Braunschweigisches Jahrbuch 67.1986 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042606<br />
schweiger Stadtforschung bislang fast nur von dem zu seiner Zeit methodisch sehr fortgeschrittenen<br />
P. J. Meier in der Bearbeitung Braunsehweigs, zuletzt im Niedersächsischen<br />
Städtcatlas 1926, erbracht wurde. Zum Programm der historischen Siedlungsgeographie<br />
gehört darüber hinaus der siedlungs- und agrarökologische Ansatz etwa im Sinne der von<br />
Georg Niemeier (1968) als "Landschaftstest" benannten Arbeitsweise: Alle erfaßbaren<br />
Daten z. B. einer ländlichen Siedlung oder Wüstung werden in das Geofaktorensystem der<br />
Naturlandschaft (Lagebeziehung insbesondere zu Relief, Böden, Gewässern) sowie der<br />
Kulturlandschaft hineinprojiziert und kritisch auf ihre Vereinbarkeit mit dem jeweiligen<br />
integralen Wirkungsgefüge des vorgegebenen Landschaftsraumes systematisch überprüft.<br />
Die Maßstäbe für den Landschaftstest werden aus den entsprechenden Beziehungszusammenhängen<br />
benachbarter Siclllungen und Wüstungen im Arbeitsgebiet u. a. auch durch<br />
Feldarbeit abgeleitet. Dieses vom zumeist rein topographischen Raumverständnis vieler<br />
Historiker abweichende Vorgehen führt in die methodische Nachbarschaft der grabenden<br />
Archäologie, als deren Vertreter H. Rötling der Braunschweiger Stadtforschung seit<br />
1976 durch zahlreiche Grahungen tatkräftig zu wesentlichen neuen Erkenntnissen verhilft.<br />
Um jedoch von vornherein fachliche Eigenständigkeit von Beobachtungen und Argumentation<br />
zu wahren und um Zirkelschlüsse durch womöglich unzeitiges wechselseitiges "Abstützen"<br />
der Befunde seitens der Siedlungsgeographie und -archäologie zu vermeiden, sollen<br />
deren Ergebnisse (ungeachtet ihrer Bejahung durch den Verfasser) hier nicht argumentativ<br />
stützend herangezogen, sondern ggf. nur berichtend hinzugefügt werden.<br />
Während die Erkenntnisse der Siedlungsarchäologie aus quasi eigenständigen unabhängigen<br />
Quellen hervorgehen, vermag eine Separierung zwischen historischer Siedlungsbzw.<br />
Stadtgeographie einerseits und der Stadt-Historie andererseits nicht leicht eingehalten<br />
werden. Dieses wird nicht nur verursacht durch die Benutzung oftmals der gleichen<br />
Karten- und SchriftquelJen. Trotz unterschiedlicher Fragestellungen und Vorgehensweisen<br />
liegen die Aussagequalitäten kategorial oft doch so eng benachbart, daß eine kritischvergleichende<br />
Diskussion ihrer Methodik und Interpretationen unerläßlich ist. Nach den<br />
zurückliegenden Arbeiten des Historikers Fritz Ti m m e mit besonderem Schwergewicht<br />
auf der "Wik-Frage" ist zum speziellen Themenbereich der frühstädtischen Entwicklung<br />
Braunschweigs auf die Studien von N. Kamp und M. Last (beide 1982) als genuine<br />
neuere Abhandlung zu verweisen. In ihrer ganzheitlichen Sicht und räumlichen Betrachtungsweise<br />
noch nicht wiederholt oder übertroffen bilden die Untersuchungen P. J. Meie<br />
rs insbesondere zu Entwicklung und Struktur der Braunschweiger Stadtflur einen Ausgangspunkt<br />
unserer Untersuchungen und Anlaß zu kritischer Überprüfung des ländlichen<br />
Siedlungsbildes im Umfeld der Stadt.~)<br />
6) Zu velWeisen ist vor allem auf P. J. Meiers zusammenfassende Darstellung der Siedlungsverhältnisse<br />
Braunsehweigs in der 2. Auflage des Niedersächsischen Städteatlas von 1926.<br />
Über den aktuellen Kenntnisstand orientiert übersichtlich R. Moderhack (1985).<br />
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