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Herausgegeben vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband | 61. Jahrgang ZKZ 1749 02.2012<br />
Betriebswirtschaftliche<br />
Blätter<br />
FACHZEITSCHRIFT FÜR UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />
IN DER SPARKASSEN-FINANZGRUPPE<br />
PERSONALMANAGEMENT<br />
Fachkräfte dauerhaft<br />
an Sparkassen binden<br />
˘<br />
CONTROLLING<br />
Leitfaden unterstützt<br />
Basel-III-Umsetzung<br />
˘<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Auf vielen Gebieten<br />
sehr gut aufgestellt<br />
˘<br />
BARGELDLOGISTIK<br />
Infrastruktur im<br />
Verbund optimieren
Herausgegeben vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband | 61. Jahrgang ZKZ 1749 02.2012<br />
Betriebswirtschaftliche<br />
Blätter<br />
FACHZEITSCHRIFT FÜR UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />
IN DER SPARKASSEN-FINANZGRUPPE<br />
PERSONALMANAGEMENT<br />
Fachkräfte dauerhaft<br />
an Sparkassen binden<br />
˘<br />
CONTROLLING<br />
Leitfaden unterstützt<br />
Basel-III-Umsetzung<br />
˘<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Auf vielen Gebieten<br />
sehr gut aufgestellt<br />
˘<br />
BARGELDLOGISTIK<br />
Infrastruktur im<br />
Verbund optimieren
EDITORIAL<br />
Kritische Zeiten kommen<br />
auf die Personalpolitik zu<br />
Weiterführende<br />
Informationen zu<br />
diesem Thema lesen<br />
Sie ab Seite 66<br />
»Wenn man von den<br />
Leuten Pflichten<br />
fordert und ihnen<br />
keine Rechte zugestehen<br />
will, muss<br />
man sie gut bezahlen.«<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
(1749 bis 1832), deutscher Dichter<br />
In Deutschland gibt es Berufe, die kaum noch gefragt sind. So stehen jene Glücksbringer,<br />
die über die Dächer huschen und dafür sorgen, dass wir sorgenfrei unseren<br />
Wärmebedarf decken können, heute sehr tief im Kurs junger Leute. Offensichtlich versprechen<br />
sie sich davon persönlich kein Glück. Der Beruf des Bankers dagegen, in<br />
dem eher von Wahrscheinlichkeit, aber manchmal auch vom Glück gesprochen wird,<br />
ist alles andere <strong>als</strong> eine aussterbende Spezies. Angesichts des Vertrauensschwunds<br />
der Bevölkerung in die Kreditwirtschaft durch die Finanzkrise und der Prophezeiung,<br />
künftig zur Stahlindustrie der Nation werden zu können, ist das derzeit nicht selbstverständlich.<br />
Der Andrang ist jedoch nach wie vor stark, so dass die Sparkassen ihr<br />
Ausbildungsangebot 2011 um 3,4 Prozent auf 7.300 Stellen erhöhen konnten. In<br />
den kommenden Jahrzehnten werden das angesichts des demografischen Faktors<br />
Traumzahlen sein. Der demografisch bedingte Kundenrückgang wird den Kostendruck<br />
auf die Sparkassen ebenfalls erhöhen und damit den aktuellen Zwang zum<br />
Personalabbau verstärken. Wachsende Kapitalkosten und tendenzielle Geschäftseinschränkungen<br />
in Folge von Basel III lasten zusätzlich auf den Instituten. Die künftige<br />
Personalentwicklung steht somit unter schlechten Vorzeichen, zumal die Landesbanken-Sanierungskosten<br />
eine weitere schwere Kapitalbürde sind. Planung und Entwicklung<br />
des Person<strong>als</strong> stellen <strong>als</strong>o schwere Aufgaben für Sparkassen in der Zukunft<br />
dar, die sie nicht immer ohne Hilfe bewältigen werden können.<br />
Doch damit nicht genug. Zugleich wachsen Ansprüche und Anforderungen von Kunden,<br />
Öffentlichkeit und Bankenaufsicht an Service und Beratungsqualität der Mitarbeiter.<br />
In Fällen wie dem Beratungsprotokoll wird von ihnen zudem die Quadratur des<br />
Kreises gefordert. Dabei haben Sparkassen mit ihrem Finanzkonzept ausgesprochen<br />
gute Voraussetzungen, da es Anforderungen an eine gute Beratung, wie sie Verbraucherschützer<br />
heute fordern, erfüllt. Nur müssen alle Institute dieses Instrument nun<br />
auch nutzen. Dieses Vertriebsprojekt darf nicht mehr auf die lange Bank geschoben<br />
werden. Zufriedene Kunden lösen nicht nur gute Gefühle aus, sie sind auch die Basis<br />
für künftige Geschäfte und Marktanteile. Der Beratungsmehraufwand für das Finanzkonzept<br />
dürfte daher durch mehr Umsatz wettgemacht werden. Auf einer vergleichbaren<br />
Linie liegt jetzt auch die Commerzbank. Sie hat Ende 2011 verkündet,<br />
den Druck, um jeden Preis kurzfristige Abschlussziele erfüllen zu müssen, von ihren<br />
Mitarbeitern nehmen zu wollen. Ob es ihr geliegt, Kunden und Mitarbeiter stärker zufriedenzustellen,<br />
bleibt abzuwarten.<br />
Mit dieser Perspektive im Blick haben die Sparkassenakademien in den vergangenen<br />
Jahren ihre Bildungsprogramme erheblich umgekrempelt. Beratung und Verkauf<br />
werden nun mehr Gewicht beigemessen <strong>als</strong> der Wissensvermittlung, die dadurch zumindest<br />
teilweise stärker zu einer Bringschuld der Mitarbeiter werden<br />
dürfte. Die Personalpolitik der Sparkassen hat so gesehen wie die Mitarbeiter<br />
selbst große Herausforderungen zu meistern.<br />
Arnulf Sauter, Wirtschaftspublizist<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
63
EDITORIAL<br />
Kritische Zeiten kommen<br />
auf die Personalpolitik zu<br />
Weiterführende<br />
Informationen zu<br />
diesem Thema lesen<br />
Sie ab Seite 66<br />
»Wenn man von den<br />
Leuten Pflichten<br />
fordert und ihnen<br />
keine Rechte zugestehen<br />
will, muss<br />
man sie gut bezahlen.«<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
(1749 bis 1832), deutscher Dichter<br />
In Deutschland gibt es Berufe, die kaum noch gefragt sind. So stehen jene Glücksbringer,<br />
die über die Dächer huschen und dafür sorgen, dass wir sorgenfrei unseren<br />
Wärmebedarf decken können, heute sehr tief im Kurs junger Leute. Offensichtlich versprechen<br />
sie sich davon persönlich kein Glück. Der Beruf des Bankers dagegen, in<br />
dem eher von Wahrscheinlichkeit, aber manchmal auch vom Glück gesprochen wird,<br />
ist alles andere <strong>als</strong> eine aussterbende Spezies. Angesichts des Vertrauensschwunds<br />
der Bevölkerung in die Kreditwirtschaft durch die Finanzkrise und der Prophezeiung,<br />
künftig zur Stahlindustrie der Nation werden zu können, ist das derzeit nicht selbstverständlich.<br />
Der Andrang ist jedoch nach wie vor stark, so dass die Sparkassen ihr<br />
Ausbildungsangebot 2011 um 3,4 Prozent auf 7.300 Stellen erhöhen konnten. In<br />
den kommenden Jahrzehnten werden das angesichts des demografischen Faktors<br />
Traumzahlen sein. Der demografisch bedingte Kundenrückgang wird den Kostendruck<br />
auf die Sparkassen ebenfalls erhöhen und damit den aktuellen Zwang zum<br />
Personalabbau verstärken. Wachsende Kapitalkosten und tendenzielle Geschäftseinschränkungen<br />
in Folge von Basel III lasten zusätzlich auf den Instituten. Die künftige<br />
Personalentwicklung steht somit unter schlechten Vorzeichen, zumal die Landesbanken-Sanierungskosten<br />
eine weitere schwere Kapitalbürde sind. Planung und Entwicklung<br />
des Person<strong>als</strong> stellen <strong>als</strong>o schwere Aufgaben für Sparkassen in der Zukunft<br />
dar, die sie nicht immer ohne Hilfe bewältigen werden können.<br />
Doch damit nicht genug. Zugleich wachsen Ansprüche und Anforderungen von Kunden,<br />
Öffentlichkeit und Bankenaufsicht an Service und Beratungsqualität der Mitarbeiter.<br />
In Fällen wie dem Beratungsprotokoll wird von ihnen zudem die Quadratur des<br />
Kreises gefordert. Dabei haben Sparkassen mit ihrem Finanzkonzept ausgesprochen<br />
gute Voraussetzungen, da es Anforderungen an eine gute Beratung, wie sie Verbraucherschützer<br />
heute fordern, erfüllt. Nur müssen alle Institute dieses Instrument nun<br />
auch nutzen. Dieses Vertriebsprojekt darf nicht mehr auf die lange Bank geschoben<br />
werden. Zufriedene Kunden lösen nicht nur gute Gefühle aus, sie sind auch die Basis<br />
für künftige Geschäfte und Marktanteile. Der Beratungsmehraufwand für das Finanzkonzept<br />
dürfte daher durch mehr Umsatz wettgemacht werden. Auf einer vergleichbaren<br />
Linie liegt jetzt auch die Commerzbank. Sie hat Ende 2011 verkündet,<br />
den Druck, um jeden Preis kurzfristige Abschlussziele erfüllen zu müssen, von ihren<br />
Mitarbeitern nehmen zu wollen. Ob es ihr geliegt, Kunden und Mitarbeiter stärker zufriedenzustellen,<br />
bleibt abzuwarten.<br />
Mit dieser Perspektive im Blick haben die Sparkassenakademien in den vergangenen<br />
Jahren ihre Bildungsprogramme erheblich umgekrempelt. Beratung und Verkauf<br />
werden nun mehr Gewicht beigemessen <strong>als</strong> der Wissensvermittlung, die dadurch zumindest<br />
teilweise stärker zu einer Bringschuld der Mitarbeiter werden<br />
dürfte. Die Personalpolitik der Sparkassen hat so gesehen wie die Mitarbeiter<br />
selbst große Herausforderungen zu meistern.<br />
Arnulf Sauter, Wirtschaftspublizist<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
63
Ausgabe 02|2012<br />
INHALT<br />
Betriebswirtschaftliche<br />
blätter<br />
PERSONALMANAGEMENT<br />
Personalentwicklung wird immer stärker zur<br />
strategischen Herausforderung. Die<br />
Sparkassen-Finanzgruppe ist für den „war<br />
for talents“ allerdings bestens gerüstet.<br />
ORGANISATION<br />
ÿ Seite 66<br />
<br />
Dr. Dietmar Haase, Annette Ringwald<br />
70 Strategische in individuelle Anforderungen übersetzen<br />
Dr. Stephan Weingarz<br />
73 International anerkannte Qualitätsmaßstäbe ein Muss<br />
Prof. Dr. Dieter Rohrmeier, Alexandra Düren<br />
76 Mit-Unternehmertum soll vor allem motivieren<br />
Harald Peter, Stefan Becker, Stefan Fritz<br />
80 „Schwerkrankes“ Arbeitsverhältnis heilen durch Gesundheitsmanagement<br />
Bernhard Bertschat, Thomas Hundertmark<br />
82 Zu großer Erfolg kann schnell zum Fluch werden<br />
Volker Schneider<br />
<br />
Günther Mohr<br />
86 Sie haben keine neuen Nachrichten<br />
<br />
CONTROLLING<br />
90 Basel III in der praktischen Umsetzung<br />
Dr. Silvio Andrae, Dr. Martin Lippert<br />
<br />
<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
94 Auf vielen Gebieten bereits hervorragend aufgestellt<br />
Klaus Krummrich<br />
97 Nachhaltigkeit <strong>als</strong> Wachstumstreiber im Anlage- und Finanzierungsgeschäft<br />
Doris Schmidt , Henning Folkerts<br />
102 Sparkassen mit neuen Chancen im Fördergeschäft<br />
Martin Köppen<br />
104 Glaubwürdigkeit und Vertrauen seit Finanzkrise wichtiger denn je<br />
Dr. Annett Baumast, Dr. Markus Scholand<br />
107 Mit WhiteLabel-Fonds zum Vertriebserfolg<br />
Uwe Kuntz, Horst Erbel<br />
109 Positiv- und Ausschlusskriterien bestimmen Kreditentscheidung<br />
Christian Barthruff<br />
<br />
<br />
BARGELDLOGISTIK<br />
MANAGEMENT-KOLUMNE<br />
RUBRIKEN<br />
112 Gemeinsam zur optimierten Bargeld-Infrastruktur<br />
Dr. Elke Vincke, Alexander Schaubeck<br />
115 Personal <strong>als</strong> wichtigster Werttreiber<br />
Prof. Dr. Joachim Paul Hasebrook<br />
116 Magazin<br />
118 Literatur<br />
118 Impressum<br />
<br />
<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
65
PERSONALMANAGEMENT<br />
Fachkräftesicherung in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
Bildungsangebote müssen<br />
flexibel und bedarfsgerecht sein<br />
AUTOREN<br />
Ihre transparente und nachvollziehbare Bildungsarchitektur mit attraktiven Abschlüssen ist für die Sparkassen ein<br />
wichtiger Wettbewerbsvorteil in einem künftigen „war for talents“. Schon in den vergangenen Jahren hat sich<br />
den<br />
war größer <strong>als</strong> im Branchendurchschnitt. Auch die Übernahmequoten lagen bei rund 90 Prozent und waren<br />
damit höher. Die Mitarbeiter werden nach ihrer Ausbildung auch konsequent weiter betreut, durch die regionalen<br />
Sparkassenakademien und die neu firmierte Management-Akademie der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />
Dr. Dietmar Haase<br />
ist Leiter der Sparkassenakademie<br />
Niedersachsen in Hannover.<br />
Annette Ringwald<br />
ist Referentin beim Deutschen<br />
Sparkassen- und Giroverband<br />
(DSGV) in Berlin.<br />
Die Sparkassen-Finanzgruppe umfasst<br />
insgesamt 610 Unternehmen mit<br />
348.500 Beschäftigten im Inland. In diesen<br />
Unternehmen werden 22.900 Nachwuchskräfte<br />
ausgebildet. 1 Betrachtet man den<br />
mit dem Kreditgewerbe befassten Kern der<br />
Gruppe (Sparkassen, Landesbanken und<br />
Landesbausparkassen) wird deutlich, welchen<br />
großen Anteil an der Beschäftigungsund<br />
Ausbildungssicherung die Sparkassen-<br />
Finanzgruppe im deutschen Kreditgewerbe<br />
hat.<br />
In den genannten Instituten sind 290.500<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Das<br />
entspricht 44 Prozent der Beschäftigten<br />
im deutschen Bankenwesen. Außerdem<br />
bilden diese Unternehmen der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe knapp die Hälfte der Auszubildenden<br />
des Kreditgewerbes aus. Den<br />
Löwenanteil daran tragen die Sparkassen<br />
mit knapp 43 Prozent. Rund vier Prozent der<br />
Auszubildenden sind in Landesbanken und<br />
Landesbausparkassen beschäftigt. Damit<br />
ist die Sparkassen-Finanzgruppe größter<br />
Arbeitgeber und Ausbilder in der deutschen<br />
Kreditwirtschaft.<br />
Das Tätigkeitsfeld ist komplex und stellt<br />
hohe Anforderungen an die Beschäftigten.<br />
Andererseits stehen die Unternehmen vor<br />
großen Herausforderungen, geeignete<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den<br />
entsprechenden fachlichen Qualifikationen<br />
zu finden. Deshalb ist Berufsbildung die<br />
Grundlage für die Fachkräftesicherung in der<br />
Gruppe (s. Abb. 1 ).<br />
Fachkräftesicherung<br />
durch duale Ausbildung<br />
Die Sparkassen-Finanzgruppe (im Folgenden<br />
beschränkt auf den dem Kreditgewerbe<br />
zugehörigen Kern der Gruppe, <strong>als</strong>o<br />
Sparkassen, Landesbanken, Landesbausparkassen)<br />
hat ihr Ausbildungsangebot über die<br />
letzten Jahre konstant hoch gehalten. Das<br />
zeigt sich auch an der Ausbildungsquote<br />
von 8,6 Prozent. Sie liegt deutlich über dem<br />
Branchendurchschnitt von 6,1 Prozent. An<br />
der Spitze innerhalb der Gruppe liegen die<br />
Sparkassen mit einer Quote von 9,6 Prozent<br />
(s. Abb. 2).<br />
Wie in allen Bereichen der Kreditwirtschaft<br />
ist auch in der Sparkassen-Finanzgruppe die<br />
Beschäftigung in den letzten Jahren – wenngleich<br />
relativ moderat – zurückgegangen<br />
(seit 2006 um 3,6 Prozent). In derselben<br />
Periode haben sich die Ausbildungszahlen<br />
allerdings positiv entwickelt: Die Zahl der<br />
Auszubildenden stieg zwischen 2006 und<br />
2010 um 9,2 Prozent. In den Sparkassen ist<br />
der Verlauf ähnlich.<br />
In dieser antizyklischen Entwicklung des<br />
Ausbildungsengagements spiegelt sich<br />
auch das Bewusstsein um die grundsätzliche<br />
Bedeutung der Ausbildung für die<br />
Nachwuchs- respektive Fachkräftesicherung<br />
wider (s. Abb. 3).<br />
Lediglich zwei Prozent der Nachwuchskräfte<br />
in Sparkassen, Landesbanken und<br />
Landesbausparkassen sind Trainees, die<br />
entweder im Anschluss an eine Hochschulausbildung<br />
oder im Rahmen eines dualen<br />
Studiengangs in die Unternehmen der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe kommen, um dort<br />
ein internes Ausbildungsprogramm zu absolvieren.<br />
Der überwiegende Teil der Nachwuchskräfte<br />
durchläuft eine Ausbildung im<br />
Rahmen des Berufsbildungsgesetzes. 93<br />
Prozent davon werden in den Sparkassen<br />
ausgebildet. Diese investieren jährlich insgesamt<br />
deutlich über 200 Millionen Euro in<br />
die Berufsausbildung ihres Nachwuchses. 2<br />
(s. Abb. 4).<br />
Zentraler Baustein des Berufseinstiegs in<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe ist nach wie<br />
vor die klassische Bankausbildung: Fast 94<br />
Prozent der Auszubildenden der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe durchläuft sie.<br />
Die Verteilung und damit auch die Bedeutung<br />
der einzelnen Ausbildungsberufe<br />
lässt sich exemplarisch an den Neueinstellungen<br />
in den Sparkassen ablesen: Von den<br />
7.100 Neuanfängern des Ausbildungsjahres<br />
2010/2011 waren knapp 95 Prozent Bankkaufleute.<br />
Der Anteil anderer kaufmännischer<br />
oder informationstechnischer Berufe<br />
ist dagegen gering. Er bewegt sich zwischen<br />
0,4 und einem Prozent. An dieser Verteilung<br />
hat sich auch über die letzten fünf Jahre<br />
wenig geändert (s. Abb. 5).<br />
Der Anspruch an die Auszubildenden ist<br />
hoch: Der weitaus größte Teil der neu Eingestellten<br />
(74 Prozent) verfügt über eine Studienberechtigung<br />
(Fachhochschulreife, Fachabitur,<br />
Abitur). Ein Viertel der Berufsanfänger<br />
hat einen Re<strong>als</strong>chulabschluss, der Anteil<br />
der Hauptschülerinnen und Hauptschüler<br />
liegt unter einem halben Prozent. Auch an<br />
dieser Verteilung hat sich in den letzten fünf<br />
Jahren wenig verändert. Im Vergleich zum<br />
Ausbildungsjahr 2006/2007 ist der Anteil der<br />
Auszubildenden mit Abitur leicht gestiegen,<br />
der Anteil der Azubis mit Re<strong>als</strong>chulabschluss<br />
hingegen gesunken.<br />
Die Einstiegsqualifikation der Auszubildenden<br />
wirkt sich positiv auf die Ausbildungsdauer<br />
aus. Kaum ein Azubi nutzt die<br />
Regelausbildungszeit: Immerhin 69 Prozent<br />
1 Zahlen gerundet. Soweit nicht anders bezeichnet<br />
hier wie im folgenden Datenstand 12/2010; Nachwuchskräfte<br />
umfassen Auszubildende und Trainees.<br />
2 Vergütung, ohne Weiterbildungskosten.<br />
66 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
Quelle: BIBB, DSGV-Daten<br />
<br />
<br />
ABBILDUNG 1<br />
Beschäftigte im deutschen<br />
Kreditgewerbe 12/2010 (in %)<br />
Beschäftigte im deutschen Kreditgewerbe 12/2010 (in %)<br />
Sonstige:<br />
4 %<br />
PERSONALMANAGEMENT<br />
Auszubildende im deutschen<br />
Kreditgewerbe 12/2008 (in %)<br />
Auszubildende im deutschen Kreditgewerbe 12/2008 (in %)<br />
schließen die Ausbildung ein halbes Jahr früher<br />
ab, 15 Prozent benötigen nur 24 Monate. 27 %<br />
Das bedeutet auch, dass Sparkassen den<br />
Nachwuchs in der Folge schneller einsetzen<br />
können (s. Abb. 6).<br />
Der Bedarf dafür ist ohne Zweifel vorhanden.<br />
Dafür sprechen die hohen Übernahmequoten<br />
zwischen 88 und 91 Prozent<br />
in den letzten fünf Jahren. Die Sparkassen<br />
liegen damit noch über dem ohnehin hohen<br />
Durchschnitt der Finanzwirtschaft insgesamt<br />
(87 Prozent). 3<br />
Die Vorbildungsstruktur der Sparkassen-<br />
Auszubildenden entspricht in etwa jener<br />
Quelle: AGV Banken, DSGV-Daten<br />
im privaten Kreditgewerbe bzw. in der<br />
Kreditwirtschaft insgesamt. 4 Darin verbirgt<br />
sich auch die künftige Herausforderung<br />
für die gesamte Branche: Perspektivisch<br />
sinkende Schulabgängerzahlen führen zu<br />
einer stärkeren Konkurrenz auf dem Ausbildungsmarkt,<br />
zusätzlich verstärkt durch den<br />
hochschulpolitischen Kurs, die Studierquote<br />
zu erhöhen. 5<br />
Die Veränderungen machen sich bei der<br />
Stellenbesetzung der Sparkassen bereits bemerkbar.<br />
In den letzten beiden Jahren konnten<br />
nicht alle Ausbildungsplätze adäquat<br />
besetzt werden. Neueinstellungen blieben,<br />
vor allem im letzten Ausbildungsjahr, unter<br />
den geplanten Plätzen. Es wird zunehmend<br />
wichtig werden, für Abiturienten attraktive<br />
Ausbildungsalternativen anzubieten wie<br />
ausbildungsintegrierte und -begleitende<br />
Studienmöglichkeiten. Sparkassen nutzen<br />
hier bereits Kooperationen mit den<br />
Hochschulen vor Ort ebenso wie organisationseigene<br />
Angebote der Hochschule der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe.<br />
Privates Kreditgewerbe:<br />
Von der Aus- zur Weiterbildung<br />
Die zentrale Bedeutung, die berufsintegrierten<br />
oder -begleitenden Qualifikationsangeboten<br />
zukommt, wird auch im Kontext der<br />
Qualifikationsstruktur der Sparkassen sichtbar.<br />
Der Qualifizierungsweg der Sparkassenmitarbeiter<br />
verläuft überwiegend entlang<br />
der klassischen Bankausbildung sowie der<br />
darauf aufbauenden Abschlüsse Sparkassenfach-<br />
und -betriebswirt. 76 Prozent der<br />
aktiv bankspezifisch Beschäftigten verfügen<br />
über einen dieser Abschlüsse. Dabei haben<br />
sich die Anteile über die letzten zehn Jahre<br />
kontinuierlich zugunsten der beiden weiterführenden<br />
Qualifizierungen verschoben.<br />
Knapp acht Prozent der aktiv bankspezifisch<br />
Beschäftigten hat einen Hochschulabschluss.<br />
6 Der Anteil der Akademiker wächst<br />
Genossenschaftlicher<br />
Finanzverbund:<br />
25 % Sonstige: 4 %<br />
Sparkassen-Finanzgruppe: 44 %<br />
davon: Sparkassen 38 %<br />
davon: Landesbanken und<br />
Landesbausparkassen 6 %<br />
Genossenschaftlicher Finanzbund: 25 %<br />
Privates Kreditgewerbe: 4 %<br />
Quelle: AGV Banken, DSGV-Daten<br />
ABBILDUNG 2<br />
Restliches Kreditgewerbe:<br />
53,8 %<br />
Restliches Kreditgewerbe: 53,8 %<br />
Sparkassen-Finanzgruppe: 46,2 %<br />
davon: Sparkassen 42,5 %<br />
davon: Landesbanken und<br />
Landesbausparkassen 3,7 %<br />
Quelle: BIBB, DSGV-Daten<br />
Ausbildungsquoten im deutschen Kreditgewerbe 12/2010 (in %)<br />
kontinuierlich, spielt allerdings im Gesamtkontext<br />
im Vergleich zur dualen Ausbildung<br />
bisher eine untergeordnete Rolle. Die Bedeutung<br />
anderer Ausbildungsberufe ist hingegen<br />
zurückgegangen, ebenso wie der Anteil<br />
der Beschäftigten ohne Abschluss (s. Abb. 7).<br />
Nachvollziehbare<br />
Bildungsarchitektur<br />
Die Sparkassen-Finanzgruppe bietet mit ihren<br />
eigenen Bildungseinrichtungen und den<br />
zahlreichen Möglichkeiten der persönlichen<br />
Qualifikation einen hervorragenden Rahmen,<br />
um sich den künftigen Anforderungen<br />
der Fachkräftesicherung zu stellen. Aufgrund<br />
des demografischen Wandels wird die Zahl<br />
der Schulabsolventen in den nächsten Jahren<br />
stetig sinken. Diese Entwicklung ist für<br />
die Sparkassen von hoher Relevanz, denn sie<br />
rekrutieren ihre Nachwuchskräfte vor allem<br />
aus dieser Gruppe. Aber auch die etablierten<br />
Mitarbeiter der Institute werden künftig von<br />
Wettbewerbern stärker umworben, da qualifizierte<br />
Fachkräfte zur Mangelware werden<br />
dürften.<br />
In dieser Situation ist ein klar aufgestelltes<br />
Bildungssystem, das bereits Bewerbern<br />
um Lehrstellen Möglichkeiten der Aufstiegs-<br />
Sparkassen-<br />
Finanzgruppe:<br />
44 %<br />
*12/ 2008<br />
<br />
davon:<br />
Sparkassen<br />
38 %<br />
davon:<br />
Landesbanken und<br />
Landesbausparkassen<br />
6 %<br />
3 Übernahmequoten für das Jahr 2008 aus einer<br />
Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und<br />
Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit; in:<br />
die bank 06/2011, S. 78.<br />
4 AGV Banken, Statistik, Schulbildung der neu eingestellten<br />
Auszubildenden zu Bankkaufleuten. Im<br />
Hinblick auf die Vorbildungsstruktur der Bankkaufleute<br />
insgesamt kommt das BIBB auf Basis der Daten<br />
der Berufsbildungsstatistik der statistischen<br />
Ämter des Bundes und der Länder zu ähnlichen<br />
Ergebnissen: BIBB, Datenbank für Auszubildende,<br />
Datenblatt Bankkaufmann/-frau (IH).<br />
5 siehe: Hochschulpakt 2020 von Bund und Ländern.<br />
6 Fachhochschul-, Universitäts-, Lehrinstitutsabschluss.<br />
Sparkassen-Finanzgruppe:<br />
46,2<br />
davon:<br />
Sparkassen: 42,5 %<br />
davon:<br />
Landesbanken und<br />
Landesbausparkassen:<br />
3,7 %<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
67
PERSONALMANAGEMENT<br />
ABBILDUNG 3<br />
Entwicklung der Gesamtbeschäftigten und Auszubildenden<br />
in der Sparkassen-Finanzgruppe (nur Kreditgewerbe)<br />
12/2006 - 12/2010 (Anzahl)<br />
¯<br />
weiterbildung nach der Ausbildung aufzeigt,<br />
ein wichtiges Instrument der Rekrutierung.<br />
Auch die vorhandenen Mitarbeiter benötigen<br />
Perspektiven für die persönliche Weiterentwicklung,<br />
damit sie sich langfristig an<br />
ihr Institut binden. Eine transparente und<br />
nachvollziehbare Bildungsarchitektur mit<br />
attraktiven Abschlüssen ist vor diesem Hintergrund<br />
ein wichtiger Wettbewerbsvorteil<br />
im anstehenden „war for talents“.<br />
Die Sparkassen-Finanzgruppe hat deshalb<br />
eine Arbeitsgruppe mit der Schärfung<br />
des Profils ihrer Bildungsarchitektur beauftragt.<br />
Potentielle Bewerber und etablierte<br />
Mitarbeiter sollen in einer einfachen<br />
Übersicht die beteiligten Bildungseinrichtungen<br />
und die relevanten Abschlüsse der<br />
Aufstiegsweiterbildung erfassen können.<br />
Kernergebnis dieser Arbeit ist eine grafische<br />
Darstellung der Bildungsarchitektur.<br />
Die Abbildung 8 dokumentiert das klare<br />
und in die Zukunft gerichtete Bekenntnis zur<br />
dualen Berufsausbildung Bankkaufmann/<br />
Bankkauffrau. Denn diese Ausbildung ist<br />
das Fundament des gesamten folgenden<br />
Aufbaus. Der Hauptweg der Qualifikation<br />
nach der Ausbildung ist die praxisorientierte<br />
berufliche Bildung in den regionalen Sparkassenakademien<br />
und der Management-<br />
Akademie der Sparkassen-Finanzgruppe. Auf<br />
regionaler Ebene wird mit den Abschlüssen<br />
Sparkassenfachwirt auf komplexe Beratungstätigkeiten<br />
vorbereitet und mit dem<br />
Studiengang zum Sparkassenbetriebswirt<br />
für die mittlere Führungsebene der Institute<br />
qualifiziert.<br />
Die Management-Akademie mit dem<br />
Lehrinstitut bereitet mit diplomiertem Sparkassenbetriebswirt<br />
und Master auf oberste<br />
Führungsfunktionen vor und vermittelt<br />
Vorständen und Top-Spezialisten benötigtes<br />
Wissen und Kompetenzen. Seit dem 1. Januar<br />
2012 firmiert die ehemalige Deutsche<br />
Sparkassenakademie unter dieser neuen<br />
Bezeichnung.<br />
Flankierend zu diesem Weg der beruflichen<br />
Bildung können akademische Studiengänge<br />
ausbildungs- und berufsbegleitend<br />
absolviert werden. Wichtiger Bestandteil der<br />
Bildungsarchitektur ist hier die Hochschule<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe – University<br />
of Applied Sciences – Bonn. Zwischen den<br />
berufsbildenden und akademischen Programmen<br />
besteht in einigen Fällen die Möglichkeit<br />
einer substantiellen Anrechnung.<br />
Dies symbolisiert in der Abbildung 8 der<br />
Doppelpfeil zwischen Hochschule und Aka-<br />
Quelle: DSGV-Daten<br />
ABBILDUNG 4<br />
Sparkassen-Finanzgruppe 12/2010:<br />
Zusammensetzung des Ausbildungsbestands in %<br />
Quelle: DSGV-Daten<br />
ABBILDUNG 5<br />
Neueinstellungen: Verteilung der Ausbildungsberufe in Sparkassen<br />
Ende 2006/07 und 2010/11 in %<br />
68 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
ABBILDUNG 6<br />
PERSONALMANAGEMENT<br />
Neueinstellungen: Verteilung der Schulabschlüsse der<br />
Auszubildenden in Sparkassen Ende 2006/07 und 2010/11 in %<br />
demien. Hierdurch ist eine abschließende<br />
Entscheidung für den berufsbildenden oder<br />
den akademischen Weg nicht mehr notwendig.<br />
In integrierten Programmen können<br />
beide Wege gleichzeitig beschritten oder<br />
unter zumindest teilweiser Anrechnung des<br />
vorher Geleisteten zwischen beiden Wegen<br />
gewechselt werden.<br />
Die bestehende Bildungsarchitektur<br />
ermöglicht damit eine hohe Flexibilität in<br />
der individuellen Planung von Qualifikationswegen.<br />
Die Sparkassen und Verbundpartner<br />
können entsprechend ihres jeweiligen Bedarfs<br />
und angepasst an die Potentiale und<br />
Kompetenzen der Mitarbeiter maßgeschneiderte<br />
Entwicklungspfade anbieten und damit<br />
einen Vorzug ausbauen, der künftig bei<br />
Bewerbermarketing und Mitarbeiterbindung<br />
an Bedeutung gewinnen wird.<br />
ABBILDUNG 7<br />
Qualifikationsstruktur der aktiv bankspezifisch Beschäftigten<br />
in Sparkassen 12/2000 und 12/2010 in %<br />
Fazit<br />
Professionelle Entwicklung im bisherigen<br />
<br />
<br />
Erwerb von Zusatzqualifikationen. Es ist<br />
absehbar, dass dieses Entwicklungsmuster<br />
aufgrund der zu erwartenden demogra-<br />
onen,<br />
die auf unterschiedlich Zielgruppen<br />
passen, erweitert werden muss.<br />
onserweiterung<br />
einerseits den verstärkten<br />
Blick auf geeignete Auszubildende mit<br />
mittlerem Schulabschluss, andererseits<br />
das Angebot ausbildungsintegrierter<br />
Studiengänge für studienberechtigte<br />
Berufseinsteiger. Es kann gegebenenfalls<br />
auch mehr Traineestellen bedeuten, um<br />
Bachelor-Absolventen entsprechend zu<br />
Fachkräften auszubilden. Das lässt sich<br />
gleichermaßen anwenden auf die berufsbegleitende<br />
Entwicklung vorhandener<br />
Mitarbeitergruppen.<br />
<br />
bedeutet in erster Linie ein breites Spek-<br />
dungsangebote,<br />
das auf unterschiedliche<br />
Ausgangsbedingungen reagiert.<br />
Die Sparkassen-Finanzgruppe verfügt<br />
mit der Management-Akademie, elf regionalen<br />
Akademien, dem Lehrinstitut<br />
sowie einer eigenen Hochschule über eine<br />
ausgezeichnete Bildungsarchitektur, um<br />
diesen Herausforderungen erfolgreich zu<br />
begegnen.<br />
¯<br />
ABBILDUNG 8<br />
Bildungsarchitektur der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
* Kooperationsprogramme<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
69
PERSONALMANAGEMENT<br />
AUTOR<br />
Dr. Stephan Weingarz<br />
ist stellvertretender Leiter<br />
der Management-Akademie der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe in Bonn.<br />
Demografischer Wandel zwingt zu systematischer Personalentwicklung<br />
Strategische in individuelle<br />
Anforderungen übersetzen<br />
Künftige Personalentwicklung muss mehr sein <strong>als</strong> die Auswahl geeigneter Seminare für einzelne Mitarbeiter und<br />
die Erfassung vorhandener Qualifikationen. Durch eine systematische Personalentwicklung lassen sich die<br />
Potenziale jedes Mitarbeiters im Rahmen klar definierter Entwicklungswege in einer Sparkasse identifizieren und<br />
nutzen. Zwingend ist dafür ein abgestimmtes Zusammenspiel zwischen der Führungskraft in ihrer Rolle <strong>als</strong> „erster<br />
<br />
weiterzuentwickeln, sowie der Personalabteilung in ihrer Gesamtverantwortung für den Personalentwicklungs-<br />
prozess. Anforderungen der Geschäftsstrategie einer Sparkasse werden so konsequent in die erforderliche<br />
Qualifikationsstruktur der Mitarbeiter übersetzt.<br />
Mit weniger Mitarbeitern mehr erreichen<br />
– dieser Leitgedanke dürfte die<br />
demografische Entwicklung in Deutschland<br />
der nächsten Jahre begleiten. Auch an den<br />
Instituten der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
wird sie nicht spurlos vorübergehen. Bereits<br />
heute liegt der Altersdurchschnitt der rund<br />
250.000 Mitarbeiter bei ca. 46 Jahren. In<br />
den neuen Bundesländern ist in den letzten<br />
zehn Jahren die Zahl der Schulabgänger und<br />
damit der neuen Berufseinsteiger bereits<br />
drastisch eingebrochen. 1 Diese Entwicklung<br />
wird unterschiedlich intensiv nach und nach<br />
die gesamte Bundesrepublik erfassen. Geeignete<br />
Mitarbeiter zu finden, wird damit in<br />
absehbarer Zeit zu einer zentralen Herausforderung<br />
für viele Institute der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe.<br />
Gleichzeitig steigen die Anforderungen<br />
an die Qualifikation der Mitarbeiter, sowohl<br />
durch den Wettbewerb und die Kundenerwartungen<br />
<strong>als</strong> auch durch aufsichtsrechtliche<br />
Vorgaben. In den MaRisk der BaFin<br />
heißt es dazu sinngemäß:<br />
> Die quantitative und qualitative Personalausstattung<br />
des Instituts hat sich vor<br />
allem an betriebsinternen Erfordernissen,<br />
den Geschäftsaktivitäten sowie der Risikosituation<br />
eines Hauses zu orientieren.<br />
Dabei müssen die Mitarbeiter sowie deren<br />
Vertreter abhängig von ihren Aufgaben,<br />
Kompetenzen und Verantwortlichkeiten<br />
über die erforderlichen Kenntnisse und<br />
Erfahrungen verfügen. Durch geeignete<br />
Maßnahmen ist zu gewährleisten, dass<br />
das Qualifikationsniveau der Mitarbeiter<br />
angemessen ist. 2<br />
Damit wird die systematische Qualifizierung<br />
der Mitarbeiter eines Instituts aufsichtsrechtlich<br />
erfasst und kann folglich auch<br />
Gegenstand einer Prüfung werden. Ebenso<br />
schreibt die Ende 2011 verabschiedete<br />
Mitarbeiteranzeigeverordnung eine klar<br />
definierte Sachkunde bei Mitarbeitern in der<br />
Anlageberatung vor und rückt das Thema<br />
einer systematischen Qualifizierung im<br />
Rahmen eines lebenslangen Lernprozesses<br />
weiter in den Vordergrund.<br />
Person<strong>als</strong>trategie für Sparkassen<br />
Die zunehmende Relevanz eines systematischen<br />
und zielgerichteten Umgangs mit<br />
dem Thema „Personal“ in Sparkassen hat vor<br />
zwei Jahren unter anderem zur Durchführung<br />
des DSGV-Projekts „Person<strong>als</strong>trategie<br />
für Sparkassen“ geführt. 3 In diesem Konzept<br />
wird der Regelkreis einer systematischen<br />
Personalarbeit in Sparkassen aufgezeigt,<br />
der insgesamt acht Elemente umfasst: Von<br />
der Personalplanung (I) über die Personalgewinnung<br />
(II), die Personalbeurteilung<br />
Quelle: Archiv<br />
Die systematische Qualifizierung der Mitarbeiter eines Instituts wird seit geraumer Zeit aufsichtsrechtlich<br />
erfasst und kann demzufolge auch einmal Gegenstand einer Prüfung werden.<br />
1 Im Zeitraum zwischen 2000 und 2010 hat sich die<br />
Zahl der Schulabgänger in den neuen Ländern von<br />
235.000 auf 114.000 halbiert. Vgl. Berufsbildungsbericht<br />
2011, hrsg. vom Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung, Berlin 2011, S. 12.<br />
2 Vgl. AT 7.1 MaRisk („Personal“).<br />
3 Die erfolgreiche Pilotierung des DSGV-Projekts<br />
erfolgte im Jahr 2011.<br />
70 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
ABBILDUNG 1<br />
PERSONALMANAGEMENT<br />
Kreislauf person<strong>als</strong>trategischer Elemente<br />
(IV) sowie Anreizsysteme (VI) wird bis zum<br />
Austrittsmanagement (VII) idealtypisch<br />
eine Art „Mitarbeiter-Lebenszyklus“ in einer<br />
Sparkasse abgebildet. Von besonderer<br />
Bedeutung innerhalb dieses Regelkreises<br />
sind die Elemente Personalentwicklung (V)<br />
sowie Führung (VIII), die beide von hoher<br />
Relevanz für die Umsetzung sich verändernder<br />
geschäftspolitischer Vorgaben auf<br />
die Personalebene einer Sparkasse sind (s.<br />
Abb. 1).<br />
In den Leitlinien der Person<strong>als</strong>trategie<br />
werden zentrale Aspekte einer Personalentwicklungskonzeption<br />
in Sparkassen näher<br />
definiert. 4 Grundauftrag für die Personalentwicklung<br />
in einer Sparkasse ist eine Übersetzung<br />
der Geschäftsstrategie in geeignete<br />
personalwirtschaftliche Maßnahmen. So<br />
ergeben sich aus der Geschäftsstrategie<br />
im ersten Schritt die auf Mitarbeiterebene<br />
umzusetzenden Aufgaben. Diese werden<br />
über die Geschäftsverteilung und das Organisationsmodell<br />
einzelnen Arbeitsplätzen<br />
zugeordnet.<br />
Ziel der Personalentwicklung muss es<br />
sein, mit Blick auf den jeweils formulierten<br />
Bedarf der Sparkasse sicherzustellen,<br />
dass die Qualifikation der Mitarbeiter den<br />
sich stetig verändernden Anforderungen<br />
in einem dynamischen Wettbewerbsumfeld<br />
entspricht. Der Personalentwicklung<br />
kommt damit innerhalb einer Sparkasse die<br />
Aufgabe zu, strategische in individuelle Anforderungen<br />
zu übersetzen. Das impliziert<br />
folgendes:<br />
> Personalentwicklungskonzepte sollen<br />
– idealerweise im Rahmen eines standardisierten<br />
Prozesses – aktiv und rechtzeitig<br />
die veränderten Anforderungen, die sich<br />
aus unternehmerischen Planungen ergeben,<br />
berücksichtigen.<br />
> Personalentwicklungsmaßnahmen sollen<br />
die Strategieumsetzung fördern, wobei<br />
ein besonderes Augenmerk auf die Bereiche<br />
Vertrieb und Steuerung zu legen<br />
ist. Die PE-Maßnahmen sollen bereichsübergreifende<br />
sowie bereichsspezifische<br />
Zielgruppen umfassen.<br />
> Die Anforderungen der Sparkasse und die<br />
Potenziale und Interessen der Mitarbeiter<br />
sind durch Personalmaßnahmen in Einklang<br />
zu bringen. 5<br />
Das Potenzial des einzelnen Mitarbeiters für<br />
neue Aufgabenstellungen in der Sparkasse<br />
ist eine zentrale Komponente innerhalb der<br />
Personalentwicklung. Dabei geht es einerseits<br />
darum, das Potenzial des einzelnen<br />
Quelle: DSGV<br />
Mitarbeiters zu erkennen und einzuordnen,<br />
und andererseits darum, geeignete Entwicklungswege<br />
innerhalb der Sparkasse anzubieten,<br />
die dem vorhandenen Potenzial des<br />
jeweiligen Mitarbeiters entsprechen.<br />
Aufgabe der Personalentwicklung ist<br />
es danach, geeignete Instrumente zu entwickeln,<br />
die eine systematische Potenzialerkennung<br />
bei Mitarbeitern ermöglichen<br />
und – soweit die erkannten Potenziale bestehenden<br />
Anforderungen einer Sparkasse<br />
entsprechen – diese durch einen strukturierten<br />
Prozess in neue Qualifikationen und<br />
Kompetenzen zu überführen. Eine solche<br />
Potenzialerkennung kann Gegenstand regelmäßiger<br />
Mitarbeitergespräche zwischen<br />
Führungskraft und Mitarbeiter sein, kann<br />
aber ebenso (anlassbezogen) durch den<br />
Einsatz eignungsdiagnostischer Verfahren<br />
erfolgen.<br />
Kompetenzansatz im Deutschen<br />
Qualifikationsrahmen<br />
In diesem Zusammenhang spielt der<br />
Kompetenzbegriff eine immer wichtigere<br />
Rolle. Kompetenz bezeichnet im Sinne einer<br />
umfassenden Handlungskompetenz die<br />
Fähigkeit und Bereitschaft des Einzelnen,<br />
Kenntnisse und Fertigkeiten sowie persönliche,<br />
soziale und methodische Fähigkeiten<br />
zu nutzen und sich durchdacht sowie<br />
individuell und sozial verantwortlich zu<br />
verhalten. 6 Um bestimmte Aufgaben in einer<br />
Sparkasse zu erfüllen, wird jeweils – häufig<br />
impliziert – ein bestimmtes Kompetenzprofil<br />
vorausgesetzt. Es umfasst die verschiedenen<br />
Ausprägungen der Fach-, Sozial-, Methodenund<br />
Persönlichkeitskompetenz.<br />
In der Personalwirtschaft wird der Kompetenzbegriff<br />
aktuell vor allem durch den Deutschen<br />
Qualifikationsrahmen (DQR), ein in<br />
Brüssel initiiertes Regelwerk zur Einordnung<br />
verschiedenartiger Bildungsabschlüsse,<br />
stärker in den Vordergrund gerückt. Der DQR,<br />
der 2012 in Kraft gesetzt werden soll, hat die<br />
Aufgabe, Qualifizierungen von Mitarbeitern<br />
über die damit verbundenen Kompetenzen<br />
vergleichbar zu machen.<br />
Dabei geht es sowohl um Qualifizierungen<br />
der beruflichen Bildung (vom<br />
Bankkaufmann über den Fachwirt bis zum<br />
diplomierten Sparkassenbetriebswirt) <strong>als</strong><br />
auch um Abschlüsse aus dem Hochschulbereich<br />
(Bachelor- und Masterabschlüsse etc.).<br />
Ziel des DQR <strong>als</strong> Zuordnungssystem ist es,<br />
die Qualifikationen, die das Bildungssystem<br />
eines Landes hervorbringt, systematisch<br />
einzuordnen und damit vergleichbar zu<br />
machen.<br />
Dabei erfolgt die Einordnung der Qualifikationen,<br />
indem sie fest definierten<br />
Kompetenzniveaus zugeordnet werden. Der<br />
DQR unterscheidet zwischen Fachkompetenz,<br />
unterteilt in Wissen und Fertigkeiten,<br />
einerseits sowie personaler Kompetenz mit<br />
der Unterteilung in Sozial- sowie Selbstkompetenz<br />
andererseits. 7 Dabei haben sich die<br />
4 Das Thema „Personalentwicklung“ wurde zudem im<br />
Jahr 2011 in einem eigenen DSGV-Projekt weiter<br />
vertieft. Die Ergebnisse dieses Projektes werden in<br />
Kürze veröffentlicht.<br />
5 Vgl. Deutscher Sparkassen- und Giroverband<br />
(Hrsg.), Person<strong>als</strong>trategie für Sparkassen - Leitlinien,<br />
2010, S. 16.<br />
6 Vgl. Glossar unter www.deutscherqualifikationsrahmen.de.<br />
7 Diese Strukturierung in vier Kompetenzarten entspricht<br />
weitgehend der vielfach anzutreffenden<br />
Einteilung in Fach-, Methoden-, Sozial- sowie Persönlichkeitskompetenz.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
71
PERSONALMANAGEMENT<br />
¯<br />
Verantwortlichen für die Erarbeitung des<br />
DQR zum Ziel gesetzt, nicht nur die Qualifizierung<br />
durch formales Lernen wie staatlich<br />
geregelte Bildungsgänge (Berufsausbildung,<br />
Hochschulstudien etc.) zu erfassen,<br />
sondern auch den Kompetenzerwerb durch<br />
informelles Lernen wie langjährige Berufspraxis<br />
oder besondere Projekterfahrungen<br />
zu berücksichtigen. 8<br />
Kompetenzorientierte<br />
Entwicklungswege<br />
Wird Kompetenzbetrachtung stärker in die<br />
unmittelbare Personalentwicklung in Sparkassen<br />
integriert, lassen sich sowohl die Entwicklungswege<br />
eines Instituts <strong>als</strong> auch mögliche<br />
PE-Maßnahmen durchgehend kompetenzorientiert<br />
definieren. In einem solchen Ansatz<br />
hätte ein Mitarbeiter für einen geplanten Entwicklungsschritt<br />
zu einer neuen Funktion bestimmte,<br />
im Vorfeld festgelegte Kompetenzen<br />
zu erwerben bzw. nachzuweisen.<br />
Durch eine stringente Zuordnung der<br />
verfügbaren PE-Maßnahmen zu verschiedenen<br />
Kompetenzen, beispielsweise gemäß<br />
der DQR-Systematik, könnte die Personalabteilung<br />
erforderliche PE-Maßnahmen<br />
auf der Basis der Kompetenzanforderungen<br />
der neuen Position festlegen. Damit würde<br />
mittelfristig die ausgeprägte Abschlussorientierung<br />
im Rahmen der Personalentwicklung<br />
zugunsten eines breiteren Spektrums<br />
verschiedener, kompetenzbildender Maßnahmen<br />
in den Hintergrund rücken.<br />
Führungskraft <strong>als</strong> erster<br />
Personalentwickler vor Ort<br />
Eine systematische Personalentwicklung<br />
geht auch mit bestimmten Rollen, sowohl<br />
für Führungskräfte <strong>als</strong> auch für Mitarbeiter<br />
einher. Führungskräfte tragen die Verantwortung<br />
für den Erfolg ihrer jeweiligen Einheit<br />
und damit auch für das Qualifikationsniveau<br />
ihrer Mitarbeiter. Daraus lässt sich folgender<br />
Aufgabenkatalog einer Führungskraft im PE-<br />
Bereich ableiten: 9<br />
> Sie erkennt, initiiert und begleitet die qualifizierenden<br />
Maßnahmen ihrer Mitarbeiter<br />
und leistet somit einen wichtigen Beitrag<br />
für den Erfolg der Organisationseinheit.<br />
> Sie erkennt den Beitrag jedes Einzelnen zum<br />
Erfolg der Einheit, baut gezielt Potenziale aus<br />
und begleitet die Umsetzung persönlicher<br />
Stärken in konkrete Arbeitsergebnisse.<br />
> Sie übernimmt dezentral die Aufgabe und<br />
die Verantwortung <strong>als</strong> „erster Personalentwickler“<br />
vor Ort.<br />
> Sie fördert Potenzialträger und empfiehlt<br />
sie für weiterführende Aufgaben und andere<br />
Organisationseinheiten.<br />
Um diese Anforderungen einer systematischen<br />
Personalentwicklung in geeigneter<br />
Weise erfüllen zu können, sollten Führungskräfte<br />
dadurch unterstützt werden, dass eine<br />
durchgehende Gesprächssystematik in einer<br />
Sparkasse eingerichtet wird. Klar definierte<br />
Gesprächsanlässe mit passenden Begleitmaterialien<br />
sowie eine geeignete Aufbereitung<br />
der Gesprächsergebnisse für die<br />
Personalabteilung fördern den Aufbau einer<br />
gelebten Gesprächskultur in einer Sparkasse<br />
und damit eine zunehmende Transparenz in<br />
der Potenzialeinschätzung der Mitarbeiter.<br />
Verantwortlichkeiten der<br />
Mitarbeiter in der PE<br />
Den Aufgaben einer Führungskraft im Rahmen<br />
einer systematischen Personalentwicklung<br />
stehen in gleicher Weise Verantwortlichkeiten<br />
des einzelnen Mitarbeiters gegenüber.<br />
Es liegt in dessen eigener Verantwortung,<br />
seine Fach-, Sozial- und Methodenkompetenz<br />
weiterzuentwickeln, um die sich stets<br />
verändernden Anforderungen erfüllen zu<br />
können. Konkret bedeutet das: 10<br />
> Der Mitarbeiter kennt und erfüllt die aktuellen<br />
Anforderungen an seine Aufgabe.<br />
> Der Mitarbeiter ergreift die Initiative, um<br />
auch künftigen Anforderungen fachlich,<br />
sozial und methodisch gerecht zu werden.<br />
> Der Mitarbeiter schätzt realistisch das<br />
eigene Potenzial ein und schlägt aktiv<br />
Maßnahmen zur eigenen Weiterentwicklung<br />
vor.<br />
> Der Mitarbeiter kennt die Bedeutung der<br />
betrieblichen Belange und stellt sich den<br />
daraus resultierenden Herausforderungen<br />
für die eigene Entwicklung.<br />
Dieses Verantwortungsmodell funktioniert<br />
jedoch nur dann, wenn zuvor bestimmte<br />
Voraussetzungen erfüllt sind. Die formulierten<br />
Erwartungen an die Mitarbeiter<br />
werden vor allem dann greifen, wenn für<br />
sie sämtliche Entwicklungsprozesse in der<br />
jeweiligen Sparkasse absolut transparent<br />
sind. Mitarbeiter erwarten Klarheit über das<br />
Gesamtkonzept der Karrieremöglichkeiten<br />
sowie darüber, welche Weiterentwicklung<br />
die aktuelle Position bietet. Diese Transparenz<br />
ist ein wichtiger Faktor für Mitarbeitermotivation<br />
und -bindung. Die Motivation<br />
einzelner Mitarbeiter hängt nicht zuletzt<br />
auch von der Lebensphase ab, in der sie sich<br />
gerade befinden.<br />
Mit Blick auf die demografische Entwicklung<br />
in Deutschland rückt die Personalentwicklung<br />
insbesondere für ältere<br />
Mitarbeiter verstärkt in den Vordergrund.<br />
Untersuchungen zeigen hier, dass die Teilnahme<br />
an Weiterbildungsveranstaltungen<br />
ab einem Alter von rund 40 Jahren stetig<br />
abnimmt. Für diese Altersgruppe sind deshalb<br />
spezifische PE-Ansätze zu entwickeln,<br />
um dem Konzept „Lebenslanges Lernen“<br />
Rechnung tragen zu können .11<br />
Fazit<br />
Eine systematische Personalentwicklung<br />
verändert in einer Sparkasse verschiedene<br />
Ebenen des Personalbereichs grundlegend.<br />
Es bedarf zum einen einer aktiven<br />
Rolle der Führungskräfte in der Personalentwicklung,<br />
etwa durch eine gelebte<br />
Gesprächssystematik mit den Mitarbeitern<br />
mit klar formulierten Erkenntniszielen.<br />
Zum anderen muss eine Eigenverantwortung<br />
der Mitarbeiter vorhanden sein,<br />
um die eigenen Kompetenzen beständig<br />
fortzuentwickeln.<br />
Zudem rückt in einem solchen Ansatz<br />
die systematische Potenzialerkennung<br />
bei den Mitarbeitern sowie die Potenzialentwicklung<br />
durch die Personalabteilung<br />
stärker in den Vordergrund. Eine kompetenzorientierte<br />
Ausgestaltung der Entwicklungswege<br />
sowie der PE-Maßnahmen<br />
fördern die Stringenz des Ansatzes. Auf<br />
diese Weise gewinnt die Personalentwicklung<br />
<strong>als</strong> Übersetzung von strategischen Anforderungen<br />
der Sparkasse in individuelle<br />
Entwicklungsmaßnahmen der Mitarbeiter<br />
weiter an Bedeutung gegenüber der klassischen<br />
Personaladministration.<br />
¯<br />
8 Informelles Lernen bezeichnet dabei die „natürliche<br />
Begleiterscheinung des täglichen Lebens.<br />
Anders <strong>als</strong> beim formalen und nicht-formalen<br />
Lernen handelt es sich beim informellen Lernen<br />
nicht notwendigerweise um ein intentionales<br />
Lernen, weshalb es auch von den Lernenden selbst<br />
unter Umständen gar nicht <strong>als</strong> Erweiterung ihres<br />
Wissens und ihrer Fähigkeiten wahrgenommen<br />
wird“, vgl. Glossar unter www.deutscherqualifikationsrahmen.de.<br />
9 Vgl. DSGV (Hrsg.), Person<strong>als</strong>trategie für Sparkassen<br />
– Leitlinien, 2010, S. 16.<br />
10 Vgl. DSGV (Hrsg.), Person<strong>als</strong>trategie für Sparkassen<br />
– Leitlinien, 2010, S. 16.<br />
11 Aktuell wird ein DSGV-Projekt zum Thema „Personalentwicklung<br />
45+“ vorbereitet, in dem adäquate<br />
Qualifizierungsansätze und Weiterbildungsmethoden<br />
für diese zunehmend bedeutsame Mitarbeitergruppe<br />
in Sparkassen entwickelt werden<br />
sollen.<br />
72 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
AUTOREN PERSONALMANAGEMENT<br />
Prof. Dr. Dieter Rohrmeier<br />
ist Studiengangsleiter MBA an<br />
der Hochschule der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe in Bonn.<br />
MBA-Akkreditierung vor einer Neufassung<br />
International anerkannte<br />
Qualitätsmaßstäbe ein Muss<br />
Alexandra Düren<br />
leitet den Bereich Kommunikation<br />
und Marketing der Hochschule<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe in<br />
Bonn.<br />
Befragungen von Studierenden zeigen, dass eine erfolgreiche Akkreditierung ein zentrales Entscheidungskriterium<br />
bei der Wahl eines MBA-Studiengangs ist. Sie wird danach höher bewertet <strong>als</strong> eine Platzierung in Rankings. Für den<br />
Master-Studiengang „Management of Financial Institutions“ der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe steht in<br />
2013 eine Re-Akkreditierung an. Die bisher schon hohen Qualitätsstandards sollen darin festgeschrieben, zugleich<br />
Struktur und Inhalte weiter entwickelt werden. Dadurch soll das Studienangebot künftig noch effizienter und vor<br />
allem attraktiver für Studierende und Arbeitgeber werden.<br />
Zwölf Jahre nach der Unterzeichnung der<br />
Bologna-Erklärung zur Schaffung eines<br />
einheitlichen Europäischen Hochschulraums<br />
ist an den deutschen Hochschulen die flächendeckende<br />
Umstellung der Studiengänge<br />
auf das Bachelor-/Master-Studiensystem<br />
fast abgeschlossen. Zum laufenden Wintersemester<br />
2011/12 führen 85 Prozent aller<br />
Studiengänge an deutschen Hochschulen<br />
zu den Abschlüssen Bachelor und Master. 1<br />
Aktuell bieten die deutschen Hochschulen<br />
6.826 Bachelor- und 6.207 Masterstudiengänge<br />
an. 2<br />
Damit bestehen gegenwärtig annähernd<br />
gleich viele Studienmöglichkeiten in Master-<br />
Programmen wie in Studiengängen, die<br />
zum ersten berufsqualifizierenden Hochschulabschluss<br />
führen. Vor allem für die<br />
drei zurückliegenden Jahre lässt sich ein<br />
vergleichsweise stärkeres Wachstum der<br />
Master-Studienangebote erkennen. An den<br />
deutschen Hochschulen gibt es inzwischen<br />
allein über 620 weiterbildende Master-<br />
Studienangebote, die sich an Berufstätige<br />
mit qualifizierten berufspraktischen Erfahrungen<br />
richten. 3<br />
Weiterbildende, vor allem MBA-Studienangebote,<br />
wachsen vor allem deshalb, weil<br />
anspruchsvolle Zugangsvoraussetzungen<br />
für die Studienaufnahme zunehmend<br />
aufgeweicht werden. Das dient offensichtlich<br />
dem Zweck, weitere Zielgruppen zu<br />
erschließen. So eröffnen die Hochschulgesetze<br />
einzelner Bundesländer auch<br />
Studienbewerber ohne einen ersten berufsqualifizierenden<br />
Hochschulabschluss<br />
einen Zugang zum weiterbildenden Masterstudiengang.<br />
4<br />
Da solche erweiterten Zugangsvoraussetzungen<br />
für weiterbildende Master-<br />
Studiengänge nicht in allen Bundesländern<br />
gegeben sind, stehen die Hochschulen über<br />
die Landesgrenzen hinweg in unterschiedlichen<br />
Wettbewerbsverhältnissen. Gemäß<br />
den durch Beschluss der Kultusministerkonferenz<br />
vom 10. Oktober 2003 festgelegten<br />
„Ländergemeinsamen Strukturvorgaben<br />
für die Akkreditierung von Bachelor- und<br />
Master-Studiengängen“ soll allerdings in<br />
der Regel ein berufsqualifizierender Hochschulabschluss<br />
Zugangsvoraussetzung für<br />
einen Masterstudiengang sein. Es ist daher<br />
zu begrüßen, dass erste Bundesländer wie<br />
z.B. Berlin ihr Hochschulgesetz Strukturvorgaben<br />
konform ändern. 5<br />
Die Bundesländer gewährleisten auf<br />
Basis der Akkreditierung von Bachelor- und<br />
Master-Studiengängen die Sicherung und<br />
Entwicklung der Qualität von Studium und<br />
Lehre an den deutschen Hochschulen. Dabei<br />
ist vorgeschrieben, dass alle Bachelorund<br />
Master-Studiengänge an deutschen<br />
Hochschulen akkreditiert werden müssen.<br />
währtes<br />
Verfahren der Qualitätssicherung<br />
im Hochschulbereich. Es hat vor allem zwei<br />
wichtige Funktionen:<br />
> Die Einhaltung grundlegender Qualitätsstandards<br />
in der inhaltlichen und struktu-<br />
¯<br />
Quelle: Corbis<br />
Werden die Studierenden im MBA-Studiengang durch eine höhere Führungskraft <strong>als</strong> Mentor<br />
betreut, fördert das nachweislich deren Managementverständnis.<br />
1 Vgl. Statistische Daten zu Bachelor- und Masterstudiengängen,<br />
Wintersemester 2011/12, Statistiken<br />
zur Hochschulpolitik 2/2011, Hochschulrektorenkonferenz.<br />
2 ebenda.<br />
3 ebenda.<br />
4 z.B. Hessisches Hochschulgesetz vom 14. Dezember<br />
2009, § 16; Hochschulgesetz Rheinland-Pfalz in<br />
der Fassung vom 19. November 2010, geändert<br />
durch Gesetz vom 9. März 2011, § 35.<br />
5 Gesetz über die Hochschulen im Land Berlin v.<br />
<br />
Fassung.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
73
PERSONALMANAGEMENT<br />
ABBILDUNG 1<br />
¯<br />
rellen Gestaltung von Studiengängen zu<br />
überwachen.<br />
> Die Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen<br />
Studienangeboten sicherzustellen<br />
und damit eine internationale<br />
Anerkennung von Studienleistungen und<br />
Studienabschlüssen zu ermöglichen.<br />
Träger des deutschen Akkreditierungssystems<br />
ist die von den Bundesländern gegründete<br />
„Stiftung zur Akkreditierung von<br />
Studiengängen in Deutschland“. Zu deren<br />
Aufgaben gehören:<br />
> Verfahrensregeln und Kriterien für die<br />
Akkreditierung festzulegen.<br />
> Akkreditierungsagenturen zu zertifizieren.<br />
> Ergebnisse der Akkreditierungsverfahren<br />
zu dokumentieren.<br />
Durch diese Maßnahmen soll vor allem die<br />
Reputation deutscher Studiengänge im<br />
In- und Ausland gesichert und gesteigert<br />
werden. 6 Erfolgreich akkreditierte Studiengänge<br />
werden mit dem Qualitätssiegel der<br />
Stiftung bzw. des Akkreditierungsrates <strong>als</strong><br />
zentrales Beschlussgremium der Stiftung<br />
ausgezeichnet, das eine Überprüfung nach<br />
verlässlichen, transparenten und international<br />
anerkannten Qualitätsmaßstäben<br />
belegt.<br />
Qualitätssicherung durch<br />
Akkreditierungsagenturen<br />
Das dezentral organisierte Qualitätssicherungssystem<br />
wird von Akkreditierungsagenturen<br />
umgesetzt, die ihrerseits vom<br />
Akkreditierungsrat ausgesucht und zertifiziert<br />
wurden. Im Rahmen von Verträgen<br />
haben sich diese Agenturen verpflichtet,<br />
Beschlüsse, Kriterien, Verfahrens- und<br />
Entscheidungsregeln des Akkreditierungsrates<br />
anzuwenden sowie die Ländergemeinsamen<br />
Strukturvorgaben zu<br />
beachten. Hat ein Studiengang ein Akkreditierungsverfahren<br />
erfolgreich durchlaufen,<br />
sprechen die Agenturen eine befristete<br />
Akkreditierung aus, eventuell mit Auflagen.<br />
Gleichzeitig wird für den Zeitraum seiner<br />
Akkreditierung das Qualitätssiegel des<br />
Akkreditierungsrates vergeben.<br />
Im Fall einer erstmaligen Akkreditierung<br />
beträgt die Akkreditierungsfrist normalerweise<br />
fünf Jahre. Die Re-Akkreditierung<br />
von bereits qualitätsgesicherten Studiengängen<br />
wird in der Regel auf die Dauer<br />
von sieben Jahren befristet. Diese Fristen<br />
können verkürzt werden, wenn eine Akkreditierung<br />
unter Auflagen ausgesprochen<br />
wird. Damit befinden sich alle deutschen<br />
Standortwahl für das Auslandsstudium<br />
Ausländische Partnerhochschule Studierende Notendurchschnitt<br />
belegter Kurse<br />
Boston University, USA 17 1,3<br />
Harvard University, USA 8 1,2<br />
City University of Hong Kong, China 7 1,8<br />
Lehigh University - Iacocca Institute, USA 6 1,1<br />
Hong Kong Baptist University, China 4 1,4<br />
Indiana University of Pennsylvania, USA 3 1,2<br />
Donau-Universität Krems, Österreich 3 1,7<br />
Hawai'i Pacific University, USA 2 1,0<br />
University of Cape Town, Südafrika 1 1,5<br />
People's Education Society Institute of<br />
Technology and Management, Indien<br />
Auckland University of Technology,<br />
Neuseeland<br />
Hochschulen mit ihren angebotenen<br />
Bachelor- und Master-Studiengängen in<br />
einem regelmäßig wiederkehrenden,<br />
institutionalisierten Qualitätssicherungsverfahren.<br />
Orientierung an<br />
hohen Standards<br />
Auch die Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
– University of Applied Sciences –<br />
Bonn ist durch die regelmäßige externe Qualitätssicherung<br />
gefordert, höchste Maßstäbe<br />
für die Lehre und das Studium umzusetzen<br />
und die Erwartungen und Anforderungen der<br />
Studierenden, Absolventen und Arbeitgeber<br />
nachhaltig zu erfüllen. Die staatlich anerkannte<br />
Hochschule hat dabei den Anspruch,<br />
jedes Re-Akkreditierungsverfahren neben<br />
den notwendigen Anpassungen an die zwischenzeitlich<br />
geänderten gesetzlichen und<br />
strukturellen Vorgaben mit einer qualitativen<br />
Weiterentwicklung des Studiengangs zu<br />
verbinden.<br />
Aktuell bereitet die Hochschule der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe das erste Re-<br />
Akkreditierungsverfahrens für den Master-<br />
Studiengang „Management of Financial<br />
Institutions“ vor. Das weiterbildende Master-<br />
Studienprogramm ist Anfang 2007 noch vor<br />
Aufnahme des eigentlichen Studienbetriebs<br />
zum Wintersemester 2007/08 erfolgreich<br />
erstakkreditiert worden. Diese Erst-Akkreditierung<br />
wurde direkt für sieben Jahre bis zum<br />
August 2013 ausgesprochen. Das spricht für<br />
ein von Beginn an hohes Qualitätsniveau<br />
des Studiengangs mit dem Abschlussgrad<br />
„Master of Business Administration“.<br />
Die zuständige Akkreditierungsagentur<br />
„Foundation for International Business<br />
Administration Accreditation (FIBAA)“ hat<br />
seinerzeit festgestellt:<br />
1 1,0<br />
1 1,8<br />
Stanford University, USA 1 1,0<br />
> Alle von einem Master-Programm zu fordernden<br />
Qualitätselemente liegen vor. 7<br />
> Der Studiengang erfüllt zudem die entsprechenden<br />
Anforderungen, die in den<br />
European MBA-Guidelines gestellt werden.<br />
Weiterhin wurde bestätigt, dass der MBA-<br />
Abschluss den Zugang zum höheren Dienst<br />
in der öffentlichen Verwaltung eröffnet.<br />
Die Konzeption des MBA-Studiengangs<br />
haben die Gutachter wie folgt bewertet:<br />
6 Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in<br />
Deutschland, Mission Statement.<br />
7 Foundation for International Business Administration<br />
Accreditation (FIBAA), Akkreditierungsbericht<br />
vom 29. Januar 2007.<br />
INFOBOX 1<br />
Qualität konsequent ausbauen<br />
Der jetzt vor der Re-Akkreditierung<br />
stehende MBA-Studiengang „Management<br />
of Financial Institutions“<br />
zeichnet sich durch die Ausrichtung des<br />
General Management auf die Kredit- und<br />
Versicherungswirtschaft aus. Mit diesem<br />
besonderen Profil ist das Studienprogramm<br />
im europäischen Bildungsmarkt<br />
einzigartig. Das berufsintegrierte<br />
Studium richtet sich an angehende<br />
Führungskräfte und ermöglicht eine Spitzenqualifizierung<br />
für das Management<br />
von Finanzdienstleistungsunternehmen.<br />
Die akademische Weiterbildung zielt auf<br />
die Vorbereitung der Studierenden zur<br />
Führung einzelner großer oder mehrerer<br />
Be triebsteile bis hin zur Übernahme der<br />
Gesamtverantwortung von Unternehmen<br />
der Kredit- und Versicherungs wirtschaft.<br />
Internationale und interkulturelle Aspekte<br />
fördert insbesondere das integrierte<br />
Aus landsstudium an Partnerhochschulen,<br />
etwa in Japan, China und den USA.<br />
74 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
PERSONALMANAGEMENT<br />
> Die Studieninhalte bilden ein geschlossenes<br />
Ganzes und korrespondieren mit<br />
dem übergeordneten Qualifikationsziel,<br />
General Management für den Bereich von<br />
Finanzdienstleistungsunternehmen zu<br />
vermitteln.<br />
Die Berufsbefähigung der Absolventen sehen<br />
die Gutachter sowohl durch die Vermittlung<br />
von Fach- und Methodenkompetenz<br />
für den Bereich der Kredit- und Versicherungswirtschaft<br />
<strong>als</strong> auch durch die gezielte<br />
Förderung der Persönlichkeitsentwicklung<br />
erreicht. Im Bereich der Vermittlung überfachlicher<br />
Qualifikationen schätzen die<br />
Gutachter die Studieninhalte über soziales<br />
Verhalten, Führungsmethoden und ethische<br />
Aspekte, welche mit Hilfe einer Vielfalt<br />
an didaktischen Instrumenten (Fallstudien,<br />
Projektarbeit, Kleingruppenarbeit) anwendungsorientiert<br />
vermittelt werden.<br />
Mit Blick auf das Qualifikationsziel des<br />
Studiengangs, angehende Führungskräfte<br />
in Finanzdienstleistungsunternehmen auf<br />
oberste Führungs- und Managementaufgaben<br />
vorzubereiten, haben die Gutachter<br />
für das kommende Re-Akkreditierungsverfahren<br />
eine noch stärkere Ausrichtung<br />
des Curriculums auf die Vermittlung von<br />
Management- und Führungsfähigkeiten<br />
empfohlen.<br />
Hochschule folgt Empfehlung<br />
der Akkreditierungsagentur<br />
Gerade mit Blick auf die im In- wie im Ausland<br />
zunehmend kritischen Stimmen über das<br />
MBA-Studium (vor allem vor dem Hintergrund<br />
der nachwirkenden Finanzmarktkrise)<br />
möchte die Hochschule der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe dieser Empfehlung der Akkreditierungsagentur<br />
besonders nachkommen<br />
und den bereits bestehenden Schwerpunkt<br />
auf die Ausbildung von Führungskompetenz<br />
und sozialer Verantwortung weiter stärken.<br />
Der MBA-Ausbildung vieler angelsächsischer<br />
Top-Hochschulen wird besonders<br />
vorgeworfen, dass das dortige Studium in<br />
der Regel kaum über die Vermittlung eines<br />
nach Lehrfächern ausgerichteten instrumentellen<br />
Wissens hinaus geht, eher kurzfristiges<br />
Shareholder-Value-Denken fördert<br />
und zu wenig ethische Aspekte behandelt.<br />
Das Studienkonzept des MBA-Studiengangs<br />
„Management of Financial Institutions“ hat<br />
sich vom Start weg von der angelsächsischen<br />
Wirtschaftskultur emanzipiert und bewusst<br />
nachhaltige Werte vermittelt. Die Hochschule<br />
hat bewusst auf kommunikative Fähigkei-<br />
ten und Handlungskompetenz in Verbindung<br />
mit einem hohen Praxisbezug gesetzt.<br />
Diese Besonderheit des Studienkonzepts<br />
wird die Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
damit bei der Weiterentwicklung des<br />
MBA-Studienprogramms im Rahmen des<br />
anstehenden Re-Akkreditierungsverfahrens<br />
konsequent ausbauen.<br />
Im Bewertungsbericht der Erst-Akkreditierung<br />
ist zudem die enge Zusammenarbeit<br />
in der Lehre mit den Arbeitgebern<br />
der Studierenden <strong>als</strong> besondere Stärke des<br />
MBA-Studienprogramms herausgestellt<br />
worden. Die fachliche Begleitung des einzelnen<br />
Studierenden durch eine höhere Führungskraft<br />
<strong>als</strong> Mentor fördert nachweislich<br />
den Anwendungsbezug des Studiums und<br />
stärkt das Managementverständnis sowie<br />
eine ganzheitliche Sichtweise des Studierenden.<br />
Daher hat es sich die Hochschule der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe zum Ziel gesetzt,<br />
das einmalige Mentorenkonzept weiter auszubauen,<br />
damit die Studierenden von den<br />
genannten Vorteilen weiterhin profitieren<br />
können.<br />
Positiv wurde bei der Erst-Akkreditierung<br />
des MBA-Studienprogramms darüber hinaus<br />
der obligatorische Auslandsaufenthalt bewertet.<br />
Die institutionellen Kooperationen<br />
mit mehreren ausländischen Hochschulen<br />
(unter anderem in China, Japan, Indien<br />
oder den USA) bieten den Studierenden<br />
Wahlmöglichkeiten hinsichtlich ihrer individuellen<br />
fachlichen Interessenlage <strong>als</strong> auch<br />
der jeweiligen Standortpräferenzen. Die<br />
Abbildung 1 gibt einen Überblick über die<br />
bisherige Standortwahl von Studierenden<br />
für das Auslandsstudium.<br />
Weil die Bedeutung internationaler und interkultureller<br />
Erfahrungen für das Berufsumfeld<br />
wächst, soll das integrierte Auslandsstudium<br />
daher künftig <strong>als</strong> zentrales Element im<br />
Curriculum berücksichtigt und eine bestehende<br />
Beteiligung am Kooperationsnetzwerk der<br />
Mercator-School an der Universität Duisburg-<br />
Essen weiter ausgebaut werden.<br />
Bei den Zugangsvoraussetzungen des<br />
MBA-Studiengangs sind keine grundlegenden<br />
Veränderungen beabsichtigt. Einer Abkehr<br />
von der Vorgabe, für den Zugang einen<br />
ersten berufsqualifizierenden Hochschulabschluss<br />
nachweisen zu müssen, stehen zum<br />
einen die Vorschriften des Gesetzes über<br />
die Hochschulen des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen entgegen. Zum anderen würde<br />
das vor allem dem Qualitätsanspruch der<br />
Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe widersprechen.<br />
Die skizzierte Aufweichung der<br />
anspruchsvollen Zugangsvoraussetzungen<br />
für ein Master-Studium hat zur Konsequenz,<br />
dass der MBA-Titel seine Wertigkeit durch die<br />
titelvergebende Hochschule und deren Qualitätsmaßstäbe<br />
erhält. Der MBA-Studiengang<br />
„Management of Financial Institutions“ ist<br />
mit seinem qualitativ anspruchsvollen akademischen<br />
Profil in diesem neuen Wettbewerbsumfeld<br />
somit bestens aufgestellt.<br />
Fazit<br />
In einer kürzlich durchgeführten deutschlandweiten<br />
Studierendenbefragung (MBA-<br />
<br />
Education“ 8 ) wird einer erfolgreichen Akkreditierung<br />
<strong>als</strong> Entscheidungskriterium<br />
bei der Wahl des MBA-Studiengangs mehr<br />
Gewicht beigemessen <strong>als</strong> einer Platzierung<br />
bei Rankings. Aus Sicht der Hochschule<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe schafft die<br />
aufgezeigte Weiterentwicklung des MBA-<br />
Studiengangs eine gute Basis, das anstehende<br />
Re-Akkreditierungsverfahren erneut<br />
erfolgreich abzuschließen und damit<br />
die Marktposition des MBA-Studiengangs<br />
„Management of Financial Institutions“<br />
weiter zu stärken.<br />
¯<br />
8 SWOP. Medien und Konferenzen GmbH im Zusammenarbeit<br />
mit dem Zeitverlag.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
75<br />
Griffe_56x100_Sparkasse.indd 1 03.04.2007 08:30:39
PERSONALMANAGEMENT<br />
Mitarbeiterbeteiligungsmodelle in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
Mit-Unternehmertum<br />
soll vor allem motivieren<br />
AUTOREN<br />
Harald Peter<br />
ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
der Sparkasse<br />
Siegen.<br />
Stefan Becker<br />
ist Geschäftsführer der S-MBS<br />
GmbH MitarbeiterBeteiligungs-<br />
Service.<br />
Stefan Fritz<br />
ist Geschäftsführer der<br />
mit-unternehmer.com<br />
Beratungs-GmbH.<br />
Viele Sparkassen haben in den zurückliegenden Jahren geplant, Beteiligungsmodelle einzuführen. Nur wenige<br />
haben den Plänen auch Taten folgen lassen. Wesentlicher Hinderungsgrund ist bis heute deren meist aufwendige<br />
Verwaltung. Da müssen etwa Beteiligungsangebote und zugehörige Verträge erstellt, Steuerbescheinigungen und<br />
Konto auszüge verwaltet, ein Beteiligungsregister geführt, Zinsabrechnungen gemanagt sowie Ein- und Ausbuchungen<br />
durchgeführt werden. Diesen Aufwand hat die Sparkasse Siegen erfolgreich in eine eigene Servicegesellschaft<br />
für Mitarbeiterbeteiligungen, die S-MBS, ausgelagert. Längst arbeitet diese nicht mehr nur für das eigene<br />
Institut. Firmen, nicht nur aus dem engeren Geschäftsgebiet, nutzen mittlerweile die Angebote.<br />
Quelle: S-MBS<br />
Mitarbeiter leistungs- oder erfolgsorientiert<br />
zu beteiligen, ist inzwischen<br />
nichts Ungewöhnliches mehr. Sie jedoch am<br />
Kapital des Arbeit gebenden Unternehmens<br />
teilhaben zu lassen, ist noch immer ungewöhnlich.<br />
Das gilt vor allem dann, wenn der<br />
Arbeitgeber eine Sparkasse ist. Einige wenige<br />
Institute sind bereits diesen Weg gegangen<br />
und haben sich dabei unterschiedlicher<br />
Instrumente bedient.<br />
So hat auch die Sparkasse Siegen 2010<br />
mit ihrem Modell „eine Marktlücke gefüllt“<br />
und das Tochterunternehmen S-MBS GmbH<br />
MitarbeiterbeteiligungsService gegründet.<br />
Die S-MBS bietet heute vielfältige Dienstleistungen<br />
rund um die Gestaltung von<br />
Beteiligungsmodellen an. Gesteuert werden<br />
diese mithilfe einer Web-basierten Software.<br />
Über ein Web-Portal der S-MBS haben die<br />
Vertragspartner Einblick in ihre Beteiligungsdaten.<br />
Die Pflege der Bestandsdaten erfolgt<br />
über Dateiimporte. Daten und Dokumente<br />
werden per Download zu den Anwendern<br />
übertragen.<br />
Erstm<strong>als</strong> Zinsen in 2011<br />
Mit dem Beteiligungsangebot der Sparkasse<br />
Siegen will der Vorstand vor allem<br />
das Engagement der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sowie deren hohe Identifikationsbereitschaft<br />
mit den Werten der<br />
Sparkasse honorieren. Denn auch hier sind<br />
die Mitarbeiter der wichtigste Erfolgsfaktor.<br />
Allen ist im Juli 2010 eine Beteiligung in<br />
Form von Genussrechten angeboten worden.<br />
Deren Verzinsung orientiert sich am Erfolg<br />
der Sparkasse. Angenommen haben das<br />
Angebot nahezu sämtliche Beschäftigte, die<br />
jetzt über Genussrechte direkt am Erfolg des<br />
Instituts beteiligt sind.<br />
Die teilweise komplexen Verwaltungsvorgänge der Beteiligungsmodelle steuert in Siegen eine<br />
Web-gestützte Software. Mit ihrer Hilfe können autorisierte Vertragspartner ortsunabhängig<br />
über ein Web-Portal die jeweiligen Beteiligungsdaten abrufen.<br />
Im August 2010 haben die Mitarbeiter<br />
dann erstm<strong>als</strong> die langfristige, regelmäßige,<br />
vom Unternehmenserfolg der Sparkasse abhängige<br />
Beteiligung gezeichnet. 2011 haben<br />
sie auch die erste Verzinsung erhalten. Die<br />
orientiert sich am jeweiligen Gewinn der<br />
Sparkasse und berücksichtigt <strong>als</strong> Siegener<br />
Besonderheit die Dauer der Betriebszugehörigkeit<br />
der Mitarbeiter. Somit können alle<br />
Mitarbeiter die Genussrechte ohne Eigenbeteiligung<br />
in gleicher Höhe unter Berücksichtigung<br />
des jeweiligen Arbeitszeitfaktors<br />
zeichnen. Diese Zeichnung ist steuerfrei und<br />
ohne die üblichen Abzüge.<br />
Mit dem Beteiligungsmodell möchte<br />
der Vorstand ein Stück des Unternehmenserfolgs<br />
an die Menschen weitergeben, die<br />
ihn maßgeblich möglich gemacht haben.<br />
Die Einführung des Modells war aber nur<br />
machbar, weil von vorneherein geplant war,<br />
die Verwaltung bei der S-MBS anzusiedeln.<br />
Dem Beispiel der Sparkasse Siegen <strong>als</strong> erster<br />
Kundin der S-MBS sind schon bald weitere<br />
Unternehmen gefolgt. Deren Firmensitz liegt<br />
teilweise weit außerhalb des Geschäftsgebietes<br />
der Sparkasse.<br />
Inzwischen verwaltet die S-MBS über<br />
2.200 Mitarbeiterbeteiligungskonten von<br />
Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen<br />
in den Beteiligungsmodellen „stille<br />
Beteiligung“ und „Genussrecht“. Im Dezember<br />
2011 ist <strong>als</strong> Beteiligungsmodell das Partiarische<br />
Darlehen neu hinzu gekommen und<br />
im nächsten Jahr soll die Programmierung<br />
einer Lösung für das Beteiligungsmodell<br />
Mitarbeiterdarlehen folgen.<br />
Warum Mitarbeiter beteiligen<br />
Eine wesentliche Fragestellung auf dem<br />
Weg in die Mitarbeiterbeteiligung ist das<br />
76 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
PERSONALMANAGEMENT<br />
Beteiligungsmotiv auf Seiten des Arbeitgebers.<br />
Es ist ein grundlegender Faktor zur<br />
Wahl einer geeigneten Beteiligungsform<br />
und der Ausgestaltung der Einzelaspekte<br />
innerhalb des gewählten Beteiligungstyps.<br />
Für eine erfolgreiche Kapitalbeteiligung<br />
sprechen verschiedene Faktoren, wie Abbildung<br />
1 zeigt.<br />
Für eine Sparkasse sollten die Faktoren<br />
Liquidität und Eigenkapitalbildung keine<br />
primäre Bedeutung haben. Von hoher<br />
Aufmerksamkeit sind jedoch personalwirtschaftliche<br />
Aspekte. Gerade in Zeiten des<br />
Fachkräftemangels, in denen die Bindung<br />
des Personalbestandes und die Gewinnung<br />
guter Mitarbeiter im Vordergrund stehen,<br />
kann der positive Einfluss eines Mitarbeiterbeteiligungsmodells<br />
gewinnbringend<br />
eingesetzt werden. Ein gutes Arbeitsklima<br />
im Team oder ein hohes eigenes Motivationsniveau<br />
sind Mitarbeitern von heute nicht<br />
selten genau so wichtig wie die Vergütung.<br />
Daher lohnt es sich darüber nachzudenken,<br />
ob ein in dieser Hinsicht förderndes Beteiligungsmodell<br />
hier nicht unterstützend<br />
eingesetzt werden kann.<br />
Ein weiteres Pro-Argument ist das mitunternehmerische<br />
Verhalten, das über die<br />
Beteiligung nachweislich gefördert wird. Darunter<br />
sind Aspekte wie eine höhere Kundenorientierung<br />
zu verstehen, die sich in einer<br />
besseren Beratungsqualität niederschlagen<br />
sollte. In Zeiten, in denen Verbraucherschützer<br />
oft die Qualität der Beratungsleistungen<br />
von Finanzdienstleistern bewerten und entsprechend<br />
oft auch in Frage stellen, ist das<br />
ein gewichtiger Faktor.<br />
Aber auch die Kostenorientierung kann in<br />
vielerlei Hinsicht ein Ergebnis des gesteigerten<br />
mit-unternehmerischen Verhaltens sein.<br />
Entscheidend für den Erfolg der Beteiligung<br />
ist jedoch grundsätzlich, welchen Stellenwert<br />
das jeweilige Modell beim Arbeitgeber<br />
genießt.<br />
Dort, wo die Mitarbeiterbeteiligung mit<br />
Herzblut betrieben wird, sind auch die Effekte,<br />
die aus ihr resultieren, entsprechend<br />
höher. Wird Mitarbeiterbeteiligung jedoch<br />
eher <strong>als</strong> analytische und rein finanzwirtschaftliche<br />
Komponente eingestuft, ist der<br />
Effekt oftm<strong>als</strong> begrenzt.<br />
Für eine Beteiligung am Kapital sind verschiedene<br />
Varianten denkbar, wie Abbildung<br />
2 verdeutlicht. Auf einer ersten Ebene sind<br />
die Beteiligung am Eigen- oder Fremdkapital,<br />
in mezzaniner Form und das Investivkapital<br />
zu unterscheiden.<br />
Quelle: S-MBS<br />
Beteiligung am Eigenkapital<br />
Eine Beteiligung am Eigenkapital richtet<br />
sich grundsätzlich immer nach der Rechtsform<br />
des Beteiligungsunternehmens. Somit<br />
besteht hier etwa die Möglichkeit, dass eine<br />
Sparkassen AG Belegschaftsaktien an ihre<br />
Mitarbeiter ausgibt.<br />
Diese Beteiligungsform praktiziert beispielsweise<br />
die Sparkasse Mittelholstein AG.<br />
Hier werden seit 1997 die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter über die Ausgabe von vinkulierten<br />
Namensaktien am Unternehmen<br />
beteiligt.<br />
Jährlich unterbreitet die Sparkasse ein<br />
Beteiligungsangebot, das die Zeichnung von<br />
bis zu zehn Aktien ermöglicht. Nach Ablauf<br />
einer Sperrfrist können die Aktien im Rahmen<br />
des von der Sparkasse zweimal jährlich<br />
koordinierten Handels verkauft werden. Dafür<br />
wird der Kurs der Sparkassenaktien über<br />
eine Unternehmensbewertung ermittelt.<br />
Fremdkapitalbeteiligung<br />
Im Gegensatz dazu steht die Beteiligung der<br />
Mitarbeiter am Fremdkapital. Hier stehen die<br />
Varianten Mitarbeiterdarlehen oder Schuldverschreibung<br />
zur Verfügung.<br />
Ein Mitarbeiterdarlehen kann fest oder<br />
variabel (in Form des partiarischen Darlehens)<br />
verzinst werden. Diese Beteiligungsform ist<br />
in der Vergangenheit eher <strong>als</strong> Einstieg in die<br />
Welt der Mitarbeiterbeteiligung verwendet<br />
und nach einigen Jahren Beteiligungserfahrung<br />
durch ein anspruchsvolleres Modell<br />
ersetzt worden. Daher hat das Darlehen im<br />
Bereich der Sparkassen-Finanzgruppe nur<br />
eine geringe Akzeptanz.<br />
Anders ist dagegen die Stellung der<br />
Schuldverschreibung. Auch darüber können<br />
Mitarbeiter <strong>als</strong> Fremdkapitalgeber beteiligt<br />
werden. Die Gestaltungsvarianten sind relativ<br />
hoch und erlauben etwa die Ausgabe<br />
von Floating- oder Zero-Bonds. Geeignet<br />
Nicht nur zum an die Wand hängen: Mit den Anteilsscheinen sind die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter unmittelbar am Erfolg der Sparkasse Siegen beteiligt.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
77
PERSONALMANAGEMENT<br />
ABBILDUNG 1<br />
Effekte einer Kapitalbeteiligung in Unternehmen<br />
¯<br />
erscheint diese Vorgehensweise in diesem<br />
Bereich ausschließlich für eine Namensschuldverschreibung.<br />
Dadurch kann die<br />
Übertragung der Schuldverschreibung eines<br />
Mitarbeiters an einen Externen unterbunden<br />
werden.<br />
Diesen Weg geht die Sparkasse Finnentrop<br />
seit 2010. Die dortigen Mitarbeiter<br />
können Sparkassenbriefe mit vierjähriger<br />
Laufzeit erwerben. Deren Verzinsung orientiert<br />
sich an den jeweils gültigen Marktkonditionen.<br />
Der Erwerb wird durch die Sparkasse<br />
steuer- und sozialversicherungsfrei bezuschusst.<br />
Ein Vollzeitmitarbeiter kann, wenn<br />
er das Beteiligungsangebot annimmt, durch<br />
Leistung eines Eigenanteils in Höhe von<br />
180 Euro und eines Arbeitgeberzuschusses<br />
in gleicher Höhe einen Sparkassenbrief erwerben.<br />
ABBILDUNG 2<br />
Vielfältige Varianten von Mitarbeiterbeteiligung<br />
Mezzanine Beteiligung<br />
Die Beteiligung der Mitarbeiter in mezzaniner<br />
Form steht derzeit bei Wirtschaftsunternehmen<br />
hoch im Kurs. Auf diesem<br />
Weg kann einerseits das wirtschaftliche<br />
Eigenkapital gestärkt werden. Gleichzeitig<br />
ist aber auch die Bedienung des Kapit<strong>als</strong> <strong>als</strong><br />
Zinsaufwand steuerlich absetzbar. Kumuliert<br />
setzt das voraus:<br />
> Die Beteiligung wird langfristig, das heißt<br />
grundsätzlich für einen Zeitraum von mehr<br />
<strong>als</strong> fünf Jahren gewährt.<br />
> Eine Gewinn- und Verlustbeteiligung ist<br />
vorgesehen.<br />
> Das Kapital haftet nachrangig.<br />
Eine Beteiligung in mezzaniner Form von<br />
Mitarbeitern an einer Sparkasse ist in<br />
Deutschland nicht einheitlich geregelt. Die<br />
unterschiedlichen Rechtsgrundlagen finden<br />
sich in den Sparkassengesetzen der Bundesländer.<br />
Einige Beispiele verdeutlichen die<br />
Unterschiede:<br />
> In Rheinland-Pfalz regelt Paragraph 21 des<br />
Sparkassengesetzes (SpkG) explizit die<br />
Stille Beteiligung auch von Mitarbeitern.<br />
Die Gesamtbeteiligung wird auf 49 Prozent<br />
des haftenden Eigenkapit<strong>als</strong> begrenzt.<br />
> In Nordrhein-Westfalen erlaubt Paragraph<br />
26 SpkG NRW keine Stille Beteiligung von<br />
Mitarbeitern, jedoch ein Engagement der<br />
Beschäftigten am Kapital über Genussrechte<br />
oder nachrangige Verbindlichkeiten.<br />
Voraussetzung ist jedoch, dass mit<br />
der Beteiligung keine Mitwirkungsbefugnisse<br />
verbunden sind und Ansprüche an<br />
einem etwaigen Liquidationserlös ausgeschlossen<br />
sind.<br />
> Im SpkG für Baden-Württemberg regelt Paragraph<br />
32 die Vermögenseinlagen über<br />
Stille Beteiligungen. Hier sind Mitarbeiter<br />
(wie auch im SpkG NRW) nicht explizit im<br />
Gesetz <strong>als</strong> Kapitalgeber aufgeführt.<br />
Hinzu kommt, dass das Kreditwirtschaftsgesetz<br />
(KWG) mit Wirkung zum Jahresultimo<br />
2010 an die geänderte Banken- und Kapitaladäquanzrichtlinie<br />
(CRD II) angepasst worden<br />
ist. Auf dieser Grundlage sind bisherige<br />
Eigenkapitalbegriffe vollkommen neu zu<br />
fassen. Zudem ist die Umsetzung von Basel<br />
III in der CRR und CRD IV bislang lediglich in<br />
der Konsultationsphase. Es ist damit zu rechnen,<br />
dass eine letztendliche Entscheidung<br />
über die Anerkennung einer mezzaninen<br />
Mitarbeiterbeteiligung <strong>als</strong> Sparkassen-<br />
Eigenkapital erst Mitte 2012 vorliegt.<br />
Grundsätzlich sollte vor Einführung einer<br />
Kapitalbeteiligung abgewogen werden, in<br />
welchem Maße die Mitarbeiterbeteiligung<br />
zur Eigenkapit<strong>als</strong>tärkung beitragen soll.<br />
Dort, wo dieser Aspekt in den Hintergrund<br />
tritt und eher die personalwirtschaftlichen<br />
Effekte eine Rolle spielen, kann auch durchaus<br />
eine nicht-mezzanine Modellausprägung<br />
zielführend sein.<br />
Typische stille Beteiligung<br />
Eine typische stille Beteiligung von Mitarbeitern<br />
am Arbeit gebenden Unternehmen<br />
wird auf Grundlage der Paragraphen 230ff.<br />
des Handelsgesetzbuches (HGB) gestaltet.<br />
Hier findet sich auch <strong>als</strong> Wesenselement,<br />
dass der stille Gesellschafter am Gewinn zu<br />
beteiligen ist. Eine Verlustbeteiligung kann<br />
ausgeschlossen werden. Dies würde jedoch<br />
verhindern, dass die Beteiligung <strong>als</strong> Eigenkapital<br />
gemäß HGB eingestuft wird.<br />
Der stille Gesellschafter hat grundsätzlich<br />
ein Recht auf Information. Auf Basis<br />
von Paragraph 233 Abs. 1 HGB kann der<br />
78 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
ABBILDUNG 3<br />
PERSONALMANAGEMENT<br />
Modell für eine indirekte Beteiligung<br />
stille Gesellschafter eine Abschrift des<br />
Jahresabschlusses verlangen und dessen<br />
Richtigkeit unter Einsicht der Papiere und<br />
Bücher prüfen. Die Umsetzung dieses<br />
Informationsrechtes ist im Rahmen der<br />
Mitarbeiterkapitalbeteiligung vor allem bei<br />
der Beteiligung einer größeren Zahl von<br />
Mitarbeitern in Reinform kaum praktikabel.<br />
In der betrieblichen Praxis wird das Recht<br />
des Einzelnen in der Regel auf einen Partnerschaftsausschuss<br />
delegiert, der die Belange<br />
stellvertretend wahrnimmt<br />
Genussrecht<br />
Dort, wo das Sparkassengesetz keine Beteiligung<br />
in stiller Form zulässt, die dem stillen<br />
Gesellschafter zustehenden Informationsrechte<br />
<strong>als</strong> zu weitgehend betrachtet werden<br />
oder eine Beteiligung am Gewinn nicht<br />
vorgesehen sein soll, kann auch alternativ<br />
die Beteiligungsform des Genussrechtes<br />
gewählt werden.<br />
Im Gegensatz zum Genussschein ist das<br />
Genussrecht kein Wertpapier, sondern ein<br />
unverbriefter, schuldrechtlicher Anspruch<br />
des Kapitalgebers. Der Umfang der dem<br />
Beteiligten zustehenden Informationsrechte<br />
kann frei definiert werden. Ebenso kann<br />
die Basis der Verzinsung des Kapit<strong>als</strong> auch<br />
gewinnunabhängig definiert werden. So<br />
könnte sich etwa die Höhe des Ertrags aus<br />
der Kapitalbeteiligung auch an den Faktor<br />
„Beratungs- oder Servicequalität“ der Sparkasse<br />
anlehnen.<br />
Gewerbesteuerlich hat das Genussrecht<br />
gegenüber der Stillen Beteiligung einen<br />
Vorteil. Er besteht darin, dass im Rahmen<br />
der Ermittlung des Gewerbesteuerertrags<br />
der Kapitalaufwand, um Stille Beteiligungen<br />
zu bedienen, in voller Höhe hinzugerechnet<br />
werden muss (§ 8 Nr. 3 GewStG). Dieser<br />
Grundsatz gilt dann, wenn die Gewinnanteile<br />
beim Empfänger nicht der Gewerbesteuer<br />
unterliegen. Das ist bei einem sich am<br />
Kapital des Unternehmens beteiligenden<br />
Mitarbeiter regelmäßig der Fall. Wird eine<br />
Genussrechtsbeteiligung praktiziert, ist dagegen<br />
nur eine hälftige Hinzurechnung der<br />
Aufwendungen erforderlich, da sie gewerbesteuerlich<br />
<strong>als</strong> Dauerschuld zu klassifizieren<br />
ist (§ 8 Nr. 1 GewStG).<br />
Indirekte Beteiligung<br />
Denkbar ist auch, die Beteiligung der Mitarbeiter<br />
an einer Sparkasse in indirekter Form<br />
auszugestalten. Bei diesem Modell leisten<br />
die Mitarbeiter ihre Einlage meist in stiller<br />
Form an eine Beteiligungsgesellschaft,<br />
welche wiederum einen Beteiligungsvertrag<br />
entweder nur mit der Sparkasse oder mit der<br />
Sparkasse und ihren Tochtergesellschaften<br />
schließt (s. Abb. 3).<br />
Die Erträge aus den Beteiligungen<br />
fließen wiederum der Beteiligungsgesellschaft<br />
zu und werden von ihr an ihre<br />
Gesellschafterin und die beteiligten Mitarbeiter<br />
weitergegeben. Diese Form der<br />
Beteiligung ist etwas komplizierter <strong>als</strong> die<br />
direkte Beteiligung über Genussrechte<br />
oder Stille Beteiligungen. Sie kann jedoch<br />
dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn das<br />
Gruppendenken der Mitarbeiter gefördert<br />
werden soll.<br />
Steuerliche Förderung<br />
Eine steuerliche Förderung und damit eine<br />
Stärkung der Attraktivität von Beteiligungen<br />
der Mitarbeiter am Arbeit gebenden Unternehmen<br />
ist auf zwei Wegen möglich, die<br />
auch miteinander kombiniert werden können.<br />
Basis dafür sind die Regelungen im Einkommenssteuergesetz<br />
(§ 3 Ziffer 39) und des 5.<br />
Vermögensbildungsgesetzes (VermBG)<br />
Das im Jahre 2009 verabschiedete und<br />
im Folgejahr bereits vereinfachte Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesetz<br />
erlaubt<br />
es einem Arbeitgeber, die Beteiligung von<br />
Mitarbeitern am Kapital bis zu einer Höhe<br />
von 360 Euro pro Beschäftigtem und Jahr<br />
steuer- und sozialversicherungsfrei zu bezuschussen.<br />
Wird ein Zuschuss in geringerer<br />
Höhe gewährt, können die Mitarbeiter den<br />
Differenzbetrag bis zu 360 Euro im Rahmen<br />
der steuerfreien Entgeltumwandlung<br />
leisten. Die Bestimmung stellt die Anforderung,<br />
dass grundsätzlich allen Mitarbeitern<br />
eine Beteiligung unter Zuschussgewährung<br />
angeboten werden muss, die dem Unternehmen<br />
länger <strong>als</strong> ein Jahr angehören.<br />
Die Ausgestaltung der Höhe des Zuschusses<br />
muss dem arbeitsrechtlichen Grundsatz<br />
der Gleichbehandlung entsprechen. So<br />
kann die Zuschussgewährung an die Höhe<br />
des Eigenbeitrags des Mitarbeiters oder<br />
an seine Betriebszugehörigkeit gekoppelt<br />
werden. Denkbar ist es auch, den Zuschuss<br />
über eine vorgeschaltete Erfolgsbeteiligung<br />
entstehen zu lassen und die ersten 360 Euro<br />
aus der Erfolgsbeteiligung steuer- und sozialversicherungsfrei<br />
der Kapitalbeteiligung<br />
zuzuführen.<br />
Ergänzend kann das 5. VermBG gewinnbringend<br />
in das Kapitalbeteiligungsmodell<br />
eingebunden werden. Das ist für<br />
Mitarbeiter vorteilhaft, die über ein jährlich<br />
zu versteuerndes Einkommen von unter<br />
20.000 <strong>als</strong> Ledige oder 40.000 Euro <strong>als</strong><br />
Verheiratete verfügen. In diesen Fällen<br />
wird nach einer Sperrfrist von sechs Jahren<br />
eine Sparzulage von 20 Prozent auf einen<br />
maximalen VL-fähigen Förderbetrag von<br />
400 Euro gewährt.<br />
Fazit<br />
In Deutschland fristet die Beteiligung von<br />
Mitarbeitern noch immer ein Schattendasein.<br />
Das ist im Sparkassensektor ähnlich<br />
<br />
gibt es Vorbehalte gegenüber diesem Instrument,<br />
die teilweise nicht gerechtfertigt<br />
<br />
der Mitarbeiterbeteiligung zu kennen und<br />
zu nutzen. Nur so lässt sich ein Beteiligungsmodell<br />
zielgenau auf die individuellen<br />
Belange des Unternehmens sowie<br />
seiner Mitarbeiter ausrichten. Die nun zur<br />
Verfügung stehende Verwaltungslösung<br />
leistet einen weiteren Beitrag, den Weg in<br />
die Mitarbeiterbeteiligung wesentlich zu<br />
erleichtern.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
79
PERSONALMANAGEMENT<br />
Schwierige Beschäftigungssituationen konfliktfrei lösen<br />
„Schwerkrankes“ Arbeitsverhältnis<br />
heilen durch Gesundheitsmanagement<br />
Banken und Sparkassen sind allein schon aus wirtschaftlichen Gründen sowie aufgrund ihrer sozialen Verpflichtung<br />
daran interessiert, alle Mitarbeiter bestmöglich in den Arbeitsprozess zu integrieren. Dies ist bei langzeitkranken<br />
Beschäftigten in vielen Fällen nicht mehr möglich. Wiedereingliederungsversuche scheitern. Ein schwieriges<br />
Arbeitsverhältnis zwischen Mitarbeiter und Arbeitgeber kann die Folge sein – oft voller Spannungen, Missverständnisse<br />
und Enttäuschungen. Die Autoren zeigen im ersten Teil einer Beitragsserie Lösungswege auf.<br />
Viele Personalleiter kennen das: Zu Beginn<br />
hatte man vor allem Mitleid, weil<br />
ein Mitarbeiter so schwer erkrankt war. Vieles<br />
hat man auch mit Hilfe des Sozialpartners um<br />
die neue Situation herum eingerichtet und<br />
organisiert, Führungskräfte und Kollegen zur<br />
Unterstützung mobilisiert und wiederholte<br />
Fehlzeiten akzeptiert. Doch mittlerweile<br />
sind die Fehlzeiten zur Regel geworden, und<br />
selbst bei den anfangs sehr hilfsbereiten<br />
Kollegen ist immer mehr Unmut zu spüren.<br />
Arbeitsprozesse können nicht mehr verlässlich<br />
abgewickelt werden.<br />
Der dauerhaft erkrankte Mitarbeiter<br />
fühlt sich ebenfalls unwohl und durch die<br />
Situation zusätzlich psychisch belastet. Man<br />
muss <strong>als</strong>o reagieren und neben den bisher<br />
gesuchten internen Alternativen möglicherweise<br />
auch über externe Alternativen nachdenken.<br />
Wie oft hat man in vergleichbaren<br />
Situationen versucht, kreative Lösungen zu<br />
entwickeln, sich dabei aber hoffnungslos im<br />
Dschungel der unterschiedlichsten Regelungen<br />
verstrickt.<br />
Das anfänglich noch stabile Vertrauensverhältnis<br />
hat inzwischen massiv gelitten<br />
und man merkt, wie man allmählich seine<br />
Glaubwürdigkeit verliert. Ein schmerzhafter<br />
Gedanke, der die Situation nicht leichter<br />
macht. Eine undankbare Aufgabe, schließlich<br />
ist der eigene Spielraum durch die Rolle <strong>als</strong><br />
Arbeitgeber ohnehin stark eingeschränkt.<br />
Eine Entwicklung, die auch am eigenen<br />
Selbstverständnis nagt. Schließlich hat man<br />
gerade diesen Mitarbeiter einst mit dem<br />
Slogan „The best company to work for“ für<br />
sein Unternehmen gewinnen können. Doch<br />
gilt dies auch jetzt noch? Hat man wirklich<br />
die Mittel für einen geordneten Weg aus der<br />
Sackgasse? Wohl eher nicht. Vielleicht hat<br />
man das Problem auch deswegen so lange<br />
vor sich hergeschoben.<br />
Kaum Bordmittel für Problemlösung<br />
Diese oder ähnliche Erfahrungen sind<br />
exemplarisch für die Befindlichkeiten von<br />
Personalverantwortlichen, wenn sie erleben,<br />
wie ein inzwischen schwierig gewordenes<br />
Arbeitsverhältnis immer weiter eskaliert.<br />
Meist entstehen die Probleme schon dort, wo<br />
man dem betroffenen Mitarbeiter trotz wiederholter<br />
Wiedereingliederungsversuche<br />
AUTOREN<br />
Bernhard Bertschat<br />
Thomas Hundertmark<br />
sind Geschäftsführer der<br />
Bertschat & Hundertmark Gruppe<br />
in Bad Nauheim.<br />
gegenüber erstm<strong>als</strong> offen aussprechen<br />
muss, dass es so nicht weiter gehen kann und<br />
man eine andere sozialverträgliche Lösung<br />
finden muss. Schon solche erste Gespräche,<br />
die richtungsweisend für den weiteren Dialog<br />
sind, verlaufen selten optimal. Oft fehlt<br />
es aber auch einfach an den notwendigen<br />
„Bordmitteln“. Das Problem eskaliert, bringt<br />
Konflikte mit sich und bindet weitere finanzielle<br />
Mittel und Personalressourcen, ohne<br />
sich einer Lösung anzunähern.<br />
Bei einem Mitarbeiter, der etwa aufgrund<br />
einer dauerhaften Erkrankung seine bisherige<br />
Tätigkeit nicht mehr ausführen kann<br />
und auch keinen anderen Arbeitsplatz im<br />
Unternehmen findet, müssen oft mehrere<br />
Lösungsmöglichkeiten parallel sondiert<br />
werden. Neben der Suche nach einem adäquaten<br />
neuen Arbeitsplatz geht es auch<br />
um eine Vielzahl fachlicher Fragen (Sozial-,<br />
Arbeits- oder Rentenrecht etc.), die im Rahmen<br />
von Lösungsvorschlägen sehr konkret<br />
und an der individuellen Situation des Mitarbeiters<br />
orientiert zeitnah und umfassend<br />
beantwortet werden müssen. Nur so kommt<br />
man einen entscheidenden Schritt voran.<br />
Quelle: Bertschat + Hundertmark<br />
Neutrale Perspektivberatung ermöglicht den Aufbruch zu neuen Ufern.<br />
80 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
ABBILDUNG 1<br />
PERSONALMANAGEMENT<br />
Tool-gestützte Beratung zur Lösungsfindung<br />
am Beispiel: Arbeitgeberangebot „Vorruhestand“<br />
Zusätzlich spielt die Optimierung finanzieller<br />
Arbeitgeberangebote oft eine entscheidende<br />
Rolle, wenn es um die Akzeptanz ganzer<br />
Lösungspakete geht. Dies sind nur einige<br />
Beispiele für eine Fülle spezieller, fachlicher<br />
Fragen, die Unternehmen in der Regel nicht<br />
selbst beantworten können und für deren<br />
Richtigkeit sie auch nicht die Haftung übernehmen<br />
wollen oder können.<br />
Neutrale Experten einbinden<br />
Personalverantwortliche können verschiedene<br />
externe Spezialisten einbinden. Das ist<br />
vielleicht im Einzelfall für die Beantwortung<br />
von Detailfragen hilfreich, führt meist aber<br />
nicht zum gewünschten Ergebnis, sondern<br />
erschwert oder verzögert eher die Lösungssuche.<br />
Denn zwischen den einzelnen Fachgebieten<br />
existiert eine Vielzahl von Schnittstellen.<br />
Deshalb ist es notwendig, dass alle<br />
an der Lösungssuche beteiligten Experten<br />
„in einem Boot sitzen“. Vor allem wenn in<br />
einem Bereich zum Nutzen des Mitarbeiters<br />
gestaltend agiert wird, ist fachübergreifendes<br />
Zusammenspiel unerlässlich. Auch muss<br />
dieses Wissen schnell und verständlich verfügbar<br />
sein.<br />
Hierzu ist ein IT-Tool notwendig, das das<br />
gesamte Know-how verschiedener Fachbereiche<br />
bündelt, um für die Mitarbeiter in<br />
der konkreten Beratungssituation vor Ort<br />
jederzeit kurzfristig Transparenz in allen<br />
für sie entscheidungsrelevanten Fragen<br />
herzustellen.<br />
Doch auch gebündeltes Know-how ist<br />
noch kein Allheilmittel für scheinbar unlösbare<br />
Konfliktkonstellationen. Es ist ein<br />
wichtiger und immer wieder notwendiger<br />
Baustein in einer meist sehr schwierigen<br />
und langen Kette vieler kleiner Schritte in die<br />
richtige Richtung. Doch es bedarf weiterer<br />
unterstützender Elemente, um die passende<br />
Lösung zu finden.<br />
Diese kommen aber nicht aus dem<br />
Bereich des Arbeitsrechts. Sicher hat der<br />
Arbeitgeber eine Fülle arbeitsrechtlicher<br />
Möglichkeiten, wenn er bereit ist, weitere<br />
Eskalationen zu akzeptieren. Konfliktorientierte<br />
Vorgehensweisen führen aber fast nie<br />
zu einer dauerhaft tragfähigen Lösung. Diese<br />
ist nur mit und nicht gegen den Mitarbeiter<br />
zu erreichen.<br />
Lösungsmix für Probleme finden<br />
Daher sind Fairness, Geduld und der mediative<br />
Ansatz weitere Zutaten im Lösungs-Mix.<br />
Man nähert sich den Problemen der Mitarbeiter<br />
sehr behutsam, aber mit hoher fachlicher<br />
Kompetenz und gewinnt so Vertrauen <strong>als</strong><br />
Basis für alle weiteren Schritte. Dabei hilft<br />
die neutrale Rolle des Beraters natürlich<br />
genauso wie eine gute Zusammenarbeit mit<br />
den Arbeitnehmervertretern.<br />
Die neutrale Rolle des Beraters ist vor<br />
allem dann wichtig, wenn die Fronten zwischen<br />
Arbeitgeber und Arbeitnehmer bereits<br />
so verhärtet sind, dass ein konstruktiver<br />
Dialog nicht mehr möglich ist. Wenn beide<br />
Seiten bereits eine innere Abwehrhaltung<br />
eingenommen haben und nur noch Schattengefechte<br />
stattfinden. Wirklich helfen kann<br />
dann nur die Kombination aus Neutralität,<br />
fachlichem Know-how und Fingerspitzengefühl<br />
sowie die Erfahrungen aus einer<br />
Vielzahl von Gesprächen mit Mitarbeitern in<br />
ähnlichen Situationen.<br />
Schließlich geht es nicht nur um Deeskalation,<br />
sondern auch darum, die individuelle<br />
Situation zu erkennen, Ideen gemeinsam<br />
zu entwickeln und diese für beiden Seiten<br />
konsensfähig zu machen. Sozialverträgliche<br />
Lösungen können etwa eine Erwerbsminderungsrente,<br />
finanzielle Absicherungsmodelle<br />
oder die Vermittlung eines neuen, auf die<br />
speziellen Bedürfnisse und Möglichkeiten<br />
des betroffenen Mitarbeiters ausgerichteten<br />
Arbeitsplatzes sein.<br />
Teilweise liegt der Schlüssel zur Lösung<br />
aber auch im Verborgenen. So erfährt man<br />
im vertraulichen Gespräch immer wieder<br />
überraschende Gründe, die einer Lösung<br />
aus Sicht des Mitarbeiters im Wege stehen.<br />
Diese werden, gerade wenn sie sehr persönlich<br />
sind, gegenüber dem Arbeitgeber oft<br />
nicht artikuliert, sind meist aber die Ursache<br />
für Barrieren in der Kommunikation. Diese<br />
können aus der Rolle des Mediators heraus<br />
leichter aufgelöst werden.<br />
So wollte ein 45-jähriger Mitarbeiter erst<br />
die häusliche Pflege seiner Eltern organisiert<br />
und diese finanziell abgesichert wissen,<br />
bevor er bereit war, über eine externe Alternative<br />
nachzudenken. Ein 42-jähriger<br />
Mitarbeiter benötigte Hilfe für den Zugang<br />
zu seiner Erwerbsminderungsrente und Rat<br />
bei Maßnahmen zur Rehabilitation.<br />
Fachliche Anamnese kann helfen<br />
Oft ergeben sich Lösungsansätze aber auch<br />
im Rahmen der fachlichen Anamnese. So<br />
erkannte eine 50-jährige Mitarbeiterin nach<br />
umfassender Analyse ihres Versorgungsstatus,<br />
dass sie aufgrund ihrer Witwenrente<br />
schon krankenversichert ist und Rentenansprüche<br />
wieder aufleben. Dadurch ließ sich<br />
ihre finanzielle Absicherung nach einem<br />
möglichen Austritt aus dem Unternehmen<br />
wesentlich positiver gestalten, <strong>als</strong> bisher<br />
angenommen, so dass sie sich für eine<br />
Annahme des bisher abgelehnten Arbeitgeberangebotes<br />
entscheiden konnte.<br />
Fazit<br />
Konfliktorientierte Vorgehensweisen führen<br />
selten zu einer dauerhaft tragfähigen<br />
Lösung für betroffene Mitarbeiter und<br />
Arbeitgeber. Diese ist nur mit und nicht<br />
gegen den Mitarbeiter zu erreichen. Die<br />
Erfahrung zeigt, dass es möglich ist, selbst<br />
äußerst schwierig gewordene Arbeitsverhältnisse<br />
erfolgreich zu „therapieren“.<br />
Dabei ist eine frühzeitige Erweiterung<br />
der Rollen, um den Part eines neutralen<br />
Mediators genauso wichtig, wie gebündeltes<br />
Fachwissen zur Erarbeitung von<br />
individuellen Alternativen. Nur so können<br />
teure Eskalationsspiralen, nachhaltige<br />
Störungen des Betriebsfriedens, die dauerhafte<br />
Bindung weiterer HR-Ressourcen<br />
und das Entstehen weiterer Personalkosten<br />
verhindert und eine für alle Beteiligten<br />
zufriedenstellende Lösungen erreicht<br />
werden.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
81
PERSONALMANAGEMENT<br />
AUTOR<br />
Volker Schneider<br />
ist Berater, Trainer und Coach für<br />
Führungskräfte in Rauenberg.<br />
Hochleistungsteams führungsintelligent zusammenstellen und steuern<br />
Zu großer Erfolg kann<br />
schnell zum Fluch werden<br />
<br />
<br />
<br />
Aufgabe optimal bearbeiten. Damit das gelingt, sind einige führungsintelligente Prinzipien zu beachten.<br />
Zu den Voraussetzungen erfolgreicher<br />
Teamarbeit gehören Reflexion und Flexibilität.<br />
Ständig müssen die Verantwortlichen<br />
im Institut die Zusammensetzung und die<br />
Arbeit des Teams kritisch hinterfragen und<br />
reflektieren. Die Kernfrage lautet dabei:<br />
> Ist das das Teamganze (Teamleiter und<br />
Teammitglieder) sowie deren fachliche,<br />
methodisch-strategische, soziale und<br />
emotionale Intelligenz tatsächlich geeignet,<br />
die Aufgabenstellung zu bewältigen.<br />
Mit anderen Worten: Die Teamzusammensetzung<br />
sollte stets aufgabenbezogen und<br />
in Abhängigkeit von der Aufgabe erfolgen.<br />
Dabei tritt zuweilen ein Problem auf, das<br />
paradoxerweise auf die Erfolge des Teams<br />
zurückzuführen ist. Allzu oft geschieht die<br />
Teamarbeit unter dem Motto: „Einmal erfolgreich<br />
– immer erfolgreich.“ Weil ein Team in<br />
einer bestimmten Konstellation eine Herausforderung<br />
gemeistert hat, vertraut man ihm<br />
auch die nächste Aufgabe an. Darüber wird<br />
schnell die Frage vergessen, ob dieses Team<br />
denn überhaupt dafür geeignet ist.<br />
Ein Beispiel verdeutlicht das: Aufgrund<br />
einer neuen Anforderung des Marktes muss<br />
ein Vertriebsunternehmen ab sofort Beratungsdienstleistungen<br />
für seine Kunden erbringen.<br />
Das Unternehmen verfügt über eine<br />
Task Force aus gestandenen Vertriebsprofis,<br />
die bereits viele Projektherausforderungen<br />
gemeistert hat. Was liegt näher, <strong>als</strong> auch<br />
dieses Mal auf das erfolgreiche Team zurückzugreifen?<br />
Nur: Das Beratungs-Know-how<br />
der Vertriebsprofis ist überschaubar und äußerst<br />
bescheiden. Die Teammitglieder sollen<br />
mithin Ziele erreichen, für die die Fähigkeiten<br />
des Teams gar nicht ausgelegt sind. Logische<br />
Folge: Das Team stolpert über die eigenen<br />
Erfolge und scheitert an der Aufgabe.<br />
> Führungsintelligentes Prinzip Nummer 1:<br />
Die optimale Zusammenstellung eines<br />
Teams erfordert ein konkretes Bild von<br />
den Aufgaben und den zu erreichenden<br />
Quelle: Martin Schemm / Pixelio<br />
Zielen. Daraus ergeben sich die unterschiedlichen<br />
Kompetenzen, die zur Zielerreichung<br />
notwendig sind. Und erst jetzt<br />
beginnt die Auswahl der Teammitglieder.<br />
Kernteam bilden und ergänzen<br />
Andererseits dürfen Vorstände und Management<br />
nicht vergessen, dass teamerprobte<br />
Mitarbeiter über einen unschätzbaren Erfahrungsschatz<br />
verfügen. Der goldene Mittelweg<br />
zwischen flexibler Teamzusammenstellung<br />
und Nutzung jener Erfahrungswerte besteht<br />
darin, ein Kernteam mit exzellenten Teamworkern<br />
zusammenzustellen. Das kann dann<br />
je nach konkreter Aufgabenstellung und Zielsetzung<br />
mit neuen Teammitgliedern ergänzt<br />
werden. Diese Teammitarbeiter haben etwa<br />
spezielle Fähigkeiten, Kompetenzen und Persönlichkeitseigenschaften,<br />
die zur Bewältigung<br />
des aktuellen Problems notwendig sind.<br />
Das Unternehmen verfügt mithin über einen<br />
Masterplan, um effektive Hochleistungsteams<br />
zusammenzustellen. Voraussetzung<br />
ist: Es existiert eine Datenbank, in der die<br />
fachlichen und sozial-emotionalen Kompetenzen<br />
der potenziellen Teammitglieder<br />
im Detail erfasst sind. Die Verantwortlichen<br />
für die Teambildung können einschätzen,<br />
wie diese Mitarbeiter in welcher Situation<br />
reagieren und ob sie auch im Konfliktfall<br />
mit bestimmten Kollegen gut harmonieren<br />
oder nicht.<br />
> Führungsintelligentes Prinzip Nummer 2:<br />
Das Kernteam besteht aus Menschen, die<br />
<strong>als</strong> Team mehr leisten, <strong>als</strong> die Summe ihrer<br />
Kompetenzen vermuten lässt. Ergänzt<br />
wird es aufgabenbezogen durch Mitarbeiter<br />
mit spezifischen Kompetenzen.<br />
Führungsintelligente<br />
Persönlichkeit <strong>als</strong> Teamleiter<br />
Erfolgreiche Teamführung braucht zunächst<br />
und vor allem eine gute Teamleitung, <strong>als</strong>o einen<br />
führungsintelligenten Teamleiter. Dieser<br />
Damit Teams am Ende in Projekten erfolgreich an einem Strang ziehen, müssen sie führungsintelligent<br />
zusammengestellt werden. Vorstand und Management sind gut bereiten, einen auf<br />
seine Kompetenzen hin überprüften Pool von Mitarbeitern verfügbar zu halten.<br />
82 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
PERSONALMANAGEMENT<br />
muss über zahlreiche Kompetenzen verfügen.<br />
Entscheidend dabei ist seine Fähigkeit<br />
zur Selbstreflexion. Er analysiert ständig seine<br />
eigenen Motive, Ansichten, Einstellungen<br />
und Handlungen und denkt über seine<br />
Führungsarbeit und den Entwicklungs- und<br />
Leistungsstand seines Teams nach – und<br />
sucht nach Verbesserungsmöglichkeiten.<br />
Er setzt seine Stärken gezielt ein, um<br />
Mitarbeiter so zu motivieren und zu führen,<br />
damit sie die Teamziele auch erreichen. Er<br />
weiß, dass auch er sich ständig verbessern<br />
muss, um <strong>als</strong> Teamleiter Höchstleistungen<br />
erbringen zu können. Darum übernimmt<br />
er Verantwortung für seine Fehler, die er <strong>als</strong><br />
Lernchancen begreift. Er blickt immer „über<br />
den Tellerrand“ der aktuellen Teamaufgabe<br />
und verliert „das große Ganze“ nicht aus den<br />
Augen. Zugleich motiviert er die Teammitglieder,<br />
es ihm gleich zu tun.<br />
> Führungsintelligentes Prinzip Nummer<br />
3: Die Unternehmensleitung verwendet<br />
ein Höchstmaß an Sorgfalt darauf, den<br />
„richtigen“ Teamleiter zu bestimmen.<br />
Dessen Engagement hat zum Ziel, ideale<br />
Umfeld- und Arbeitsbedingungen für die<br />
Teamarbeit zu schaffen. Als Teamkapitän<br />
räumt er für die „Crew“ alle Blockaden aus<br />
dem Weg, die sie daran hindern, rechtzeitig<br />
in den „Hafen der Zielerreichung“<br />
einzulaufen. Zudem sollte er den Teammitgliedern<br />
den wahren und tieferen Sinn der<br />
Teamarbeit vermitteln können. So schafft<br />
er Identifikationsmöglichkeiten, die zum<br />
einen die Erfolgsorientierung des Teams<br />
erhöhen, zum anderen den Spaßfaktor<br />
berücksichtigen: Teammitglieder, die ihre<br />
Arbeit gerne tun, leisten mehr.<br />
Vielfalt <strong>als</strong> Chance begreifen<br />
Ein Team mit seinen unterschiedlichen<br />
Charakteren so zu verschmelzen, dass Unterschiede<br />
<strong>als</strong> Chance und nicht <strong>als</strong> hinderlich<br />
angesehen werden, erfordert Offenheit<br />
für den anderen und die Bereitschaft, sich<br />
miteinander auseinanderzusetzen. Indem<br />
die Teammitglieder Übereinkünfte und<br />
Spielregeln für die gemeinsame Arbeit und<br />
den Umgang untereinander finden und darüber<br />
im Austausch bleiben, kann das Team<br />
langfristig die größtmögliche Schlagkraft<br />
erzeugen.<br />
Das heißt nicht, dass sich alle nach dem<br />
Motto „Friede-Freude-Eierkuchen“ blendend<br />
verstehen. Zuweilen wird sogar heftig gestritten.<br />
Im Hochleistungsteam ist aber auch kein<br />
Platz zur Profilierung von Einzelinteressen.<br />
Quelle: Rainer Sturm / Pixelio<br />
In führungsintelligent zusammengestellten<br />
Teams können auch mal die „Fetzen fliegen“.<br />
Die Teaminteressen stehen im Vordergrund.<br />
Den Teammitgliedern ist es aufgrund ihrer<br />
Persönlichkeitsstruktur möglich, sich im<br />
Sinne der Aufgabenerfüllung einzubringen<br />
und die eigenen Interessen hinten anzustellen.<br />
Im Vordergrund steht die produktiv-konstruktive<br />
Streitlösung, die eine Annäherung<br />
an die Aufgabenerfüllung ermöglicht.<br />
Auch Entscheidungen werden im führungsintelligenten<br />
Team nicht hierarchisch<br />
gefällt. Sie sind vielmehr durch das beste Argument<br />
legitimiert, das dem Teaminteresse<br />
gilt. Im Konfliktfall hat nicht derjenige recht,<br />
der das höchste Amt bekleidet, sondern<br />
derjenige, der über die richtige Problemlösung<br />
für die Erreichung der Ziele des<br />
Hochleistungsteams verfügt. Und das muss<br />
nicht automatisch der Teamleiter sein, der<br />
im Teamprozess <strong>als</strong> Gleicher und Gleichen<br />
auftritt und nur dann von seiner exponierten<br />
Position Gebrauch macht, wenn das Teaminteresse<br />
es erfordert.<br />
> Führungsintelligentes Prinzip Nummer 4:<br />
„Frage nicht, was das Team für dich tun<br />
kann, frage vielmehr, was du für das Team<br />
leisten kannst.“<br />
Fokussierung auf<br />
Problemlösung<br />
In den meisten gut funktionierenden Teams<br />
gibt es vergleichbare Muster, die die Erfolgswahrscheinlichkeit<br />
erhöhen. Dazu zählt,<br />
dass die Teammitglieder ganz und gar in<br />
der Bearbeitung der gegenwärtigen Herausforderung<br />
aufgehen. Sie verschwenden<br />
keine Energie auf die Vergangenheitsbewältigung,<br />
sie halten sich nicht damit auf,<br />
zurückliegende Ereignisse zu analysieren<br />
und aufzuarbeiten.<br />
Die Zukunftsorientierung beschränkt<br />
sich im führungsintelligenten Team darauf,<br />
die langfristigen und strategisch wertvollen<br />
Ziele nicht aus dem Blickwinkel zu verlieren.<br />
Ansonsten aber gilt die Konzentration ganz<br />
der gegenwärtigen Aufgabe.<br />
Wichtig dabei: Routine muss vermieden<br />
werden. Denn Routine ist eine durch Übung<br />
und Erfahrung gewonnene Fertigkeit, die<br />
sich zur Gewohnheit verfestigt hat. Auf der einen<br />
Seite erleichtern Routinen Lernprozesse<br />
und führen zu eingeschliffenen Denkweisen<br />
und Handlungen. Über je mehr Denk- und<br />
Handlungsroutinen die Teammitglieder verfügen,<br />
desto mehr Energie können sie in die<br />
Bewältigung neuer und komplexer Prozesse<br />
investieren: Routinen sind <strong>als</strong>o zunächst<br />
einmal positiv zu bewerten.<br />
Doch der Begriff ist ambivalent: Denn<br />
macht sich Routine in Veränderungs- und<br />
Problemlösungsprozessen breit, entfaltet<br />
sich ihre negative Kraft. Sie ist dann der<br />
Totengräber der Teamarbeit, weil sie stets<br />
strategisches Vorgehen und innovatives Problemlösungsdenken<br />
voraussetzt. Und diese<br />
Aspekte werden durch die Routine erstickt.<br />
Das routinehafte Denken in Schubladen und<br />
festgefügten Denkbahnen ist der natürliche<br />
Feind jeder Flexibilität und jedes kreativen<br />
Denkens.<br />
> Führungsintelligentes Prinzip Nummer<br />
5: Jedes Teammitglied ist während des<br />
gesamten Arbeitsprozesses auf die bestmögliche<br />
und innovativste Leistungserbringung<br />
fokussiert. Alle Teammitglieder<br />
haben verinnerlicht: „Wenn ich jeden<br />
meiner Arbeitsschritte perfekt erledige,<br />
gewinnt das Team!“<br />
Fazit<br />
Bei der führungsintelligenten Teamzusammenstellung<br />
ist die Hauptarbeit bereits im<br />
Vorfeld geleistet: Es gibt einen Pool mit<br />
Mitarbeitern, deren Teamfähigkeit geprüft<br />
und deren Teamkompetenzen analysiert<br />
worden sind. Vorstände und Management<br />
können, bezogen auf die konkrete<br />
Aufgabenstellung, rasch und effektiv ein<br />
schlagkräftiges Hochleistungsteam bilden,<br />
bei dem führungsintelligente Prinzipien<br />
berücksichtigt sind. So kann die Leistungsphase<br />
(„Performancephase“) relativ rasch<br />
erreicht werden. Besondere Bedeutung<br />
kommt dabei dem Teamleiter zu, der über<br />
dezidierte Teamführungsqualitäten verfügen<br />
muss.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
83
PERSONALMANAGEMENT<br />
Schwierige Berufssituationen erfordern professionelle Hilfe<br />
Führungskräfte mit der Rolle<br />
<strong>als</strong> Coach häufig überfordert<br />
AUTOR<br />
Günther Mohr<br />
ist Diplom-Psychologie und<br />
Diplom-Volkswirt. Er leitet das<br />
Institut für Coaching, Training<br />
und Consulting in Hofheim.<br />
Stehen Mitarbeiter vor wichtigen und einschneidenden Veränderungsprozessen im Berufsleben, wollen viele<br />
Institute einen kompetenten Coach zur Seite stellen. Der durchaus wohlmeinende und führungsstarke Vorgesetzte<br />
<br />
<br />
private Schwierigkeiten, Schicks<strong>als</strong>schläge oder Krankheiten aufgearbeitet werden müssen.<br />
Was charakterisiert eine moderne Führungskraft?<br />
Zu allererst eine Führungshaltung,<br />
die effizienzsteigernd und<br />
motivationsfördernd wirkt. Damit einher<br />
geht, dass Führungs-Kommunikationstechniken<br />
auch wirklich (vor)gelebt werden. Viele<br />
Führungskräfte haben Coaching-Methoden<br />
im Laufe ihrer Karriere schon kennengelernt.<br />
Unter Führungshaltung wird dabei verstanden,<br />
Mitarbeitern gegenüber eine fördernde<br />
Haltung einzunehmen.<br />
Dieser Gedanke ist nicht prinzipiell neu.<br />
Er hat schon die alten Handwerksmeister<br />
ihren Gesellen gegenüber ausgezeichnet,<br />
wie auch den fürsorglichen Sparkassen-<br />
Filialleiter seinen Mitarbeitern gegenüber.<br />
Früher hieß das nur nicht Coach. Sowohl<br />
Handwerksmeister <strong>als</strong> auch Filialleiter haben<br />
das intuitiv und aus der Lebenserfahrung<br />
heraus getan. Heute kommen spezielle<br />
Coaching-Techniken hinzu. Entwicklungsorientierte<br />
Führungskräfte lernen etwa, systemisch<br />
zu fragen. Darunter ist zu verstehen,<br />
gelernt zu haben, dem jeweiligen Gegenüber<br />
präzise, die Eigenressourcen stimulierende<br />
Fragen zu stellen. Genau das ist etwa für<br />
das Delegieren von Aufgaben hin zu einer<br />
selbstverantwortlicher Ausführung durch<br />
den Mitarbeiter sehr förderlich.<br />
Man sollte die Führungskraft aber damit<br />
noch nicht Coach nennen und sie sollte<br />
sich nicht <strong>als</strong> solchen bezeichnen. Denn<br />
Ausgangspunkt der Arbeit ist zunächst die<br />
Rolle, die Führungskräfte in erster Linie wahrnehmen<br />
müssen. Führung besteht heute im<br />
Wesentlichen aus drei Teilrollen:<br />
> Leistungsmanager<br />
> Teamleiter<br />
> Einzelgesprächspartner.<br />
Leitrolle und damit zentrale Aufgabe des<br />
Vorgesetzten, der eine Organisationseinheit<br />
oder sogar ein ganzes Institut führt, ist dabei<br />
die des Leistungsmanagers. Dabei muss<br />
stets die Leistung der geführten Gruppe und<br />
deren einzelne Mitglieder im Auge behalten<br />
sowie gesteuert werden. Ein professioneller<br />
Coach dagegen hat eine andere Rollenperspektive.<br />
Er entwickelt unter Einbezug auch<br />
sehr persönlicher Ressourcen eines Menschen<br />
dessen berufliche Kompetenzbasis.<br />
Führungskraft soll verändern<br />
Die Rollen <strong>als</strong> Führungskraft und Coach<br />
können sich in bestimmten Situationen „beißen“,<br />
wenn sie von ein und derselben Person<br />
eingenommen werden sollen – und zwar<br />
mit fatalen Folgen. Vom Leistungsmanager<br />
wird zudem seit etwa 20 Jahren verstärkt<br />
erwartet, das er auch eine Rolle <strong>als</strong> stetiger<br />
Veränderungsmanager übernimmt.<br />
Ein Vermischen von Coaching und Führung<br />
kann auch dazu führen, dass die<br />
Führungskraft mit einem üblicherweise<br />
leistungsschwächeren Mitarbeiter optimistisch<br />
ein Coaching beginnt. Dies müsste die<br />
Leistungsmanagerrolle, die den Mitarbeiter<br />
bezüglich seiner Leistung bewertet und ihm<br />
entsprechende Rückmeldungen gibt, durch<br />
eine die tieferen, persönlichen Ressourcen<br />
des Mitarbeiters ansprechende und ermutigende<br />
Beziehungsaufnahme ergänzen. Der<br />
Mitarbeiter muss dazu aber einen hohen<br />
Vertrauensvorschuss mitbringen, der Coach<br />
eine hohe ethische Verpflichtung haben.<br />
Kurze Zeit später erhält dann dieselbe<br />
Führungskraft den Auftrag, im Rahmen einer<br />
Restrukturierung das Personal in ihrem Bereich<br />
auf 80 Prozent zu reduzieren und dafür<br />
leistungsschwächere Mitarbeiter für Trennungsgespräche<br />
zu benennen. Offensichtlich<br />
ist, in welches Dilemma die Führungskraft<br />
gerät und in welche Vertrauenskrise der<br />
Mitarbeiter gestürzt werden könnte.<br />
Da ein solcher Rollenkonflikt häufiger <strong>als</strong><br />
gedacht auftritt, ist eine Führungskraft <strong>als</strong><br />
Coach äußerst problematisch. Oder die Führungskraft<br />
müsste die Vorgesetztenrolle für<br />
den Fall abgeben, dass sie Coach wird. Eine<br />
solche Vorgehensweise dürfte in der Praxis<br />
jedoch nur schwer umsetzbar sein.<br />
Coaching ist spezifische Kompetenz<br />
Ein Coaching durch den spezialisierten Profi<br />
ist deshalb heute meist eine professionelle,<br />
eigenständige Dienstleistung. Sie wird in<br />
der Praxis entprofessionalisiert, wenn Führungskräfte<br />
ebenfalls <strong>als</strong> Coach bezeichnet<br />
werden. Normalerweise haben Coaches eine<br />
mindestens dreijährige Fachausbildung und<br />
müssen zusätzlich mindestens eine fünfjährige<br />
Erfahrung in diesem Bereich vorweisen.<br />
Dazu muss eine größere Anzahl von Coachings<br />
pro Jahr durchgeführt werden. Nur so<br />
kann Erfahrung in der Coaching-Ausübung<br />
entstehen. Entsprechende Anforderungen<br />
stellt etwa der Deutsche Bundesverband<br />
Coaching für die Akkreditierung <strong>als</strong> Coach.<br />
Eine Führungskraft verfügt selten über<br />
eine solche Ausbildung, weil der berufliche<br />
Schwerpunkt einfach ein anderer ist.<br />
Führungskräfte coachen, wenn überhaupt,<br />
nebenbei. Sie können dadurch nicht die<br />
nötige Coaching-Erfahrung sammeln. Gute<br />
Gespräche, die man ansonsten noch geführt<br />
hat, werden gerne <strong>als</strong> sogenannte Coaching-<br />
Erfahrung bezeichnet. Ohne entsprechend<br />
vereinbarte Rahmenbedingungen sind sie<br />
es aber nicht wirklich.<br />
Führungskräfte-Coaching<br />
verschreckt Mitarbeiter<br />
Coaching wird, wenn man Führungskräfte<br />
zu Coaches umdefiniert, <strong>als</strong> professionelle<br />
Dienstleistung und Hilfe nicht mehr klar<br />
wahrgenommen. In der betrieblichen Praxis<br />
wird diese Unschärfe schnell zum Problem.<br />
Mitunter werden Mitarbeiter, die Schwierigkeiten<br />
im beruflichen Umfeld haben, durch<br />
intern geschulte Kräfte „gecoacht“. Doch<br />
84 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
PERSONALMANAGEMENT<br />
das ist kein Coaching im professionellen<br />
Sinne und damit wenig zielführend. Das ist<br />
umso bedauerlicher, <strong>als</strong> sich Unternehmen<br />
damit einer wichtigen Unterstützungs- und<br />
Hilfsmöglichkeit für Mitarbeiter berauben.<br />
Man sollte hier klar unterscheiden zwischen<br />
jemandem, der über gute Kommunikationsfähigkeiten<br />
in der Führung verfügt,<br />
oder aber in diskretem Rahmen coacht und<br />
in persönlichkeitserweiternden Verfahren<br />
ausgebildet ist.<br />
Was viele Führungskräfte mit ihren<br />
Mitarbeitern im guten Führungsgespräch<br />
tun, ist noch lange kein Coaching. Denn<br />
dabei wird die Kompetenz genutzt, ein<br />
breites Spektrum persönlicher Kontexte<br />
für berufsbezogene persönliche Fragestellungen<br />
bereitstellen zu können. Coaching<br />
behandelt Fragen des Betriebsalltags,<br />
Kommunikations- und Konfliktfähigkeiten,<br />
biographische Ressourcen eines Menschen,<br />
Ordnung der Lebensbereiche in Richtung<br />
gesunder Lebensbalance, das Wahrnehmen<br />
und die Prävention von Grenzsituationen bis<br />
hin zu Gesundheitsstörungen wie Burn-out.<br />
Es beinhaltet vor allem auf Seiten des<br />
Coaches eine integrierte Kompetenz auf<br />
dem Gebiet der Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Hier fließen langjährige persönliche Selbsterfahrungen<br />
ein. Das kann und sollte eine<br />
Führungskraft nicht leisten. Und sie braucht<br />
es auch nicht leisten zu können, weil es dafür<br />
Spezialisten gibt, die diese umfassende<br />
Kompetenz besitzen und dann auch darin<br />
diagnostizieren und fokussieren können.<br />
Führungskräfte sind häufig Manager im<br />
guten Sinne <strong>als</strong>o auch Macher. Das Entwickeln<br />
abstrakter Konzepte ist mitunter nicht<br />
ihr Fall. Genau diese Fähigkeit ist aber im<br />
Coaching erforderlich. Ein guter Coach muss<br />
ferner in der Lage sein, dass was er tut, in der<br />
Sprache der Psychologie oder Pädagogik in<br />
Worte zu fassen und konzeptionell durchdenken<br />
zu können.<br />
Bauch-Coaching<br />
wenig professionell<br />
Eine Vielzahl von Entscheidungen im kommunikativen<br />
Bereich fällen Führungskräfte<br />
aus dem Bauch heraus. Durch Intuition lange<br />
Erlerntes blitzschnell abrufen zu können,<br />
ohne das man weiß, wo es herkommt, ist<br />
sicher eine wichtige Fähigkeit. Aber hier<br />
zeigt sich bei auf Management und Führung<br />
spezialisierten Praktikern ein interessanter<br />
Effekt. Sie bewegen sich im Alltag der ständigen<br />
Einzelentscheidungen auf einer eher<br />
Quelle: Fotolia<br />
Ein professioneller Coach hat eine andere Rollenperspektive <strong>als</strong> der Chef: Er entwickelt, in dem er<br />
sehr persönliche Ressourcen eines Menschen einbezieht, dessen berufliche Kompetenz weiter.<br />
praktischen Ebene und weniger im abstrakt<br />
Strategischen und Konzeptionellen – erst<br />
recht nicht, was die Soft-Skill-Ebene (Persönlichkeit,<br />
Gefühle, Kommunikation etc.)<br />
anbelangt.<br />
Bei Trainingsmaßnahmen im Kommunikationsbereich<br />
lässt sich ein ähnliches<br />
Phänomen beobachten: Eine Führungskraft<br />
im mittleren Alter ist schon vier- bis<br />
fünfmal beispielsweise zum Vier-Ohren-<br />
Modell von Friedemann Schulz von Thun<br />
„beschult“ worden. Auf Nachfrage kann sie<br />
es dennoch kaum repetieren, geschweige<br />
denn in der Praxis anwenden. Ihr fehlt<br />
aufgrund des anderen beruflichen Schwerpunktes<br />
die Konzeptionskompetenz für<br />
solche Persönlichkeitsentwicklungsprozesse<br />
(auch berufliche).<br />
Führungskräfte können somit, wenn sie<br />
in die Rolle des Coaches gedrängt werden,<br />
schnell überfordert sein. Nicht wenige<br />
werden die Funktion jedoch wahrnehmen,<br />
weil sie sich geschmeichelt fühlen. Die mit<br />
der Rolle assoziierte Kompetenz scheint für<br />
manche durchaus ein Traum zu sein.<br />
Doch würde man auch jemanden nebenbei<br />
Arzt spielen lassen, nur weil er eine<br />
kurze Einführung in Medizin bekommen hat<br />
und schon jahrelang einen Rettungswagen<br />
chauffiert? Vermutlich Nein, aber weil der<br />
Beruf Coach noch nicht geschützt ist wie der<br />
des Psychotherapeuten, verwischen in der<br />
täglichen Praxis die wirklichen Kompetenzanforderungen.<br />
Unübersichtliche Coaching-Szene<br />
Die Coaching-Szene trägt an bestimmten<br />
Stellen selbst zum Kompetenzwirrwarr bei:<br />
Manche Ausbildungsinstitute kommunizieren<br />
etwa nicht immer sauber, was und wohin<br />
sie bilden – oft handelt es sich nämlich nur<br />
um reine Weiterbildung. Für Führungskräfte,<br />
die Inhouse-Ausbildungen zum Coach<br />
durchlaufen haben, gilt das fast genauso.<br />
Sie „fühlen“ sich nach ihrer Kurzausbildung<br />
<strong>als</strong> Coach und bieten ihre Dienstleistung<br />
sogar auf dem Markt an. Doch mit dem nur<br />
rudimentär vorhandenen Know-how stoßen<br />
sie schnell an ihre Grenzen.<br />
Fazit<br />
Es spricht nichts dagegen, dass Führungskräfte<br />
mit ihren Mitarbeitern in guter,<br />
unterstützender und zugewandter Weise<br />
kommunizieren, wie sie es schon immer<br />
getan haben. Aber Coaches sind sie dadurch<br />
noch nicht und sollten es aufgrund<br />
ihres Rollenverständnisses auch nicht sein.<br />
Eine Führungskraft kann mit einem entwicklungsorientierten<br />
und -optimistischen<br />
Stil durchaus Coaching-Haltung und -Techniken<br />
nützen. Aber sie sollte sich weder <strong>als</strong><br />
Coach bezeichnen, noch entsprechende<br />
Verträge mit den eigenen Mitarbeitern machen.<br />
Falls ein Mitarbeiter für ein Coaching<br />
geeignet ist oder in Frage kommt, sollte<br />
sie das aus ihrer entwicklungsorientierten<br />
Führungshaltung heraus an einen Coach<br />
delegieren.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
85
ORGANISATION<br />
Mit der DEICH-Methode die E-Mail-Flut eindämmen<br />
Sie haben keine<br />
neuen Nachrichten<br />
AUTOR<br />
Prof. Dr. Martin-Niels Däfler<br />
ist <strong>als</strong> Kommunikationsberater,<br />
Wirtschaftsredakteur und<br />
hauptberuflicher Dozent an der<br />
FOM Hochschule für Oekonomie<br />
& Management in Frankfurt/M.<br />
tätig.<br />
Kaum einer anderen Aussage stimmen Manager lieber zu <strong>als</strong> der These, dass E-Mails die Hauptursache für Stress<br />
und Überlastung sind. Zweifel daran sind mehr <strong>als</strong> berechtigt, werden hier doch Ursache und Symptome vertauscht.<br />
Elektronische Nachrichten sind nämlich nur Werkzeuge: Ein Arzt macht auch nicht sein Skalpell, ein<br />
Bauarbeiter nicht seine Schaufel für eine Überlastung verantwortlich. Vielmehr müssen die wahren Gründe für die<br />
(scheinbare) E-Mail-Flut herausgearbeitet werden. Erst dann lassen sich Gegenmaßnahmen ergreifen. Eine schnell<br />
wirkende Methode ist unter anderem, den Posteingangskorb systematisch zu bearbeiten.<br />
Für viele Führungskräfte und Mitarbeiter<br />
hat die E-Mail-Kommunikation eine<br />
Metamorphose vollzogen: vom Segen zum<br />
Fluch. Mittlerweile ruft das Schlagwort „E-<br />
Mail“ bei vielen Büroarbeitern keine positiven<br />
Assoziationen hervor, vielmehr wird reflexartig<br />
die Metapher von der „Flut“ bemüht.<br />
Einer Studie von Prof. Dr. Michael Nippa<br />
(TU Freiberg) zufolge erhalten die von<br />
ihm befragten Personen durchschnittlich<br />
29 geschäftliche E-Mails pro Tag. Bei den<br />
Führungskräften blinkt der Posteingang<br />
häufiger, nämlich 38 mal täglich. 63 Prozent<br />
dieser Nachrichten stammen von unternehmensinternen<br />
Absendern. Nur 37 Prozent<br />
kommen von außerhalb.<br />
Eine gemeinsame Untersuchung von TNS<br />
Emnid und des Archivierungsspezialisten<br />
Iron Mountain kommt auf weit höhere Zahlen:<br />
Mitarbeiter in großen Unternehmen, vor<br />
allem in der Dienstleistungsbranche, erhalten<br />
mehr <strong>als</strong> 150 E-Mails am Tag – Tendenz<br />
steigend. Unabhängig davon, ob es nun 29,<br />
38 oder 150 elektronische Nachrichten pro<br />
Tag sind, fest steht: Es sind zu viele. Wenig<br />
verwunderlich ist, wenn die Techniker<br />
Krankenkasse in einer Studie feststellt, dass<br />
sich jeder dritte Angestellte in Deutschland<br />
durch die tägliche E-Mail-Flut und die vielen<br />
unerwünschten Nachrichten (Spam) massiv<br />
gestresst fühlt.<br />
Nicht nur die schiere Menge an E-Mails<br />
belastet Manager und Mitarbeiter, sondern<br />
vielfach auch die schlechte Qualität der<br />
elektronischen Post. Da wird entweder ausschweifend<br />
oder viel zu knapp formuliert. Da<br />
fehlt jedwede Gliederung. Die Betreffzeile<br />
bleibt leer oder ist nichtssagend. Wichtige<br />
Informationen werden verschwiegen, dafür<br />
irrelevante Details in epischer Breite geschildert.<br />
Quelle: rasc / Pixelio<br />
Kurzum: Kaum jemand hat offenbar<br />
gelernt, wie strukturierte und verständliche<br />
E-Mails geschrieben werden. Doch das ist<br />
nur eine eher vordergründige Erklärung für<br />
die „E-Mail-Depression“, unter der so viele<br />
Büro arbeiter vorgeben zu leiden. Ein anderer,<br />
@<br />
@<br />
@<br />
@<br />
@<br />
@<br />
@<br />
noch wichtigerer Grund liegt bei den Menschen<br />
selbst, die über die E-Mail-Flut klagen:<br />
> Oftm<strong>als</strong> ist ein hoher Posteingang auch<br />
ein Zeichen mangelnder Führungs- und<br />
Organisationsfähigkeit bzw. fehlenden<br />
Vertrauens.<br />
@<br />
@<br />
@<br />
Mit E-Mails lassen sich heute selbst entfernte Kontinente sekundenschnell erreichen. Um die<br />
neue Kommunikationsform stressfrei einzusetzen, ist vor allem eine effiziente Planung hilfreich.<br />
86 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
ABBILDUNG 1<br />
ORGANISATION<br />
Erfassung des Posteingangs per Strichliste<br />
Begegnen kann man ihr mit der vom Autor<br />
entwickelten „DEICH“-Methode, deren wichtigste<br />
Komponenten im Folgenden beschrieben<br />
werden.<br />
Dauerthemen und<br />
-absender erkennen<br />
Im ersten Schritt geht es darum, die häufigsten<br />
„Störenfriede“ zu entlarven. Zunächst<br />
wird dazu ein Zeitraum festgelegt, für den der<br />
jeweilige E-Mail-Eingang analysiert werden<br />
soll. Erfahrungsgemäß reicht es aus, E-Mails<br />
der zurückliegenden vier bis sechs Wochen<br />
zu betrachten. Vorrangig geht es darum,<br />
die Absender zu identifizieren. Dazu sollte<br />
zunächst eine Liste mit den Namen der Personen<br />
bzw. Abteilungen erstellt werden, die<br />
E-Mails verschickt haben.<br />
Für jede Mail, die von einer bestimmten<br />
Person/Abteilung gekommen ist, gibt es<br />
einen Strich hinter dessen/deren Namen.<br />
Vermutlich sind – gemäß des Pareto-Prinzips<br />
– ungefähr 20 bis 30 Prozent der Absender<br />
für etwa 70 bis 80 Prozent des E-Mail-<br />
Verkehrs verantwortlich. Im Beispiel (s. Abb.<br />
1) sind das die beiden Absender „Dr. Vogler“<br />
und die Abteilung Personal.<br />
Manchmal – das hängt von der Position<br />
im Institut oder der genauen Aufgabe ab –<br />
sind es nicht einzelne Absender, sondern<br />
bestimmte Themen, die einen überdurchschnittlichen<br />
E-Mail-Verkehr erzeugen. Mit<br />
der gleichen Methode lassen sich dann die<br />
„Top-Themen“ einkreisen. Mitunter ist es<br />
sinnvoll, gleich zwei Listen zu erstellen – eine<br />
Absender- und eine Themenliste. Hat man<br />
beide Listen im Blick, zeigt sich wer oder was<br />
die „Sorgenkinder“ sind.<br />
Diese Problemfälle müssen genauer<br />
analysiert werden:<br />
> Warum werden E-Mails geschrieben?<br />
> Welcher Art sind die E-Mails? Sind es eher<br />
E-Mails nach dem Motto „Ich habe dem<br />
Kunden ABC unser Finanzprodukt XYZ<br />
verkauft und wollte diesen Sachverhalt<br />
mitteilen, damit Sie wissen, wie erfolgreich<br />
ich bin“? Oder handelt es sich um (nach)<br />
fragende E-Mails, die eine konkrete Aktion/<br />
Antwort erfordern wie „Welche Kunden<br />
sollen wir zu unseren Innovationstagen<br />
einladen?“ Zu dritten Kategorie zählt Erinnerungspost<br />
wie „Haben Sie schon Gelegenheit<br />
gehabt, sich den Vertriebsplan<br />
für die Region Süd anzusehen?“<br />
Hinter jedem E-Mail-Typ stehen meist Versäumnisse<br />
auf Adressatenseite. Konkret<br />
können das sein:<br />
Name Erhaltene Mails in KW 38/2011 Summe Anteil<br />
Schmitt, Manfred ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||| 28 13,3 %<br />
Dr. Vogler ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| |||| 34 16,1 %<br />
Krause, Marcus ||||| ||||| ||||| | 16 7,6 %<br />
Englert, Simone ||||| ||||| ||||| ||||| || 22 10,4 %<br />
Abteilung Personal ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||| 48 22,7 %<br />
Andere ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||| 63 29,8 %<br />
Summe 211 100,0 %<br />
> Mitarbeiter haben zu wenige Kompetenzen.<br />
> Mitarbeiter sind nur unzureichend über<br />
ihre Aufgaben informiert worden.<br />
> Mitarbeitern wurden Prozesse oder<br />
Verantwortlichkeiten nicht klar genug<br />
beschrieben.<br />
> Mitarbeiter erhalten zu wenig Anerkennung.<br />
> Mitarbeiter sind dazu angehalten, permanent<br />
über ihre Aktivitäten Bericht zu<br />
erstatten.<br />
> Mitarbeiter bekommen kein Feedback,<br />
wann sie mit einer Antwort rechnen können.<br />
Auf den Punkt gebracht: Bevor andere für den<br />
Dauerstau im Posteingang verantwortlich<br />
gemacht werden, sollte die eigene Arbeitsweise<br />
selbstkritisch hinterfragt werden:<br />
> Sind meine Briefings ausführlich genug<br />
und aussagekräftig?<br />
> Habe ich die Abläufe in meinem Bereich<br />
verständlich und detailliert beschrieben?<br />
> Gewähre ich meinen Mitarbeitern die<br />
Freiräume und Kompetenzen, die sie<br />
brauchen, um ihre Aufgaben selbstständig<br />
ausführen zu können?<br />
> Spreche ich gelegentlich ein konkretes<br />
Lob aus?<br />
> Bin ich selbst so gut organisiert, dass<br />
sich meine Mitarbeiter darauf verlassen<br />
können, dass ihre Anfragen zuverlässig<br />
beantwortet werden – auch wenn es einmal<br />
länger dauern sollte?<br />
Einmal-Prinzip anwenden<br />
Jeder hat das schon einmal erlebt: Man hat<br />
eine E-Mail zwar gelesen, anschließend<br />
jedoch nichts getan, sondern sie einfach wieder<br />
geschlossen. Dabei schwingt häufig der<br />
Gedanke mit, jetzt gerade nicht genügend<br />
Zeit zur Bearbeitung bzw. Beantwortung zu<br />
haben. Mitunter wird auch schlicht vergessen,<br />
die E-Mail zu löschen oder „gescheit“<br />
abzulegen. Offen gesagt: Das sind Anfängerfehler.<br />
„Normale“ Post wird doch auch aus dem<br />
Briefkasten genommen und gelesen. Sie<br />
wird nicht wieder zurück in den Briefkasten<br />
gestopft. Genau das passiert aber oft mit<br />
dem E-Briefkasten. Dabei ist der E-Mail-<br />
Posteingang – metaphorisch ausgedrückt<br />
– ausschließlich eine Landebahn und kein<br />
Hangar. E-Mails, die aus dem Posteingang<br />
heraus geöffnet werden, sollte man<br />
> direkt beantworten oder weiterleiten,<br />
> löschen,<br />
> ablegen,<br />
> in einen Ordner „zu bearbeiten“ verschieben.<br />
Werden E-Mails nicht nach einer dieser vier<br />
Regeln behandelt, quillt der Posteingang<br />
innerhalb kürzester Zeit von E-Mails über,<br />
die bereits gelesen worden sind. Die zeitfressende<br />
Folge: Elektronische Nachrichten werden<br />
zwei- mitunter sogar dreimal gelesen,<br />
bevor sie ihren Weg aus dem Posteingang<br />
finden. Nicht nur das: Es wird zusätzliche<br />
Zeit benötigt, um sich in den jeweiligen Sachverhalt<br />
hineinzudenken. Dieser berüchtigte<br />
Sägezahneffekt lässt sich vermeiden, in dem<br />
diszipliniert das Einmal-Prinzip angewendet<br />
und beim ersten Lesen einer E-Mail entschieden<br />
wird, was damit passieren soll.<br />
INFOBOX 1<br />
Praxisbeispiel<br />
zur DEICH-Methode<br />
Ich habe eine Liste mit Absendern eines<br />
Zeitraums von sieben Wochen erstellt<br />
und dabei herausgefunden, dass die<br />
überwiegende Zahl der E-Mails, die ich<br />
erhalten haben, von meinen Studenten<br />
stammte. Die angehenden Akademiker<br />
haben dabei vorrangig formale Fragen<br />
zu den Seminararbeiten, die zu erstellen<br />
waren, gestellt. Was habe ich gemacht?<br />
Die Informationen, die ich üblicherweise<br />
zu Semesterbeginn verteile, wurden<br />
wesentlich ausführlicher gestaltet und<br />
dabei alle Fragen berücksichtigt, die in<br />
den E-Mails der jüngeren Vergangenheit<br />
gestellt worden waren. Der positive<br />
Effekt war sofort deutlich spürbar:<br />
E-Mails mit Fragen zur Gestaltung<br />
von Seminararbeiten gingen deutlich<br />
zurück. Das persönliche E-Mail-Aufkommen<br />
war deutlich reduziert.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
87
ORGANISATION<br />
¯<br />
Informierende E-Mails begrenzen<br />
Informierende E-Mails finden sich am häufigsten<br />
im Posteingang. In der Regel wird<br />
darin kein konkretes Handeln erwartet. Die<br />
Adressaten werden lediglich über Fort- oder<br />
Rückschritte bei Projekten bzw. über neue<br />
Sachverhalte in Kenntnis gesetzt. Mit den<br />
Absendern, die häufig solche E-Mails schreiben,<br />
sollte in jedem Fall gesprochen werden.<br />
Dabei sollten die Beweggründe verdeutlicht<br />
werden wie:<br />
> Der Posteingang soll dauerhaft niedrig<br />
gehalten werden.<br />
> Man möchte nur noch über solche Vorgänge<br />
informiert werden, die wichtig sind. Damit<br />
ist es jedoch nicht getan: Zu definieren<br />
ist nämlich, was „wichtig“ bedeutet, <strong>als</strong>o<br />
etwa, wenn sich ein Kunde beschwert oder<br />
wenn ein Projektmeilenstein nicht erreicht<br />
worden ist.<br />
Es kann langfristig sehr lohnend sein, gemeinsam<br />
mit den Mitarbeitern Entscheidungsregeln<br />
aufzustellen – so haben alle Betroffenen<br />
Handlungssicherheit. Das ist jedoch<br />
nur dann sinnvoll, wenn sich die Entscheidungssituation<br />
häufiger so oder ähnlich<br />
wiederholt. Andernfalls wird ein ein nicht zu<br />
rechtfertigender Bürokratismus betrieben.<br />
Eine weitere Empfehlung: Mitarbeiter<br />
sollten gebeten werden, Informationen zusammenzufassen,<br />
das heißt, nicht anlassgetrieben<br />
zu schreiben, sondern beispielsweise<br />
nur einmal die Woche eine kurze Übersicht<br />
der relevantesten Neuigkeiten zu verfassen.<br />
Wenn es sich um Informationen handelt,<br />
die sich an einen breiten Leserkreis richten –<br />
wie etwa an die ganze Abteilung oder sogar<br />
das komplette Unternehmen –, dann ist eine<br />
Radikalkur empfehlenswert: Nicht beachten<br />
und einfach löschen! Wem das zu riskant<br />
erscheint, schiebt solche E-Mails ungelesen<br />
in einen entsprechenden Ordner. Bei Bedarf<br />
lassen sie sich dort wieder „herausfischen“.<br />
Die Begründung für diese Vorgehensweise<br />
ist einfach: Was wirklich wichtig ist, erfährt<br />
man ohnedies. Alles andere hat mitunter<br />
eine Halbwertzeit von wenigen Tagen. Der<br />
US-amerikanische Philosoph und Schriftstellers<br />
Ralph Waldo Emerson hat es einmal auf<br />
den Punkt gebracht:<br />
> „Es gibt viele Dinge, die ein kluger Mann<br />
nicht wissen will.“<br />
Clever schreiben und antworten<br />
Seien wir ehrlich: Vielfach liegt es an unseren<br />
eigenen, mitunter mangelhaften Fähigkeiten,<br />
dass wir so viele E-Mails bekommen.<br />
Um ein Programmierer-Bonmot leicht<br />
abzuwandeln: „Garbage out – garbage in!“<br />
Schlecht formulierte, unvollständige oder<br />
unstrukturierte E-Mails, die wir versenden,<br />
führen zu Nachfragen oder Missverständnissen.<br />
Häufig ist dem Empfänger auch gar<br />
nicht bewusst, dass etwas von ihm erwartet<br />
wird, weil eine klare Handlungsaufforderung<br />
fehlt. In der Folge „trudeln“ dann E-Mails ein<br />
mit Inhalten wie:<br />
> Ist Herr Müller aus dem Marketing über das<br />
XY-Projekt zu informieren?<br />
> Muss die Finanzanwendung ZX auch auf<br />
der Messe ausgestellt werden?<br />
> Sollen bei der Lieferanten-Analyse Ausländer<br />
berücksichtigen werden?<br />
Klar wird aus den Fragen, dass man oft genug<br />
selbst schuld ist, wenn zu viele (Nach)Fragen<br />
kommen. Das kann, wie bereits geschildert,<br />
an einem unzureichenden Briefing liegen<br />
oder einer unvollständigen Reaktion auf eine<br />
Anfrage oder Bitte.<br />
Der auf der Hand liegende Ratschlag<br />
lautet <strong>als</strong>o: Werden Anweisungen gegeben<br />
oder ein Sachverhalt geschildert, sollte das<br />
so ausführlich und genau wie erforderlich,<br />
aber auch nicht länger sein. Damit werden<br />
E-Mails, die rein der Aufklärung und Konkretisierung<br />
dienen, vermieden. Dazu ein Tipp:<br />
> Müssen mehrere Punkte angesprochen<br />
werden, empfiehlt sich eine Durchnummerierung<br />
der Aussagen. Das hat zwei Vorteile:<br />
Zum einen ist es für den Empfänger<br />
einfacher, Bezug auf die einzelnen Inhalte<br />
zu nehmen. Und zum anderen wird der<br />
Text dadurch logisch gegliedert. Klarheit<br />
im Layout sorgt für Klarheit im Kopf.<br />
Ein weiterer Hinweis: Pro E-Mail sollte nur<br />
ein Thema behandelt werden, auch wenn<br />
dem Empfänger zu mehreren Themen etwas<br />
mitzuteilen wäre. Hauptgrund ist, dass Probleme<br />
beim Weiterleiten vermieden werden.<br />
Absender wie Empfänger können die E-Mail<br />
genau zuordnen bzw. ablegen und eine<br />
eventuelle Wiedervorlage ist leichter.<br />
Die eigenen E-Mails sollten so präzise<br />
wie möglich und vorausschauend sein. Es<br />
ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, das<br />
Vorgehen und das mögliche Ergebnis genau<br />
zu überdenken. Angenommen, von einem<br />
Mitarbeiter wird eine Liste aller Lieferanten<br />
benötigt, die im letzten Quartal in Verzug<br />
waren. Was müsste er wissen, um diese<br />
Aufgabe vollständig und im Sinne des Absenders<br />
zu erledigen? Zum Beispiel, ob es eine<br />
Toleranz bzw. eine bestimmte Messeinheit<br />
gibt: Wird die Verzögerung taggenau oder<br />
INFOBOX 2<br />
E-Mail-Hygiene<br />
1.Bezieht man sich auf eine E-Mail,<br />
<br />
der E-Mail und nicht ans Ende. Der<br />
<br />
spart sich zudem Zeit, da er nicht nach<br />
unten blättern muss, um die Antwort<br />
zu finden.<br />
<br />
<br />
solche Teile stehen lassen, auf die sich<br />
die Antwort bezieht. Auch das bedeutet<br />
Zeitgewinn.<br />
3. Vor dem Verschicken der Antwort<br />
sollte geprüft werden, ob auf alle<br />
Punkte des Absenders eingegangen<br />
worden ist. Hier liegt einer der Hauptursachen<br />
für (nach)fragende E-Mails:<br />
Von drei angesprochenen Punkten<br />
wurden nur zwei beantwortet. Der<br />
Empfänger muss in der Folge erneut<br />
schreiben. Das ist nicht nur ärgerlich,<br />
sondern unprofessionell.<br />
pro Kalenderwoche gezählt? Sollen alle<br />
Lieferanten erfasst werden, <strong>als</strong>o auch der<br />
Büroartikel-Shop?<br />
Zu begründen ist ferner, warum eine<br />
bestimmte Information benötigt bzw. eine<br />
bestimmte Aufgabe gestellt wird. Ein solches<br />
Hintergrundwissen hilft dem Empfänger,<br />
Bedeutung und Zweck seiner Arbeit zu verstehen.<br />
Klar sein muss auch, in welcher Form<br />
die Ergebnisse dargestellt werden (Excel-<br />
Tabelle, Diagramm, einfach <strong>als</strong> Antwort in<br />
einer E-Mail etc.).<br />
Manchmal ist es nicht ein mangelhaftes<br />
Briefing, sondern Nachlässigkeit oder sogar<br />
Ignoranz, die zusätzliches E-Mail-Aufkommen<br />
provoziert, nämlich, wenn nicht auf<br />
Nachrichten reagiert wird. Kommunikation<br />
ist auf Feedback ausgerichtet! Wie geht es<br />
einem selbst, wenn man jemandem geschrieben<br />
hat und keine Antwort bekommt?<br />
Verschiedene Erklärungen sind möglich:<br />
> Hat der andere meine E-Mail überhaupt<br />
bekommen?<br />
> Hat er sie gelesen?<br />
> Überlegt er noch?<br />
> Ist er bereits damit beschäftigt, meine<br />
Frage zu beantworten oder meine Bitte<br />
auszuführen?<br />
> Hat er mich nicht verstanden?<br />
> Kann er meine Frage mangels Wissen<br />
überhaupt nicht beantworten – ist er <strong>als</strong>o<br />
der f<strong>als</strong>che Ansprechpartner?<br />
88 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
ORGANISATION<br />
> Hat er gerade keine Zeit, sich darum zu<br />
kümmern?<br />
> Hat er vielleicht auch einfach nur vergessen,<br />
mir zu antworten?<br />
Also: Wenn eine E-Mail nicht sofort zu beantworten<br />
ist, sollte zumindest der Empfang<br />
bestätigt werden. Für den Absender ist es<br />
zudem hilfreich zu wissen, bis wann mit einer<br />
Antwort zu rechnen ist. Das sind nur wenige<br />
Worte, doch ersparen sie weitere (nach)<br />
fragende E-Mails.<br />
Heuristiken benutzen<br />
Unter Heuristik versteht man die „Kunst“,<br />
mit begrenztem Wissen und wenig Zeit gute<br />
Lösungen zu finden. In diesem Sinne ist<br />
der letzte Baustein der DEICH-Methode zu<br />
verstehen. Die folgenden Empfehlungen für<br />
das E-Mail-Management sollen <strong>als</strong> Anregung<br />
dienen, selbst Heuristiken zu entwickeln. Die<br />
unten genannten sind praxiserprobt und<br />
helfen, die Bearbeitungszeit von E-Mails<br />
deutlich zu senken.<br />
Allerdings besteht auch die Gefahr, dass<br />
bei Anwendung der Hinweise gelegentlich<br />
eine wichtige E-Mail unbearbeitet bleibt<br />
bzw. zu spät beantwortet wird. Insofern sind<br />
es eben „nur“ gute und keine optimalen<br />
Lösungen. Aber, das muss man akzeptieren,<br />
wenn man das E-Mail-Chaos beherrschen will:<br />
> Nur noch zwei- bis dreimal täglich in den<br />
Posteingang schauen und E-Mails gebündelt<br />
abarbeiten.<br />
> Im Mail-Programm die Regel einstellen,<br />
dass eingehende E-Mails, die im „An-Feld“<br />
nur den Adressaten zeigen, in einem separaten<br />
Ordner landen. Der ist dann mit<br />
höchster Priorität zu bearbeiten. E-Mails,<br />
bei denen der Adressat nur einer von mehreren<br />
Empfängern ist oder nur eine Kopie<br />
erhalten hat, sind in aller Regel weniger<br />
wichtig.<br />
> Nach einer längeren Abwesenheit, etwa<br />
nach einer Geschäftsreise, ist der Posteingang<br />
nicht – wie üblich – nach Datum,<br />
sondern nach Personen zu sortieren. Auf<br />
diese Weise werden alle E-Mails eines<br />
Absenders gebündelt gesehen. Die Nachrichten<br />
einer Person nacheinander lesen,<br />
erledigt manches schon „von allein“.<br />
> Ablegen von E-Mails nur dann in entsprechenden<br />
Verzeichnissen/Ordnern, wenn<br />
der Inhalt später noch von Bedeutung ist.<br />
Überhaupt sollte man sich grundsätzlich<br />
Gedanken zum Thema Archivierung machen.<br />
Viele Menschen entwerfen und pflegen ein<br />
ausgeklügeltes Ablagesystem, was sehr<br />
viel Zeit kostet. Doch häufig ist es so, dass<br />
gerade die „Ordnungsfetischisten“ nur<br />
selten auf archivierte E-Mails zurückgreifen<br />
müssen. Wenn im jeweiligen Arbeitsbereich<br />
nur selten auf alte E-Mails zurückgegriffen<br />
werden muss, ist ernsthaft zu überlegen, ob<br />
tatsächlich ein differenziertes Ablagesystem<br />
benötigt wird – sofern das mit Firmenrichtlinien<br />
im Einklang steht.<br />
Fazit<br />
Ein überlaufender E-Mail-Posteingang<br />
ist selten die wahre Ursache von Stress<br />
und Überlastung, sondern meistens ein<br />
Symptom schlechter oder unzureichender<br />
ten<br />
ist er mitunter ein Anzeichen für einen<br />
ausgeprägten Kontrolldrang oder eine<br />
fehlende Bereitschaft, Verantwortung und<br />
Aufgaben abzugeben.<br />
E-Mails sind lediglich ein Werkzeug<br />
im modernen Büroalltag, nicht mehr und<br />
nicht weniger. Es gilt, sie richtig einzusetzen<br />
– die DEICH-Methode hilft dabei. Sie<br />
ist ein pragmatisches und schnell anzuwendendes<br />
Verfahren, um dauerhaft das<br />
E-Mail-Aufkommen zu senken. Allerdings<br />
hängt die Erfolgswahrscheinlichkeit wie<br />
bei nahezu jeder Methode ganz maßgeblich<br />
davon ab, wie diszipliniert Anwender<br />
die einzelnen Regeln befolgen.<br />
Nutzer bestätigen, dass vor allem die<br />
erstmalige Anwendung des „D-Schrittes“<br />
zu einer deutlichen Entlastung führt. Die<br />
Umsetzung bzw. Einhaltung der Schritte<br />
„E“ bis „H“ ist demzufolge im beruflichen<br />
Alltag jedoch schwieriger. Auf den Punkt<br />
gebracht: Ihren vollen Nutzen kann die<br />
DEICH-Methode nur entfalten, wenn die<br />
bisherigen E-Mail-Gewohnheiten grundlegend<br />
geändert werden. Ist das der Fall, hat<br />
man einen belastbaren Damm gegen die<br />
E-Mail-Flut errichtet.<br />
¯<br />
Literatur<br />
1 Däfler, Martin-Niels: Karriereführerschein,<br />
Frankfurt/Main 2011<br />
2 Burger, Arno: E-Mail-Management im Job,<br />
2. Aufl., Berlin 2009<br />
3 Schneider, Wolf: Deutsch! Das Handbuch für<br />
attraktive Text, Hamburg 2007<br />
Quelle: Rainer Sturm / Pixelio<br />
Eine zentrale Rolle spielt im gesamten Kommunikationsprozess per E-Mail das schnelle Wiederauffinden von Informationen. Jeder Mitarbeiter sollte<br />
deshalb eine individuelle, auf seine Funktion zugeschnittene Ablagesystematik entwickeln. Die muss im Einklang mit den Institutsvorgaben stehen.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
89
CONTROLLING<br />
<br />
<br />
Projektmanagement unter (Un-)Sicherheit<br />
Basel III in der<br />
praktischen Umsetzung<br />
AUTOREN<br />
Dr. Silvio Andrae<br />
ist Referent beim Deutschen<br />
Sparkassen- und Giroverband<br />
(DSGV) in Berlin und leitet das<br />
Teilprojekt „Umsetzungsleitfaden<br />
Basel III.<br />
Dr. Martin Lippert<br />
ist Abteilungsdirektor und Leiter<br />
„Koordination Betriebswirtschaft<br />
und Aufsicht“ beim Deutschen<br />
Sparkassen- und Giroverband<br />
(DSGV) in Berlin.<br />
Die Europäische Kommission hat im Juli 2011 den Verordnungsentwurf zur Umsetzung von Basel III in Europa<br />
(CRR) veröffentlicht. Aktuell beschäftigt die Kreditwirtschaft deshalb, wie diese neuen regulatorischen Anforderungen<br />
umgesetzt werden können. Auch wenn die Einzelheiten endgültig erst im Sommer 2012 feststehen, dürfen die<br />
Institute keine Zeit verlieren. Der neue „DSGV-Umsetzungsleitfadens Basel III“ informiert Anwender über den<br />
aktuellen Stand der neuen Anforderungen. Mit seiner Hilfe lassen sie sich zielgerichtet, risikoorientiert und<br />
betriebswirtschaftlich sinnvoll umsetzen.<br />
Basel III bringt vor allem neue Regelungen<br />
für die Eigenkapitalausstattung,<br />
das Liquiditäts- und Ausfallrisikomanagement<br />
sowie die Abrechnung außerbörslicher<br />
Derivate über eine zentrale Clearingstelle.<br />
Das Regelwerk tritt voraussichtlich zum<br />
1. Januar 2013 in Kraft. Aus dem umfangreichen<br />
Gesetzesvorschlag lassen sich<br />
bereits heute die Punkte herauslesen, die<br />
für Sparkassen und Landesbanken von<br />
besonderer Bedeutung sind. Sie sollten<br />
vor allem Gegenstand der in diesem Jahr<br />
beginnenden Umsetzungsaktivitäten in den<br />
Instituten sein.<br />
Aus Sicht eines regional ausgerichteten<br />
und im Verbund organisierten Instituts sind<br />
zum aktuellen Zeitpunkt drei wesentliche<br />
strategische Handlungsfelder von Bedeutung:<br />
> Stärkung des Eigenkapit<strong>als</strong><br />
> Neubewertung des Derivate-Einsatzes<br />
> Optimierung der Liquiditätsausstattung.<br />
Auf allen Handlungsfeldern sind Entscheidungen<br />
zu treffen und die notwendigen<br />
Maßnahmen einzuleiten, wie Tabelle 1 zeigt.<br />
Stärkung des Eigenkapit<strong>als</strong><br />
Ein wesentlicher Bestandteil des neuen<br />
Regelwerks besteht in der erhöhten Anforderung<br />
an die Eigenkapitalbasis der Institute.<br />
Neben stufenweise höheren Kapitalquoten<br />
verschärfen sich vor allem auch die qualitativen<br />
Kriterien für die Anrechnungsmöglichkeit<br />
der einzelnen Kapitalinstrumente <strong>als</strong><br />
aufsichtsrechtliches Eigenkapital. Der Fokus<br />
liegt auf dem verlusttragenden Kernkapital.<br />
Jedes Institut muss künftig deutlich mehr<br />
hartes Kernkapital vorhalten. Gleichzeitig<br />
wird einschränkt, was <strong>als</strong> hartes Kernkapital<br />
angerechnet werden darf. Zudem verändert<br />
sich die Berechnungssystematik für die regulatorischen<br />
Eigenmittel erheblich. Dazu sind<br />
die Abzugs- und Korrekturposten vollständig<br />
überarbeitet worden.<br />
Ein vor allem für Sparkassen kritischer<br />
Punkt ist, dass ein Kapitalabzug von indirekten<br />
Finanzbeteiligungen (über Dritte<br />
gehaltene Beteiligungen an Kreditinstituten,<br />
Versicherungen, Finanzunternehmen etc.)<br />
hinzukommt. Auch wenn die Kapitalabzüge<br />
nicht sofort ab 2013 in vollem Umfang gelten<br />
Quelle: EU-Kommission<br />
Brüssel wird immer mehr zum Dreh- und Angelpunkt auch für die Finanzwirtschaft. Seit Juli<br />
2011 liegt von der EU-Kommission der Verordnungsentwurf zur Umsetzung von Basel III vor.<br />
90 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
TABELLE 1<br />
CONTROLLING<br />
Handlungsfelder und mögliche Maßnahmen<br />
werden, kann es in Abhängigkeit von den<br />
Beteiligungsverhältnissen im Einzelfall zu<br />
einer deutlichen Reduktion des harten Kernkapit<strong>als</strong><br />
kommen. Allerdings gibt es bei den<br />
Kapitalabzügen noch eine Vielzahl offener<br />
Fragen, die in den kommenden Wochen und<br />
Monaten geklärt werden müssen.<br />
Stille Vorsorgereserven gemäß Paragraph<br />
340f Handelsgesetzbuch (HGB), so ein weiterer<br />
Punkt, sollen ab 2013 voraussichtlich<br />
vollständig <strong>als</strong> Ergänzungskapitalinstrument<br />
wegfallen. Nach aktueller Lesart der<br />
EU-Verordnung kommen dafür nicht einmal<br />
die Übergangsvorschriften in Betracht, wonach<br />
nicht mehr anerkannte Kapitalinstrumente<br />
über einen Zehn-Jahreszeitraum in<br />
Raten angerechnet werden können.<br />
Damit gibt es einen erheblichen Handlungsbedarf.<br />
Auf Grundlage individueller<br />
Zielquoten sollten die Institute szenariobasierte<br />
und langfristige Planungsrechnungen<br />
durchführen, die einen möglichen Kapitalmehrbedarf<br />
identifizieren. Gegebenenfalls<br />
sind Maßnahmen einzuleiten, etwa offene<br />
Vorsorgereserven zu bilden oder Gewinnthesaurierung<br />
vorzunehmen.<br />
Die institutsinterne Entscheidung, stille<br />
Vorsorgereserven nach Paragraph 340f HGB<br />
aufzulösen und gegebenenfalls nach Paragraph<br />
340g HGB oder <strong>als</strong> offene Rücklagen<br />
neu zu bilden, hängt dabei von verschiedenen<br />
Faktoren bzw. Ausgangsfragen ab:<br />
> Wie sieht die Kernkapitalausstattung des<br />
Instituts heute bzw. künftig aus?<br />
> Wie ist der Abzug indirekter Finanzbeteiligungen<br />
ab 2013 (inklusive Übergangsfrist)<br />
zu handhaben?<br />
> Wie positioniert sich ein Institut in Bezug<br />
auf den Zinsrisikokoeffizienten heute bzw.<br />
künftig?<br />
> In welcher Weise wird ein Institut seine<br />
Großkreditobergrenze 1 heute bzw. künftig<br />
auslasten?<br />
Die Entscheidung zum Umgang mit den<br />
Vorsorgereserven hängt somit von verschiedenen<br />
Aspekten ab, die teilweise selbst sehr<br />
unsicher sind (s. Fallbeispiel). Im Einzelfall<br />
müssen mitunter bereits bis zum 31. März<br />
2012 im Rahmen des Jahresabschlusses<br />
für 2011 Maßnahmen getroffen werden.<br />
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband<br />
(DSGV) diskutiert derzeit Lösungsansätze,<br />
die eine solche Entscheidung vermeiden<br />
sollen. Bis Ende des 1. Quart<strong>als</strong> 2012 sollte<br />
zumindest Klarheit darüber herrschen, wie<br />
die Anrechnung der stillen Vorsorgereserven<br />
künftig erfolgt.<br />
Handlungsfelder<br />
Stärkung des Eigenkapit<strong>als</strong><br />
Neubewertung des<br />
Derivate-Einsatzes<br />
<br />
Liquiditätsausstattung<br />
Mögliche Maßnahmen<br />
Neubewertung des<br />
Derivate-Einsatzes<br />
Institute setzen in der Regel außerbörslich<br />
gehandelte Derivate (vor allem Zins-<br />
Derivate) ein, um Risiken abzusichern. Die<br />
neue EU-Verordnung European Market<br />
Infrastructure Regulation (EMIR) sieht vor,<br />
dass diese Derivate künftig über zentrale<br />
Clearing-Häuser abzurechnen sind. Derartige<br />
Einrichtungen wie Eurex Clearing oder<br />
LCH Clearnet stehen künftig für das Ausfallrisiko<br />
sämtlicher Derivate-Kontrakte ein,<br />
die der Gesetzgeber <strong>als</strong> Clearing-pflichtig<br />
kennzeichnet.<br />
In Abhängigkeit vom Umfang des<br />
künftigen Derivate-Einsatzes werden die<br />
Sparkassen ihr Clearing über so genannte<br />
Clearing-Mitglieder wie die Landesbanken<br />
abwickeln, da sie über einen direkten Zugang<br />
zum Clearing-Haus verfügen. Institute mit<br />
einem eingeschränkten Derivate-Einsatz<br />
werden möglicherweise von der Befreiung<br />
der Clearing-Pflicht Gebrauch machen, die<br />
die EMIR-Verordnung für gruppeninterne<br />
Transaktionen vorsehen wird.<br />
Neben der geschäftspolitischen Neubewertung<br />
über den künftigen Einsatz dieser<br />
OTC-Derivate ist das bestehende Derivate-<br />
Portfolio zu analysieren. Dafür gilt zwar keine<br />
rückwirkende Clearing-Pflicht. Allerdings<br />
müssen für die vor dem Inkrafttreten von<br />
EMIR bilateral vereinbarten OTC-Derivate ab<br />
1. Januar 2013 zusätzliches Eigenkapital (für<br />
das sogenannte CVA-Risiko 2 ) unterlegt und<br />
höhere Anforderungen an das Risikomanagement<br />
erfüllt werden. Zudem sind künftig<br />
sämtliche Transaktionen an zentrale Register<br />
zu melden. Für bestehende Derivate sind<br />
– Ist-Kapit<strong>als</strong>ituation analysieren und szenariobasisierte<br />
Planungsrechnungen durchführen<br />
– Zielgrößen für Kapitalquoten festlegen und potentiellen<br />
Kapitalmehrbedarf identifizieren<br />
– Maßnahmen einleiten (Risikovorsorgebildung,<br />
Umschichtungen etc.)<br />
– Management der Kapitalanforderungen sicherstellen<br />
(inkl. Zinsrisikokoeffizient, Großkreditgrenze)<br />
– Auswirkungen auf Preisgestaltung für bestimmte Produkte<br />
prüfen<br />
– Bestehende Derivate-Geschäfte überprüfen<br />
– Ertrags-/Kosten- und Kapitalanalyse für aktuelles Derivate-<br />
Portfolio durchführen<br />
– Entscheidung über künftigen Einsatz bzw. Abrechnung von<br />
<br />
– Anpassung der betrieblichen Abläufe einleiten<br />
– Ist-Liquiditätssituation überprüfen und szenariobasierte<br />
Testrechnungen durchführen<br />
– Auswirkungen der neuen Liquiditätsregeln auf die Ertragskraft<br />
des Instituts überprüfen<br />
– Liquiditätsstrategie in Bezug auf neue regulatorische<br />
Anforderungen bewerten<br />
diese Meldungen bereits im 2. Halbjahr 2012<br />
erforderlich.<br />
Vom künftigen Derivate-Einsatz hängt<br />
ferner ab, ob die Institute durch die neuen<br />
Auflagen gezwungen sind, teilweise neue<br />
Strukturen und Prozesse zu etablieren wie:<br />
> Abwicklung<br />
> Berichtswesen<br />
> Handelssysteme<br />
> Kapitalunterlegung.<br />
Im Kern ist für die Sparkassen die Herausforderung,<br />
Verbunddienstleister auszuwählen,<br />
um OTC-Derivate abzurechnen. Eine angemessene<br />
Definition der Anforderungen sowie<br />
eine umfassende Kostenanalyse sollten<br />
dafür im Vordergrund stehen.<br />
Optimierung der<br />
Liquiditätsausstattung<br />
Die Sicherstellung der jederzeitigen Verfügbarkeit<br />
von Liquidität bekommt nun auch<br />
eine aufsichtsrechtliche Bedeutung. Die<br />
beiden vom Baseler Ausschuss vorgeschlagenen<br />
Liquiditätskennzahlen sollen auch<br />
künftig in Europa zum Einsatz kommen.<br />
Das geschieht zunächst in Form von Beobachtungskennziffern,<br />
die ab 2013 an die<br />
nationale Aufsicht zu melden sind.<br />
1 Nach aktuellem Entwurf ändert sich die Bemessungsgrundlage<br />
für die Großkreditobergrenze. Das<br />
Ergänzungskapital wird auf maximal 25 Prozent der<br />
gesamten Eigenmittel (heute: 50 Prozent) beschränkt.<br />
Eine Übergangsregelung ist nicht vorgesehen.<br />
2 Das CVA-Risiko ist das Risiko bonitätsinduzierter<br />
Marktwertschwankungen aus Kontrahentenausfallrisiken<br />
(Credit Value Adjustment).<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
91
CONTROLLING<br />
TABELLE 2<br />
¯<br />
Im Bereich Erfüllungspflicht sind noch<br />
viele Fragen offen. Die Europäische Bankaufsichtsbehörde<br />
(EBA) wird erst zu einem<br />
späteren Zeitpunkt die Details definieren.<br />
Ihr Augenmerk sollten die Institute in 2012<br />
vor allem auf die Liquiditätsdeckungsquote 3<br />
richten. Denn: Bereits mit dem Inkrafttreten<br />
der EU-Verordnung sollten ausreichende<br />
Liquiditätspuffer bei den Instituten zur Verfügung<br />
stehen, um kurzfristige Liquiditätsabflüsse<br />
unter Stressbedingungen kompensieren<br />
zu können. Mit dem ab 2013 geltenden<br />
harmonisierten Meldewesen 4 beginnt die<br />
Überwachung des Liquiditätspuffers durch<br />
die Aufsichtsbehörden.<br />
Die Zusammensetzung des Bestandes<br />
an hochliquiden Aktiva ist bisher in der<br />
EU-Verordnung – abweichend von Basel<br />
III – sehr viel offener definiert. Außer den<br />
Barreserven und Zentralbankguthaben<br />
sowie den von Staaten emittierten bzw.<br />
garantierten Schuldverschreibungen gibt<br />
es keine konkreten Vorgaben in Bezug<br />
auf bestimmte Produktgruppen. Bis zur<br />
endgültigen Ausgestaltung der Deckungsquote<br />
sollen die Institute Aktiva mit hoher<br />
oder extrem hoher Liquidität und Bonität<br />
selbst festlegen.<br />
Das gibt den Instituten zunächst einen<br />
größeren Spielraum, was allerdings in der<br />
Praxis nicht leicht umsetzbar ist. Um eine<br />
Vergleichbarkeit der von den Instituten<br />
im Rahmen der Meldeanforderungen<br />
gelieferten Daten in der Beobachtungsphase<br />
zu gewährleisten, wird der DSGV in<br />
diesem Jahr einfach anzuwendende und<br />
einheitliche Kriterien für liquide Aktiva<br />
entwickeln. Außer der Kategorisierung der<br />
Vermögenswerte sollten zumindest bei<br />
Neuanlagen die künftigen Anforderungen<br />
mit berücksichtigt werden.<br />
Regulatorisches Profil eines fiktiven Instituts (aktuelle Werte)<br />
Eigenkapit<strong>als</strong>truktur<br />
(in Mio. Euro)<br />
ABBILDUNG 1<br />
Institut im (Un-)Gleichgewicht<br />
ABBILDUNG 2<br />
Umsetzungfristen im Institut<br />
2011 2013<br />
(Belastungsszenario)<br />
SOLL<br />
+10 Mio.€<br />
Kernkapital<br />
Gesamtbetrag Kernkapital 109 94 104<br />
Ergänzungskapital 56 17 17<br />
stille Vorsorgereserven nach 39 0 0<br />
§ 340f HGB<br />
nachrangige Verbindlichkeiten 17 17 17<br />
Haftendes Eigenkapital 165 111 121<br />
Risikogewichtete<br />
Positionswerte<br />
Kapitalquoten<br />
1.326 1.420 1.420<br />
Kernkapitalquote 8,2% 6,6% 4,5% 7,3%<br />
Gesamtkapitalquote 12,4% 7,8% 8,0% 8,5%<br />
Großkredite<br />
Kreditgesamtposition (Mio. Euro) 28 28 28<br />
Großkreditobergrenze 17,0% 25,2% 25% 23,1%<br />
Zinsänderungsrisiko<br />
Barwertänderung (in Mio. Euro) 14 14 14<br />
Zinsrisikokoeffizient 8,5% 12,6% 20% 11,6%<br />
Fallbeispiel<br />
Im dargestellten Beispiel erfüllt das<br />
fiktive Institut bisher die quantitativen<br />
Mindestanforderungen in Bezug auf das<br />
Eigenkapital, die Großkreditobergrenze<br />
sowie den Zinsrisikokoeffizienten (s. Tabelle<br />
2). Bei einem Belastungstest würde<br />
sich in 2013 das harte Kernkapital im Wesentlichen<br />
durch den Abzug der indirekten<br />
Finanzbeteiligungen um 15 Millionen Euro<br />
(– 14 Prozent) reduzieren. Zusätzlich sorgt<br />
der sofortige Wegfall der stillen Vorsorgereserven<br />
nach Paragraph 340f HGB dafür,<br />
dass das haftende Eigenkapital von 165<br />
auf 111 Millionen Euro fällt. Im Ergebnis<br />
sinkt die Kernkapitalquote im Stressfall<br />
auf 6,6 Prozent (– 1,6 Prozent) 5 . Dennoch<br />
3 Die Liquiditätsdeckungsquote stellt die Zahlungsfähigkeit<br />
eines Instituts sicher. Sie ergibt sich aus<br />
dem Bestand an hochliquiden Aktiva und den<br />
kurzfristigen Nettozahlungsmittelabflüssen.<br />
4 Vgl. „EBA Consultation Paper on Draft Implementing<br />
Technical Standards on Supervisory Reporting Requirements<br />
for Institutions” (CP 50), 20. Dezember<br />
2011.<br />
5 Die Erhöhung der risikogewichteten Positionswerte<br />
ist außer einem regulären Kreditwachstum auf das<br />
CVA-Risiko in Bezug auf den OTC-Derivatebestand<br />
zurückzuführen.<br />
92 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
CONTROLLING<br />
wird die in 2013 geforderte Mindestkernkapitalquote<br />
von 4,5 Prozent noch überschritten.<br />
Die Gesamtkapitalquote fällt<br />
auf 7,8 Prozent – (4,6 Prozent). Mit dem<br />
verringerten haftenden Eigenkapital würde<br />
es im Beispielinstitut zu einer geringfügigen<br />
Überschreitung der Groß kreditobergrenze<br />
(25,2 Prozent) kommen.<br />
Der Zinsrisikokoeffizient ist im dargestellten<br />
Institut keine besondere Hürde. Dennoch<br />
verschlechtert sich das Ergebnis um 4,1<br />
Prozentpunkte. Zurückzuführen ist das auf<br />
die neue Zusammensetzung des haftenden<br />
Eigenkapit<strong>als</strong>.<br />
Im Ergebnis müsste das Institut ein<br />
Teil der wegfallenden stillen Vorsorgereserven<br />
zur Bildung von Paragraph<br />
340g-HGB-Reserven o.ä. verwenden. Bei<br />
einer Zuführung von 10 Millionen Euro <strong>als</strong><br />
beispielsweise offene Rücklage würde die<br />
Gesamtkennziffer auf 8,5 Prozent steigen.<br />
Die Großkreditobergrenze wäre wieder<br />
eingehalten. Den Sachverhalt verdeutlicht<br />
Abbildung 1: Die ISO-Linien zeigen<br />
in den jeweiligen Regelungsbereichen<br />
alle Kombinationen, die eine konstante<br />
Gesamtkapitalquote, Großkreditgrenze<br />
sowie Zinsrisikokoeffizienten repräsentieren.<br />
Punkte im schraffierten Bereich<br />
deuten eine Unterschreitung der Limite<br />
an.<br />
DSGV-Umsetzungsleitfaden<br />
Um die Institute frühzeitig auf die neuen<br />
Regeln vorzubereiten, hat der DSGV Ende<br />
2011 einen „Umsetzungsleitfaden Basel III“<br />
veröffentlicht.<br />
Er stellt in einer ersten Version den aktuellen<br />
Stand der neuen aufsichtsrechtlichen<br />
Anforderungen des EU-Gesetzespakets sowie<br />
die Baseler Vorgaben dar. Seine Schwerpunkt<br />
sind:<br />
> Höhere qualitative und quantitative Eigenkapitalanforderungen<br />
> Zusätzliche Kapitalanforderungen durch<br />
die Einführung von Kapitalpuffern<br />
> Zusätzliche Einführung einer Verschuldungsquote<br />
> Schärfere Liquiditätsanforderungen<br />
> Änderungen bei der Abrechnung von OTC-<br />
Derivaten<br />
> Alle Änderungen in Bezug auf die Adressen-<br />
und Marktrisikopositionen<br />
> Änderungen bei den Großkreditvorschriften.<br />
Auch durch den Wegfall der ca. 100 bestehenden<br />
nationalen Wahlrechte kann sich<br />
gegebenenfalls ein Anpassungsbedarf in<br />
2012 ergeben. Für Institutsgruppen steht<br />
beispielsweise die Anwendung der aufsichtsrechtlichen<br />
Konsolidierung nach § 64h<br />
Abs. 4 KWG zur Diskussion.<br />
Zu den Themen werden langfristige und<br />
kurzfristige Umsetzungsaktivitäten dargestellt<br />
(s. Abb. 2). Sie sind in einem Musterprojektplan<br />
zusammengefasst. Die Änderungen<br />
wirken vielschichtig ineinander und haben<br />
weitreichende Auswirkungen. Der Leitfaden<br />
gibt einen Überblick über die aggregierte<br />
Wirkung der Regeln.<br />
Der vorliegende Gesetzesentwurf beschreibt<br />
viele Anforderungen noch zu unpräzise<br />
für eine konkrete Umsetzung. Für<br />
die Institute bedeutet das eine erhöhte Unsicherheit.<br />
Dazu kommt, dass die EBA bzw. die<br />
EU-Kommission erst in den nächsten Jahren<br />
Anpassungen und Konkretisierungen in den<br />
Vorschriften vornehmen werden. Somit gilt<br />
es auch flexibel zu bleiben, damit man sich<br />
rasch an mögliche Änderungen oder spätere<br />
Entwicklungen anpassen kann. Für genau<br />
diese Gratwanderung leistet der Leitfaden<br />
eine gute Unterstützung.<br />
Quelle: EU-Kommission<br />
So manches Mal präsentiert sich die EU-Kommission zunächst unscharf. Auch der vorliegende<br />
Gesetzentwurf zur Umsetzung von Basel III ist viel zu unpräzise für eine konkrete Umsetzung.<br />
Fazit<br />
Die neuen Standards für das künftige<br />
Eigenkapital-, Liquiditäts- und Risikomanagement<br />
sind eine erhebliche Herausforderung.<br />
Die Institute sollten sich deshalb<br />
frühzeitig damit auseinandersetzen. Mit<br />
dem Umsetzungsleitfaden Basel III des<br />
DSGV lassen sich die neuen Anforderungen<br />
zeitgerecht umsetzen.<br />
Außer der Darstellung der zentralen<br />
aufsichtsrechtlichen Anforderungen wird<br />
zu allen für die Institute der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe relevanten Themen jeweils<br />
der Handlungsbedarf abgeleitet. Ferner<br />
werden Maßnahmen identifiziert, die bei<br />
der Umsetzung zu beachten sind. Der Leitfaden<br />
ist über den Umsetzungsbaukasten<br />
abrufbar (www.umsetzungsbaukasten.<br />
de). Er wird mit dem Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens<br />
Mitte 2012 aktualisiert.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
93
NACHHALTIGKEIT<br />
<br />
<br />
AUTOR<br />
Klaus Krummrich<br />
ist Leiter Wissenschaftsförderung<br />
im Deutschen Sparkassen- und<br />
Giroverband (DSGV) in Bonn.<br />
Geschäftspolitische Chancen durch Nachhaltigkeit vergrößern<br />
Auf vielen Gebieten bereits<br />
hervorragend aufgestellt<br />
Nachhaltigkeit darf sich in den Sparkassen nicht auf nur wenige isolierte Einzelaspekte beschränken. Sie sollte<br />
vielmehr das gesamte Institut durchziehen und auf allen Ebenen gelebt werden. Schon heute zeigen Sparkassen,<br />
reich<br />
nachhaltig agieren. Diese Strategie muss mit Blick auf Aktivitäten der Wettbewerber konsequent ausgebaut<br />
werden. Dann kann Nachhaltigkeit auch zu mehr Kunden und zu höheren Erträgen führen.<br />
Kreativität, strategisches Denken und<br />
Konsequenz in der Umsetzung: Mit<br />
diesen Zutaten gelingt es, nachhaltiges<br />
Wirtschaften betriebswirtschaftlich effizient<br />
und mit hohem Reputationsgewinn in die<br />
Geschäftspolitik einzuführen. Das Leitbild<br />
einer „nachhaltigen Entwicklung“ gilt <strong>als</strong><br />
verbindende Klammer für die Themenbereiche<br />
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit,<br />
Verantwortung für die Umwelt und soziale<br />
Gerechtigkeit. „Nachhaltig“, so definiert<br />
Klaus Töpfer in Anlehnung an die so genannte<br />
Brundtland-Kommission von 1987, „ist<br />
eine Entwicklung, welche die Lebensqualität<br />
der gegenwärtigen Generation sichert<br />
und gleichzeitig künftigen Generationen<br />
die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres<br />
Lebens erhält“.<br />
Für das Finanzgewerbe bedeutet das:<br />
Künftig werden solche Institute die besten<br />
Marktchancen haben, die gleichermaßen<br />
ökonomischen <strong>als</strong> auch ökologischen und<br />
sozialen Anforderungen gerecht werden.<br />
Dafür sprechen folgende Gründe:<br />
> Die Politik hat sich ehrgeizige Ziele zur<br />
Energiewende und beim Klimaschutz,<br />
gesetzt. Sie fordert die Kreditwirtschaft<br />
zu aktivem Handeln auf. Sowohl das<br />
Bundesumwelt- (BMU) <strong>als</strong> auch das Bundesforschungsministerium<br />
(BMBF) laden<br />
Verbände und führende Institute regelmäßig<br />
zu Klima- und Umweltdialogen ein.<br />
> Wettbewerber greifen in ihrer Kommunikation<br />
nachhaltige Themen auf. Nischenbanken<br />
wie die GLS-Bank haben ihre Bilanzvolumina<br />
in den letzten Jahren jeweils<br />
um rund ein Drittel steigern können.<br />
> Verbraucher fordern heute von der<br />
Wirtschaft ein verantwortungsvolleres<br />
Handeln <strong>als</strong> das früher der Fall war. Als<br />
Folge der Finanzkrise gewinnen Werte wie<br />
Verantwortung, Vertrauen, Sicherheit und<br />
Bodenständigkeit an Bedeutung.<br />
> Der gesellschaftliche Problemdruck<br />
wächst weiter: Der Umbau der Industriegesellschaft<br />
hin zu größerer Energieeffizienz<br />
und zugunsten Erneuerbarer<br />
Energie wird weiter vorangetrieben. In<br />
Deutschland sollen allein durch die Erfüllung<br />
der Klimaverpflichtungen bis 2020<br />
insgesamt bis zu 400 Milliarden Euro an<br />
Brutto-Investitionen getätigt werden.<br />
Führende Rolle für Sparkassen<br />
bei nachhaltiger Entwicklung<br />
Den Sparkassen ist mit ihrem öffentlichen<br />
Auftrag vorausschauendes Handeln für<br />
Umwelt und Klimaschutz sowie für soziale<br />
Belange wie auf den Leib geschneidert.<br />
Ökonomische und soziale Dimensionen der<br />
Nachhaltigkeit sind in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
gut verankert. In den Bereichen<br />
Kundenzufriedenheit, Servicequalität sowie<br />
Kunden- und Mitarbeiterbindung sind die<br />
Ziele bereits anspruchsvoll. Hinsichtlich<br />
der ökologischen Dimension sind einzelne<br />
Institute bemerkenswert weit <strong>als</strong> „Forerunner“<br />
voran geschritten. Es gibt jedoch noch<br />
Nachholbedarf.<br />
Der DSGV hat 2009 zusammen mit Sparkassen,<br />
Verbänden, Landesbanken und Verbundpartnern<br />
mit der Vorstudie „Umwelt und<br />
nachhaltige Entwicklung in der Geschäftspolitik“<br />
eine systematische Vorgehensweise beschrieben.<br />
Sie zeigt neun verschiedene Handlungsfelder<br />
auf: bei Produkten, im Vertrieb, bei<br />
der eigenen Organisation und Prozessen, in<br />
der Risikopolitik und der Kommunikation. Zu<br />
diesen Themen liegen Materialien vor, andere<br />
werden aktuell noch gemeinsam im Verbund<br />
entwickelt. Für 2012 stehen weitere wichtige<br />
Themen auf der Agenda.<br />
Quelle: Fotolia<br />
Sämtliche Elemente von Nachhaltigkeit müssen zu einer optimalen Strategie zusammengebaut<br />
werden. Die Sparkassen waren auf diesem Weg in den letzten Jahren bereits sehr erfolgreich.<br />
Nachhaltig ausgerichtete<br />
Finanzangebote für Kunden<br />
In der Sparkassen-Finanzgruppe gibt es<br />
etliche geschäftspolitische Aktivitäten,<br />
um energetische Gebäudesanierungen zu<br />
finanzieren oder Erneuerbare Energien wie<br />
Windkraft, Solarenergie und Biogasanlagen<br />
zu nutzen. Mit dem DSGV-Projekt „Konzepterstellung<br />
Produkt und Vertrieb“ (s. Beitrag<br />
auf S. 97) werden das wirtschaftliche Potenzial<br />
und die Ausgestaltungsformen nachhaltig<br />
ausgerichteter Finanzierungs- und<br />
Anlageangebote umfassend analysiert und<br />
94 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
NACHHALTIGKEIT<br />
ausführlich beschrieben, so dass Sparkassen<br />
diesen Markt erfolgreich bearbeiten können.<br />
Das 12. Sparkassen-Forum Deutscher<br />
Mittelstand am 27. und 28. Februar 2012<br />
wird sich intensiv mit der Thematik befassen,<br />
was die Energiewende für den deutschen<br />
Mittelstand bedeutet. Aber auch an den<br />
Kapitalmärkten nehmen nachhaltige Geldanlagen<br />
an Bedeutung zu. Konkret plant<br />
auch die Deka-Bank eine Erweiterung des<br />
Produktangebots mit nachhaltigen Renten-,<br />
Aktien- und Mischfonds, um die wachsende<br />
Nachfrage nach Fondsanlagen in diesem<br />
Segment bedienen zu können.<br />
Zu einer guten Finanzierungslösung für<br />
Kunden gehören in der Regel öffentliche<br />
Fördermittel, vor allem der KfW. Bei deren<br />
Einsatz ist die Sparkassen-Finanzgruppe<br />
Marktführer. Der Anteil an der Vergabe einschlägiger<br />
Förderkredite durch Institute der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe liegt – je nach<br />
Programm – zwischen knapp 40 und gut 47<br />
Prozent. Die Marktführerschaft gilt es 2012<br />
zu verteidigen (s. Beitrag auf S. 102).<br />
Erfolgreiche Kooperation<br />
mit der Wissenschaft<br />
Die Projektarbeit im DSGV wird flankiert<br />
durch die Kooperation der Wissenschaftsförderung<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
e.V. mit Wissenschaftlern der Universitäten<br />
Lüneburg und Stuttgart. Unter Einbezug des<br />
DSGV und der Sparkassen-Praxis sind unter<br />
anderem Studien zu folgenden Themen publiziert<br />
worden:<br />
> Finanzierung Erneuerbarer Energien<br />
> Nachhaltige Geldanlagen für Non-Profit-<br />
Organisationen<br />
> Mikrofinanz – eine neue Anlageform für<br />
sozial ausgerichtete Kunden<br />
> Nachhaltige Geldanlagen für betriebliche<br />
Altersvorsorge-Einrichtungen.<br />
Auch 2012 wird die Wissenschaftsförderung<br />
den Wissenstransfer im Bereich der Umwelt<br />
und Nachhaltigkeit aktiv unterstützen (Studie<br />
zu nachhaltig ausgerichteten Eigenanlagen<br />
(Depot A) von Sparkassen).<br />
Mit ressourcenschonendem<br />
Geschäftsbetrieb glaubwürdiger<br />
Die Folgen des demografischen Wandels,<br />
der Konzentration auf das Kerngeschäft und<br />
der zunehmenden Forderung nach einer<br />
ressourcenschonenden Wertschöpfung machen<br />
auch vor den eigenen Immobilien nicht<br />
halt. Deshalb muss im Asset- und Facility-Management<br />
der eigenen Immobilien verstärkt<br />
auf Nachhaltigkeit geachtet werden. Von optimierten<br />
Lebenszykluskosten, reduzierten<br />
Kohlendioxidemissionen und intelligenter<br />
Energiesteuerung bis hin zu zeitgemäßen<br />
Flächenkonzeptionen und zur Schaffung<br />
von Erreichbarkeit und Barrierefreiheit der<br />
Geschäftsstellen reichen die Kriterien, die<br />
erfüllt werden sollen.<br />
Zahlreiche Institute praktizieren auch im<br />
Geschäftsbetrieb und bei ihren eigenen Immobilien<br />
gelebte Nachhaltigkeit, sei es durch<br />
eine höhere Energieeffizienz, optimierte Verbrauchskennzahlen<br />
oder ein zeitgemäßes<br />
Flächenmanagement. Dennoch besteht<br />
noch ein erheblicher Handlungsbedarf. Das<br />
DSGV-Umsetzungshandbuch „Management<br />
eigener Immobilien“ weist den Instituten<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe den Weg zum<br />
nachhaltigen Immobilienmanagement und<br />
der Workshop-Rollout (aktuell in der dritten<br />
Staffel) unterstützt sie bei der Optimierung<br />
ihrer Immobilien-Infrastruktur.<br />
Besonders erfolgreich waren in den<br />
vergangenen Jahren in der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe die Umstellungen der DV-<br />
Hardware auf energieschonende GreenIT.<br />
Bereits 2010 wurde sie mit dem „GreenIT<br />
Best Practice Award“ ausgezeichnet und<br />
hat damit ihre Vorrangstellung auf diesem<br />
Gebiet untermauert. Durch das einschlägige<br />
DSGV-Projekt „Gründlich optimiert –<br />
Nachhaltige Kosten, Energieverbrauch und<br />
CO 2<br />
-Emissionen senken durch GreenIT“ sind<br />
Sparkassen in der Lage, eigene GreenIT-<br />
Vorhaben erfolgreich durchzuführen.<br />
Ferner sind erfolgreich Pilotvorhaben<br />
im Bereich „GreenSB“ mit besonders<br />
energiesparenden SB-Geräten gestartet<br />
worden. Gemeinsam mit der Sparkasse<br />
Pforzheim-Calw wurde 2011 das Projekt<br />
Green SB-Technik initiiert. In der 1. Stufe des<br />
gemeinsam entwickelten Ansatzes können<br />
die SB-Stromkosten um mehr <strong>als</strong> drei Millionen<br />
Euro pro Jahr reduziert werden. Die<br />
Sparkasse Pforzheim-Calw ist Ende 2011 in<br />
der Kategorie „Einsatz von IT-Systemen zur<br />
Optimierung von Prozessen – Green durch<br />
IT“ mit dem „Green IT Best Practice Award“<br />
ausgezeichnet worden und hat sich damit<br />
gegen Konkurrenz auch von Großunternehmen<br />
durchsetzen können.<br />
Einige Sparkassen haben bereits ganzheitliche<br />
Verfahrensweisen für den internen<br />
Geschäftsbetrieb entwickelt und erprobt, wie<br />
folgende Beispiele zeigen:<br />
> Die Sparkasse Kraichgau hat durch konsequente<br />
Umsetzung zahlreicher Maßnahmen,<br />
etwa einer verbesserten Ressourceneffizienz<br />
und Mitarbeiterschulungen,<br />
zwischen 2002 und 2010 bei Strom, Wasser<br />
und Heizenergie Verbrauchseinsparungen<br />
zwischen 25 und 36 Prozent erreicht und<br />
den Anteil des Recyclingpapiers auf fast<br />
100 Prozent gesteigert. Dadurch konnte<br />
zusammen mit weiteren Maßnahmen<br />
insgesamt 2,2 Millionen Euro eingespart<br />
werden. Rechnet man diese Ersparnis auf<br />
alle Sparkassen hoch, beträgt das Kosteneinsparpotenzial<br />
mehr <strong>als</strong> 600 Millionen<br />
Euro über einen Zeitraum von neun Jahren.<br />
> Die Sparkasse Nienburg hat ihre Kohlendioxidemissionen<br />
aus Energieverbrauch und<br />
Geschäftsreisen zu 100 Prozent neutralisiert.<br />
Sie ist damit die erste klimaneutrale<br />
Sparkasse. Energieeinsparungen und der<br />
Bezug von Ökostrom und Ökogas bilden<br />
die Basis des Konzepts. Die restlichen vorhandenen<br />
Kohlendioxidemissionen werden<br />
über den Ankauf hochwertiger Emissionsminderungs-Zertifikate<br />
„klimaneutral“ gestellt.<br />
Bis 2013 sollen mehr <strong>als</strong> 6.000 Tonnen<br />
Kohlendioxid eingespart werden.<br />
Insgesamt muss auch im internen Geschäftsbetrieb<br />
ökologische Verantwortung gezeigt<br />
und betriebswirtschaftlich effizient gewirtschaftet<br />
werden. Denn wer nachhaltig ausgerichtete<br />
Produkte erfolgreich den Kunden<br />
anbieten will, sollte selbst hohe Standards<br />
erfüllen, um glaubwürdig zu sein.<br />
„Sparkassen.Gut“-Initiative<br />
setzt auf Nachhaltigkeit<br />
Die Botschaften der Informationsoffensive<br />
basieren auf der Philosophie der Sparkassen<br />
<strong>als</strong> gemeinwohlorientierte und regional<br />
verantwortliche Institute. Darauf aufbauend<br />
wurde die Kommunikation im Rahmen von<br />
„Sparkassen.Gut für Deutschland“ auf die<br />
drei nachhaltigkeitsrelevanten Bereiche<br />
Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft ausgerichtet.<br />
Diese Bereiche stehen auch 2012<br />
und 2013 im Fokus der Kommunikation.<br />
Zielgruppen sind neben Entscheidern in der<br />
Politik und weiteren Meinungsbildnern auch<br />
Kommunen, Privat- und Firmenkunden und<br />
die breite Öffentlichkeit.<br />
Im ersten Tertial 2012 stehen die gemeinsamen<br />
Aktivitäten von Sparkassen und Kommunen<br />
beim Ausbau Erneuerbarer Energien,<br />
regionaler Energieversorgung, Energieeffizienz<br />
in Unternehmen und Energieeinsparung<br />
in privaten Haushalten im Mittelpunkt. Im<br />
zweiten Tertial 2012 wird das Themengebiet<br />
„nachhaltige Lebensweise“ behandelt,<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
95
NACHHALTIGKEIT<br />
ABBILDUNG 1<br />
Potenzial zur Berichterstattung nach nachhaltigen Kriterien<br />
Beispiele zur<br />
Illustration<br />
¯<br />
wobei sich die Sparkassen <strong>als</strong> Partner derjenigen<br />
Kunden vorstellen, die in der privaten<br />
Lebensführung Umweltaspekte, fairen<br />
Handel und Nachhaltigkeit besonders berücksichtigen<br />
wollen. Im dritten Tertial 2012<br />
wird die Unterstützung innovativer KMU im<br />
Bereich der Umwelt in den Blick genommen.<br />
Auf der DSGV-Homepage (www.dsgv.de) ist<br />
ein eigener Menüpunkt „Nachhaltigkeit“<br />
eingerichtet worden, mit dem Informationen<br />
aus der Sparkassen-Finanzgruppe auch für<br />
die breite Öffentlichkeit abrufbar sind.<br />
Alle Optionen für Aus- und Weiterbildung<br />
konsequent nutzen<br />
Künftig werden Aspekte nachhaltiger Entwicklung<br />
im Tagesgeschäft häufiger vorkommen,<br />
so dass auch Fach- und Führungskräfte<br />
mehr Nachfrage nach Weiterbildung entwickeln<br />
werden. Bisher zeigt sich jedoch, dass<br />
flächendeckend und systematisch nur wenige<br />
überbetriebliche Schulungsangebote<br />
in der Sparkassen-Finanzgruppe existieren.<br />
Auf Basis der DSGV-Vorstudie ist vom<br />
DSGV in Kooperation mit der Rheinischen<br />
Sparkassenakademie eine Studie an Prof.<br />
Dr. Henry Schäfer (Universität Stuttgart/Ecco<br />
Works GmbH) in Auftrag gegeben worden.<br />
Darin sollte das derzeitige Qualifizierungsprogramm<br />
anhand der harmonisierten<br />
Curricula und Abschlüsse am Beispiel der<br />
Rheinischen Sparkassenakademie und deren<br />
Schnittstellen zu überregionalen Weiterbildungen<br />
in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
analysiert werden. Ferner sollten Empfehlungen<br />
für curriculare Inhalte für die Weiterbildung<br />
in nachhaltigen Produkten, Themen<br />
etc. gegeben werden.<br />
Ziel der Studie war es, Integrationsmöglichkeiten<br />
von Inhalten zum Thema „Nachhaltigkeit“<br />
in die Kern-Curricula Sparkassenfachwirt,<br />
Sparkassenbetriebswirt und<br />
ausgewählten Fachseminaren zu untersuchen.<br />
Zu den wesentlichen Aussagen der Studie<br />
zählen, dass sich Inhalte zu Nachhaltigkeitsthemen<br />
grundsätzlich in alle untersuchten<br />
Qualifizierungsprogramme einbauen lassen.<br />
Als Basis für die Schulungen eignen<br />
sich etwa vorhandene Forschungsberichte<br />
der Sparkassen-Wissenschaftsförderung,<br />
Materialien des Planspiels Börse und aktuelle<br />
Projektergebnisse des DSGV. Über eine<br />
Integration nachhaltiger Inhalte in Regel-<br />
Lehrgängen und Seminaren hinaus wird für<br />
obere Führungskräfte empfohlen, zusätzlich<br />
spezielle Programme aufzulegen.<br />
Energieverbrauch<br />
Verbrauch anderer<br />
Ressourcen<br />
Quelle: DSGV 2010<br />
Mobilität<br />
Ökologisch:<br />
Zukunft gestalten<br />
Treibhausgase und<br />
Klimaschutz<br />
Regionale<br />
Wirtschaftskreisläufe<br />
Die Leiter der Sparkassenakademien<br />
haben im September 2011 die jeweiligen<br />
Arbeits- und Expertengruppen beauftragt,<br />
Integrationsmöglichkeiten der Nachhaltigkeitsthematik<br />
in die Lehrgänge und harmonisierten<br />
Fachseminare zu diskutieren und<br />
gegebenenfalls auszuarbeiten. Durch die<br />
konsequente Umsetzung dieser Vorschläge<br />
wird sich die Sparkassen-Finanzgruppe eine<br />
führende Position bei der Berücksichtigung<br />
von Nachhaltigkeit in der überbetrieblichen<br />
Weiterbildung erarbeiten können.<br />
Nachhaltiges Wirtschaften<br />
effektiv kommunizieren<br />
Erfahrungen vieler mittelständischer Unternehmen<br />
zeigen, dass eine systematische<br />
Berichterstattung zu Aspekten nachhaltigen<br />
Wirtschaftens besonders geeignet ist,<br />
Schwachstellen in Unternehmen aufzuzeigen<br />
und neue Denkweisen anzustoßen. Hinzu<br />
kommt, dass zunehmende Transparenz über<br />
das unternehmerische Handeln auch von Politik<br />
und Öffentlichkeit eingefordert werden.<br />
Ob die Darstellung des Geschäftsmodells<br />
einer Sparkasse nach außen heute schon jedem<br />
Institut überzeugend gelingt, ist durchaus<br />
kritisch zu hinterfragen. Studien aus der<br />
Wissenschaft zeigen vielmehr anhand von<br />
Stichproben, dass noch manches Potenzial<br />
zur öffentlichen Darstellung verschenkt wird.<br />
Deshalb hat die Vorstudie des DSGV<br />
zu „Umwelt und Nachhaltigkeit in der Geschäftspolitik“<br />
eine Weiterentwicklung der<br />
Berichterstattung durch Sparkassen mit<br />
folgenden Zielen vorgeschlagen:<br />
> Der Öffentlichkeit Informationen über die<br />
Auswirkungen des wirtschaftlichen Handelns<br />
von Sparkassen auf Gesellschaft und<br />
Umwelt zur Verfügung zu stellen.<br />
> Darzustellen, wie Sparkassen <strong>als</strong> „good<br />
citizens“ in ihrem regionalen Raum tätig<br />
sind.<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Kommunale<br />
Energie und<br />
Infrastruktur<br />
Sparkasse<br />
Quelle: DSGV 2010<br />
Mitarbeiterzufriedenheit<br />
Sozial:<br />
Verantwortung<br />
übernehmen<br />
Ökonomisch:<br />
Substanz erhalten<br />
Mittelstand und<br />
Innovation<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
Eigenvorsorge und<br />
finanzielle Bildung<br />
Nachhaltige<br />
Produkte<br />
Spenden und<br />
Sponsoring<br />
Räumliche Nähe<br />
> Trägern, Kunden und Mitarbeitern gegenüber<br />
zu demonstrieren, welche Rolle<br />
Sparkassen <strong>als</strong> regionale „Problemlöser“<br />
spielen.<br />
Dabei sollte das Grundgerüst der Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
von Sparkassen<br />
(s. Abb. 1) eine individuelle Ausgestaltung<br />
gemäß der wesentlichen Themen für das<br />
Kerngeschäft und damit den lokalen Spezifika<br />
der Institute ermöglichen. Darüber hinaus<br />
sollte die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
sowohl Indikatoren zum öffentlichen Auftrag<br />
integrieren <strong>als</strong> auch anschlussfähig sein an<br />
nationale und internationale Kriterien, etwa<br />
die der Global Reporting Initiative (GRI) oder<br />
an Kriterien des neuen Deutschen Nachhaltigkeitskodex.<br />
Sie sollte selbstverständlich<br />
auch in effektiver Form durchgeführt werden,<br />
etwa durch Integration von Indikatoren in<br />
den Geschäftsbericht oder via Internet. Eine<br />
entsprechende Handreichung für die Institute<br />
soll Anfang 2012 entwickelt und dann<br />
im 2. Quartal zur Verfügung gestellt werden.<br />
Fazit<br />
Da wichtige Anspruchsgruppen – Kunden,<br />
Politik, Medien und breite Öffentlichkeit<br />
– erwarten, dass sich Sparkassen ökonomisch<br />
und sozial wie auch ökologisch<br />
vorbildlich verhalten, sollten die Institute<br />
zunehmend Aspekte der Nachhaltigkeit<br />
in ihr Kerngeschäft integrieren. Nachhaltiges<br />
Handeln verhält sich in vielen Fällen<br />
konform zu betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten,<br />
steigert die Reputation und<br />
macht das Geschäftsmodell „Sparkasse“<br />
fitter für aktuelle Anforderungen des 21.<br />
Jahrhunderts. 1<br />
¯<br />
1 Der Autor dankt seinen Kolleginnen und Kollegen<br />
Doris Schmidt, Dr. Elke Vincke, Dr. Hans Ulrich Eßlinger,<br />
Dr. Bertram Reddig, Frank Schreiber-Handschug<br />
und Gerrit Steinert für Ideen und Bausteine<br />
zu diesem Beitrag.<br />
96 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
Hervorragende Ausgangsposition der Sparkassen nutzen<br />
AUTORENACHHALTIGKEIT<br />
Nachhaltigkeit <strong>als</strong> Wachstumstreiber<br />
im Anlage- und Finanzierungsgeschäft<br />
Immer mehr Kunden wollen nachhaltige, „saubere“ und sichere Sparkassen-Produkte. Die Institute sollten auf<br />
diesen Trend reagieren, müssen dazu aber auch ihre Geschäftspolitik konsequent und glaubwürdig ausrichten.<br />
Im Modellprojekt „Umwelt und Nachhaltigkeit in der Marktbearbeitung“ hat der Deutsche Sparkassen- und Giroverband<br />
zusammen mit verschiedenen Partnern ein tragfähiges Nachhaltigkeitskonzept entwickelt. Es zeigt<br />
Wege auf, aktiv und erfolgreich an einem dynamischen Markt teilzunehmen.<br />
Erneuerbare Energien haben sich in den<br />
letzten Jahren in Deutschland rasant<br />
entwickelt. 1 2010 hatten sie bereits einen<br />
Anteil von elf Prozent am gesamten Endenergieverbrauch.<br />
Bedingt durch die Katastrophe<br />
im japanischen Atomkraftwerk Fukushima<br />
hat sich die öffentliche Diskussion über<br />
Nachhaltigkeit deutlich verstärkt. Auch für<br />
Finanzdienstleister ist das Thema Nachhaltigkeit<br />
von wachsender Bedeutung:<br />
> Das Interesse vor allem vermögender Kunden<br />
nach „Social Banking“ steigt. Nahezu<br />
die Hälfte der Bevölkerung interessiert<br />
sich mittlerweile für Geldanlagen unter<br />
Berücksichtigung sozialer, ökologischer<br />
und ethischer Belange.<br />
> Spezialisierte Finanzdienstleiter wie die<br />
GLS Bank oder die Umweltbank verzeichnen<br />
einen stetigen Zuwachs an Kunden<br />
und Einlagen.<br />
> Der beschlossene Atomausstieg erfordert<br />
massive Investitionen in Energieeinsparung<br />
und erneuerbare Energieformen wie<br />
Windenergie, Photovoltaik und Biomasse.<br />
> Kommunen entdecken den Ausbau<br />
Erneuerbarer Energien <strong>als</strong> ein Element<br />
„vorausschauender kommunaler Daseinsvorsorge“.<br />
Die Abhängigkeit von konventionellen<br />
Energieträgern lässt sich dadurch<br />
verringern.<br />
Langfristige Entwicklung und das Ausmaß<br />
der Veränderungen zeigen, dass Nachhaltigkeit<br />
kein Modetrend ist. Um an den Chancen<br />
des Marktes teilzuhaben, müssen sich die<br />
Sparkassen konsequent und glaubwürdig<br />
ausrichten. Im Zuge der Wirtschafts- und<br />
Finanzkrisen der letzten Jahre sind Kunden<br />
zweifelsohne kritischer und anspruchsvoller<br />
geworden.<br />
Das gilt für den Markt nachhaltiger<br />
Finanzdienstleistungen besonders, da Kunden<br />
sich gerade jetzt nachhaltige, „saubere“<br />
und sichere Anlage- und Finanzierungsprodukte<br />
wünschen. Gelingt die Positionierung<br />
der Sparkasse erfolgreich, bieten sich hohe<br />
vertriebliche Chancen in allen Kundengruppen.<br />
Grundlegende Vertriebsansätze für<br />
jede Kundengruppe sind in Abbildung 1<br />
dargestellt.<br />
DSGV-Nachhaltigkeitskonzept<br />
Um Potenziale zu erschließen, müssen die<br />
geschäftspolitische Bedeutung und das<br />
wirtschaftliche Potenzial nachhaltiger Finanzierungs-<br />
und Anlagenprodukte erkannt<br />
und durch geeignete Produkt- und Dienstleistungsangebote<br />
adressiert werden. Um<br />
dafür ein Konzept zu entwickeln, hat der<br />
Deutsche Sparkassen- und Giroverband<br />
(DSGV) zusammen mit Sparkassen, Verbänden,<br />
Landesbanken und Verbundpartnern<br />
das Projekt „Konzepterstellung Produkt<br />
und Vertrieb aus der Vorstudie Umwelt und<br />
Nachhaltigkeit in der Geschäftspolitik der<br />
Sparkassen“ von Januar bis September 2011<br />
durchgeführt.<br />
Ziel des Projekts war es, Sparkassen unabhängig<br />
von ihrer Größe oder Erfahrung bei<br />
Nachhaltigen Finanzierungen und Geldanlagen<br />
Wege zu eröffnen, um am dynamischen<br />
Markt teilzunehmen.<br />
Nachhaltige Angebote im<br />
Privatkundengeschäft<br />
Die Produktpalette privater nachhaltiger<br />
Finanzierungs- und Anlageprodukte ist sehr<br />
umfangreich. Mittlerweile gibt es auf dem<br />
Markt zu beinahe jedem Produkt auch eine<br />
nachhaltige Variante – Tendenz steigend.<br />
Mit vielen nachhaltigen Produkten kann das<br />
klassische Kundenklientel einer Sparkasse<br />
wie Privatkunden oder mittelständische<br />
Firmenkunden bedient werden.<br />
Nicht alle denkbaren Produkte sind<br />
jedoch für den breiten Einsatz in der Sparkasse<br />
geeignet. Zum Teil handelt es sich um<br />
Doris Schmidt<br />
ist Referentin beim Deutschen<br />
Sparkassen- und Giroverband<br />
(DSGV) in Berlin.<br />
Henning Folkerts<br />
ist Berater bei Kampmann,<br />
Berg & Partner in Hamburg.<br />
Nischenprodukte (CO 2<br />
-Zertifikate-Fonds,<br />
Leih- und Schenkgemeinschaften etc.) oder<br />
sie zielen auf eine sehr vermögende, jedoch<br />
kleine Kundengruppe (Private Equity-Fonds<br />
etc.) ab. Praktisch relevant sind hier für<br />
Sparkassen daher Produkte, die entweder<br />
kurzfristig in der Sparkasse umgesetzt oder<br />
über die Verbundpartner (DekaBank, LBS,<br />
öffentliche Versicherer, Landesbanken) bereitgestellt<br />
werden können.<br />
Eine Erfolgsgeschichte ist der Vertrieb<br />
sogenannter Klimasparbriefe: Bereits mehr<br />
<strong>als</strong> 30 Sparkassen aus allen Regionen<br />
Deutschlands haben sie erfolgreich aufgelegt.<br />
Die Ausgestaltung ist einfach, da sie auf<br />
vorhandenen Einlagenprodukten wie Sparkassenbrief<br />
oder Zuwachssparen basieren.<br />
Klimasparbriefe sind in ihrer typischen<br />
Ausgestaltung <strong>als</strong> Sparkassenbriefe keine Finanzprodukte<br />
im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes<br />
(WpHG) und unterliegen damit<br />
nicht den strengen Informations- und Dokumentationspflichten.<br />
Zusätzlich sprechen<br />
aus Sicht der Sparkasse Bilanzwirksamkeit,<br />
attraktive Marge und langfristige Bindung<br />
des Kunden für dieses nachhaltige Einlagenprodukt.<br />
Über eine mögliche Kooperation<br />
mit Stadtwerken kann die Sparkasse zudem<br />
Neukunden und Neuvolumen gewinnen, vor<br />
allem wenn durch die Stadtwerke ein Zinsbonus<br />
gezahlt wird. Der Haupterfolgsfaktor<br />
von Klimasparbriefen ist, lokale Klimaschutzmaßnahmen<br />
mit einer attraktiven Rendite,<br />
der Sicherheit der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
und der Einfachheit eines Sparprodukts zu<br />
verknüpfen. Klimasparbriefe haben im Privatkundengeschäft<br />
daher eine sehr breite<br />
Zielgruppe.<br />
Nachhaltige Investmentfonds haben<br />
ebenfalls eine breite Zielgruppe im Pri-<br />
1<br />
AGEE-Stat, März 2011.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
97
NACHHALTIGKEIT<br />
ABBILDUNG 1<br />
¯<br />
vatkundengeschäft sowie ausgezeichnete<br />
Wachstumsperspektiven: 2010 haben<br />
nachhaltige Fonds in Deutschland ein neues<br />
Rekordvolumen erreicht. Anleger hatten zum<br />
Jahreswechsel insgesamt rund 32 Milliarden<br />
Euro investiert. Prognosen gehen für die<br />
kommenden Jahre von einer Verdreifachung<br />
nachhaltiger Anlagevolumina aus.<br />
Anleger können bereits aus einer Vielzahl<br />
von Fonds aus den Bereichen Nachhaltigkeit,<br />
Ethik und Erneuerbare Energie auswählen,<br />
darunter auch von der DekaBank sowie<br />
ausgewählter Landesbanken. Bei ausreichendem<br />
Fondsvolumen kann über diese<br />
darüber hinaus ein sogenannter „white<br />
label“-Fonds unter dem Namen der Sparkassen<br />
emittiert werden.<br />
Mit der hohen Anzahl nachhaltiger<br />
Fonds variiert auch die angewandte Nachhaltigkeitsstrategie.<br />
Grundlegende Strategien<br />
zeigt Abbildung 2. Dominierende<br />
Nachhaltigkeitsstrategie von Investmentfonds<br />
ist die „Best in Class-Methode“. Sie<br />
schließt kein Unternehmen bzw. keine<br />
Branche von vornherein von der Analyse<br />
aus, sondern untersucht zunächst einmal<br />
jedes Unternehmen ausführlich auf dessen<br />
Nachhaltigkeitsleistung. Danach werden<br />
die besten – im Sinne von nachhaltigsten –<br />
Unternehmen der Branche herausgefiltert.<br />
Als tatsächlich nachhaltig wird ein Fonds<br />
jedoch nur bezeichnet, wenn er sicherstellt,<br />
dass jedes Unternehmen des Fonds<br />
die sozialen, ökologischen und ethischen<br />
Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt. Bei<br />
Nachhaltigkeitsfonds werden daher Positivund<br />
Negativauswahlverfahren kombiniert,<br />
etwa in dem der „Best-in-Class-Ansatz“ (BiC)<br />
mit einem „Negative Screening“ verbunden<br />
wird.<br />
Geschlossene Fonds für<br />
erneuerbare Energien<br />
Die Bedeutung nachhaltiger geschlossener<br />
Fonds wird aufgrund der beschlossenen<br />
Energiewende ebenfalls weiter steigen.<br />
Große Projekte, wie sie gerade im Offshorebereich<br />
2 geplant sind, können nicht mehr<br />
aus der Region heraus finanziert werden.<br />
Eine direkte Unternehmensbeteiligung an<br />
energetischen Projekten kann wiederum<br />
nicht in jeder Region angeboten werden. Mit<br />
unternehmerischen Beteiligungen in Form<br />
eines Anteils an einem geschlossenen Fonds<br />
kann die Sparkasse vermögenden Privatkunden<br />
ein Engagement im Bereich Erneuerbare<br />
Energien ermöglichen, auch wenn es für die<br />
Nachhaltige Vertriebsansätze für breite Zielgruppen<br />
Privatkunden<br />
Gewinnung von Einlagen durch nachhaltige<br />
Spar- / Anlageprodukte<br />
Vermittlung von<br />
Bürgerbeteiligungen<br />
Institutionelle<br />
Erhöhung Share of Wallet<br />
durch neue Anlageprodukte<br />
ABBILDUNG 2<br />
Strenge Auflagen für Nachhaltige Investmentfonds<br />
Engagement<br />
Unternehmenspolitik<br />
Verhaltensänderungen<br />
Nachhaltigkeitsstrategien<br />
Negativ-<br />
Screening<br />
Geschäftsfelder<br />
Geschäftspraktiken<br />
Energieart in ihrer Region überhaupt kein<br />
Potenzial gibt.<br />
Um Haftungs- und Reputationsrisiken<br />
zu minimieren, sollten Sparkassen auf die<br />
von einigen Landesbanken angebotenen<br />
Dienstleistungen zur Auswahl und Analyse<br />
geschlossener Fonds zurückgreifen, die<br />
im Idealfall auch eine Haftungsübernahme<br />
einschließen.<br />
Bürgerbeteiligungen<br />
Eine Beteiligung der Bürger der Region ist in<br />
vielen Fällen der Schlüssel zu erfolgreichen<br />
Erneuerbaren Energien-Projekten. Im Planungs-<br />
und Umsetzungsprozess sollten<br />
deshalb die Anliegen der Bürger berücksichtigt<br />
und eine finanzielle Beteiligung am<br />
geplanten Projekt angeboten werden. Über<br />
Bürgerbeteiligungen können auch Kleinanleger<br />
regional im Bereich Erneuerbare<br />
Energien und Energieeffizienz investieren.<br />
Die Beteiligung der Bürger vor Ort schafft<br />
Identifikation und Akzeptanz durch Teilhabe.<br />
Finanzierung von Modernisierungsmaßnahmen/PV-Dachanlagen<br />
Produktlösungen<br />
im<br />
Verbund<br />
verfügbar<br />
Kommunen<br />
Firmenkunden<br />
Begleitung energetischer<br />
Investitionen<br />
Finanzierung von PV-Anlagen auf<br />
k<br />
ross-Selling:<br />
Absicherung, Anlage Rücklage)<br />
Themenfonds<br />
Erneuerbare Energien<br />
Umwelttechnologie<br />
Finanzierung von Investitionen zur<br />
Erhöhung der Ener<br />
Finanzierung von PV-Anlagen auf<br />
<br />
Cross-Selling: Absicherung, Anlage<br />
Rücklage)<br />
Positiv-<br />
Screening<br />
„Best-in-<br />
Class“-Ansatz<br />
Entwickler, Initiatoren,<br />
Landwirte<br />
Finanzierung von Windkraft,<br />
Biogas- und PV-Anlagen<br />
Negativ-Screening: Prüfung<br />
der drei nachhaltigen<br />
Kriterien „ökologisch“,<br />
„sozial“, „ethisch“<br />
Best in Class: Auswahl der<br />
(relativ) nachhaltigsten<br />
Unternehmen einer<br />
Branche, ohne Ausschluss<br />
Hoher Anspruch an<br />
Nachhaltigkeitsfonds<br />
(„absolute Best in Class“):<br />
nur bei Kombination von<br />
„Best in Class“ mit strenger<br />
Einhaltung Negativkriterien<br />
(Waffen, Drogen,<br />
Kinderarbeit,…)<br />
Auf diese Weise können die Kommunen bei<br />
ihren Bürgern die Bereitschaft wecken, die<br />
Energiewende selber mitzugestalten.<br />
Eine bereits praktizierte Form einer Bürgerbeteiligung<br />
ist der Erwerb eines Gesellschaftsanteils<br />
an der Projektgesellschaft. Im<br />
Bereich der Erneuerbaren Energien haben<br />
sich die GmbH & Co. KG, etwa für Windenergie-<br />
und Biogasanlagen, und die Genossenschaft,<br />
häufig für Photovoltaik, <strong>als</strong> relevante<br />
Gesellschaftsformen etabliert.<br />
Das Engagement der Sparkasse lässt<br />
sich grob in vier Stufen beschreiben. Sie<br />
unterscheiden sich durch unterschiedliche<br />
Risiken, erforderliches Know-how und Aufwand:<br />
> Die Sparkasse finanziert das Bürgerbeteiligungsprojekt:<br />
Die Finanzierungsanfragen<br />
für Erneuerbare Energien-Projekte werden<br />
anhand der im Institut festgelegten<br />
2<br />
Außerhalb der Küstengewässer liegend.<br />
98 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
ABBILDUNG 3<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Finanzierung Erneuerbare Energien-Projekt<br />
Quick-<br />
Check<br />
Antrag/<br />
Vorbereitung<br />
Finanzierung Absicherung Rating Umsetzung<br />
Laufende<br />
Begleitung<br />
Prüfung auf<br />
Vorlage<br />
genereller<br />
Ausschlussfaktoren<br />
Frühe<br />
Prüfung<br />
der<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
des<br />
Projekts<br />
Rechtsform<br />
Genehmigungen<br />
Notwendige<br />
Unterlagen<br />
EK-<br />
Einsatz<br />
Persönliche<br />
Haftung<br />
Laufzeit<br />
Produktauswahl<br />
ÖMI<br />
Ggf.<br />
Partnersuche<br />
Rücklagen<br />
Einspeiseerlöse<br />
Sicherungsübereignung<br />
Fortführung/<br />
Betreiberwechsel<br />
Persönliche<br />
Haftung<br />
Nutzungsvertrag<br />
Ratingverfahren<br />
Einbeziehung<br />
vergleichbarer<br />
Anlagen<br />
Rentabilitätsvorschau<br />
<br />
Zeitrahmen<br />
<br />
erfüllung<br />
§ 18-<br />
Prozess<br />
Standards und Prozesse bewertet und<br />
umgesetzt. Im Rahmen der Strukturierung<br />
der Finanzierung lassen sich gezielt<br />
öffentliche Fördermittel einbinden.<br />
> Die Sparkasse übernimmt zusätzlich<br />
eine Beraterfunktion: Kommunale Entscheidungsträger<br />
und Projektinitiatoren<br />
werden zu wirtschaftlichen Potenzialen<br />
für Erneuerbare Energie in der Region,<br />
zu entscheidenden Playern im Markt und<br />
zu einer möglichen Ausgestaltung von<br />
Bürgerbeteiligung beraten. Öffentlich wird<br />
jedoch nicht in Erscheinung getreten.<br />
> Die Sparkasse wird zusätzlich zum Projektmitinitiator:<br />
Aktiv und öffentlich setzt<br />
man sich für das Projekt ein und gründet<br />
die Projektgesellschaft mit.<br />
> Die Sparkasse vermittelt Bürgerbeteiligungen<br />
an ihre Kunden: Als Anlagevermittler<br />
oder Anlageberater wird der<br />
Vertrieb der Bürgerbeteiligungen übernommen.<br />
Eine sichtbare Beteiligung der Sparkasse<br />
<strong>als</strong> Gesellschafter kann von Seiten der<br />
Projektinitiatoren gewünscht sein, um<br />
wirtschaftliche Kompetenz zu signalisieren<br />
oder zusätzliches Eigenkapital zu gewinnen.<br />
Die Beteiligung der Sparkasse „adelt“ ein<br />
Projekt und erhöht seine (wirtschaftliche)<br />
Glaubwürdigkeit. Eine Beteiligung kann<br />
andererseits auch aktiv von der Sparkasse<br />
angestrebt werden: Zum einen lässt sich<br />
das Risiko minimieren, weil Entscheidungen<br />
in der Projektgesellschaft mitbeeinflusst<br />
werden können. Zum anderen dient sie<br />
der aktiven Geschäftssicherung, wenn<br />
etwa Anschlussfinanzierungen für spätere<br />
Anlagenerweiterungen benötigt werden.<br />
Dabei wird es sich jedoch überwiegend um<br />
eine Minderheitsbeteiligung von weniger<br />
<strong>als</strong> zehn Prozent handeln, da die Sparkasse<br />
sonst mit ihrer Darlehensforderung in den<br />
Nachrang fallen würde.<br />
Die Finanzierung bleibt auch bei Projekten,<br />
deren Finanzierung eine Bürgerbeteiligung<br />
vorsieht, das Hauptziel der Sparkasse<br />
bei der Begleitung. Zwar können durch eine<br />
Vermittlung von Gesellschaftsanteilen<br />
Provisionserträge erzielt werden. Aufgrund<br />
des mit einer Vermittlung verbundenen<br />
Aufwands in der Planung und im Vertrieb<br />
sowie der erhöhten haftungsrechtlichen<br />
Risiken sind diese Erträge von nachrangiger<br />
Bedeutung.<br />
Eine zwingend notwendige Bedingung<br />
für jegliche Beteiligung der Sparkasse ist die<br />
wirtschaftliche Tragfähigkeit des Investitionsvorhabens,<br />
so dass die sorgfältige rechtliche<br />
und wirtschaftliche Beurteilung von<br />
Finanzierungsanfragen daher ein Muss ist.<br />
Steht eine Beteiligung der Bürger im<br />
Vordergrund des Produkts und nicht die Einwerbung<br />
von Eigenkapital, so kann diese mit<br />
geringeren Risiken für die Kunden und die<br />
Sparkasse auch über einen Klimasparbrief<br />
oder eine Bürgeranleihe realisiert werden.<br />
Markt für Finanzierung<br />
Erneuerbarer Energien<br />
Marktchancen der Sparkassen entstehen<br />
aus der zunehmenden Bedeutung Erneuerbarer<br />
Energien, um negative Auswirkungen<br />
des Klimawandels zu minimieren. Im Firmenkundengeschäft<br />
ist die Finanzierung<br />
Erneuerbarer Energie-Projekte daher der<br />
Kern des nachhaltigen Angebots. Sie wird<br />
in den kommenden Jahren ein Kerntreiber<br />
für das Wachstum im Kreditgeschäft der<br />
Sparkassen sein.<br />
Die dynamische Marktentwicklung und<br />
die starke politische Förderung eröffnet allen<br />
Sparkassen die Chance, am wachsenden<br />
Markt für Erneuerbare Energien zu partizipieren.<br />
Die hohe Bedeutung der Wind- und<br />
Photovoltaikenergie zeigt sich deutlich an<br />
der bereits installierten Leistung:<br />
> Windenergie ist der in Deutschland wichtigste<br />
Erneuerbare Energieträger. Ende<br />
2010 waren insgesamt 27.214 Megawatt<br />
Windenergieleistung installiert. Besonderes<br />
Potenzial für den weiteren Ausbau<br />
liegt im „Repowering“, bei dem alte durch<br />
neue, leistungsfähigere Anlagen ersetzt<br />
werden. Aufgrund der Windverhältnisse ist<br />
zwar vor allem die norddeutsche Küstenregion<br />
für den Einsatz von Windenergie<br />
prädestiniert. Aufgrund der Energiewende<br />
wird in Deutschland allerdings die Zahl<br />
ausgewiesener Windeignungsflächen<br />
auch an qualitativ schlechteren Standorten<br />
stark zunehmen.<br />
> Der Photovoltaikmarkt ist, gefördert durch<br />
die gesetzlichen Subventionen, in den<br />
letzten Jahren stark gewachsen. Ende<br />
2010 waren nach Angaben der Agentur<br />
für Erneuerbare Energien in Deutschland<br />
Photovoltaikanlagen mit einer Leistung<br />
von rund 16.910 Megawatt elektrischer<br />
Leistung installiert. Im vergangenen Jahr<br />
hat die Photovoltaik über 80 Prozent aller<br />
Investitionen in die erneuerbare Stromerzeugung<br />
ausgemacht. Bei der regionalen<br />
Anlagenverteilung ist ein starkes Nord-<br />
Süd-Gefälle erkennbar: In Bayern und<br />
Baden-Württemberg sind mehr <strong>als</strong> 50<br />
Prozent der Anlagen installiert.<br />
Angebote im Firmenkundengeschäft<br />
In der Regel werden Projekte von rechtlich<br />
und wirtschaftlich selbstständigen Unternehmen<br />
(„Einzweckgesellschaften“) durchgeführt.<br />
Typische Finanzierungsvolumina<br />
von Erneuerbare Energien-Projekten liegen<br />
<br />
deutlich darüber. Eine genaue Prüfung dieser<br />
Anfragen muss die Sparkasse daher unter<br />
dem Aspekt der schwierigen Beurteilung<br />
eines Erneuerbare Energien-Projekts und<br />
dem verfügbaren Spezialwissen ihrer Berater<br />
vornehmen.<br />
Um eine risikobehaftete Einzelfallregelung<br />
in dieser Situation zu vermeiden, sollte<br />
die Sparkasse auf bewährte Prozessstandards<br />
bei der Finanzierung zurückgreifen.<br />
Diese wurden vom DSGV-Projekt entlang<br />
des Finanzierungsprozesses (s. Abb. 3) bereitgestellt.<br />
Quick-Checks<br />
Frühzeitig im Finanzierungsprozess erfolgt<br />
eine erste Prüfung der Wirtschaftlichkeit<br />
des geplanten Projekts. Im Rahmen des<br />
Quick-Checks wird geprüft, ob etwa notwendige<br />
Anforderungen an Gutachten und<br />
Projektplanung erfüllt sind, die Wirtschaftlichkeit<br />
des geplanten Projekts gegeben<br />
ist und keine Ausschlusskriterien vorliegen.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
99
NACHHALTIGKEIT<br />
¯<br />
Der Quick-Check verhindert in einer frühen<br />
Projektphase, dass Aufwand in Projekte investiert<br />
wird, die von der Sparkasse in deren<br />
weiterem Verlauf ohnehin abgelehnt werden<br />
würden.<br />
Projektvorbereitung<br />
Für eine reibungslose Finanzierung ist eine<br />
umfassende Projektvorbereitung notwendig.<br />
Aufgabe des Projektierers ist es unter<br />
anderem Antragsunterlagen (behördliche<br />
Genehmigungen zur Errichtung der Anlage<br />
etc.) zu beschaffen und gegebenenfalls zu<br />
koordinieren. Die Unterlagen umfassen zum<br />
einen die Verträge zum Kauf, Bau und Betrieb<br />
der Anlage, zum anderen behördliche und<br />
gutachterliche Genehmigungen für den Bau.<br />
Über anlagenspezifische, standortbezogene<br />
Gutachten erfahrener Institute kann das<br />
Kreditinstitut die prognostizierten Erträge<br />
glaubhaft und nachvollziehbar machen.<br />
Im Rahmen der Vorbereitung muss zudem<br />
geklärt werden, in welcher Rechtsform<br />
die Projektgesellschaft gegründet wird. Als<br />
Standard haben sich die GmbH & Co. KG und<br />
die Genossenschaft durchgesetzt.<br />
der Finanzierung sind zusätzliche attraktive<br />
Erträge der Sparkasse über den Deckungsbeitrag<br />
der Finanzierung hinaus.<br />
Absicherung<br />
Bei der Absicherung der Anlage stehen drei<br />
Ziele im Fokus: die Erträge, die Anlage und<br />
das Recht auf einen Betreiberwechsel. Die<br />
Absicherung der laufenden Erträge durch die<br />
Abtretung der Einspeiseerlöse steht dabei<br />
im Vordergrund. Um die Rechte möglicher<br />
Dritter auszuschließen wird zudem die Anlage<br />
sicherungsübereignet. Um im Falle einer<br />
Insolvenz die Anlage weiterführen zu können,<br />
wird eine Vereinbarung zur Übernahme<br />
bestehender Verträge getroffen. Außer den<br />
dinglichen Sicherheiten und den Erträgen<br />
der Projektegesellschaft wird in der Praxis<br />
häufig ebenfalls eine persönliche Haftung<br />
der Gesellschafter über Bürgschaften oder<br />
die Einbringung von Grundschulden vereinbart.<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Für eine Beurteilung der Wirtschaftlichkeit<br />
von Erneuerbare Energien-Projekten ist eine<br />
Betrachtung der künftigen Cash-flows notwendig.<br />
Windgutachten sind etwa die Grundlage<br />
dieser Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
bei einer Windenergieanlage. Dazu sind zuerst<br />
vom Brutto-Jahresplanertrag ein Sicherheitsabschlag<br />
für eine realistische Einschätzung<br />
der Erträge (Netto-Jahresplanertrag)<br />
vorzunehmen und danach die anfallenden<br />
Auszahlungen des Jahres für den Betrieb,<br />
die Pacht und die Rücklagen abzuziehen. Die<br />
Nutzung von Vergleichswerten bestehender<br />
Anlagen wird empfohlen. Die Ergebnisse<br />
von zwei Gutachten, so die Empfehlung, sind<br />
daher von der Sparkasse auf Plausibilität zu<br />
prüfen. Die entsprechenden Regeln dafür<br />
sind zu fixieren.<br />
Offenlegung<br />
Sowohl für die Kreditvergabe <strong>als</strong> auch für die<br />
laufende Offenlegung ist über die gesetzlichen<br />
Anforderungen (§ 18 KWG) hinausgehend<br />
institutsspezifisch festzulegen, welche<br />
Unterlagen vom Kunden einzureichen und<br />
welche Prüfungen durch die Sparkasse vorzunehmen<br />
sind. Diese Anforderungen sind<br />
zwischen Markt- und Marktfolge abzustim-<br />
Finanzierungsstandards<br />
Für die Bereiche Photovoltaikanlagen und<br />
Windenergie haben sich vergleichbare<br />
Finanzierungsstandards etabliert. Für<br />
Windenergie sind aktuell rund zehn bis 15<br />
Prozent Eigenkapital Standard. Bei der Finanzierung<br />
von Photovoltaikanlagen gibt es<br />
in der Praxis eine hohe Bandbreite von null<br />
bis 30 Prozent. So kann bei Nachweis einer<br />
hohen Wirtschaftlichkeit ein sehr geringer<br />
Eigenkapitalanteil vereinbart werden. Bei<br />
der Finanzierung von Biogasanlagen wird<br />
aufgrund der höheren Risiken, vor allem<br />
durch die Betriebsführung und die Qualität<br />
der Substrate, in der Regel eine höhere Eigenkapitaleinbringung<br />
von 20 bis 30 Prozent<br />
gefordert. Im Rahmen der Finanzierung werden<br />
von der Sparkasse öffentliche Mittel der<br />
KfW, der landwirtschaftlichen Rentenbank<br />
sowie bundeslandspezifische Fördermittel<br />
konsequent eingebunden.<br />
Vertraglich wird eine Projektgesellschaft<br />
zur Bildung von Rücklagen verpflichtet. Sie<br />
sind <strong>als</strong> Liquiditätsreserve für die Sicherstellung<br />
des Kapitaldienstes, <strong>als</strong> Puffer für etwaige<br />
Reparaturen der Anlage und für den Rückbau<br />
am Ende der Betriebsphase vorgesehen. Die<br />
Erträge aus der Anlage dieser Liquiditätsrücklage,<br />
aus dem Cross-Selling (vor allem Versicherungen)<br />
und die Strukturierungsgebühr<br />
Quelle: Petra Bork / Pixelio<br />
Die Bedeutung nachhaltiger geschlossener Fonds wird aufgrund der beschlossenen Energiewende<br />
und der Abkehr vom Atomstrom ebenfalls weiter steigen.<br />
100 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
NACHHALTIGKEIT<br />
men und zu dokumentieren. Im Kern geht<br />
es um die Vereinbarung und die Prüfung der<br />
dauerhaften Einhaltung von Kreditsicherungspflichten<br />
(„covenants“). Sie sollen eine<br />
laufende Überwachung der Kapitaldienstfähigkeit<br />
sicherstellen.<br />
Die Mehrzahl der notwendigen Prüfpunkte<br />
ist von vergleichbar großen Investitionsfinanzierungen<br />
bekannt. Speziell<br />
bei Erneuerbare Energien-Projekten sind<br />
Betriebsführungsberichte, monatliche Abrechnungen<br />
der Energieversorger oder die<br />
Prüfung veränderter gesetzlicher Rahmenbedingungen<br />
von Bedeutung.<br />
Erfolgsfaktoren<br />
In der Praxis zeigt sich, dass die Fähigkeit zur<br />
Finanzierung von Projekten eine notwendige,<br />
aber nicht hinreichende Bedingung für<br />
den wirtschaftlichen Erfolg im Erneuerbare<br />
Energien-Markt ist. Die Erfahrung von im<br />
Markt etablierten Sparkassen zeigt, dass<br />
Aktivitäten in vier Bereichen erfolgskritisch<br />
sind:<br />
> Hohe Expertise: Die rechtlichen Anforderungen<br />
der Projekte sind vielfältig und<br />
laufenden Änderungen unterworfen. Die<br />
Markt- und Technikkenntnis auf dem aktuellen<br />
Stand zu halten, erfordert ebenso<br />
wie die Pflege des Netzwerkes Zeit. Sparkassen<br />
sollten daher eine Spezialistenfunktion<br />
innerhalb des Firmenkunden-<br />
Segments für das Thema Erneuerbare<br />
Energien etablieren, um dieses Know-how<br />
zu bündeln.<br />
> Einfache Prozesse: Erneuerbare Energien-<br />
Projekte, vor allem in der Zusammenarbeit<br />
mit Projektierern, erfordern schnelle<br />
Kreditentscheidungen und sind daher auf<br />
eine reibungslose Zusammenarbeit mit<br />
der Marktfolge angewiesen. Die Anforderungen<br />
für die Kreditentscheidungen zwischen<br />
Markt und Marktfolge sollten daher<br />
detailliert abgestimmt und der gesamte<br />
Finanzierungsprozess in eine vertriebsorientierte<br />
Dokumentation überführt<br />
werden.<br />
> Breites Netzwerk: Regionale Netzwerke<br />
sind unverzichtbar. Der Kreis relevanter<br />
Marktteilnehmer ist klein, sodass Bekanntheit<br />
und persönliche Beziehungen<br />
in einem Netzwerk intensiv gepflegt<br />
werden müssen. Wichtige „Player“ im<br />
Markt sind Projektierer, Ingenieurbüros<br />
und Hersteller, die den Bau, teilweise<br />
aber auch die Finanzierung der Projekte<br />
für den Kunden übernehmen. Der Kontakt<br />
zu Kommunen und kommunalen<br />
Unternehmen, Innungen, Verbänden und<br />
im Energiebereich tätigen Handwerkern<br />
sollten ebenfalls aktiv durch die Sparkasse<br />
gepflegt werden.<br />
> Hohe Präsenz: Sparkassen müssen im<br />
Markt <strong>als</strong> möglicher Finanzierungspartner<br />
wahrgenommen werden. Sie sollten<br />
daher durch einen breiten Außenauftritt<br />
<strong>als</strong> „Sparkasse für Energie und Umwelt“<br />
deutlich Präsenz zeigen. Privatkunden,<br />
Handwerker und Unternehmen kann die<br />
Sparkasse über Veranstaltungen zum Thema<br />
Nachhaltigkeit, Erneuerbare Energien<br />
und Energieeffizienz einbinden.<br />
Umsetzung<br />
Sinnvoller Ausgangspunkt eines Einstiegs<br />
in den Markt für nachhaltige Anlage- und<br />
Finanzierungsprodukte ist die Standortbestimmung<br />
der Sparkasse, die mit einer<br />
Potenzialbestimmung des Geschäftsgebiets<br />
beginnt. Mit Hilfe eines im Projekt entwickelten<br />
Potenzialplanungs-Tools können diese<br />
Nachhaltigkeitspotenziale der Sparkasse<br />
abgeschätzt werden.<br />
Die Ergebnisse helfen der Sparkasse, die<br />
Chancen des Marktes richtig einzuschätzen<br />
und die verfügbaren Ressourcen optimal<br />
auf die erfolgversprechendsten Aktivitäten<br />
zu lenken. Handlungsbedarf gibt es in fünf<br />
Bereichen:<br />
> Nach Identifikation der Potenziale muss<br />
die Zielproduktpalette für den privaten<br />
und gewerblichen Bereich festgelegt und<br />
ausgestaltet werden.<br />
> Die Einrichtung einer Spezialistenfunktion,<br />
die Schnittstellenabstimmung mit der<br />
Marktfolge und die Dokumentation der<br />
Prozesse und Richtlinien im OHB müssen<br />
organisatorisch geklärt werden.<br />
> Je nach gewähltem Produkt- und Dienstleistungsangebot<br />
müssen die betroffenen<br />
Mitarbeiter qualifiziert werden.<br />
> Die Vermarktung des nachhaltigen Produktangebots<br />
muss ausgestaltet werden.<br />
Das umfasst die Darstellung der Produkte<br />
im Internet-Auftritt, die Bereitstellung<br />
von Vertriebsanlässen für die Berater, die<br />
Erstellung von Werbemitteln sowie die<br />
Selektion von Zielkunden.<br />
> Vertriebsunterstützende Hilfsmittel wie<br />
Tools, Flyer und Check-Listen müssen<br />
bereitgestellt werden.<br />
Sparkassen, die sich für ein stärkeres<br />
Engagement im Bereich Nachhaltigkeit<br />
entscheiden, können eine Vielzahl weiterer<br />
Unterstützungsangebote im Verbund in<br />
Anspruch nehmen:<br />
> Sparkassen profitieren vom Netzwerk des<br />
Regionalverbands: Es können qualifizierte<br />
Kontakte zu benachbarten Sparkassen<br />
hergestellt werden, die bereit sind,<br />
Hospitationen zuzulassen. Über den Regionalverband<br />
werden überdies Fachveranstaltungen<br />
zum Thema Nachhaltigkeit<br />
und Erneuerbare Energien durchgeführt,<br />
auf denen interessierte Sparkassen ein regionales<br />
Netzwerk aufbauen und pflegen<br />
können.<br />
> Die Produktgeber begleiten den Vertrieb<br />
ihrer Produkte: Es werden nicht nur umfangreiche<br />
Werbematerialien, Hilfsmittel<br />
für den Vertrieb und Zielkundenselektionen<br />
bereitgestellt, sondern auch personelle<br />
Unterstützung für interne und<br />
externe Veranstaltungen der Sparkasse<br />
angeboten.<br />
> Der DSGV bietet mit dem Kampagnen-Pool<br />
eine Internet-Plattform, auf der zahlreiche<br />
Kampagnen zu nachhaltigen Produktangeboten<br />
dokumentiert sind.<br />
> Die regionalen Akademien bieten Schulungen<br />
zum Thema Nachhaltigkeit, nachhaltige<br />
Anlageprodukte und Erneuerbare<br />
Energien.<br />
> Der Deutsche Sparkassenverlag (DSV)<br />
bietet Branchenreports, etwa zum Bereich<br />
Erneuerbare Energien und Landwirte.<br />
Fazit<br />
Die Größe der Sparkassen ist für das<br />
Engagement im Markt für nachhaltige<br />
Anlage- und Finanzierungsprodukte kein<br />
Ausschlusskriterium. Die Vielzahl kurzfristig<br />
verfügbarer nachhaltiger Angebote<br />
für alle Kundengruppen sowie die starke<br />
Unterstützung der Verbundpartner ermöglichen<br />
es grundsätzlich allen Sparkassen,<br />
die in ihrem Geschäftsgebiet vorhandenen<br />
Nachhaltigkeitspotenziale anzugehen.<br />
Die Grundlagen hierfür hat das Projekt in<br />
einem Leitfaden „Nachhaltigkeit“ zusammengetragen.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
101
NACHHALTIGKEIT<br />
AUTOR<br />
Martin Köppen<br />
ist Referent beim Deutschen<br />
Sparkassen- und Giroverband<br />
(DSGV) in Berlin.<br />
KfW Bankengruppe legt „Aktionsplan Energiewende“ vor<br />
Sparkassen mit neuen<br />
Chancen im Fördergeschäft<br />
Mit einem „Aktionsplan Energiewende“ will die KfW Bankengruppe <strong>als</strong> das wichtigste Förderinstitut des Bundes<br />
und der Länder den jüngst eingeleiteten energiepolitischen Richtungswechsel tatkräftig unterstützen. Förder-<br />
programme werden noch stärker auf Investitionen in Umweltschutz und Innovationen konzentriert. Die Sparkassen-<br />
Finanzgruppe <strong>als</strong> Marktführer im Fördergeschäft nimmt diese Herausforderung entschlossen an. Sie verfolgt unverändert<br />
das Ziel, ihre schon jetzt überragende Marktposition weiter erfolgreich zu verteidigen und sogar auszubauen.<br />
Nach der Nuklearkatastrophe im japanischen<br />
Fukushima hat die Bundesregierung<br />
ihre Energiepolitik überprüft. Im<br />
Ergebnis wird die erst ein halbes Jahr zuvor<br />
beschlossene Laufzeitverlängerung für die<br />
deutschen Atomkraftwerke (AKW) teilweise<br />
rückgängig gemacht: Die ältesten sieben<br />
Atommeiler sind nach einem dreimonatigen<br />
Moratorium erst gar nicht wieder ans Netz<br />
gegangen. Weitere Atomkraftwerke werden<br />
bereits früher vom Netz genommen, <strong>als</strong> es<br />
laut Atom-Konsens von 2000 geplant war.<br />
Den hatte die vorherige Bundesregierung<br />
seinerzeit mit der Atomwirtschaft mühsam<br />
ausgehandelt. Politischer Wille ist es nun, die<br />
Erneuerbaren Energien schneller und effektiver<br />
auszubauen und den Energieverbrauch<br />
fossiler Energiequellen noch stärker <strong>als</strong> bisher<br />
geplant abzusenken. Um diese energiepolitisch<br />
höchst ehrgeizigen und radikal neu<br />
gesteckten Ziele wirklich zu erreichen, hat die<br />
Bundesregierung versprochen, im Haushalt<br />
die entsprechenden Fördermittel signifikant<br />
aufzustocken und noch feiner zu justieren.<br />
Neugewichtung der<br />
KfW-Fördermaßnahmen<br />
Die erneute Wende in der Energiepolitik hat<br />
die KfW Bankengruppe <strong>als</strong> wichtigstes Förderinstitut<br />
des Bundes und der Länder zum<br />
Anlass genommen, im Sommer 2011 für den<br />
gesamten Bankkonzern einen Aktionsplan<br />
aufzustellen. Die KfW geht davon aus, dass<br />
der angestrebte Umbau der deutschen Energieversorgung<br />
insgesamt einen zusätzlichen<br />
Investitionsbedarf von 250 Milliarden Euro bis<br />
2020 auslösen wird. 1<br />
Ende September/Anfang Oktober sind<br />
die Einzelheiten des Aktionsplans bekannt<br />
gegeben worden. Er hat erhebliche Auswirkungen<br />
auf das inländische Förderkredit-<br />
Programmgeschäft. Der KfW-Aktionsplan<br />
Energiewende berücksichtigt alle drei für<br />
das inländische Fördergeschäft verantwortlichen<br />
Teilbanken des Unternehmens. Dabei<br />
verfolgt die KfW die Strategie, sich auf die Investitionsförderung<br />
auf den Gebieten Energieeffizienz,<br />
Stromerzeugung, zusätzliche<br />
Gaskraftwerke und den Stromnetz-Ausbau<br />
zu konzentrieren (s. Abb. 1). Andererseits<br />
reduziert die KfW nicht mehr so dringliche<br />
Fördermaßnahmen und stellt bestimmte<br />
Förderprogramme auch ganz ein.<br />
Signifikante Ausweitung der<br />
Unternehmensfinanzierung<br />
In der gewerblichen Unternehmensfinanzierung<br />
hat die KfW Mittelstandsbank bereits<br />
im Sommer 2011 <strong>als</strong> Sofort-Maßnahme ein<br />
mit fünf Milliarden Euro dotiertes neues<br />
Förderprogramm zum Ausbau der Offshore-<br />
Windenergie in Deutschland aufgelegt.<br />
Zum Jahresbeginn 2012 hat sie außerdem<br />
das bisher aus ERP-Mitteln finanzierte<br />
Umwelt- und Energieeffizienzprogramm<br />
in zwei getrennte Förderprogramme aufgeteilt:<br />
> Das „KfW-Energieeffizienzprogramm“<br />
steht jetzt zur Verfügung, wenn damit<br />
Investitionen zur Steigerung der betrieblichen<br />
Energieeffizienz finanziert werden.<br />
Neuerdings können es auch größere<br />
Unternehmen nutzen, deren jährlicher<br />
Gruppenumsatz bis zu drei Milliarden Euro<br />
(bisher 500 Mio. Euro) betragen darf. Außerdem<br />
erhöht die KfW den Kredithöchstbetrag<br />
von zehn auf 25 Millionen Euro!<br />
> Für gewerbliche Investitionen in allgemeine<br />
Umweltschutzmaßnahmen steht seit<br />
01. Januar 2012 ausschließlich das „KfW-<br />
Umweltprogramm“ zur Verfügung. Dessen<br />
Kredithöchstbetrag ist auf zehn Millionen<br />
Euro (bisher zwei Mio. Euro) erhöht worden.<br />
Zeitgleich hat die KfW zwei bestehende Förderprogramme<br />
erheblich ausgeweitet:<br />
> Beim KfW-Programm „Erneuerbare<br />
Energien-Standard“ ist der Verwendungszweck<br />
erweitert worden. Die KfW<br />
fördert aus diesem Programm künftig<br />
auch Biogasanlagen, selbst wenn sie<br />
nicht der Stromerzeugung dienen, sowie<br />
vorgelagerte objektnahe Nieder- und Mittelspannungsnetze<br />
(statt wie bisher mit<br />
zehn bis zu maximal 25 Mio. Euro). Dieses<br />
Programm steht auch Unternehmen zur<br />
Verfügung, deren jährlicher Gruppenumsatz<br />
500 Millionen Euro überschreitet.<br />
> Für Vorhaben im Rahmen der Energiewende,<br />
<strong>als</strong>o für Innovationen zur speziellen<br />
Weiterentwicklung von Technologien zur<br />
Energieerzeugung, -einsparung, -speicherung<br />
und -übertragung, steht nunmehr<br />
auch das ERP-Innovationsprogramm bis zu<br />
25 Millionen Euro pro Vorhaben und maximal<br />
50 Millionen Euro pro Unternehmen<br />
pro Kalenderjahr zur Verfügung. Bisher<br />
wurden Innovationen im gewerblichen Bereich<br />
aus diesem Programm nur bis zu fünf<br />
Millionen Euro pro Vorhaben gefördert.<br />
Zusätzlich gewährt die KfW seit dem 01.<br />
Januar 2012 größeren Unternehmen, deren<br />
Jahres-Gruppenumsatz zwischen 500<br />
Millionen und drei Milliarden Euro liegt,<br />
im Wege der „KfW-Finanzierungsinitiative<br />
Energiewende“ Darlehen zu Marktkonditionen.<br />
Investiert werden kann damit in<br />
die Nutzung Erneuerbarer Energien, in<br />
die Steigerung der betrieblichen Energieeffizienz<br />
und in Innovationsvorhaben<br />
(Forschung und Entwicklung) aus den<br />
Bereichen Energieerzeugung, -einsparung<br />
und -übertragung. Dieses Programm sieht<br />
Kreditbeträge ab 25 bis zu maximal 100<br />
Millionen Euro vor.<br />
1 Laut Informationsveranstaltung der KfW für Kreditinstitute<br />
zum KfW-Aktionsplan Energiewende am<br />
27. September 2011 in Frankfurt/M.<br />
102 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
ABBILDUNG 1<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
AKTIONSPLAN ZUR ENERGIEWENDE<br />
Aktionsplan zur Energiewende<br />
KfW-Aktionsplan Energiewende<br />
Erneuerbare Energien Energieeffizienz Innovationen für Energiewende<br />
Wichtiger Umbau der<br />
Wohnungsbauförderung<br />
Die KfW Privatkundenbank konzentriert künftig<br />
ihre Förderung inhaltlich auf die Schwerpunkte<br />
Energiewende und Begleitung des<br />
demografischen Wandels. Dazu erweitert sie<br />
ihre erfolgreiche Programmgruppe „Energieeffizient<br />
Bauen und Sanieren“ zum 01.<br />
April 2012 um den neuen Standard „KfW-<br />
Effizienzhaus Denkmal“ und fördert damit<br />
endlich auch die energetische Sanierung von<br />
Baudenkmälern und sonstigem erhaltenswerten<br />
Baubestand.<br />
Außerdem bietet sie das Förderprogramm<br />
„Altersgerecht Umbauen“ nach Auslaufen<br />
der Bundesförderung seit 01. Januar 2012<br />
aus eigenen Mitteln weiter an. Vom 01. April<br />
2012 wird es zudem deutlich vereinfacht. Dagegen<br />
hat die KfW den Förderhöchstbetrag<br />
im „KfW-Wohneigentumsprogramm“ weiter<br />
herabgesetzt und das erfolgreiche Förderprogramm<br />
„Wohnraum modernisieren“ Ende<br />
2011 vollständig geschlossen.<br />
Ausbau kommunaler<br />
Partnerschaften<br />
Im Bereich der kommunalen und sozialen<br />
Infrastruktur hat die KfW Kommunalbank<br />
bereits zum 01. Oktober 2011 die Förderhöchstbeträge<br />
für große Vorhaben zur<br />
Verbesserung der Energieeffizienz in ihren<br />
Basisprogrammen auf 50 Millionen Euro<br />
pro Vorhaben angehoben. Im ersten Quartal<br />
2012 wird sie den Kommunen und kommunalen<br />
Unternehmen auch zinsgünstige<br />
Förderangebote zum Ausbau von Netz- und<br />
Speicherkapazitäten sowie zur Finanzierung<br />
hocheffizienter Kraftwerke auf fossiler Basis<br />
(Gas) anbieten. Außerdem will die KfW künftig<br />
mit dem Förderfenster „Energetische<br />
Stadtsanierung“ noch stärker Energieeffizienzinvestitionen<br />
in Stadtquartieren fördern.<br />
Die Umstellung von Kommunen auf „energieeffiziente<br />
Stadtbeleuchtung“ fördert die<br />
KfW bereits seit 01. April 2011.<br />
Ausbau der Marktführerschaft<br />
Sparkassen und Landesbanken verfügen im<br />
Fördergeschäft seit langem über eine überragende<br />
Marktstellung, wie einige Zahlen<br />
deutlich machen: 2<br />
> Im Förderprogramm Erneuerbare Energien-Standard<br />
lag der Marktanteil der<br />
Sparkassen und Landesbanken 2010 bei<br />
überragenden 43,7 Prozent gegenüber<br />
den Genossenschaftsbanken von 36,8 und<br />
den Großbanken von 4,6 Prozent.<br />
KfW Programm<br />
Offshore Windenergie<br />
KfW-Programm Erneuerbare Energien<br />
Erhöhung Höchstbetrag<br />
auf 25 Mio. EUR<br />
> Im gesamten Wohnungsbaufördergeschäft<br />
der KfW betrug 2010 der Marktanteil<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe 37,1 Prozent<br />
gegenüber 21,7 Prozent der Genossenschaftsbanken<br />
und nur 8,4 Prozent der<br />
Großbanken.<br />
> Im politisch sensiblen Geschäft mit Existenzgründern<br />
haben Sparkassen und<br />
Landesbanken im gleichen Jahr sogar 55,7<br />
Prozent des KfW-Start-Geldes an diese<br />
wichtige Zielgruppe durchgeleitet.<br />
Verantwortlich für diese guten Ergebnisse ist<br />
eine in den letzten Jahren wieder gewachsene<br />
Einsicht vieler Entscheider, dass im<br />
Fördergeschäft solide Erträge erwirtschaftet<br />
werden können. Spätestens seit Einführung<br />
des risikogerechten Zinssystems (RGZS) im<br />
April 2005 können Sparkassen und Landesbanken<br />
im gewerblichen Fördergeschäft<br />
genauso kalkulieren wie im Geschäft mit den<br />
hauseigenen Darlehensprodukten.<br />
Aber stets gilt für den Marktführer auch:<br />
Die hervorragende Position ist immer wieder<br />
neu erfolgreich zu verteidigen! Und<br />
nicht nur das: Selbst der Marktführer muss<br />
bestrebt sein, seine Marktführerschaft noch<br />
auszubauen! Denn die Wettbewerber entwickeln<br />
sich weiter, drängen nach und auch<br />
das Marktgeschehen verläuft dynamisch. Die<br />
Voraussetzungen, die gute Marktposition im<br />
Wettbewerb des Fördergeschäfts auszubauen,<br />
sind für die Sparkassen-Finanzgruppe<br />
aus vier Gründen unverändert gut:<br />
> Die Sparkassen verfügen bundesweit über<br />
ein dichtes Netz sehr gut ausgebildeter<br />
und hochqualifizierter Förderberater.<br />
> Mit den Landesbanken <strong>als</strong> regionale Servicebanken<br />
stehen im Fördergeschäft<br />
sehr leistungsfähige Kooperationspartner<br />
für Antragstellung und Durchleitung der<br />
Förderdarlehen an das jeweiligen Förderinstitut<br />
wie die KfW zur Seite.<br />
> Mit den elektronischen DV-Plattformen<br />
KfW-Energieeffizienzprogramm<br />
Erhöhung Höchstbetrag auf i.d.R. 25 Mio. EUR<br />
Energieeffizient Bauen und Sanieren (Wohngebäude)<br />
Erhöhung Investitionszuschüsse<br />
Neues Förderangebot Effizienzhaus Denkmal<br />
Kommunal Investieren /<br />
Sozial Investieren<br />
Erhöhung<br />
Höchstbetrag auf 50 Mio. EUR<br />
Energetische Stadtsanierung<br />
Zuschüsse für Kommunen<br />
und Kreditprogramme<br />
„Energieeffiziente Quartiersversorgung“<br />
für Kommunen und<br />
kommunale Unternehmen<br />
Finanzierungsinitiative Energiewende<br />
Direktkredite für größere Unternehmen<br />
ERP-Innovationsprogramm<br />
Erhöhung Höchstbetrag auf 25 Mio. EUR<br />
FGCenter und BeDarV sowie den Beratungsmodulen<br />
Web-Förderberatung und Expert<br />
sind die Sparkassen und Landesbanken im<br />
technischen Support bestens aufgestellt.<br />
> Der Umsetzungsleitfaden über das DSGV-<br />
Projekt „Schlanke Förderkreditprozesse“<br />
aus dem Jahr 2010, mit dem die Geschäftsprozesse<br />
zur Vergabe und Bearbeitung von<br />
Förderkrediten in den Sparkassen optimiert<br />
wurden 3 , hilft allen im Fördergeschäft Beteiligten,<br />
die Sparkassen im Fördergeschäft<br />
stets optimal aufgestellt zu halten.<br />
Fazit<br />
Die politisch beschlossene Abkehr von der<br />
Atomenergie zwingt die KfW <strong>als</strong> größtes<br />
deutsches Förderinstitut, ihre Förderprogramme<br />
neu zu fokussieren. Mit dem<br />
KfW-Aktionsplan Energiewende weitet sie<br />
ihre Förderinstrumente hauptsächlich auf<br />
Investitionen in Energieeffizienz und Innovationen<br />
in diesen Technologiebereichen<br />
aus. Anforderungen des demografischen<br />
Wandels werden dabei nicht vernachlässigt.<br />
Andererseits werden Fördermaßnahmen<br />
gekappt, die außerhalb ihrer nunmehr<br />
derziele<br />
rangieren.<br />
Die Sparkassen-Finanzgruppe muss die<br />
neuen Förderprogramme für einen weiteren<br />
Ausbau ihrer eigenen, schon jetzt überragenden<br />
Marktstellung im Fördergeschäft<br />
nutzen. Die sich daraus eröffnende Chance<br />
ist zugleich eine Herausforderung an sich<br />
selbst: Der Marktdruck ist ein willkommener<br />
Impulsgeber, um die eigenen Beratungsleistungen<br />
und Geschäftsprozesse im anspruchsvollen<br />
Fördergeschäft fortlaufend<br />
und konsequent zu optimieren.<br />
¯<br />
2 Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf<br />
Kreditvolumina; Quelle: KfW-Zusagenstatistik.<br />
3 Vgl. „Sparkasse“ Ausgabe Juni 2011, S. 22f.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
103
NACHHALTIGKEIT<br />
Vermittlung von Nachhaltigkeit im Produktvertrieb<br />
Glaubwürdigkeit und Vertrauen<br />
seit Finanzkrise wichtiger denn je<br />
Verbraucherschützer nehmen immer öfter kritisch den Nachhaltigkeitsanspruch in Geschäftspolitik und Produkten<br />
von Finanzinstituten unter die Lupe. Sparkassen müssen deshalb selbst aktiv werden und eine überzeugende<br />
Kommunikationsstrategie nach außen, aber auch nach innen entwickeln. Eine Konferenz des Vereins für Umweltmanagement<br />
und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten (VfU) hat kürzlich unter anderem Ansätze diskutiert, wie das<br />
1<br />
Im Vorwort zu einer aktuellen Finanzmarktstudie<br />
spricht Reinhard Friesenbichler zu<br />
Recht davon, dass es sich bei der Finanzkrise<br />
durchaus um „die Multisymptomatik einer<br />
Aneinanderreihung vieler Teilkrisen ganz unterschiedlicher<br />
Elemente des Finanzsystems<br />
handeln kann“. 2 Die Subprimekrise und die<br />
Staatsschuldenkrise zählen ebenso dazu wie<br />
eine gelegentlich zu beobachtende Reformaversion<br />
von Finanzinstituten. Zu nennen<br />
wäre auch das gesellschaftliche Phänomen,<br />
Konsequenzen fehlgeleiteten individuellen<br />
oder kollektiven Denkens und Handelns<br />
nicht antizipieren und korrigieren zu können.<br />
„Der vorausschauende Umgang mit der<br />
Krise beschränkt sich auf das Hoffen, es<br />
möge nicht allzu schlimm kommen und,<br />
wenn schon Opfer […] nötig sind, dann<br />
möge es zuerst den Nachbarn treffen“, so<br />
Friesenbichler.<br />
Die Kollektivierung von Risiken oder<br />
Schadenspositionen ist damit ein zentrales<br />
Phänomen, das aus diesem Umgang mit<br />
Krisen resultiert. Ein Phänomen, für das zivilgesellschaftliche<br />
Akteure oder auch Medien<br />
ein immer geringeres Maß an Verständnis<br />
zeigen. Die Bewegung „Occupy Wallstreet“<br />
ist dafür ein ganz aktuelles Beispiel.<br />
Um die aktuelle Krisensituation bewältigen<br />
zu können, müssen sich die Finanzinstitute<br />
auch mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />
sowohl auf der betrieblichen <strong>als</strong> auch auf der<br />
AUTOREN<br />
Dr. Annett Baumast<br />
ist Geschäftsführerin von<br />
baumast. kultur & nachhaltigkeit<br />
in Lenzburg (Schweiz).<br />
Dr. Markus Scholand<br />
ist Managementbeauftragter für<br />
Produktökologie der WestLB in<br />
Düsseldorf.<br />
Produktseite konsequent inhaltlich auseinandersetzen:<br />
„Die Einsicht, dass ein nachhaltiges<br />
Wirtschaften unumgänglich ist, konnte<br />
durch die Ereignisse der vergangenen Monate<br />
einen weiteren Schritt im gesellschaftlichen<br />
Bewusstsein voranschreiten. Die<br />
Chancen für eine erfolgreiche Umsetzung<br />
der hierfür notwendigen Veränderungen<br />
sind dadurch weiter gestiegen“, war kürzlich<br />
auf einer Fachkonferenz zu hören. 3 In einer<br />
langfristig ausgerichteten Betrachtung der<br />
Märkte, dem Aufbau eines Vertrauensverhältnisses<br />
zu Kundinnen und Kunden sowie<br />
der glaubwürdigen Kommunikation eigener<br />
Maßnahmen liegt die große Chance bei der<br />
Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen<br />
im eigenen Unternehmen.<br />
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wikimedia Commons<br />
Ökonomie, Ökologie und Soziales bilden ein gleichseitiges Dreieck. Alle Aspekte der Nachhaltigkeit<br />
in Balance zu setzen ist nach Ansicht von Experten die Voraussetzung für ein naturverträgliches<br />
Wohlstands- und Lebensmodell.<br />
Begriff ist Chance und<br />
Handicap zugleich<br />
Doch was genau bedeutet „Nachhaltigkeit“<br />
eigentlich? Einen breiten Konsens in Gesellschaft<br />
und Wirtschaft findet heute die<br />
sogenannte Brundtland-Definition: „Eine<br />
Entwicklung ist dann nachhaltig, wenn sie<br />
die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt,<br />
ohne zu riskieren, dass künftige Generationen<br />
ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen<br />
können“. 4<br />
Sie weist damit einerseits auf die relevanten<br />
Aspekte einer Bedürfnisorientierung<br />
sowie einer inter- und intragenerativen<br />
Gerechtigkeit hin. Zugleich versucht sie,<br />
ökonomische, ökologische und soziale<br />
1 Der Beitrag basiert in Teilen auf Diskussionen im<br />
Workshop zu Perspektiven und Visionen in der Finanzwirtschaft,<br />
der von den Autoren am 9. November<br />
2011 im Rahmen des VfU-Roundtable 2011<br />
moderiert worden ist.<br />
2 Zitiert nach Schneider (2011), S. 4.<br />
3 Frankfurt School Verlag (2011), S. 2.<br />
4 Hauff (1987), S. 46.<br />
104 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
TABELLE 1<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Nachhaltigkeitsdefinitionen in der Außenkommunikation<br />
Entwicklungen integriert zu betrachten.<br />
Dadurch ist sie für den direkten betrieblichen<br />
Einsatz deutlich zu komplex. Auf Leitbildebene<br />
ähneln sich zwar – trotz aller Verschiedenheit<br />
der Finanzinstitute – die Aussagen<br />
(s. Tab. 1), vor allem die drei Säulen Ökonomie,<br />
Ökologie und Soziales (GLS Bank-Terminologie:<br />
people – planet – profit). Auf Produktebene<br />
ist das Bild jedoch völlig anders.<br />
Obwohl nachhaltige Finanzprodukte seit<br />
Ende der 90-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts<br />
erhältlich und ihre Zahl sowie das<br />
entsprechende Volumen seitdem deutlich<br />
angestiegen sind, 5 kann von einem einheitlichen<br />
Verständnis des Begriffs Nachhaltigkeit<br />
nicht die Rede sein.<br />
Diese hohe Interpretationsfreiheit kann<br />
Kundinnen und Kunden von Banken und<br />
Sparkassen, aber auch die Beschäftigten,<br />
leicht verwirren: Neben Spendenfonds<br />
stehen Clean-Tech-Fonds und es werden<br />
Best-in-Class-Produkte vertrieben. Neben<br />
Erneuerbare-Energien-Zertifikaten stehen<br />
solche auf Düngemittel, genmanipuliertes<br />
Saatgut oder Ölsand, die alle <strong>als</strong> nachhaltig<br />
deklariert werden. 6 Während viele Produkte<br />
hohen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards<br />
entsprechen, springen andere Emittenten<br />
lediglich auf den Zug eines vermeintlichen<br />
Trends auf, ohne sich vertieft mit der<br />
Materie zu befassen.<br />
Vor diesem Hintergrund ist in der Tat die<br />
Frage berechtigt, ob derart verstandene<br />
Nachhaltigkeit nicht zu einem Unwort wird<br />
oder sogar schon geworden ist? 7 Zusätzlich<br />
zu diesem Produktwirrwarr nimmt die Zahl<br />
der Berichte zu, in denen Unternehmen des<br />
„Blendertums“ und des „Greenwashing“<br />
bezichtigt werden. Auch in der Finanzbranche<br />
gibt es solche Fälle. Aktuell steht etwa<br />
Barclays, deren Aktie in vielen Nachhaltigkeitsfonds<br />
vertreten ist, wegen Wetten auf<br />
Lebensmittelpreise beim Public Eye Award<br />
am Pranger. 8 Dieser wird im Vorfeld des<br />
World Economic Forums (WEF) in Davos<br />
vergeben.Einer positiven Nachhaltigkeitsbewertung<br />
des Titels und die Aufnahme in verschiedene<br />
nachhaltige Anlageprodukte auf<br />
der einen Seite steht somit das Anprangern<br />
von Missständen im gleichen Unternehmen<br />
gegenüber.<br />
Welche Einschätzung überwiegt? Und<br />
was löst das bei Kundinnen und Kunden<br />
aus? Ob diese Greenwashing im Allgemeinen<br />
überhaupt erkennen (können), ist nach<br />
Ansicht der Autoren zumindest kurz- bis<br />
mittelfristig zu bezweifeln. 9<br />
„Nachhaltigkeit bedeutet<br />
für uns Zukunftsfähigkeit –<br />
mit dem Ziel, kommenden<br />
Generationen eine gesunde<br />
Umwelt sowie stabile<br />
wirtschaftliche und soziale<br />
Verhältnisse zu übergeben.<br />
Diesem Leitbild fühlen wir<br />
uns verpflichtet.“ (Deutsche<br />
Bank)<br />
Quelle: Internetauftritt der Finanzinstitute<br />
TABELLE 2<br />
Allerdings zeichnet sich ab, dass etwa<br />
Medien, Verbraucherschutzorganisationen<br />
oder Nichtregierungsorganisationen künftig<br />
sehr genau auf den Nachhaltigkeitsanspruch<br />
in Geschäftspolitik und Produkten<br />
der Finanzinstitute schauen. Beispiele dafür<br />
sind die nationale Verbraucherorganisation<br />
Stiftung Warentest oder die internationale<br />
Initiative Finance Watch. 10 Auch Aktivitäten<br />
von Nichtregierungsorganisationen wie<br />
Urgewald oder auf internationaler Ebene<br />
Banktrack zeigen auf, in welche Richtung sich<br />
die kritische Auseinandersetzung mit der<br />
Finanzindustrie und ihren Produkten künftig<br />
bewegen könnte. 11<br />
Nachhaltigkeit einfach vermitteln<br />
Vor diesem Hintergrund ist es besonders<br />
wichtig, <strong>als</strong> Finanzinstitut selbst aktiv zu<br />
werden und Kundinnen und Kunden die<br />
zentralen mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“<br />
verbundenen Inhalte – vor allem in Bezug<br />
auf die eigenen Prozesse und Produkte –<br />
allgemeinverständlich näher zu bringen.<br />
Auch gegenüber den Beschäftigten sollte<br />
die durchaus vorhandene Kommunikationslücke<br />
gefüllt werden.<br />
Auf einer Konferenz des Vereins für<br />
Umweltmanagement und Nachhaltigkeit<br />
in Finanzinstituten (VfU) haben sich 22 Beschäftigte<br />
von Finanzdienstleistern kürzlich<br />
„Die LBBW hat sich zum Ziel<br />
gesetzt, konsequent zu einer<br />
tragfähigen, ökonomisch,<br />
ökologisch und sozial ausgeglichenen<br />
Entwicklung beizutragen.<br />
Zu diesem Zweck hat<br />
die Bank eine umfangreiche<br />
Nachhaltigkeitspolitik verabschiedet,<br />
die den Rahmen<br />
für alle unternehmerischen<br />
Aktivitäten vorgibt.“ (LBBW)<br />
Begriff und Qualität bei nachhaltigen Bankprodukten<br />
Wie kann „Nachhaltigkeit“ in kommunikativen<br />
Situationen (z. B. im Vertrieb)<br />
knapp und dennoch inhaltlich treffend<br />
vermittelt werden?<br />
> Einfache, kompakte und merkbare<br />
Beschreibung / Definition verwenden<br />
> „Positives“ Begriffsverständnis mit<br />
Beispielen und Bildern<br />
> Bezug auf anerkannte Werte und<br />
(gesellschaftliche) Grundnormen<br />
> Transparenz und Glaubwürdigkeit der<br />
Produkte / Prozesse offen legen<br />
über diese Problematik ausgetauscht. Dabei<br />
ging es vor allem darum, institutsintern wie<br />
gegenüber Kundinnen und Kunden einen<br />
„verständlichen“ Nachhaltigkeitsbegriff<br />
zu definieren. Ferner stand die Frage der<br />
Qualitätssicherung nachhaltiger Produkte<br />
im Vordergrund. 12 Die Hauptforderung der<br />
Teilnehmenden: „Nachhaltigkeit muss einfach<br />
sein!“<br />
Kriterium Nachhaltigkeitsqualität<br />
Im Workshop ist deutlich geworden, dass<br />
nicht nur eine verständliche Nachhaltigkeitsdefinition<br />
vorhanden sein, sondern auch<br />
eine Nachhaltigkeitsqualität von Produkten<br />
5 Vgl. Forum Nachhaltige Geldanlagen (2011), S. 15.<br />
6 Vgl. etwa den Sustainable Oil Sands Sector Index<br />
Tracker der Royal Bank of Scotland.<br />
7 Vgl. Thunig (2011), S. 3.<br />
8 Vgl. www.publiceye.ch (Zugriff am 06. Januar<br />
2012).<br />
9 Anders jedoch Thunig (2011), S. 3.<br />
10 Vgl. Kühner (2012), S. 16 f.<br />
„Wir stellen mit der GLS<br />
Nachhaltigkeitsdefinition<br />
<br />
Zentrum unseres Handelns.<br />
Bezugnehmend auf die<br />
internationale Triple Bottom<br />
Line (people – planet – profit)<br />
übersetzen wir diese Begriffe<br />
für die GLS Bank mit menschlich,<br />
zukunftsweisend und<br />
ökonomisch.“ (GLS Bank)<br />
Was kann getan werden, um die Nachhaltigkeitsqualität<br />
von Bankprodukten<br />
in (mehrstufigen) Absatzprozessen zu<br />
sichern?<br />
> Ausweis des (positiven !) Umwelt- oder<br />
gesellschaftlichen Impacts (durch Kernindikatoren<br />
(KPI))<br />
> Mindeststandards hinsichtlich der Prozessqualität<br />
für nachhaltige Produkte<br />
> Aktives Engagement und Stakeholderdialoge<br />
<strong>als</strong> Qualitätsmerkmal<br />
> Integrative Betrachtung von Produkt und<br />
Anbieter<br />
Quelle: Erfahrungen von Bankpraktikern (Zusammenstellung VfU Roundtable 2011)<br />
11 Vgl. dazu die Websites der Organisationen urgewald.org<br />
und banktrack.org (Zugriff am 06. Januar<br />
2012).<br />
12 Eine Übersicht der Workshop-Ergebnisse zum<br />
Thema „Nachhaltige Bankprodukte – Qualität und<br />
Absatzerfolg vereinen“ kann auf der Leitseite des<br />
VfU unter www.vfu.de/default.asp?Menue=<br />
17&News=75 heruntergeladen werden.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
105
NACHHALTIGKEIT<br />
¯<br />
und Prozessen erreicht und den Kundinnen<br />
und Kunden vermittelt werden muss. Denn<br />
von zentraler Bedeutung bei der Vermittlung<br />
von Finanzdienstleistungen ist deren<br />
Vertrauen in Produkt und Anbieter. Das hat<br />
nicht zuletzt die Finanzkrise gezeigt: Aufgrund<br />
ihrer Kundennähe konnten auch die<br />
Sparkassen ihr Geschäft auf diesem Gebiet<br />
deutlich steigern. 13<br />
Um dieses Vertrauen herzustellen und<br />
glaubwürdig nachhaltige Finanzdienstleistungen<br />
anbieten zu können, müssen<br />
Finanzinstitute in die eigene Nachhaltigkeitsqualität<br />
sowie in die ihrer Produkte investieren.<br />
Aufgrund der Komplexität des Themas<br />
haben die Workshop-Teilnehmenden in<br />
einem Nachhaltigkeits-Label keine adäquate<br />
Lösung der Situation gesehen. Das bereits<br />
2004 entwickelte, aber von Kundinnen und<br />
Kunden bis heute meist nur eingeschränkt<br />
wahrgenommene Transparenz-Logo für<br />
nachhaltige Publikumsfonds, sorgt zwar für<br />
ein Offenlegen der Prozesse. Es beurteilt<br />
aber nicht die Nachhaltigkeitsqualität der<br />
Anlageprodukte.<br />
Praxis bestätigt<br />
Qualitätsanforderungen<br />
Die Teilnehmer des VfU-Workshops waren<br />
sich einig, dass „Nachhaltigkeit“ <strong>als</strong> Begriff<br />
gleichzeitig eine Chance und ein Handicap<br />
ist. Vielfach wird er gerne <strong>als</strong> plakatives<br />
Schlagwort verwendet, obgleich es dem<br />
Begriff doch an inhaltlicher Schärfe fehlt.<br />
Nachhaltigkeit ist begrifflich zu abstrakt,<br />
zu akademisch geprägt oder zu wenig<br />
bekannt und teilweise sogar bereits „verbraucht“<br />
oder „verwässert“, waren weitere<br />
Kritikpunkte. Dennoch können die Inhalte<br />
einer nachhaltigen Entwicklung in der<br />
Kommunikation erfolgreich vermittelt werden<br />
wie Tabelle 2 in einem kurzen Auszug<br />
veranschaulicht. Eine sprachlich „einfache“<br />
Beschreibung und ein positiv belegter Begriff<br />
gehören ebenso dazu wie Transparenz<br />
bei den Produktstandards.<br />
Vor allem mit Blick auf Produktstandards<br />
ist auf dem Roundtable die Frage diskutiert<br />
worden, welche Maßnahmen ergriffen werden<br />
können, damit <strong>als</strong> nachhaltig bezeichnete<br />
Bankprodukte auch wirklich nachhaltig<br />
sind. Hintergrund sind dabei einerseits die<br />
Erwartungen der Kundschaft. Andererseits<br />
aber auch eine wachsende Kritik in Medien<br />
und bei Verbraucherschützern. Finanzdienstleistungen<br />
würden, so ein Vorwurf,<br />
nur aus Marketinggründen <strong>als</strong> „grün“ oder<br />
„nachhaltig“ bezeichnet, ohne es tatsächlich<br />
zu sein. Zwei Lösungsansätze könnten sein:<br />
> Die Nachhaltigkeitswirkung von Finanzprodukten<br />
explizit auszuweisen.<br />
> Mindeststandards für den Produktprozess<br />
einzuhalten.<br />
Weil Erwartungen an nachhaltige Finanzdienstleistungen<br />
eben höchst verschieden<br />
sind, stehen damit weniger inhaltliche<br />
Nachhaltigkeitskriterien im Vordergrund,<br />
sondern die Gestaltung des Produktprozesses.<br />
Gleichzeitig werden skalierbare<br />
Bewertungsmodelle eingefordert, die, wie<br />
etwa der ecoinvest-Indikatorenansatz, Produktqualität<br />
und Nachhaltigkeitsleistung<br />
des Anbieters gleichzeitig betrachten. Damit<br />
kann Glaubwürdigkeitslücken entgegen<br />
gewirkt werden. Sie entstehen immer dann,<br />
wenn ein vermeintlich nachhaltiges Produkt<br />
von einem nicht nachhaltigen Finanzinstitut<br />
vertrieben wird.<br />
Pragmatische Lösungen<br />
für das Tagesgeschäft<br />
Die VfU-Diskussion hat gezeigt, dass es<br />
sehr wohl pragmatische Lösungen gibt, um<br />
Herausforderungen nachhaltiger Finanzprodukte<br />
im Tagesgeschäft zu meistern. Das<br />
gilt vor allem für den Produktabsatz. Gerade<br />
Sparkassen sind hier auf Grund ihrer Größe<br />
und regionalen Ausrichtung im Vorteil. Erforderliche<br />
Maßnahmen können rasch und mit<br />
Blick auf lokale Erfordernisse ausgewählt und<br />
umgesetzt werden. Gegenüber größeren<br />
Geschäfts- oder Landesbanken ist das ein<br />
deutlicher Wettbewerbsvorteil.<br />
Ganz zu Recht spricht Markus Zeitzen<br />
daher davon, dass Elemente nachhaltiger<br />
Entwicklung eine vertrauensbildende Einladung<br />
von Geldinstituten an die Gesellschaft<br />
sind. Eine Einladung, die „… wesentlicher<br />
Baustein in der Strategie jeder Bank …“<br />
sein sollte. 14 „Kleinere“ Institute müssen die<br />
strategische Geschäftsrelevanz nachhaltiger<br />
Entwicklung deshalb noch stärker <strong>als</strong> bisher<br />
verinnerlichen, um künftig vorhandene<br />
Marktpotenziale zu erschließen.<br />
Fazit<br />
Ein „Mainstreaming“ von Elementen<br />
nachhaltiger Entwicklung gelingt (nur),<br />
wenn inhaltliche Produktprozessqualität<br />
gewährleistet ist und Nachhaltigkeit intern<br />
<br />
Zwei aktuelle „Trends“ im Umfeld des Nachhaltigkeitsmanagements<br />
werden dadurch<br />
ergänzt: Geschäftspolitische Aktivitäten<br />
werden durch Produktstrategien und –politik<br />
inhaltlich präzise gefasst. Gleichzeitig<br />
wird die Suche nach Beschreibungsmodellen<br />
und geeigneten betrieblichen<br />
Schlüsselkennzahlen, um bisher „außerfinanzielle“<br />
Faktoren besser in die Banksteuerung<br />
zu integrieren, verstärkt. 15 Nach den<br />
bisherigen, vor allem auf Nischenmärkte<br />
und Nachhaltigkeitsthemen fokussierten<br />
Geschäftsansätzen, eröffnet sich damit die<br />
Chance für eine neue Ära eines qualitätsgetriebenen<br />
Mainstreamings von Nachhaltigkeit.<br />
Diese Herausforderung anzunehmen,<br />
ist in den kommenden Jahren die Aufgabe<br />
von Finanzinstituten, denn sie können sich<br />
verändernden Rahmenbedingungen nicht<br />
entziehen. Zudem werden der regulative<br />
ner<br />
Anspruchsgruppen in der kommenden<br />
Dekade kontinuierlich wachsen. 16 ¯<br />
13 Vgl. etwa die Internetquellen finanzkat.de/news/<br />
19474 oder tinyurl.com/898numk (Zugriff am 06.<br />
Januar 2012).<br />
14 Zeitzen (2011), S. 39.<br />
15 Häufig wird in diesem Zusammenhang von Key<br />
Performance Indicators (KPI) gesprochen.<br />
16 Auch Nicholls (2011), S. 19 f. spricht von zunehmendem<br />
Druck durch Politik und Märkte.<br />
Literatur<br />
1 Forum Nachhaltige Geldanlagen (Hrsg.):<br />
Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2011.<br />
Berlin 2011.<br />
2 Frankfurt School Verlag (2011): Nachhaltige<br />
Geldanlagen 2011. Produkte, Strategien,<br />
Beratungskonzepte, Firmenschrift zur Konferenz<br />
am 23.11.2011, Frankfurt am Main 2011.<br />
3 Hauff, Volker (Hrsg.): Unsere gemeinsame<br />
Zukunft, Bericht der Weltkommission für Umwelt<br />
und Entwicklung deutsche Fassung, Greven<br />
1987.<br />
4 Kühner, Anja (2012): Privatinteressen nicht <strong>als</strong><br />
öffentliches Interesse maskieren. Finance Watch<br />
versteht sich <strong>als</strong> Sprachrohr der Verbraucher auf<br />
internationaler Ebene, in: Bankmagazin, Nr.<br />
1/2012, S. 16 – 17.<br />
5 Nicholls, Mark (2011): The Future of Sustainability.<br />
in: Environmental Finance, Nr. 10/2011, S. 18<br />
– 20.<br />
6 Schneider, Stefan (Hrsg.): Studie zum Markt für<br />
nachhaltige Zertifikate und Exchange Traded<br />
Funds in Deutschland. Solingen 2011.<br />
7 Thunig, Christian (2011): Ist Nachhaltigkeit das<br />
Unwort des Jahres? in: Absatzwirtschaft, Nr.<br />
12/2011, S. 3.<br />
8 Zeitzen, Markus (2011): Bei den Stakeholdern<br />
punkten. Systematisches Reputationsrisikomanagement,<br />
in: Die Bank, Nr. 12/2011, S. 36 – 39.<br />
106 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
AUTORENACHHALTIGKEIT<br />
Uwe Kuntz<br />
ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
der Sparkasse<br />
Saarbrücken.<br />
Zukunftsportfolio Nachhaltigkeit der Sparkasse Saarbrücken<br />
Mit WhiteLabel-Fonds<br />
zum Vertriebserfolg<br />
Horst Erbel<br />
ist Leiter S-Vermögensmanagement<br />
der Sparkasse<br />
Saarbrücken und zuständig für<br />
das Wertpapiergeschäft.<br />
Quelle: Sparkasse Saarbrücken<br />
Unter gesellschaftlicher Verantwortung versteht die Sparkasse Saarbrücken wie andere Institute heute eine<br />
umfassende Aufgabe: Sie vernetzt Ökologie, Wirtschaft, soziales Denken und Handeln miteinander und hält sie in<br />
<br />
vom Vorstand beschlossenen Gesamtstrategie „Nachhaltigkeit“ heraus, ist 2011 das erste Produkt entwickelt,<br />
innerbetrieblich verankert und bei den Kunden mit Erfolg vermarktet worden.<br />
Das Zukunftsportfolio Nachhaltigkeit ist<br />
ein Fonds, der exklusiv bei der Sparkasse<br />
Saarbrücken erworben werden kann. Mit<br />
der Bank Sarasin wurde dabei ein Fondsmanager<br />
<strong>als</strong> Partner gewonnen, der <strong>als</strong> Pionier<br />
im Bereich der Nachhaltigkeit gilt und über<br />
vielfältige Erfahrungen verfügt. Die Bank Sarasin<br />
wurde im Jahr 2009 mit dem Deutschen<br />
Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.<br />
Produktgestaltung<br />
Aufgrund ihrer Erfahrungen aus der Finanzund<br />
Wirtschaftskrise verfolgen viele Anleger<br />
eine Strategie der Risikovermeidung. Investments<br />
in reine Aktienfonds sind daher derzeit<br />
kaum gefragt. Ähnlich verhält es sich mit<br />
Rentenfonds – aufgrund des sehr niedrigen<br />
Zinsniveaus und den damit verbundenen<br />
Kursrisiken bei einem Zinsanstieg sind die<br />
Mit einem meterhohen Transparent an der Außenfassade hat die Sparkasse Saarbrücken auf<br />
ihren neuen Nachhaltigkeitsfonds aufmerksam gemacht.<br />
Anleger zurückhaltend. Absatzchancen gibt<br />
es dagegen bei sogenannten „Multi-Asset-<br />
Fonds“. Hier mischen Fondsmanager je nach<br />
Marktsituation die Anlagen innerhalb des<br />
Fonds und begrenzen das Verlustrisiko von<br />
vornherein.<br />
Die Bank Sarasin hat für die Sparkasse<br />
ein solches Fondskonzept umgesetzt und<br />
speziell einen eigenen WhiteLabel-Fonds mit<br />
einer Verlustobergrenze von fünf Prozent pro<br />
Jahr aufgelegt. Die angestrebte langfristige<br />
Zielrendite (keine Garantie) liegt bei zwei<br />
Prozentpunkten über dem 3-Monats-Euribor.<br />
Der Fonds kann derzeit im Depot B im Rahmen<br />
einer Einmalanlage oder <strong>als</strong> regelmäßiger<br />
Fondssparvertrag erworben werden.<br />
Der Name „Zukunftsportfolio Nachhaltigkeit“<br />
wurde dabei von der Sparkasse<br />
selbst entwickelt. Ursprünglich sollte er<br />
beim Bundespatent- und Markenamt<br />
rechtlich geschützt werden. Das wäre nach<br />
rechtlicher Prüfung jedoch nur möglich gewesen,<br />
wenn der Produktname immer den<br />
individualisierten Zusatz enthält und auch<br />
nur so verwendet wird (z.B. Sparkasse Saarbrücken<br />
Zukunftsportfolio Nachhaltigkeit).<br />
Um die Glaubwürdigkeit des Instituts<br />
beim Vertrieb nachhaltiger Produkte zu erhöhen<br />
und um ein unter Kostengesichtspunkten<br />
notwendiges Mindestfondsvolumen<br />
sicherzustellen, ist ein namhafter Betrag<br />
dieses Fonds <strong>als</strong> strategische Position in die<br />
Eigenanlage übernommen worden. Dabei<br />
wurden alle Aspekte der Gesamtbanksteuerung<br />
berücksichtigt (Zinsbuch, Asset Allocation,<br />
Risikokapital).<br />
Zielgruppen<br />
Nach Recherchen ist bei sehr vermögenden<br />
Privatkunden das Thema Nachhaltigkeit<br />
bereits von hoher Bedeutung. So hatte diese<br />
Kundengruppe zum Jahresende 2009 durchschnittlich<br />
rund elf Prozent ihres Vermögens<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
107
NACHHALTIGKEIT<br />
TABELLE 1<br />
Vertriebsargumente<br />
Pro<br />
Contra<br />
Innovatives Podukt<br />
Großer Markt nachhaltiger Anlagen<br />
¯<br />
in nachhaltigen Produkten angelegt. Bis zum<br />
Jahr 2013 ist ein Anstieg auf 15 Prozent zu<br />
erwarten. Eine hohe Affinität für nachhaltige<br />
Produkte sieht die Sparkasse Saarbrücken<br />
auch bei:<br />
> institutionellen Anlegern wie Stiftungen<br />
(größter Marktanteil bei nachhaltigen<br />
Produkten)<br />
> Firmenkunden<br />
> Kunden mit überdurchschnittlichem Einkommen<br />
> Kunden mit überdurchschnittlichem Bildungsabschluss.<br />
Kunden, die diese Kriterien erfüllen, sind in<br />
Saarbrücken im Private-Banking und Individualkundenbereich<br />
angesiedelt. Da hier die<br />
höchsten Absatzchancen gesehen worden<br />
waren, hat man sich im Vertrieb nachhaltiger<br />
Fondsprodukte zunächst auf diese Gruppen<br />
konzentriert. Daneben zeigen auch folgende<br />
Kundengruppen zunehmend Interesse an<br />
nachhaltigen Anlageformen:<br />
> Kunden in Berufen mit kirchlichem, sozialem,<br />
ökologischem und caritativem<br />
Bezug<br />
> junge Familien mit kleinen Kindern.<br />
Umsetzung<br />
Von der Entscheidung, einen entsprechenden<br />
Fonds mit der Bank Sarasin aufzulegen,<br />
bis zum Vertriebsstart dauerte es fünf<br />
Monate. In diesem Zeitraum mussten unter<br />
anderem Sondierungsgespräche mit Kooperationspartnern<br />
geführt, der Wertpapierverkaufsprospekt<br />
und Marketingmaterialien<br />
erstellt sowie das Produkt durch die Bundesanstalt<br />
für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) genehmigt werden.<br />
Bei der Auflage dieses WhiteLabel-<br />
Nachhaltigkeitsfonds ist die Sparkasse<br />
Saarbrücken Initiator. Der Fonds wird von<br />
der Kapitalanlagegesellschaft Universal<br />
Investment aufgelegt. Diese hat den Verkaufsprospekt<br />
erstellt und haftet auch für<br />
die Richtigkeit im Innenverhältnis. Das<br />
Fondsmanagement erfolgt durch die Bank<br />
Sarasin. Die Funktion <strong>als</strong> Depotbank hat<br />
Hauck & Aufhäuser übernommen.<br />
Beraterschulung<br />
Für einen erfolgreichen Vertrieb nachhaltiger<br />
Produkte sind im Wesentlichen zwei<br />
Faktoren wichtig:<br />
> Öffentliche Wahrnehmung der Sparkasse<br />
(Nachhaltigkeit muss gelebt werden –<br />
nach innen und außen)<br />
> Einstellung der Berater.<br />
Angestrebte Zielrendite<br />
Verlustobergrenze/Sicherheit<br />
<br />
Imagegewinn<br />
Trifft den Zeitgeist<br />
Auch für konservative Kunden <strong>als</strong><br />
Beimischung geeignet<br />
Kooperationspartner ist Marktführer bei<br />
Nachhaltigen Anlagen<br />
Für den Vertrieb des Zukunftsportfolio<br />
Nachhaltigkeit-Fonds wurden daher halbtägige<br />
Schulungen für alle Individual- und<br />
Vermögensberater durchgeführt. Die Schulungsagenda<br />
sah dabei wie folgt aus:<br />
> Begrüßung durch den zuständigen Vorstand<br />
zur Hervorhebung der strategischen<br />
Bedeutung<br />
> Vorstellung des neuen Partners Bank Sarasin<br />
> Thema Nachhaltigkeit aus Sicht von Sparkasse<br />
und Bank Sarasin<br />
> Detaillierte Produktvorstellung<br />
> Workshop: Vertriebsargumente Pro und<br />
Contra (s. Tab. 1).<br />
Produkterträge und -steuerung<br />
Die Kosten und Erträge liegen im marktüblichen<br />
Rahmen. Die Erträge der Sparkasse<br />
werden über die dwp-Bank abgerechnet. Da<br />
die Sparkasse Saarbrücken in nachhaltigen<br />
Produkten ein bedeutendes Vertriebselement<br />
der Zukunft sieht, wurden in den relevanten<br />
Kundensegmenten Vertriebsziele<br />
vereinbart. Die Absatzerfolge werden monatlich<br />
reportet. Das Produkt wird aktiv bedarfsorientiert<br />
<strong>als</strong> Beimischung angeboten.<br />
Kundenkommunikation<br />
und Vermarktung<br />
Das Thema nachhaltige Anlagen ist intensiv<br />
mit Anzeigen, einer eigenen Image-Broschüre,<br />
Flyer und Plakaten beworben worden. Die<br />
Außenfassade der Zentrale der Sparkasse<br />
Saarbrücken zierte im Einführungszeitraum<br />
ein großes Werbebanner. Des Weiteren ist<br />
das Produkt auf der Homepage der Sparkasse<br />
beworben worden. Für die Zielgruppe<br />
wurde den Beratern neben der persönlichen<br />
Kundenansprache auch ein Mailing für den<br />
individuellen Einsatz zur Verfügung gestellt.<br />
Außer dem Fondsnamen wurde auch das<br />
Layout der Imagebroschüre und des Flyers<br />
von der Sparkasse Saarbrücken selbst entwickelt.<br />
Keine Garantie<br />
Begrenztes Renditepotenzial<br />
Kosten<br />
Rendite versus Nachhaltigkeit<br />
Begriff „ Nachhaltigkeit“ teilweise werblich<br />
überstrapaziert<br />
Volatilität der Märkte, allgemeine<br />
Verunsicherung der Anleger<br />
Kein Verbundpartner<br />
Der Kick-Off für den Vertrieb ist durch eine<br />
Pressekonferenz „Nachhaltigkeit“ sowie<br />
eine Kundenveranstaltung mit dem Polarforscher<br />
und Buchautor Arved Fuchs zum<br />
Thema „Klimawandel“ begleitet worden<br />
Auch künftig sollen Kundenveranstaltungen<br />
mit hochkarätigen, überregional bekannten<br />
Repräsentanten der Nachhaltigkeit durchgeführt<br />
werden.<br />
Nach einer sehr erfolgreichen Startphase<br />
ab Mai 2011 ist der Absatz im August vor<br />
allem durch die Finanzmarktkrise ins Stocken<br />
geraten. Das Wertsicherungskonzept des<br />
Fonds hat gegriffen und größere Kursverluste<br />
verhindert. Bei sinkenden Volatilitäten<br />
in den Märkten wird das Fondsmanagement<br />
basierend auf der defensiven Grundausrichtung<br />
des Fonds Marktchancen im Rahmen<br />
des dann vorhandenen Risikobudgets<br />
nutzen. Seit Auflegung wurde der Fonds an<br />
mehrere hundert Kunden verkauft.<br />
Fazit<br />
Das Zukunftsportfolio Nachhaltigkeit ist<br />
ein Baustein im Rahmen des Nachhaltigkeitsstrategie<br />
der Sparkasse Saarbrücken.<br />
Dieses beinhaltet weitere interne wie<br />
<br />
Säulen Ökologie, Wirtschaft und soziale<br />
Verantwortung ausrichten.<br />
Innerhalb dieser Handlungsfelder<br />
ergeben sich vielfältige Aufgaben und<br />
Chancen für die Sparkasse sowie die mit<br />
ihr zusammenarbeitenden Kunden und<br />
Geschäftspartner. Künftig wird sich das<br />
Institut noch stärker an den Prinzipien der<br />
Nachhaltigkeit ausrichten und hoffen, mit<br />
dieser strategischen Entscheidung einen<br />
guten Beitrag für die Entwicklung der gesamten<br />
Region und zum Wohl ihrer Kunden<br />
von heute, aber auch denen von morgen<br />
leisten zu können.<br />
¯<br />
108 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken im Firmenkundenkreditgeschäft<br />
Positiv- und Ausschlusskriterien<br />
bestimmen Kreditentscheidung<br />
AUTOR NACHHALTIGKEIT<br />
Christian Barthruff<br />
ist Doktorand am Lehrstuhl für<br />
Finanzwirtschaft der Universität<br />
Stuttgart und Stipendiat der<br />
DSGV-Wissenschaftsförderung.<br />
Kreditinstitute berücksichtigen zunehmend auch Nachhaltigkeitsrisiken im Kreditgeschäft. Das zeigen Ergebnisse<br />
einer aktuellen Untersuchung am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der Universität Stuttgart. Befragt worden sind<br />
<br />
Die Nachhaltigkeitsprüfung muss etwa in die operativen Prozesse der Kreditvergabe eingebunden werden.<br />
Nachhaltigkeitsexperten der Finanzbranche<br />
sind sich einig, dass Nachhaltigkeitsaspekte<br />
im Firmenkundenkreditgeschäft<br />
künftig zunehmend berücksichtigt<br />
werden müssen. Immer mehr Banken und<br />
Sparkassen fordern bereits heute, dass<br />
ökologische und soziale Mindeststandards<br />
im Kreditgeschäft eingehalten werden. Der<br />
Hauptfokus der Nachhaltigkeitsprüfung liegt<br />
dabei auf dem Firmenkundengeschäft sowie<br />
der Projektfinanzierung. Im Privatkundengeschäft<br />
werden Nachhaltigkeitsaspekte dagegen<br />
bisher eher selten betrachtet (s. Abb.1),<br />
wie eine aktuellen Studie der Universität<br />
Stuttgart belegt.<br />
Darin sind mithilfe von Experteninterviews<br />
bei 16 Kreditinstituten und sechs<br />
auf Nachhaltigkeits-Rating spezialisierten<br />
Agenturen sowohl die Relevanz wie auch<br />
operative Prozesse der Nachhaltigkeitsprüfung<br />
im Firmenkundenkreditgeschäft<br />
untersucht worden.<br />
Haupttreiber für die Berücksichtigung<br />
von Nachhaltigkeitsaspekten bei der Kreditvergabe<br />
ist danach in den meisten Fällen<br />
das Reputationsmanagement der Institute.<br />
Selbstverpflichtung und Reputation<br />
sind für über 80 Prozent der untersuchten<br />
Kreditinstitute „wichtige bis sehr wichtige<br />
Gründe“, um Nachhaltigkeitsaspekte bei<br />
der Kreditvergabe zu berücksichtigen. Ein<br />
weiterer wesentlicher Treiber ist neben der<br />
Umsetzung einer Klimaschutzstrategie<br />
und der Forderung der Anteilseigner häufig<br />
auch der zunehmende externe Druck durch<br />
Nachhaltigkeits-Ratings (s. Abb. 2).<br />
Kreditinstitute mit<br />
eigenen Standards<br />
Grundlage für die Berücksichtigung von<br />
Nachhaltigkeitsaspekten bei der Kreditvergabe<br />
sind häufig internationale Standards und<br />
Initiativen wie die Global Reporting Initiative,<br />
die UNEP FI, die UN Principles for Responsible<br />
Investment, der UN Global Compact sowie die<br />
Equator Principles. Des Weiteren konnte im<br />
Rahmen der Untersuchung gezeigt werden,<br />
dass viele Kreditinstitute eigene Standards<br />
zu sensiblen Branchen oder kritischen Themen<br />
implementiert haben. Am häufigsten<br />
existieren branchenspezifische Standards<br />
zu den Bereichen Rüstung, Energie und<br />
Landwirtschaft sowie zu den Themen Klimawandel,<br />
Korruption, Menschenrechte und<br />
Steuerhinterziehung (s. Abb.3).<br />
Vorgehensweise bei<br />
der Prüfung uneinheitlich<br />
Schaut man sich die Verantwortlichkeit für<br />
Nachhaltigkeitsprüfung an, fällt auf, dass die<br />
Zuständigkeit unterschiedlich geregelt ist.<br />
Eine Prüfung erfolgt etwa durch die Marktseite<br />
(Kundenbetreuer), die Marktfolge oder<br />
die Nachhaltigkeitsabteilung. Aufgrund der<br />
heterogenen Verantwortlichkeiten sind auch<br />
die Anforderungen an die beteiligten Mitarbeiter<br />
sehr unterschiedlich. In Instituten,<br />
bei denen der Kundenbetreuer oder der<br />
Kreditanalyst für die Nachhaltigkeitsprüfung<br />
verantwortlich ist, müssen die Mitarbeiter<br />
ein vertieftes, spezifisches und vor allem<br />
aktuelles Wissen über die von ihnen betreuten<br />
Sektoren und Branchen haben. Nur<br />
so können sie Nachhaltigkeitsrisiken wirklich<br />
fachkompetent einschätzen.<br />
In Kreditinstituten mit eigener Nachhaltigkeitsabteilung,<br />
die bei kritischen Fragen<br />
zurate gezogen werden kann, reicht den Kundenbetreuern<br />
häufig ein Grundverständnis<br />
über mögliche Nachhaltigkeitsrisiken. Das<br />
tiefer gehende Spezialwissen liegt in diesem<br />
Fall bei den jeweiligen Nachhaltigkeitsexperten,<br />
etwa Umweltsachverständigen.<br />
In Bezug auf die Ausgestaltung der Nachhaltigkeitsprüfung<br />
hat die Studie gezeigt,<br />
dass Banken und Sparkassen unterschiedliche<br />
Ansätze und Strategien verfolgen, um<br />
Nachhaltigkeitsrisiken bei der Kreditvergabe<br />
zu berücksichtigen. Die Prüfung von Nachhaltigkeitsaspekten<br />
ist jedoch bis auf wenige<br />
Ausnahmen in die Kreditprüfung integriert.<br />
So wird bei der Umweltbank jedes Projekt<br />
in einem Umwelt-Rating auf einer Skala von<br />
Note 1 (ökologisch sehr fördernd) bis Note 5<br />
(ökologisch schädlich) bewertet. Mit diesem<br />
Bewertungsverfahren stellt man dort sicher,<br />
dass nur ökologisch sinnvolle Projekte gefördert<br />
und Umweltrisiken weitestgehend<br />
ausgeschlossen werden. 1<br />
In die Geschäftsprozesse umgesetzt wird<br />
die Nachhaltigkeitsprüfung über verschiedene<br />
Instrumente wie Checklisten, Kriterienkataloge,<br />
Prüflisten, Ausschluss- und Positivlisten.<br />
Vor allem Umwelt- und Ethikbanken<br />
arbeiten mit Positiv- und Ausschlusskriterien,<br />
sodass eine relativ schnelle und eindeutige<br />
Vorselektion der Kreditanträge möglich ist.<br />
Häufigste Ausschlusskriterien sind für die<br />
in der Studie untersuchten Finanzdienstleister<br />
geächtete Waffen wie Streubomben oder<br />
Uranmunition, Kinderarbeit, Pornografie und<br />
Glückspiel. Werden Positivkriterien herangezogen,<br />
kann zwischen allgemeinen und<br />
branchenspezifischen Kriterien unterschieden<br />
werden. Die DZ Bank nutzt etwa für die<br />
Nachhaltigkeitsprüfung in der Kreditvergabe<br />
eine einheitliche Prüfliste bei der elf Nachhaltigkeitsaspekte<br />
wie Arbeitsstandards,<br />
Umweltschutz und Korruption auf einer<br />
Skala von 1 (vorbildlich) bis 4 (bedenklich)<br />
bewertet werden. Aus der Summe dieser elf<br />
Kategorien wird ein Nachhaltigkeitsfaktor<br />
gebildet. Ergibt sich aus der Gesamtbewertung<br />
ein Faktor von 3,5 oder schlechter, wird<br />
die Finanzierung abgelehnt. 2<br />
Darüber hinaus haben einige Kreditinstitute<br />
branchenspezifische Prüflisten entwickelt,<br />
mithilfe derer die jeweiligen Kundenbetreuer<br />
branchenspezifische Umwelt- und<br />
1 Vgl. Umweltbank, 2010, S. 52.<br />
2 Vgl. DZ Bank, 2011, S. 27 f.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
109
n = 16<br />
<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
ABBILDUNG 1<br />
Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten<br />
Sozialrisiken von Transaktionen prüfen. In<br />
diesen Fällen erfolgt die Nachhaltigkeitsprüfung<br />
häufig über einen zweistufigen Prozess:<br />
> Prüfung der allgemeinen Mindestanforderungen<br />
für Umwelt und Soziales<br />
> Prüfung der Sektorrichtlinien für sensible<br />
Geschäftsfelder oder Geschäftsaktivitäten.<br />
Der Prozess der Nachhaltigkeitsprüfung wird<br />
dennoch immer in einem Spannungsfeld<br />
zwischen Standardisierung und individualisierter<br />
Prüfung stattfinden, kann aus der<br />
Studie gefolgert werden. Bei individualisierten<br />
Nachhaltigkeitsprüfungen liegen<br />
Umfang und Ausgestaltung der Prüfung im<br />
jeweiligen Ermessensspielraum des Kundenbetreuers<br />
oder Kreditanalysten.<br />
Die Qualität der Bewertung hängt in<br />
diesen Fällen vor allem von den Fähigkeiten<br />
des Kundenbetreuers ab. Wichitge Faktoren<br />
sind dabei das Bewusstsein für kritische<br />
Fragestellungen („Awareness Raising“)<br />
sowie ausgeprägte analytische Fähigkeiten.<br />
Um Fehleinschätzungen der Nachhaltigkeitsrisiken<br />
zu vermeiden, wird häufig ein<br />
mehrstufiger Prozess installiert, in dem<br />
die Kundenbetreuer und Kreditanalysten<br />
bei komplexeren Fragestellungen auf die<br />
Expertise der Nachhaltigkeitsabteilung zurückgreifen<br />
können.<br />
Im Fall einer standardisierten Nachhaltigkeitsprüfung<br />
wird dagegen nahezu<br />
unisono eine begrenzte Anzahl von Nachhaltigkeitsaspekten<br />
abgefragt. Dabei reicht<br />
häufig ein grundlegendes Wissen über die<br />
zu prüfenden Sachverhalte aus. So kann der<br />
Kundenbetreuer oder der Kreditanalyst die<br />
Bewertung etwa anhand einer Checkliste,<br />
eines Prozesshandbuches und eines auf die<br />
jeweilige Branche zugeschnittenen Kriterienkatalogs<br />
weitestgehend selbstständig<br />
durchführen.<br />
ABBILDUNG 2<br />
Gründe für eine Nachhaltigkeitsprüfung<br />
ABBILDUNG 3<br />
Implementierte Standards zu Sektoren und Querschnittsthemen<br />
<br />
Firmenkundengeschäft<br />
Projekfinanzierung<br />
Außenhandelsfinanzierung<br />
Privatkundengeschäft<br />
<br />
Herausforderungen und<br />
Umsetzungsprobleme<br />
Eine große Herausforderung ist, Nachhaltigkeitsstandards<br />
und Sektorrichtlinien<br />
operativ in die Kreditvergabeprozesse umzusetzen.<br />
Zwar haben viele Kreditinstitute<br />
mittlerweile eine Richtlinie zur Prüfung von<br />
Nachhaltigkeitsaspekten verabschiedet. Diese<br />
Richtlinien sind jedoch oft unverbindlich<br />
und werden nicht konsequent in den operativen<br />
Prozessen der Kreditvergabe verankert.<br />
Daneben existieren nach Einschätzung der<br />
interviewten Nachhaltigkeitsexperten noch<br />
erhebliche Verbesserungspotenziale bei der<br />
Schulung der Mitarbeiter sowie der Ausge-<br />
<br />
staltung von Arbeitsanweisungen. Tabelle<br />
<br />
1 zeigt die in der Untersuchung genannten<br />
<br />
strukturellen und operativen Probleme bei<br />
<br />
der Umsetzung der Nachhaltigkeitsprüfung<br />
<br />
im Firmenkundenkreditgeschäft.<br />
<br />
Gerade beim Kreditgeschäft mit kleinen<br />
und<br />
<br />
mittelständischen Unternehmen taucht<br />
häufig das Problem<br />
<br />
der Datenverfügbarkeit<br />
auf. Anders <strong>als</strong> bei<br />
<br />
großen börsennotierten<br />
Unternehmen,<br />
<br />
die bereits regelmäßig einen<br />
<br />
<br />
110 <br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
n = 16<br />
<br />
<br />
<br />
1<br />
3<br />
3<br />
4<br />
4<br />
5<br />
5<br />
6<br />
8<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
10<br />
11<br />
8<br />
9<br />
9<br />
10<br />
10<br />
10<br />
10<br />
11<br />
11<br />
<br />
<br />
<br />
Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, müssen<br />
die Daten über die zu prüfenden Sachverhalte<br />
bei kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen häufig erst erhoben werden.<br />
Deren Erhebung muss dabei praktikabel,<br />
angemessen und aussagekräftig sein, wenn<br />
sie ein fester Bestandteil der Kreditbewertung<br />
werden soll.<br />
Viele Nachhaltigkeitsanalysten haben<br />
ferner moniert, dass bisher häufig keine<br />
¯
TABELLE 1<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
¯<br />
hinreichenden Sanktionen gegenüber<br />
Kreditnehmern mit einer unzureichenden<br />
Nachhaltigkeitsleistung ausgesprochen<br />
werden. Auch Kreditauflagen sind für den<br />
Falle erheblicher Nachhaltigkeitsrisiken oft<br />
nicht konkret genug formuliert. In diesem<br />
Zusammenhang lassen die Erkenntnisse<br />
der Studie den Schluss zu, dass Ergebnisse<br />
einer Nachhaltigkeitsbeurteilung lediglich<br />
<strong>als</strong> Zusatzinformation genutzt werden, um<br />
einen Kredit abzulehnen oder zu gewähren.<br />
Soziale und ökologische Risiken werden<br />
bisher erst bei einem der in der Studie untersuchten<br />
Kreditinstitute in die Konditionengestaltung<br />
bzw. das Pricing einbezogen: Die<br />
GLS Bank honoriert besonders nachhaltige<br />
Projekte mit Sonderkonditionen von bis zu<br />
0,5 Prozent unterhalb des marktüblichen<br />
Zinssatzes. 3<br />
Wettbewerbsvorteile<br />
Die empirische Kapitalmarktforschung hat<br />
bereits einen Zusammenhang zwischen<br />
Nachhaltigkeitsleistung und Kreditrisiken<br />
von Unternehmen nachgewiesen. 4 So zeigt<br />
etwa eine Studie der Universität Maastricht,<br />
dass Unternehmen mit einer schlechten<br />
Nachhaltigkeits-Performance einen bis zu<br />
64 Basispunkte höheren Risikozuschlag<br />
(Credit Spread) auf ihre Anleihen zahlen<br />
<strong>als</strong> Unternehmen mit einer guten. 5 Für das<br />
Firmenkundenkreditgeschäft konnte im Rahmen<br />
einer Untersuchung bei 28 Sparkassen<br />
und Landesbanken nachgewiesen werden,<br />
dass sich die Vorhersagegenauigkeit von<br />
Kreditausfällen mit Hilfe von Nachhaltigkeitskennzahlen<br />
verbessern lässt. 6<br />
Wie die Stuttgarter Studie zeigt, verfügen<br />
auch die sogenannten Umwelt- und<br />
Ethikbanken über Erfahrungen, die den<br />
Zusammenhang zwischen der Nachhaltigkeitsleistung<br />
und Kreditausfallrisiken von<br />
Unternehmen belegen. Institute wie die GLS<br />
Bank, Umweltbank, Ethik-Bank und Triodos<br />
Bank haben etwa ein nach Nachhaltigkeitsgesichtspunkten<br />
strukturiertes Kreditportfolio<br />
und werben mit einer transparenten Kreditvergabe-<br />
und Kapitalanlagepolitik. Nach eigenem<br />
Bekunden haben sie geringere, unter dem<br />
Branchendurchschnitt liegende Ausfallraten<br />
im Kreditgeschäft <strong>als</strong> andere Banken.<br />
Unabhängig davon zeigt die Stuttgarter<br />
Untersuchung, dass einige Kreditinstitute<br />
die Erkenntnisse der Nachhaltigkeitsprüfung<br />
nutzen, um das Geschäftsverhältnis<br />
zwischen Kunde und Bank zu festigen.<br />
Unternehmen werden etwa auf ihrem Weg<br />
Umsetzungsprobleme bei der Integration<br />
strukturell<br />
> Mangelnde Akzeptanz der<br />
Geschäftsleitung und/oder<br />
der Kreditabteilung<br />
> Mangelnde Ressourcen wie<br />
z. B. die Verfügbarkeit von<br />
Personal<br />
> Unzureichende Zusammenarbeit<br />
zwischen Banken,<br />
<br />
<br />
> Fehlendes Nachhaltigkeitsverständnis<br />
der Banken<br />
operativ<br />
zu einer besseren Nachhaltigkeitsleistung<br />
unterstützt.<br />
Dabei kann die Nachhaltigkeitsprüfung<br />
auch <strong>als</strong> Akquisitionsinstrument genutzt<br />
werden, um Finanzierungen für Ersatzinvestitionen<br />
anzubieten. Eine Umweltprüfung<br />
ist häufig ein geeigneter Anlass, um Kunden<br />
auf Energieeffizienzmaßnahmen bei Gebäuden<br />
oder Produktionsanlagen hinzuweisen<br />
und die damit verbundenen Finanzierungskonzepte<br />
für Investitionen anzubieten.<br />
Fazit<br />
Immer mehr Kreditinstitute berücksichtigen<br />
Nachhaltigkeitsrisiken bei der Kreditvergabe.<br />
Trotz der hohen Relevanz gibt<br />
es im Firmenkundenkreditgeschäft bisher<br />
noch keinen Standard, um Nachhaltigkeitsaspekte<br />
zu prüfen. Die Anforderung an<br />
die Mitarbeiter hängt dabei außer von der<br />
<br />
Grad der Standardisierung der Nachhaltigkeitsprüfung<br />
ab. Bei einer individuellen<br />
Prüfung von Risiken benötigen sie ein vertieftes,<br />
spezifisches und aktuelles Wissen<br />
über die von ihnen betreuten Sektoren. Bei<br />
weitestgehend standardisierten Verfahren<br />
sind die Anforderungen dagegen deutlich<br />
geringer.<br />
Informationen des Nachhaltigkeits-<br />
Assessments werden bisher nur <strong>als</strong> Zusatzinformationen<br />
genutzt und schlagen sich<br />
nicht im Pricing nieder – selbst dann nicht,<br />
wenn die Gefahr besteht, dass eine schlechte<br />
Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen<br />
sich auf das Kreditrisiko oder das Reputationsrisiko<br />
des jeweiligen Instituts auswirken<br />
würde.<br />
Einige Kreditinstitute nutzen die Nachhaltigkeitsprüfung<br />
bereits dazu, die<br />
Geschäftsbeziehungen zu ihren Kunden<br />
auszubauen. Ergebnisse der Nachhaltigkeitsprüfung<br />
werden zu zusätzlichen Beratungsdienstleistung<br />
genutzt, um Kunden<br />
für Nachhaltigkeitsrisiken zu sensibilisieren<br />
und Finanzprodukte wie eine Kreditfinanzierung<br />
von Ersatzinvestitionen in<br />
> Unzureichende Datenverfügbarkeit<br />
> Unzureichende Umsetzung der Richtlinien durch eine<br />
teilweise sehr oberflächliche Nachhaltigkeitsprüfung,<br />
die ggf. nur auf den Angaben der Antragsteller beruht<br />
> Unsicherheit der Mitarbeiter bzgl. der Interpretation und<br />
Gewichtung der Daten/ Informationen<br />
> Unzureichendes Branchenwissen über Nachhaltigkeitsrisiken<br />
bei den Bankmitarbeitern<br />
> Unzureichende Schulungen der Mitarbeiter zu Nachhaltigkeitsaspekten<br />
insbesondere im Massenkreditgeschäft<br />
> Zu schwache Prüfkriterien und fehlendes Know-how über<br />
die methodische Anwendung<br />
energieeffiziente Produktionssysteme<br />
oder Immobilien anzubieten. Durch Nachhaltigkeitsprüfungen<br />
im Kreditgeschäft<br />
können Kreditinstitute Reputations- und<br />
Kreditrisiken senken. Gleichzeitig eröffnen<br />
sie die Chance, Vorteile gegenüber Wettbewerbern<br />
zu schaffen.<br />
¯<br />
3 Vgl. Bergius, 2010, S. 9.<br />
4 Vgl. Bassen, et al., 2006, Bauer/Hann, 2010, Di<br />
Giulio, et al. 2007, Goss/Roberts, 2007 und Menz/<br />
Nelles, 2009.<br />
5 Vgl. Bauer/Hann, 2010, S. 15.<br />
6 Vgl. Michalik, 2001, S. 88 ff. und Weber, et al., 2010,<br />
S. 42.<br />
Literatur<br />
1 Bassen, A./Meyer, K./ Schlange, J., 2006, The<br />
Influence of Corporate Responsibility on the<br />
Cost of Capital - An Empirical Analysis 2006,<br />
Hamburg, 2006.<br />
2 Bauer, R./Hann, D., 2010, Corporate Environmental<br />
Management and Credit Risk,<br />
Maastricht, 2010.<br />
3 Bergius, S., 2010, Nachhaltige Investments - In<br />
der Vielfalt liegt die Kraft, Düsseldorf, 2010.<br />
4 Di Giulio, A./Migliavacca, P.O./Tencati, A., 2007,<br />
What relationship between Corporate Social<br />
Performance and the Cost of Capital?, Working<br />
Paper, Bocconi University, 2007.<br />
5 DZ Bank, 2011, URL: http://nachhaltigkeit.<br />
dzbank.de/fileadmin/Nachhaltigkeitsbericht2010/DZ_BANK_Nachhaltigkeitsbericht_2010.pdf<br />
(Letzter Zugriff am: 27.<br />
Dezember 2011).<br />
6 Goss, A./Roberts, G. S., 2007, The Cost of Virtue:<br />
Corporate Social Responsibility and the Cost of<br />
Debt Financing, York, 2007.<br />
7 Menz, K.-M./Nelles, M., 2009, Corporate Social<br />
Responsibility: Wird nachhaltig-verantwortungsvolle<br />
Unternehmensführung am<br />
Fremdkapitalmarkt honoriert? - Eine kritische<br />
Note, in: Finanz Betrieb, 11, 2009, Nr. 4, S.<br />
189–199.<br />
8 Michalik, G., 2001, Kreditentscheidung und<br />
Nachhaltigkeit, Frankfurt a. M., 2001.<br />
9 Umweltbank, 2010, Jahresbericht Umweltbank<br />
AG, Nürnberg, 2010.<br />
10 Weber, O./Scholz, R./ Michalik, G., 2010,<br />
Incorporating Sustainability Criteria into Credit<br />
Risk Management, in: Business Strategy and the<br />
Environment, 19, 2010, S. 39–50.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
111
BARGELDLOGISTIK<br />
<br />
<br />
Workshop-Rollout „Bargeldlogistik im Verbund“<br />
Gemeinsam zur optimierten<br />
Bargeld-Infrastruktur<br />
AUTOREN<br />
Dr. Elke Vincke<br />
ist Projektleiterin und Referentin<br />
beim Deutschen Sparkassenund<br />
Giroverband (DSGV) in<br />
Berlin.<br />
Alexander Schaubeck<br />
ist Referent beim Sparkassenverband<br />
Rheinland-Pfalz in<br />
Budenheim.<br />
Mehr <strong>als</strong> 600 Milliarden Euro werden in Deutschland jährlich bar bewegt. Die dahinterstehende Wertschöpfungs-<br />
<br />
die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe eine wichtige Rolle. Die störungsfreie und sichere, für viele Kunden<br />
selbstverständliche Bargeldversorgung verschlingt allerdings rund eine Milliarde Euro pro Jahr. Das DSGV-Projekt<br />
<br />
unterstützt aktuell 15 Häuser bei der Umsetzung.<br />
Das Geschäft der Geldbearbeitung<br />
wandelt sich seit Jahren. Dafür gibt es<br />
verschiedene Gründe wie neue Anbieter für<br />
Serviceleistungen bei der Bargeldbearbeitung,<br />
technische Innovationen und ganz besonders<br />
Veränderungen bei der Deutschen<br />
Bundesbank. Die aktuelle Entwicklung am<br />
Bargeldmarkt ist geprägt von einem weiteren<br />
deutlichen Rückzug der Deutschen<br />
Bundesbank aus dem Bargeldkreislauf, der<br />
noch bis 2015 anhält.<br />
Festgemacht werden kann dies an der<br />
Schließung weiterer Filialen, dem Aufbau<br />
einer Großhändlerposition im Geldkreislauf<br />
und der Reduzierung ihres Anteils am<br />
CashRecycling. Aus diesen veränderten<br />
Rahmendaten resultiert zwangsläufig<br />
eine höhere Marktbeteiligung der anderen<br />
Bargeldakteure. Dies stellt auch die<br />
Institute der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
vor neue Herausforderungen. Sie müssen<br />
die veränderten Parameter im Markt für<br />
Geldbearbeitung in die Gestaltung ihrer<br />
Bargeld-Infrastruktur einfließen lassen. Nur<br />
so können Kunden auch künftig störungsfrei,<br />
sicher und kosteneffizient mit Bargeld<br />
versorgt werden.<br />
Handlungsbedarf<br />
Um die Bargeldversorgung zukunftsfähig<br />
zu gestalten, ist ein ganzheitlicher Managementansatz<br />
erforderlich. Nur so kann die<br />
Bargeld-Infrastruktur in ihrer Kosten- und<br />
Risikodimension nachhaltig gesteuert<br />
werden. Wie die Häuser das bewerkstelligen<br />
können, welche Aufgaben sich daraus<br />
ergeben und welche operativen und strategischen<br />
Lösungsansätze es gibt, ist in der<br />
Ergebnisdokumentation zum DSGV-Projekt<br />
„Bargeldlogistik im Verbund“ aufgezeigt 1 .<br />
Um langfristig erfolgreich zu sein, ist es<br />
wichtig, alle Handlungsfelder dieses Umsetzungshandbuches<br />
für das eigene Haus<br />
zu prüfen und abzuarbeiten. Die Erfahrung<br />
zeigt, dass in der Praxis mit viel Engagement<br />
und Energie Kennzahlen analysiert und verglichen<br />
werden. Der daraus ableitbare Bedarf<br />
für Kosten-, Prozess- und Sicherheitsoptimierungen<br />
wird jedoch meist nur punktuell<br />
und damit nicht nachhaltig umgesetzt. Darin<br />
lag ein wesentlicher Grund, den Workshop-<br />
Rollout „Bargeldlogistik im Verbund“ ins<br />
Leben zu rufen. Er steht für eine ganzheitliche<br />
Umsetzung der Projektinhalte.<br />
Quelle: Deutsche Bundesbank<br />
Um die Bargeld-Infrastruktur nachhaltig steuern zu können, ist ein ganzheitlicher Managementansatz<br />
erforderlich. Ein DSGV-Workshop-Rollout hat dazu wichtige Meilensteine entwickelt.<br />
Workshop-Rollout:<br />
„Bargeldlogistik im Verbund“<br />
Der Workshop-Rollout ist ein bundesweiter<br />
Antritt von acht Regionalverbänden und dem<br />
DSGV. Damit soll die Umsetzung der ope-<br />
1 Näheres siehe hierzu auch unter<br />
www.umsetzungsbaukasten.de<br />
112 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
ABBILDUNG 1<br />
BARGELDLOGISTIK<br />
Teilnehmende Institute und begleitende Verbände im Überblick<br />
S SK Holstein<br />
rativen und strategischen Lösungsansätze<br />
des Projektes „Bargeldlogistik im Verbund“<br />
in Sparkassen und Landesbanken praxisnah<br />
unterstützt werden. Im Fokus steht dabei,<br />
das Management der Bargeld-Infrastruktur<br />
vom Randthema zu einem relevanten Teil<br />
des strategischen Handelns zu entwickeln.<br />
In einer ersten Staffel optimieren 15<br />
Sparkassen ihre Bargeldlogistik. Best-<br />
Practice-Häuser geben ihre Erfahrungen<br />
an die Teilnehmer weiter, sensibilisieren<br />
für den Handlungsbedarf in den einzelnen<br />
Instituten und unterstützen den bundesweiten<br />
Austausch.<br />
S<br />
S KSK Peine<br />
S KSK Wiedenbrück<br />
S SK Westmünsterland<br />
SVN<br />
S Herner SK<br />
SVWL<br />
RSGV<br />
SK KölnBonn<br />
S SK Mainz<br />
S SK Rhein-Nahe<br />
S SK Südliche Weinstraße<br />
SVRP<br />
SVBW<br />
SGVSH<br />
SGVHT<br />
DSGV<br />
SVB<br />
S SK Unstrut-Hainich<br />
S SK Gera - Greiz<br />
S SK Gießen<br />
S KSK Weilburg<br />
S Taunus SK<br />
S SK Hanau<br />
Teilnehmer<br />
Die Bargeldversorgung kosteneffizient,<br />
zuverlässig und sicher abzubilden ist das<br />
Ziel der 15 Rollout-Sparkassen, (s. Abb. 1).<br />
Die Teilnehmer sind verantwortlich für einen<br />
Bargeldbestand von durchschnittlich<br />
272 Millionen Euro in 856 Standorten mit<br />
2.191 Cashpoints. Die dafür erforderliche<br />
Bargeld-Infrastruktur kostet sie jährlich<br />
rund 17,5 Millionen Euro. Sollen Prozesse<br />
und Kosten optimiert werden, sind natürlich<br />
individuelle Strukturen zu berücksichtigen.<br />
Gerade in diesem Zusammenhang ist es<br />
spannend, Antworten auf wichtige Strukturund<br />
Kostenaspekte gemeinsam zu finden.<br />
Dafür bietet der Workshop-Rollout die ideale<br />
Plattform.<br />
Vorgehensweise<br />
Mit vier gemeinsamen Workshops von<br />
Mai 2011 bis April 2012 werden Institute<br />
bei der Umsetzung der Ergebnisse des<br />
DSGV-Projektes „Bargeldlogistik im Verbund“<br />
begleitet. Die Workshop-Termine<br />
geben dabei die zeitliche Taktung in den<br />
Instituten vor und bilden inhaltlich die<br />
Meilensteine des Projektes ab. Das Ziel ist<br />
eine ganzheitliche Umsetzung: Mit Kostenund<br />
Prozesstransparenz zur geeigneten<br />
Strategie und damit zu mehr Effizienz und<br />
Sicherheit im Management der Bargeld-<br />
Infrastruktur.<br />
Handhabbare, gut strukturierte Arbeitspakete<br />
führen die Häuser durch das Projekt.<br />
Sie sind auf ihre Erfordernisse und Kapazitäten<br />
hin abgestimmt. Damit ist sichergestellt,<br />
dass die Teilnehmer ihre Ziele mit moderatem<br />
Aufwand und in der vorgegebenen<br />
Projektlaufzeit erreichen. Außerdem sind sie<br />
der „rote Faden“ für die Umsetzung.<br />
Ausgangspunkt ist die jeweilige Standortbestimmung<br />
der Sparkassen in der<br />
ABBILDUNG 2<br />
Abb. 2<br />
Meilensteine im Überblick (Stand: 02/2012)<br />
Standortbestimmung<br />
Kompass<br />
Bargeldlogistik<br />
Vergleichbarkeit<br />
und Transparenz<br />
Mit dem „Kompass Bargeldlogistik“ und dem<br />
„Steuerungscockpit“ – beide für Sparkassen<br />
und Landesbanken im DSGV-Projekt entwickelt<br />
– werden die Rollout-Teilnehmer auf ihrem<br />
Weg zu mehr Kosten- und Prozesstransparenz<br />
unterstützt. Die Angaben zur internen<br />
Wertschöpfungstiefe, zu Rahmendaten der<br />
internen und externen Infrastruktur sowie<br />
die zu ermittelnden Kennzahlen sind eine<br />
solide inhaltliche Voraussetzung für eine<br />
messbare Standortbestimmung.<br />
In Ergänzung dazu ermöglicht der<br />
gemeinsame Kennzahlenvergleich eine<br />
treffsichere Ableitung konkreter Hand-<br />
Leistungsportfolio<br />
Bargeld<br />
Bargeldströme<br />
Leistungsstand<br />
WDL<br />
Meilenstein 1<br />
Individuelle<br />
Bargeldstrategie<br />
Leistungsangebot<br />
Preise<br />
CashRecycling<br />
Sourcingmodell<br />
Prozesse<br />
Handlungsfelder<br />
def. + priorisieren<br />
Musterprozesse<br />
umsetzen<br />
Cashmanagement<br />
Software nutzen<br />
Cash Manager<br />
benennen<br />
Bargeldlogistik, die auf einer einheitlichen<br />
Systematik aufsetzt. Darauf aufbauend kann<br />
eine individuelle Bargeldstrategie definiert<br />
und das Vorgehen bei der Optimierung der<br />
Prozesse und der Sicherheit abgestimmt<br />
werden. Letztlich kann auch im Rollout die<br />
Frage beantwortet werden, ob die einzelne<br />
Sparkasse künftig auf ein Betreibermodell in<br />
der Bargeldlogistik zurückgreifen wird oder<br />
nicht (s. Abb. 2).<br />
Gerade bei Themen wie „Bargeld <strong>als</strong> Produkt“,<br />
„Intensivierung des CashRecyclings“<br />
und „Bewertung der Risiken in der Bargeldlogistik“<br />
sind die Erfahrungen der Sparkassen<br />
und der Austausch in den Expertenrunden<br />
äußerst wertvoll. Best-Practice-Sparkassen<br />
aus dem gesamten Bundesgebiet stehen <strong>als</strong><br />
„Sparrings-Partner“ mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Das mit dem Rollout eingerichtete Kommunikationsforum<br />
wird von den Teilnehmern<br />
während der gesamten Projektlaufzeit – und<br />
Sicherheit und<br />
Risikomanagement<br />
WDL-Vertrag<br />
Schutzversicherung<br />
Sicherheitsanforderungen<br />
Dienstleistersteuerung<br />
WDL<br />
Steuerungscockpit<br />
Betreibermodell<br />
Anforderungs- und<br />
Leistungskatalog<br />
Change-<br />
Management<br />
Organisatorische<br />
Implementierung<br />
Dauerh. Umsetzung<br />
Handlungsfelder<br />
17.05.- 15.07.2011 01.07. - 30.09.2011 01.10. – 15.02.2012 16.02. – 15.04.2012 16.04. – 31.10.2012 fortlaufend<br />
Start-Workshop<br />
17./18. Mai 2011<br />
Management-Feedback<br />
<br />
Workshop 2<br />
Ziele und Projektorganisation<br />
Zielorganisations-<br />
<br />
20./21. September 2011<br />
<br />
Meilenstein 2<br />
<br />
Meilenstein 3 Meilenstein 4<br />
Workshop 3<br />
24./25. Januar 2012<br />
<br />
<br />
Marktüberblick<br />
Entscheidungsvorlage<br />
Final-Workshop<br />
24./25. April 2012<br />
Erfahrungsaustausch<br />
Nov. 2012<br />
sicherlich auch darüber hinaus – intensiv<br />
genutzt. Diese Plattform hilft, Bewährtes auf<br />
den Prüfstand zu stellen und neue Wege zu<br />
gehen.<br />
¯<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
113
BARGELDLOGISTIK<br />
ABBILDUNG 3<br />
Bargeldlogistikkosten der<br />
BGL-Kosten/Mrd.<br />
teilnehmenden<br />
KGVII<br />
Sparkassen<br />
pro eine Milliarde Kundengeschäftsvolumen in Tausend Euro (KGV) II (Stand: 12/2010)<br />
800,0<br />
758,2<br />
¯<br />
lungsfelder. Stärken und Schwächen der<br />
Bargeldlogistik im eigenen Institut werden<br />
deutlich. So können Zeit und Mittel in besonders<br />
„lohnende“ Optimierungsfelder<br />
investiert werden.<br />
Tsd. Euro<br />
700,0<br />
600,0<br />
500,0<br />
400,0<br />
300,0<br />
200,0<br />
100,0<br />
0,0<br />
92,7<br />
136,4<br />
158,9 160,7 173,9 175,5<br />
Kennzahlenanalyse im Rollout<br />
Vom Allgemeinen ins Detail - so lässt sich das<br />
Vorgehen bei der Kennzahlenanalyse im Rollout<br />
am Besten beschreiben. Ausgehend von<br />
den Bargeldlogistik-Kosten für das gesamte<br />
Kundengeschäft (Kundengeschäftsvolumen<br />
II, s. Abb. 3) erschließen sich weitere Detailebenen:<br />
Werden Bargeldlogistik-Kosten mit<br />
Bezug auf die Cashpoints sowie Girokonten<br />
bis hin zu den Transaktionen betrachtet, lassen<br />
sich Kosten immer enger auf tatsächlich<br />
steuerbare Parameter eingrenzen. Auch der<br />
Einfluss der unverzinsten Geldbestände in<br />
den Kassen auf die Gesamtkostensituation<br />
wird deutlich.<br />
Die Kennzahlenanalyse und der Vergleich<br />
der 15 Institute wirft einige Fragen auf:<br />
> Warum reicht einer Sparkasse ein durchschnittlicher<br />
Kassenbestand von 93,19<br />
Euro pro Girokonto, während eine andere<br />
170,94 Euro pro Girokonto vorhält?<br />
> Ist es wirklich so, dass beim derzeitig<br />
niedrigen Zinsniveau dem Kassenbestand<br />
eine untergeordnete Rolle zukommt?<br />
Immerhin machen in 15 Häusern die Opportunitätskosten<br />
aus dem entgangenen<br />
Zinsertrag aus der Geldhaltung 16 Prozent<br />
der Gesamtkosten für die Bargeldlogistik<br />
aus - trotz des niedrigen Zinsniveaus!<br />
> Warum betreibt eine Sparkasse 70 Bargeldstandorte,<br />
während ein anderes<br />
Institut bei nahezu gleicher Flächenausdehnung<br />
im Markt mit lediglich 18 Bargeldstandorten<br />
erfolgreich wirtschaftet?<br />
> Warum fallen die Transportkosten für<br />
Bargeld bei Sparkassen mit einer hohen<br />
Standortdichte – <strong>als</strong>o eher kurzen Entfernungen<br />
zwischen den einzelnen Filialen –<br />
nicht günstiger aus, <strong>als</strong> bei Sparkassen mit<br />
einer niedrigeren Filialdichte und weiteren<br />
Wegen?<br />
Allgemeingültige Antworten auf solche<br />
Fragen gibt es nicht. Doch bereits der Austausch<br />
der unterschiedlichen Standpunkte,<br />
Argumente und Sichtweisen hilft den Sparkassen,<br />
diese und weitere Fragen individuell<br />
für ihr eigenes Haus zu beantworten und<br />
Optimierungsmaßnahmen abzuleiten.<br />
Dabei geht es gerade bei strukturellen<br />
Fragen nicht darum, aus der isolierten<br />
Betrachtung nur einer oder weniger Kennzahlen<br />
vorschnell Schlüsse zu ziehen – ein<br />
Manko, das in der Praxis bei Kennzahlenvergleichen<br />
leider oft vorkommt. Zutreffend<br />
bewerten lässt sich die Kostensituation<br />
nur dann, wenn es gleichzeitig gelingt, die<br />
strukturellen Aspekte des jeweiligen Instituts<br />
im Vergleich mit anderen Sparkassen<br />
einzuordnen.<br />
Dazu ist es natürlich erforderlich, diese<br />
Strukturen zu kennen. Das Steuerungscockpit<br />
liefert übrigens auch dazu Aussagen.<br />
Denn eins steht fest: Erst bei Berücksichtigung<br />
der Strukturunterschiede lässt<br />
sich die Frage beantworten, an welchen<br />
Kostenkennzahlen man das eigene Institut<br />
misst.<br />
Kein Königsweg in<br />
der Bargeldlogistik<br />
Es gibt leider keinen Königsweg, was bereits<br />
ein einfaches Beispiel aus dem Kennzahlenvergleich<br />
im Rollout zeigt. Eine Sparkasse mit<br />
insgesamt sehr positiven Kostenkennzahlen<br />
fiel ausschließlich bei „Bargeldlogistikkosten<br />
pro Cashpoint“ mit einem vergleichsweise<br />
hohen Wert auf: Position 13 von 15 im<br />
Ranking. Aus den Strukturdaten aller Teilnehmer<br />
war dabei erkennbar, dass diese<br />
Sparkasse in Relation zu ihrem gesamten<br />
Kundengeschäft vergleichsweise viele Girokonten<br />
im Bestand geführt und gleichzeitig<br />
das Geschäft mit verhältnismäßig wenigen<br />
Cashpoints „gestemmt“ hat.<br />
Die strukturelle Gesamtsituation ist <strong>als</strong>o<br />
positiv zu bewerten: Trotz der vielen Girokonten<br />
reichen der Sparkasse wenige Cashpoints<br />
aus. Die logische Konsequenz ist, dass<br />
bei der Kennzahl „Bargeldlogistikkosten pro<br />
Cashpoint“ aufgrund der geringen Zahl an<br />
Cashpoints ein hoher Wert ausgewiesen<br />
wird.<br />
Dieses kurze Beispiel unterstreicht, dass<br />
es nicht ausreicht, sich auf eine oder wenige<br />
197,5<br />
249,0 251,8<br />
261,7 268,3<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
Sparkasse<br />
321,2<br />
339,3<br />
367,7<br />
Kennzahlen zu stützen. Erst die individuelle<br />
Betrachtung führt zum Ziel und lässt richtige<br />
Handlungsfelder erkennen und gezielt<br />
umsetzen!<br />
Fazit<br />
Ein nachhaltiges Kostenmanagement<br />
muss auch die Bargeldlogistik der Sparkassen<br />
und Landesbanken einbeziehen.<br />
Die strategische Steuerung der dahinter<br />
schließt<br />
erhebliche Kostensenkungs- und<br />
Effizienzsteigerungspotenziale. Der Weg<br />
dahin wird im DSGV-Umsetzungshandbuch<br />
„Bargeldlogistik im Verbund“ aufgezeigt<br />
und die Umsetzung über den Workshop-<br />
Rollout unterstützt.<br />
<br />
von Best-Practice-Häusern, Verbänden und<br />
Verbundpartnern, zielt auf die Verbreiterung<br />
des Umsetzungserfolges ab und bewirkt<br />
die Verkürzung der Projektlaufzeiten<br />
in den Häusern. Getreu dem Motto „Die<br />
Erfahrungen des einen werden der Gewinn<br />
des anderen sein!“schafft dieser bundesweite<br />
Antritt ein Forum von und für die<br />
Institute der Sparkassen-Finanzgruppe,<br />
wovon jeder profitiert.<br />
Die Erfahrungen der ersten Staffel des<br />
Workshop-Rollout zeigen, dass sich das<br />
Format zur Umsetzung der Ergebnisse<br />
des DSGV-Projektes „Bargeldlogistik im<br />
<br />
durch den beachtlichen Projekterfolg in<br />
den Häusern widergespiegelt. Vor diesem<br />
Hintergrund bieten DSGV und Regionalverbände<br />
an, dieses Forum erneut in einer<br />
zweiten Staffel interessierten Instituten<br />
zur Verfügung zu stellen und zu koordinieren.<br />
Gestartet wird im Herbst 2012.<br />
Nähere Informationen können auch unter<br />
www.umsetzungsbaukasten.de abgerufen<br />
werden.<br />
¯<br />
114 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
MEINUNG<br />
DIE MANAGEMENT-KOLUMNE<br />
Personal ist unser wichtigstes Kapital“,<br />
meinte kürzlich ein Personalvorstand.<br />
Umfragen unter Bankmanagern geben ihm<br />
recht: Seit Ende der 1980er Jahre leistet<br />
Humankapital einen immer wichtigeren<br />
Beitrag zur Wertschöpfung und hat Mitte<br />
der 1990er andere Faktoren wie Strategie<br />
oder Kosten an Bedeutung sogar übertroffen.<br />
Dabei ist Personal weder ein mit<br />
Kapital vergleichbarer Faktor, noch ist es<br />
voraussetzungslos wichtig: Erstens kann<br />
Personal nicht wie Eigenkapitalquoten gemessen<br />
und angepasst werden. Zweitens<br />
gibt es sowohl Personal, das wirtschaftlich<br />
viel einbringt, <strong>als</strong> auch Personal, das mehr<br />
kostet <strong>als</strong> es einbringt.<br />
Nach Schätzungen des belgischen<br />
Finanzexperten Bernard Lietaer waren<br />
um das Jahr 1980 Finanztransaktionen<br />
noch überwiegend an reale Waren- und<br />
Handelstransaktionen gebunden. Heute<br />
sind es – trotz Finanz- und Wirtschaftskrisen<br />
– unter fünf Prozent. Ähnlich sieht<br />
es bei den Marktwerten börsennotierter<br />
Unternehmen aus: Der Unternehmenswert<br />
ist im Schnitt zu über 60 Prozent<br />
immateriell, bei Banken sind es rund 90<br />
Prozent. Und zu den immateriellen Vermögenswerten<br />
gehört ganz wesentlich<br />
das Humankapital.<br />
Die Bedeutung des nicht materiellen<br />
Vermögens ist für alle Unternehmen, vor<br />
allem aber in der Finanzdienstleistungsbranche,<br />
in den letzten Jahren dramatisch<br />
gestiegen. Manager und Vorstände haben<br />
das erkannt und sehen das Personal ihres<br />
Kreditinstituts <strong>als</strong> wichtigsten Werttreiber.<br />
Dabei verwenden sie leider fälschlicherweise<br />
den Begriff Humankapital. Es geht<br />
jedoch nicht darum, den Wert des Person<strong>als</strong><br />
in Euro und Cent zu bewerten. Was sollte man<br />
in der Unternehmensführung auch damit<br />
anfangen? Wichtig ist es vielmehr zu wissen,<br />
wie das Unternehmen mit seinem Personal<br />
umgehen muss, um nachhaltig und umfassend<br />
wirtschaftlichen Wert zu schaffen.<br />
Anders gefragt: Wie wirkt sich exzellentes<br />
Personalmanagement auf die wirtschaftliche<br />
Leistung eines Kreditinstituts aus? Durch<br />
drei (messbare) Qualitätsaspekte:<br />
Voraussetzungen schaffen: Personalprozesse<br />
sind nicht rein administrativ und<br />
reaktiv, sondern finden regelmäßig und<br />
systematisch statt.<br />
Personal <strong>als</strong><br />
wichtigster<br />
Werttreiber<br />
Umsetzung sichern: Personal- sind in Geschäftsprozesse<br />
integriert, werden regelmäßig<br />
intern kontrolliert und mit Werten<br />
von Markt und Wettbewerb verglichen.<br />
Auf Wertbeitrag ausrichten: Qualität von Personalprozessen<br />
wird hinsichtlich konkreter<br />
Auswirkungen auf Kosten- und Ertragseffekte<br />
der Bank fortlaufend verbessert.<br />
Ein Praxisbeispiel verdeutlicht das: Bei<br />
einer Fusion von drei kleinen Häusern entstand<br />
in kurzer Zeit eine größere Bank, die<br />
neue Anforderungen an das Personalmanagement<br />
stellte. Ein Überblick über Einzelentscheidungen<br />
und Bildungshistorie der<br />
Mitarbeiter bestand nicht, was wiederholt<br />
zu Prüfungsvermerken führte. Als Voraussetzung<br />
für die Personalentwicklung waren<br />
klare Anforderungsprofile <strong>als</strong> Soll-Profile für<br />
alle Funktionen zu schaffen.<br />
Für die Umsetzung in den Geschäftsbereichen<br />
war die Personalbeurteilung neu<br />
aufzustellen: Ist- und Soll-Vergleiche in<br />
Form von Personal- und Kompetenzportfolios<br />
zeigen nun jeder Führungskraft, welche<br />
Personen welche Entwicklungsmaßnahmen<br />
benötigen. Die Führungskräfte haben eigene<br />
Personalentwicklungsbudgets. Das<br />
Personalmanagement plant und überwacht<br />
sie, berichtet dem Vorstand anhand zentraler<br />
Personalkennziffern und organisiert<br />
ein bankübergreifendes Talentmanagement.<br />
Aber bringen solche Verbesserungen<br />
tatsächlich messbare wirtschaftliche Vorteile?<br />
In der zeb/-HR-Studie 2011 ist der<br />
wirtschaftliche Beitrag des Personalmanagements<br />
auf Basis der drei Qualitätsaspekte<br />
gemessen worden. Dabei wurden neben<br />
Personalverantwortlichen die Geschäftsführung<br />
und andere Führungskräfte befragt.<br />
Für jedes teilnehmende Kreditinstitut wurde<br />
ein Dreijahresdurchschnitt für Ertrags- und<br />
Kostenfaktoren ermittelt.<br />
Die Berechnungen zeigen für die über<br />
420 teilnehmenden Kreditinstitute, dass<br />
Personalexzellenz den Wirtschaftserfolg<br />
des Kreditinstituts zu 65 Prozent korrekt<br />
vorhersagt. Anders ausgedrückt: Der wirtschaftliche<br />
Erfolg wird zu 65 Prozent durch<br />
Personalexzellenz bestimmt. Vor zwei<br />
Jahren lag dieser Wert in einer Vorstudie<br />
noch bei 35 Prozent. Es zeigt sich, dass<br />
die Bedeutung des Personalmanagements<br />
durch Finanzkrise und wachsende Bedeutung<br />
des Kundengeschäfts offenbar stark<br />
gestiegen ist.<br />
In Diskussionen wird oft vorgebracht,<br />
dass der Zusammenhang zwischen Personal-<br />
und Wirtschaftserfolg auch einfach<br />
bedeuten kann, dass „reiche“ Institute sich<br />
ein besseres Personalmanagement leisten<br />
können <strong>als</strong> „ärmere“. Die Daten der Studie<br />
unterstützen das nicht: Die wirtschaftliche<br />
Stärke der Kreditinstitute bestimmt nur zu<br />
rund 35 Prozent die Qualität des Personalmanagements.<br />
Die Erfahrungen aus vielen Projekten der<br />
letzten Jahre lassen sich in drei Empfehlungen<br />
zusammenfassen, die zwar einfach<br />
zu verstehen, aber nicht unbedingt einfach<br />
umzusetzen sind:<br />
Am Anfang anfangen: Viele Personalverantwortliche<br />
beklagen eine Überlastung durch<br />
Verwaltungsaufgaben und eine Vielzahl<br />
meist unverbundener Projekte. Statt noch<br />
mehr „Baustellen aufzumachen“, hilft<br />
ein gemeinsam verabschiedetes Zielbild<br />
dabei, sich auf die Maßnahmen zu konzentrieren,<br />
die für alle spürbare Wirkung<br />
versprechen.<br />
Zuerst den Grundstein legen: Viele gute Ideen<br />
und Konzepte scheitern in der Umsetzung,<br />
wenn konkreter Nutzen und praktische Hilfe<br />
fehlen. Abhilfe schaffen klar <strong>als</strong> Soll-Anforderungen<br />
formulierte Kompetenzprofile.<br />
Die richtige Richtung wählen: Viel Mühe wird<br />
auf Prozess- und Methodenoptimierung<br />
verwendet, ohne dass spürbare Wirkungen<br />
entstehen. „Tue Gutes und rede darüber“<br />
bedeutet für das Personalmanagement,<br />
nicht nur sich selbst, sondern zuerst den Erfolg<br />
des Unternehmens zu optimieren und<br />
dies mit weithin akzeptierten Kennzahlen<br />
zu belegen.<br />
Prof. Dr. Joachim Paul Hasebrook<br />
lehrt an der SMI der Steinbeis-Hochschule<br />
Berlin und ist Senior Manager bei zeb/rolfes.<br />
schierenbeck.associates.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
115
MAGAZIN<br />
Pilotprojekt für girogo startet im April<br />
Die Deutsche Kreditwirtschaft führt<br />
mit girogo ein gemeinsames Markenzeichen<br />
für die neue Funktion des<br />
kontaktlosen Bezahlens mit der<br />
Bank- oder Sparkassenkarte ein.<br />
” Im Großraum Hannover sowie den<br />
Städten Braunschweig und Wolfsburg starten<br />
die deutschen Kreditinstitute das größte<br />
Pilotprojekt Europas für kontaktloses<br />
Bezahlen. Mehr <strong>als</strong> 1,3 Millionen Kunden von<br />
Banken und Sparkassen können ab Mitte<br />
April im teilnehmenden Einzelhandel und<br />
an Tankstellen in weniger <strong>als</strong> einer Sekunde<br />
Beträge bis 20 Euro kontaktlos über ihren<br />
Prepaid-Chip auf ihrer girocard fast im Vorbeigehen<br />
an der Kasse bezahlen.<br />
Zu den Handelspartnern gehören zunächst<br />
der Lebensmitteleinzelhändler Edeka,<br />
die Esso-Tankstellen sowie die Douglas-<br />
Parfümerien mit ihren Töchtern Thalia,<br />
Christ, AppelrathCüpper und Hussel. Weitere<br />
Teilnehmer sollen folgen.<br />
Im großflächigen Pilotprojekt wollen<br />
alle Beteiligten Erfahrungen mit dem neuen<br />
Bezahlverfahren sammeln. Im Vordergrund<br />
steht dabei unter anderem, die Nutzerfreundlichkeit<br />
des Systems zu optimieren.<br />
Anders <strong>als</strong> beim kontaktbehafteten Zahlen<br />
brauchen Kunden ihre Bank- oder Sparkassenkarte<br />
bei einem Betrag bis zu 20 Euro<br />
nicht mehr aus der Hand zu geben. Die Zahlung<br />
erfolgt über die Prepaid-Funktion des<br />
Chip, wenn die Karte vor ein Bezahlterminal<br />
gehalten wird. Die Eingabe einer PIN entfällt.<br />
Dennoch greifen bei diesem Verfahren die<br />
hohen Sicherheitsstandards der Deutschen<br />
Kreditwirtschaft.<br />
Auf mittlere Sicht möchte die Deutsche<br />
Kreditwirtschaft das kontaktlose Bezahlen<br />
auch für die electronic-cash-Funktion der girocard<br />
realisieren. Mit der breiten Infrastruktur<br />
der Branche kann die Prepaid-Anwendung<br />
bundesweit flächendeckend geladen werden.<br />
An allen deutschen Geldautomaten, an speziellen<br />
GeldKarte-Ladetermin<strong>als</strong> oder im<br />
Internet mit einem Chipkartenleser (erhältlich<br />
bei der eigenen Bank oder Sparkasse)<br />
ist das Laden bis zu einem Gesamtguthaben<br />
von 200 Euro möglich.<br />
Um die girogo-Funktion für den Kunden<br />
noch bequemer zu gestalten, werden die<br />
Sparkassen in der Pilotregion attraktive neue<br />
Ladevarianten im Einzelhandel anbieten.<br />
Eine SparkassenCard mit girogo kann bei<br />
ausgewählten Einzelhändlern mit Eingabe<br />
der PIN aufgeladen werden. Darüber hinaus<br />
bietet sie die Möglichkeit, ein Abo-Laden zu<br />
vereinbaren. Sinkt das Guthaben auf der<br />
Karte beim Bezahlen unter einen bestimmten<br />
Betrag, wird automatisch ein festgelegter<br />
Betrag aufgeladen. Das Bezahlen mit girogo<br />
ist zugleich um bis zu 25 Prozent schneller<br />
<strong>als</strong> eine herkömmliche Kartenzahlung. Das<br />
erhöht den Durchsatz an der Kasse und verkürzt<br />
die Wartezeit für den Kunden.<br />
” Weitere Informationen<br />
www.die-deutsche-kreditwirtschaft.de<br />
Internet erweitert seinen Adressraum<br />
Seit 12. Januar können sich Unterneh-<br />
<br />
und sonstige Interessierte für eine eigene<br />
Top-Level-Domain (TLD) bewerben.<br />
” Die neuen Adress-Endungen für Firmen-Marken,<br />
aber auch regionale Adressen<br />
wie .berlin, .bayern oder .nrw müssen bei der<br />
Internet Corporation for Assigned Names<br />
and Numbers (ICANN) in den USA in einem<br />
ersten Schritt beantragt werden. Branchen-<br />
Domains wie .hotel, .shop oder auch .bank<br />
sind ebenfalls geplant. Der TLD-Bewerbungszeitraum<br />
umfasst allerdings nur 91<br />
Tage und endet bereits am 12. April 2012.<br />
ICANN hat für das Verfahren eine eigene<br />
Homepage eingerichtet.<br />
Bevor der eigentliche Antrag eingereicht<br />
werden kann, sind 50 Fragen zu beantworten,<br />
22 davon zu technischen Details.<br />
Experten halten das Bewerbungsverfahren<br />
für einen „Wendepunkt in der Geschichte<br />
des Internet“: Jede Organisation und jedes<br />
Unternehmen kann künftig den jeweiligen<br />
Markennamen auf der rechten Seite des<br />
„dot“ einer Internet-Adresse wiederfinden.<br />
Eine neue TLD eröffnet durchaus Vorteile<br />
gegenüber klassischen Top-Level-Domains<br />
wie der gängigen deutschen Länder-<br />
Domain .de oder der internationalen<br />
Adresse .com. Die neue Endung erlaubt es<br />
einem Unternehmen, seine globale Wirksamkeit<br />
zu erweitern, sodass es mehr Kontrolle<br />
über seine Online-Markenpräsenz und<br />
-Kundenbindung hat, was vor allem in<br />
schwierigen wirtschaftlichen Phasen besonders<br />
relevant ist.<br />
In den USA hatten Wirtschaftsverbände<br />
allerdings den Start bis zuletzt verzögern<br />
wollen. Die für die Genehmigung zuständige<br />
National Telecommunications and Information<br />
Administration (NTIA) im US-amerikanischen<br />
Handelsministerium hat dann jedoch<br />
entschieden, nach einer mittlerweile<br />
sechs Jahre dauernden Diskussion über die<br />
Einführung endlich zu starten.<br />
Die Behörde will Einwände offenbar<br />
pragmatisch behandeln. Über weitere<br />
Schutzmaßnahmen für Markeninhaber und<br />
”<br />
mögliche Phasen für die Eintragung der neuen<br />
TLDs in die Rootzone wollen die Verantwortlichen<br />
erst nach dem Bewerbungsschluss<br />
am 12. April entscheiden.<br />
Bewerber durchlaufen ein aufwendiges<br />
und teures Verfahren: Die von ICANN festgelegte<br />
Bewerbungsgebühr beträgt umgerechnet<br />
rund 120.000 Euro. Geprüft werden die<br />
Bewerbungen auf ihre wirtschaftlich-finanzielle,<br />
aber auch technische Substanz. Nationale<br />
Regierungen haben verschiedene<br />
Einspruchsmöglichkeiten.<br />
ICANN empfiehlt, alle Daten bis zum 29.<br />
März in das elektronische Bewerbungssystem<br />
einzuspielen. Nur wenn dieser Termin<br />
eingehalten wird, können alle anschließend<br />
notwendigen Schritte bis zum 12. April erledigt<br />
werden. Bis November sollen die Anträge<br />
geprüft und neue TLDs zugelassen werden.<br />
Anfang 2013 können die Bewerber den<br />
bisherigen Plänen zufolge ihre neuen Web-<br />
Adressen nutzen.<br />
Weitere Informationen<br />
newgtlds.icann.org/en<br />
116 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
MAGAZIN<br />
EU-Kontrollverfahren „Sweep“ deckt Mängel auf<br />
Brüssel hat europaweit 562 Websites,<br />
überprüft, die Verbraucherkredite anbieten.<br />
” Verbraucher erhalten danach nicht die<br />
ihnen rechtlich zustehenden Informationen,<br />
bevor sie einen Kreditvertrag unterschreiben.<br />
Auf vielen untersuchten Websites gibt<br />
es ähnliche Probleme: Werbung enthält<br />
nicht alle erforderlichen Angaben. In den<br />
CHRONIK<br />
11.12.2011<br />
Die Deutsche Bank vergleicht sich mit<br />
vier schwäbischen Kommunen im Streit<br />
um Zinswetten, indem sie ihnen nahezu<br />
1 Mio. Euro Schadensersatz zahlt.<br />
14.12.2011<br />
Die Sparkassenversicherer in Müchen,<br />
Stuttgart und Münster werden nach<br />
Medienberichten ihre gemeinsame IT-<br />
Tochter Gavi in Mannheim auflösen.<br />
15.12.2011<br />
Die Hypo-Vereinsbank plant bis 2015<br />
den Abbau von 1.000 Stellen.<br />
16.12.2011<br />
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) kritisiert nach<br />
einer ersten Überprüfung, dass die Produktinformationsblätter<br />
für Wertpapiere<br />
der Banken schwer verständlich sind.<br />
Die Rating-Agentur Fitch stuft die Bonitätsnote<br />
von sieben US- und europäische<br />
Großbanken ab.<br />
18.12.2011<br />
Einige Landesbanken wollen die beschlossene<br />
Beteiligung von 25 % am<br />
künftigen Kapital der WestLB-Verbundbank<br />
von 1 Mrd. Euro nicht mittragen.<br />
Die Sparkassen-Finanzgruppe wird bis<br />
Mitte 2012 das iTan- auf das SMS- und<br />
Chip-Tan-Verfahren umstellen.<br />
Das IASB veröffentlich neue Bilanzierungsregeln<br />
(IFSR) für die Saldierung<br />
von Derivaten.<br />
19.12.2011<br />
Der Baseler Bankenausschuss veröffentlicht<br />
Vorschläge zur besseren internationalen<br />
Vergleichbarkeit der Eigenkapitalausstattung<br />
(Basel III).<br />
Die KfW stellt Banken keine Globaldarlehen<br />
mehr zur Verfügung.<br />
20.12.2011<br />
Die EU-Kommission genehmigt die<br />
Zerschlagung der WestLB in eine Bad<br />
Bank, eine Servicegesellschaft und eine<br />
Verbundbank, die die Helaba übernehmen<br />
und nur noch 400 von derzeit 4.300<br />
Mitarbeiter beschäftigen soll.<br />
Die EU-Kommission übt im Rahmen des<br />
Beihilfeverfahrens der BayernLB Druck<br />
auf die bayerischen Sparkassen aus,<br />
ihren Sanierungsbeitrag zu erhöhen.<br />
Die EU einigt sich darauf, Bankleitzahl<br />
und Kontonummer ab 1. Februar 2014<br />
durch die IBAN zu ersetzen.<br />
Den Stresstest der EU-Versicherungsaufsicht<br />
Eiopa bestehen von 82 Versicherern<br />
acht nicht.<br />
21.12.2011<br />
Die EZB teilt 523 Banken die Rekordsumme<br />
von 489 Mrd. Euro zudem<br />
erstm<strong>als</strong> für drei Jahre zum derzeitigen<br />
Leitzins von 1 % zu.<br />
22.12.2011<br />
Der DSGV schlägt seinen Präsidenten<br />
Heinrich Haasis zum Nachfolger des<br />
Spaniers José Antonio Arcos an der<br />
Spitze des Weltinstituts der Sparkassen<br />
vor. Die Wahl ist am 10. Mai 2012.<br />
28.12.2011<br />
Die Commerzbank erprobt in einem<br />
Pilotprojekt zusammen mit der Interhyp<br />
(ING) die Vermittlung von Hypothekenkredite<br />
an Fremdinstitute.<br />
Angeboten fehlen bestimmte für die Entscheidungsfindung<br />
ausschlaggebende Informationen.<br />
Die Darstellung der Kosten ist<br />
teilweise irreführend.<br />
Die nationalen Aufsichtsbehörden werden<br />
nun die Unternehmen kontaktieren und<br />
um Klarstellung bitten bzw. zur Korrektur<br />
ihrer Websites auffordern. Kommen diese<br />
dem nicht nach, können je nach nationaler<br />
Rechtslage weitere Schritte eingeleitet werden:<br />
Sie reichen von der Verhängung von<br />
Geldstrafen bis zur Schließung der betreffenden<br />
Websites. Die nationalen Aufsichtsbehörden<br />
müssen der EU-Kommission bis<br />
zum Herbst 2012 über die erfolgten Kontrollmaßnahmen<br />
berichten.<br />
” Weitere Informationen<br />
ec.europa.eu/consumers/enforcement/<br />
sweeps_en.htm<br />
31.12.2011<br />
Der Pfändungsschutz für normale Girokonten<br />
läuft aus. Künftig müssen sogenannte<br />
P-Konten eingerichtet werden.<br />
”<br />
01.01.2012<br />
Prof. Peter Ilg, bisher Vizepräsident des<br />
Sparkassenverbands Münster, ist neuer<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung des<br />
Deutschen Sparkassenverlags.<br />
Elke König ist neue BaFin-Präsidentin.<br />
03.01.2012<br />
Wegen des Verstoßes gegen das KWG<br />
wird der Vorstandschef der Sparkasse<br />
<br />
05.01.2012<br />
Die EU-Kommission veröffentlicht einen<br />
Entwurf zur Weiterentwicklung der<br />
Finanzmarktrichtlinie (MiFid II).<br />
08.01.2012<br />
Nicolas Sarkozy kündigt an, in Frankreich<br />
die Transaktionssteuer einzuführen.<br />
09.01.2012<br />
Bundesschatzwechsel erzielen eine<br />
negative Rendite von 0,01 %.<br />
Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht<br />
beschließt, die Einführung von<br />
Basel III zu kontrollieren.<br />
11.01.2012d<br />
Das künftige Bezahlen mit der NFC-<br />
Funkkarte stellt die Kreditwirtschaft<br />
unter das Markenzeichen „girogo“.<br />
Die EU-Kommission legt ein Grünbuch<br />
über Kartenzahlungen sowie den Zahlungsverkehr<br />
per Internet und Handy<br />
vor.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />
117
MAGAZIN LITERATUR<br />
Bausparkassen-<br />
Fachbuch 2011/2012<br />
Deutscher Sparkassen Verlag, Stuttgart<br />
2011, 20. Aufl., 800 S., 26,64 Euro,<br />
ISBN 978-3-0930-1395-9.<br />
ÿ Die Landesbausparkassen (LBS) haben<br />
das Standardwerk für Fachleute der Finanz-<br />
und Immobilienwirtschaft in allen Bereichen<br />
aktualisiert und den Entwicklungen<br />
in Recht und Praxis angepasst. Das Buch<br />
erläutert die Grundlagen des Bausparens<br />
mit allen relevanten Rechtsgebieten – angefangen<br />
vom Bausparkassengesetz und<br />
der Bausparkassenverordnung bis hin zu<br />
Wettbewerbsfragen. Aktuelle Gesetzesänderungen<br />
unter anderem in den Bereichen<br />
Datenschutz und Geldwäschebekämpfung<br />
sowie die ersten Erfahrungen mit der EU-<br />
Verbraucherkreditrichtlinie wurden eingearbeitet.<br />
Berücksichtigt sind darüber hinaus<br />
die neuesten für die Bausparkassen<br />
relevanten Gerichtsentscheidungen einschließlich<br />
des Urteils des Bundesgerichtshofs<br />
zur Zulässigkeit der Abschlussgebühr.<br />
Nicht zuletzt wurden die Länderberichte<br />
zur Sparförderung und Wohnungsbaufinanzierung<br />
in den EU-Mitgliedstaaten auf<br />
den neuesten Stand gebracht.<br />
¯<br />
Anja Peters<br />
Wissensmanagement<br />
im Bankvertrieb<br />
Bankinnovationen Band 28, Universitätsverlag<br />
Regensburg 2011, 298 S.,<br />
39,90 Euro, ISBN 978-3-86845-079-8.<br />
ÿ Komplexe Bankprodukte und ganzheitliche<br />
Beratung erfordern detaillierte<br />
Informationen und Wissensbestandteile<br />
in den Dimensionen Kunde, Vertrieb und<br />
Produkt. Langfristig wird nur erfolgreich<br />
sein, wer die passenden Informationen<br />
zur richtigen Zeit besitzt und diese vertrieblich<br />
einsetzen kann. Aufbau und<br />
Weiterentwicklung des Wissensmanagements<br />
in Banken sind angesichts veränderter<br />
Markt- und Kundenanforderungen<br />
für den Erfolg künftig mitentscheidend.<br />
Das Buch evaluiert, von welchen Faktoren<br />
der erfolgreiche Einsatz ausgewählter Anwendungen<br />
abhängt und wie diesen Erfolgsfaktoren<br />
entsprochen werden kann.<br />
Mittels einer Expertenbefragung werden<br />
Handlungsempfehlungen für die Praxis<br />
abgeleitet und im Anschluss in einem<br />
Fachkonzept exemplarisch aufgezeigt, wie<br />
die ermittelten geeigneten Anwendungen<br />
in Form einer Wissensmanagement- bzw.<br />
Social Software-Suite für den persönlichen<br />
Vertrieb im Retail Banking umzusetzen<br />
sind.<br />
¯<br />
Hans E. Zahn<br />
Wörterbuch für das<br />
Bank- und Börsenwesen<br />
Deutsch-Englisch, Fritz Knapp Verlag,<br />
Frankfurt/Main 2011, 746 S., 44 Euro,<br />
ISBN 978-3-8314-2040-7.<br />
ÿ Das Wirtschaftswörterbuch mit Fachterminologie<br />
und Allgemeinsprache aus<br />
Bank- und Börsenalltag ist in neuer Auflage,<br />
komplett überarbeitet und wesentlich erweitert<br />
erschienen. Zahlreiche neue Begriffe<br />
wurden aufgenommen. Aus dem Bereich<br />
der neuen gesetzlichen Regelungen des<br />
Banken- und Finanzsektors werden etwa<br />
die Gesetze zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung<br />
und zur Vorbeugung<br />
gegen missbräuchliche Wertpapier- und<br />
Derivategeschäfte erläutert. Aufgenommen<br />
hat der Autor die Terminologie der im<br />
Rahmen von Basel III vorgesehenen neuen<br />
Kapital- und Liquiditätsstandards. Neue<br />
Begriffe gibt es auch im Bereich der Rechnungslegung<br />
nach IFRS und Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />
(BilMOG). Rating-<br />
Prozesse sind ebenfalls neu erfasst. ¯<br />
Doris Wohlschlägl-Aschberger (Hrsg.)<br />
<br />
Geldwäsche<br />
Frankfurt School Verlag, Frankfurt/Main<br />
2011, 321 S., 59,90 Euro,<br />
ISBN 978-3-94091-318-0.<br />
ÿ Die Auseinandersetzung mit der Geldwäsche-Bekämpfung<br />
ist für Unternehmen<br />
eine große Herausforderung. Nationale<br />
wie internationale Regelungen wandeln<br />
sich ständig und müssen von der Finanzindustrie<br />
umgesetzt werden müssen. Die<br />
Geldwäsche ist Teil des Corporate-Governance-Konzepts.<br />
Das Buch befasst sich<br />
unter anderem mit den praxisrelevanten<br />
Aspekten der Geldwäsche-Bekämpfung<br />
wie Gefährdungsanalyse, Ferngeschäft<br />
oder Know-Your-Customer-Prozess. Es<br />
stellt ferner Fragen nach den wirtschaftlich<br />
Berechtigten sowie zum PEP. Weitere<br />
Themen sind: Monitoring und Prävention<br />
sowie Verdachtsmeldungen.<br />
¯<br />
IMPRESSUM<br />
Die Zeitschrift „Betriebswirtschaftliche Blätter“ erscheint<br />
monatlich. Bezugspreis für Jahresabonnement<br />
(Inland) beträgt 145 Euro (inkl. Versandkosten und<br />
MwSt.) und für das Jahresabonnement (Ausland)<br />
145 Euro (inkl. Versandkosten ohne MwSt.) jährlich im<br />
Lastschriftverfahren, jeweils fällig im 1. Quartal im<br />
Voraus. Einzelverkaufspreis 13,60 Euro (inkl. Versandkosten<br />
und MwSt.).<br />
ISSN 0723-9629<br />
Herausgeber: Deutscher Sparkassen- und<br />
Giroverband e. V., Berlin<br />
Chefredakteur: Oliver Fischer<br />
Redaktion: Jürgen Janik (jj)<br />
Gestaltung/Grafik: Lothar Platz<br />
Layoutkonzept: Künkel Lopka, Heidelberg<br />
Titelbild: Deutsche Telekom AG<br />
Anschrift der Redaktion: O4, 11-12, 68161<br />
Mannheim, Telefon +49 611 1220057,<br />
Telefax +49 3222 748 56 63, E-Mail: bbl@dsgv.de<br />
Verlag und Vertrieb: Deutscher Sparkassen<br />
Verlag GmbH, Am Wallgraben 115, 70565<br />
Stuttgart, Telefon +49 711 782-0, Telefax +49 711<br />
782-16 35<br />
Objektleitung: Gerhard Baumgartl<br />
Herstellung: Deborah Forbrich<br />
Vertrieb:<br />
Lothar Barthel<br />
Telefon: 0711 782-1693<br />
E-Mail: Lothar.Barthel@dsv-gruppe.de<br />
Luise Dingler<br />
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82, 70178 Stuttgart, Telefon +49 711 23886-20,<br />
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Produkt- und Imageanzeigen aus der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe: Anneli Baumann,<br />
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Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 35 vom<br />
1.1.2012.<br />
Bestellung und Abbestellungen ausschließlich beim<br />
Deutschen Sparkassen Verlag. Kündigungsfrist:<br />
4 Wochen zum Jahresende.<br />
Druck:<br />
M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH,<br />
Eggertstraße 28, 33100 Paderborn,<br />
Telefon +49 05251 522-300<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />
Beiträge, Tabellen und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der<br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne<br />
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für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />
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Namen des Verfassers oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />
Beiträge geben die Meinung des Autors,<br />
aber nicht die Ansicht der Redaktion oder des Herausgebers<br />
wieder.<br />
Mitglied der Fachgruppe Fachzeitschriften im VDZ.<br />
Artikelnummer 328 581 202<br />
118 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
MAGAZIN LITERATUR<br />
Bausparkassen-<br />
Fachbuch 2011/2012<br />
Deutscher Sparkassen Verlag, Stuttgart<br />
2011, 20. Aufl., 800 S., 26,64 Euro,<br />
ISBN 978-3-0930-1395-9.<br />
ÿ Die Landesbausparkassen (LBS) haben<br />
das Standardwerk für Fachleute der Finanz-<br />
und Immobilienwirtschaft in allen Bereichen<br />
aktualisiert und den Entwicklungen<br />
in Recht und Praxis angepasst. Das Buch<br />
erläutert die Grundlagen des Bausparens<br />
mit allen relevanten Rechtsgebieten – angefangen<br />
vom Bausparkassengesetz und<br />
der Bausparkassenverordnung bis hin zu<br />
Wettbewerbsfragen. Aktuelle Gesetzesänderungen<br />
unter anderem in den Bereichen<br />
Datenschutz und Geldwäschebekämpfung<br />
sowie die ersten Erfahrungen mit der EU-<br />
Verbraucherkreditrichtlinie wurden eingearbeitet.<br />
Berücksichtigt sind darüber hinaus<br />
die neuesten für die Bausparkassen<br />
relevanten Gerichtsentscheidungen einschließlich<br />
des Urteils des Bundesgerichtshofs<br />
zur Zulässigkeit der Abschlussgebühr.<br />
Nicht zuletzt wurden die Länderberichte<br />
zur Sparförderung und Wohnungsbaufinanzierung<br />
in den EU-Mitgliedstaaten auf<br />
den neuesten Stand gebracht.<br />
¯<br />
Anja Peters<br />
Wissensmanagement<br />
im Bankvertrieb<br />
Bankinnovationen Band 28, Universitätsverlag<br />
Regensburg 2011, 298 S.,<br />
39,90 Euro, ISBN 978-3-86845-079-8.<br />
ÿ Komplexe Bankprodukte und ganzheitliche<br />
Beratung erfordern detaillierte<br />
Informationen und Wissensbestandteile<br />
in den Dimensionen Kunde, Vertrieb und<br />
Produkt. Langfristig wird nur erfolgreich<br />
sein, wer die passenden Informationen<br />
zur richtigen Zeit besitzt und diese vertrieblich<br />
einsetzen kann. Aufbau und<br />
Weiterentwicklung des Wissensmanagements<br />
in Banken sind angesichts veränderter<br />
Markt- und Kundenanforderungen<br />
für den Erfolg künftig mitentscheidend.<br />
Das Buch evaluiert, von welchen Faktoren<br />
der erfolgreiche Einsatz ausgewählter Anwendungen<br />
abhängt und wie diesen Erfolgsfaktoren<br />
entsprochen werden kann.<br />
Mittels einer Expertenbefragung werden<br />
Handlungsempfehlungen für die Praxis<br />
abgeleitet und im Anschluss in einem<br />
Fachkonzept exemplarisch aufgezeigt, wie<br />
die ermittelten geeigneten Anwendungen<br />
in Form einer Wissensmanagement- bzw.<br />
Social Software-Suite für den persönlichen<br />
Vertrieb im Retail Banking umzusetzen<br />
sind.<br />
¯<br />
Hans E. Zahn<br />
Wörterbuch für das<br />
Bank- und Börsenwesen<br />
Deutsch-Englisch, Fritz Knapp Verlag,<br />
Frankfurt/Main 2011, 746 S., 44 Euro,<br />
ISBN 978-3-8314-2040-7.<br />
ÿ Das Wirtschaftswörterbuch mit Fachterminologie<br />
und Allgemeinsprache aus<br />
Bank- und Börsenalltag ist in neuer Auflage,<br />
komplett überarbeitet und wesentlich erweitert<br />
erschienen. Zahlreiche neue Begriffe<br />
wurden aufgenommen. Aus dem Bereich<br />
der neuen gesetzlichen Regelungen des<br />
Banken- und Finanzsektors werden etwa<br />
die Gesetze zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung<br />
und zur Vorbeugung<br />
gegen missbräuchliche Wertpapier- und<br />
Derivategeschäfte erläutert. Aufgenommen<br />
hat der Autor die Terminologie der im<br />
Rahmen von Basel III vorgesehenen neuen<br />
Kapital- und Liquiditätsstandards. Neue<br />
Begriffe gibt es auch im Bereich der Rechnungslegung<br />
nach IFRS und Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />
(BilMOG). Rating-<br />
Prozesse sind ebenfalls neu erfasst. ¯<br />
Doris Wohlschlägl-Aschberger (Hrsg.)<br />
<br />
Geldwäsche<br />
Frankfurt School Verlag, Frankfurt/Main<br />
2011, 321 S., 59,90 Euro,<br />
ISBN 978-3-94091-318-0.<br />
ÿ Die Auseinandersetzung mit der Geldwäsche-Bekämpfung<br />
ist für Unternehmen<br />
eine große Herausforderung. Nationale<br />
wie internationale Regelungen wandeln<br />
sich ständig und müssen von der Finanzindustrie<br />
umgesetzt werden müssen. Die<br />
Geldwäsche ist Teil des Corporate-Governance-Konzepts.<br />
Das Buch befasst sich<br />
unter anderem mit den praxisrelevanten<br />
Aspekten der Geldwäsche-Bekämpfung<br />
wie Gefährdungsanalyse, Ferngeschäft<br />
oder Know-Your-Customer-Prozess. Es<br />
stellt ferner Fragen nach den wirtschaftlich<br />
Berechtigten sowie zum PEP. Weitere<br />
Themen sind: Monitoring und Prävention<br />
sowie Verdachtsmeldungen.<br />
¯<br />
IMPRESSUM<br />
Die Zeitschrift „Betriebswirtschaftliche Blätter“ erscheint<br />
monatlich. Bezugspreis für Jahresabonnement<br />
(Inland) beträgt 145 Euro (inkl. Versandkosten und<br />
MwSt.) und für das Jahresabonnement (Ausland)<br />
145 Euro (inkl. Versandkosten ohne MwSt.) jährlich im<br />
Lastschriftverfahren, jeweils fällig im 1. Quartal im<br />
Voraus. Einzelverkaufspreis 13,60 Euro (inkl. Versandkosten<br />
und MwSt.).<br />
ISSN 0723-9629<br />
Herausgeber: Deutscher Sparkassen- und<br />
Giroverband e. V., Berlin<br />
Chefredakteur: Oliver Fischer<br />
Redaktion: Jürgen Janik (jj)<br />
Gestaltung/Grafik: Lothar Platz<br />
Layoutkonzept: Künkel Lopka, Heidelberg<br />
Titelbild: Deutsche Telekom AG<br />
Anschrift der Redaktion: O4, 11-12, 68161<br />
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1.1.2012.<br />
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Telefon +49 05251 522-300<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />
Beiträge, Tabellen und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der<br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne<br />
Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere<br />
für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />
und die Einspeicherung und Verarbeitung<br />
in elektronischen Systemen. Die mit dem<br />
Namen des Verfassers oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />
Beiträge geben die Meinung des Autors,<br />
aber nicht die Ansicht der Redaktion oder des Herausgebers<br />
wieder.<br />
Mitglied der Fachgruppe Fachzeitschriften im VDZ.<br />
Artikelnummer 328 581 202<br />
118 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012
MAGAZIN LITERATUR<br />
Bausparkassen-<br />
Fachbuch 2011/2012<br />
Deutscher Sparkassen Verlag, Stuttgart<br />
2011, 20. Aufl., 800 S., 26,64 Euro,<br />
ISBN 978-3-0930-1395-9.<br />
ÿ Die Landesbausparkassen (LBS) haben<br />
das Standardwerk für Fachleute der Finanz-<br />
und Immobilienwirtschaft in allen Bereichen<br />
aktualisiert und den Entwicklungen<br />
in Recht und Praxis angepasst. Das Buch<br />
erläutert die Grundlagen des Bausparens<br />
mit allen relevanten Rechtsgebieten – angefangen<br />
vom Bausparkassengesetz und<br />
der Bausparkassenverordnung bis hin zu<br />
Wettbewerbsfragen. Aktuelle Gesetzesänderungen<br />
unter anderem in den Bereichen<br />
Datenschutz und Geldwäschebekämpfung<br />
sowie die ersten Erfahrungen mit der EU-<br />
Verbraucherkreditrichtlinie wurden eingearbeitet.<br />
Berücksichtigt sind darüber hinaus<br />
die neuesten für die Bausparkassen<br />
relevanten Gerichtsentscheidungen einschließlich<br />
des Urteils des Bundesgerichtshofs<br />
zur Zulässigkeit der Abschlussgebühr.<br />
Nicht zuletzt wurden die Länderberichte<br />
zur Sparförderung und Wohnungsbaufinanzierung<br />
in den EU-Mitgliedstaaten auf<br />
den neuesten Stand gebracht.<br />
¯<br />
Anja Peters<br />
Wissensmanagement<br />
im Bankvertrieb<br />
Bankinnovationen Band 28, Universitätsverlag<br />
Regensburg 2011, 298 S.,<br />
39,90 Euro, ISBN 978-3-86845-079-8.<br />
ÿ Komplexe Bankprodukte und ganzheitliche<br />
Beratung erfordern detaillierte<br />
Informationen und Wissensbestandteile<br />
in den Dimensionen Kunde, Vertrieb und<br />
Produkt. Langfristig wird nur erfolgreich<br />
sein, wer die passenden Informationen<br />
zur richtigen Zeit besitzt und diese vertrieblich<br />
einsetzen kann. Aufbau und<br />
Weiterentwicklung des Wissensmanagements<br />
in Banken sind angesichts veränderter<br />
Markt- und Kundenanforderungen<br />
für den Erfolg künftig mitentscheidend.<br />
Das Buch evaluiert, von welchen Faktoren<br />
der erfolgreiche Einsatz ausgewählter Anwendungen<br />
abhängt und wie diesen Erfolgsfaktoren<br />
entsprochen werden kann.<br />
Mittels einer Expertenbefragung werden<br />
Handlungsempfehlungen für die Praxis<br />
abgeleitet und im Anschluss in einem<br />
Fachkonzept exemplarisch aufgezeigt, wie<br />
die ermittelten geeigneten Anwendungen<br />
in Form einer Wissensmanagement- bzw.<br />
Social Software-Suite für den persönlichen<br />
Vertrieb im Retail Banking umzusetzen<br />
sind.<br />
¯<br />
Hans E. Zahn<br />
Wörterbuch für das<br />
Bank- und Börsenwesen<br />
Deutsch-Englisch, Fritz Knapp Verlag,<br />
Frankfurt/Main 2011, 746 S., 44 Euro,<br />
ISBN 978-3-8314-2040-7.<br />
ÿ Das Wirtschaftswörterbuch mit Fachterminologie<br />
und Allgemeinsprache aus<br />
Bank- und Börsenalltag ist in neuer Auflage,<br />
komplett überarbeitet und wesentlich erweitert<br />
erschienen. Zahlreiche neue Begriffe<br />
wurden aufgenommen. Aus dem Bereich<br />
der neuen gesetzlichen Regelungen des<br />
Banken- und Finanzsektors werden etwa<br />
die Gesetze zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung<br />
und zur Vorbeugung<br />
gegen missbräuchliche Wertpapier- und<br />
Derivategeschäfte erläutert. Aufgenommen<br />
hat der Autor die Terminologie der im<br />
Rahmen von Basel III vorgesehenen neuen<br />
Kapital- und Liquiditätsstandards. Neue<br />
Begriffe gibt es auch im Bereich der Rechnungslegung<br />
nach IFRS und Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />
(BilMOG). Rating-<br />
Prozesse sind ebenfalls neu erfasst. ¯<br />
Doris Wohlschlägl-Aschberger (Hrsg.)<br />
<br />
Geldwäsche<br />
Frankfurt School Verlag, Frankfurt/Main<br />
2011, 321 S., 59,90 Euro,<br />
ISBN 978-3-94091-318-0.<br />
ÿ Die Auseinandersetzung mit der Geldwäsche-Bekämpfung<br />
ist für Unternehmen<br />
eine große Herausforderung. Nationale<br />
wie internationale Regelungen wandeln<br />
sich ständig und müssen von der Finanzindustrie<br />
umgesetzt werden müssen. Die<br />
Geldwäsche ist Teil des Corporate-Governance-Konzepts.<br />
Das Buch befasst sich<br />
unter anderem mit den praxisrelevanten<br />
Aspekten der Geldwäsche-Bekämpfung<br />
wie Gefährdungsanalyse, Ferngeschäft<br />
oder Know-Your-Customer-Prozess. Es<br />
stellt ferner Fragen nach den wirtschaftlich<br />
Berechtigten sowie zum PEP. Weitere<br />
Themen sind: Monitoring und Prävention<br />
sowie Verdachtsmeldungen.<br />
¯<br />
IMPRESSUM<br />
Die Zeitschrift „Betriebswirtschaftliche Blätter“ erscheint<br />
monatlich. Bezugspreis für Jahresabonnement<br />
(Inland) beträgt 145 Euro (inkl. Versandkosten und<br />
MwSt.) und für das Jahresabonnement (Ausland)<br />
145 Euro (inkl. Versandkosten ohne MwSt.) jährlich im<br />
Lastschriftverfahren, jeweils fällig im 1. Quartal im<br />
Voraus. Einzelverkaufspreis 13,60 Euro (inkl. Versandkosten<br />
und MwSt.).<br />
ISSN 0723-9629<br />
Herausgeber: Deutscher Sparkassen- und<br />
Giroverband e. V., Berlin<br />
Chefredakteur: Oliver Fischer<br />
Redaktion: Jürgen Janik (jj)<br />
Gestaltung/Grafik: Lothar Platz<br />
Layoutkonzept: Künkel Lopka, Heidelberg<br />
Titelbild: Deutsche Telekom AG<br />
Anschrift der Redaktion: O4, 11-12, 68161<br />
Mannheim, Telefon +49 611 1220057,<br />
Telefax +49 3222 748 56 63, E-Mail: bbl@dsgv.de<br />
Verlag und Vertrieb: Deutscher Sparkassen<br />
Verlag GmbH, Am Wallgraben 115, 70565<br />
Stuttgart, Telefon +49 711 782-0, Telefax +49 711<br />
782-16 35<br />
Objektleitung: Gerhard Baumgartl<br />
Herstellung: Deborah Forbrich<br />
Vertrieb:<br />
Lothar Barthel<br />
Telefon: 0711 782-1693<br />
E-Mail: Lothar.Barthel@dsv-gruppe.de<br />
Luise Dingler<br />
Telefon: 0711 782-1252<br />
E-Mail: Luise.Dingler@dsv-gruppe.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Verlags-Marketing Stuttgart GmbH, Reinsburgstr.<br />
82, 70178 Stuttgart, Telefon +49 711 23886-20,<br />
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Anzeigenleitung: Dieter A. Kuberski<br />
Produkt- und Imageanzeigen aus der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe: Anneli Baumann,<br />
Telefon +49 711 782-1278, Telefax -2080<br />
Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 35 vom<br />
1.1.2012.<br />
Bestellung und Abbestellungen ausschließlich beim<br />
Deutschen Sparkassen Verlag. Kündigungsfrist:<br />
4 Wochen zum Jahresende.<br />
Druck:<br />
M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH,<br />
Eggertstraße 28, 33100 Paderborn,<br />
Telefon +49 05251 522-300<br />
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