GENERATIONplus
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
20 KULTUR <strong>GENERATIONplus</strong>+<br />
[Gp-ws]. Schon im zarten Alter von 13 Jah -<br />
ren war Engel so musikbegeistert, dass er<br />
sich von einem Freund eine Gitarre lieh und<br />
sich einige Griffe zeigen ließ. Wenige Zeit<br />
später hatte er sich vieles dazu selbst beigebracht.<br />
Mit der ersten eigenen Gitarre er -<br />
kannte/n er und andere (!) sein Talent, und<br />
es war nicht mehr weit bis zur ersten eigenen<br />
Band.<br />
Mit 15 Jahren probte er im Keller eines Neu -<br />
baus, der sich noch im Rohbau befand, mit<br />
zwei Schulkameraden. Die Gitarre wurde an<br />
das „Telefunken Concertino“-Radio, das als<br />
Verstärker diente, angeschlossen, der Drum -<br />
mer musste sich noch mit Persil-Kartons be -<br />
gnügen. Das erste Stück, das gespielt wur de<br />
war „Money“ von den Beatles.<br />
Das Jugendfreizeitheim in der Godehard -<br />
straße war Anziehungspunkt aller damals<br />
beatbegeisterten jungen Leute (man erinnert<br />
sich: die wurden damals noch „Halb -<br />
starke“ genannt). Die „Allrounds“ spielten im<br />
so genannten Jazzkeller und ich erinnere<br />
mich noch heute daran, was es für ein erhebendes<br />
Gefühl war (den Ausdruck „geil“<br />
benutzte man damals für etwas ganz anderes),<br />
den Bass im Brustbein zu spüren. Auch<br />
Engel hörte diese Band und fragte, ob er<br />
denn mal mitspielen dürfe. Er durfte! Kurze<br />
Zeit später hatte man einen Auftritt im<br />
„Löwen“ in Einbeck vor mehreren Hundert<br />
Zuschauern.<br />
Engel lernte Wolfgang Jass kennen und mit<br />
ihm gründete er die Band „Crusaders“, aus<br />
der dann „Take Five“ hervorging. Nach einigen<br />
Umbesetzungen kam ich dann dazu.<br />
Der Leiter des Jugendfreizeitheims, Rolf<br />
Linnemann (später ein bekannter Kaba -<br />
rettist) stammte ursprünglich aus Bücke -<br />
burg; er wurde unser Manager. Einer der<br />
ersten Gigs, die er uns besorgte, war im<br />
Schloss seiner Heimatstadt. Linnemann,<br />
einer der Urväter des Nörgelbuffs (Nöb),<br />
pflegte schon damals rege Kontakte zur<br />
Kleinkunstszene. In einer Pause unseres<br />
Kon zerts im Bückeburger Schloss durfte ein<br />
junger Nachwuchskünstler auftreten: sein<br />
Freund Reinhard Mey, den damals noch<br />
kaum jemand kannte.<br />
Wie das damals so war, löste auch diese<br />
Band sich auf; einige mussten zur Bundes -<br />
wehr, andere begannen mit Studium und<br />
Berufsausbildung, heirateten, zogen weg.<br />
Engel blieb in Göttingen, studierte hier ab<br />
1974 an der PH und trat allein im Nöb auf.<br />
Mit einem Repertoire von ca. 60 Stücken<br />
begeisterte er das Publikum mit Gitarre und<br />
Gesang.<br />
Die Panzerknacker in ihrer Ur-Besetzung<br />
Platin und Gold für Wolfgang Petry (unten)<br />
und Audrey Landers (rechts)<br />
Bei einer „Spielstunde“ im Nöb kam es<br />
irgendwann in 1975 zu einer Session. Ulli<br />
Herzog, Bernd Lünser und David Paz kamen<br />
zu Engel auf die Bühne und spielten zusammen.<br />
Es entstanden „Engelbert und die Pan -<br />
zerknacker“ die schon 4 Wochen später nur<br />
noch als „Panzerknacker“ auftraten. Eine<br />
Göt tinger Legende war geboren. Die Erin -<br />
nerungen an zahlreiche Auftritte bei Alt -<br />
stadtfesten vor dem „Altdeutschen“ und auf<br />
dem Wochenmarktplatz bringen noch heute<br />
„Gänsehautfeeling“.<br />
1978 bestand Engel sein Lehrerexamen und<br />
musste sein Referendariat in Cuxhaven be -<br />
ginnen. An den Wochenenden kam er aber<br />
häufig nach Göttingen – auch um weiterhin<br />
im Nöb aufzutreten. „Komponiert habe ich<br />
schon mit 15 Jahren, Aufnahmen auf Band<br />
und Cassetten aufgenommen und zu<br />
Plattenfirmen geschickt, mit wenig Erfolg“,<br />
so Engelbert. Es wurde also weiter komponiert<br />
und weitere Cassetten verschickt. Und<br />
dann kam tatsächlich ein Brief von der<br />
GEMA. Der Inhalt war eine Abrechnung und<br />
1.260,- DM für die Komposition einer B-Seite<br />
von Lena Valaitis. Platt aber treffend ausgedrückt:<br />
ohne Fleiß kein Preis. Als das Refe -<br />
ren dariat 1980 beendet war und Engel seine<br />
erste Lehrerstelle in Clausthal-Zellerfeld an -<br />
trat, wurde selbstverständlich weiter musiziert<br />
und komponiert. Frühere Kontakte zu<br />
Bernd Dietrich (M. Reim, „Ver dammt ich<br />
lieb’ Dich“) und Gerd Grabowski (Künstler -<br />
name G. G. Anderson) wurden wieder aufgenommen<br />
und es wurde im Team gearbeitet.<br />
Dabei kamen Welthits heraus wie „The Spa -<br />
nish Night Is Over“, gesungen von Engelbert<br />
Humperdinck und „Manuel Goodbye“, ge -<br />
sun gen von Audrey Landers (Star aus der TV-<br />
Serie „Dallas“).<br />
Schlager wie „Flieg mit mir zu den Sternen“,<br />
gesungen von Roland Kaiser (noch heute<br />
häufig im Radio zu hören) stammen aus der<br />
Feder von Engel. Die Zusammenarbeit mit<br />
G.G. Anderson wurde immer enger und produktiver.<br />
„Sommer, Sonne, Cabrio“, „Som -<br />
mer nacht in Rom“ u. v. m. wurde für viele an -<br />
dere Künstler der deutschen Schlagerelite<br />
produziert und erhielten Gold- und Platin -<br />
auszeichnungen. Hierbei nicht zu vergessen<br />
die Titel „Scheißegal“ und „Geil“ von Wolf -<br />
gang Petry.<br />
In einer Zusammenarbeit mit Bernd Dietrich<br />
wurde 1986 die Popgruppe „Silent Circle“<br />
produziert, die es mit dem Titel „Touch In The<br />
Night“ bis in die deutschen Top 10 schafften.<br />
Der größte Wurf von Engel und G.G. aber<br />
war 1990 die Entdeckung der „Wildecker