Mittendrin - 2013-1 - 130215 - opd.cdr - Portal Kirche-Uelzen.de

„Mittendrin“ · 1-2013
Thema: Leidenswege
Vom Leidensweg zum Lernpfad
Pastorin Dr. Klara Butting über den Meditationsweg an der Woltersburger Mühle
der Lehre habe ich vieles angefan-
gen und genauso viel wieder abge-
brochen. Dann kam der ganze Dro-
genscheiß. Als ich noch im Metha-
donprogramm war, habe ich bei IDA
angefangen. Es lief gut und ich fing
an, meinem Leben eine andere Richtung
zu geben. Ich habe eine Entgiftung
gemacht und eine ambulante The-
rapie begonnen. Als ich von der Woltersburger
Mühle hörte, habe ich mich sofort danach
erkundigt. Ich wollte nicht die ganze Zeit zuhause
sitzen, sondern mein Leben ändern.
Dafür braucht man einen geregelten Tag und
eine sinnvolle Tätigkeit.“
Zwischen den Zeilen wird in seinem Be-
richt deutlich, was wir häufiger hören: dass Ar-
beitslosigkeit für viele eine schlimme Zeit ist.
Eine Faust, die im Zorn geballt ist, bringt
diese Erfahrung zum Ausdruck. Sie gehört
zur Station „Dank“ des Lernpfads. Sie zeigt
Zorn und Frust, aber auch die Hoffnung, die
zu der Arbeit mit den jungen Menschen gehört,
die hier in verschiedenen Werkstätten
einen Lernort gefunden haben.
Die zornige Faust wird
ganz vorsichtig berührt und eine
Geschichte von Unterstützung
beginnt. Hände greifen
ineinander und am Ende
hält eine Hand einen Blumenstrauß
und erzählt von Dank-
barkeit.
Ein Hoffnungszeichen für
die Arbeit mit den Jugend-
lichen sind diese in Mooreiche
geschnitzten Hände.
„Lernpfad Arbeitslosigkeit“ ist ein
komischer Name für einen Meditationsweg.
Besucherinnen und Besucher
des Zentrums für biblische Spiritualität
und gesellschaftliche Verantwortung
an der Woltersburger
Mühle haben sich schon manches
Mal darüber gewundert. Ein Heftchen
mit Karte zeigt ihnen den Weg und gibt
Denkanstöße zu den sieben Stationen.
Natürlich geht es nicht darum, Arbeitslosigkeit
zu erlernen. Es geht um eine Ausein-
andersetzung mit Menschen, die keine Arbeit
finden. Sie gehören zur Woltersburger Mühle.
In den Jahren 2007 bis 2012 sind die Gebäude
von arbeitslosen Frauen und Männern
renoviert worden. Ein Zentrum für arbeitslose
Jugendliche ist entstanden. Wir vom Zentrum
für biblische Spiritualität und gesellschaftli-
che Verantwortung haben uns als Mieter auf
dem Gelände angesiedelt. Für mich ist diese
Nachbarschaft ganz wichtig. Ich bin davon
überzeugt, dass unsere Glaubensüberliefe-
rung uns an die Seite der Menschen stellt, die
irgendwie aus der Bahn geflogen sind.
Der „Lernpfad Arbeitslosigkeit“
erzählt davon. Seine erste
Station erinnert an die Frauen
und Männer, die an der Müh-
le mitgearbeitet haben.
Linus ist einer von ihnen. Er
ist im Alter von 29 Jahren im
Rahmen einer Qualifizierungsmaßnahme
auf dem Gelände
der Mühle zu uns gekommen.
„Ich bin ausgebildeter Elektro-
installateur“, erzählt er. „Nach
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