.<br />
Dieses Kanzelbild macht Lei-<br />
<strong>de</strong>n öffentlich, zeigt „Gekreuzigte<br />
unserer Zeit“ (Buß). Das hilft, sich<br />
nicht daran zu gewöhnen. Das hilft,<br />
zu helfen – o<strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>r Not<br />
nach Hilfe auszustrecken.<br />
In <strong>de</strong>r Bibel hören wir von einem<br />
Gott, <strong>de</strong>r die Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n nicht über-<br />
sieht. Parteiisch schaut er hin:<br />
Freiheit soll sein! Und jetzt, in <strong>de</strong>n Wochen<br />
vor Ostern, hören wir die Geschichte von Jesus.<br />
Ein Lei<strong>de</strong>nsweg, <strong>de</strong>r Gott an die Seite<br />
<strong>de</strong>r Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n bringt. Er will mittragen, was<br />
Menschen alleine nicht aushalten.<br />
Ja, weil Gott hinsieht, müssen wir nicht<br />
wegsehen.<br />
Gunther Schen<strong>de</strong>l<br />
Pastor in Ol<strong>de</strong>nstadt / Groß Lie<strong>de</strong>rn<br />
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