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Braunschweigisches Jahrbuch 67.1986 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042606<br />

Wüstungsflur 22 ) oder die angestammte Broitzemer Gemarkung anschließt, ist hier ohne<br />

weiteren Belang.<br />

Anders steht es mit + Molenherg. H. Macks Bedenken gegenüber einem mittelalterlichen<br />

Bauerndorf (also mit Fcldflur) dieses Namens werden gestützt durch das Fehlen jeglicher<br />

Hinweise im Sinne der Wüstungsmethodik2:\). In keiner Weise wird quellenmäßig ein<br />

Zusammenhang zwischen dem in den Vizedominatsrechnungen des Domstifts St. Blasien<br />

seit dem frühen 14. Jahrhundert mit Zinszahlungen genannten "Mulleckenberg an te civitatem"2~)<br />

und einer dörflichen Siedlung erkennhar. Mack vermißt wohl nicht zu unrecht jeden<br />

"Schimmer eines Beweises" für P. J. Meiers Versuche, Begüterungen des Cyriacus­<br />

Stiftes mit einem + Molenberg zu verbinden, für dessen Flur dieser indessen auch keine<br />

nachvollziehbaren Abgrenzungsmerkmale gegenüber seiner + Dankwarderoder Flur beibringen<br />

kann. 25 • Andererseits dürfte er in den in jener Gegend überlieferten Flurbezeichnungen<br />

"In den tiefen Höfen" (1520) und "Sandhöfen" (1495) unbedenklich (bäuerliche)<br />

Wohnplätze gesehen und diesen Flurnamen damit eine ühergroße Beweislast als Wüstungsindikatoren<br />

zugemutet haben 26 ). Der Flurname "Am Wind-Mühlen-Berge" sowie<br />

ähnliche Namensüberlicferungen und Ortshinweise in den St. Blasien-Rechnungen beschränken<br />

Meiers Wüstungspostulat mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen oder mehrere<br />

Windmühlen-Plätze und sprechen gegen ein bäuerliches Dorf dieses Namens zumal in der<br />

von ihm angenommenen topographischen Lage. Eine plausible Flurausgrenzung ist ebenfalls<br />

nicht vorhanden. Hingegen gibt es Indizien für eine andere Wüstung unweit davon:<br />

Es können zwischen der Ostgrenze der + Münstedter Feldflur und der Oker einerseits<br />

sowie der südwestlichen Stadtbcfestigung am Wilhclmitor und der Rüninger Gemarkung<br />

andererseits Hinweise auf einen selbständig erscheinenden und als Wüstungsflur zu interpretierenden<br />

Feldflur-ßezirk kaum übersehen werden 27 ) (Karte 3). Daß Niederungs- und<br />

Senkengebiete bevorzugt für die Grenzziehung von mittelalterlichen Feldmarken herangezogen<br />

wurden, hat sich für unseren Raum im Falle der Nordostgrenze der + Münstedter<br />

Feldmark bereits gezeigt. Dieses trifft auch für das nun in Betracht stehende Gebiet zu,<br />

welches nach Osten an die Niederung der Oker anstößt. Im Norden berührt es ebenfalls<br />

eine natürliche, vom alten Bahnhof üher den Gieselerwall bis zur Wilmerdingstraße rei-<br />

22) Die Broitzemer Gemarkung enthält zwei räumlich voneinander getrennte Drei-Zelgen-Systerne<br />

(vgl. Wüstungsmethodik, Abschnitt 1.4.4.). Eines der beiden liegt vom Dorf aus gesehen jenseits<br />

der von der Braunschweiger Landwehr benutzten Niederung und grenzt an die Stadtflur bzw. die<br />

Wüstungsflur von + Münstedt. Auch der Flächenumfang der drei Zeigen könnte für die Flur eines<br />

ehemaligen selbständigen Dorfes sprechen. Direkte Wüstungshinweise sind bisher keine bekannt.<br />

23) vgl. Wüstungsmethodik Abschnitte 1.1.1. bis 1.1.3. und 1.2.1.<br />

24) Goetting, H. und H. Kleinau (1958), S. 28.<br />

25) P. J. Meier (1926), Karte (S. 22).<br />

26) P. J. Meier (1926), S. 21. Die in Flurnamen gelegentlich enthaltene Bezeichnung "Hof" ist<br />

keinesfalls notwendig als bewohnter Platz zu verstehen. In Kombinationen mit anderen Begriffen wird<br />

das deutlich: Obsthof, Grashof o. ä. Meist handelt es sich dann jedoch um eingefriedete Grundstücke.<br />

"Sandhof" dürfte hier nichts anderes als Sandentnahmestelle, Sandkuhle bedeuten. Nicht selten sind<br />

Hof-Flurnamen auch mißverstanden aus "Hop". Dieses kommt im Sinne von feuchte Senke, Niederung<br />

etwa nördlich Braunschweig im Papenteich öfters vor.<br />

27) vgl. Wüstungsmethodik 1.4.1. bis 1.4.4.<br />

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