Braunschweigisches Jahrbuch 67.1986 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042606<br />
So wird ein schon von P. J. Meier (1922) augurisicrtcs hypothetisches Brllnsrode als älterer Ortsname<br />
der ersten dörnichen Ansiedlung in der Altenwiek ltll ) sicher kaum jemals explizit heweishar<br />
sein, sich wohl aher konseljllent in die "Namenslandschaft" der im frühen 9. Jhdt. enstandenen Dörfer<br />
einfügen. Ein spiiter erfolgter Ersatz des Grundwortes -rode durch -wik ließe an eine sinnvolle (umgangssprachlich<br />
vollzogene?) Aktualisientng des Namen~ denken, nachdem sich in der Nachharschaft<br />
Brunsrodes die Marktsiedlung 7U entwickeln hegann und der Ort durch deren Funktion zunehmend<br />
seine Prägung erhielt.<br />
VIII. Zusammenfassender Überblick<br />
Abschließend sei der Versuch gewagt, in einer Zusammenschau der infolge der dürftigen<br />
Quellen notwendigerweise oftmals hypothetischen Schlußfolgerungen eine Synthese<br />
zu bewerkstelligen und den Ablauf der vor- hzw. frühstädtischen Entwicklung Braunschweigs<br />
aus siedlungsgeographischer Sicht, also unter hesonderer Betonung der Raumheziehungen<br />
nach dem derzeitigen Stande zusammenhängend darzustellen.<br />
1. In den ersten Jahrzehnten des 9. Jhdts. nach den Sachsenkriegen wird das vorhandene<br />
Siedlungsgcfüge erweitert durch die Rodung von W[ildern im Braunschweiger Okergehiet.<br />
Es entstehen dort im Zuge einheitlicher Besiedlungsvorgänge neue Dörfer hevorzugt<br />
mit dem ON-Grundwort -rode. Als Trüger der Besiedlung kommen die Adelsgeschlechter<br />
der Liudolfinger hzw. Brummen und/oder die Immedinger in Betracht. Das<br />
Dorf Dankwarderode und das dörfliche Siedlungselement Brunswiks sind diesen Neugründungen<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit zuzurechnen. Für die Existenz eines Fernstraßen<br />
Okcrühergangs sprechen indirekte Hinweise.<br />
2. Eine Burg wird am westlichen Okerauenrand offensichtlich zum Schutz des Okerüberganges<br />
in der Nachbarschaft von Dankwarderode angelegt und ühernimmt auch dessen<br />
Namen. Ihre Entstehungszeit und -umstände sind nicht geklärt. Als nächstliegende<br />
Erklärung hietet sich freilich nach wie vor an, sie als Element der auch für die Sicherung<br />
der Werla-Pfalz wichtigen Burgenlinie längs der Oker und somit als Anlage der Zeit Heinrichs<br />
1. im Rahmen der Ungarnabwehr anzusehen. Noch im 10. Jhdt. scheint die Burg<br />
Residenz des hrunonischen Adelsgeschlechtes geworden zu sein.<br />
3. In der zweiten Hülfte des 10. Jhdts. vollzieht sich wohl parallel zur hezeugten Einrichtung<br />
von Märkten und Verleihung von Marktprivilegien in anderen Orten Sachsens,<br />
hesonders aher Magdehurg, die Entwicklung einer Handelssiedlung auf dem östlichen<br />
Okerufer im Vorfeld der dortigen Dorfsiedlung, deren ursprünglicher Name dadurch wohl<br />
erst nachträglich zu "Brunswik" verändert wurde. Die Standortheziehungen des Wikortes<br />
sind durch die sich im Bereich des Okerüherganges treffenden Fernstraßen aus verschiedenen<br />
Richtungen sowie durch die Schiffharkeit der Oker außerordentlich gut. Der Grundriß<br />
des Wikortes wird von einem dafiir zeittypischen rechteckigen Straßenmarkt mit heidseitiger<br />
Besiedlung auf hreiten Grundstücken geprägt. Diese Grundstückselemente lassen sich<br />
noch im Grundrißhild des 18. Jhdts. wiederfinden. Die mit der Wikfunktion verbundene<br />
101) P. J. Meier (1922), S. 5.<br />
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