Journal 3-2013.pdf
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KBZ: DAS KONTINENZ-UND-BECKENBODENZENTRUM<br />
Kaum eine andere Erkrankungsform hat einen derart großen Tabustatus in der Unterhaltung,<br />
sei es in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis oder beim Hausarzt.<br />
Denn laut einer Umfrage aus dem Jahr 2009 ist es fast jedem vierten Deutschen unangenehm<br />
oder sogar sehr unangenehm, über das Thema Inkontinenz zu reden.<br />
Dabei sind mindestens 5 Millionen Einwohner von einem dauerhaften oder vorübergehenden Verlust<br />
über die kontrollierte Entleerung von Blase oder Darm betroffen.<br />
Experten rechnen zudem mit einer recht hohen Dunkelziffer. Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft<br />
hat es sich zum Ziel gesetzt, über dieses Thema mit besonderer Hemmschwelle offen zu reden,<br />
um so den Sprung aus der Tabuzone zu schaffen und den vielen Betroffenen<br />
maßgeschneiderte Therapien aufzuzeigen.<br />
Mit dem im vergangenen Jahr auf den<br />
Weg gebrachten Kontinenz- und Beckenbodenzentrum<br />
am St.-Antonius-Hospital<br />
steht kontinenzgeschwächten Patienten<br />
ein interdisziplinäres Expertenteam<br />
mit modernsten Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten<br />
zur Verfügung.<br />
Nach einer positiven Resonanz auf die<br />
erste Patienteninformationsveranstaltung<br />
zum Thema „Kontinenz- und<br />
Beckenbodenschwäche“ fand auch die<br />
kürzlich angebotene Infoveranstaltung<br />
zum Thema „Kontinenz“ anlässlich der<br />
Weltkontinenzwoche regen Anklang<br />
bei Betroffenen und Angehörigen.<br />
„Denn oft sind es die Angehörigen, die<br />
es nach langem Zögern wagen, offen<br />
über dieses für viele Menschen<br />
schwierige Thema zu reden“, erzählt<br />
Dr. Gabriele Küpper – Chefärztin der<br />
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe<br />
am St.-Antonius-Hospital – die<br />
gemeinsam mit ihren Chefarzt-Kollegen<br />
aus der Klinik für Urologie und Kinderurologie<br />
sowie der Klinik für Allgemeinund<br />
Thoraxchirurgie das KBZ leitet.<br />
Federführend koordiniert wird das Kontinenz-<br />
und Beckenbodenzentrum von<br />
Dr. Jennifer Kranz aus der urologischen<br />
Klinik sowie Oberärztin Perihan Sözer<br />
aus der Gynäkologie.<br />
Individuell therapieren<br />
„Dabei gibt es nicht die klassische<br />
Inkontinenz, sondern ganz viele Formen<br />
dieser mangelnden Fähigkeit, den<br />
Inhalt von Blase oder Darm selbstbestimmt<br />
und kontrolliert zu entleeren.<br />
Umso wichtiger ist eine genaue diagnostische<br />
Abklärung der jeweiligen<br />
Kontinenzschwäche und ihrer Ursachen“,<br />
erklärt Prof. Dr. Joachim<br />
Steffens, Chefarzt der Klinik für Urologie<br />
und Kinderurologie.<br />
Hierzu setzt das KBZ-Team auf bewährte<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
im Hospital und gemeinsame<br />
Diagnostik zur Einleitung der individuell<br />
empfehlenswertesten therapeutischen<br />
Maßnahmen.<br />
Je nach Form der Inkontinenz bieten<br />
sich unterschiedliche Formen von konservativen<br />
Therapien an. Hierzu gehören<br />
sowohl medikamentöse Behandlungen,<br />
Hormontherapien und Toilettentraining<br />
wie auch Beckenbodengymnastik<br />
und der Einsatz von Pessaren<br />
als Hilfsmittel.<br />
Andere Formen der Kontinenzschwäche<br />
erfordern unterschiedlichste Operationsverfahren.<br />
„Hierzu können je nach Patient und<br />
Krankheitsbild neben der Unterspritzung<br />
des Schließmuskels oder<br />
Injektionen in die Harnblase ebenso<br />
Bauch- und Vaginal-Operationen so-<br />
Dr. med. Gabriele Küpper<br />
Prof. Dr. med. Joachim Steffens<br />
wie laparoskopische Operationsverfahren<br />
- also Eingriffe im Rahmen einer<br />
Bauchspiegelung - in Betracht kommen“,<br />
erläutert Oberärztin Sözer und<br />
weist auch auf die wöchentliche Kontinenzsprechstunde<br />
des KBZ hin, die<br />
jeweils mittwochs von 13 bis 15 Uhr<br />
angeboten wird.<br />
Das KBZ ist anerkannte Beratungsstelle<br />
der Deutschen Gesellschaft für<br />
Kontinenz e.V. und bietet gezielte<br />
Beckenbodengymnastik über das<br />
Zentrum für Sport und Gesundheit am<br />
St.-Antonius-Hospital an.<br />
Hemmschwellen überwinden<br />
Schätzungen zu Folge sind etwa 25<br />
bis 30 Prozent aller über 60-jährigen<br />
Frauen von einer Kontinenzschwäche<br />
betroffen. Neben gezielter Ernährungsberatung<br />
gehören Beckenbodengymnastik,<br />
Biofeedback und Elektrostimulation<br />
zu den festen Bestandteilen<br />
vieler Therapien.<br />
„In Zusammenarbeit mit dem Zentrum<br />
für Sport und Gesundheit am St.-Antonius-Hospital<br />
e.V. bieten wir gezieltes<br />
Beckenbodentraining an“, erklärt<br />
Dr. Küpper. Aber auch die Herren der<br />
Schöpfung werden sich zunehmend<br />
der Bedeutung einer optimalen Therapie<br />
bewusst, denn die männliche Harninkontinenz<br />
ist fast ausschließlich<br />
Folge einer Prostatakrebs-Operation<br />
und kann durch Implantation von Kunststoffbändern<br />
oder eines künstlichen<br />
Schließmuskels verbessert werden.<br />
Auch wenn manche Werbespots im TV<br />
dies auf den ersten Blick suggerieren:<br />
eine Heilung oder Linderung, beispielsweise<br />
auch bei der Problematik<br />
des nächtlichen Wasserlassens, wird<br />
oft verzögert durch lange Selbstmedikation<br />
und das Herausschieben einer<br />
fachärztlichen Abklärung. „Dabei richtet<br />
sich auch hier die Therapie ausschließlich<br />
nach der zugrunde liegenden<br />
Erkrankung und sollte nicht durch<br />
langwierige Einnahme frei verkäuflicher<br />
Arzneimittel unnötig herausgeschoben<br />
werden. Glücklicherweise<br />
trauen sich auch betroffene Herren<br />
endlich, über dieses vielfach noch tabuisierte<br />
Thema zu sprechen, nicht nur<br />
in unserer Prostata-Selbsthilfgruppe“,<br />
freut sich Prof. Dr. Joachim Steffens.<br />
Nähere Informationen zum Kontinenzund<br />
Beckenbodenzentrum unter:<br />
www.sah-eschweiler.de/zentren/<br />
kontinenz-und-beckenbodenzentrum/<br />
Email: kbz@sah-eschweiler.de<br />
sowie telefonisch unter<br />
02403/76-1262 oder -1236<br />
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