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4. Auswirkungen der kommunistischen Regierung in Kasachstan

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Die Wurzeln und die Entstehung des Vielvölkerstaats <strong>Kasachstan</strong>s Maturitätsarbeit 2007<br />

E<strong>in</strong> weiteres grosses Problem <strong>in</strong> <strong>Kasachstan</strong> ist die Korruption: „Die Korruption ist sehr stark<br />

verbreitet, so dass <strong>Kasachstan</strong> sich am unteren Ende des neuen Korruptions<strong>in</strong>dexes <strong>der</strong><br />

Organisation Transparency International bef<strong>in</strong>det. Ob Universitätsdiplome,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenplätze o<strong>der</strong> Baubewilligungen: Staatliche Leistungen erhält man ungleich<br />

schneller und unkomplizierter, wenn man dafür e<strong>in</strong>e Gegenleistung erbr<strong>in</strong>gt.“ Vermutlich<br />

spielen die Beziehungen und die Ethnieangehörigkeit auch e<strong>in</strong>e merkbare Rolle <strong>in</strong> diesen<br />

Situationen. Sogar die hohen <strong>Regierung</strong>smitglie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bestehungsaffären verwickelt,<br />

obwohl sie beteuern, dass sie die Korruption aktiv bekämpfen. 98 „Vor amerikanischen<br />

Gerichten ist zurzeit <strong>der</strong> Fall „Kazakhgate“ gegen den amerikanischen Geschäftsmann und<br />

Nasarbajew-Berater James Giffen hängig. Giffen wird vorgeworfen, Dutzende von Millionen<br />

Dollars auf Konten <strong>der</strong> kasachischen Führung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz überwiesen zu haben, um <strong>der</strong><br />

amerikanischen Erdöl<strong>in</strong>dustrie För<strong>der</strong>rechte an den zentralasiatischen Rohstoffen zu<br />

vermitteln.“ 99<br />

5.4 Stärkung <strong>der</strong> kasachischen Identität 100<br />

Nach <strong>der</strong> Unabhängigkeit und als Reaktion zur erlittenen ¸Russifizierung‘ versuchten die<br />

Kasachen ihre eigene Identität und Kultur auszudrücken. Der islamische Glaube wurde nun<br />

als wichtiges Attribut <strong>der</strong> nationalen Selbstidentifikation betrachtet, so wird im<br />

<strong>Regierung</strong>szentrum <strong>der</strong> neuen Hauptstadt Astana auch e<strong>in</strong>e Moschee gebaut (Abbildung 5). In<br />

<strong>der</strong> Tat s<strong>in</strong>d aber die meisten Kasachen sehr unwissend <strong>in</strong> Sachen Islam.<br />

Der Islam wurde nicht so extrem nationalisiert wie <strong>in</strong> den Nachbarstaaten (z. B.<br />

Turkmenistan), wo er unter vollständiger Kontrolle des Staates liegt, wo Muslim se<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

unerlässliches Attribut darstellt. In <strong>Kasachstan</strong> ist <strong>der</strong> Islam nur als Teil dieser grösseren<br />

ethnischen Idee verstanden worden. Er wird wohl von Anhängern praktiziert, hat jedoch ke<strong>in</strong>e<br />

bedeutsame politische Bedeutung entwickelt.<br />

Dieses ¸Revival‘ des Islams, das schon während <strong>der</strong> Sowjetzeit begonnen hatte, führte<br />

manchmal zu absurden geschichtlichen Erwägungen: so wird jetzt Ahmad Yasawi als<br />

¸kasachischer Nationalheiliger‘ betrachtet, obwohl die Kasachen erst im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t, d. h.<br />

vier Jahrhun<strong>der</strong>te nach Yasawi, auftauchen.<br />

Die Kasachen knüpften auch wie<strong>der</strong> an die traditionelle Bedeutung <strong>der</strong> Vorfahren an, <strong>in</strong>dem<br />

sie sich nach <strong>der</strong> Sowjetzeit bemühten, ihre genealogischen Stammbäume zu ergänzen.<br />

Die Kasachen werden heutzutage ohne Zweifel <strong>in</strong> <strong>Kasachstan</strong> bevorzugt. Sie s<strong>in</strong>d die<br />

e<strong>in</strong>zigen, die die Garantie e<strong>in</strong>er automatischen Staatsangehörigkeit haben. Sie besitzen e<strong>in</strong>e<br />

Überzahl an wichtigen Posten. Sie streben nach ¸Kasachisierung‘ von <strong>Kasachstan</strong>.<br />

Nasarbajew hat e<strong>in</strong>e politische Kampagne für die Rückkehr <strong>der</strong> unter <strong>der</strong> russischen<br />

Herrschaft ausgewan<strong>der</strong>ten Kasachen gestartet. Die Migrationgesetze s<strong>in</strong>d den Russen jetzt<br />

ungünstig während sie für die aus <strong>der</strong> Mongolei und Ch<strong>in</strong>a zurückkehrenden Kasachen<br />

98 http://kazakhstanembassy.org.uk/cgi-b<strong>in</strong>/<strong>in</strong>dex/246<br />

99 <strong>Kasachstan</strong>s Präsident strotzt vor Selbstbewusstse<strong>in</strong>. In: Neue Zürcher Zeitung, 2.11.2006<br />

100 Die Informationen für dieses Kapitel stammen aus Zentralasien: Von Marx zu Mohammed, S. 166-167 und<br />

The soviet legacy <strong>in</strong> Central Asia, S. 92, 103, 111, 130, Der Vielvölkerstaat <strong>Kasachstan</strong> S. 96 ff<br />

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