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Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und<br />

Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Teilnehmerunterlagen<br />

mit freundlicher Unterstützung durch<br />

KFW FÖRDERBANK<br />

METRO Group


Programm<br />

ab 9.00 Uhr Eintreffen <strong>der</strong> Teilnehmer, Begrüßungskaffee<br />

9.45 Uhr Begrüßung<br />

- Helmut G. Düsterloh<br />

Persönlich haften<strong>der</strong> Gesellschafter<br />

Düsterloh KGaA, Sprockhövel<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstands<br />

Wuppertaler Kreis e.V., Köln<br />

10.00 Uhr Qualifikationen entwickeln und Leistungsfähigkeit för<strong>der</strong>n:<br />

Initiativen zur Zukunftssicherung<br />

- Gerd Andres<br />

Parlamentarischer Staatssekretär<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, Berlin<br />

10.30 Uhr Bildung und Qualifikation in Deutschland –<br />

Standortfaktor für erfolgreiche Unternehmen<br />

11.00 Uhr Kaffeepause<br />

- Dr. Dieter Hundt<br />

Präsident<br />

Bundesvereinigung <strong>der</strong> Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

(BDA), Berlin<br />

11.15 Uhr Personalentwicklung als Wettbewerbsfaktor - erfolgreiche<br />

Unternehmer berichten:<br />

- Dr.-Ing. Bernhard Kallup<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstands<br />

Sedus Stoll AG, Waldshut<br />

- Rolf Praml<br />

Leiter des Zentralbereichs<br />

Telekom Business Academy, Bonn<br />

- Dr. Horst Neumann<br />

Mitglied des Vorstands<br />

AUDI AG, Ingolstadt<br />

Mo<strong>der</strong>ation:<br />

Prof. Dr. Artur Wollert,<br />

Mitglied des Vorstands, Wuppertaler Kreis e.V.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Audit-Rates<br />

Beruf & Familie gemeinnützige GmbH, Frankfurt,M.<br />

13.00 Uhr Gemeinsames Mittagessen (Buffet)


14.00 Uhr Die demographische Entwicklung in Deutschland und ihre<br />

Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft<br />

- Professor Ph. D. Axel Börsch-Supan<br />

Institutsleiter<br />

Mannheimer Forschungsinstitut<br />

Ökonomie und demographischer Wandel, Mannheim<br />

14.45 Uhr Instrumente <strong>der</strong> Bildungsfinanzierung für die Wirtschaft –<br />

Bildungsprodukte <strong>der</strong> KfW<br />

15.00 Uhr Kaffeepause<br />

- Klaus Klüber<br />

Direktor<br />

KfW Bankengruppe, Nie<strong>der</strong>lassung Bonn<br />

15.15 Uhr Podiumsgespräch:<br />

Lebenswelt Wirtschaft – Unternehmenskultur für die Menschen<br />

von morgen<br />

- Matthias Malessa<br />

Head of Global HR<br />

adidas-Salomon AG, Herzogenaurach<br />

- Eva Maria Roer<br />

Geschäftsführende Gesellschafterin<br />

DT&SHOP GmbH, Bad Bocklet<br />

- Thomas Geyer<br />

Vorstand<br />

SKYTEC AG, Oberhaching<br />

Mo<strong>der</strong>ation:<br />

Prof. Dr. Diether Gebert<br />

Lehrstuhl für Organisation, Personalwesen und<br />

Führungslehre, Technische Universität Berlin<br />

16.30 Uhr Bildung - Investition für die Zukunft<br />

- Professor Dr.-Ing. habil. Dagmar Schipanski<br />

Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

Freistaat Thüringen, Erfurt<br />

17.15 Uhr Ende <strong>der</strong> Veranstaltung


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Qualifikationen entwickeln und Leistungsfähigkeit<br />

för<strong>der</strong>n: Initiativen zur Zukunftssicherung<br />

Gerd Andres<br />

Parlamentarischer Staatssekretär<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, Berlin<br />

Es gilt das gesprochene Wort


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

Sehr geehrter Herr Düsterloh,<br />

sehr geehrter Herr Dr. Hundt,<br />

meine Damen und Herren,<br />

Einleitung<br />

Vier Jahre ist es her, seit <strong>der</strong> Wuppertaler Kreis und das damalige<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die erste gemeinsame Tagung<br />

zum „Standortfaktor Bildung“ durchgeführt haben, damals noch in Köln. Heute<br />

greifen wir das Thema wie<strong>der</strong> auf – und es hat nichts von seiner Aktualität<br />

eingebüßt. Denn nicht zuletzt die PISA-Studie hat gezeigt, dass wir uns in<br />

Deutschland <strong>der</strong>zeit eine regelrechte „Verschwendung“ von Humankapital leisten.<br />

Demgegenüber gewinnen Umfang und Struktur des Humankapitals für die<br />

Konkurrenz- und Leistungsfähigkeit unseres Hochtechnologie- und<br />

Hochlohnstandorts zunehmend an Bedeutung – insbeson<strong>der</strong>e auch, weil<br />

Deutschland ein rohstoffarmes Land ist.<br />

Ich bedanke mich deshalb ausdrücklich für die Gelegenheit, heute zu und mit Ihnen<br />

über die Herausfor<strong>der</strong>ungen zu reden, die uns aus diesem Spannungsfeld<br />

erwachsen.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Die PISA-Studie hat uns die qualitativen Probleme unseres Bildungssystems vor<br />

Augen geführt. Aber wir haben zusätzlich auch ein ganz massives quantitatives<br />

Problem: Selbst wenn man es sich heute vor dem Hintergrund von über 4 Mio.<br />

Arbeitslosen kaum vorstellen kann: Nach allem was wir wissen, wird ein<br />

Fachkräftemangel bereits auf mittlere Sicht immer wahrscheinlicher. Den Prognosen<br />

zufolge ist davon auszugehen, dass bereits ab dem Jahr 2007 das Angebot an<br />

Auszubildenden, und ab 2010 das Angebot an Arbeitskräften sinken wird. Selbst<br />

hohe Zuwan<strong>der</strong>ungen werden diesen Trend nicht stoppen können.<br />

Lösungsansätze<br />

Es gibt mehrere Ansatzpunkte, wie die Auswirkungen <strong>der</strong> demografischen<br />

Entwicklung gedämpft werden können. Zu diesem Strategiebündel zählen neben <strong>der</strong><br />

vorrangigen Ausschöpfung von Potentialen an qualifizierten Arbeitslosen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e fünf Punkte:<br />

1. Die Verbesserung <strong>der</strong> Beschäftigungsperspektiven älterer Arbeitnehmer<br />

Wenn auf mittlere bis lange Sicht die qualifizierten Erwerbspersonen nicht nur<br />

weniger, son<strong>der</strong>n auch immer älter werden, muss auch die betriebliche<br />

Personalpolitik reagieren. Der bisherige Weg, ältere Mitarbeiter vermehrt in den<br />

Vorruhestand o<strong>der</strong> in die Arbeitslosigkeit zu entlassen, wird künftig in eine<br />

Sackgasse führen, weil das Potential an jungen Fachkräften immer kleiner wird.<br />

2. Bessere Erwerbsmöglichkeiten und –bedingungen für Frauen:<br />

Weil Frauen die Chancen <strong>der</strong> Bildungsexpansion verstärkt nutzten, werden sie<br />

langfristig zu einer immer breiteren Säule des qualifizierten<br />

Erwerbspersonenpotentials.<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 1<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

Unerlässlich ist deshalb die Ausweitung „familiengerechter“ Arbeitsplätze, die<br />

eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen (flexiblere<br />

Arbeitszeiten, Kin<strong>der</strong>betreuung, neue Familienmodelle).<br />

3. Verbesserung <strong>der</strong> Integrationspolitik:<br />

Einerseits muss die Zuwan<strong>der</strong>ung von qualifizierten Fachkräften aus dem<br />

Ausland gezielter gesteuert werden. An<strong>der</strong>erseits signalisiert die relativ<br />

schlechte Qualifikationsstruktur <strong>der</strong> in Deutschland lebenden erwachsenen<br />

Einwan<strong>der</strong>er und ihrer z.T. bereits hier geborenen Kin<strong>der</strong> einen erheblichen<br />

Handlungsbedarf, z. B. bei <strong>der</strong> grundsätzlichen Erreichung eines<br />

Schulabschlusses o<strong>der</strong> Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse.<br />

4. Nachqualifizierung von Erwerbspersonen ohne abgeschlossene<br />

Berufsausbildung<br />

Wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)<br />

herausstellt, besitzen nur etwa 13 % dieser Gruppe keinen Schulabschluss, 2 / 3<br />

den Hauptschulabschluss und etwa 20 % verfügen sogar über einen höheren<br />

Bildungsabschluss. Deshalb kann von mangeln<strong>der</strong> Bildungsfähigkeit bei einem<br />

Großteil dieser Gruppe kaum gesprochen werden.<br />

Außerdem ist etwa 1 / 3 davon jünger als 35 Jahre und hat noch ein langes - und<br />

ohne zusätzliche Qualifizierung sicherlich auch risikoreiches - Erwerbsleben vor<br />

sich. Dieser Personenkreis sollte nicht länger als Problemgruppe auf dem<br />

Arbeitsmarkt, son<strong>der</strong>n als echte Bildungsreserve behandelt werden.<br />

5. Verstärkte Bildungsanstrengungen<br />

Wenn Deutschland als Hochtechnologie- und Hochlohnstandort auch in Zukunft<br />

seine Position behaupten will, wird es letztendlich nicht darum herumkommen,<br />

seinen dringend benötigten Fachkräftenachwuchs weitgehend selbst zu<br />

qualifizieren. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels hätte ein<br />

Erlahmen <strong>der</strong> Bildungsanstrengungen langfristig den Verlust an Humankapital<br />

zur Folge.<br />

Deshalb ist eine breit angelegte Bildungsoffensive auf allen Ebenen <strong>der</strong><br />

allgemeinen und beruflichen Qualifizierung sowie <strong>der</strong> Weiterbildung dringend<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Hier wird die enge Verzahnung zwischen Wirtschafts- und Bildungspolitik<br />

einerseits mit <strong>der</strong> erfolgsbestimmenden Umsetzung ihrer politischen<br />

Maßnahmen in den Unternehmen an<strong>der</strong>erseits deutlich.<br />

Der notwendige Schulterschluss von Politik und Wirtschaft erfährt bei <strong>der</strong><br />

Sicherung des Standortfaktors Qualifikation und damit <strong>der</strong> Zukunftssicherung<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung.<br />

Lösungsansätze <strong>der</strong> Politik<br />

Die gegenwärtige betriebliche Praxis trägt den vorhersehbaren demographischen<br />

Entwicklungen trotz vorhandener Lösungsansätze noch nicht ausreihend Rechnung.<br />

Aber auch und insbeson<strong>der</strong>e die Politik hat durch die Ausgestaltung <strong>der</strong><br />

arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedingungen in <strong>der</strong> Vergangenheit kurzsichtig<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 2<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

darauf gesetzt, das Arbeitsangebot zu senken anstatt es zu erhöhen. War das die<br />

richtige Strategie für die Zukunft? Ich meine: nein!<br />

Daher haben wir in den letzten Jahren unser Hauptaugenmerk insbeson<strong>der</strong>e auf<br />

zwei Gruppen gerichtet, die besser als bisher in den Arbeitsmarkt integriert werden<br />

müssen: auf Jugendliche, um einen qualifizierten Nachwuchs heranzubilden, und auf<br />

ältere Fachkräfte, um sie als kompetente und leistungsfähige Mitarbeiter zu<br />

rekrutieren, weiterzubilden und an ihren Betrieb zu binden.<br />

Die zögerliche Einstellung von Berufseinsteigern und die Frühverrentung von älteren<br />

Mitarbeitern ist keine langfristig wirksame Personalentwicklungsstrategie mehr.<br />

Berufliche Integration von Jugendlichen<br />

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit hat insbeson<strong>der</strong>e im Rahmen<br />

seiner Ausbildungsinitiative in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> bildungspolitischen Rahmenbedingungen unternommen.<br />

1. So wurde am 01.08.2003 die Ausbil<strong>der</strong>eignungsverordnung (AEVO) für 5<br />

Jahre ausgesetzt, so dass für viele Betriebe ein formales Hemmnis beseitigt<br />

und so die betriebliche Ausbildungsfähigkeit erleichtert wurde. Unabhängig<br />

davon ist zur Sicherung <strong>der</strong> Ausbildungsqualität auch weiterhin die fachliche<br />

Eignung des Ausbil<strong>der</strong>s erfor<strong>der</strong>lich.<br />

2. Seit 1996 hat das BMWA als Verordnungsgeber für rd. 90 % aller<br />

Ausbildungsberufe in <strong>der</strong> gewerblichen Wirtschaft 150 Berufe mo<strong>der</strong>nisiert<br />

und 48 Berufe neu geschaffen. Auch in diesem Jahr werden zum<br />

01. August Ausbildungsordnungen für 31 Berufe, darunter 5 komplett neue<br />

Berufe, in Kraft treten.<br />

3. Zur Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsituation eher praktisch begabter<br />

Jugendlicher wurden zusätzliche 2-jährige theoriegemin<strong>der</strong>te Berufe<br />

geschaffen.<br />

4. Darüber hinaus werden im Einzelhandel <strong>der</strong> 2-jährige Ausbildungsberuf<br />

„Verkäufer/Verkäuferin“ sowie <strong>der</strong> 3-jährige Beruf „Kaufmann/Kauffrau im<br />

Einzelhandel“ mo<strong>der</strong>nisiert. Auch <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Lagerwirtschaft kann ab<br />

01.08. d. J. im mo<strong>der</strong>nisierten 2-jährigen Beruf „Handelsfachpacker/-in“, <strong>der</strong><br />

jetzt „Fachlagerist/-in“ heißt, sowie in dem bisher erprobten und ab 01.08. d. J.<br />

staatlich anerkannten 3-jährigen Ausbildungsberuf „Fachkraft für<br />

Lagerwirtschaft“, <strong>der</strong> in „Fachkraft für Lagerlogistik“ umbenannt wurde,<br />

ausbilden.<br />

In beiden Ausbildungsbereichen wurde durch ein Gesamtkonzept <strong>der</strong><br />

Durchstieg vom 2-jährigen zum 3-jährigen Ausbildungsabschluss<br />

sichergestellt. Es handelt sich hierbei nicht um Stufenausbildungen, son<strong>der</strong>n<br />

die Ausbildungsordnungen könnten eher als ein integriertes Aus- und<br />

Weiterbildungskonzept bezeichnet werden.<br />

An dieser Stelle erwarten Sie von mir sicher auch eine Aussage zur geplanten<br />

Ausbildungsplatzumlage: Aus den Stellungnahmen von Bundeswirtschaftsminister<br />

Clement in <strong>der</strong> Öffentlichkeit wissen Sie, dass er für die Bedenken gegen die<br />

Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe durchaus Verständnis hat. Die deutschen<br />

Unternehmen engagieren sich im internationalen Vergleich überdurchschnittlich für<br />

die Ausbildung <strong>der</strong> Jugendlichen und leisten damit einen wichtigen Beitrag für<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 3<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen. Es ist fraglich, ob durch eine solche<br />

Abgabe – die einen erheblichen Kostenschub und einen erhöhten<br />

Verwaltungsaufwand für die Wirtschaft mit sich brächte – neue betriebliche<br />

Ausbildungsplätze geschaffen werden. Auch aus meiner Sicht dürfen die<br />

Kernelemente unseres bewährten dualen Ausbildungssystems – die Freiwilligkeit<br />

und einzelbetriebliche Finanzierung – nicht in Frage gestellt werden.<br />

Auf Bitte <strong>der</strong> Fraktionsvorsitzenden <strong>der</strong> SPD und von BÜNDNIS 90/Die Grünen hat<br />

das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Formulierungshilfe für den<br />

Entwurf eines Berufsausbildungssicherungsgesetzes erarbeitet. Dieser Entwurf<br />

orientiert sich an von den Koalitionsfraktionen festgelegten Eckpunkten und ist als<br />

Gesetzesvorlage aus <strong>der</strong> Mitte des Bundestags am 1. April in das parlamentarische<br />

Verfahren eingebracht worden.<br />

Wie Ihnen sicher aus den Meldungen <strong>der</strong> letzten Tage bekannt ist, sind auf Initiative<br />

von Parteichef Müntefering bis Ende April Treffen mit den SPD-Ministerpräsidenten,<br />

den Gewerkschaften, Arbeitgebern und Vertretern <strong>der</strong> kommunalen Spitzenverbände<br />

geplant. Er for<strong>der</strong>t eine "konzertierte Aktion", um die sich abzeichnende<br />

Lehrstellenlücke im Herbst zu schließen und die Abgabe abzuwenden.<br />

Der Partei- und Fraktionsvorsitzende <strong>der</strong> SPD sucht den Kontakt zu den Kritikern<br />

des geplanten Systems, weil die Probleme, die die Abgabe mit sich bringt, größer<br />

sind als bisher angenommen. Freiwillige Vereinbarungen und Zusagen <strong>der</strong><br />

Arbeitgeber sollen nun die Abgabe sozusagen überflüssig machen.<br />

Die Koalition wird sich für das Gesetz mehr Zeit nehmen. Statt die Abgabe bereits in<br />

<strong>der</strong> ersten Sitzungswoche nach <strong>der</strong> Osterpause zu beschließen, ist nun "eine<br />

ausführliche Expertenanhörung" geplant.<br />

Unabhängig von <strong>der</strong> Initiative <strong>der</strong> Koalitionsfraktionen und den aktuellen<br />

Diskussionen setze ich weiter auf Maßnahmen zur Erhöhung <strong>der</strong> Attraktivität<br />

unseres dualen Ausbildungssystems für die Betriebe. Dazu gehören zum Beispiel<br />

neue und mo<strong>der</strong>nisierte, auch zweijährige Berufsbil<strong>der</strong>, die Entbürokratisierung <strong>der</strong><br />

Verfahren in <strong>der</strong> beruflichen Bildung sowie eine Verschlankung <strong>der</strong><br />

Ausbildungsordnungen. Darüber hinaus werden wir die Ausbildungsoffensive <strong>der</strong><br />

Bundesregierung zusammen mit Unternehmen, Kammern und <strong>der</strong> Bundesagentur<br />

für Arbeit noch wirksamer gestalten und die Ausbildungsreife <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

weiter verbessern, damit jedem ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen<br />

Jugendlichen auch für das kommende Ausbildungsjahr ein Angebot gemacht werden<br />

kann.<br />

Berufliche Integration Älterer<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Nicht nur die junge, son<strong>der</strong>n auch die ältere Generation sichert unsere Zukunft.<br />

Diese Tatsache sollte insbeson<strong>der</strong>e vor dem Hintergrund erhöhter Lebenserwartung<br />

und <strong>der</strong> damit verbundenen längeren Lebensarbeitszeit nicht vernachlässigt werden.<br />

Betriebe stehen künftig in verstärktem Maße vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, Innovationen<br />

und Entwicklungsprozesse mit älteren Belegschaften zu bewältigen und zu gestalten.<br />

Eine stärkere und gezielte Einbeziehung Älterer in betriebliche Weiterbildung sowie<br />

in Personal- und Organisationsentwicklung sind dafür ebenso unabdingbar wie ein<br />

grundsätzliches Umdenken bezogen auf den Faktor Alter; dies gilt nicht nur für<br />

Betriebe, son<strong>der</strong>n vor allem auch für unsere Gesellschaft.<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 4<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

„Alter“ kann im Berufsleben je nach Branche o<strong>der</strong> Unternehmenskultur sowie<br />

bezogen auf die Berufschancen auf dem Arbeitsmarkt unterschiedliche Bedeutung<br />

haben. Seine Bedeutung wird durch die Beschleunigung <strong>der</strong> wirtschaftlichen und<br />

technologischen Entwicklungen negativ belegt und zugleich mit Verweis auf die<br />

demografische Entwicklung mit positiven Konnotationen versehen.<br />

Während auf <strong>der</strong> einen Seite Zweifel daran aufkommen, ob Ältere im Berufsleben<br />

noch mithalten können und ob betriebliche Innovationen mit Älteren möglich sind,<br />

wächst auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Erkenntnis, dass gesellschaftliche und betriebliche<br />

Entwicklungen nur mit Älteren möglich sind – werden sie doch zukünftig die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Erwerbsbevölkerung ausmachen; unabhängig davon sollte auch ihre<br />

Berufserfahrung mit dem damit verbundenen Know-How nicht unterschätzt werden.<br />

Die demografische Entwicklung zieht die gesellschaftliche Praxis und individuelle<br />

Orientierungen auf ein möglichst frühzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben<br />

ebenso in Zweifel, wie die weit verbreitete Orientierung von Betrieben auf Jüngere,<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei Einstellungen und betrieblicher Weiterbildung.<br />

Daher stehen die Betriebe vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, in stärkerem Maße Konzepte zu<br />

entwickeln, die die berufliche Entwicklung Älterer – und vor allem auch jüngerer<br />

Älterer – optimaler för<strong>der</strong>n als bisher. Dabei geht es vor allem um die Sicherstellung<br />

einer kontinuierlichen, berufsbegleitenden Weiterbildung, die nicht nur einer<br />

Entwöhnung vom Weiterlernen vorbeugt, son<strong>der</strong>n auch einer Ausgrenzung Älterer<br />

entgegenwirkt, wobei in einigen Branchen bereits 40-jährige zu den „Älteren“ zählen.<br />

Die Verbindung zwischen Weiterbildung auch Älterer mit <strong>der</strong> Beschäftigung junger<br />

Nachwuchskräfte und die Herstellung einer internen Personalfluktuation durch die<br />

Eröffnung horizontaler Karrieremöglichkeiten für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

auch <strong>der</strong> mittleren Alterjahrgänge stellt ein mögliches Konzept dar.<br />

Aber natürlich stehen auch wir, die Verantwortlichen in <strong>der</strong> Politik, vor neuen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />

Mit <strong>der</strong> Agenda 2010 und <strong>der</strong> Verabschiedung des Gesetzes zu Reformen am<br />

Arbeitsmarkt sowie dem Dritten und Vierten Gesetz für mo<strong>der</strong>ne Dienstleistungen<br />

am Arbeitsmarkt wurden viele Maßnahmen ergriffen, durch die die Attraktivität <strong>der</strong><br />

Frühverrentung deutlich herabgesetzt wird.<br />

Beispielhaft erwähnen möchte ich die deutliche Verkürzung <strong>der</strong> Höchstdauer beim<br />

Arbeitslosengeld für ältere Arbeitnehmer und beim Struktur-Kurzarbeitergeld. Ich will<br />

keineswegs verschweigen, dass diese Maßnahmen in <strong>der</strong> Bevölkerung nicht populär<br />

sind und aus diesem Grund viel zu lange aufgeschoben wurden. Gleichwohl waren<br />

sie unumgänglich und wurden daher gegen manche Wi<strong>der</strong>stände durchgesetzt.<br />

In die gleiche Richtung zielt die Anhebung <strong>der</strong> Altersgrenze für die vorzeitige<br />

Inanspruchnahme von Altersrente wegen Arbeitslosigkeit o<strong>der</strong> nach Altersteilzeit<br />

durch das Rentenversicherungs-Nachhaltigkeitsgesetz. Dadurch wird das faktische<br />

Renteneintrittsalter angehoben und <strong>der</strong> Frühverrentungspraxis auf Kosten <strong>der</strong><br />

Solidargemeinschaft entgegengewirkt.<br />

Die Bundesregierung hat aber auch bereits Maßnahmen ergriffen, um die Anreize für<br />

eine Weiterbeschäftigung älterer Arbeitnehmer und die Einstellung älterer<br />

Arbeitnehmer zu verstärken. Beispielhaft erwähnen möchte ich an dieser Stelle die<br />

zum Jahresbeginn 2003 geschaffenen neuen Leistungen <strong>der</strong> Entgeltsicherung für<br />

ältere Arbeitnehmer und <strong>der</strong> Befreiung des Arbeitgebers vom Arbeitslosenversiche-<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 5<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

rungsbeitrag bei Einstellung eines älteren Arbeitnehmers. Ich gehe davon aus, dass<br />

das arbeitsmarktpolitische Potenzial dieser Instrumente bei weitem noch nicht<br />

ausgeschöpft ist. Daher ist eine Evaluierung <strong>der</strong> Instrumente vorgesehen, um eine<br />

gegebenenfalls notwendige Nachjustierung vorzubereiten.<br />

Das gleiche gilt im Übrigen auch für die bereits mit dem Job-AQTIV-Gesetz<br />

geschaffenen Möglichkeiten <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Qualifizierungsmaßnahmen für ältere<br />

Arbeitnehmer; ich gehe davon aus, dass viele Unternehmen diese<br />

För<strong>der</strong>möglichkeiten zugunsten ihrer älteren Beschäftigten noch nicht kennen.<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> Bundesregierung darf sich daher nicht allein in <strong>der</strong> Schaffung besserer<br />

gesetzlicher Rahmenbedingungen erschöpfen. Ältere erhalten nach meiner festen<br />

Überzeugung nur dann eine wirkliche Chance auf dem Arbeitsmarkt, wenn ein breiter<br />

gesellschaftlicher Bewusstseinswandel bewirkt werden kann. Das Alter darf nicht<br />

mehr allein als belastende Lebensphase empfunden werden. Vielmehr sind die<br />

Potenziale Älterer in den letzten Jahren maßgeblich gewachsen - etwa in den<br />

Bereichen Gesundheit, Bildung, Erfahrungswissen und Mobilität.<br />

Ältere Menschen sind heute in weit größerem Maße bereit und in <strong>der</strong> Lage, durch<br />

berufliches o<strong>der</strong> auch ehrenamtliches Engagement einen fortgesetzt wertvollen<br />

gesellschaftlichen Beitrag zu leisten - wenn man ihnen die Chance dazu gibt.<br />

Die Bundesregierung hat vielfältige Programme initiiert, die diesen notwendigen<br />

Paradigmenwechsel auch in die Gesellschaft transportieren sollen. Dabei arbeitet sie<br />

Hand in Hand mit Sozialpartnern, Län<strong>der</strong>n, gesellschaftlichen Institutionen aber<br />

auch Unternehmen und Einzelpersonen zusammen.<br />

Beispielhaft nennen möchte ich nur TeamArbeit für Deutschland, eine Öffentlichkeitskampagne,<br />

in <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Kooperation mit Prominenten unter an<strong>der</strong>em für<br />

eine positive Einstellung <strong>der</strong> Unternehmen gegenüber älteren Arbeitnehmern<br />

geworben wird.<br />

Hervorheben möchte ich auch INQA, die Initiative Neue Qualität <strong>der</strong> Arbeit. Unter<br />

diesem Dach arbeitet ein breit aufgestelltes Netzwerk an gemeinsamen Zielen:<br />

- Zum einen sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Hinblick auf den demographischen<br />

Wandel sensibilisiert werden<br />

- Zum an<strong>der</strong>en muss die Beschäftigungsfähigkeit älter werden<strong>der</strong> Beschäftigter<br />

erhalten und geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Dabei werden sowohl Fragen <strong>der</strong> betrieblichen Fortbildung, Personalentwicklung,<br />

und einer gesunden Altersstruktur <strong>der</strong> Belegschaften angesprochen als auch Fragen<br />

zur betrieblichen Gesundheitsför<strong>der</strong>ung. Insbeson<strong>der</strong>e durch eine altersgerechte<br />

Arbeitsorganisation müssen Beschäftigte befähigt werden, auch tatsächlich länger im<br />

Erwerbsleben zu verbleiben.<br />

Ich bin überzeugt, dass ein solcher Erfahrungsaustausch, gepaart mit best-practice-<br />

Beispielen und konkret auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Unternehmen abgestellte<br />

Handlungsempfehlungen viel mehr bewirken kann als eine Vielzahl politischer<br />

Auffor<strong>der</strong>ungen.<br />

Schluss<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 6<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

Mit meinen Ausführungen hoffe ich Diskussionsprozesse und Initiativen angestoßen<br />

zu haben, die Qualifikation als Mittel zur Zukunftssicherung nicht nur des eigenen<br />

Unternehmens, son<strong>der</strong>n auch von Wirtschaft und Gesellschaft zum Gegenstand<br />

haben werden.<br />

Noch ist es nicht zu spät: Über längere Zeit verfügen wir noch über hohe Bestände<br />

an Qualifizierten mittleren und höheren Alters, <strong>der</strong>en berufliche Kompetenz durch<br />

verstärkte Weiterbildung erhalten und weiterentwickelt werden muss. Der<br />

demografische Rückgang bei den Jugendlichen wird erst Ende dieses Jahrzehnts<br />

einsetzen.<br />

Diese Zeit gilt es zu nutzen!<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 7<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Bildung und Qualifikation in Deutschland –<br />

Standortfaktor für erfolgreiche Unternehmen<br />

Dr. Dieter Hundt<br />

Präsident<br />

Bundesvereinigung <strong>der</strong> Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände e.V.<br />

Es gilt das gesprochene Wort


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

Begrüßung<br />

Deutschen Ingenieuren wird nachgesagt, dass sie mit ein paar Konservendosen in<br />

den Urwald gehen und mit einer Lokomotive wie<strong>der</strong> herauskommen. Solch findige<br />

Köpfe und kreative Tüftler gibt es aber nicht nur unter den Ingenieuren. Allein im<br />

letzten Jahr meldeten die verschiedensten Branchen über 64.000 Patente an<br />

(Quelle: Pressemitteilung Dt. Patent- und Markenamt vom 12.03.2004).<br />

Dabei ist im beruflichen Alltag nicht immer <strong>der</strong> nobelpreisverdächtige Tüftler gefragt,<br />

in jedem Betrieb aber <strong>der</strong> gut ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter. Wie Bildung<br />

und Qualifikation zu einem immer wichtigeren Standortfaktor werden, darum soll es<br />

heute gehen. Vielen Dank für die Einladung. Freue mich, dass ich als wahrscheinlich<br />

ältester Arbeitnehmer im Rahmen dieser Veranstaltung zu Ihnen sprechen darf.<br />

Standortfaktoren<br />

Die Globalisierung stellt die Unternehmen mit einer zunehmenden internationalen<br />

Arbeitsteilung und einem erhöhten Wettbewerbsdruck täglich aufs Neue vor große<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen. Längst sind es nicht mehr nur Steuersätze und eine gute<br />

Infrastruktur, die eine Standortentscheidung beeinflussen. Im Vor<strong>der</strong>grund steht<br />

immer stärker das Potenzial gut ausgebildeter und qualifizierter Mitarbeiter einer<br />

Region.<br />

Vor allem mit <strong>der</strong> Leistungsbereitschaft und dem Know How <strong>der</strong> Mitarbeiter können<br />

die Unternehmen ihre Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit sichern und ausbauen.<br />

Gleichzeitig schaffen Unternehmen und Arbeitnehmer die Grundlagen für<br />

wirtschaftliches Wachstum, Beschäftigung und Ausbildung. Ohne die gemeinsamen<br />

Anstrengungen von Unternehmen und Arbeitnehmern wären Wohlstand, Fortschritt<br />

und soziale Leistungen un-denkbar.<br />

Die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland hängt deshalb auch<br />

immer mehr von qualifizierten Mitarbeitern und damit von <strong>der</strong> Qualität unseres<br />

Bildungswesens ab. Für die Zukunftschancen unserer Wirtschaft und Gesellschaft ist<br />

es deshalb entscheidend, <strong>der</strong> jungen Generation eine gute Bildung und Ausbildung<br />

mitzugeben und den Gedanken des lebenslangen Lernens noch stärker zu<br />

verankern.<br />

Schulbildung<br />

Spätestens mit <strong>der</strong> PISA-Studie haben auch die letzten erkannt, dass wir schon<br />

lange nicht mehr die Nation <strong>der</strong> Dichter und Denker sind. Mit bundesweiten<br />

Bildungsstandards, neuen Formen <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung und dem Ausbau von<br />

Ganztagsschulen versucht die Politik in Bund und Län<strong>der</strong>n jetzt die Konsequenzen<br />

daraus zu ziehen.<br />

Die BDA begrüßt viele <strong>der</strong> jetzt eingeleiteten Maßnahmen. Doch es ist bei weitem zu<br />

früh, um Entwarnung zu geben. Zwar besteht im Grundsatz Einigkeit über die<br />

Reformrichtung. Dennoch bleibt die Frage nach <strong>der</strong> konkreten Umsetzung und dem<br />

dahinter stehenden Gesamtkonzept. Aus unserer Sicht fehlt ein solches<br />

Gesamtkonzept nach wie vor.<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 1<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

Wir brauchen ein Konzept, das sich auf die wirklichen Ursachen fehlen<strong>der</strong><br />

Ausbildungsreife konzentriert. Das sind zum einen unzureichende Kenntnisse in<br />

Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Unternehmen beklagen zunehmend aber auch<br />

das Fehlen von Schlüsselqualifikationen, das heißt von persönlichen, sozialen und<br />

methodischen Kompetenzen. Unser Schulsystem gibt seinen Absolventen längst<br />

nicht mehr das ausreichende und angemessene Rüstzeug für ihre weitere Zukunft<br />

mit.<br />

Hier müssen wir ansetzen: Die Schule muss jedem Schüler eine grundlegende<br />

Allgemeinbildung vermitteln. Dazu zählen ein ausbaufähiges Grundwissen, die<br />

Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen sowie soziale und persönliche<br />

Kompetenzen. Wir müssen alles daran setzen, dass je<strong>der</strong> junge Mensch einen<br />

Schulabschluss schafft und dass je<strong>der</strong> sein Begabungs-potenzial voll entwickeln<br />

kann.<br />

Berufsorientierung<br />

Gleichzeitig muss die Schule besser auf das spätere Berufsleben vorbereiten.<br />

Schulen und Hochschulen sind deshalb aufgerufen, den Kontakt zur Berufspraxis zu<br />

suchen. Der Dialog von Schulen und Wirtschaft hilft, die für das spätere Berufsleben<br />

notwendigen Qualifikationen zu erkennen und zu benennen. Die Praxiseinbindung<br />

eröffnet den Schülern und Studenten darüber hinaus eine völlig neue Lernwelt. Hier<br />

können sie Erfahrungen sammeln und die notwendigen Schlüsselqualifikationen, wie<br />

Zusammenarbeit im Team, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit im betrieblichen Alltag<br />

trainieren.<br />

Das von den Arbeitgeberverbänden getragene SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerk<br />

leistet dabei hervorragende Arbeit. Seit nunmehr fünf Dekaden wird hier <strong>der</strong> Dialog<br />

zwischen Schulleitern, Lehrern, Unternehmern und Verbandsmitarbeitern gepflegt.<br />

Die daraus entstandenen vielfältigen Innovationen rund um Betriebspraktika und<br />

Lehrerfortbildungen sind zu einer tragenden Säule <strong>der</strong> deutschen Schullandschaft<br />

geworden.<br />

Die Schulen und Hochschulen müssen sich aber auch den Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />

Arbeitsmarktes stellen. Schon heute beobachten wir in zahlreichen qualifizierten<br />

Berufen einen zunehmenden Nachwuchsmangel. Davon beson<strong>der</strong>s betroffen sind<br />

die so genannten MINT-Fächer, das heißt Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften und Technik.<br />

Allein die Absolventenzahl in den Ingenieurwissenschaften hat sich seit den 90er<br />

Jahren fast halbiert. Die Bevölkerungsentwicklung wird die aktuelle Situation weiter<br />

verschärfen und die Nachfragelücke nach Ingenieuren, Informatikern und<br />

Naturwissenschaftlern weiter vergrößern. Dieser Mangel an Fachkräften in<br />

Wirtschaft, Wissenschaft und Schulen bedroht die Innovations- und<br />

Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft erheblich.<br />

Damit diese Lücke nicht noch größer wird, brauchen wir vor allem qualifizierte und<br />

gute Lehrkräfte, die wie<strong>der</strong> Begeisterung für diese Fächer wecken. Die<br />

Schulabgänger werden sich we<strong>der</strong> für Studium noch für einen Ausbildungsberuf in<br />

den MINT-Fächern entscheiden, wenn sie diese schon als Schüler langweilig finden.<br />

Dreh- und Angelpunkt bleibt daher die Qualitätsverbesserung des MINT-Unterrichts<br />

in <strong>der</strong> Schule.<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 2<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

Der Unterricht muss vor allem anschaulicher und handlungsorientierter werden. Es<br />

ist Aufgabe <strong>der</strong> Schulen, Kin<strong>der</strong> nachhaltig für Technik- und Naturwissenschaften zu<br />

begeistern und ihnen frühzeitig die vielfachen beruflichen Möglichkeiten in diesen<br />

Fel<strong>der</strong>n aufzuzeigen.<br />

Aber auch die Wirtschaft nimmt hier ihre Verantwortung wahr. So gibt es inzwischen<br />

eine Vielzahl von Initiativen, Projekten und Maßnahmen, wie zum Beispiel den<br />

Verein MINT-EC. Damit will die Wirtschaft Begeisterung für diese Fächer wecken<br />

und Hilfestellungen bei <strong>der</strong> Berufswahl geben.<br />

Gleichzeitig müssen wir auch das berufliche Entwicklungspotenzial junger Frauen<br />

und Mädchen besser ausschöpfen. Die deutsche Wirtschaft braucht qualifizierte<br />

Frauen und Mädchen im Beruf. Nur so können wir dem Fachkräftemangel und <strong>der</strong><br />

demografischen Entwicklung entgegenwirken.<br />

Nach wie vor ist das Berufswahlspektrum von Mädchen sehr eng. Sie wählen immer<br />

noch hauptsächlich nichttechnische Berufe und Studienfächer aus. Über die Hälfte<br />

aller Mädchen entscheidet sich für nur 10 von 350 Ausbildungsberufen. Dabei bieten<br />

sich gerade im Bereich <strong>der</strong> technischen und naturwissenschaftlichen Berufe<br />

ausgezeichnete Perspektiven.<br />

Die BDA engagiert sich deshalb mit an<strong>der</strong>en Spitzenverbänden, Ministerien und<br />

Gewerkschaften aktiv für den Girls’ Day. Dieser Mädchen-Zukunftstag findet<br />

übermorgen bereits zum vierten Mal statt. Mädchen und Frauen können sich hier<br />

über technische und naturwissenschaftliche Berufsperspektiven informieren. Allein<br />

im letzten Jahr beteiligten sich über 2.000 Unternehmen daran. Das Echo auf die<br />

Veranstaltungen ist sowohl bei den Mädchen als auch bei den Unternehmen<br />

hervorragend.<br />

Hochschulbildung<br />

Nicht nur ein gutes Schulsystem auch ein international konkurrenzfähiges<br />

Hochschulsystem ist für alle Bereiche <strong>der</strong> Wirtschaft wichtig. Es bildet qualifizierte<br />

Fach- und Führungskräfte aus und ist <strong>der</strong> Motor für Forschung und Innovation.<br />

Damit die deutschen Hochschulen ihren Auftrag noch besser erfüllen können,<br />

brauchen sie mehr Autonomie und weniger staatliches Gängelband. Wir müssen<br />

unsere Hochschulen endlich in die Freiheit entlassen. Dazu gehört das Recht, die<br />

Studierenden selbst auszuwählen und auch Studiengebühren zu erheben. Unsere<br />

Hochschulen müssen für den internationalen Wettbewerb die Möglichkeiten und<br />

Instrumente an die Hand bekommen, über die die Konkurrenz im Ausland schon<br />

lange verfügt.<br />

Wer dagegen glaubt, meine Damen und Herren, Eliteuniversitäten ließen sich durch<br />

Dekrete erzwingen, <strong>der</strong> irrt. Wenn es Bund und Län<strong>der</strong>n ernst ist mit dem<br />

Bekenntnis zu Wettbewerb und Elite, dann müssen die Rahmenbedingungen<br />

grundlegend geän<strong>der</strong>t werden. Gesetze und Verordnungen sind deutlich zu<br />

entschlacken. Das Hochschulrahmengesetz kann mit all seinen Verboten,<br />

Beschränkungen und Regulierungen gleich komplett entsorgt werden.<br />

Aber nicht nur bei den Rahmenbedingungen unseres Hochschulsystems haben wir<br />

Nachholbedarf. Vielmehr muss die Studienorganisation insgesamt auf den<br />

Prüfstand.<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 3<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

Die Studienzeiten sind in Deutschland zu lang, die Absolventen unserer<br />

Hochschulen im internationalen Vergleich zu alt. Während in Großbritannien,<br />

Frankreich und Australien die Hochschulabsolventen bereits auf <strong>der</strong> zweiten und<br />

dritten Karrierestufe ihrer beruflichen Laufbahn stehen, sind hierzulande die<br />

Studenten noch immer an den Hochschulen eingeschrieben.<br />

Wir brauchen deshalb eine deutliche Verkürzung <strong>der</strong> Studienzeiten und eine<br />

Verringerung <strong>der</strong> Abbrecherquoten. Beides wird nach unserer Überzeugung mit <strong>der</strong><br />

Einführung <strong>der</strong> gestuften Studienstruktur erreicht. Mit den international üblichen<br />

Abschlüssen Bachelor und Master kann uns ein erster Schritt zur umfassenden<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung unseres Hochschulwesens gelingen.<br />

Internationalität in <strong>der</strong> Ausbildung heißt aber auch, fremdsprachige Anteile in das<br />

Lehrangebot aufzunehmen (aktuell ca. 4% an fremdsprachigen Lehr-angeboten) und<br />

Auslandsaufenthalte für die Studenten verbindlich vorzuschreiben. Die internationale<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Wirtschaft schreitet kontinuierlich voran. Auch mittelständische<br />

Unternehmen haben heute eine Vielzahl von internationalen Kontakten und<br />

Kooperationspartnern. Deshalb müssen Hochschulabsolventen durch ihre<br />

Ausbildung auch darauf vorbereitet sein, in einem internationalen Umfeld zu<br />

arbeiten.<br />

Hier sind die vielfältigen Möglichkeiten, die sich den Hochschulen eröffnen, kaum<br />

genutzt. Weshalb lehren bei uns so wenige ausländische Professoren und<br />

Dozenten? Warum entstehen erst ganz allmählich internationale Hoch-<br />

Schukooperationen, die auch doppelte Abschlüsse ermöglichen? Warum werden<br />

Auslandssemester nur so selten in den Studienordnungen vorgeschrieben?<br />

All dies wären wichtige Bausteine, um den Studenten internationale und<br />

interkulturelle Fähigkeiten zu vermitteln. Hier ist <strong>der</strong> Nachholbedarf nach wie vor<br />

groß.<br />

Ausbildung<br />

Eine wichtige Säule unseres Bildungssystems ist die betriebliche Ausbildung. Sie<br />

zeichnet sich vor allem durch die enge Verbindung zur Arbeitswelt aus. Dadurch<br />

können Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> betrieblichen Praxis schnell aufgenommen und<br />

umgesetzt werden. Allein zwischen 1996 und 2003 sind beispielsweise rund 50<br />

Ausbildungsberufe völlig neu entstanden und rund 150 mo<strong>der</strong>nisiert worden. Durch<br />

diese enge Verbindung zur Arbeitswelt werden die jungen Menschen nach dem<br />

tatsächlichen Bedarf und den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betriebe ausgebildet – <strong>der</strong>zeit sind<br />

es rund 1,6 Millionen.<br />

Dieser wichtigen Säule unseres Bildungssystems droht jetzt ein schwerer Schlag. Mit<br />

<strong>der</strong> geplanten Ausbildungsabgabe wird die Berufsausbildung auf Dauer vom<br />

Beschäftigungssystem abgekoppelt. Der wichtigste Vorteil des deutschen<br />

Ausbildungssystems ginge verloren.<br />

Der Gesetzentwurf zur Ausbildungsplatzabgabe wi<strong>der</strong>spricht darüber hinaus allen<br />

Lippenbekenntnissen <strong>der</strong> Bundesregierung zum Abbau von Bürokratie und zur<br />

Senkung <strong>der</strong> Lohnzusatzkosten. Eine Ausbildungsabgabe reguliert den<br />

Lehrstellenmarkt und wird zu weniger Ausbildungsplätzen in Deutschland führen.<br />

Dieses Gesetz missachtet zudem das enorme und vielfältige<br />

Ausbildungsengagement <strong>der</strong> Wirtschaft und behin<strong>der</strong>t innovative Lösungen.<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 4<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

Warum soll ein Betrieb heute einen Ausbildungsplatz anbieten, für den er morgen<br />

einen Zuschuss bekommt? Wie wollen wir Betriebe ermutigen, weiter über den<br />

eigenen Bedarf hinaus auszubilden, wenn demnächst Quoten festgesetzt werden?<br />

Warum sollen Betriebe bestraft werden, die seit Jahren keine geeigneten Lehrlinge<br />

finden?<br />

Eine Abgabe gefährdet unser erfolgreiches duales Ausbildungssystem erheblich.<br />

Daher for<strong>der</strong>e ich die Bundesregierung auf, diesen Abgabeunsinn endgültig zu<br />

beenden!<br />

Die Politik ist gefor<strong>der</strong>t, sich endlich um die eigentlichen Ursachen <strong>der</strong> ahngespannten<br />

Lage am Ausbildungsmarkt zu kümmern. Das ist zum einen die - schon<br />

angesprochene - fehlende Ausbildungsreife <strong>der</strong> Jugendlichen.<br />

Zum an<strong>der</strong>en sind es aber auch die schlechten Rahmenbedingungen des Standorts<br />

Deutschlands. Die Politik muss Unternehmen wie<strong>der</strong> eine wirkliche Perspektive<br />

bieten. Nur wer zuversichtlich in seine wirtschaftliche Zukunft blicken kann, wird in<br />

Ausbildung investieren. Voraussetzung dafür ist aber eine vernünftige Arbeitsmarkt-,<br />

Sozial und Steuerpolitik. Nur mit niedrigeren Steuern und Abgaben, weniger<br />

Bürokratie und zukunftsfesten sozialen Sicherungssystemen schaffen wir die Wende<br />

zu mehr Wachstum und damit auch zu mehr Arbeits- und Ausbildungsplätzen.<br />

Lebenslanges Lernen<br />

Die Unternehmen klagen auch deshalb über einen Mangel an Praxisnähe und<br />

Schlüsselkompetenzen bei Schul- und Hochschulabsolventen, weil die<br />

überfachlichen Qualifikationen an Bedeutung gewonnen haben. Qualifikationen, wie<br />

zum Beispiel die Fähigkeit zum kontinuierlichen Lernen, die Flexibilität in <strong>der</strong><br />

Anwendung von Kenntnissen und Methoden o<strong>der</strong> die Fähigkeit in Zusammenhängen<br />

zu denken, werden immer wichtiger.<br />

Neue Technologien, neue Verfahren und neue Marktanfor<strong>der</strong>ungen müssen in den<br />

Unternehmen verstanden und umgesetzt werden. In <strong>der</strong> Stärkung dieser<br />

Kompetenzen liegt deshalb ein zentraler Schlüssel, die Innovations-Prozesse in<br />

diesem Land voranzubringen.<br />

Qualifizierung als Grundlage für nachhaltige Beschäftigungs- und<br />

Innovationsfähigkeit wird zur dauerhaften Aufgabe. Das lebenslange Lernen zum<br />

Grundprinzip: Für Unternehmen gleichermaßen wie für den Einzelnen.<br />

Die Erstausbildung reicht längst nicht mehr aus, um über die gesamte<br />

Erwerbsbiographie beschäftigungsfähig zu bleiben. Zumal sich auch die<br />

Erwerbsbiografien verlängern. Kontinuierliche Weiterbildung wird immer wichtiger,<br />

um mit den rasant zunehmenden Informationen Schritt halten zu können.<br />

Weiterbildung ist dabei eine Zukunftsaufgabe für Betriebe und Beschäftigte. Die<br />

Wirtschaft investiert jährlich rund 17 Milliarden Euro in Weiterbildung. Um dieses<br />

Engagement zu unterstützen und weiter zu entfalten, muss je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beteiligten<br />

seinen Beitrag leisten.<br />

Weiterbildung stärkt nicht nur die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Unternehmen, son<strong>der</strong>n auch die individuelle Beschäftigungsfähigkeit jedes<br />

Einzelnen. Berufliche Weiterbildung ist daher ein gemeinsames Anliegen von Betrieb<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 5<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

und Mitarbeiter – den Nutzen haben beide Seiten, daher sollten sich beide auch den<br />

Aufwand teilen.<br />

Schlussbemerkung<br />

Bildung und Qualifikation <strong>der</strong> Mitarbeiter werden immer wichtigere Standortfaktoren<br />

für die Unternehmen. Gut ausgebildete Mitarbeiter entscheiden mit über die<br />

Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Betriebe.<br />

Deshalb ist es für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes entscheidend, unser<br />

Bildungssystem umfassend zu reformieren. Unsere Schulen und Hochschulen<br />

müssen den jungen Menschen das nötige Rüstzeug für das spätere Arbeitsleben<br />

mitgeben. Nur dann gelingt es Schülern und Studenten, sich als vollwertige<br />

Fachkräfte in die Arbeitswelt zu integrieren.<br />

Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass die Mitarbeiter Qualifizierung und<br />

Weiterbildung fest in ihrem Arbeitsleben verankern und auch die Unternehmen dazu<br />

weiterhin ihren Beitrag leisten.<br />

Mit solchen Mitarbeitern können die Unternehmen dann auch in Zukunft aus<br />

Joghurtbechern Parkbänke machen – und das sogar, ohne in den Urwald zu gehen.<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 6<br />

Tagung am 20.3.2004 in Berlin


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Personalentwicklung als Wettbewerbsfaktor -<br />

erfolgreiche Unternehmer berichten:<br />

Dr.-Ing. Bernhard Kallup<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstands<br />

Sedus Stoll AG, Waldshut


Herzlich willkommen!<br />

1<br />

Einführung<br />

Personalentwicklung<br />

als Wettbewerbsfaktor<br />

I. Die Sedus Stoll AG<br />

II. Die Ausbildung<br />

III. Personalentwicklung<br />

Dr. Bernhard Kallup<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sedus Stoll AG<br />

4<br />

I. Die Sedus Stoll AG<br />

Sedus Stoll Konzern<br />

Gegründet 1871, seit 1995 AG<br />

DIN EN ISO 9001 seit 1994<br />

EU Öko-Audit seit 1995<br />

Die Konzernmarken:<br />

Sedus (Waldshut)<br />

Gesika (Geseke)<br />

Klöber (Überlingen)<br />

Tochtergesellschaften in<br />

Frankreich, Großbritannien,<br />

Italien, Österreich (produzierende)<br />

Nie<strong>der</strong>lande, Belgien, Schweiz,<br />

Spanien (Vertriebsgesellschaften)<br />

Weltweit in über 30 Län<strong>der</strong>n<br />

5<br />

Produkte<br />

Büromöbel<br />

Bürositzmöbel<br />

Konferenz-/Seminarmöbel<br />

Objektmöbel<br />

Warten / Empfang<br />

Kantine / Bistro<br />

Treffpunkt / Pausenzone<br />

Großraum / Halle<br />

Technische Arbeitsstühle<br />

6<br />

1


Sedus Stoll Konzern 2003<br />

Büromöbel<br />

Umsatz MioEUR Export % Mitarbeiter<br />

Sedus 78,6 47,4 670<br />

Gesika 23,6 11,0 231<br />

Klöber 22,1 42,0 222<br />

Gesamt 124,3 39,5 1.123<br />

7<br />

Gesika ambition mit Sedus mr. charm<br />

8<br />

Bürositzmöbel<br />

Konferenzmöbel<br />

Sedus open up 9<br />

Sedus high end<br />

10<br />

Seminarmöbel<br />

Objektmöbel Warten / Empfang<br />

Gesika ambition mit Sedus flip flap 11<br />

Sedus corner<br />

12<br />

2


Objektmöbel Kantine / Bistro<br />

Objektmöbel Treffpunkt / Pausenzone<br />

Sedus on stage 13<br />

Sedus turtle club<br />

14<br />

Objektmöbel Großraum / Halle<br />

II. Ausbildung<br />

A. Rahmenbedingungen<br />

Enge Zusammenarbeit Betrieb/Schule<br />

z. B. Schulkonferenz, Schüler-, Lehrerpraktika,<br />

Betriebsbesichtigungen Schüler/Lehrer,<br />

Projektarbeiten, finanzielle Unterstützung<br />

(Spenden, För<strong>der</strong>beiträge)<br />

Sedus get together 15<br />

16<br />

II. Ausbildung<br />

B. Vor <strong>der</strong> Ausbildung<br />

Image-Werbung bei Schülern (heute)<br />

Auszubildende (morgen)<br />

qualifizierte Mitarbeiter (übermorgen)<br />

z. B. Berufsorientierungstage, „Schnupperlehre“,<br />

Ferienjobs, Mund-zu-Mund-Werbung<br />

II. Ausbildung<br />

C. Während <strong>der</strong> Ausbildung<br />

• Projekte (Maschinen anfertigen, Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Ausbildung)<br />

• Jahresarbeiten (prozessorientierte Themen)<br />

• Unterricht (abteilungsübergreifend ganzheitliches<br />

Denken för<strong>der</strong>n)<br />

• Exkursionen (vorbereiten, planen, aufarbeiten)<br />

• Zeitaktuelle Lerninhalte (z. B. neuer Ausbildungsplan)<br />

17<br />

18<br />

3


II. Ausbildung<br />

C. Während <strong>der</strong> Ausbildung<br />

• Fachabteilung (Tagesarbeit / echte Fälle)<br />

• Weiterbildungsmaßnahmen (z. B. PC-Führerschein,<br />

Kommunikation, Zeit-/Arbeitsplanung)<br />

• Auslandseinsatz (in Einzelfällen)<br />

• Englisch (schulisches Zusatzangebot)<br />

• Praktika für ausländische Interessenten (Angebot)<br />

II. Ausbildung<br />

D. Ausbildungsberufe<br />

Anzahl gesamt<br />

Anzahl Bewerbungen<br />

Industriekauffrau/-mann 12 160<br />

Industriemechaniker 3 10 - 15<br />

Werkzeugmechaniker 2 10 - 15<br />

Energieelektroniker 2 20<br />

Polsterer 2 2 - 5<br />

Technische Zeichner 1 5 - 10<br />

IT-Fachinformatiker Systemintegration 2 10 - 15<br />

Mechatroniker 2 5 - 10<br />

BA-Wirtschaftsinformatik 2 10 - 15<br />

BA-Maschinenbauingenieur 2 10 - 15<br />

30 über 250<br />

19<br />

20<br />

III. Personalentwicklung/<br />

Weiterbildung<br />

A. Unternehmensgrundsatz Nr. 5<br />

Wir för<strong>der</strong>n die berufliche und persönliche<br />

Entfaltung unserer Mitarbeiter, um mit<br />

selbstständig handelnden Mitarbeitern<br />

unsere Unternehmensziele zu erreichen.<br />

III. Personalentwicklung/<br />

Weiterbildung<br />

B. Weiterbildungsgrundsätze<br />

Wir begrüßen jede Art <strong>der</strong> persönlichen<br />

Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter, auch<br />

wenn sie nicht direkt firmenbezogen ist (z. B.<br />

Sprachausbildung, soziales Engagement, etc.)<br />

21<br />

Wir unterstützen die Initiative <strong>der</strong> Mitarbeiter,<br />

sich beruflich weiter zu qualifizieren (z. B. zum<br />

Meister, Techniker, Fachwirt, o. ä.) durch<br />

Übernahme von x % <strong>der</strong> reinen Seminarkosten.<br />

22<br />

III. Personalentwicklung/<br />

Weiterbildung<br />

Wir för<strong>der</strong>n arbeitsplatzbezogene Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

durch Übernahme<br />

von bis zu 100 % <strong>der</strong> entstehenden Gesamtkosten<br />

(Gebühren, Reisekosten, Lohn- und<br />

Gehaltsfortzahlung).<br />

Wir for<strong>der</strong>n von jedem Mitarbeiter, dass er<br />

sich, unabhängig von seinem persönlichen<br />

Entwicklungs-/Ausbildungsstand, zumindest<br />

soweit fortbildet, um die jetzigen und zukünftigen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an seinem Arbeitsplatz in vollem<br />

Umfang erfüllen zu können.<br />

23<br />

C. Weiterbildungsbedarfsanalyse *<br />

Qualifikationsverän<strong>der</strong>ungen<br />

Soll<br />

Gegenwärtige und und zukünftige<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>der</strong> Tätigkeit<br />

Individuelle Entwicklungsziele<br />

und und -bedürfnisse<br />

ziele Qualifikationsdefizit<br />

Weiterbildungsbedarf<br />

Ist<br />

Gegenwärtige Kenntnisse und und<br />

Fähigkeiten des des Mitarbeiters<br />

* In Anlehnung an die instrumentelle Theorie <strong>der</strong> Personalentwicklung bei Drumm (1997), S. 296<br />

24<br />

4


¡<br />

¡<br />

¡<br />

¡<br />

¡<br />

Weiterbildungsbedarf<br />

III. Personalentwicklung/<br />

Weiterbildung<br />

Unternehmensressourcen<br />

Entwicklungspotential<br />

des des Mitarbeiters<br />

D. Personalentwicklungsplanung<br />

Bestimmung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Entwicklungadressaten<br />

Vereinbarung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Lernziele<br />

Planung und Organisation <strong>der</strong><br />

Weiterbildungsmaßnahmen<br />

25<br />

1. Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Position<br />

a) Fachkompetenz<br />

• Ausbildung<br />

• Spezialkenntnisse/-erfahrungen<br />

• Berufserfahrung<br />

• Fremdsprachen (welche und wie gut)<br />

• Informationsverarbeitung<br />

26<br />

III. Personalentwicklung/<br />

Weiterbildung<br />

III. Personalentwicklung/<br />

Weiterbildung<br />

b) Methodenkompetenz<br />

• Persönliche Arbeitstechniken<br />

• Projektmanagement<br />

• Mo<strong>der</strong>ation<br />

• Präsentation<br />

• Problemlösung<br />

• Innovation/Kreativität<br />

• Managementtechniken<br />

• Sonstige Anwendungstechniken<br />

27<br />

c) Soziale Kompetenz<br />

• Kommunikationsfähigkeiten<br />

• Führungsfähigkeiten<br />

• Persönliche Fähigkeiten<br />

2. Eignung heute<br />

3. Mögliche Maßnahmen zur Erreichung <strong>der</strong><br />

Qualifikation<br />

a) in den Arbeitsprozess integriert<br />

b) außerhalb des Arbeitsprozesses<br />

28<br />

III. Personalentwicklung/<br />

Weiterbildung<br />

III. Personalentwicklung/<br />

Weiterbildung<br />

E. Schlaglichter (bei Sedus)<br />

• Ausbildungsquote: ca. 5,5 %<br />

• Gesamte Fertigungsmannschaft<br />

Mehrplatzfähigkeit<br />

Kundenorientierung<br />

Höherqualifizierung wird geför<strong>der</strong>t und bezahlt<br />

• Gesamte Führungsmannschaft<br />

(„vom Vorstand bis zum Meister“)<br />

Führungskräfteseminare<br />

(z. B. Kommunikation, Konfliktlösung, Ethik,<br />

vom „Ich“ über das „Du“ zum „Wir“)<br />

• Mitarbeiterzufriedenheitsanalyse<br />

Qualifikationsansätze<br />

• Unternehmensvision<br />

• Mitarbeitergespräche<br />

29<br />

30<br />

5


Die Sedus Vision<br />

Das Beson<strong>der</strong>e…<br />

Das Beson<strong>der</strong>e<br />

hat ein Lächeln<br />

im Gesicht.<br />

Es ist das Unverwechselbare in allem,<br />

was wir denken, planen und umsetzen.<br />

Unverwechselbar macht das Beson<strong>der</strong>e<br />

auch die Art und Weise, wie wir dies<br />

gestalten:<br />

31<br />

32<br />

Mit einem Lächeln…<br />

Sedus im Branchenvergleich (Umsatzentwicklung in %)<br />

BSO / Sedus<br />

175<br />

169<br />

Lächeln ist Emotion, die Brücken baut<br />

und Spaß macht. Lächeln steckt an,<br />

es kommt zurück.<br />

So schafft Lächeln Vertrauen und Miteinan<strong>der</strong>,<br />

geprägt von Offenheit und Ehrlichkeit.<br />

150<br />

125<br />

100<br />

100 100<br />

133<br />

119 119<br />

103<br />

140<br />

121<br />

157<br />

126<br />

126<br />

149<br />

98<br />

120<br />

Das ist das Beson<strong>der</strong>e an Sedus.<br />

33<br />

75<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

88<br />

2002 2003 34<br />

Vielen Dank für<br />

Ihre Aufmerksamkeit.<br />

36<br />

6


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Personalentwicklung als Wettbewerbsfaktor -<br />

erfolgreiche Unternehmer berichten:<br />

Rolf Praml<br />

Leiter des Zentralbereichs<br />

Telekom Business Academy, Bonn


Telekom<br />

Business Academy<br />

Wuppertaler Kreis<br />

Qualifikation als Wettbewerbsfaktor<br />

Berlin, 20. April 2004<br />

===!"§<br />

Rolf Praml<br />

Leiter Zentralbereich TBA<br />

Version 2.1<br />

Telekom Business Academy<br />

Wuppertaler Kreis 21. April 2004<br />

Agenda<br />

• Gruß unseres Personalvorstands<br />

Dr. Heinz Klinkhammer<br />

• Informationen zur Deutsche Telekom Group und<br />

einigen Herausfor<strong>der</strong>ungen ihrer Personalarbeit<br />

• 10 Trends in <strong>der</strong> Qualifizierung<br />

• Einige Antworten und weitere Fragen zu diesen<br />

Trends aus <strong>der</strong> Sicht unseres Unternehmens<br />

1<br />

1


U<br />

(M € )<br />

P<br />

Telekom Business Academy<br />

Konzernstruktur Deutsche Telekom Group<br />

!"§! §Mobile! !"§! §Systems! !"§! §Com!<br />

21,6<br />

38,6 %<br />

41.500<br />

17,5 %<br />

1,7<br />

3,0 %<br />

2.600<br />

1,0 %<br />

7,2<br />

12,9 %<br />

40.800<br />

16,9 %<br />

25,1<br />

45,0 %<br />

148.900<br />

58,2 %<br />

!"§<br />

0,3<br />

0,5%<br />

32.000<br />

12,9 %<br />

HQ<br />

Mobilfunk Internet IT&TK Services Festnetz<br />

2<br />

Telekom Business Academy<br />

Vorstandsbereich Personal<br />

Management Board Deutsche Telekom Group<br />

VV VF VP VMO VTO VTS VTC<br />

HR Strategy HR Management<br />

Telekom Training Vivento<br />

CC HRM<br />

Shared Services<br />

Group<br />

Organization<br />

Inhouse<br />

Consulting<br />

Group Security<br />

DeTeImmo<br />

T. Business<br />

Academy<br />

Management<br />

Development<br />

Career<br />

Development<br />

Corporate<br />

Learning<br />

3<br />

2


Telekom Business Academy<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung Personal<br />

229.000<br />

Affiliates 6.085<br />

222.827<br />

DT AG<br />

1995<br />

104.300<br />

Reduction<br />

39.600<br />

Increase<br />

Transfer within DT Group<br />

28.600<br />

248.000<br />

82.000<br />

Acquisitions<br />

47.000<br />

Affiliates<br />

118.600<br />

DT AG<br />

2004<br />

4<br />

Telekom Business Academy<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung Demografie<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

%<br />

Erwerbspersonen<br />

Deutschland<br />

Konzern<br />

T-Com<br />

T-MD<br />

T-SI<br />

T-OI<br />

0<br />

unter 16-20<br />

21-25<br />

26-30<br />

31-35<br />

36-40<br />

40-45<br />

46-50<br />

51-55<br />

56-60<br />

61–über65<br />

5<br />

3


Telekom Business Academy<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung Arbeitsrecht<br />

Leitende, AT ,<br />

Tarifkräfte (Betriebszugehörigkeit<br />

< 2a)<br />

Befristeter<br />

Kündigungsschutz<br />

8<br />

18<br />

18<br />

3<br />

21<br />

27<br />

64<br />

58<br />

83<br />

dauerhafter<br />

Kündigungsschutz<br />

Beamte<br />

56<br />

49<br />

HQ, T-Com<br />

Shared S.<br />

3<br />

15<br />

18<br />

TSI<br />

14<br />

6<br />

22<br />

TMD<br />

8<br />

9<br />

TOI<br />

===!"§<br />

6<br />

Telekom Business Academy<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung Beschäftigung<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

Zugänge Vivento<br />

0<br />

I-03 II-03 III-03 IV-03<br />

HQ, Shared Services<br />

T-Com<br />

TSI, TMO, TOI<br />

7<br />

4


Telekom Business Academy<br />

Die Kosten <strong>der</strong> Weiterbildung im Konzern<br />

Angebot<br />

WB – Tag (ohne Ausfall)<br />

WB – Kosten / Mitarbeiter<br />

WB – Kosten Anteil Pers.Kosten<br />

WB – Zeit / Mitarbeiter<br />

(ohne Lernen am Arbeitsplatz)<br />

Inhouse – Program Young Profess.<br />

(50 P., 30 d, + Reisekosten)<br />

Customized Progr. Int. Business<br />

School (50 P, 6 d, + Reisekosten)<br />

Kosten<br />

300 €<br />

1.000 €<br />

2 %<br />

30 h/a<br />

5.000 €/P<br />

10.000 €/P<br />

8<br />

Telekom Business Academy<br />

Trends in <strong>der</strong> Qualizierung (1)<br />

(1) Die dauernde Verän<strong>der</strong>ung von Arbeitsinhalten und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen erfor<strong>der</strong>t kontinuierliche Anstrengung<br />

zum Erhalt des Humankapitals.<br />

(2) Die Beschäftigten müssen Eigenverantwortung für<br />

ihre „Employability“ übernehmen.<br />

(3) Jobzufriedenheit und Bindung <strong>der</strong> Besten ist (auch)<br />

abhängig von Entwicklungsperspektiven, die ein<br />

Arbeitgeber bietet.<br />

(4) Einer positive Unternehmenskultur und persönliche<br />

Netzwerke im Unternehmen müssen als Erfolgsfaktoren<br />

aktiv gestaltet werden.<br />

(5) Qualifizierung ist eine strategische Aufgabe: Die<br />

„Weiterbildung auf Vorrat“ weicht einer an den<br />

Geschäftsbedürfnissen ausgerichteten Architektur<br />

<strong>der</strong> Wissenserzeugung und –vermittlung.<br />

9<br />

5


Telekom Business Academy<br />

Trends in <strong>der</strong> Qualizierung (2)<br />

(6) Die Grenzen zwischen Arbeit, Qualifizierung und<br />

Information werden sehr durchlässig, die Methoden<br />

<strong>der</strong> Qualifizierung werden vielfältiger.<br />

(7) Qualifizierung wird zum personalisierten Angebot:<br />

Von <strong>der</strong> „Konfektionsware für alle Fälle“ zum<br />

modularen „Learning on demand“.<br />

(8) Strategisch abgeleitete Anfor<strong>der</strong>ungsprofile bilden<br />

die Grundlage für die geschäftsorientierte<br />

Entwicklung des Personals.<br />

(9) Professionelles Management mit erstklassigen<br />

Partnern löst „Bildungs-Do-it-yourself“ und die<br />

überkommene „Seminarkultur“ ab.<br />

(10)Grenzen überschreitende Qualifizierung unterstützt<br />

gezielt die Internationalisierung von Märkten und<br />

Unternehmen.<br />

10<br />

Telekom Business Academy<br />

Trends in <strong>der</strong> Qualizierung: Permanenter Wandel<br />

Dauernde Verän<strong>der</strong>ungen im Unternehmen und in <strong>der</strong><br />

Umwelt machen die zielgerichtete Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> vorhandenen Beschäftigten unabdingbar für den<br />

Geschäftserfolg. Maßgebliche Treiber:<br />

• Immer schnellere Produktzyklen<br />

• „Verschwimmen“ <strong>der</strong> Branchen- und Marktgrenzen<br />

• Wachsende Bedeutung des Service für<br />

Kundenbindung und Profit<br />

• Unternehmenskäufe, Allianzen, Management <strong>der</strong><br />

Wertschöpfungsketten<br />

• Dezentralisierung und Internationalisierung von<br />

Unternehmen und Märkten<br />

11<br />

6


Telekom Business Academy<br />

Trends in <strong>der</strong> Qualizierung: Employability<br />

„Employability“ wird zur permanenten Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

für die Beschäftigten. Qualifizierung ist Bring- und<br />

Holschuld zugleich.<br />

• Das „Arbeitsverhältnis auf Lebenszeit“ ist kein Rollenmodell<br />

mehr, Verän<strong>der</strong>ung im Job <strong>der</strong> Normalfall.<br />

• Die „Halbwertszeit des Wissens“, das in <strong>der</strong> ersten<br />

Berufsqualifikation erworben wurde, sinkt ständig.<br />

• Von vielen Mitarbeitern werden gleichzeitig generalistische<br />

und fachliche Fähigkeiten verlangt.<br />

• Der Umbau des Hochschulsystems (Bologna-Prozess,<br />

Bachelor/Master) wird die traditionelle Aufteilung<br />

von Lernen und Arbeiten aufbrechen.<br />

• Ältere Beschäftigte bleiben länger im Job.<br />

12<br />

Telekom Business Academy<br />

Trends in <strong>der</strong> Qualizierung: Unternehmenskultur<br />

Die aktive För<strong>der</strong>ung einer „passenden“ Unternehmenskultur<br />

wird bei hohem Verän<strong>der</strong>ungsdruck und starker<br />

Dezentralisierung immer wichtiger für die erfolgreiche<br />

Ausrichtung des Gesamtunternehmens (vor allem bei<br />

Führungskräften).<br />

• Systematische Pflege <strong>der</strong> Corporate Values:<br />

• T-Spirit<br />

• T-Spirit Check<br />

• Maßgeschnei<strong>der</strong>te Programme für Führungskräfte<br />

för<strong>der</strong>n das Verständnis <strong>der</strong> Gesamtstrategie und die<br />

Bildung persönlicher Netzwerke, die Synergien heben.<br />

• Advanced Management Program<br />

• General Management Program<br />

13<br />

7


Telekom Business<br />

Academy<br />

Nicht die Werte als solche unterscheiden uns von<br />

an<strong>der</strong>en, son<strong>der</strong>n das Leben <strong>der</strong> Werte im Alltag.<br />

14<br />

Telekom Business Academy<br />

Trends in <strong>der</strong> Qualizierung: Jobzufriedenheit<br />

Verän<strong>der</strong>te Maßstäbe für Jobzufriedenheit reflektieren<br />

den stark gestiegenen Verän<strong>der</strong>ungsdruck. Wer gute<br />

Leute gewinnen und halten will, muss Entwicklungsperspektiven<br />

bieten.<br />

• Mitarbeiterbefragung Deutsche Telekom<br />

• Tower/Perrins-Studie<br />

• HR-Young Professionals Program<br />

• T-Success<br />

• Telekom Fachhochschule<br />

• Telekom StudentClub<br />

e-fellows.net<br />

15<br />

8


Telekom Business Academy<br />

Die Mitarbeiter wollen mehr persönliche Entwicklung<br />

16<br />

Was steigert das Engagement von Mitarbeitern?<br />

(In <strong>der</strong> Reihenfolge <strong>der</strong> Nennung nach ihrer Wichtigkeit)<br />

1. Die Unternehmensführung zeigt in Interesse am<br />

Wohlergehen <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

2. För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> beruflichen Fähigkeiten<br />

3. Die Unternehmensführung agiert im Sinne <strong>der</strong><br />

Unternehmenswerte<br />

4. Ausreichend Entscheidungsfreiheit, um gute<br />

Arbeitsergebnisse zu liefern<br />

5. Ruf des Unternehmens als Arbeitgeber<br />

6. Anspruchsvolles Aufgabenspektrum<br />

7. Teamarbeit in meiner Arbeitsgruppe<br />

8. Hohe Kundenorientierung des Unternehmens<br />

9. Allgemeines Arbeitsklima<br />

10. Die Festlegung des individuellen Lohns und Gehalts ist<br />

nachvollziehbar<br />

Quelle: Talent Report, Towers Perrin, 2004<br />

Telekom Business<br />

Academy<br />

17<br />

9


Telekom Business Academy<br />

Management Development Programme im Konzern<br />

in Abstimmung<br />

Business<br />

Lea<strong>der</strong> Team<br />

T-Success<br />

Corporate Talents<br />

Corporate Talents<br />

Konzern<br />

TBA-<br />

Programme<br />

TMO TOI TSI T-Com GHS<br />

•T-Success<br />

•TMO Executive<br />

Program<br />

•Executive<br />

Program<br />

•Spezielle Progr.<br />

(NatCos)<br />

•T-Success<br />

•Keine speziellen<br />

För<strong>der</strong>progr.,<br />

Fokus auf<br />

individueller<br />

Entwicklung und<br />

Karrieremodell<br />

•T-Success<br />

•Managing TSI;<br />

Talk Straight<br />

•Development<br />

Programm (TL)<br />

•Nachwuchspr.<br />

(< F-Ebene 1)<br />

•Campusprogr.<br />

(Experten)<br />

•T-Success<br />

•Top Performer<br />

Programm<br />

•Mgt. Programm<br />

•Junior Mgt.<br />

Progr.<br />

•T-Success<br />

•Executive<br />

Talents<br />

•Middle Management<br />

Talents<br />

Divisionen<br />

18<br />

Telekom Business Academy<br />

Entwicklungsperspektive Young Professionals HR<br />

HR Young Professionals Program<br />

Program-Design: Duration, Structure & Process<br />

St. Gallen Bonn o.a. Berlin<br />

Target Start: Q2 2004<br />

Target End: Q3/4 2005<br />

===!"§<br />

5 Modules (30 Days over 18 Months)<br />

Notes:<br />

•The program spans a period of 18 months and consists of a total of 5 attendance<br />

modules (30 days in total) each lasting 4 -9 days.<br />

•“Bridge” projects (with self-study) are required, if there are more than 3 months<br />

between modules.<br />

• Program m odulsinclude Saturday and/or Sunday (5–7 weekend-days)<br />

sessions.<br />

HR Young Professionals Program<br />

TBA/Career Development<br />

October 2003, Page 10<br />

19<br />

10


Telekom Business Academy<br />

Trends in <strong>der</strong> Qualizierung: Strategie & Lernarchitektur<br />

Die „Architektur des Lernens“ im Unternehmen muss<br />

strategisch ausgerichtet werden.<br />

• Anfor<strong>der</strong>ungsprofile für wichtige Positionen<br />

definieren den Entwicklungsbedarf<br />

• Strategisch getriebene Qualifizierungsprojekte<br />

gehören zur mo<strong>der</strong>nen Geschäftsfeldentwicklung.<br />

• Systematische Evaluation <strong>der</strong> Qualifizierungsergebnisse<br />

löst die traditionelle „Heißabfrage“ ab.<br />

20<br />

Telekom Business Academy<br />

Kompetenzmodell (1)<br />

niedrig<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

hoch<br />

7<br />

verstehen<br />

anwenden<br />

weiter<br />

entwickeln<br />

versuchen erreichen übertreffen<br />

mitmachen kooperieren begeistern<br />

sich anleiten<br />

lassen<br />

Fehler<br />

vermeiden<br />

reagieren<br />

eigenständig<br />

agieren<br />

Verantwortung<br />

übernehmen<br />

involviert<br />

sein<br />

an<strong>der</strong>e dazu<br />

bewegen<br />

Risiko<br />

übernehmen<br />

sich proaktiv<br />

einbringen<br />

21<br />

11


Telekom Business Academy<br />

Kompetenzmodell (2)<br />

6 =<br />

excels<br />

5 =<br />

meets<br />

4 =<br />

not a full<br />

3 =<br />

meet<br />

Clearly<br />

below<br />

Country<br />

Manager<br />

Role<br />

Expecte<br />

d level<br />

Strategic Orientation<br />

7) Develops Multi-Business<br />

Corporate or<br />

Breakthrough Strategy<br />

6) Develops Company<br />

Strategy<br />

5) Contributes to Strategy<br />

Beyond Own Area<br />

4) Defines Own Plan within<br />

Larger Strategy<br />

3) Un<strong>der</strong>stands the<br />

Strategic Context<br />

2) Un<strong>der</strong>stands<br />

Opportunities for Change<br />

1) Knows Own Area<br />

Functional<br />

Manager<br />

Role<br />

Expecte<br />

d level<br />

4 =<br />

excels<br />

3 =<br />

meets<br />

2 =<br />

not a full<br />

1 =<br />

meet<br />

Clearly<br />

below<br />

22<br />

Telekom Business Academy<br />

Trends in <strong>der</strong> Qualizierung: Blended Learning<br />

Die Bedeutung von„formellem“ Lernen nimmt ab. Die<br />

Grenzen zwischen Arbeiten, Lehren, Lernen und<br />

Informieren werden immer durchlässiger.<br />

• „Learning on demand“ erfor<strong>der</strong>t modulare Lernangebote,<br />

gute Ausstattung und gesicherte Freiräume.<br />

• Wissensmanagement verhin<strong>der</strong>t den Verlust des<br />

wertvollsten Kapitals: Erfahrung<br />

• Angebote <strong>der</strong> eTBA<br />

• Communities<br />

• Harvard ManageMentor<br />

• Self Assessment<br />

• Corporate Learning Management System<br />

23<br />

12


Telekom Business Academy<br />

Das elektronische Angebot<br />

24<br />

Telekom Business Academy<br />

Professionelle Partner - online<br />

5<br />

25<br />

13


Telekom Business Academy<br />

Professionelle Partner – Executive Education<br />

26<br />

Telekom Business Academy<br />

Das Konzept des konzerneigenen Bildungsanbieters TT<br />

(on the job)<br />

Lernen in virtuellen Strukturen<br />

(off the job)<br />

Trainings<br />

on the job<br />

CBT<br />

Mediengestützte<br />

Seminare<br />

Selbstlernen<br />

über Netze<br />

Teleteaching<br />

Lernen über Netze<br />

(konzeptbasiert)<br />

Mediengestützte<br />

Trainings<br />

Klassische<br />

Seminare<br />

Printmedien<br />

27<br />

14


Telekom Business Academy<br />

Unsere Mission<br />

• Deliver first-class management development<br />

for senior executives<br />

• Provide opportunities for personal networking<br />

• Foster “T-Mindedness” throughout the group's<br />

executives<br />

• Improve DT‘s performance as employer of choice<br />

for senior executives and young professionals<br />

• Develop corporate learning strategies for a<br />

knowledge-based company<br />

Microsoft<br />

PowerPoint-Präsentation<br />

• Support transformation into a global company<br />

138 - 142<br />

28<br />

15


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Personalentwicklung als Wettbewerbsfaktor -<br />

erfolgreiche Unternehmer berichten:<br />

Dr. Horst Neumann<br />

Mitglied des Vorstands<br />

AUDI AG, Ingolstadt


Dr. Horst Neumann<br />

Mitglied des Vorstands <strong>der</strong> AUDI AG, Personal- und Sozialwesen<br />

„Personalentwicklung als Wettbewerbsfaktor“<br />

20. April 2004, Berlin<br />

Glie<strong>der</strong>ung<br />

1. Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen im Unternehmen<br />

2. Auswirkungen auf die Kompetenzentwicklung<br />

3. Ziele und Systematik <strong>der</strong> Personalentwicklung<br />

1


Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen im Unternehmen<br />

Komplexitätszuwachs durch Ausbau <strong>der</strong> Modellpalette<br />

A8, S8<br />

Allroad<br />

quattro<br />

A6/S6/RS6<br />

Lim, Avant<br />

A4/S4 Cabrio<br />

A4/S4<br />

Lim, Avant<br />

TT Roadster<br />

TT coupe<br />

A3 Sportback<br />

100 Lim, Avant<br />

80, Coupe<br />

A3<br />

A2<br />

1980<br />

2004<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen im im Unternehmen<br />

Geschäftsprozesse in <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

Lieferanten<br />

Entwicklungspartner<br />

Logistikpartner<br />

Handelspartner<br />

Produktherstellung<br />

Produktentwicklung<br />

Produktvermarktung<br />

Kunde<br />

Zentrale Service-Funktionen (z.B. Controlling, Personalwesen, Einkauf)<br />

Mitarbeiter<br />

2


Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen im Unternehmen<br />

Technische Highlights<br />

4 quattro Antrieb<br />

4 TDI-Technik<br />

4 Aluminium Space Frame (ASF)<br />

4 Elektronisch regelbare Fahrwerke<br />

4 Elektronisches Kurvenlicht<br />

4 Keyless-entry<br />

4 Multi Media Interface (MMI)<br />

4 multitronic<br />

4 FSI-Technik<br />

4 Nanotechnologie<br />

4 ...<br />

Kernthese<br />

Die Sicherung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit und <strong>der</strong> Beschäftigung ist nur<br />

möglich durch:<br />

Produktinnovation Prozessoptimierung<br />

Design<br />

Technik<br />

Umwelt<br />

Kosten<br />

Entwicklungsorganisation<br />

Produktionsprozess<br />

Hersteller-/<br />

Zulieferer-Netzwerk<br />

Qualifizierung und<br />

intelligente Arbeit<br />

Ausbildung<br />

Weiterbildung<br />

Arbeitsorganisation<br />

3


AUDI AG – Facharbeiteranteil in % zum 31.12.2003<br />

Auszubildende<br />

4,6%<br />

68,5 %<br />

Facharbeiteranteil<br />

26,4%<br />

Angestellte<br />

69,0 %<br />

Arbeiter<br />

AUDI AG – Akademikeranteil in % zum 31.12.2003<br />

4,6 %<br />

Auszubildende<br />

69,0 %<br />

Arbeiter<br />

26,4%<br />

Angestellte<br />

46,5 %<br />

davon mit<br />

Universitätso<strong>der</strong><br />

FH-<br />

Abschluss<br />

4


Kompetenzentwicklung bei Audi<br />

Fachliche Kompetenz<br />

Vielseitigkeit<br />

Vertiefendes<br />

Wissen<br />

Basiswissen<br />

Berufseinsteiger<br />

Junior Senior Management<br />

Sozial- und<br />

Führungskompetenz<br />

Kompetenzmatrix<br />

Steuerung über<br />

• Vorgesetzter<br />

• Pate/Mentor<br />

• Einarbeitungsplan<br />

Basiswissen<br />

Unternehmen/<br />

Markengruppe<br />

Bereichsspezifisches<br />

Fachwissen<br />

Berufseinstieg<br />

• Berufsausbildung<br />

• Studium<br />

Produkt<br />

Prozesse<br />

5


Kompetenzentwicklung bei Audi<br />

Fachliche Kompetenz<br />

Vielseitigkeit<br />

Vertiefendes<br />

Wissen<br />

Basiswissen<br />

Junior Senior Management<br />

Sozial- und<br />

Führungskompetenz<br />

Kompetenzentwicklung<br />

Beispielhafter Entwicklungsweg - 1<br />

Fachliche Kompetenz<br />

Vielseitigkeit<br />

Vertiefendes<br />

Wissen<br />

Gruppe<br />

Basiswissen<br />

Berufseinsteiger<br />

Fertigungsgruppenleiter<br />

Gruppensprecher<br />

Einarbeitung<br />

Berufseinsteiger<br />

Junior Senior Management<br />

Sozial- und<br />

Führungskompetenz<br />

6


Entwicklung zum Fertigungsgruppenleiter<br />

Ausgangspunkt: Abgeschlossene gewerblich-technische<br />

Berufsausbildung, Weiterbildung zum Meister<br />

Auswahlverfahren<br />

TT-Karosseriebau<br />

A4-Karosseriebau<br />

TT-Karosseriebau<br />

Jahre<br />

Alter<br />

Tätigkeiten:<br />

Aufbau Anlagentechnik<br />

in verschiedenen<br />

Funktionen<br />

Qualifizierung:<br />

Audi<br />

Produktionssystem,<br />

KVP<br />

Tätigkeiten:<br />

Instandhaltung,<br />

Gruppensprecher<br />

Qualifizierung:<br />

Lasertechnik,<br />

Koordinieren von<br />

Arbeitsgruppen,<br />

Weiterbildung<br />

zum Meister<br />

1 7 13 14 15<br />

Qualifizierung:<br />

Qualifizierung<br />

für die erste betriebliche<br />

Führungsebene<br />

19 26 32 33 34<br />

Kompetenzentwicklung<br />

Beispielhafter Entwicklungsweg - 2<br />

Fachliche Kompetenz<br />

Vielseitigkeit<br />

Fachliche<br />

Koordination<br />

Vertiefendes<br />

Wissen<br />

Techn.<br />

SB<br />

Auditor<br />

Gruppe<br />

Basiswissen<br />

Berufseinsteiger<br />

Einarbeitung<br />

Tätigkeiten:<br />

Fertigungsgruppenleiter<br />

Junior Senior Management<br />

Sozial- und<br />

Führungskompetenz<br />

7


Entwicklung ins Management aus dem Arbeiterbereich<br />

Ausgangspunkt: Abgeschlossene gewerblich-technische Berufsausbildung,<br />

Weiterbildung zum Techniker<br />

Direkter und<br />

Indirekter Bereich<br />

TT-Karosseriebau<br />

Weiterbildung<br />

Angestellter<br />

Qualitätssicherung<br />

Qualitätssicherung<br />

Auswahlverfahren<br />

Managementkreis<br />

Fachl. Koordination<br />

Jahre<br />

Alter<br />

Tätigkeiten:<br />

Instandhaltung<br />

Anlagentechnik in<br />

verschiedenen<br />

Funktionen<br />

Qualifizierung:<br />

Audi<br />

Produktionssystem,<br />

KVP<br />

Tätigkeiten:<br />

Durchführung von<br />

Audits, Fehlerabstellprozesse<br />

steuern<br />

Qualifizierung:<br />

Qualifizierung zum<br />

geprüften Auditor,<br />

Potenzialentwicklungskolleg<br />

19 26 33 34 39<br />

Tätigkeiten:<br />

Steuern eines<br />

Fachgebiets,<br />

Schnittstellenfunktion<br />

Qualifizierung:<br />

Basistraining<br />

1 7 14 15 20<br />

Personalentwicklung bei Audi<br />

Personalentwicklung bei Audi<br />

Personalentwicklung ist:<br />

4 die lebenslange konsequente, systematisch und zielgerichtete<br />

Entwicklung aller Mitarbeiter,<br />

4 unter Wahrung <strong>der</strong> Mitarbeiter- und Unternehmensziele,<br />

4 für alle Personengruppen (Arbeiter, Angestellte, Management).<br />

8


Systematik <strong>der</strong> Personalentwicklung bei Audi<br />

Zielgruppen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />

❑ Mehraugenprinzip<br />

❑ Vergleichende<br />

Durchsprachen<br />

Vorauswahl<br />

❑ Leistung<br />

❑ Verhalten<br />

❑ Einstellung<br />

Auswahlverfahren<br />

PE-Maßnahmen on the job<br />

❑ Aufgaben- und Verantwortungsübernahme<br />

❑ Kompetenzerweiterung<br />

PE-Maßnahmen off the job<br />

Aufbauqualifizierung<br />

Grundlagenprogramm<br />

Bedarfsorientierte<br />

Maßnahmen<br />

Assistentinnen<br />

Erste betriebliche Führungsebene<br />

Leiter im Tarif<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Managements<br />

Zusammenfassung<br />

Personalentwicklung bei Audi<br />

competence r context = performance<br />

4 Einarbeitungs- 4 Formen <strong>der</strong><br />

programme<br />

Arbeitsorganisation<br />

4 Qualifizierung 4 Beteiligung<br />

4 systematische<br />

Personalentwicklung<br />

9


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Die demographische Entwicklung in Deutschland und<br />

ihre Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft<br />

Professor Ph. D. Axel Börsch-Supan<br />

Institutsleiter<br />

Mannheimer Forschungsinstitut<br />

Ökonomie und demographischer Wandel, Mannheim


Die demographische Entwicklung<br />

in Deutschland und ihre Folgen<br />

für Wirtschaft und Gesellschaft<br />

Prof. Axel Börsch-Supan, Ph.D.<br />

Direktor, Mannheim Research Institute for the<br />

Economics of Aging (MEA), Universität Mannheim<br />

Wuppertaler Kreis, Berlin, 20. April 2004<br />

1


Zwei demographische Entwicklungen<br />

S c h a u b ild 1 .6<br />

E n t w i c k l u n g d e r A l t e r s s t r u k t u r d e r B e v ö l k e r u n g i n d e n a l t e n u n d n e u e n B u n d e s l ä n d e r n<br />

1 9 9 7<br />

2 0 2 5<br />

11 0<br />

11 0<br />

10 0<br />

10 0<br />

1997<br />

9 0<br />

8 0<br />

7 0<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

9 0<br />

8 0<br />

7 0<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

Problem 1:<br />

Viele Babyboom<br />

und<br />

Wenige<br />

Pillenknick<br />

2025<br />

0<br />

0<br />

-1 .0 00 .0 00 -50 0.00 0 0 5 00 .0 00 1.00 0.00 0<br />

-1 .0 00 .0 00 -5 00 .0 00 0 5 00 .0 00 1.00 0.00 0<br />

Belastet Sozialsysteme und<br />

M än ne r (n eue L.) M än ner (alte L.) F rau en (n eu e L.) F raue n (alte L.)<br />

M än ner (neu e L.) M änn er (alte L.) F raue n (ne ue L.) F rau en (a lte L.)<br />

20 5 0<br />

2 1 0 0<br />

gesamtwirtschaftliches Wachstum<br />

1 1 0<br />

1 1 0<br />

1 0 0<br />

1 0 0<br />

90<br />

9 0<br />

80<br />

8 0<br />

70<br />

7 0<br />

60<br />

6 0<br />

50<br />

5 0<br />

2050<br />

Längere Lebenszeit<br />

2100<br />

40<br />

4 0<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

- 1 . 0 0 0 . 0 0 0 -5 0 0 . 0 0 0 0 5 0 0 . 0 0 0 1 . 0 0 0 . 0 0 0<br />

0<br />

2<br />

- 1 . 0 0 0 . 0 0 0 -5 0 0 . 0 0 0 0 5 0 0 . 0 0 0 1 . 0 0 0 . 0 0 0<br />

Belastet nur wenn unproportional<br />

M än ne r (n eue L.) M än ner (alte L.) F rau en (n eu e L.) F raue n (alte L.)<br />

M än ner (neu e L.) M änn er (alte L.) F raue n (ne ue L.) F rau en (a lte L.)<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

„Problem 2:“<br />

Anstieg <strong>der</strong><br />

Lebenserwartung<br />

B irg /F lö th m a n n , IB S, U n iv . B ie lefe ld 1 9 9 9


Die große Linie<br />

1. Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen:<br />

Weniger Erwerbstätige, etwa gleiche Zahl von Konsumenten<br />

- Mix von quantitativen und qualitativen Gegenmassnahmen<br />

2. Auswirkungen auf die Altersversorgung:<br />

Weniger Einzahler, mehr Leistungsempfänger<br />

- Reduzierung des umlagefinanzierten Rentenniveaus durch<br />

Nachhaltigkeitsfaktor, Ersatz durch kapitalvorfinanzierte Renten<br />

Leistungsempfänger leben länger<br />

- Späterer Renteneintritt<br />

3. Auswirkungen auf das Gesundheitswesen:<br />

Weniger Einzahler, mehr Leistungsempfänger<br />

- Reduzierung des umlagefinanzierten Leistungskatalogs,<br />

Verschiebung zu rücklagenfinanzierten Versicherungen<br />

Leistungsempfänger wollen medizinischen Fortschritt<br />

- OK! Aber Herausnahme <strong>der</strong> Krankenversicherung aus den<br />

Lohnnebenkosten durch Kopfpauschalen<br />

3


1. Die gesamtwirtschaftlichen<br />

Folgen <strong>der</strong> Alterung<br />

Der Arbeitsmarkt wird zum knappen Markt<br />

a. Zahl <strong>der</strong> Erwerbstätigen↓ →Wirtschaftswachstum↓<br />

b. Alterstruktur <strong>der</strong> Erwerbstätigen↓ →Arbeitsproduktivität?<br />

c. Strukturwandel <strong>der</strong> Güternachfrage↑ →Sektorale Mobilität↑<br />

Auch <strong>der</strong> Kapitalmarkt ist nicht immun<br />

a. Ersparnis und Rendite? → Asset Meltdown?<br />

b. Globalisierung → ein neue internationale Arbeitsteilung<br />

Starke Herausfor<strong>der</strong>ungen, dennoch beherrschbar<br />

4


1a. Zahl <strong>der</strong> Erwerbstätigen<br />

Abbildung 2: Erwerbstätige in Deutschland, 2000-2050 [in Millionen]<br />

40<br />

38<br />

36<br />

34<br />

32<br />

30<br />

28<br />

26<br />

24<br />

22<br />

20<br />

2000<br />

2005<br />

2010<br />

2015<br />

2020<br />

2025<br />

2030<br />

2035<br />

2040<br />

2045<br />

2050<br />

Szenario E3<br />

Szenario E2<br />

Szenario E1<br />

Aber nicht die<br />

Schrumpfung ist<br />

das<br />

Kernproblem....<br />

Quelle: Berechnungen des Autors auf Basis <strong>der</strong> Bevölkerungsprognose B2 (vgl. Abbildung 1). Die Szenarien E1-E3<br />

entsprechen den Varianten <strong>der</strong> Erwerbstätigkeitsprognose, die im Text erläutert werden.<br />

5


Erwerbstätige pro Konsument<br />

Abbildung 2: Stützquote (Erwerbstätige pro Erwachsene), 2000-2050 [in %]<br />

60,0%<br />

55,0%<br />

50,0%<br />

45,0%<br />

40,0%<br />

35,0%<br />

2000<br />

2005<br />

2010<br />

2015<br />

2020<br />

2025<br />

2030<br />

2035<br />

2040<br />

2045<br />

2050<br />

Quelle: Berechnungen des Autors auf Basis <strong>der</strong> Bevölkerungsprognose B2.<br />

Szenario E3<br />

Szenario E2<br />

Szenario E1<br />

-15% in 25 Jahren<br />

bzw. -0,45% p.a.<br />

d.h. ein Drittel des<br />

pro-Kopf-Wachstums<br />

von 1,5% p.a. (real)<br />

6


1b. Alterstruktur <strong>der</strong><br />

Erwerbstätigen<br />

Abbildung 3a:<br />

Durchschnittsalter <strong>der</strong> Erwerbstätigen<br />

Abbildung 3b:<br />

Anteil <strong>der</strong> Erwerbstätigen über 55 Jahren<br />

45<br />

44<br />

43<br />

42<br />

41<br />

40<br />

39<br />

38<br />

+4,5 Jahre<br />

1997 2002 2007 2012 2017 2022 2027 2032 2037 2042 2047<br />

30%<br />

28%<br />

26%<br />

24%<br />

22%<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

Verdopplung<br />

auf fast ein<br />

Viertel !<br />

1997 2002 2007 2012 2017 2022 2027 2032 2037 2042 2047<br />

Quelle: Berechnungen des Autors auf Basis <strong>der</strong> Bevölkerungsprognose B2 (vgl. Abbildung 1) und des Erwerbsszenarios<br />

E2 (vgl. Abbildung 2).<br />

7


Konsequenzen für die<br />

Arbeitsproduktivität?<br />

Abbildung 4: Alters- und senioritätsspezifische Verdienste<br />

a) Vertriebsmitarbeiter b) Büroangestellte<br />

Verdienst [1000$ pro Jahr]<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

20<br />

24<br />

28<br />

32<br />

0<br />

36<br />

40<br />

44<br />

48<br />

52<br />

56<br />

60<br />

64<br />

68<br />

Schwacher<br />

Alterseffekt<br />

20<br />

30<br />

40<br />

Verdienst [1000$ pro Jahr]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

20<br />

24<br />

28<br />

32<br />

0<br />

Starker<br />

36<br />

40<br />

44<br />

48<br />

52<br />

56<br />

60<br />

64<br />

68<br />

Alterseffekt<br />

20<br />

30<br />

35<br />

40<br />

45<br />

50<br />

55<br />

60<br />

Quelle: Kotlikoff und Wise (1989), ), Employee Retirement and a Firm’s Pension Plan, in D.A. Wise, ed., The Economics<br />

of Aging, Chicago: University of Chicago Press, 279-334.<br />

8


Konsequenzen für die<br />

Arbeitsproduktivität?<br />

Abbildung 4: Alters- und senioritätsspezifische Verdienste<br />

a) Vertriebsmitarbeiter b) Büroangestellte<br />

Verdienst [1000$ pro Jahr]<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

20<br />

24<br />

28<br />

32<br />

36<br />

40<br />

44<br />

48<br />

52<br />

56<br />

60<br />

64<br />

68<br />

20<br />

30<br />

40<br />

Verdienst [1000$ pro Jahr]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

20<br />

24<br />

28<br />

32<br />

36<br />

40<br />

44<br />

48<br />

52<br />

56<br />

60<br />

64<br />

68<br />

20<br />

30<br />

35<br />

40<br />

45<br />

50<br />

55<br />

60<br />

Abbildung 9: Relative Arbeitsproduktivität von Vertriebspersonal und Büroangestellten<br />

101,0%<br />

100,0%<br />

99,0%<br />

Alter<br />

Quelle: Kotlikoff und Wise (1989), ), Employee Retirement and a Firm’s Pension Plan, in D.A. Wise, ed., The Economics<br />

of Aging, Chicago: University of Chicago Press, 279-334.<br />

Alter<br />

98,0%<br />

97,0%<br />

96,0%<br />

95,0%<br />

94,0%<br />

Salesmen<br />

Salarymen<br />

93,0%<br />

2000 2010 2020 2030 2040 2050<br />

Quelle: Berechnungen des Autors<br />

Ein weiteres<br />

Zehntel unseres<br />

pro Kopf<br />

Wachstums.....<br />

9


1c. Strukturwandel <strong>der</strong> Nachfrage<br />

Abbildung 5: Altersspezifische Konsumausgaben [Gütergruppen in Prozent]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

unter 35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 und<br />

mehr<br />

Persönliche Austattung u.ä.<br />

[% ]<br />

B ildung und Unterhaltung [% ]<br />

V erkehr- und<br />

Nachrichtenübermittlung [%]<br />

Gesundheits- und<br />

Körperpflege [%]<br />

Übrige Güter f.<br />

Haushaltsführung [% ]<br />

Elektrizität, Gas, Brennstoffe<br />

[% ]<br />

W ohnungsmieten u.ä. [% ]<br />

K leidung, S chuhe [% ]<br />

Nahrungsmittel, Getränke,<br />

Tabakwaren [%]<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 15, Heft 5, EVS 1993.<br />

10


Strukturwandel <strong>der</strong> Nachfrage<br />

Abbildung 5: Altersspezifische Konsumausgaben [Gütergruppen in Prozent]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

unter 35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 und<br />

mehr<br />

Persönliche Austattung u.ä.<br />

[% ]<br />

B ildung und Unterhaltung [% ]<br />

V erkehr- und<br />

Nachrichtenübermittlung [%]<br />

Gesundheits- und<br />

Körperpflege [%]<br />

Übrige Güter f.<br />

Haushaltsführung [% ]<br />

Mobilitätsnachfrage<br />

Elektrizität, Gas, Brennstoffe<br />

[% ]<br />

halbiert sich im Alter,<br />

W ohnungsmieten u.ä. [% ]<br />

aber Nachfrage nach<br />

Gesundheitsdienstleistungen<br />

K leidung, S chuhe [% ]<br />

Nahrungsmittel,<br />

verdoppelt<br />

Getränke,<br />

sich<br />

Tabakwaren [%]<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 15, Heft 5, EVS 1993.<br />

11


Sektorale Arbeitsmobilität<br />

Abbildung 5: Altersspezifische Konsumausgaben [Gütergruppen in Prozent]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Persönliche Austattung u.ä.<br />

[% ]<br />

B ildung und Unterhaltung [% ]<br />

V erkehr- und<br />

Na chrichtenüberm ittlung [% ]<br />

Gesundheits- und<br />

Körperpflege [%]<br />

Übrige Güter f.<br />

Haushaltsführung [% ]<br />

E lektrizitä t, G as, B rennstoffe<br />

[% ]<br />

Wohnungsmieten u.ä. [%]<br />

Kleidung, Schuhe [%]<br />

bzw.<br />

=<br />

0<br />

unter 35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 und<br />

mehr<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 15, Heft 5, EVS 1993.<br />

Nahrungsm ittel, Getränke,<br />

Tabakwaren [%]<br />

Abbildung 6: Zu- und Abnahme <strong>der</strong> Beschäftigung nach Gütergruppensektor<br />

8,0%<br />

6,0%<br />

Gesundheits- und Körperpflege [%]<br />

Persönliche Austattung u.ä. [% ]<br />

4,0%<br />

2,0%<br />

0,0%<br />

-2,0%<br />

-4,0%<br />

-6,0%<br />

2010 2020 2030 2040 2050<br />

Elektrizität, Gas, Brennstoffe [%]<br />

W ohnungsmieten u.ä. [%]<br />

Nahrungsmittel, Getränke,<br />

Tabakwaren [% ]<br />

Übrige Güter f. Haushaltsführung<br />

[%]<br />

Kleidung, Schuhe [%]<br />

Je<strong>der</strong> sechste<br />

Bildung und Unterhaltung [%]<br />

Arbeitsplatz<br />

Verkehr- und<br />

wird in einen<br />

Nachrichtenübermittlung [% ]<br />

an<strong>der</strong>en Sektor<br />

verschoben<br />

Quelle: Berechnungen des Autors auf Basis <strong>der</strong> Bevölkerungsprognose B2 (vgl. Abbildung 1), <strong>der</strong> Ausgabenanteile<br />

aus Abbildung 5, sowie des Statistischen Jahrbuchs „Umsätze pro Beschäftigte“ nach Sektoren.<br />

12


2. Nun zum Kapitalmarkt:<br />

a. Entwicklung <strong>der</strong> Ersparnis<br />

saving rate [%]<br />

14%<br />

13%<br />

12%<br />

11%<br />

10%<br />

9%<br />

8%<br />

2000 2010 2020 2030 2040 2050<br />

year<br />

→ Die Ersparnis<br />

nimmt ab, bricht aber<br />

keineswegs ein<br />

Germany<br />

EU<br />

OECD<br />

13


Kapitalrendite: Asset Meltdown?<br />

̴ 4,8%<br />

→ Der demographiebedingte<br />

Rückgang <strong>der</strong> Kapitalrendite<br />

wird unter 1,5 Prozentpunkten<br />

liegen, bei EU o<strong>der</strong> OECDweiter<br />

Diversifizierung unter<br />

100 Basispunkten<br />

̴3,8%<br />

14


Reform <strong>der</strong> Sozialsysteme<br />

2. Rente:<br />

A. Erhöhung <strong>der</strong> Beiträge?<br />

Lohnnebenkosten!<br />

B. Partielle Umfinanzierung<br />

Nachhaltigkeitsfaktor plus Eigenvorsorge<br />

C. Erhöhung des Eintrittsalters<br />

Regel-, Früh- und Effektiveintrittsalter<br />

3. Gesundheit:<br />

Wie A., B. und C.!<br />

15


Zwei demographische „Probleme“<br />

...und ihre Lösungen<br />

S c h a u b ild 1 .6<br />

E n t w i c k l u n g d e r A l t e r s s t r u k t u r d e r B e v ö l k e r u n g i n d e n a l t e n u n d n e u e n B u n d e s l ä n d e r n<br />

1997<br />

1 9 9 7<br />

11 0<br />

10 0<br />

9 0<br />

8 0<br />

7 0<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

0<br />

-1 .0 00 .0 00 -50 0.00 0 0 5 00 .0 00 1.00 0.00 0<br />

11 0<br />

10 0<br />

9 0<br />

8 0<br />

7 0<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

0<br />

2 0 2 5<br />

-1 .0 00 .0 00 -5 00 .0 00 0 5 00 .0 00 1.00 0.00 0<br />

Lösung 1:<br />

Babyboomer<br />

müssen einen<br />

2025<br />

Teil <strong>der</strong> Rente<br />

selbst<br />

finanzieren<br />

M än ne r (n eue L.) M än ner (alte L.) F rau en (n eu e L.) F raue n (alte L.)<br />

M än ner (neu e L.) M änn er (alte L.) F raue n (ne ue L.) F rau en (a lte L.)<br />

1 1 0<br />

20 5 0<br />

1 1 0<br />

2 1 0 0<br />

1 0 0<br />

1 0 0<br />

90<br />

9 0<br />

80<br />

8 0<br />

70<br />

7 0<br />

60<br />

6 0<br />

50<br />

5 0<br />

2050 2100<br />

40<br />

4 0<br />

30<br />

3 0<br />

20<br />

2 0<br />

Lösung 2:<br />

Anpassung <strong>der</strong><br />

Lebensarbeitszeit<br />

an die Lebenszeit<br />

10<br />

0<br />

- 1 . 0 0 0 . 0 0 0 -5 0 0 . 0 0 0 0 5 0 0 . 0 0 0 1 . 0 0 0 . 0 0 0<br />

1 0<br />

0<br />

- 1 . 0 0 0 . 0 0 0 -5 0 0 . 0 0 0 0 5 0 0 . 0 0 0 1 . 0 0 0 . 0 0 0<br />

16<br />

M än ne r (n eue L.) M än ner (alte L.) F rau en (n eu e L.) F raue n (alte L.)<br />

M än ner (neu e L.) M änn er (alte L.) F raue n (ne ue L.) F rau en (a lte L.)<br />

B irg /F lö th m a n n , IB S, U n iv . B ie lefe ld 1 9 9 9


Jährliche<br />

Rentenanpassung<br />

BE<br />

1−<br />

AVA<br />

− GRV<br />

t−1<br />

t−1<br />

t−1<br />

ARW<br />

t<br />

= ARWt−<br />

1<br />

* *<br />

* [(1-<br />

BEt−2<br />

1−<br />

AVAt<br />

−2<br />

− GRVt−2<br />

mit<br />

ARW t :<br />

ca.<br />

BE:<br />

+1,3%↑<br />

AVA:<br />

GRV:<br />

RQ:<br />

Aktueller Rentenwert im Jahr t<br />

RQ<br />

RQ<br />

t−1<br />

t−2<br />

) * α+1]<br />

Durchschnittlicher Bruttolohn aller versicherungspflichtig Beschäftigten<br />

Altersvorsorgeanteil<br />

Lösung: Rentenniveau nicht nur an<br />

Lohnentwicklung, son<strong>der</strong>n auch an<br />

Ein/Auszahlerverhältnis anpassen<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Bruttoarbeitsentgelte,<br />

abz. Rentenbeiträge<br />

(GRV und AVA)<br />

Gewicht<br />

etwa ¾<br />

ca.<br />

+1,5% p.a. ↑<br />

Beitragssatz in <strong>der</strong> Rentenversicherung <strong>der</strong> Arbeiter und Angestellten<br />

Än<strong>der</strong>ung des<br />

Alterslastquotienten<br />

(„Nachhaltigkeitsfaktor“)<br />

Gewicht<br />

etwa ¼<br />

ca.<br />

-0,2% p.a. ↓<br />

[Rentner / (Beitragszahler + Arbeitslose)] (bzw. Äquivalenzrentner, Äquivalenzbeitragszahler)<br />

Die deutsche Rentenanpassungsformel<br />

17


Die große Linie<br />

1. Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen des<br />

demographischen Wandels:<br />

- höhere Erwerbsquote (Renteneintritt)<br />

- höhere Produktivität durch Aus/Weiterbildung<br />

2. Reform <strong>der</strong> Altersversorgung:<br />

- Renteneintrittsalter erhöhen<br />

- Nachhaltigkeitsfaktor einführen, Betriebsrenten stärken<br />

3. Gesundheitsreform:<br />

Weniger Einzahler, mehr Leistungsempfänger<br />

- Reduzierung des umlagefinanzierten Leistungskatalogs,<br />

Verschiebung zu rücklagenfinanzierten Versicherungen<br />

Leistungsempfänger wollen medizinischen Fortschritt<br />

- OK! Aber Herausnahme <strong>der</strong> Krankenversicherung aus den<br />

Lohnnebenkosten durch Kopfpauschalen<br />

18


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Instrumente <strong>der</strong> Bildungsfinanzierung für die Wirtschaft –<br />

Bildungsprodukte <strong>der</strong> KfW<br />

Klaus Klüber<br />

Direktor<br />

KfW Bankengruppe, Nie<strong>der</strong>lassung Bonn


Instrumente <strong>der</strong> Bildungsfinanzierung<br />

für die Wirtschaft<br />

- Bildungsprodukte <strong>der</strong> KfW -<br />

• Berlin, 20.04.2004<br />

Klaus Klüber<br />

www.kfw-bankengruppe.de<br />

Info-Center <strong>der</strong> KfW Bankengruppe: 0 18 01/33 55 77<br />

Agenda<br />

• Einleitung<br />

• KfW-Produktwertschöpfungskette<br />

• Zielgruppen<br />

• Produktportfolio „Bildung“<br />

• FAZIT/Ausblick<br />

2


Einleitung<br />

• Bildung – zentraler „Rohstoff“ in Deutschland<br />

• Wettbewerbsfähigkeit hängt schwerpunktmäßig von<br />

Innovationen ab<br />

• Humankapital ist Asset<br />

• einer Gesellschaft<br />

• eines Unternehmens<br />

3<br />

Agenda<br />

• Einleitung<br />

• KfW-Produktwertschöpfungskette<br />

• Zielgruppen<br />

• Produktportfolio „Bildung“<br />

• FAZIT/Ausblick<br />

4


KfW-Produktwertschöpfungskette im<br />

Mittelstand<br />

Bildung Grün<strong>der</strong> KMU<br />

gehobener<br />

Mittelstand<br />

5<br />

Agenda<br />

• Einleitung<br />

• KfW-Produktwertschöpfungskette<br />

• Zielgruppen<br />

• Produktportfolio „Bildung“<br />

• FAZIT/Ausblick<br />

6


Zielgruppen<br />

• Schüler > 18 Jahre<br />

• Studenten<br />

• Fortbildungswillige Fachkräfte/Gesellen<br />

7<br />

Agenda<br />

• Einleitung<br />

• KfW-Produktwertschöpfungskette<br />

• Zielgruppen<br />

• Produktportfolio „Bildung“<br />

• FAZIT/Ausblick<br />

8


Produktportfolio<br />

1. Studienför<strong>der</strong>ung in Deutschland<br />

Bundesausbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetz<br />

(BAföG)<br />

verzinsliches<br />

Bankdarlehen<br />

(KfW)<br />

Voraussetzung:<br />

alle Prüfungsvoraussetzungen<br />

sind bereits gegeben<br />

Zuschuss (50 %)<br />

Zinsloses Staatsdarlehen (50 %)<br />

Gewährt nach sozialen Gesichtspunkten<br />

Bildungskredit<br />

Für nicht vom BAföG gedeckte Studienkosten; unabhängig von Einkommen und Vermögen<br />

t0 2 4 6 8 10 12 Semester<br />

Regelstudienzeit<br />

außerhalb Regelstudienzeit<br />

9<br />

Produktportfolio<br />

2. BAföG-Bankdarlehen<br />

• Antragstellung und Bewilligung über 61 Studentenwerke<br />

• Zinsgünstige Darlehen zur Finanzierung des Lebensunterhaltes<br />

• Studienabschlussför<strong>der</strong>ung max. 12 Monate; För<strong>der</strong>ung des Zweitstudiums möglich<br />

• Zinsen werden bis Tilgungsbeginn kapitalisiert<br />

• mtl. Annuität 105,- € (Ø Laufzeit 10 Jahre)<br />

10


2. BAföG-Bankdarlehen<br />

Vertriebszahlen<br />

Mio. €<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

Anträge<br />

Anzahl<br />

10.000<br />

9.000<br />

8.000<br />

7.000<br />

6.000<br />

5.000<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0,00<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Mio €<br />

Antragszahl<br />

0<br />

11<br />

Produktportfolio<br />

3. Bildungskredit<br />

• Antragstellung und Bewilligung über Bundesverwaltungsamt (BVA), (Köln)<br />

• Berechtigt sind im Wesentlichen:<br />

• Volljährige Schüler im vorletzten und letzten Jahr ihrer Ausbildung<br />

• Studenten nach erfolgreicher Zwischenprüfung<br />

• zinsgünstiges Darlehen (max. 7.200,- €) zur Finanzierung des Lebensunterhaltes<br />

• max. 24 Monate Auszahlungszeit (24 x 300,- €)<br />

• vier Jahre tilgungsfreie Zeit (Zinskapitalisierung)<br />

• mtl. Annuität 120,- € (Ø 9 Jahre Laufzeit)<br />

12


3. Bildungskredit<br />

Vertriebszahlen<br />

Mio. €<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

Anträge<br />

Anzahl<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0,00<br />

2001 2002 2003<br />

Mio €<br />

Antragszahlen<br />

0<br />

13<br />

Produktportfolio<br />

4. „Meister-BAföG“<br />

• Im Aufstiegsfortbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetz (AFBG) geregelt<br />

• Antragstellung und Bewilligung über zuständige Landesämter (ca. 280)<br />

(i.d.R. Kammern, Kommunale Ämter für Ausbildungsför<strong>der</strong>ung,<br />

Studentenwerke)<br />

• Zuschuss und zinsgünstige Darlehen zur Sicherung des<br />

Lebensunterhaltes (nur bei Vollzeitmaßnahmen) und für die Kosten <strong>der</strong><br />

Maßnahme, Darlehen für das Meisterstück<br />

• Zins- und tilgungsfreie Zeit für die Dauer <strong>der</strong> Ausbildung zzgl. zwei Jahre<br />

Karenzzeit, max. sechs Jahre (Zinssubvention durch Bund/Län<strong>der</strong>)<br />

• Annuitätendarlehen mtl. Rückzahlungsrate 128,- € (Ø Laufzeit 4 Jahre)<br />

14


4. Meister-BAföG<br />

Vertriebszahlen<br />

Mio. €<br />

250,00<br />

200,00<br />

150,00<br />

100,00<br />

50,00<br />

0,00<br />

Anträge<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Mio € Antragszahl<br />

Anzahl<br />

50000<br />

45000<br />

40000<br />

35000<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

15<br />

Kumulierte Vertriebszahlen<br />

per 31.12.2003<br />

Geschäftssegment Bildung<br />

BAföG-Bankdarlehen Anzahl: 42.362 Bewilligt: 0,2 Mrd. €<br />

Bildungskredit Anzahl: 25.275 Bewilligt: 0,1 Mrd. €<br />

Meister-BAföG Anzahl: 218.072 Bewilligt: 1,2 Mrd. €<br />

Insgesamt Anzahl: 285.709 Bewilligt: 1,5 Mrd. €<br />

16


Agenda<br />

• Einleitung<br />

• KfW-Produktwertschöpfungskette<br />

• Zielgruppen<br />

• Produktportfolio „Bildung“<br />

• FAZIT/Ausblick<br />

17<br />

FAZIT/Ausblick<br />

• Investition in Infrastruktur/Humankapital nötig (Pisa)<br />

• Haushaltsprobleme begrenzen Spielraum<br />

• Studiengebühren sind wahrscheinlich<br />

Künftig steigen<strong>der</strong> Finanzierungsbedarf (Eigenverantwortung)<br />

18


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Podiumsgespräch:<br />

Lebenswelt Wirtschaft – Unternehmenskultur für die<br />

Menschen von morgen<br />

Matthias Malessa<br />

Head of Global HR<br />

adidas-Salomon AG, Herzogenaurach


„Lebenswelt Wirtschaft-<br />

Unternehmenskultur für die<br />

Menschen von morgen“<br />

Wuppertaler Kreis e.V<br />

Matthias Malessa, Head of Global HR<br />

HR Ausrichtung<br />

• Ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das Teamgeist,<br />

Leidenschaft, Einsatzbereitschaft und<br />

Ergebnisorientierung stimuliert.<br />

• Eine Leistungskultur aufzubauen, die, auf<br />

überzeugen<strong>der</strong> Führungskompetenz basierend,<br />

einen Nährboden für Sieger bereitet.<br />

• adidas-Salomon zum begehrtesten<br />

Arbeitgeber zu machen.<br />

2 20.04.2004 MM<br />

1


Das Olympische<br />

Wir sind wie das<br />

Olympische Dorf …<br />

international, dynamisch, vielfältig, kompetitiv<br />

… verbunden durch gemeinsame Werte.<br />

3 20.04.2004 MM<br />

World of Sports, Herzogenaurach<br />

Adi-Dassler-Straße, Herzogenaurach<br />

Amsterdam / Netherlands<br />

Hong Kong,<br />

China<br />

Das olympische Dorf<br />

HQ Standorte<br />

Annecy / France<br />

Carlsbad, California / USA<br />

Portland, Oregon / USA<br />

4 20.04.2004 MM<br />

2


Das olympische Dorf<br />

Jung, international, vielfältig…<br />

• 15.000 Mitarbeiter in mehr als 100 Län<strong>der</strong>n<br />

=> International<br />

• 3 Hauptmarken (adidas, Salomon, TMaG)<br />

=> Corporate Culture Mix<br />

• Durchschnittsalter <strong>der</strong> Mitarbeiter weltweit ist 35 Jahre<br />

=> Junge, “hungrige”,<br />

anspruchsvolle<br />

Belegschaft<br />

• Mehr als 300 ausländische Mitarbeiter aus 40<br />

verschiedenen Nationen arbeiten in Herzogenaurach auf<br />

<strong>der</strong> “World of Sports” (Headquarters)<br />

=> Kulturelle Vielfalt<br />

• Alle Anstrengungen fokusieren sich auf die<br />

Sportartikelindustrie<br />

=> Shared Spirit and Values<br />

5 20.04.2004 MM<br />

Das olympische Dorf<br />

Kulturbildende Investitionen …<br />

Eine Voraussetzung für Erfolg auf globaler Ebene ist die<br />

Fähigkeit Mitarbeiter zu begeistern, zu rekrutieren und<br />

“globale” Talente zu halten, unabhängig von Herkunft, Rasse,<br />

Religion, Geschlecht o<strong>der</strong> Familienstand<br />

Hauptprogramme von adidas-Salomon sind:<br />

– Umzugs- und Integrationsservice an den Hauptstandorten<br />

– Investition in ein attraktives Arbeitsumfeld/ Gebäude<br />

– Globale Transfer Policy mit wettbewerbsfähigen Benefits<br />

– Work -Life-Balance Initiative/ Familienfreundliche Personalpolitik<br />

– Internationale Schule/ Kin<strong>der</strong>garten in Herzogenaurach<br />

– Gründung <strong>der</strong> “International Women’s Group”<br />

– Attraktive Freizeit- und Fitnessprogramme an den Hauptstandorten<br />

– Mitarbeiterevents (Information/ Feiern/ Ehrungen)<br />

6 20.04.2004 MM<br />

3


adidas-Salomon Gruppe – Statement<br />

Unser Ziel, die Nummer 1 zu sein, wird in unserem Human<br />

Capital Investment über drei Hauptsäulen unterstützt:<br />

• Ein an Leistung und Werten orientiertes Arbeitsumfeld,<br />

das auch Lern- und Lebenskultur ist<br />

• Eine Personalentwicklung, die über die Entfaltung <strong>der</strong><br />

Qualifikation und Kompetenz des Mitarbeiters eine starke<br />

Führungskompetenz anstrebt<br />

• Ein leistungorientiertes Entlohnunskonzept<br />

7 20.04.2004 MM<br />

Der Blick nach vorne – klares Ziel<br />

We go for gold!<br />

8 20.04.2004 MM<br />

4


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Podiumsgespräch:<br />

Lebenswelt Wirtschaft – Unternehmenskultur für die<br />

Menschen von morgen<br />

Eva Maria Roer<br />

Geschäftsführende Gesellschafterin<br />

DT&SHOP GmbH, Bad Bocklet


Eva Maria Roer<br />

DT&Shop GmbH, Bad Bocklet<br />

Meine 8 Thesen zur Organisation und <strong>der</strong>en Entwicklung<br />

1. (M)Ein Unternehmen ist nicht dazu da, Gewinne zu maximieren. (M)Ein<br />

Unternehmen hat die nachhaltige Aufgabe, die Wertschöpfung zu<br />

optimieren.<br />

2. (M)Ein Unternehmen muss Visionen laufend von innen heraus entwickeln.<br />

Es muss nicht nur Innovationen suchen und sehen, son<strong>der</strong>n echte<br />

Durchbrüche.<br />

3. (M)Ein Unternehmen muss starkem Wachstum zu je<strong>der</strong>zeit verpflichtet<br />

sein, unabhängig von Markt und Konjunktur. Nur was wächst, generiert<br />

und regeneriert sich fortlaufend.<br />

4. (M)Ein Unternehmen ist nur so gut wie seine Menschen. D.h.: (M)Ein<br />

Unternehmen setzt die Rahmenbedingungen, damit Individuen<br />

Selbstverwirklichung, Sinn und Spaß im professionellen Kontext erleben<br />

können und wollen.<br />

5. (M)Ein Unternehmen braucht eine starke Vertrauenskultur, damit die<br />

Freiheit des Einzelnen auch die Freiheit des An<strong>der</strong>en sein kann.<br />

6. (M)Ein Unternehmen muss kontinuierlich lernen, was notwendig ist, und<br />

entlernen, was nicht mehr notwendig ist.<br />

7. (M)Ein Unternehmen muss Meister in <strong>der</strong> Kommunikation sein, nicht<br />

technisch son<strong>der</strong>n inhaltlich. Nicht was ich höre, ist entscheidend, son<strong>der</strong>n<br />

wie ich höre.<br />

8. (M)Ein Unternehmen braucht Kreativität, um sich immer<br />

weiterzuentwickeln. Kunst beinhaltet Kreativität, Kunst erzeugt Kreativität.<br />

Deshalb umgeben wir uns gerne mit Kunst.


DT-CHARTA • DT CHARTER<br />

Wir, die DT-Gruppe, sind ein führendes,<br />

erfolgreiches Unternehmen, ein stark<br />

wachsen<strong>der</strong>, kundenorientierter,<br />

kooperativer Global Player.<br />

Wir verstehen uns als kreatives,<br />

innovatives Unternehmen mit<br />

attraktiven, wertschöpfenden Produkten.<br />

Wir, die DT-Gruppe, leben in einem<br />

sichtbaren, erfolgreichen Kulturwandel.<br />

Als authentischer, verantwortlicher Impulsgeber<br />

vertreten wir TOTAL-E-QUALITY weltweit.<br />

Wir, die DT-Gruppe, sind ein lernendes, globales<br />

Netzwerk mit einer authentischen, stabilen<br />

Führung und einer wettbewerbsfähigen,<br />

klaren Unternehmens-Strategie.<br />

Eine effektive Leistungsstruktur ist die Basis für<br />

unser offenes, klar funktionierendes Netzwerk.<br />

Wir, die DT-Gruppe, sind gewonnene,<br />

motivierte Menschen; die DT-Gruppe<br />

ist ein harmonisches Zuhause mit<br />

enthusiastischen, zufriedenen Menschen.<br />

Wir anerkennen und honorieren Leistungen mit<br />

einer gezielten, abgestimmten Mitarbeiterför<strong>der</strong>ung.<br />

Wir besitzen eine persönlichkeitsför<strong>der</strong>nde,<br />

aufgabenunterstützende Weiterbildung.<br />

Wir, die DT-Gruppe, stehen für<br />

offene, ehrliche Kommunikation.<br />

Wir führen sinngebende,<br />

produktive, erfüllende Gespräche.<br />

Ein sanktionsfreies, undramatisches<br />

Re-Design ist erwünscht und<br />

selbstverständlich.<br />

We, the DT group, are a leading<br />

successful enterprise, a fast growing,<br />

customer oriented and cooperative<br />

global player.<br />

We see ourselves as a creative and<br />

innovative enterprise with attractive,<br />

value adding products.<br />

We, the DT group, live in a visible and<br />

successful period of culture change.<br />

As an authentic and responsible innovator<br />

we represent Total-E-Quality worldwide.<br />

We, the DT group, are a learning global<br />

network with an authentic and stable<br />

management and a competitive and<br />

clear business strategy.<br />

An effective organizational structure is the<br />

basis for an open and well working network.<br />

We, the DT group, are committed,<br />

motivated people; DT is a harmonious<br />

home with enthusiastic and<br />

happy people.<br />

We recognize and honour performance through<br />

the specific and clear permanent development<br />

of our colleagues. DT enables us to develop as<br />

personalities while supporting our work goals.<br />

We, the DT group, stand for open and<br />

honest communication.<br />

We talk in a meaningful, productive<br />

and fulfilled way.<br />

An unrestricted and an undramatic<br />

re-design is desired and taken<br />

for granted.<br />

Vom FIT-Führungsteam am<br />

21. September 1997<br />

gemeinsam erarbeitetes Leitbild<br />

für die neue DT-Gruppe.<br />

Verkündet am 10. Oktober 1997.<br />

A charter for the new DT group<br />

designed by<br />

the FIT-management team<br />

on 21 st September, 1997.<br />

Declaration on 10 th October, 1997.


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Podiumsgespräch:<br />

Lebenswelt Wirtschaft – Unternehmenskultur für die<br />

Menschen von morgen<br />

Thomas Geyer<br />

Vorstand<br />

SKYTEC AG, Oberhaching


UNTERNEHMENSKULTUR<br />

für die Menschen von morgen<br />

Thesenpapier zur Tagung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit<br />

und des Wuppertaler Kreises am 20. April 2004 in Berlin<br />

These 1:<br />

„Die Unternehmenskultur ist nicht nur ein Thema für die Menschen von morgen, son<strong>der</strong>n<br />

auch einer <strong>der</strong> wichtigsten betriebswirtschaftlichen Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> Unternehmen <strong>der</strong><br />

Zukunft.“<br />

These 2:<br />

„Die Unternehmenskultur muss endlich als entscheidendes wertschöpfendes Instrument<br />

<strong>der</strong> Unternehmensführung anerkannt werden.“<br />

Für die Führungskräfte <strong>der</strong> SKYTEC AG bedeutet dies, dass sie weniger am Erfüllungsgrad<br />

ihrer fachlichen Aufgaben, als an <strong>der</strong> Multiplikation und Erhaltung <strong>der</strong> Unternehmenskultur und<br />

des motivationsstiftenden Arbeitsumfeldes Ihrer Organisationseinheit bewertet werden.<br />

These 3:<br />

„Eine wertschöpfende Unternehmenskultur beschränkt sich nicht auf den Bereich <strong>der</strong><br />

Kommunikation, son<strong>der</strong>n findet Ihre Abbildung vor allem auch in <strong>der</strong><br />

Unternehmensstruktur und in den Geschäftsprozessen.“<br />

Eine Unternehmenskultur ist nur beständig und glaubwürdig, wenn sie die Mitarbeiter in allen<br />

Bereichen erleben. In <strong>der</strong> Kommunikation, wie in <strong>der</strong> Organisation.<br />

In alltäglichen, aber auch in beson<strong>der</strong>en Situationen. à Authentizität und Integrität<br />

These 4:<br />

„Mo<strong>der</strong>ne, wertschöpfende Unternehmenskulturen mit schlanken Hierarchien, maximal<br />

<strong>der</strong>egulierten und kurzen Geschäftsprozessen sowie minimaler Formalisierung sind auf<br />

alle Unternehmensgrößen skalierbar.“<br />

Es ist ein Irrglaube zu denken, Organisationseinheiten die tendenziell <strong>der</strong>eguliert sind, seien nur<br />

bedingt skalierbar. Sie sind nur dann nicht skalierbar, wenn die Deregulierung als Doktrin und<br />

nicht als „Ziel“ interpretiert wird.<br />

These 5:<br />

„Systeme, Reglementierungen und Formalismen werden vom Menschen tendenziell<br />

angestrebt, aber als nicht zutreffend empfunden, wenn sie selber betroffen sind.“<br />

Dieses ist eine sehr interessante Beobachtung. Menschen erwarten sich von Systemen und<br />

Reglementierungen ein Gefühl <strong>der</strong> Rechtssicherheit und Verlässlichkeit. In dem Moment, da sie<br />

aber persönlich betroffen sind, gewinnt das Gefühl <strong>der</strong> Individualität <strong>der</strong> persönlichen Situation<br />

die Oberhand. Wir streben daher weniger eine „formale“ Verlässlichkeit in Reglementierungen,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr ein abstraktes Grundvertrauen in das Unternehmen und die Urteilskraft <strong>der</strong><br />

handelnden Personen an.<br />

Autor: Seite 1 von 2 SKYTEC AG<br />

Thomas Geyer<br />

www.skytecag.com


These 6:<br />

„Mut aufbringen, Systeme zu verhin<strong>der</strong>n die zwischen handelnden Menschen stehen<br />

und ersetzen durch Systeme die ihnen zur Seite stehen.“<br />

Systeme ersetzen zu oft die Kommunikation handeln<strong>der</strong> Personen indem sie zwischen sie<br />

gesetzt werden. Wir suchen und implementieren für unsere eigenen Geschäftsprozesse<br />

Systeme, die den handelnden Personen Informationen liefern, die sie dann persönlich<br />

kommunizieren können. Dadurch bleibt das Verantwortungsgefühl für die Qualität <strong>der</strong><br />

Geschäftsprozesse immer bei den Menschen und wird nicht auf Systeme abgewälzt.<br />

These 7:<br />

„Mut aufbringen, das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen zu beachten und in<br />

seinem Sinn, Fehler bewusst zu tolerieren.“<br />

Wir för<strong>der</strong>n das unternehmerische Denken und Handeln jedes einzelnen Mitarbeiters, welches<br />

in dem Gedanken <strong>der</strong> Kosten-/Nutzen-Relation bewusst auf Aufwände verzichtet und<br />

unternehmerisch sinnvoll Fehler zulässt. Wir vermeiden die leichter quantifizierbare, aber<br />

einseitige Beurteilung von Mitarbeitern nach dem Kriterium „wie wenig Fehler er macht“.<br />

These 8:<br />

„Die Kooperation unter Menschen als gewinnbringende langfristige Strategie auch bei<br />

partiellen Rückschlägen zu akzeptieren und weiter zu leben.“<br />

Wir versuchen allen Mitarbeitern, Partnern, Lieferanten und allen an<strong>der</strong>en Personen, die mit <strong>der</strong><br />

Unternehmung in Kontakt stehen, die Kooperation als langfristige Erfolgsstrategie zu vermitteln.<br />

Wir versuchen Mut zu machen, vereinzelte Rückschläge nicht zum Anlass einer grundsätzlichen<br />

Strategie-Än<strong>der</strong>ung zu nehmen.<br />

Autor: Seite 2 von 2 SKYTEC AG<br />

Thomas Geyer<br />

www.skytecag.com


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Podiumsgespräch:<br />

Lebenswelt Wirtschaft – Unternehmenskultur für die<br />

Menschen von morgen<br />

Mo<strong>der</strong>ation:<br />

Prof. Dr. Diether Gebert<br />

Lehrstuhl für Organisation, Personalwesen und<br />

Führungslehre, Technische Universität Berlin


Diether Gebert<br />

„Lebenswelt Wirtschaft – Unternehmenskultur für die Menschen von morgen“<br />

Thesen:<br />

1. Je mehr sich eine Organisationskultur öffnet (Empowerment / Deregulierung / Freiheit<br />

– Innovation / Kreativität / Lernen / Wandel – diversity / Pluralität / Internationalität /<br />

Global player / Toleranz), desto mehr bedarf die Kultur zugleich schließen<strong>der</strong><br />

Merkmale (Orientierung / Sinn / Vision – Vertrauen / „Harmonisches Zuhause“ –<br />

Gemeinsame Wertorientierungen, begeisternde Zielvorstellungen)<br />

2. Eine funktionsfähige Organisationskultur ist durch eine Balance aus öffnenden und<br />

schließenden Merkmalen gekennzeichnet.<br />

3. Aufgrund zunehmen<strong>der</strong> Häufigkeit und Intensität von Verteilungskonflikten in<br />

Gesellschaft und Betrieb wird die Bedeutsamkeit <strong>der</strong> Kategorie Fairness<br />

(Verfahrensfairness / Verfahrensgerechtigkeit) zunehmen.<br />

4. Die Idee einer Elite sollte in die Unternehmenskultur integriert werden.<br />

5. Wenn sich in Krisenzeiten und angesichts zunehmen<strong>der</strong> Verteilungskonflikte um<br />

Arbeitsplätze und interessante Funktionen Führungskräfte sowie Mitarbeiter nicht<br />

mehr als Problemlöser, son<strong>der</strong>n als zu lösendes Problem erfahren, sinken die<br />

Voraussetzungen für eine (innovationsbezogen wichtige) kritische Loyalität, obwohl<br />

gerade unter diesen Bedingungen eine kritische Loyalität beson<strong>der</strong>s erfolgsbedeutsam<br />

ist.<br />

Literatur:<br />

Gebert, D. (2002): Führung und Innovation. Stuttgart: Kohlhammer<br />

Gebert, D. (2004): Innovation durch Teamarbeit – eine kritische Bestandsaufnahme. Stuttgart:<br />

Kohlhammer


Wertemuster und basic assumptions <strong>der</strong> offenen und <strong>der</strong> geschlossenen<br />

Struktur<br />

Harmonie<br />

B. Die soziale Dimension<br />

II.Vorherrschend ist<br />

⇔<br />

Werte:<br />

Werte:<br />

geschlossene<br />

Grundannahmen<br />

offene Struktur<br />

Struktur<br />

______________________________________________________________________<br />

A. Die anthropologische Dimension<br />

Stabilität, Vorausschaubarkeit<br />

I. Der Mensch ist<br />

Prinzip, Hoffnung,<br />

Objekt ⇔ Subjekt<br />

Innovation<br />

Interessenhomogenität<br />

Interessenheterogenität<br />

Pluralität<br />

Elite,<br />

Hierarchie<br />

Sicherheit,<br />

Ordnung<br />

Orientierung, Sinn<br />

III. Die Menschen sind<br />

ungleichwertig ⇔ gleichwertig Chancengleichheit<br />

IV. Schutzbedürftig ist<br />

das Kollektiv ⇔ <strong>der</strong> einzelne Individualität,<br />

Freiheit<br />

C. Die erkenntnistheoretische Dimension<br />

V. Erkenntnis ist<br />

Toleranz, Lernen<br />

irrtumsfrei ⇔ irrtumsbehaftet


Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wuppertaler Kreis e.V. -<br />

Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />

Qualifikation -<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

und Gesellschaft<br />

Tagung am 20. April 2004<br />

Haus <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft, Berlin<br />

Bildung - Investition für die Zukunft<br />

Professor Dr.-Ing. habil. Dagmar Schipanski<br />

Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

Freistaat Thüringen, Erfurt


Wuppertaler Kreis e.V.<br />

http://www.wkr-ev.de/qualifikation2004<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

im Jahre 1902 gab ein arbeitsloser, 23-jähriger Physiklehrer im „Berner Stadtanzeiger“<br />

unter <strong>der</strong> Rubrik „Vermischtes“ eine Annonce auf, in <strong>der</strong> er Privatstunden anbot<br />

– „Probestunden gratis“. Drei Jahre später veröffentlichte er seine ersten Abhandlungen<br />

zur speziellen Relativitätstheorie und war bald einer <strong>der</strong> berühmtesten Wissenschaftler<br />

seiner Zeit – sein Name: Albert Einstein.<br />

100 Jahre später rüttelte eine international vergleichende Untersuchung die deutsche<br />

Bildungslandschaft auf – ihr Name: „PISA“ („Programme for International Student<br />

Assessment“). Die PISA-Untersuchung hat uns mit negativen Ergebnissen aufgeschreckt.<br />

Sie hat, um das Bild des Wahrzeichens <strong>der</strong> gleichnamigen italienischen<br />

Stadt zu benutzen, unserem Bildungssystem eine Schieflage diagnostiziert.<br />

Das schlechte Abschneiden – Deutschland lag im unteren Drittel <strong>der</strong> untersuchten<br />

Län<strong>der</strong> [Leseleistung Platz 21 von 31; mathematische Kompetenzen Platz 20 von 31;<br />

naturwissenschaftliche Leistungen Platz 20 von 31] – ist in <strong>der</strong> Tat Zeichen einer Krise.<br />

Ich habe diese Krise seinerzeit als heilsam für uns bezeichnet. Denn wenn wir den<br />

Begriff „Krise“ wörtlich nehmen, so markiert er einen Wendepunkt. Wir haben die<br />

Chance, unser Bildungssystem den Herausfor<strong>der</strong>ungen anzupassen. So lautet denn<br />

auch mein persönliches Motto: „Nicht klagen son<strong>der</strong>n wagen“.<br />

Wir müssen uns den Ergebnissen von „PISA“ stellen, nach den Ursachen fragen und<br />

uns daran machen, Defizite aus <strong>der</strong> Welt zu schaffen. Um ein Bild zu gebrauchen:<br />

Das Bildungssystem bringt den Samen hervor, den wir auf den Boden des Wissenschafts-<br />

und Forschungssystems ausstreuen können.<br />

Wenn dieser Samen untauglich ist, werden keine guten Früchte gedeihen, die wir<br />

ernten können – und wir müssen ernten, denn: Nicht erst im Jahr Technik 2004 wissen<br />

wir alle, dass die Qualität von Wissenschaft und Forschung heute mehr denn je<br />

über die Lebensqualität in einer Gesellschaft entscheidet. Wissenschaft und Forschung<br />

sind die treibende Kraft gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung.<br />

Sie sind die Quelle für Innovation und damit für wirtschaftlichen Aufschwung. Nur wer<br />

neue, innovative Produkte und Dienstleistungen entwickelt und anbietet, kann sich<br />

dauerhaft einen Spitzenplatz auf dem Weltmarkt sichern.<br />

Ob wir wollen o<strong>der</strong> nicht, durch die Globalisierung stehen wir in einem unmittelbaren<br />

weltweiten Wettbewerb um die besten Produkte. Dabei schützen uns keine Grenzen.<br />

Nur mit Spitzenprodukten können wir uns behaupten, weil bei an<strong>der</strong>en Dingen unsere<br />

Arbeitslöhne deutlich höher und wir deshalb nicht mehr konkurrenzfähig sind.<br />

Ich sage es einmal drastisch: Die Zeiten <strong>der</strong> T-Shirt-Produktion auf <strong>der</strong> Schwäbischen<br />

Alb ist vorbei. Das gilt gerade auch für die neuen Län<strong>der</strong>, wo neue Arbeitsplätze<br />

hauptsächlich durch innovative Produkte entstehen. Die Zukunftsfel<strong>der</strong> liegen in<br />

<strong>der</strong> Biotechnologie, in <strong>der</strong> Softwaretechnologie und beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Nanotechnologie.<br />

Der theoretische Physiker Richard Feynman hat einen Vortrag zur Nanotechnologie<br />

mit dem Titel überschrieben „Ganz unten im Kleinen ist noch viel Raum“. Und in <strong>der</strong><br />

Tat: Die Fähigkeit, Atome so anzuordnen, dass sie Nanosysteme mit außergewöhnlichen<br />

physikalischen, chemischen o<strong>der</strong> biologischen Eigenschaften bilden, markiert<br />

ein neues Technologiezeitalter. Die Wissenschaft dringt dabei in Bereiche vor, in denen<br />

an<strong>der</strong>e Gesetze gelten als in <strong>der</strong> klassischen Physik. In <strong>der</strong> Nanotechnologie<br />

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herrschen atomare Größenordnungen, gelten die Gesetze <strong>der</strong> Quantenmechanik.<br />

Um auf den genannten Zukunftsfel<strong>der</strong>n zu bestehen, brauchen wir helle Köpfe mit<br />

guten Ideen. Als rohstoffarmes Land ist Deutschland ganz beson<strong>der</strong>s auf die optimale<br />

Nutzung aller unserer geistigen Ressourcen angewiesen. Das Bildungssystem<br />

spielt die zentrale Rolle in <strong>der</strong> Weiterentwicklung unserer Gesellschaft zur lebenslang<br />

lernenden Gesellschaft.<br />

Nur eine lernende Gesellschaft ist eine zukunftsfähige Gesellschaft. Sie ist die adäquate<br />

Antwort auf die Wissensgesellschaft. Deshalb sind Investitionen in Bildung und<br />

Hochschulen Zukunftsinvestitionen. Schwächen können und dürfen wir uns dabei<br />

nicht leisten. Spitzenleistungen brauchen erstklassig gebildete Menschen.<br />

Was aber ist die Wissensgesellschaft? Über diesen Begriff ist schon viel gesagt worden.<br />

Ich möchte an Beispielen zeigen, was Wissensgesellschaft heißt:<br />

- Alle 5 – 7 Jahre verdoppelt sich das weltweit verfügbare Wissen.<br />

- Jeden Tag erscheinen mehr als 20.000 wissenschaftliche Veröffentlichungen.<br />

- Es arbeiten zur Zeit so viele Wissenschaftler auf <strong>der</strong> Welt wie die Anzahl <strong>der</strong><br />

Wissenschaftler <strong>der</strong> letzten 2000 Jahre zusammengenommen.<br />

- Wissen ist weltweit verfügbar und abrufbar im Internet. Die Raum-Zeit-<br />

Dimension ist damit aufgelöst.<br />

Bei einigen mag die Wissensgesellschaft die Illusion eines Wissensparadieses hervorrufen.<br />

Wer aber neue Informationen nicht strukturieren und zuordnen kann, für<br />

den kann aus <strong>der</strong> Informationsflut schnell eine Wissensdürre werden. Hubert Markl,<br />

<strong>der</strong> ehemalige Präsident <strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft, bringt es auf den Punkt, wenn<br />

er sagt: „Wissen macht handlungsfähig. Zuverlässige Informationen sind die Voraussetzung<br />

dafür. Aber erst die bedeutungsgerechte Beurteilung erweckt sie zum Leben“.<br />

Deshalb müssen schon in <strong>der</strong> Schule wichtige Fähigkeiten geför<strong>der</strong>t werden. Neben<br />

grundlegenden Kompetenzen wie <strong>der</strong> Lese- und Schreibfähigkeit sowie mathematischen<br />

Fertigkeiten muss dem fächerübergreifenden Denken und dem problemorientierten<br />

Lernen ein größerer Stellenwert eingeräumt werden. Schülern und Studenten<br />

muss eine gut fundierte Fach- und Methodenkompetenz vermittelt werden. Das umfasst:<br />

- das Aufspüren von Zusammenhängen,<br />

- analytisches Denken,<br />

- das notwendige Fachwissen sowie<br />

- die fachspezifischen Arbeitstechniken.<br />

Die Vermittlung von Detailwissen nimmt einem an<strong>der</strong>en Platz ein. Detailwissen wird<br />

auf Datenbanken gespeichert. Unsere Unterrichtsformen müssen sich deshalb än<strong>der</strong>n!<br />

Das ist die eigentliche PISA-Herausfor<strong>der</strong>ung! Das heißt zugleich die Konzentration<br />

und Beschränkung auf die Vermittlung des notwendigen Grundwissens. Je<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> im Bereich Bildung und Ausbildung tätig ist, weiß, wie schwer es ist, sich darauf<br />

zu einigen, was das notwendige Grundwissen ist! Von größter Bedeutung wird es<br />

sein, neue Informationen in seine eigenen „Denkstrukturen“ einzuordnen und sie mit<br />

erlernten, eigenen Methoden weiter zu verarbeiten, so dass daraus neue Erkenntnisse<br />

entstehen können.<br />

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Voraussetzungen für all das ist eine gute Medienkompetenz. Medienkompetenz bedeutet<br />

aber gerade nicht nur die technische Fähigkeit und Fertigkeit, mit dem Computer<br />

umzugehen. Sie bedeutet vielmehr, mit <strong>der</strong> angebotenen Informationsflut umgehen<br />

zu können. Eine Information an sich ist ohne Wertigkeit, sie muss bewertet<br />

werden und zu eigenem Wissen „veredelt“ werden.<br />

All die genannten Fähigkeiten sind entscheidend, um in <strong>der</strong> Wissensgesellschaft einen<br />

Arbeitsplatz zu erhalten und zu behaupten.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

in <strong>der</strong> Wissensgesellschaft verän<strong>der</strong>n immer schnellere Technologieschübe unsere<br />

Lebenswelt von Grund auf. Das muss sich beson<strong>der</strong>s in unserem Bildungssystem<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln. Nicht nur im Jahr <strong>der</strong> Technik gilt es deshalb, Naturwissenschaften<br />

und Technik gerade bei Jugendlichen ins rechte Licht zu rücken. Das Interesse muss<br />

dabei schon in <strong>der</strong> Schule geweckt werden.<br />

Deshalb setze ich mich dafür ein, dass neben den Kernfächern Deutsch, Mathematik<br />

und <strong>der</strong> Fremdsprache vor allem die Naturwissenschaften gestärkt werden. Wir dürfen<br />

uns nicht wun<strong>der</strong>n, wenn Jugendliche kein naturwissenschaftliches und kein informationstechnisches<br />

Studium wählen, weil sie sich darauf nicht genügend vorbereitet<br />

fühlen.<br />

Vor allem müssen wir Spannung erzeugen und Neugier auf Naturwissenschaften und<br />

Technik wecken – ganz im Sinne des französischen Philosophen Montaigne, <strong>der</strong> vor<br />

vielen Schülergenerationen formuliert hat: „Kin<strong>der</strong> sind keine Fässer, die gefüllt werden,<br />

son<strong>der</strong>n Feuer, die entfacht werden wollen“. Das ist <strong>der</strong> Punkt: Der Funke <strong>der</strong><br />

Begeisterung muss überspringen. Es muss Raum sein für Freude, Kreativität und<br />

Phantasie, ohne die eigene Forschung nicht erfolgreich sein kann!<br />

Als Wissenschaftlerin mit Leib und Seele hat mich die Neugier auf Unbekanntes ein<br />

Leben lang vorangetrieben. Ich bin <strong>der</strong> festen Überzeugung, dass in jedem jungen<br />

Menschen ein solches Feuer steckt, dass entfacht werden will und muss. Dazu<br />

braucht es viel Hingabe und Anregung. Genau diese Stimmung habe ich verspürt,<br />

als ich vor kurzem die Preisträger <strong>der</strong> Thüringer Physikolympiade ausgezeichnet habe.<br />

Mir liegt die För<strong>der</strong>ung des naturwissenschaftlich-technisch interessierten Nachwuchses<br />

nicht nur als Thüringer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst,<br />

son<strong>der</strong>n ganz persönlich als Wissenschaftlerin beson<strong>der</strong>s am Herzen. Ich ermutige<br />

ich junge Leute sehr dazu, ein naturwissenschaftliches o<strong>der</strong> technisches Studium<br />

aufzunehmen. Das gilt beson<strong>der</strong>s auch für junge Frauen, denn eines möchte ich betonen:<br />

Frauen und Technik, Frauen und Physik, das ist kein Wi<strong>der</strong>spruch. Gerade<br />

Frauen besitzen die Fähigkeit, analytisch und vernetzt zu denken. Gepaart mit ihrer<br />

sozialen und kommunikativen Kompetenz ergibt sich eine sehr gute Mischung.<br />

Deshalb för<strong>der</strong>t die Thüringer Landesregierung seit 1998 eine Koordinierungsstelle<br />

„Naturwissenschaft und Technik für Schülerinnen, Studentinnen und Absolventinnen“<br />

an <strong>der</strong> Technischen Universität Ilmenau. Die „ThüKo“ ist eine bundesweit beispielgebende<br />

Einrichtung, um junge Frauen für eine naturwissenschaftliche und technische<br />

Ausbildung zu begeistern und dabei begleitend zu för<strong>der</strong>n.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

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von zentraler Bedeutung für unser Schul- und Hochschulsystem ist es, Leistungsbereitschaft<br />

und Leistungsfähigkeit zu stärken. Wir müssen den Begriff „Leistung“ wie<strong>der</strong><br />

positiv besetzen und dementsprechend im gesellschaftlichen Bewusstsein verankern.<br />

Leistung ist keine „Sekundärtugend“, son<strong>der</strong>n grundlegende Voraussetzung<br />

für ein gelingendes individuelles Leben und für das Funktionieren und den Bestand<br />

einer demokratischen Staats- und Gesellschaftsordnung.<br />

Austauschschüler, die in den USA o<strong>der</strong> Großbritannien waren, berichten von bemerkenswerten<br />

Erfahrungen. Erfolg in Schule und Hochschule gilt dort als erstrebenswert<br />

und vorbildlich; erfolgreiche Schüler werden nicht wie in Deutschland von Mitschülern<br />

als Streber ausgegrenzt.<br />

Das ist ein wichtiger Punkt: Leistungsfähigkeit und Qualitätssicherung müssen sich<br />

im internationalen Vergleich bewähren. Wir muten unseren Jugendlichen Nachteile<br />

zu, wenn wir zulassen, dass das durchschnittliche Abituralter in Deutschland bei über<br />

20 Jahren liegt und immer mehr junge Erwachsene ihr Studium zu einem Zeitpunkt<br />

beginnen, wo ihre Altersgenossen beispielsweise in England bereits fertig sind.<br />

- Deshalb trete ich dafür ein, dass es mehr Beweglichkeit am Schulbeginn gibt<br />

und nicht jedes 10. Kind vom Schuleintritt zurückgestellt wird mit dem Ergebnis<br />

eines durchschnittlichen Einschulungsalters in Deutschland von 6,7 Jahren.<br />

- Deshalb haben wir in Thüringen die gute Tradition des zwölfjährigen Abiturs<br />

nie aufgegeben. Die Entwicklung gibt uns recht: Immer mehr Bundeslän<strong>der</strong><br />

führen das zwölfjährige Abitur ein, zuletzt hat es Nordrhein-Westfalen beschlossen.<br />

Warum belegten Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen die Plätze 1<br />

bis 4 beim PISA-Län<strong>der</strong>vergleich? Weil wir immer auf Leistung gesetzt haben, auf<br />

For<strong>der</strong>n und För<strong>der</strong>n. Lernen geht nicht ohne Anstrengung. Leistungsbereitschaft<br />

muss systematisch entwickelt und geför<strong>der</strong>t werden. Meiner Meinung nach geraten<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche unter umso stärkeren Druck, je später sie ihren Möglichkeiten<br />

entsprechend gefor<strong>der</strong>t und geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

es ist endlich an <strong>der</strong> Zeit, die Ideologie <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte beiseite zu schieben.<br />

Mittelmaß für alle, von dieser gescheiterten Idee sollten wir uns konsequent verabschieden.<br />

Nicht allen das gleiche Angebot, son<strong>der</strong>n jedem sein Angebot, muss die<br />

Devise heißen.<br />

Bekennen wir uns zu klaren Leistungsmaßstäben und den damit verbundenen Differenzierungen.<br />

Wer lernt, muss für seine Leistung belohnt werden. Ich möchte dabei<br />

betonen, dass Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung und Begabtenför<strong>der</strong>ung nicht als Alternativen<br />

im Bildungswesen stehen. Vielmehr sind sie zwei Seiten <strong>der</strong>selben Medaille. Der<br />

Bundespräsident hat einmal zu Recht gesagt: „Bildung heißt Benachteiligung vermeiden,<br />

heißt aber auch Begabung, ja auch Höchstbegabung, rechtzeitig zu erkennen<br />

und zu för<strong>der</strong>n.“<br />

Wenn wir dagegen auf die Auswahl und För<strong>der</strong>ung von Talenten, von Anlagen und<br />

Interessen verzichten, werden viele Schüler nicht nur nicht geför<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n eher<br />

gelangweilt, vernachlässigt und schließlich entmutigt. Wir dürfen aber unsere Talente<br />

nicht verkümmern lassen – denken Sie an das bekannte Gleichnis von den anvertrauten<br />

Talenten aus dem Neuen Testament. Die beiden Knechte, die ihre Talente<br />

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eingesetzt, mit ihren Pfunden gewuchert haben, sind von ihrem Chef belohnt worden.<br />

Der dritte, <strong>der</strong> das nicht getan hat, hat die drastischen Folgen zu spüren bekommen<br />

– er wurde hinausgestoßen. Schöpfen wir also aus dem gesamten Potential des<br />

„Rohstoffes Bildung“ in unserem Land, meine Damen und Herren, um im internationalen<br />

Wettbewerb bestehen zu können!<br />

Dazu müssen wir beson<strong>der</strong>s an unseren Hochschulen Exzellenz för<strong>der</strong>n, weil Innovation<br />

an den Hochschulen beginnt. Wie aber soll das geschehen? Natürlich ist es<br />

reizvoll, einen Blick auf die amerikanischen Eliteuniversitäten zu werfen. Wir dürfen<br />

dabei nur nicht übersehen, dass diese über ganz an<strong>der</strong>e Voraussetzungen und Traditionen<br />

verfügen:<br />

- Harvard hat beispielsweise in 350 Jahren ein Stiftungskapital von rund<br />

20 Milliarden Dollar angesammelt und seine Gesamtausgaben lagen 2003 bei<br />

ca. 2,4 Milliarden Dollar. Das ist etwa zehnmal mehr als die Humboldt-<br />

Universität in Berlin.<br />

- Hinzu kommt: Die wichtigste Einnahmequelle amerikanischer Eliteuniversitäten<br />

sind die Ehemaligen: Yale erhält mehr als 300 Millionen Dollar pro Jahr an<br />

Spenden von Alumni. Studiengebühren sind dagegen ein sehr geringer Teil im<br />

Budget. In Berkeley machen sie bei einem Gesamtetat von 1,23 Milliarden<br />

Dollar gerade einmal 13,3 % (163,2 Millionen Dollar) aus.<br />

- Und doch handelt es sich bei den Studiengebühren um ganz an<strong>der</strong>e Dimensionen<br />

als gelegentlich in Deutschland diskutiert werden: Yale verlangt jährlich<br />

mehr als 35.000 Dollar Studiengebühren, Harvard 38.000 Dollar.<br />

- In den USA steht hinter dem System <strong>der</strong> Studiengebühren auch ein System<br />

von Stipendien. Wer an einer Spitzenuniversität die Aufnahmeprüfung besteht,<br />

kann finanziell geför<strong>der</strong>t werden. Eine solche Tradition müssen wir in Deutschland<br />

erst etablieren.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

die Län<strong>der</strong> – egal ob CDU- o<strong>der</strong> SPD-regiert – sind sich dem Bund gegenüber einig<br />

und for<strong>der</strong>n: Wir müssen auf den Stärken unseres Wissenschaftssystems aufbauen.<br />

Das heißt, wir müssen Lehre und Forschung in ihrer Breite wettbewerbsfähig und auf<br />

hohem Niveau halten.<br />

Wir setzen dem Bund die For<strong>der</strong>ung entgegen: Keine Elite-Unis auf Kosten <strong>der</strong> gesamten<br />

Hochschullandschaft. Höchste Qualität entwickelt sich im Wettbewerb. In<br />

diesem Wettbewerb wird sich herausstellen, wo die leistungsstarken Fakultäten und<br />

Institute sind. Wir brauchen ein Netzwerk <strong>der</strong> Exzellenz <strong>der</strong> einzelnen Fachbereiche,<br />

denn: Exzellenz manifestiert sich in den konkreten Arbeitszusammenhängen und<br />

nicht in <strong>der</strong> Hochschule als Gesamtheit. Wir brauchen dazu unter an<strong>der</strong>em folgende<br />

Voraussetzungen:<br />

- Der Bund muss das Hochschulrahmengesetz beschränken, dass es seinem Namen<br />

als Rahmengesetz gerecht wird.<br />

- Die Hochschulen brauchen mehr Freiheit bei <strong>der</strong> Auswahl ihrer Studenten und bei<br />

ihrer Finanzierung.<br />

- Wir brauchen einen speziellen Wissenschaftstarifvertrag, <strong>der</strong> den Hochschulen<br />

ein besseres Personalmanagement ermöglicht. Zeitflexibilisierung, Einsatz in <strong>der</strong><br />

Lehre, Belohnung nach Leistung müssen dabei im Mittelpunkt stehen. Damit wird<br />

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den Hochschulen <strong>der</strong> Weg eröffnet, alle Flexibilisierungsmöglichkeiten aktiv zu<br />

nutzen. Hier ist die Mitwirkung des Bundes gefragt.<br />

- Die Herausbildung von Exzellenz erfor<strong>der</strong>t, dass die Hochschulen Schwerpunkte<br />

setzen. Diese werden Teil <strong>der</strong> Exzellenz-Netzwerke.<br />

- Die Hochschulen müssen sich <strong>der</strong> Internationalisierung stellen. Dazu gehören<br />

zuvor<strong>der</strong>st international kompatible gestufte Studiengänge mit den international<br />

kompatiblen Bachelor- und Master-Abschlüssen. Der Europäische Hochschulraum<br />

ist das wesentliche Ziel.<br />

- Der wissenschaftliche Nachwuchs muss noch stärker geför<strong>der</strong>t werden. Dazu<br />

eignen sich Graduiertenkollegs auf <strong>der</strong> gemeinsamen Basis von Hochschulen<br />

und außeruniversitären Instituten.<br />

- Wir müssen beson<strong>der</strong>s die interdisziplinäre Forschung för<strong>der</strong>n und Hochschulen<br />

und Forschungseinrichtungen untereinan<strong>der</strong> und mit <strong>der</strong> Wirtschaft noch stärker<br />

vernetzen. So schaffen wir wesentliche Voraussetzungen, um aus wissenschaftlichen<br />

Forschungsergebnissen noch schneller innovative Produkte, Dienstleistungen<br />

und Verfahren zu entwickeln.<br />

- Die För<strong>der</strong>ung von Existenzgründungen muss als innovative Aufgabe in den<br />

Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen fester verankert<br />

werden. Hochschulen müssen Mut zur Existenzgründung vermitteln.<br />

- Blicken wir noch einmal kurz in die USA: 1982 wurde das Computerunternehmen<br />

„SUN Microsystems“ mit vier Mitarbeitern als akademisches „Spin-off“ <strong>der</strong> Stanford<br />

University (Kalifornien) gegründet. Heute gehört das Unternehmen mit einem<br />

jährlichen Umsatz von mehr als 15 Milliarden Dollar und ca. 35.000 Mitarbeitern<br />

zu den weltweit größten Herstellern von Hard- und Software. An diesem Beispiel<br />

kann man wun<strong>der</strong>bar den Zusammenhang von wissenschaftlicher Exzellenz und<br />

Innovation sehen.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

ich habe einige wesentliche Punkte für unser Bildungssystem skizziert. Wir müssen<br />

diesen Weg konsequent und zielgerichtet gehen, geleitet von dem Motto „Bildung ist<br />

eine Investition für die Zukunft“.<br />

Qualifikation – Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Gesellschaft 6

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