Braunschweigisches Jahrbuch 67.1986 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042606<br />
delt annimmt. Keineswegs auszuschließen ist, daß die Benennung dieser infolge des Durchbruchs<br />
der Georg-Eckert-Straße heute verstümmelten und unscheinbaren, einstmals aber<br />
für den frühen Handel Brunswiks hoch bedeutenden Straße zeitlich wesentlich weiter zurückreichen<br />
und in direkter Beziehung zu der von H. J. Querfurth (1971) aufgezeigten<br />
friesischen Beteiligung am Handel Brunswiks im 11. Jhdt. stehen kann83).<br />
Das Grundrißbild der Altenwiek, wie es in der Haackeschen Karte von 1765 als ältester<br />
exakter Aufmessung der historischen Stadt 84 ) vorliegt, zeigt deren Marktplatz mit dem<br />
alten Rathaus am Fuß des Köppenberges, auf dem 1115 das Ägidienkloster gegründet<br />
wurde. Er befindet sich auffällig abseits von der Magnikirche und wird weder von der die<br />
Altewiek durchquerenden West-Ost-Altstraße noch von der das Weichbild in Richtung<br />
Süden verlassenden Fernstraße berührt (Karte 4). Die den Ägidienmarkt berührende sehnenartige<br />
Straßen achse zwischen Damm und Kuhstraße kann als primärer Straßenverlauf<br />
ausgeschlossen werden: Denn der älteste Okerübergang verläuft mit Sicherheit im Zuge<br />
der durch ihre Namen als Kunstbauten ausgewiesenen Straßen an der schmalsten Stelle der<br />
Aue Auf dem Damme und Lange-Damm-Straße, also unter Betonung der wichtigen West<br />
Ost-Fernstraßenverbindung zwischen Rhein und Eibe. Demgegenüber überquert die den<br />
Ägidienmarkt berührende "Sehne" die Okeraue an ungünstigerer breiterer Stelle und nur<br />
mithilfe weiterer aufwendiger Bauten z. B. der Langen Brücke. Ihre Richtung weist von<br />
Westen kommend von der östlichen Zielrichtung der Magdeburger Handelsstraße ab. In<br />
dieser Lagebeziehung kann der Ägidienmarkt unmöglich als Handelsplatz des Brunswik<br />
von 1031 in Frage kommen. Über die Grundrißentwicklung der Altewiek liegen bisher<br />
keine Untersuchungen vor. P. J. Meier (1926) schließt mit der Belagerung der Altenwiek<br />
1200 in Zusammenhang zu bringende Grundrißveränderungen auch infolge der durch Otto<br />
IV. veranlaßten Befestigung des Weichbildes nicht aus8~).<br />
Dennoch zeichnen sich in dem überkommenen Grundrißbild des 18. Jhdts. Hinweise<br />
auf die Lage des Wik-Marktes ab. Die beiden Baublöcke A und B zwischen Lange-Damm<br />
Straße und Im Ölschlägern sowie der östlich davon Am Magni-Kirchhofe R6 ) gelegene Block<br />
C finden hinsichtlich ihres geringen arealen Umfangs sowie ihrer räumlichen Anordnung<br />
im Gefüge des sie umgebenden öffentlichen Straßenraumes im gesamten Stadtgebiet keine<br />
Entsprechung. Die Begrenztheit ihrer Grundstücksaufteilung verweist hier wie in vielen<br />
anderen Straßen Braunschweigs auf die drangvolle Enge und Knappheit an Baugrund in<br />
der Stadt. Fr. Timme (1940/41) begründet wohl zutreffend das "innerstädtische Wachstum"<br />
durch den Bau der sog. Buden, indem alle Flächenreserven des Stadtgebietes im 14.<br />
und 15. Jhdt. für bauliche Nutzung durch die stark anwachsende Bevölkerung ausgeschöpft<br />
wurden. Der extrem hohe Überbauungsgrad der drei Baublöcke ordnet diese in das gleiche<br />
Bild ein und gibt Veranlassung, sie als erst nachträgliche Bebauung freier und zuvor ande-<br />
83) Das scheint H. J. Querfurth (1971), S. 15 ebenfalls bedacht zu haben.<br />
R4) vgl. Fußn. 78.<br />
85) P. J. Meier (1926), S. 16.<br />
M) Diese drei Baublöcke werden in westöstlicher Abfolge von folgenden Grundstücken (nr.<br />
ass.) eingenommen: A = 2295-99, 2320a-23; B = 2286-2294,2324-30; C = 2248-55. Die<br />
Grundstücksbezifferung wurde der Karte von Culemann von 1798 entnommen.<br />
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