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4. Auswirkungen der kommunistischen Regierung in Kasachstan

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Die Wurzeln und die Entstehung des Vielvölkerstaats <strong>Kasachstan</strong>s Maturitätsarbeit 2007<br />

<strong>4.</strong> <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>kommunistischen</strong> <strong>Regierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Kasachstan</strong><br />

<strong>4.</strong>1 Kollektivierung und Vernichtung des Nomadenlebens 32<br />

Am 26. August 1920, am Ende des Bürgerkrieges, wurde die Kirgisische (damals Synonym<br />

gebraucht für kasachisch) ASSR 33 <strong>in</strong> <strong>der</strong> RSFSR 34 proklamiert. 1925 wurde diese um e<strong>in</strong>ige<br />

Gebiete erweitert und <strong>in</strong> die Kasachische ASSR umbenannt. 35 Schliesslich erhielt sie 1936<br />

den Status e<strong>in</strong>er Sowjetrepublik. 36<br />

1922 kontrollierten die Bolschewiki bereits die Steppen. Aber bis 1925 wurden die Nomaden<br />

nur ger<strong>in</strong>g von <strong>der</strong> neuen <strong>Regierung</strong> bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Ende <strong>der</strong> 20er Jahre, proklamierte Josef Stal<strong>in</strong>, <strong>der</strong> 1922 als Generalsekretär des<br />

Zentralkomitees <strong>der</strong> UdSSR gewählt worden war, im Rahmen des ersten Fünfjahresplans<br />

(1929-1933), die Kollektivierung <strong>der</strong> Landwirtschaft. Diese Massnahme war wegen <strong>der</strong><br />

Mobilität <strong>der</strong> Nomaden <strong>in</strong> <strong>Kasachstan</strong> kompliziert umzusetzen und führte zu schlagartigen<br />

Än<strong>der</strong>ungen. Um die eigenen Güter besser kontrollieren zu können, beschloss die sowjetische<br />

<strong>Regierung</strong>, das traditionelle Nomadenleben zu zerstören, und durch Gewalt die Kasachen <strong>in</strong><br />

Kolchosen (kollektive Bauernhöfe) zusammen zu fassen. Alles Vieh sollte Staatseigentum<br />

werden und wurde konfisziert. Doch die Kasachen wollten nicht tatenlos zusehen, wie ihr<br />

Vieh <strong>in</strong> den Händen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ge endete. Als Wi<strong>der</strong>stand schlachteten sie selber ihre<br />

Herden, und die Tiere, die sie nicht <strong>in</strong> kürzester Zeit essen konnten liessen sie <strong>in</strong> den Steppen<br />

zurück. So starben 80% <strong>der</strong> Tiere <strong>der</strong> Kasachen. 37 Dies wurde zu e<strong>in</strong>er grossen Katastrophe,<br />

und e<strong>in</strong>e Hungernot folgte, da die Tiere e<strong>in</strong> sehr wichtiger Teil <strong>der</strong> Lebensgrundlage <strong>der</strong><br />

Nomaden waren. Viele Kasachen flohen nach Ch<strong>in</strong>a, Usbekistan und Turkmenistan.<br />

Mitte <strong>der</strong> 1930er Jahren wurde die Kollektivierung zu Ende geführt. Alle Firmen, Fel<strong>der</strong>,<br />

Kolchosen und Plantagen wurden Staatseigentum. Infolge <strong>der</strong> Emigration und des Hungers<br />

war mehr als e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> kasachischen Bevölkerung verschwunden. Während <strong>der</strong> Restzeit<br />

<strong>der</strong> Sowjetära blieben die Kasachen e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit <strong>in</strong> ihrem eigenen Land.<br />

Bei den Nomaden war die Kollektivierung auch damit verbunden, dass man sie sesshaft<br />

machte und ihre traditionellen Clanstrukturen zerstörte. Die Bolschewiki vollendeten<br />

schlussendlich das <strong>in</strong> <strong>Kasachstan</strong> begonnene Werk des Zaren, <strong>der</strong>en Politik <strong>der</strong><br />

Unterdrückung des Volkes sie heftig kritisierten.<br />

Unter den Kasachen vere<strong>in</strong>igten sich Feldbesitzer, Intellektuelle und Muslime, um<br />

bewaffneten Wi<strong>der</strong>stand zu leisten. Das Volk erhob sich. An<strong>der</strong>erseits leisteten junge<br />

Intellektuelle durch ihre Forschungen <strong>in</strong> Wissenschaft o<strong>der</strong> Literatur und durch das Schaffen<br />

von Kunstwerken Wi<strong>der</strong>stand gegen den Totalitarismus.<br />

32<br />

Folgende Informationen stammen aus Der Vielvölkerstaat <strong>Kasachstan</strong> S. 55-56 und 71, History of<br />

Civilizations of Central Asia S. 256 ff, Central Asia: A Global Studies Handbook S. 175-176 und Russland als<br />

Vielvölkerreich S. 306 und 307<br />

33<br />

Autonome Sozialistische Sowjetrepublik<br />

34<br />

Russische Sozialistische Fö<strong>der</strong>ative Sowjetrepublik<br />

35<br />

Die Völker <strong>der</strong> Sowjetunion, e<strong>in</strong> Lexikon S. 92<br />

36<br />

Die Völker <strong>der</strong> Sowjetunion, e<strong>in</strong> Lexikon S. 92 und History of Civilizations of Central Asia S. 258<br />

37 Der Vielvölkerstaat <strong>Kasachstan</strong> S. 55<br />

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