Sommer - Kolpingwerk Südtirol
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INTERNATIONAL<br />
de Biographie Kolpings zu verfassen.<br />
Im Gebet der Kolpingsfamilie, das wir<br />
oft beten, werden in vier Begriffspaaren<br />
acht Grundhaltungen Kolpings<br />
genannt. Die Grundhaltungen sind für<br />
uns heute von aktueller Bedeutung<br />
und sollen es auch in Zukunft sein.<br />
Sie lauten: Gläubigkeit und Selbstvertrauen,<br />
Lebensernst und Freude,<br />
Selbstverantwortung und Solidarität,<br />
Geschichtsbewusstsein und Fortschrittswille.<br />
Sie sind zweifellos typische<br />
Merkmale Kolpings, die er in<br />
bruchloser Weise zu integrieren versuchte<br />
und in ihrem Zusammenspiel<br />
für sein Leben und Wirken fruchtbar<br />
zu machen wusste.<br />
Erstes Begriffspaar der Grundhaltung:<br />
Gläubigkeit und Selbstvertrauen.<br />
Da drückt sich die tiefe religiöse Verwurzelung,<br />
nicht im Passiven Sich-Ergeben,<br />
in dem vermeintlichen Willen<br />
Gottes aus. Es sind vor allem Tüchtigkeit<br />
und Pflichtbewusstsein gefragt<br />
und gefordert. Da spielt das Vertrauen<br />
eine entscheidende Rolle, dass Gott<br />
dem seine Hilfe nicht versagt, der mit<br />
redlichem Willen unter Ausschöpfung<br />
aller eigenen Möglichkeiten das Notwendige<br />
zu tun versucht.<br />
Zweites Begriffspaar der Grundhaltung:<br />
Lebensernst und Freude.<br />
Das ist einmal das Notwendige des<br />
Ringens, um den rechten Weg, des<br />
ernsten Mühens, um die eigene Lebensrichtung<br />
gefragt. Aber das Leben<br />
soll nicht als bloßes Jammertal verstanden<br />
werden, vielmehr wird auch<br />
der Lebensfreude der ihr angemessene<br />
Raum gewährt. Denn oft genug hat<br />
Kolping betont: „Ohne Freude kann<br />
das Menschenherz nicht sein, am allerwenigsten<br />
in der Jugend“.<br />
Drittes Begriffspaar der Grundhaltung:<br />
Selbstverantwortung und Solidarität.<br />
Da wird die Verantwortlichkeit eines<br />
jeden Einzelnen sehr deutlich für sich<br />
selbst und für die Gestaltung der sozialen<br />
Verhältnisse betont und wahrgenommen.<br />
Diese sollte aber nicht<br />
in individualistischer Verkürzung geschehen,<br />
die letztlich zum hemmungslosen<br />
Streben nach dem eigenen Vorteil<br />
führt, sondern im klaren Bewusstsein<br />
der Notwendigkeit des Miteinanders.<br />
Das zwischenmenschliche Aufeinanderangewiesensein<br />
ist gefragt! Nur in<br />
gemeinsamer Anstrengung sind wirklich<br />
positive Veränderungen möglich<br />
und erreichbar.<br />
Viertes Begriffspaar der Grundhaltung:<br />
Geschichtsbewusstsein und Fortschrittswille.<br />
Da wird das Streben nach Veränderung<br />
des Bestehenden, nicht vom illusionären<br />
Fortschrittsglauben zum Ausdruck<br />
gebracht. Es geht um die nüchterne<br />
Analyse, auch das Vergangene in<br />
seiner Bedeutung für Gegenwart und<br />
Zukunft nicht zu übersehen. Wo nicht<br />
Altes schon deshalb verworfen wird,<br />
nur weil es alt ist.<br />
Abschließend kann festgehalten werden:<br />
einer naiven, vielleicht kritischen<br />
Geisteshaltung mögen solche Grundhaltungen<br />
veraltet und/oder widersprüchlich<br />
vorkommen. Ja, vielleicht<br />
auch überholt sein. Beim rechten<br />
Hinsehen aber zeigt sich, dass wir es<br />
mit Elementen (Grundhaltungen) zu<br />
tun haben, die in ihrem vielfältigen<br />
Zusammenspiel tatsächlich uns erst<br />
in die Lage versetzen, dem Menschen<br />
in der ganzen Vielfalt seines Daseins<br />
gerecht zu werden. Wir versetzen den<br />
Menschen in die Lage sein Leben verantwortlich<br />
zu gestalten. Wobei verantwortliche<br />
Lebensgestaltung im Sinne<br />
Adolph Kolpings, weder in totaler Abhängigkeit<br />
von übergeordneten Instanzen,<br />
noch in absoluter Ungebundenheit<br />
Raum finden kann. Der Spruch,<br />
den wir dabei berücksichtigen sollten,<br />
lautet: „Die Liebe steckt an, wie die<br />
Freude.“<br />
Leben wir also vier Grundhaltungen:<br />
Gläubigkeit und Selbstvertrauen,<br />
Lebensernst und Freude, Selbstverantwortung<br />
und Solidarität, Geschichtsbewusstsein<br />
und Fortschrittswille! So<br />
können wir das Gebet der Kolpingsfamilie<br />
viel überlegter und unprünstiger<br />
beten.<br />
■ OvD<br />
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