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Braunschweigisches Jahrbuch 67.1986 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

bis üher 20 m begrenzte Straßenmarktanlage im Zuge der West-Ost-Straße an (Karte 7).<br />

Diese stößt im Norden an die Okerniederung. Nach Süden könnte der gebogene Verlauf<br />

der Ritterstraße am Klint eine sinnvolle Erklärung erfahren als hefestigt zu denkende Kontur<br />

der Siedlung. Unzweifelhaft bildeten die Grundstücke am Ölschlägern (also der Südseite<br />

des Straßcnmarktes) bis zur Ritterstraße hin ursprünglich durchgehende Besitzeinheiten.<br />

Die zahlreichen "durchfluchtenden" Grundstücksgrenzen dürften kaum anders gedeutet<br />

werden!):1). Nach Westen zur Oker hin scheint die Nachbarschaft des Hafenplatzes<br />

modifizierend auf das Grundrißbild eingewirkt zu haben. In westlicher Verlängerung der<br />

Ritterstraße könnte die Fortführung eines Schutzwerkes entlang der Nordgrenze des späteren<br />

Ägidienmarktes und des Rosenhagens(!) his zur Oker gereicht hahen. Der Köppenherg<br />

verblieh außerhalh der Wiksiedlung. Das Baugchiet heiderseits der südlichen Kuhstraße<br />

muß als wesentlich jünger im Gefolge der Marktanlage vor St. Ägidien erst nach<br />

1200, aber spätestens bei Einbeziehung der Altenwiek in die Gesamtummauerung der<br />

Stadt erwartet werden. Nicht klar liegt wegen der von dem spiiteren Ackerhofverursachten<br />

Grundstücksveränderungen und der extremen SchmalparzelIierung entlang der Friesenstraße<br />

die dortige Grundrißstruktur. Ein üherhlicklich regelhaftes Grundrißhild zeichnet<br />

sich für den Wikort zwischen Okeraue und Magnikirche deutlich ab, wie es in Karte 7 darzustellen<br />

versucht wurde. Auffällig verläuft die Grenze zwischen der Magni- und Ägidien­<br />

Bauerschaft (Karte 4): Mit Ausnahme nur randlicher Bereiche (an der Ritterstraße die<br />

jüngere "Rückseitenbehauung" der südlichen Straßenmarktzeile und Grundstücke am<br />

Ägidienmarkt sowie der südlichen Stoben straße ) scheint sie die südliche Kontur des Wikortes<br />

bewahrend nachzuzeichnen.<br />

Als sicher kann gelten, daß Grundrißdisposition und topographisehe Lageposition des<br />

herausgearheiteten Wikortes nicht auf die einer an gleicher Stelle zuvor bestehenden bäuerlichen<br />

Vorgängersiedlung zurückgeführt werden können. Denn ein Bauerndorf würde<br />

eine etwas höher gelegene Platzwahl für seine Ortslage erwarten lassen (Landschaftstest)<br />

im Unterschied zu der in niedrige, hei stärkeren Hochwässern nicht üherflutungssichere<br />

Terrassen-Randlage vorgeschohenen nördlichen Bauzcile des Wikortes'j4). Damit ist auf<br />

das sog. Herrendorf hei SI. Magni zurückzukommen, dessen auf die unmittelbare nördliche<br />

oder nordöstliche Nachbarschaft der Magnikirche bezogene Üherlieferung 95 ) eine für<br />

93) Die in Karte 7 angerissen eingetragenen Grundstücksgrenzen sind nicht das Ergebnis systematischer<br />

durch Rückschreibung gesicherter Rekonstruktion. Ihnen liegt vielmehr der anhand des<br />

Grundrißbildes unternommene Versuch zugrunde, mithilfe physiognomischer Interpretation der<br />

Grenzverläufe offensichtliche oder für sehr wahrscheinlich zu haltende sekundäre Grundstücksabteilungen<br />

(z. B. im Zusammenhang mit der Entstehung der Buden-Grundstücke) zu erkennen und zu<br />

eliminieren. Fr. Timmes Arbeit über das innerstädtische Wachstum (1940/41) war dafür hilfreich und<br />

ebenso eigene frühere Versuche mithilfe metrologischer Vorgehensweise u. a. in Vorsfelde.<br />

94) Mit F. Niquet habe ich als häufiger Besucher seiner Grabung am Ackerhof eine im Grabungsgelände<br />

verbreitet angetroffene ca. 5 cm starke gelbe Lehmschicht als Auswirkung der Auelehmsedimentation<br />

und Zeugnis eines außerordentlich starken spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen<br />

Okerhochwassers diskutieren können. Eine eindrucksvol1e Erinnerung bewahren viele Braunschweiger<br />

wohl noch heute an das letzte verheerende Frühjahrshochwasser im Februar 1946. Über die eigentliche<br />

Okeraue hinaustretende Hochwässer haben sich wiederholt ereignet.<br />

~) H. Meier (1904), S. 48 f.<br />

34<br />

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