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Herausgegeben vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband | 61. Jahrgang ZKZ 1749 02.2012<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

Blätter<br />

FACHZEITSCHRIFT FÜR UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />

IN DER SPARKASSEN-FINANZGRUPPE<br />

PERSONALMANAGEMENT<br />

Fachkräfte dauerhaft<br />

an Sparkassen binden<br />

˘<br />

CONTROLLING<br />

Leitfaden unterstützt<br />

Basel-III-Umsetzung<br />

˘<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

Auf vielen Gebieten<br />

sehr gut aufgestellt<br />

˘<br />

BARGELDLOGISTIK<br />

Infrastruktur im<br />

Verbund optimieren


Herausgegeben vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband | 61. Jahrgang ZKZ 1749 02.2012<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

Blätter<br />

FACHZEITSCHRIFT FÜR UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />

IN DER SPARKASSEN-FINANZGRUPPE<br />

PERSONALMANAGEMENT<br />

Fachkräfte dauerhaft<br />

an Sparkassen binden<br />

˘<br />

CONTROLLING<br />

Leitfaden unterstützt<br />

Basel-III-Umsetzung<br />

˘<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

Auf vielen Gebieten<br />

sehr gut aufgestellt<br />

˘<br />

BARGELDLOGISTIK<br />

Infrastruktur im<br />

Verbund optimieren


EDITORIAL<br />

Kritische Zeiten kommen<br />

auf die Personalpolitik zu<br />

Weiterführende<br />

Informationen zu<br />

diesem Thema lesen<br />

Sie ab Seite 66<br />

»Wenn man von den<br />

Leuten Pflichten<br />

fordert und ihnen<br />

keine Rechte zugestehen<br />

will, muss<br />

man sie gut bezahlen.«<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

(1749 bis 1832), deutscher Dichter<br />

In Deutschland gibt es Berufe, die kaum noch gefragt sind. So stehen jene Glücksbringer,<br />

die über die Dächer huschen und dafür sorgen, dass wir sorgenfrei unseren<br />

Wärmebedarf decken können, heute sehr tief im Kurs junger Leute. Offensichtlich versprechen<br />

sie sich davon persönlich kein Glück. Der Beruf des Bankers dagegen, in<br />

dem eher von Wahrscheinlichkeit, aber manchmal auch vom Glück gesprochen wird,<br />

ist alles andere <strong>als</strong> eine aussterbende Spezies. Angesichts des Vertrauensschwunds<br />

der Bevölkerung in die Kreditwirtschaft durch die Finanzkrise und der Prophezeiung,<br />

künftig zur Stahlindustrie der Nation werden zu können, ist das derzeit nicht selbstverständlich.<br />

Der Andrang ist jedoch nach wie vor stark, so dass die Sparkassen ihr<br />

Ausbildungsangebot 2011 um 3,4 Prozent auf 7.300 Stellen erhöhen konnten. In<br />

den kommenden Jahrzehnten werden das angesichts des demografischen Faktors<br />

Traumzahlen sein. Der demografisch bedingte Kundenrückgang wird den Kostendruck<br />

auf die Sparkassen ebenfalls erhöhen und damit den aktuellen Zwang zum<br />

Personalabbau verstärken. Wachsende Kapitalkosten und tendenzielle Geschäftseinschränkungen<br />

in Folge von Basel III lasten zusätzlich auf den Instituten. Die künftige<br />

Personalentwicklung steht somit unter schlechten Vorzeichen, zumal die Landesbanken-Sanierungskosten<br />

eine weitere schwere Kapitalbürde sind. Planung und Entwicklung<br />

des Person<strong>als</strong> stellen <strong>als</strong>o schwere Aufgaben für Sparkassen in der Zukunft<br />

dar, die sie nicht immer ohne Hilfe bewältigen werden können.<br />

Doch damit nicht genug. Zugleich wachsen Ansprüche und Anforderungen von Kunden,<br />

Öffentlichkeit und Bankenaufsicht an Service und Beratungsqualität der Mitarbeiter.<br />

In Fällen wie dem Beratungsprotokoll wird von ihnen zudem die Quadratur des<br />

Kreises gefordert. Dabei haben Sparkassen mit ihrem Finanzkonzept ausgesprochen<br />

gute Voraussetzungen, da es Anforderungen an eine gute Beratung, wie sie Verbraucherschützer<br />

heute fordern, erfüllt. Nur müssen alle Institute dieses Instrument nun<br />

auch nutzen. Dieses Vertriebsprojekt darf nicht mehr auf die lange Bank geschoben<br />

werden. Zufriedene Kunden lösen nicht nur gute Gefühle aus, sie sind auch die Basis<br />

für künftige Geschäfte und Marktanteile. Der Beratungsmehraufwand für das Finanzkonzept<br />

dürfte daher durch mehr Umsatz wettgemacht werden. Auf einer vergleichbaren<br />

Linie liegt jetzt auch die Commerzbank. Sie hat Ende 2011 verkündet,<br />

den Druck, um jeden Preis kurzfristige Abschlussziele erfüllen zu müssen, von ihren<br />

Mitarbeitern nehmen zu wollen. Ob es ihr geliegt, Kunden und Mitarbeiter stärker zufriedenzustellen,<br />

bleibt abzuwarten.<br />

Mit dieser Perspektive im Blick haben die Sparkassenakademien in den vergangenen<br />

Jahren ihre Bildungsprogramme erheblich umgekrempelt. Beratung und Verkauf<br />

werden nun mehr Gewicht beigemessen <strong>als</strong> der Wissensvermittlung, die dadurch zumindest<br />

teilweise stärker zu einer Bringschuld der Mitarbeiter werden<br />

dürfte. Die Personalpolitik der Sparkassen hat so gesehen wie die Mitarbeiter<br />

selbst große Herausforderungen zu meistern.<br />

Arnulf Sauter, Wirtschaftspublizist<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

63


EDITORIAL<br />

Kritische Zeiten kommen<br />

auf die Personalpolitik zu<br />

Weiterführende<br />

Informationen zu<br />

diesem Thema lesen<br />

Sie ab Seite 66<br />

»Wenn man von den<br />

Leuten Pflichten<br />

fordert und ihnen<br />

keine Rechte zugestehen<br />

will, muss<br />

man sie gut bezahlen.«<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

(1749 bis 1832), deutscher Dichter<br />

In Deutschland gibt es Berufe, die kaum noch gefragt sind. So stehen jene Glücksbringer,<br />

die über die Dächer huschen und dafür sorgen, dass wir sorgenfrei unseren<br />

Wärmebedarf decken können, heute sehr tief im Kurs junger Leute. Offensichtlich versprechen<br />

sie sich davon persönlich kein Glück. Der Beruf des Bankers dagegen, in<br />

dem eher von Wahrscheinlichkeit, aber manchmal auch vom Glück gesprochen wird,<br />

ist alles andere <strong>als</strong> eine aussterbende Spezies. Angesichts des Vertrauensschwunds<br />

der Bevölkerung in die Kreditwirtschaft durch die Finanzkrise und der Prophezeiung,<br />

künftig zur Stahlindustrie der Nation werden zu können, ist das derzeit nicht selbstverständlich.<br />

Der Andrang ist jedoch nach wie vor stark, so dass die Sparkassen ihr<br />

Ausbildungsangebot 2011 um 3,4 Prozent auf 7.300 Stellen erhöhen konnten. In<br />

den kommenden Jahrzehnten werden das angesichts des demografischen Faktors<br />

Traumzahlen sein. Der demografisch bedingte Kundenrückgang wird den Kostendruck<br />

auf die Sparkassen ebenfalls erhöhen und damit den aktuellen Zwang zum<br />

Personalabbau verstärken. Wachsende Kapitalkosten und tendenzielle Geschäftseinschränkungen<br />

in Folge von Basel III lasten zusätzlich auf den Instituten. Die künftige<br />

Personalentwicklung steht somit unter schlechten Vorzeichen, zumal die Landesbanken-Sanierungskosten<br />

eine weitere schwere Kapitalbürde sind. Planung und Entwicklung<br />

des Person<strong>als</strong> stellen <strong>als</strong>o schwere Aufgaben für Sparkassen in der Zukunft<br />

dar, die sie nicht immer ohne Hilfe bewältigen werden können.<br />

Doch damit nicht genug. Zugleich wachsen Ansprüche und Anforderungen von Kunden,<br />

Öffentlichkeit und Bankenaufsicht an Service und Beratungsqualität der Mitarbeiter.<br />

In Fällen wie dem Beratungsprotokoll wird von ihnen zudem die Quadratur des<br />

Kreises gefordert. Dabei haben Sparkassen mit ihrem Finanzkonzept ausgesprochen<br />

gute Voraussetzungen, da es Anforderungen an eine gute Beratung, wie sie Verbraucherschützer<br />

heute fordern, erfüllt. Nur müssen alle Institute dieses Instrument nun<br />

auch nutzen. Dieses Vertriebsprojekt darf nicht mehr auf die lange Bank geschoben<br />

werden. Zufriedene Kunden lösen nicht nur gute Gefühle aus, sie sind auch die Basis<br />

für künftige Geschäfte und Marktanteile. Der Beratungsmehraufwand für das Finanzkonzept<br />

dürfte daher durch mehr Umsatz wettgemacht werden. Auf einer vergleichbaren<br />

Linie liegt jetzt auch die Commerzbank. Sie hat Ende 2011 verkündet,<br />

den Druck, um jeden Preis kurzfristige Abschlussziele erfüllen zu müssen, von ihren<br />

Mitarbeitern nehmen zu wollen. Ob es ihr geliegt, Kunden und Mitarbeiter stärker zufriedenzustellen,<br />

bleibt abzuwarten.<br />

Mit dieser Perspektive im Blick haben die Sparkassenakademien in den vergangenen<br />

Jahren ihre Bildungsprogramme erheblich umgekrempelt. Beratung und Verkauf<br />

werden nun mehr Gewicht beigemessen <strong>als</strong> der Wissensvermittlung, die dadurch zumindest<br />

teilweise stärker zu einer Bringschuld der Mitarbeiter werden<br />

dürfte. Die Personalpolitik der Sparkassen hat so gesehen wie die Mitarbeiter<br />

selbst große Herausforderungen zu meistern.<br />

Arnulf Sauter, Wirtschaftspublizist<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

63


Ausgabe 02|2012<br />

INHALT<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

blätter<br />

PERSONALMANAGEMENT<br />

Personalentwicklung wird immer stärker zur<br />

strategischen Herausforderung. Die<br />

Sparkassen-Finanzgruppe ist für den „war<br />

for talents“ allerdings bestens gerüstet.<br />

ORGANISATION<br />

ÿ Seite 66<br />

<br />

Dr. Dietmar Haase, Annette Ringwald<br />

70 Strategische in individuelle Anforderungen übersetzen<br />

Dr. Stephan Weingarz<br />

73 International anerkannte Qualitätsmaßstäbe ein Muss<br />

Prof. Dr. Dieter Rohrmeier, Alexandra Düren<br />

76 Mit-Unternehmertum soll vor allem motivieren<br />

Harald Peter, Stefan Becker, Stefan Fritz<br />

80 „Schwerkrankes“ Arbeitsverhältnis heilen durch Gesundheitsmanagement<br />

Bernhard Bertschat, Thomas Hundertmark<br />

82 Zu großer Erfolg kann schnell zum Fluch werden<br />

Volker Schneider<br />

<br />

Günther Mohr<br />

86 Sie haben keine neuen Nachrichten<br />

<br />

CONTROLLING<br />

90 Basel III in der praktischen Umsetzung<br />

Dr. Silvio Andrae, Dr. Martin Lippert<br />

<br />

<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

94 Auf vielen Gebieten bereits hervorragend aufgestellt<br />

Klaus Krummrich<br />

97 Nachhaltigkeit <strong>als</strong> Wachstumstreiber im Anlage- und Finanzierungsgeschäft<br />

Doris Schmidt , Henning Folkerts<br />

102 Sparkassen mit neuen Chancen im Fördergeschäft<br />

Martin Köppen<br />

104 Glaubwürdigkeit und Vertrauen seit Finanzkrise wichtiger denn je<br />

Dr. Annett Baumast, Dr. Markus Scholand<br />

107 Mit WhiteLabel-Fonds zum Vertriebserfolg<br />

Uwe Kuntz, Horst Erbel<br />

109 Positiv- und Ausschlusskriterien bestimmen Kreditentscheidung<br />

Christian Barthruff<br />

<br />

<br />

BARGELDLOGISTIK<br />

MANAGEMENT-KOLUMNE<br />

RUBRIKEN<br />

112 Gemeinsam zur optimierten Bargeld-Infrastruktur<br />

Dr. Elke Vincke, Alexander Schaubeck<br />

115 Personal <strong>als</strong> wichtigster Werttreiber<br />

Prof. Dr. Joachim Paul Hasebrook<br />

116 Magazin<br />

118 Literatur<br />

118 Impressum<br />

<br />

<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

65


PERSONALMANAGEMENT<br />

Fachkräftesicherung in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Bildungsangebote müssen<br />

flexibel und bedarfsgerecht sein<br />

AUTOREN<br />

Ihre transparente und nachvollziehbare Bildungsarchitektur mit attraktiven Abschlüssen ist für die Sparkassen ein<br />

wichtiger Wettbewerbsvorteil in einem künftigen „war for talents“. Schon in den vergangenen Jahren hat sich<br />

den<br />

war größer <strong>als</strong> im Branchendurchschnitt. Auch die Übernahmequoten lagen bei rund 90 Prozent und waren<br />

damit höher. Die Mitarbeiter werden nach ihrer Ausbildung auch konsequent weiter betreut, durch die regionalen<br />

Sparkassenakademien und die neu firmierte Management-Akademie der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />

Dr. Dietmar Haase<br />

ist Leiter der Sparkassenakademie<br />

Niedersachsen in Hannover.<br />

Annette Ringwald<br />

ist Referentin beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin.<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe umfasst<br />

insgesamt 610 Unternehmen mit<br />

348.500 Beschäftigten im Inland. In diesen<br />

Unternehmen werden 22.900 Nachwuchskräfte<br />

ausgebildet. 1 Betrachtet man den<br />

mit dem Kreditgewerbe befassten Kern der<br />

Gruppe (Sparkassen, Landesbanken und<br />

Landesbausparkassen) wird deutlich, welchen<br />

großen Anteil an der Beschäftigungsund<br />

Ausbildungssicherung die Sparkassen-<br />

Finanzgruppe im deutschen Kreditgewerbe<br />

hat.<br />

In den genannten Instituten sind 290.500<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Das<br />

entspricht 44 Prozent der Beschäftigten<br />

im deutschen Bankenwesen. Außerdem<br />

bilden diese Unternehmen der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe knapp die Hälfte der Auszubildenden<br />

des Kreditgewerbes aus. Den<br />

Löwenanteil daran tragen die Sparkassen<br />

mit knapp 43 Prozent. Rund vier Prozent der<br />

Auszubildenden sind in Landesbanken und<br />

Landesbausparkassen beschäftigt. Damit<br />

ist die Sparkassen-Finanzgruppe größter<br />

Arbeitgeber und Ausbilder in der deutschen<br />

Kreditwirtschaft.<br />

Das Tätigkeitsfeld ist komplex und stellt<br />

hohe Anforderungen an die Beschäftigten.<br />

Andererseits stehen die Unternehmen vor<br />

großen Herausforderungen, geeignete<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den<br />

entsprechenden fachlichen Qualifikationen<br />

zu finden. Deshalb ist Berufsbildung die<br />

Grundlage für die Fachkräftesicherung in der<br />

Gruppe (s. Abb. 1 ).<br />

Fachkräftesicherung<br />

durch duale Ausbildung<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe (im Folgenden<br />

beschränkt auf den dem Kreditgewerbe<br />

zugehörigen Kern der Gruppe, <strong>als</strong>o<br />

Sparkassen, Landesbanken, Landesbausparkassen)<br />

hat ihr Ausbildungsangebot über die<br />

letzten Jahre konstant hoch gehalten. Das<br />

zeigt sich auch an der Ausbildungsquote<br />

von 8,6 Prozent. Sie liegt deutlich über dem<br />

Branchendurchschnitt von 6,1 Prozent. An<br />

der Spitze innerhalb der Gruppe liegen die<br />

Sparkassen mit einer Quote von 9,6 Prozent<br />

(s. Abb. 2).<br />

Wie in allen Bereichen der Kreditwirtschaft<br />

ist auch in der Sparkassen-Finanzgruppe die<br />

Beschäftigung in den letzten Jahren – wenngleich<br />

relativ moderat – zurückgegangen<br />

(seit 2006 um 3,6 Prozent). In derselben<br />

Periode haben sich die Ausbildungszahlen<br />

allerdings positiv entwickelt: Die Zahl der<br />

Auszubildenden stieg zwischen 2006 und<br />

2010 um 9,2 Prozent. In den Sparkassen ist<br />

der Verlauf ähnlich.<br />

In dieser antizyklischen Entwicklung des<br />

Ausbildungsengagements spiegelt sich<br />

auch das Bewusstsein um die grundsätzliche<br />

Bedeutung der Ausbildung für die<br />

Nachwuchs- respektive Fachkräftesicherung<br />

wider (s. Abb. 3).<br />

Lediglich zwei Prozent der Nachwuchskräfte<br />

in Sparkassen, Landesbanken und<br />

Landesbausparkassen sind Trainees, die<br />

entweder im Anschluss an eine Hochschulausbildung<br />

oder im Rahmen eines dualen<br />

Studiengangs in die Unternehmen der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe kommen, um dort<br />

ein internes Ausbildungsprogramm zu absolvieren.<br />

Der überwiegende Teil der Nachwuchskräfte<br />

durchläuft eine Ausbildung im<br />

Rahmen des Berufsbildungsgesetzes. 93<br />

Prozent davon werden in den Sparkassen<br />

ausgebildet. Diese investieren jährlich insgesamt<br />

deutlich über 200 Millionen Euro in<br />

die Berufsausbildung ihres Nachwuchses. 2<br />

(s. Abb. 4).<br />

Zentraler Baustein des Berufseinstiegs in<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe ist nach wie<br />

vor die klassische Bankausbildung: Fast 94<br />

Prozent der Auszubildenden der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe durchläuft sie.<br />

Die Verteilung und damit auch die Bedeutung<br />

der einzelnen Ausbildungsberufe<br />

lässt sich exemplarisch an den Neueinstellungen<br />

in den Sparkassen ablesen: Von den<br />

7.100 Neuanfängern des Ausbildungsjahres<br />

2010/2011 waren knapp 95 Prozent Bankkaufleute.<br />

Der Anteil anderer kaufmännischer<br />

oder informationstechnischer Berufe<br />

ist dagegen gering. Er bewegt sich zwischen<br />

0,4 und einem Prozent. An dieser Verteilung<br />

hat sich auch über die letzten fünf Jahre<br />

wenig geändert (s. Abb. 5).<br />

Der Anspruch an die Auszubildenden ist<br />

hoch: Der weitaus größte Teil der neu Eingestellten<br />

(74 Prozent) verfügt über eine Studienberechtigung<br />

(Fachhochschulreife, Fachabitur,<br />

Abitur). Ein Viertel der Berufsanfänger<br />

hat einen Re<strong>als</strong>chulabschluss, der Anteil<br />

der Hauptschülerinnen und Hauptschüler<br />

liegt unter einem halben Prozent. Auch an<br />

dieser Verteilung hat sich in den letzten fünf<br />

Jahren wenig verändert. Im Vergleich zum<br />

Ausbildungsjahr 2006/2007 ist der Anteil der<br />

Auszubildenden mit Abitur leicht gestiegen,<br />

der Anteil der Azubis mit Re<strong>als</strong>chulabschluss<br />

hingegen gesunken.<br />

Die Einstiegsqualifikation der Auszubildenden<br />

wirkt sich positiv auf die Ausbildungsdauer<br />

aus. Kaum ein Azubi nutzt die<br />

Regelausbildungszeit: Immerhin 69 Prozent<br />

1 Zahlen gerundet. Soweit nicht anders bezeichnet<br />

hier wie im folgenden Datenstand 12/2010; Nachwuchskräfte<br />

umfassen Auszubildende und Trainees.<br />

2 Vergütung, ohne Weiterbildungskosten.<br />

66 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


Quelle: BIBB, DSGV-Daten<br />

<br />

<br />

ABBILDUNG 1<br />

Beschäftigte im deutschen<br />

Kreditgewerbe 12/2010 (in %)<br />

Beschäftigte im deutschen Kreditgewerbe 12/2010 (in %)<br />

Sonstige:<br />

4 %<br />

PERSONALMANAGEMENT<br />

Auszubildende im deutschen<br />

Kreditgewerbe 12/2008 (in %)<br />

Auszubildende im deutschen Kreditgewerbe 12/2008 (in %)<br />

schließen die Ausbildung ein halbes Jahr früher<br />

ab, 15 Prozent benötigen nur 24 Monate. 27 %<br />

Das bedeutet auch, dass Sparkassen den<br />

Nachwuchs in der Folge schneller einsetzen<br />

können (s. Abb. 6).<br />

Der Bedarf dafür ist ohne Zweifel vorhanden.<br />

Dafür sprechen die hohen Übernahmequoten<br />

zwischen 88 und 91 Prozent<br />

in den letzten fünf Jahren. Die Sparkassen<br />

liegen damit noch über dem ohnehin hohen<br />

Durchschnitt der Finanzwirtschaft insgesamt<br />

(87 Prozent). 3<br />

Die Vorbildungsstruktur der Sparkassen-<br />

Auszubildenden entspricht in etwa jener<br />

Quelle: AGV Banken, DSGV-Daten<br />

im privaten Kreditgewerbe bzw. in der<br />

Kreditwirtschaft insgesamt. 4 Darin verbirgt<br />

sich auch die künftige Herausforderung<br />

für die gesamte Branche: Perspektivisch<br />

sinkende Schulabgängerzahlen führen zu<br />

einer stärkeren Konkurrenz auf dem Ausbildungsmarkt,<br />

zusätzlich verstärkt durch den<br />

hochschulpolitischen Kurs, die Studierquote<br />

zu erhöhen. 5<br />

Die Veränderungen machen sich bei der<br />

Stellenbesetzung der Sparkassen bereits bemerkbar.<br />

In den letzten beiden Jahren konnten<br />

nicht alle Ausbildungsplätze adäquat<br />

besetzt werden. Neueinstellungen blieben,<br />

vor allem im letzten Ausbildungsjahr, unter<br />

den geplanten Plätzen. Es wird zunehmend<br />

wichtig werden, für Abiturienten attraktive<br />

Ausbildungsalternativen anzubieten wie<br />

ausbildungsintegrierte und -begleitende<br />

Studienmöglichkeiten. Sparkassen nutzen<br />

hier bereits Kooperationen mit den<br />

Hochschulen vor Ort ebenso wie organisationseigene<br />

Angebote der Hochschule der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe.<br />

Privates Kreditgewerbe:<br />

Von der Aus- zur Weiterbildung<br />

Die zentrale Bedeutung, die berufsintegrierten<br />

oder -begleitenden Qualifikationsangeboten<br />

zukommt, wird auch im Kontext der<br />

Qualifikationsstruktur der Sparkassen sichtbar.<br />

Der Qualifizierungsweg der Sparkassenmitarbeiter<br />

verläuft überwiegend entlang<br />

der klassischen Bankausbildung sowie der<br />

darauf aufbauenden Abschlüsse Sparkassenfach-<br />

und -betriebswirt. 76 Prozent der<br />

aktiv bankspezifisch Beschäftigten verfügen<br />

über einen dieser Abschlüsse. Dabei haben<br />

sich die Anteile über die letzten zehn Jahre<br />

kontinuierlich zugunsten der beiden weiterführenden<br />

Qualifizierungen verschoben.<br />

Knapp acht Prozent der aktiv bankspezifisch<br />

Beschäftigten hat einen Hochschulabschluss.<br />

6 Der Anteil der Akademiker wächst<br />

Genossenschaftlicher<br />

Finanzverbund:<br />

25 % Sonstige: 4 %<br />

Sparkassen-Finanzgruppe: 44 %<br />

davon: Sparkassen 38 %<br />

davon: Landesbanken und<br />

Landesbausparkassen 6 %<br />

Genossenschaftlicher Finanzbund: 25 %<br />

Privates Kreditgewerbe: 4 %<br />

Quelle: AGV Banken, DSGV-Daten<br />

ABBILDUNG 2<br />

Restliches Kreditgewerbe:<br />

53,8 %<br />

Restliches Kreditgewerbe: 53,8 %<br />

Sparkassen-Finanzgruppe: 46,2 %<br />

davon: Sparkassen 42,5 %<br />

davon: Landesbanken und<br />

Landesbausparkassen 3,7 %<br />

Quelle: BIBB, DSGV-Daten<br />

Ausbildungsquoten im deutschen Kreditgewerbe 12/2010 (in %)<br />

kontinuierlich, spielt allerdings im Gesamtkontext<br />

im Vergleich zur dualen Ausbildung<br />

bisher eine untergeordnete Rolle. Die Bedeutung<br />

anderer Ausbildungsberufe ist hingegen<br />

zurückgegangen, ebenso wie der Anteil<br />

der Beschäftigten ohne Abschluss (s. Abb. 7).<br />

Nachvollziehbare<br />

Bildungsarchitektur<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe bietet mit ihren<br />

eigenen Bildungseinrichtungen und den<br />

zahlreichen Möglichkeiten der persönlichen<br />

Qualifikation einen hervorragenden Rahmen,<br />

um sich den künftigen Anforderungen<br />

der Fachkräftesicherung zu stellen. Aufgrund<br />

des demografischen Wandels wird die Zahl<br />

der Schulabsolventen in den nächsten Jahren<br />

stetig sinken. Diese Entwicklung ist für<br />

die Sparkassen von hoher Relevanz, denn sie<br />

rekrutieren ihre Nachwuchskräfte vor allem<br />

aus dieser Gruppe. Aber auch die etablierten<br />

Mitarbeiter der Institute werden künftig von<br />

Wettbewerbern stärker umworben, da qualifizierte<br />

Fachkräfte zur Mangelware werden<br />

dürften.<br />

In dieser Situation ist ein klar aufgestelltes<br />

Bildungssystem, das bereits Bewerbern<br />

um Lehrstellen Möglichkeiten der Aufstiegs-<br />

Sparkassen-<br />

Finanzgruppe:<br />

44 %<br />

*12/ 2008<br />

<br />

davon:<br />

Sparkassen<br />

38 %<br />

davon:<br />

Landesbanken und<br />

Landesbausparkassen<br />

6 %<br />

3 Übernahmequoten für das Jahr 2008 aus einer<br />

Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit; in:<br />

die bank 06/2011, S. 78.<br />

4 AGV Banken, Statistik, Schulbildung der neu eingestellten<br />

Auszubildenden zu Bankkaufleuten. Im<br />

Hinblick auf die Vorbildungsstruktur der Bankkaufleute<br />

insgesamt kommt das BIBB auf Basis der Daten<br />

der Berufsbildungsstatistik der statistischen<br />

Ämter des Bundes und der Länder zu ähnlichen<br />

Ergebnissen: BIBB, Datenbank für Auszubildende,<br />

Datenblatt Bankkaufmann/-frau (IH).<br />

5 siehe: Hochschulpakt 2020 von Bund und Ländern.<br />

6 Fachhochschul-, Universitäts-, Lehrinstitutsabschluss.<br />

Sparkassen-Finanzgruppe:<br />

46,2<br />

davon:<br />

Sparkassen: 42,5 %<br />

davon:<br />

Landesbanken und<br />

Landesbausparkassen:<br />

3,7 %<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

67


PERSONALMANAGEMENT<br />

ABBILDUNG 3<br />

Entwicklung der Gesamtbeschäftigten und Auszubildenden<br />

in der Sparkassen-Finanzgruppe (nur Kreditgewerbe)<br />

12/2006 - 12/2010 (Anzahl)<br />

¯<br />

weiterbildung nach der Ausbildung aufzeigt,<br />

ein wichtiges Instrument der Rekrutierung.<br />

Auch die vorhandenen Mitarbeiter benötigen<br />

Perspektiven für die persönliche Weiterentwicklung,<br />

damit sie sich langfristig an<br />

ihr Institut binden. Eine transparente und<br />

nachvollziehbare Bildungsarchitektur mit<br />

attraktiven Abschlüssen ist vor diesem Hintergrund<br />

ein wichtiger Wettbewerbsvorteil<br />

im anstehenden „war for talents“.<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe hat deshalb<br />

eine Arbeitsgruppe mit der Schärfung<br />

des Profils ihrer Bildungsarchitektur beauftragt.<br />

Potentielle Bewerber und etablierte<br />

Mitarbeiter sollen in einer einfachen<br />

Übersicht die beteiligten Bildungseinrichtungen<br />

und die relevanten Abschlüsse der<br />

Aufstiegsweiterbildung erfassen können.<br />

Kernergebnis dieser Arbeit ist eine grafische<br />

Darstellung der Bildungsarchitektur.<br />

Die Abbildung 8 dokumentiert das klare<br />

und in die Zukunft gerichtete Bekenntnis zur<br />

dualen Berufsausbildung Bankkaufmann/<br />

Bankkauffrau. Denn diese Ausbildung ist<br />

das Fundament des gesamten folgenden<br />

Aufbaus. Der Hauptweg der Qualifikation<br />

nach der Ausbildung ist die praxisorientierte<br />

berufliche Bildung in den regionalen Sparkassenakademien<br />

und der Management-<br />

Akademie der Sparkassen-Finanzgruppe. Auf<br />

regionaler Ebene wird mit den Abschlüssen<br />

Sparkassenfachwirt auf komplexe Beratungstätigkeiten<br />

vorbereitet und mit dem<br />

Studiengang zum Sparkassenbetriebswirt<br />

für die mittlere Führungsebene der Institute<br />

qualifiziert.<br />

Die Management-Akademie mit dem<br />

Lehrinstitut bereitet mit diplomiertem Sparkassenbetriebswirt<br />

und Master auf oberste<br />

Führungsfunktionen vor und vermittelt<br />

Vorständen und Top-Spezialisten benötigtes<br />

Wissen und Kompetenzen. Seit dem 1. Januar<br />

2012 firmiert die ehemalige Deutsche<br />

Sparkassenakademie unter dieser neuen<br />

Bezeichnung.<br />

Flankierend zu diesem Weg der beruflichen<br />

Bildung können akademische Studiengänge<br />

ausbildungs- und berufsbegleitend<br />

absolviert werden. Wichtiger Bestandteil der<br />

Bildungsarchitektur ist hier die Hochschule<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe – University<br />

of Applied Sciences – Bonn. Zwischen den<br />

berufsbildenden und akademischen Programmen<br />

besteht in einigen Fällen die Möglichkeit<br />

einer substantiellen Anrechnung.<br />

Dies symbolisiert in der Abbildung 8 der<br />

Doppelpfeil zwischen Hochschule und Aka-<br />

Quelle: DSGV-Daten<br />

ABBILDUNG 4<br />

Sparkassen-Finanzgruppe 12/2010:<br />

Zusammensetzung des Ausbildungsbestands in %<br />

Quelle: DSGV-Daten<br />

ABBILDUNG 5<br />

Neueinstellungen: Verteilung der Ausbildungsberufe in Sparkassen<br />

Ende 2006/07 und 2010/11 in %<br />

68 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


ABBILDUNG 6<br />

PERSONALMANAGEMENT<br />

Neueinstellungen: Verteilung der Schulabschlüsse der<br />

Auszubildenden in Sparkassen Ende 2006/07 und 2010/11 in %<br />

demien. Hierdurch ist eine abschließende<br />

Entscheidung für den berufsbildenden oder<br />

den akademischen Weg nicht mehr notwendig.<br />

In integrierten Programmen können<br />

beide Wege gleichzeitig beschritten oder<br />

unter zumindest teilweiser Anrechnung des<br />

vorher Geleisteten zwischen beiden Wegen<br />

gewechselt werden.<br />

Die bestehende Bildungsarchitektur<br />

ermöglicht damit eine hohe Flexibilität in<br />

der individuellen Planung von Qualifikationswegen.<br />

Die Sparkassen und Verbundpartner<br />

können entsprechend ihres jeweiligen Bedarfs<br />

und angepasst an die Potentiale und<br />

Kompetenzen der Mitarbeiter maßgeschneiderte<br />

Entwicklungspfade anbieten und damit<br />

einen Vorzug ausbauen, der künftig bei<br />

Bewerbermarketing und Mitarbeiterbindung<br />

an Bedeutung gewinnen wird.<br />

ABBILDUNG 7<br />

Qualifikationsstruktur der aktiv bankspezifisch Beschäftigten<br />

in Sparkassen 12/2000 und 12/2010 in %<br />

Fazit<br />

Professionelle Entwicklung im bisherigen<br />

<br />

<br />

Erwerb von Zusatzqualifikationen. Es ist<br />

absehbar, dass dieses Entwicklungsmuster<br />

aufgrund der zu erwartenden demogra-<br />

onen,<br />

die auf unterschiedlich Zielgruppen<br />

passen, erweitert werden muss.<br />

onserweiterung<br />

einerseits den verstärkten<br />

Blick auf geeignete Auszubildende mit<br />

mittlerem Schulabschluss, andererseits<br />

das Angebot ausbildungsintegrierter<br />

Studiengänge für studienberechtigte<br />

Berufseinsteiger. Es kann gegebenenfalls<br />

auch mehr Traineestellen bedeuten, um<br />

Bachelor-Absolventen entsprechend zu<br />

Fachkräften auszubilden. Das lässt sich<br />

gleichermaßen anwenden auf die berufsbegleitende<br />

Entwicklung vorhandener<br />

Mitarbeitergruppen.<br />

<br />

bedeutet in erster Linie ein breites Spek-<br />

dungsangebote,<br />

das auf unterschiedliche<br />

Ausgangsbedingungen reagiert.<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe verfügt<br />

mit der Management-Akademie, elf regionalen<br />

Akademien, dem Lehrinstitut<br />

sowie einer eigenen Hochschule über eine<br />

ausgezeichnete Bildungsarchitektur, um<br />

diesen Herausforderungen erfolgreich zu<br />

begegnen.<br />

¯<br />

ABBILDUNG 8<br />

Bildungsarchitektur der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

* Kooperationsprogramme<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

69


PERSONALMANAGEMENT<br />

AUTOR<br />

Dr. Stephan Weingarz<br />

ist stellvertretender Leiter<br />

der Management-Akademie der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe in Bonn.<br />

Demografischer Wandel zwingt zu systematischer Personalentwicklung<br />

Strategische in individuelle<br />

Anforderungen übersetzen<br />

Künftige Personalentwicklung muss mehr sein <strong>als</strong> die Auswahl geeigneter Seminare für einzelne Mitarbeiter und<br />

die Erfassung vorhandener Qualifikationen. Durch eine systematische Personalentwicklung lassen sich die<br />

Potenziale jedes Mitarbeiters im Rahmen klar definierter Entwicklungswege in einer Sparkasse identifizieren und<br />

nutzen. Zwingend ist dafür ein abgestimmtes Zusammenspiel zwischen der Führungskraft in ihrer Rolle <strong>als</strong> „erster<br />

<br />

weiterzuentwickeln, sowie der Personalabteilung in ihrer Gesamtverantwortung für den Personalentwicklungs-<br />

prozess. Anforderungen der Geschäftsstrategie einer Sparkasse werden so konsequent in die erforderliche<br />

Qualifikationsstruktur der Mitarbeiter übersetzt.<br />

Mit weniger Mitarbeitern mehr erreichen<br />

– dieser Leitgedanke dürfte die<br />

demografische Entwicklung in Deutschland<br />

der nächsten Jahre begleiten. Auch an den<br />

Instituten der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

wird sie nicht spurlos vorübergehen. Bereits<br />

heute liegt der Altersdurchschnitt der rund<br />

250.000 Mitarbeiter bei ca. 46 Jahren. In<br />

den neuen Bundesländern ist in den letzten<br />

zehn Jahren die Zahl der Schulabgänger und<br />

damit der neuen Berufseinsteiger bereits<br />

drastisch eingebrochen. 1 Diese Entwicklung<br />

wird unterschiedlich intensiv nach und nach<br />

die gesamte Bundesrepublik erfassen. Geeignete<br />

Mitarbeiter zu finden, wird damit in<br />

absehbarer Zeit zu einer zentralen Herausforderung<br />

für viele Institute der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe.<br />

Gleichzeitig steigen die Anforderungen<br />

an die Qualifikation der Mitarbeiter, sowohl<br />

durch den Wettbewerb und die Kundenerwartungen<br />

<strong>als</strong> auch durch aufsichtsrechtliche<br />

Vorgaben. In den MaRisk der BaFin<br />

heißt es dazu sinngemäß:<br />

> Die quantitative und qualitative Personalausstattung<br />

des Instituts hat sich vor<br />

allem an betriebsinternen Erfordernissen,<br />

den Geschäftsaktivitäten sowie der Risikosituation<br />

eines Hauses zu orientieren.<br />

Dabei müssen die Mitarbeiter sowie deren<br />

Vertreter abhängig von ihren Aufgaben,<br />

Kompetenzen und Verantwortlichkeiten<br />

über die erforderlichen Kenntnisse und<br />

Erfahrungen verfügen. Durch geeignete<br />

Maßnahmen ist zu gewährleisten, dass<br />

das Qualifikationsniveau der Mitarbeiter<br />

angemessen ist. 2<br />

Damit wird die systematische Qualifizierung<br />

der Mitarbeiter eines Instituts aufsichtsrechtlich<br />

erfasst und kann folglich auch<br />

Gegenstand einer Prüfung werden. Ebenso<br />

schreibt die Ende 2011 verabschiedete<br />

Mitarbeiteranzeigeverordnung eine klar<br />

definierte Sachkunde bei Mitarbeitern in der<br />

Anlageberatung vor und rückt das Thema<br />

einer systematischen Qualifizierung im<br />

Rahmen eines lebenslangen Lernprozesses<br />

weiter in den Vordergrund.<br />

Person<strong>als</strong>trategie für Sparkassen<br />

Die zunehmende Relevanz eines systematischen<br />

und zielgerichteten Umgangs mit<br />

dem Thema „Personal“ in Sparkassen hat vor<br />

zwei Jahren unter anderem zur Durchführung<br />

des DSGV-Projekts „Person<strong>als</strong>trategie<br />

für Sparkassen“ geführt. 3 In diesem Konzept<br />

wird der Regelkreis einer systematischen<br />

Personalarbeit in Sparkassen aufgezeigt,<br />

der insgesamt acht Elemente umfasst: Von<br />

der Personalplanung (I) über die Personalgewinnung<br />

(II), die Personalbeurteilung<br />

Quelle: Archiv<br />

Die systematische Qualifizierung der Mitarbeiter eines Instituts wird seit geraumer Zeit aufsichtsrechtlich<br />

erfasst und kann demzufolge auch einmal Gegenstand einer Prüfung werden.<br />

1 Im Zeitraum zwischen 2000 und 2010 hat sich die<br />

Zahl der Schulabgänger in den neuen Ländern von<br />

235.000 auf 114.000 halbiert. Vgl. Berufsbildungsbericht<br />

2011, hrsg. vom Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung, Berlin 2011, S. 12.<br />

2 Vgl. AT 7.1 MaRisk („Personal“).<br />

3 Die erfolgreiche Pilotierung des DSGV-Projekts<br />

erfolgte im Jahr 2011.<br />

70 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


ABBILDUNG 1<br />

PERSONALMANAGEMENT<br />

Kreislauf person<strong>als</strong>trategischer Elemente<br />

(IV) sowie Anreizsysteme (VI) wird bis zum<br />

Austrittsmanagement (VII) idealtypisch<br />

eine Art „Mitarbeiter-Lebenszyklus“ in einer<br />

Sparkasse abgebildet. Von besonderer<br />

Bedeutung innerhalb dieses Regelkreises<br />

sind die Elemente Personalentwicklung (V)<br />

sowie Führung (VIII), die beide von hoher<br />

Relevanz für die Umsetzung sich verändernder<br />

geschäftspolitischer Vorgaben auf<br />

die Personalebene einer Sparkasse sind (s.<br />

Abb. 1).<br />

In den Leitlinien der Person<strong>als</strong>trategie<br />

werden zentrale Aspekte einer Personalentwicklungskonzeption<br />

in Sparkassen näher<br />

definiert. 4 Grundauftrag für die Personalentwicklung<br />

in einer Sparkasse ist eine Übersetzung<br />

der Geschäftsstrategie in geeignete<br />

personalwirtschaftliche Maßnahmen. So<br />

ergeben sich aus der Geschäftsstrategie<br />

im ersten Schritt die auf Mitarbeiterebene<br />

umzusetzenden Aufgaben. Diese werden<br />

über die Geschäftsverteilung und das Organisationsmodell<br />

einzelnen Arbeitsplätzen<br />

zugeordnet.<br />

Ziel der Personalentwicklung muss es<br />

sein, mit Blick auf den jeweils formulierten<br />

Bedarf der Sparkasse sicherzustellen,<br />

dass die Qualifikation der Mitarbeiter den<br />

sich stetig verändernden Anforderungen<br />

in einem dynamischen Wettbewerbsumfeld<br />

entspricht. Der Personalentwicklung<br />

kommt damit innerhalb einer Sparkasse die<br />

Aufgabe zu, strategische in individuelle Anforderungen<br />

zu übersetzen. Das impliziert<br />

folgendes:<br />

> Personalentwicklungskonzepte sollen<br />

– idealerweise im Rahmen eines standardisierten<br />

Prozesses – aktiv und rechtzeitig<br />

die veränderten Anforderungen, die sich<br />

aus unternehmerischen Planungen ergeben,<br />

berücksichtigen.<br />

> Personalentwicklungsmaßnahmen sollen<br />

die Strategieumsetzung fördern, wobei<br />

ein besonderes Augenmerk auf die Bereiche<br />

Vertrieb und Steuerung zu legen<br />

ist. Die PE-Maßnahmen sollen bereichsübergreifende<br />

sowie bereichsspezifische<br />

Zielgruppen umfassen.<br />

> Die Anforderungen der Sparkasse und die<br />

Potenziale und Interessen der Mitarbeiter<br />

sind durch Personalmaßnahmen in Einklang<br />

zu bringen. 5<br />

Das Potenzial des einzelnen Mitarbeiters für<br />

neue Aufgabenstellungen in der Sparkasse<br />

ist eine zentrale Komponente innerhalb der<br />

Personalentwicklung. Dabei geht es einerseits<br />

darum, das Potenzial des einzelnen<br />

Quelle: DSGV<br />

Mitarbeiters zu erkennen und einzuordnen,<br />

und andererseits darum, geeignete Entwicklungswege<br />

innerhalb der Sparkasse anzubieten,<br />

die dem vorhandenen Potenzial des<br />

jeweiligen Mitarbeiters entsprechen.<br />

Aufgabe der Personalentwicklung ist<br />

es danach, geeignete Instrumente zu entwickeln,<br />

die eine systematische Potenzialerkennung<br />

bei Mitarbeitern ermöglichen<br />

und – soweit die erkannten Potenziale bestehenden<br />

Anforderungen einer Sparkasse<br />

entsprechen – diese durch einen strukturierten<br />

Prozess in neue Qualifikationen und<br />

Kompetenzen zu überführen. Eine solche<br />

Potenzialerkennung kann Gegenstand regelmäßiger<br />

Mitarbeitergespräche zwischen<br />

Führungskraft und Mitarbeiter sein, kann<br />

aber ebenso (anlassbezogen) durch den<br />

Einsatz eignungsdiagnostischer Verfahren<br />

erfolgen.<br />

Kompetenzansatz im Deutschen<br />

Qualifikationsrahmen<br />

In diesem Zusammenhang spielt der<br />

Kompetenzbegriff eine immer wichtigere<br />

Rolle. Kompetenz bezeichnet im Sinne einer<br />

umfassenden Handlungskompetenz die<br />

Fähigkeit und Bereitschaft des Einzelnen,<br />

Kenntnisse und Fertigkeiten sowie persönliche,<br />

soziale und methodische Fähigkeiten<br />

zu nutzen und sich durchdacht sowie<br />

individuell und sozial verantwortlich zu<br />

verhalten. 6 Um bestimmte Aufgaben in einer<br />

Sparkasse zu erfüllen, wird jeweils – häufig<br />

impliziert – ein bestimmtes Kompetenzprofil<br />

vorausgesetzt. Es umfasst die verschiedenen<br />

Ausprägungen der Fach-, Sozial-, Methodenund<br />

Persönlichkeitskompetenz.<br />

In der Personalwirtschaft wird der Kompetenzbegriff<br />

aktuell vor allem durch den Deutschen<br />

Qualifikationsrahmen (DQR), ein in<br />

Brüssel initiiertes Regelwerk zur Einordnung<br />

verschiedenartiger Bildungsabschlüsse,<br />

stärker in den Vordergrund gerückt. Der DQR,<br />

der 2012 in Kraft gesetzt werden soll, hat die<br />

Aufgabe, Qualifizierungen von Mitarbeitern<br />

über die damit verbundenen Kompetenzen<br />

vergleichbar zu machen.<br />

Dabei geht es sowohl um Qualifizierungen<br />

der beruflichen Bildung (vom<br />

Bankkaufmann über den Fachwirt bis zum<br />

diplomierten Sparkassenbetriebswirt) <strong>als</strong><br />

auch um Abschlüsse aus dem Hochschulbereich<br />

(Bachelor- und Masterabschlüsse etc.).<br />

Ziel des DQR <strong>als</strong> Zuordnungssystem ist es,<br />

die Qualifikationen, die das Bildungssystem<br />

eines Landes hervorbringt, systematisch<br />

einzuordnen und damit vergleichbar zu<br />

machen.<br />

Dabei erfolgt die Einordnung der Qualifikationen,<br />

indem sie fest definierten<br />

Kompetenzniveaus zugeordnet werden. Der<br />

DQR unterscheidet zwischen Fachkompetenz,<br />

unterteilt in Wissen und Fertigkeiten,<br />

einerseits sowie personaler Kompetenz mit<br />

der Unterteilung in Sozial- sowie Selbstkompetenz<br />

andererseits. 7 Dabei haben sich die<br />

4 Das Thema „Personalentwicklung“ wurde zudem im<br />

Jahr 2011 in einem eigenen DSGV-Projekt weiter<br />

vertieft. Die Ergebnisse dieses Projektes werden in<br />

Kürze veröffentlicht.<br />

5 Vgl. Deutscher Sparkassen- und Giroverband<br />

(Hrsg.), Person<strong>als</strong>trategie für Sparkassen - Leitlinien,<br />

2010, S. 16.<br />

6 Vgl. Glossar unter www.deutscherqualifikationsrahmen.de.<br />

7 Diese Strukturierung in vier Kompetenzarten entspricht<br />

weitgehend der vielfach anzutreffenden<br />

Einteilung in Fach-, Methoden-, Sozial- sowie Persönlichkeitskompetenz.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

71


PERSONALMANAGEMENT<br />

¯<br />

Verantwortlichen für die Erarbeitung des<br />

DQR zum Ziel gesetzt, nicht nur die Qualifizierung<br />

durch formales Lernen wie staatlich<br />

geregelte Bildungsgänge (Berufsausbildung,<br />

Hochschulstudien etc.) zu erfassen,<br />

sondern auch den Kompetenzerwerb durch<br />

informelles Lernen wie langjährige Berufspraxis<br />

oder besondere Projekterfahrungen<br />

zu berücksichtigen. 8<br />

Kompetenzorientierte<br />

Entwicklungswege<br />

Wird Kompetenzbetrachtung stärker in die<br />

unmittelbare Personalentwicklung in Sparkassen<br />

integriert, lassen sich sowohl die Entwicklungswege<br />

eines Instituts <strong>als</strong> auch mögliche<br />

PE-Maßnahmen durchgehend kompetenzorientiert<br />

definieren. In einem solchen Ansatz<br />

hätte ein Mitarbeiter für einen geplanten Entwicklungsschritt<br />

zu einer neuen Funktion bestimmte,<br />

im Vorfeld festgelegte Kompetenzen<br />

zu erwerben bzw. nachzuweisen.<br />

Durch eine stringente Zuordnung der<br />

verfügbaren PE-Maßnahmen zu verschiedenen<br />

Kompetenzen, beispielsweise gemäß<br />

der DQR-Systematik, könnte die Personalabteilung<br />

erforderliche PE-Maßnahmen<br />

auf der Basis der Kompetenzanforderungen<br />

der neuen Position festlegen. Damit würde<br />

mittelfristig die ausgeprägte Abschlussorientierung<br />

im Rahmen der Personalentwicklung<br />

zugunsten eines breiteren Spektrums<br />

verschiedener, kompetenzbildender Maßnahmen<br />

in den Hintergrund rücken.<br />

Führungskraft <strong>als</strong> erster<br />

Personalentwickler vor Ort<br />

Eine systematische Personalentwicklung<br />

geht auch mit bestimmten Rollen, sowohl<br />

für Führungskräfte <strong>als</strong> auch für Mitarbeiter<br />

einher. Führungskräfte tragen die Verantwortung<br />

für den Erfolg ihrer jeweiligen Einheit<br />

und damit auch für das Qualifikationsniveau<br />

ihrer Mitarbeiter. Daraus lässt sich folgender<br />

Aufgabenkatalog einer Führungskraft im PE-<br />

Bereich ableiten: 9<br />

> Sie erkennt, initiiert und begleitet die qualifizierenden<br />

Maßnahmen ihrer Mitarbeiter<br />

und leistet somit einen wichtigen Beitrag<br />

für den Erfolg der Organisationseinheit.<br />

> Sie erkennt den Beitrag jedes Einzelnen zum<br />

Erfolg der Einheit, baut gezielt Potenziale aus<br />

und begleitet die Umsetzung persönlicher<br />

Stärken in konkrete Arbeitsergebnisse.<br />

> Sie übernimmt dezentral die Aufgabe und<br />

die Verantwortung <strong>als</strong> „erster Personalentwickler“<br />

vor Ort.<br />

> Sie fördert Potenzialträger und empfiehlt<br />

sie für weiterführende Aufgaben und andere<br />

Organisationseinheiten.<br />

Um diese Anforderungen einer systematischen<br />

Personalentwicklung in geeigneter<br />

Weise erfüllen zu können, sollten Führungskräfte<br />

dadurch unterstützt werden, dass eine<br />

durchgehende Gesprächssystematik in einer<br />

Sparkasse eingerichtet wird. Klar definierte<br />

Gesprächsanlässe mit passenden Begleitmaterialien<br />

sowie eine geeignete Aufbereitung<br />

der Gesprächsergebnisse für die<br />

Personalabteilung fördern den Aufbau einer<br />

gelebten Gesprächskultur in einer Sparkasse<br />

und damit eine zunehmende Transparenz in<br />

der Potenzialeinschätzung der Mitarbeiter.<br />

Verantwortlichkeiten der<br />

Mitarbeiter in der PE<br />

Den Aufgaben einer Führungskraft im Rahmen<br />

einer systematischen Personalentwicklung<br />

stehen in gleicher Weise Verantwortlichkeiten<br />

des einzelnen Mitarbeiters gegenüber.<br />

Es liegt in dessen eigener Verantwortung,<br />

seine Fach-, Sozial- und Methodenkompetenz<br />

weiterzuentwickeln, um die sich stets<br />

verändernden Anforderungen erfüllen zu<br />

können. Konkret bedeutet das: 10<br />

> Der Mitarbeiter kennt und erfüllt die aktuellen<br />

Anforderungen an seine Aufgabe.<br />

> Der Mitarbeiter ergreift die Initiative, um<br />

auch künftigen Anforderungen fachlich,<br />

sozial und methodisch gerecht zu werden.<br />

> Der Mitarbeiter schätzt realistisch das<br />

eigene Potenzial ein und schlägt aktiv<br />

Maßnahmen zur eigenen Weiterentwicklung<br />

vor.<br />

> Der Mitarbeiter kennt die Bedeutung der<br />

betrieblichen Belange und stellt sich den<br />

daraus resultierenden Herausforderungen<br />

für die eigene Entwicklung.<br />

Dieses Verantwortungsmodell funktioniert<br />

jedoch nur dann, wenn zuvor bestimmte<br />

Voraussetzungen erfüllt sind. Die formulierten<br />

Erwartungen an die Mitarbeiter<br />

werden vor allem dann greifen, wenn für<br />

sie sämtliche Entwicklungsprozesse in der<br />

jeweiligen Sparkasse absolut transparent<br />

sind. Mitarbeiter erwarten Klarheit über das<br />

Gesamtkonzept der Karrieremöglichkeiten<br />

sowie darüber, welche Weiterentwicklung<br />

die aktuelle Position bietet. Diese Transparenz<br />

ist ein wichtiger Faktor für Mitarbeitermotivation<br />

und -bindung. Die Motivation<br />

einzelner Mitarbeiter hängt nicht zuletzt<br />

auch von der Lebensphase ab, in der sie sich<br />

gerade befinden.<br />

Mit Blick auf die demografische Entwicklung<br />

in Deutschland rückt die Personalentwicklung<br />

insbesondere für ältere<br />

Mitarbeiter verstärkt in den Vordergrund.<br />

Untersuchungen zeigen hier, dass die Teilnahme<br />

an Weiterbildungsveranstaltungen<br />

ab einem Alter von rund 40 Jahren stetig<br />

abnimmt. Für diese Altersgruppe sind deshalb<br />

spezifische PE-Ansätze zu entwickeln,<br />

um dem Konzept „Lebenslanges Lernen“<br />

Rechnung tragen zu können .11<br />

Fazit<br />

Eine systematische Personalentwicklung<br />

verändert in einer Sparkasse verschiedene<br />

Ebenen des Personalbereichs grundlegend.<br />

Es bedarf zum einen einer aktiven<br />

Rolle der Führungskräfte in der Personalentwicklung,<br />

etwa durch eine gelebte<br />

Gesprächssystematik mit den Mitarbeitern<br />

mit klar formulierten Erkenntniszielen.<br />

Zum anderen muss eine Eigenverantwortung<br />

der Mitarbeiter vorhanden sein,<br />

um die eigenen Kompetenzen beständig<br />

fortzuentwickeln.<br />

Zudem rückt in einem solchen Ansatz<br />

die systematische Potenzialerkennung<br />

bei den Mitarbeitern sowie die Potenzialentwicklung<br />

durch die Personalabteilung<br />

stärker in den Vordergrund. Eine kompetenzorientierte<br />

Ausgestaltung der Entwicklungswege<br />

sowie der PE-Maßnahmen<br />

fördern die Stringenz des Ansatzes. Auf<br />

diese Weise gewinnt die Personalentwicklung<br />

<strong>als</strong> Übersetzung von strategischen Anforderungen<br />

der Sparkasse in individuelle<br />

Entwicklungsmaßnahmen der Mitarbeiter<br />

weiter an Bedeutung gegenüber der klassischen<br />

Personaladministration.<br />

¯<br />

8 Informelles Lernen bezeichnet dabei die „natürliche<br />

Begleiterscheinung des täglichen Lebens.<br />

Anders <strong>als</strong> beim formalen und nicht-formalen<br />

Lernen handelt es sich beim informellen Lernen<br />

nicht notwendigerweise um ein intentionales<br />

Lernen, weshalb es auch von den Lernenden selbst<br />

unter Umständen gar nicht <strong>als</strong> Erweiterung ihres<br />

Wissens und ihrer Fähigkeiten wahrgenommen<br />

wird“, vgl. Glossar unter www.deutscherqualifikationsrahmen.de.<br />

9 Vgl. DSGV (Hrsg.), Person<strong>als</strong>trategie für Sparkassen<br />

– Leitlinien, 2010, S. 16.<br />

10 Vgl. DSGV (Hrsg.), Person<strong>als</strong>trategie für Sparkassen<br />

– Leitlinien, 2010, S. 16.<br />

11 Aktuell wird ein DSGV-Projekt zum Thema „Personalentwicklung<br />

45+“ vorbereitet, in dem adäquate<br />

Qualifizierungsansätze und Weiterbildungsmethoden<br />

für diese zunehmend bedeutsame Mitarbeitergruppe<br />

in Sparkassen entwickelt werden<br />

sollen.<br />

72 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


AUTOREN PERSONALMANAGEMENT<br />

Prof. Dr. Dieter Rohrmeier<br />

ist Studiengangsleiter MBA an<br />

der Hochschule der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe in Bonn.<br />

MBA-Akkreditierung vor einer Neufassung<br />

International anerkannte<br />

Qualitätsmaßstäbe ein Muss<br />

Alexandra Düren<br />

leitet den Bereich Kommunikation<br />

und Marketing der Hochschule<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe in<br />

Bonn.<br />

Befragungen von Studierenden zeigen, dass eine erfolgreiche Akkreditierung ein zentrales Entscheidungskriterium<br />

bei der Wahl eines MBA-Studiengangs ist. Sie wird danach höher bewertet <strong>als</strong> eine Platzierung in Rankings. Für den<br />

Master-Studiengang „Management of Financial Institutions“ der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe steht in<br />

2013 eine Re-Akkreditierung an. Die bisher schon hohen Qualitätsstandards sollen darin festgeschrieben, zugleich<br />

Struktur und Inhalte weiter entwickelt werden. Dadurch soll das Studienangebot künftig noch effizienter und vor<br />

allem attraktiver für Studierende und Arbeitgeber werden.<br />

Zwölf Jahre nach der Unterzeichnung der<br />

Bologna-Erklärung zur Schaffung eines<br />

einheitlichen Europäischen Hochschulraums<br />

ist an den deutschen Hochschulen die flächendeckende<br />

Umstellung der Studiengänge<br />

auf das Bachelor-/Master-Studiensystem<br />

fast abgeschlossen. Zum laufenden Wintersemester<br />

2011/12 führen 85 Prozent aller<br />

Studiengänge an deutschen Hochschulen<br />

zu den Abschlüssen Bachelor und Master. 1<br />

Aktuell bieten die deutschen Hochschulen<br />

6.826 Bachelor- und 6.207 Masterstudiengänge<br />

an. 2<br />

Damit bestehen gegenwärtig annähernd<br />

gleich viele Studienmöglichkeiten in Master-<br />

Programmen wie in Studiengängen, die<br />

zum ersten berufsqualifizierenden Hochschulabschluss<br />

führen. Vor allem für die<br />

drei zurückliegenden Jahre lässt sich ein<br />

vergleichsweise stärkeres Wachstum der<br />

Master-Studienangebote erkennen. An den<br />

deutschen Hochschulen gibt es inzwischen<br />

allein über 620 weiterbildende Master-<br />

Studienangebote, die sich an Berufstätige<br />

mit qualifizierten berufspraktischen Erfahrungen<br />

richten. 3<br />

Weiterbildende, vor allem MBA-Studienangebote,<br />

wachsen vor allem deshalb, weil<br />

anspruchsvolle Zugangsvoraussetzungen<br />

für die Studienaufnahme zunehmend<br />

aufgeweicht werden. Das dient offensichtlich<br />

dem Zweck, weitere Zielgruppen zu<br />

erschließen. So eröffnen die Hochschulgesetze<br />

einzelner Bundesländer auch<br />

Studienbewerber ohne einen ersten berufsqualifizierenden<br />

Hochschulabschluss<br />

einen Zugang zum weiterbildenden Masterstudiengang.<br />

4<br />

Da solche erweiterten Zugangsvoraussetzungen<br />

für weiterbildende Master-<br />

Studiengänge nicht in allen Bundesländern<br />

gegeben sind, stehen die Hochschulen über<br />

die Landesgrenzen hinweg in unterschiedlichen<br />

Wettbewerbsverhältnissen. Gemäß<br />

den durch Beschluss der Kultusministerkonferenz<br />

vom 10. Oktober 2003 festgelegten<br />

„Ländergemeinsamen Strukturvorgaben<br />

für die Akkreditierung von Bachelor- und<br />

Master-Studiengängen“ soll allerdings in<br />

der Regel ein berufsqualifizierender Hochschulabschluss<br />

Zugangsvoraussetzung für<br />

einen Masterstudiengang sein. Es ist daher<br />

zu begrüßen, dass erste Bundesländer wie<br />

z.B. Berlin ihr Hochschulgesetz Strukturvorgaben<br />

konform ändern. 5<br />

Die Bundesländer gewährleisten auf<br />

Basis der Akkreditierung von Bachelor- und<br />

Master-Studiengängen die Sicherung und<br />

Entwicklung der Qualität von Studium und<br />

Lehre an den deutschen Hochschulen. Dabei<br />

ist vorgeschrieben, dass alle Bachelorund<br />

Master-Studiengänge an deutschen<br />

Hochschulen akkreditiert werden müssen.<br />

währtes<br />

Verfahren der Qualitätssicherung<br />

im Hochschulbereich. Es hat vor allem zwei<br />

wichtige Funktionen:<br />

> Die Einhaltung grundlegender Qualitätsstandards<br />

in der inhaltlichen und struktu-<br />

¯<br />

Quelle: Corbis<br />

Werden die Studierenden im MBA-Studiengang durch eine höhere Führungskraft <strong>als</strong> Mentor<br />

betreut, fördert das nachweislich deren Managementverständnis.<br />

1 Vgl. Statistische Daten zu Bachelor- und Masterstudiengängen,<br />

Wintersemester 2011/12, Statistiken<br />

zur Hochschulpolitik 2/2011, Hochschulrektorenkonferenz.<br />

2 ebenda.<br />

3 ebenda.<br />

4 z.B. Hessisches Hochschulgesetz vom 14. Dezember<br />

2009, § 16; Hochschulgesetz Rheinland-Pfalz in<br />

der Fassung vom 19. November 2010, geändert<br />

durch Gesetz vom 9. März 2011, § 35.<br />

5 Gesetz über die Hochschulen im Land Berlin v.<br />

<br />

Fassung.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

73


PERSONALMANAGEMENT<br />

ABBILDUNG 1<br />

¯<br />

rellen Gestaltung von Studiengängen zu<br />

überwachen.<br />

> Die Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen<br />

Studienangeboten sicherzustellen<br />

und damit eine internationale<br />

Anerkennung von Studienleistungen und<br />

Studienabschlüssen zu ermöglichen.<br />

Träger des deutschen Akkreditierungssystems<br />

ist die von den Bundesländern gegründete<br />

„Stiftung zur Akkreditierung von<br />

Studiengängen in Deutschland“. Zu deren<br />

Aufgaben gehören:<br />

> Verfahrensregeln und Kriterien für die<br />

Akkreditierung festzulegen.<br />

> Akkreditierungsagenturen zu zertifizieren.<br />

> Ergebnisse der Akkreditierungsverfahren<br />

zu dokumentieren.<br />

Durch diese Maßnahmen soll vor allem die<br />

Reputation deutscher Studiengänge im<br />

In- und Ausland gesichert und gesteigert<br />

werden. 6 Erfolgreich akkreditierte Studiengänge<br />

werden mit dem Qualitätssiegel der<br />

Stiftung bzw. des Akkreditierungsrates <strong>als</strong><br />

zentrales Beschlussgremium der Stiftung<br />

ausgezeichnet, das eine Überprüfung nach<br />

verlässlichen, transparenten und international<br />

anerkannten Qualitätsmaßstäben<br />

belegt.<br />

Qualitätssicherung durch<br />

Akkreditierungsagenturen<br />

Das dezentral organisierte Qualitätssicherungssystem<br />

wird von Akkreditierungsagenturen<br />

umgesetzt, die ihrerseits vom<br />

Akkreditierungsrat ausgesucht und zertifiziert<br />

wurden. Im Rahmen von Verträgen<br />

haben sich diese Agenturen verpflichtet,<br />

Beschlüsse, Kriterien, Verfahrens- und<br />

Entscheidungsregeln des Akkreditierungsrates<br />

anzuwenden sowie die Ländergemeinsamen<br />

Strukturvorgaben zu<br />

beachten. Hat ein Studiengang ein Akkreditierungsverfahren<br />

erfolgreich durchlaufen,<br />

sprechen die Agenturen eine befristete<br />

Akkreditierung aus, eventuell mit Auflagen.<br />

Gleichzeitig wird für den Zeitraum seiner<br />

Akkreditierung das Qualitätssiegel des<br />

Akkreditierungsrates vergeben.<br />

Im Fall einer erstmaligen Akkreditierung<br />

beträgt die Akkreditierungsfrist normalerweise<br />

fünf Jahre. Die Re-Akkreditierung<br />

von bereits qualitätsgesicherten Studiengängen<br />

wird in der Regel auf die Dauer<br />

von sieben Jahren befristet. Diese Fristen<br />

können verkürzt werden, wenn eine Akkreditierung<br />

unter Auflagen ausgesprochen<br />

wird. Damit befinden sich alle deutschen<br />

Standortwahl für das Auslandsstudium<br />

Ausländische Partnerhochschule Studierende Notendurchschnitt<br />

belegter Kurse<br />

Boston University, USA 17 1,3<br />

Harvard University, USA 8 1,2<br />

City University of Hong Kong, China 7 1,8<br />

Lehigh University - Iacocca Institute, USA 6 1,1<br />

Hong Kong Baptist University, China 4 1,4<br />

Indiana University of Pennsylvania, USA 3 1,2<br />

Donau-Universität Krems, Österreich 3 1,7<br />

Hawai'i Pacific University, USA 2 1,0<br />

University of Cape Town, Südafrika 1 1,5<br />

People's Education Society Institute of<br />

Technology and Management, Indien<br />

Auckland University of Technology,<br />

Neuseeland<br />

Hochschulen mit ihren angebotenen<br />

Bachelor- und Master-Studiengängen in<br />

einem regelmäßig wiederkehrenden,<br />

institutionalisierten Qualitätssicherungsverfahren.<br />

Orientierung an<br />

hohen Standards<br />

Auch die Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

– University of Applied Sciences –<br />

Bonn ist durch die regelmäßige externe Qualitätssicherung<br />

gefordert, höchste Maßstäbe<br />

für die Lehre und das Studium umzusetzen<br />

und die Erwartungen und Anforderungen der<br />

Studierenden, Absolventen und Arbeitgeber<br />

nachhaltig zu erfüllen. Die staatlich anerkannte<br />

Hochschule hat dabei den Anspruch,<br />

jedes Re-Akkreditierungsverfahren neben<br />

den notwendigen Anpassungen an die zwischenzeitlich<br />

geänderten gesetzlichen und<br />

strukturellen Vorgaben mit einer qualitativen<br />

Weiterentwicklung des Studiengangs zu<br />

verbinden.<br />

Aktuell bereitet die Hochschule der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe das erste Re-<br />

Akkreditierungsverfahrens für den Master-<br />

Studiengang „Management of Financial<br />

Institutions“ vor. Das weiterbildende Master-<br />

Studienprogramm ist Anfang 2007 noch vor<br />

Aufnahme des eigentlichen Studienbetriebs<br />

zum Wintersemester 2007/08 erfolgreich<br />

erstakkreditiert worden. Diese Erst-Akkreditierung<br />

wurde direkt für sieben Jahre bis zum<br />

August 2013 ausgesprochen. Das spricht für<br />

ein von Beginn an hohes Qualitätsniveau<br />

des Studiengangs mit dem Abschlussgrad<br />

„Master of Business Administration“.<br />

Die zuständige Akkreditierungsagentur<br />

„Foundation for International Business<br />

Administration Accreditation (FIBAA)“ hat<br />

seinerzeit festgestellt:<br />

1 1,0<br />

1 1,8<br />

Stanford University, USA 1 1,0<br />

> Alle von einem Master-Programm zu fordernden<br />

Qualitätselemente liegen vor. 7<br />

> Der Studiengang erfüllt zudem die entsprechenden<br />

Anforderungen, die in den<br />

European MBA-Guidelines gestellt werden.<br />

Weiterhin wurde bestätigt, dass der MBA-<br />

Abschluss den Zugang zum höheren Dienst<br />

in der öffentlichen Verwaltung eröffnet.<br />

Die Konzeption des MBA-Studiengangs<br />

haben die Gutachter wie folgt bewertet:<br />

6 Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in<br />

Deutschland, Mission Statement.<br />

7 Foundation for International Business Administration<br />

Accreditation (FIBAA), Akkreditierungsbericht<br />

vom 29. Januar 2007.<br />

INFOBOX 1<br />

Qualität konsequent ausbauen<br />

Der jetzt vor der Re-Akkreditierung<br />

stehende MBA-Studiengang „Management<br />

of Financial Institutions“<br />

zeichnet sich durch die Ausrichtung des<br />

General Management auf die Kredit- und<br />

Versicherungswirtschaft aus. Mit diesem<br />

besonderen Profil ist das Studienprogramm<br />

im europäischen Bildungsmarkt<br />

einzigartig. Das berufsintegrierte<br />

Studium richtet sich an angehende<br />

Führungskräfte und ermöglicht eine Spitzenqualifizierung<br />

für das Management<br />

von Finanzdienstleistungsunternehmen.<br />

Die akademische Weiterbildung zielt auf<br />

die Vorbereitung der Studierenden zur<br />

Führung einzelner großer oder mehrerer<br />

Be triebsteile bis hin zur Übernahme der<br />

Gesamtverantwortung von Unternehmen<br />

der Kredit- und Versicherungs wirtschaft.<br />

Internationale und interkulturelle Aspekte<br />

fördert insbesondere das integrierte<br />

Aus landsstudium an Partnerhochschulen,<br />

etwa in Japan, China und den USA.<br />

74 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


PERSONALMANAGEMENT<br />

> Die Studieninhalte bilden ein geschlossenes<br />

Ganzes und korrespondieren mit<br />

dem übergeordneten Qualifikationsziel,<br />

General Management für den Bereich von<br />

Finanzdienstleistungsunternehmen zu<br />

vermitteln.<br />

Die Berufsbefähigung der Absolventen sehen<br />

die Gutachter sowohl durch die Vermittlung<br />

von Fach- und Methodenkompetenz<br />

für den Bereich der Kredit- und Versicherungswirtschaft<br />

<strong>als</strong> auch durch die gezielte<br />

Förderung der Persönlichkeitsentwicklung<br />

erreicht. Im Bereich der Vermittlung überfachlicher<br />

Qualifikationen schätzen die<br />

Gutachter die Studieninhalte über soziales<br />

Verhalten, Führungsmethoden und ethische<br />

Aspekte, welche mit Hilfe einer Vielfalt<br />

an didaktischen Instrumenten (Fallstudien,<br />

Projektarbeit, Kleingruppenarbeit) anwendungsorientiert<br />

vermittelt werden.<br />

Mit Blick auf das Qualifikationsziel des<br />

Studiengangs, angehende Führungskräfte<br />

in Finanzdienstleistungsunternehmen auf<br />

oberste Führungs- und Managementaufgaben<br />

vorzubereiten, haben die Gutachter<br />

für das kommende Re-Akkreditierungsverfahren<br />

eine noch stärkere Ausrichtung<br />

des Curriculums auf die Vermittlung von<br />

Management- und Führungsfähigkeiten<br />

empfohlen.<br />

Hochschule folgt Empfehlung<br />

der Akkreditierungsagentur<br />

Gerade mit Blick auf die im In- wie im Ausland<br />

zunehmend kritischen Stimmen über das<br />

MBA-Studium (vor allem vor dem Hintergrund<br />

der nachwirkenden Finanzmarktkrise)<br />

möchte die Hochschule der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe dieser Empfehlung der Akkreditierungsagentur<br />

besonders nachkommen<br />

und den bereits bestehenden Schwerpunkt<br />

auf die Ausbildung von Führungskompetenz<br />

und sozialer Verantwortung weiter stärken.<br />

Der MBA-Ausbildung vieler angelsächsischer<br />

Top-Hochschulen wird besonders<br />

vorgeworfen, dass das dortige Studium in<br />

der Regel kaum über die Vermittlung eines<br />

nach Lehrfächern ausgerichteten instrumentellen<br />

Wissens hinaus geht, eher kurzfristiges<br />

Shareholder-Value-Denken fördert<br />

und zu wenig ethische Aspekte behandelt.<br />

Das Studienkonzept des MBA-Studiengangs<br />

„Management of Financial Institutions“ hat<br />

sich vom Start weg von der angelsächsischen<br />

Wirtschaftskultur emanzipiert und bewusst<br />

nachhaltige Werte vermittelt. Die Hochschule<br />

hat bewusst auf kommunikative Fähigkei-<br />

ten und Handlungskompetenz in Verbindung<br />

mit einem hohen Praxisbezug gesetzt.<br />

Diese Besonderheit des Studienkonzepts<br />

wird die Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

damit bei der Weiterentwicklung des<br />

MBA-Studienprogramms im Rahmen des<br />

anstehenden Re-Akkreditierungsverfahrens<br />

konsequent ausbauen.<br />

Im Bewertungsbericht der Erst-Akkreditierung<br />

ist zudem die enge Zusammenarbeit<br />

in der Lehre mit den Arbeitgebern<br />

der Studierenden <strong>als</strong> besondere Stärke des<br />

MBA-Studienprogramms herausgestellt<br />

worden. Die fachliche Begleitung des einzelnen<br />

Studierenden durch eine höhere Führungskraft<br />

<strong>als</strong> Mentor fördert nachweislich<br />

den Anwendungsbezug des Studiums und<br />

stärkt das Managementverständnis sowie<br />

eine ganzheitliche Sichtweise des Studierenden.<br />

Daher hat es sich die Hochschule der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe zum Ziel gesetzt,<br />

das einmalige Mentorenkonzept weiter auszubauen,<br />

damit die Studierenden von den<br />

genannten Vorteilen weiterhin profitieren<br />

können.<br />

Positiv wurde bei der Erst-Akkreditierung<br />

des MBA-Studienprogramms darüber hinaus<br />

der obligatorische Auslandsaufenthalt bewertet.<br />

Die institutionellen Kooperationen<br />

mit mehreren ausländischen Hochschulen<br />

(unter anderem in China, Japan, Indien<br />

oder den USA) bieten den Studierenden<br />

Wahlmöglichkeiten hinsichtlich ihrer individuellen<br />

fachlichen Interessenlage <strong>als</strong> auch<br />

der jeweiligen Standortpräferenzen. Die<br />

Abbildung 1 gibt einen Überblick über die<br />

bisherige Standortwahl von Studierenden<br />

für das Auslandsstudium.<br />

Weil die Bedeutung internationaler und interkultureller<br />

Erfahrungen für das Berufsumfeld<br />

wächst, soll das integrierte Auslandsstudium<br />

daher künftig <strong>als</strong> zentrales Element im<br />

Curriculum berücksichtigt und eine bestehende<br />

Beteiligung am Kooperationsnetzwerk der<br />

Mercator-School an der Universität Duisburg-<br />

Essen weiter ausgebaut werden.<br />

Bei den Zugangsvoraussetzungen des<br />

MBA-Studiengangs sind keine grundlegenden<br />

Veränderungen beabsichtigt. Einer Abkehr<br />

von der Vorgabe, für den Zugang einen<br />

ersten berufsqualifizierenden Hochschulabschluss<br />

nachweisen zu müssen, stehen zum<br />

einen die Vorschriften des Gesetzes über<br />

die Hochschulen des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen entgegen. Zum anderen würde<br />

das vor allem dem Qualitätsanspruch der<br />

Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe widersprechen.<br />

Die skizzierte Aufweichung der<br />

anspruchsvollen Zugangsvoraussetzungen<br />

für ein Master-Studium hat zur Konsequenz,<br />

dass der MBA-Titel seine Wertigkeit durch die<br />

titelvergebende Hochschule und deren Qualitätsmaßstäbe<br />

erhält. Der MBA-Studiengang<br />

„Management of Financial Institutions“ ist<br />

mit seinem qualitativ anspruchsvollen akademischen<br />

Profil in diesem neuen Wettbewerbsumfeld<br />

somit bestens aufgestellt.<br />

Fazit<br />

In einer kürzlich durchgeführten deutschlandweiten<br />

Studierendenbefragung (MBA-<br />

<br />

Education“ 8 ) wird einer erfolgreichen Akkreditierung<br />

<strong>als</strong> Entscheidungskriterium<br />

bei der Wahl des MBA-Studiengangs mehr<br />

Gewicht beigemessen <strong>als</strong> einer Platzierung<br />

bei Rankings. Aus Sicht der Hochschule<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe schafft die<br />

aufgezeigte Weiterentwicklung des MBA-<br />

Studiengangs eine gute Basis, das anstehende<br />

Re-Akkreditierungsverfahren erneut<br />

erfolgreich abzuschließen und damit<br />

die Marktposition des MBA-Studiengangs<br />

„Management of Financial Institutions“<br />

weiter zu stärken.<br />

¯<br />

8 SWOP. Medien und Konferenzen GmbH im Zusammenarbeit<br />

mit dem Zeitverlag.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

75<br />

Griffe_56x100_Sparkasse.indd 1 03.04.2007 08:30:39


PERSONALMANAGEMENT<br />

Mitarbeiterbeteiligungsmodelle in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Mit-Unternehmertum<br />

soll vor allem motivieren<br />

AUTOREN<br />

Harald Peter<br />

ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

der Sparkasse<br />

Siegen.<br />

Stefan Becker<br />

ist Geschäftsführer der S-MBS<br />

GmbH MitarbeiterBeteiligungs-<br />

Service.<br />

Stefan Fritz<br />

ist Geschäftsführer der<br />

mit-unternehmer.com<br />

Beratungs-GmbH.<br />

Viele Sparkassen haben in den zurückliegenden Jahren geplant, Beteiligungsmodelle einzuführen. Nur wenige<br />

haben den Plänen auch Taten folgen lassen. Wesentlicher Hinderungsgrund ist bis heute deren meist aufwendige<br />

Verwaltung. Da müssen etwa Beteiligungsangebote und zugehörige Verträge erstellt, Steuerbescheinigungen und<br />

Konto auszüge verwaltet, ein Beteiligungsregister geführt, Zinsabrechnungen gemanagt sowie Ein- und Ausbuchungen<br />

durchgeführt werden. Diesen Aufwand hat die Sparkasse Siegen erfolgreich in eine eigene Servicegesellschaft<br />

für Mitarbeiterbeteiligungen, die S-MBS, ausgelagert. Längst arbeitet diese nicht mehr nur für das eigene<br />

Institut. Firmen, nicht nur aus dem engeren Geschäftsgebiet, nutzen mittlerweile die Angebote.<br />

Quelle: S-MBS<br />

Mitarbeiter leistungs- oder erfolgsorientiert<br />

zu beteiligen, ist inzwischen<br />

nichts Ungewöhnliches mehr. Sie jedoch am<br />

Kapital des Arbeit gebenden Unternehmens<br />

teilhaben zu lassen, ist noch immer ungewöhnlich.<br />

Das gilt vor allem dann, wenn der<br />

Arbeitgeber eine Sparkasse ist. Einige wenige<br />

Institute sind bereits diesen Weg gegangen<br />

und haben sich dabei unterschiedlicher<br />

Instrumente bedient.<br />

So hat auch die Sparkasse Siegen 2010<br />

mit ihrem Modell „eine Marktlücke gefüllt“<br />

und das Tochterunternehmen S-MBS GmbH<br />

MitarbeiterbeteiligungsService gegründet.<br />

Die S-MBS bietet heute vielfältige Dienstleistungen<br />

rund um die Gestaltung von<br />

Beteiligungsmodellen an. Gesteuert werden<br />

diese mithilfe einer Web-basierten Software.<br />

Über ein Web-Portal der S-MBS haben die<br />

Vertragspartner Einblick in ihre Beteiligungsdaten.<br />

Die Pflege der Bestandsdaten erfolgt<br />

über Dateiimporte. Daten und Dokumente<br />

werden per Download zu den Anwendern<br />

übertragen.<br />

Erstm<strong>als</strong> Zinsen in 2011<br />

Mit dem Beteiligungsangebot der Sparkasse<br />

Siegen will der Vorstand vor allem<br />

das Engagement der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sowie deren hohe Identifikationsbereitschaft<br />

mit den Werten der<br />

Sparkasse honorieren. Denn auch hier sind<br />

die Mitarbeiter der wichtigste Erfolgsfaktor.<br />

Allen ist im Juli 2010 eine Beteiligung in<br />

Form von Genussrechten angeboten worden.<br />

Deren Verzinsung orientiert sich am Erfolg<br />

der Sparkasse. Angenommen haben das<br />

Angebot nahezu sämtliche Beschäftigte, die<br />

jetzt über Genussrechte direkt am Erfolg des<br />

Instituts beteiligt sind.<br />

Die teilweise komplexen Verwaltungsvorgänge der Beteiligungsmodelle steuert in Siegen eine<br />

Web-gestützte Software. Mit ihrer Hilfe können autorisierte Vertragspartner ortsunabhängig<br />

über ein Web-Portal die jeweiligen Beteiligungsdaten abrufen.<br />

Im August 2010 haben die Mitarbeiter<br />

dann erstm<strong>als</strong> die langfristige, regelmäßige,<br />

vom Unternehmenserfolg der Sparkasse abhängige<br />

Beteiligung gezeichnet. 2011 haben<br />

sie auch die erste Verzinsung erhalten. Die<br />

orientiert sich am jeweiligen Gewinn der<br />

Sparkasse und berücksichtigt <strong>als</strong> Siegener<br />

Besonderheit die Dauer der Betriebszugehörigkeit<br />

der Mitarbeiter. Somit können alle<br />

Mitarbeiter die Genussrechte ohne Eigenbeteiligung<br />

in gleicher Höhe unter Berücksichtigung<br />

des jeweiligen Arbeitszeitfaktors<br />

zeichnen. Diese Zeichnung ist steuerfrei und<br />

ohne die üblichen Abzüge.<br />

Mit dem Beteiligungsmodell möchte<br />

der Vorstand ein Stück des Unternehmenserfolgs<br />

an die Menschen weitergeben, die<br />

ihn maßgeblich möglich gemacht haben.<br />

Die Einführung des Modells war aber nur<br />

machbar, weil von vorneherein geplant war,<br />

die Verwaltung bei der S-MBS anzusiedeln.<br />

Dem Beispiel der Sparkasse Siegen <strong>als</strong> erster<br />

Kundin der S-MBS sind schon bald weitere<br />

Unternehmen gefolgt. Deren Firmensitz liegt<br />

teilweise weit außerhalb des Geschäftsgebietes<br />

der Sparkasse.<br />

Inzwischen verwaltet die S-MBS über<br />

2.200 Mitarbeiterbeteiligungskonten von<br />

Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen<br />

in den Beteiligungsmodellen „stille<br />

Beteiligung“ und „Genussrecht“. Im Dezember<br />

2011 ist <strong>als</strong> Beteiligungsmodell das Partiarische<br />

Darlehen neu hinzu gekommen und<br />

im nächsten Jahr soll die Programmierung<br />

einer Lösung für das Beteiligungsmodell<br />

Mitarbeiterdarlehen folgen.<br />

Warum Mitarbeiter beteiligen<br />

Eine wesentliche Fragestellung auf dem<br />

Weg in die Mitarbeiterbeteiligung ist das<br />

76 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


PERSONALMANAGEMENT<br />

Beteiligungsmotiv auf Seiten des Arbeitgebers.<br />

Es ist ein grundlegender Faktor zur<br />

Wahl einer geeigneten Beteiligungsform<br />

und der Ausgestaltung der Einzelaspekte<br />

innerhalb des gewählten Beteiligungstyps.<br />

Für eine erfolgreiche Kapitalbeteiligung<br />

sprechen verschiedene Faktoren, wie Abbildung<br />

1 zeigt.<br />

Für eine Sparkasse sollten die Faktoren<br />

Liquidität und Eigenkapitalbildung keine<br />

primäre Bedeutung haben. Von hoher<br />

Aufmerksamkeit sind jedoch personalwirtschaftliche<br />

Aspekte. Gerade in Zeiten des<br />

Fachkräftemangels, in denen die Bindung<br />

des Personalbestandes und die Gewinnung<br />

guter Mitarbeiter im Vordergrund stehen,<br />

kann der positive Einfluss eines Mitarbeiterbeteiligungsmodells<br />

gewinnbringend<br />

eingesetzt werden. Ein gutes Arbeitsklima<br />

im Team oder ein hohes eigenes Motivationsniveau<br />

sind Mitarbeitern von heute nicht<br />

selten genau so wichtig wie die Vergütung.<br />

Daher lohnt es sich darüber nachzudenken,<br />

ob ein in dieser Hinsicht förderndes Beteiligungsmodell<br />

hier nicht unterstützend<br />

eingesetzt werden kann.<br />

Ein weiteres Pro-Argument ist das mitunternehmerische<br />

Verhalten, das über die<br />

Beteiligung nachweislich gefördert wird. Darunter<br />

sind Aspekte wie eine höhere Kundenorientierung<br />

zu verstehen, die sich in einer<br />

besseren Beratungsqualität niederschlagen<br />

sollte. In Zeiten, in denen Verbraucherschützer<br />

oft die Qualität der Beratungsleistungen<br />

von Finanzdienstleistern bewerten und entsprechend<br />

oft auch in Frage stellen, ist das<br />

ein gewichtiger Faktor.<br />

Aber auch die Kostenorientierung kann in<br />

vielerlei Hinsicht ein Ergebnis des gesteigerten<br />

mit-unternehmerischen Verhaltens sein.<br />

Entscheidend für den Erfolg der Beteiligung<br />

ist jedoch grundsätzlich, welchen Stellenwert<br />

das jeweilige Modell beim Arbeitgeber<br />

genießt.<br />

Dort, wo die Mitarbeiterbeteiligung mit<br />

Herzblut betrieben wird, sind auch die Effekte,<br />

die aus ihr resultieren, entsprechend<br />

höher. Wird Mitarbeiterbeteiligung jedoch<br />

eher <strong>als</strong> analytische und rein finanzwirtschaftliche<br />

Komponente eingestuft, ist der<br />

Effekt oftm<strong>als</strong> begrenzt.<br />

Für eine Beteiligung am Kapital sind verschiedene<br />

Varianten denkbar, wie Abbildung<br />

2 verdeutlicht. Auf einer ersten Ebene sind<br />

die Beteiligung am Eigen- oder Fremdkapital,<br />

in mezzaniner Form und das Investivkapital<br />

zu unterscheiden.<br />

Quelle: S-MBS<br />

Beteiligung am Eigenkapital<br />

Eine Beteiligung am Eigenkapital richtet<br />

sich grundsätzlich immer nach der Rechtsform<br />

des Beteiligungsunternehmens. Somit<br />

besteht hier etwa die Möglichkeit, dass eine<br />

Sparkassen AG Belegschaftsaktien an ihre<br />

Mitarbeiter ausgibt.<br />

Diese Beteiligungsform praktiziert beispielsweise<br />

die Sparkasse Mittelholstein AG.<br />

Hier werden seit 1997 die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter über die Ausgabe von vinkulierten<br />

Namensaktien am Unternehmen<br />

beteiligt.<br />

Jährlich unterbreitet die Sparkasse ein<br />

Beteiligungsangebot, das die Zeichnung von<br />

bis zu zehn Aktien ermöglicht. Nach Ablauf<br />

einer Sperrfrist können die Aktien im Rahmen<br />

des von der Sparkasse zweimal jährlich<br />

koordinierten Handels verkauft werden. Dafür<br />

wird der Kurs der Sparkassenaktien über<br />

eine Unternehmensbewertung ermittelt.<br />

Fremdkapitalbeteiligung<br />

Im Gegensatz dazu steht die Beteiligung der<br />

Mitarbeiter am Fremdkapital. Hier stehen die<br />

Varianten Mitarbeiterdarlehen oder Schuldverschreibung<br />

zur Verfügung.<br />

Ein Mitarbeiterdarlehen kann fest oder<br />

variabel (in Form des partiarischen Darlehens)<br />

verzinst werden. Diese Beteiligungsform ist<br />

in der Vergangenheit eher <strong>als</strong> Einstieg in die<br />

Welt der Mitarbeiterbeteiligung verwendet<br />

und nach einigen Jahren Beteiligungserfahrung<br />

durch ein anspruchsvolleres Modell<br />

ersetzt worden. Daher hat das Darlehen im<br />

Bereich der Sparkassen-Finanzgruppe nur<br />

eine geringe Akzeptanz.<br />

Anders ist dagegen die Stellung der<br />

Schuldverschreibung. Auch darüber können<br />

Mitarbeiter <strong>als</strong> Fremdkapitalgeber beteiligt<br />

werden. Die Gestaltungsvarianten sind relativ<br />

hoch und erlauben etwa die Ausgabe<br />

von Floating- oder Zero-Bonds. Geeignet<br />

Nicht nur zum an die Wand hängen: Mit den Anteilsscheinen sind die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter unmittelbar am Erfolg der Sparkasse Siegen beteiligt.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

77


PERSONALMANAGEMENT<br />

ABBILDUNG 1<br />

Effekte einer Kapitalbeteiligung in Unternehmen<br />

¯<br />

erscheint diese Vorgehensweise in diesem<br />

Bereich ausschließlich für eine Namensschuldverschreibung.<br />

Dadurch kann die<br />

Übertragung der Schuldverschreibung eines<br />

Mitarbeiters an einen Externen unterbunden<br />

werden.<br />

Diesen Weg geht die Sparkasse Finnentrop<br />

seit 2010. Die dortigen Mitarbeiter<br />

können Sparkassenbriefe mit vierjähriger<br />

Laufzeit erwerben. Deren Verzinsung orientiert<br />

sich an den jeweils gültigen Marktkonditionen.<br />

Der Erwerb wird durch die Sparkasse<br />

steuer- und sozialversicherungsfrei bezuschusst.<br />

Ein Vollzeitmitarbeiter kann, wenn<br />

er das Beteiligungsangebot annimmt, durch<br />

Leistung eines Eigenanteils in Höhe von<br />

180 Euro und eines Arbeitgeberzuschusses<br />

in gleicher Höhe einen Sparkassenbrief erwerben.<br />

ABBILDUNG 2<br />

Vielfältige Varianten von Mitarbeiterbeteiligung<br />

Mezzanine Beteiligung<br />

Die Beteiligung der Mitarbeiter in mezzaniner<br />

Form steht derzeit bei Wirtschaftsunternehmen<br />

hoch im Kurs. Auf diesem<br />

Weg kann einerseits das wirtschaftliche<br />

Eigenkapital gestärkt werden. Gleichzeitig<br />

ist aber auch die Bedienung des Kapit<strong>als</strong> <strong>als</strong><br />

Zinsaufwand steuerlich absetzbar. Kumuliert<br />

setzt das voraus:<br />

> Die Beteiligung wird langfristig, das heißt<br />

grundsätzlich für einen Zeitraum von mehr<br />

<strong>als</strong> fünf Jahren gewährt.<br />

> Eine Gewinn- und Verlustbeteiligung ist<br />

vorgesehen.<br />

> Das Kapital haftet nachrangig.<br />

Eine Beteiligung in mezzaniner Form von<br />

Mitarbeitern an einer Sparkasse ist in<br />

Deutschland nicht einheitlich geregelt. Die<br />

unterschiedlichen Rechtsgrundlagen finden<br />

sich in den Sparkassengesetzen der Bundesländer.<br />

Einige Beispiele verdeutlichen die<br />

Unterschiede:<br />

> In Rheinland-Pfalz regelt Paragraph 21 des<br />

Sparkassengesetzes (SpkG) explizit die<br />

Stille Beteiligung auch von Mitarbeitern.<br />

Die Gesamtbeteiligung wird auf 49 Prozent<br />

des haftenden Eigenkapit<strong>als</strong> begrenzt.<br />

> In Nordrhein-Westfalen erlaubt Paragraph<br />

26 SpkG NRW keine Stille Beteiligung von<br />

Mitarbeitern, jedoch ein Engagement der<br />

Beschäftigten am Kapital über Genussrechte<br />

oder nachrangige Verbindlichkeiten.<br />

Voraussetzung ist jedoch, dass mit<br />

der Beteiligung keine Mitwirkungsbefugnisse<br />

verbunden sind und Ansprüche an<br />

einem etwaigen Liquidationserlös ausgeschlossen<br />

sind.<br />

> Im SpkG für Baden-Württemberg regelt Paragraph<br />

32 die Vermögenseinlagen über<br />

Stille Beteiligungen. Hier sind Mitarbeiter<br />

(wie auch im SpkG NRW) nicht explizit im<br />

Gesetz <strong>als</strong> Kapitalgeber aufgeführt.<br />

Hinzu kommt, dass das Kreditwirtschaftsgesetz<br />

(KWG) mit Wirkung zum Jahresultimo<br />

2010 an die geänderte Banken- und Kapitaladäquanzrichtlinie<br />

(CRD II) angepasst worden<br />

ist. Auf dieser Grundlage sind bisherige<br />

Eigenkapitalbegriffe vollkommen neu zu<br />

fassen. Zudem ist die Umsetzung von Basel<br />

III in der CRR und CRD IV bislang lediglich in<br />

der Konsultationsphase. Es ist damit zu rechnen,<br />

dass eine letztendliche Entscheidung<br />

über die Anerkennung einer mezzaninen<br />

Mitarbeiterbeteiligung <strong>als</strong> Sparkassen-<br />

Eigenkapital erst Mitte 2012 vorliegt.<br />

Grundsätzlich sollte vor Einführung einer<br />

Kapitalbeteiligung abgewogen werden, in<br />

welchem Maße die Mitarbeiterbeteiligung<br />

zur Eigenkapit<strong>als</strong>tärkung beitragen soll.<br />

Dort, wo dieser Aspekt in den Hintergrund<br />

tritt und eher die personalwirtschaftlichen<br />

Effekte eine Rolle spielen, kann auch durchaus<br />

eine nicht-mezzanine Modellausprägung<br />

zielführend sein.<br />

Typische stille Beteiligung<br />

Eine typische stille Beteiligung von Mitarbeitern<br />

am Arbeit gebenden Unternehmen<br />

wird auf Grundlage der Paragraphen 230ff.<br />

des Handelsgesetzbuches (HGB) gestaltet.<br />

Hier findet sich auch <strong>als</strong> Wesenselement,<br />

dass der stille Gesellschafter am Gewinn zu<br />

beteiligen ist. Eine Verlustbeteiligung kann<br />

ausgeschlossen werden. Dies würde jedoch<br />

verhindern, dass die Beteiligung <strong>als</strong> Eigenkapital<br />

gemäß HGB eingestuft wird.<br />

Der stille Gesellschafter hat grundsätzlich<br />

ein Recht auf Information. Auf Basis<br />

von Paragraph 233 Abs. 1 HGB kann der<br />

78 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


ABBILDUNG 3<br />

PERSONALMANAGEMENT<br />

Modell für eine indirekte Beteiligung<br />

stille Gesellschafter eine Abschrift des<br />

Jahresabschlusses verlangen und dessen<br />

Richtigkeit unter Einsicht der Papiere und<br />

Bücher prüfen. Die Umsetzung dieses<br />

Informationsrechtes ist im Rahmen der<br />

Mitarbeiterkapitalbeteiligung vor allem bei<br />

der Beteiligung einer größeren Zahl von<br />

Mitarbeitern in Reinform kaum praktikabel.<br />

In der betrieblichen Praxis wird das Recht<br />

des Einzelnen in der Regel auf einen Partnerschaftsausschuss<br />

delegiert, der die Belange<br />

stellvertretend wahrnimmt<br />

Genussrecht<br />

Dort, wo das Sparkassengesetz keine Beteiligung<br />

in stiller Form zulässt, die dem stillen<br />

Gesellschafter zustehenden Informationsrechte<br />

<strong>als</strong> zu weitgehend betrachtet werden<br />

oder eine Beteiligung am Gewinn nicht<br />

vorgesehen sein soll, kann auch alternativ<br />

die Beteiligungsform des Genussrechtes<br />

gewählt werden.<br />

Im Gegensatz zum Genussschein ist das<br />

Genussrecht kein Wertpapier, sondern ein<br />

unverbriefter, schuldrechtlicher Anspruch<br />

des Kapitalgebers. Der Umfang der dem<br />

Beteiligten zustehenden Informationsrechte<br />

kann frei definiert werden. Ebenso kann<br />

die Basis der Verzinsung des Kapit<strong>als</strong> auch<br />

gewinnunabhängig definiert werden. So<br />

könnte sich etwa die Höhe des Ertrags aus<br />

der Kapitalbeteiligung auch an den Faktor<br />

„Beratungs- oder Servicequalität“ der Sparkasse<br />

anlehnen.<br />

Gewerbesteuerlich hat das Genussrecht<br />

gegenüber der Stillen Beteiligung einen<br />

Vorteil. Er besteht darin, dass im Rahmen<br />

der Ermittlung des Gewerbesteuerertrags<br />

der Kapitalaufwand, um Stille Beteiligungen<br />

zu bedienen, in voller Höhe hinzugerechnet<br />

werden muss (§ 8 Nr. 3 GewStG). Dieser<br />

Grundsatz gilt dann, wenn die Gewinnanteile<br />

beim Empfänger nicht der Gewerbesteuer<br />

unterliegen. Das ist bei einem sich am<br />

Kapital des Unternehmens beteiligenden<br />

Mitarbeiter regelmäßig der Fall. Wird eine<br />

Genussrechtsbeteiligung praktiziert, ist dagegen<br />

nur eine hälftige Hinzurechnung der<br />

Aufwendungen erforderlich, da sie gewerbesteuerlich<br />

<strong>als</strong> Dauerschuld zu klassifizieren<br />

ist (§ 8 Nr. 1 GewStG).<br />

Indirekte Beteiligung<br />

Denkbar ist auch, die Beteiligung der Mitarbeiter<br />

an einer Sparkasse in indirekter Form<br />

auszugestalten. Bei diesem Modell leisten<br />

die Mitarbeiter ihre Einlage meist in stiller<br />

Form an eine Beteiligungsgesellschaft,<br />

welche wiederum einen Beteiligungsvertrag<br />

entweder nur mit der Sparkasse oder mit der<br />

Sparkasse und ihren Tochtergesellschaften<br />

schließt (s. Abb. 3).<br />

Die Erträge aus den Beteiligungen<br />

fließen wiederum der Beteiligungsgesellschaft<br />

zu und werden von ihr an ihre<br />

Gesellschafterin und die beteiligten Mitarbeiter<br />

weitergegeben. Diese Form der<br />

Beteiligung ist etwas komplizierter <strong>als</strong> die<br />

direkte Beteiligung über Genussrechte<br />

oder Stille Beteiligungen. Sie kann jedoch<br />

dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn das<br />

Gruppendenken der Mitarbeiter gefördert<br />

werden soll.<br />

Steuerliche Förderung<br />

Eine steuerliche Förderung und damit eine<br />

Stärkung der Attraktivität von Beteiligungen<br />

der Mitarbeiter am Arbeit gebenden Unternehmen<br />

ist auf zwei Wegen möglich, die<br />

auch miteinander kombiniert werden können.<br />

Basis dafür sind die Regelungen im Einkommenssteuergesetz<br />

(§ 3 Ziffer 39) und des 5.<br />

Vermögensbildungsgesetzes (VermBG)<br />

Das im Jahre 2009 verabschiedete und<br />

im Folgejahr bereits vereinfachte Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesetz<br />

erlaubt<br />

es einem Arbeitgeber, die Beteiligung von<br />

Mitarbeitern am Kapital bis zu einer Höhe<br />

von 360 Euro pro Beschäftigtem und Jahr<br />

steuer- und sozialversicherungsfrei zu bezuschussen.<br />

Wird ein Zuschuss in geringerer<br />

Höhe gewährt, können die Mitarbeiter den<br />

Differenzbetrag bis zu 360 Euro im Rahmen<br />

der steuerfreien Entgeltumwandlung<br />

leisten. Die Bestimmung stellt die Anforderung,<br />

dass grundsätzlich allen Mitarbeitern<br />

eine Beteiligung unter Zuschussgewährung<br />

angeboten werden muss, die dem Unternehmen<br />

länger <strong>als</strong> ein Jahr angehören.<br />

Die Ausgestaltung der Höhe des Zuschusses<br />

muss dem arbeitsrechtlichen Grundsatz<br />

der Gleichbehandlung entsprechen. So<br />

kann die Zuschussgewährung an die Höhe<br />

des Eigenbeitrags des Mitarbeiters oder<br />

an seine Betriebszugehörigkeit gekoppelt<br />

werden. Denkbar ist es auch, den Zuschuss<br />

über eine vorgeschaltete Erfolgsbeteiligung<br />

entstehen zu lassen und die ersten 360 Euro<br />

aus der Erfolgsbeteiligung steuer- und sozialversicherungsfrei<br />

der Kapitalbeteiligung<br />

zuzuführen.<br />

Ergänzend kann das 5. VermBG gewinnbringend<br />

in das Kapitalbeteiligungsmodell<br />

eingebunden werden. Das ist für<br />

Mitarbeiter vorteilhaft, die über ein jährlich<br />

zu versteuerndes Einkommen von unter<br />

20.000 <strong>als</strong> Ledige oder 40.000 Euro <strong>als</strong><br />

Verheiratete verfügen. In diesen Fällen<br />

wird nach einer Sperrfrist von sechs Jahren<br />

eine Sparzulage von 20 Prozent auf einen<br />

maximalen VL-fähigen Förderbetrag von<br />

400 Euro gewährt.<br />

Fazit<br />

In Deutschland fristet die Beteiligung von<br />

Mitarbeitern noch immer ein Schattendasein.<br />

Das ist im Sparkassensektor ähnlich<br />

<br />

gibt es Vorbehalte gegenüber diesem Instrument,<br />

die teilweise nicht gerechtfertigt<br />

<br />

der Mitarbeiterbeteiligung zu kennen und<br />

zu nutzen. Nur so lässt sich ein Beteiligungsmodell<br />

zielgenau auf die individuellen<br />

Belange des Unternehmens sowie<br />

seiner Mitarbeiter ausrichten. Die nun zur<br />

Verfügung stehende Verwaltungslösung<br />

leistet einen weiteren Beitrag, den Weg in<br />

die Mitarbeiterbeteiligung wesentlich zu<br />

erleichtern.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

79


PERSONALMANAGEMENT<br />

Schwierige Beschäftigungssituationen konfliktfrei lösen<br />

„Schwerkrankes“ Arbeitsverhältnis<br />

heilen durch Gesundheitsmanagement<br />

Banken und Sparkassen sind allein schon aus wirtschaftlichen Gründen sowie aufgrund ihrer sozialen Verpflichtung<br />

daran interessiert, alle Mitarbeiter bestmöglich in den Arbeitsprozess zu integrieren. Dies ist bei langzeitkranken<br />

Beschäftigten in vielen Fällen nicht mehr möglich. Wiedereingliederungsversuche scheitern. Ein schwieriges<br />

Arbeitsverhältnis zwischen Mitarbeiter und Arbeitgeber kann die Folge sein – oft voller Spannungen, Missverständnisse<br />

und Enttäuschungen. Die Autoren zeigen im ersten Teil einer Beitragsserie Lösungswege auf.<br />

Viele Personalleiter kennen das: Zu Beginn<br />

hatte man vor allem Mitleid, weil<br />

ein Mitarbeiter so schwer erkrankt war. Vieles<br />

hat man auch mit Hilfe des Sozialpartners um<br />

die neue Situation herum eingerichtet und<br />

organisiert, Führungskräfte und Kollegen zur<br />

Unterstützung mobilisiert und wiederholte<br />

Fehlzeiten akzeptiert. Doch mittlerweile<br />

sind die Fehlzeiten zur Regel geworden, und<br />

selbst bei den anfangs sehr hilfsbereiten<br />

Kollegen ist immer mehr Unmut zu spüren.<br />

Arbeitsprozesse können nicht mehr verlässlich<br />

abgewickelt werden.<br />

Der dauerhaft erkrankte Mitarbeiter<br />

fühlt sich ebenfalls unwohl und durch die<br />

Situation zusätzlich psychisch belastet. Man<br />

muss <strong>als</strong>o reagieren und neben den bisher<br />

gesuchten internen Alternativen möglicherweise<br />

auch über externe Alternativen nachdenken.<br />

Wie oft hat man in vergleichbaren<br />

Situationen versucht, kreative Lösungen zu<br />

entwickeln, sich dabei aber hoffnungslos im<br />

Dschungel der unterschiedlichsten Regelungen<br />

verstrickt.<br />

Das anfänglich noch stabile Vertrauensverhältnis<br />

hat inzwischen massiv gelitten<br />

und man merkt, wie man allmählich seine<br />

Glaubwürdigkeit verliert. Ein schmerzhafter<br />

Gedanke, der die Situation nicht leichter<br />

macht. Eine undankbare Aufgabe, schließlich<br />

ist der eigene Spielraum durch die Rolle <strong>als</strong><br />

Arbeitgeber ohnehin stark eingeschränkt.<br />

Eine Entwicklung, die auch am eigenen<br />

Selbstverständnis nagt. Schließlich hat man<br />

gerade diesen Mitarbeiter einst mit dem<br />

Slogan „The best company to work for“ für<br />

sein Unternehmen gewinnen können. Doch<br />

gilt dies auch jetzt noch? Hat man wirklich<br />

die Mittel für einen geordneten Weg aus der<br />

Sackgasse? Wohl eher nicht. Vielleicht hat<br />

man das Problem auch deswegen so lange<br />

vor sich hergeschoben.<br />

Kaum Bordmittel für Problemlösung<br />

Diese oder ähnliche Erfahrungen sind<br />

exemplarisch für die Befindlichkeiten von<br />

Personalverantwortlichen, wenn sie erleben,<br />

wie ein inzwischen schwierig gewordenes<br />

Arbeitsverhältnis immer weiter eskaliert.<br />

Meist entstehen die Probleme schon dort, wo<br />

man dem betroffenen Mitarbeiter trotz wiederholter<br />

Wiedereingliederungsversuche<br />

AUTOREN<br />

Bernhard Bertschat<br />

Thomas Hundertmark<br />

sind Geschäftsführer der<br />

Bertschat & Hundertmark Gruppe<br />

in Bad Nauheim.<br />

gegenüber erstm<strong>als</strong> offen aussprechen<br />

muss, dass es so nicht weiter gehen kann und<br />

man eine andere sozialverträgliche Lösung<br />

finden muss. Schon solche erste Gespräche,<br />

die richtungsweisend für den weiteren Dialog<br />

sind, verlaufen selten optimal. Oft fehlt<br />

es aber auch einfach an den notwendigen<br />

„Bordmitteln“. Das Problem eskaliert, bringt<br />

Konflikte mit sich und bindet weitere finanzielle<br />

Mittel und Personalressourcen, ohne<br />

sich einer Lösung anzunähern.<br />

Bei einem Mitarbeiter, der etwa aufgrund<br />

einer dauerhaften Erkrankung seine bisherige<br />

Tätigkeit nicht mehr ausführen kann<br />

und auch keinen anderen Arbeitsplatz im<br />

Unternehmen findet, müssen oft mehrere<br />

Lösungsmöglichkeiten parallel sondiert<br />

werden. Neben der Suche nach einem adäquaten<br />

neuen Arbeitsplatz geht es auch<br />

um eine Vielzahl fachlicher Fragen (Sozial-,<br />

Arbeits- oder Rentenrecht etc.), die im Rahmen<br />

von Lösungsvorschlägen sehr konkret<br />

und an der individuellen Situation des Mitarbeiters<br />

orientiert zeitnah und umfassend<br />

beantwortet werden müssen. Nur so kommt<br />

man einen entscheidenden Schritt voran.<br />

Quelle: Bertschat + Hundertmark<br />

Neutrale Perspektivberatung ermöglicht den Aufbruch zu neuen Ufern.<br />

80 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


ABBILDUNG 1<br />

PERSONALMANAGEMENT<br />

Tool-gestützte Beratung zur Lösungsfindung<br />

am Beispiel: Arbeitgeberangebot „Vorruhestand“<br />

Zusätzlich spielt die Optimierung finanzieller<br />

Arbeitgeberangebote oft eine entscheidende<br />

Rolle, wenn es um die Akzeptanz ganzer<br />

Lösungspakete geht. Dies sind nur einige<br />

Beispiele für eine Fülle spezieller, fachlicher<br />

Fragen, die Unternehmen in der Regel nicht<br />

selbst beantworten können und für deren<br />

Richtigkeit sie auch nicht die Haftung übernehmen<br />

wollen oder können.<br />

Neutrale Experten einbinden<br />

Personalverantwortliche können verschiedene<br />

externe Spezialisten einbinden. Das ist<br />

vielleicht im Einzelfall für die Beantwortung<br />

von Detailfragen hilfreich, führt meist aber<br />

nicht zum gewünschten Ergebnis, sondern<br />

erschwert oder verzögert eher die Lösungssuche.<br />

Denn zwischen den einzelnen Fachgebieten<br />

existiert eine Vielzahl von Schnittstellen.<br />

Deshalb ist es notwendig, dass alle<br />

an der Lösungssuche beteiligten Experten<br />

„in einem Boot sitzen“. Vor allem wenn in<br />

einem Bereich zum Nutzen des Mitarbeiters<br />

gestaltend agiert wird, ist fachübergreifendes<br />

Zusammenspiel unerlässlich. Auch muss<br />

dieses Wissen schnell und verständlich verfügbar<br />

sein.<br />

Hierzu ist ein IT-Tool notwendig, das das<br />

gesamte Know-how verschiedener Fachbereiche<br />

bündelt, um für die Mitarbeiter in<br />

der konkreten Beratungssituation vor Ort<br />

jederzeit kurzfristig Transparenz in allen<br />

für sie entscheidungsrelevanten Fragen<br />

herzustellen.<br />

Doch auch gebündeltes Know-how ist<br />

noch kein Allheilmittel für scheinbar unlösbare<br />

Konfliktkonstellationen. Es ist ein<br />

wichtiger und immer wieder notwendiger<br />

Baustein in einer meist sehr schwierigen<br />

und langen Kette vieler kleiner Schritte in die<br />

richtige Richtung. Doch es bedarf weiterer<br />

unterstützender Elemente, um die passende<br />

Lösung zu finden.<br />

Diese kommen aber nicht aus dem<br />

Bereich des Arbeitsrechts. Sicher hat der<br />

Arbeitgeber eine Fülle arbeitsrechtlicher<br />

Möglichkeiten, wenn er bereit ist, weitere<br />

Eskalationen zu akzeptieren. Konfliktorientierte<br />

Vorgehensweisen führen aber fast nie<br />

zu einer dauerhaft tragfähigen Lösung. Diese<br />

ist nur mit und nicht gegen den Mitarbeiter<br />

zu erreichen.<br />

Lösungsmix für Probleme finden<br />

Daher sind Fairness, Geduld und der mediative<br />

Ansatz weitere Zutaten im Lösungs-Mix.<br />

Man nähert sich den Problemen der Mitarbeiter<br />

sehr behutsam, aber mit hoher fachlicher<br />

Kompetenz und gewinnt so Vertrauen <strong>als</strong><br />

Basis für alle weiteren Schritte. Dabei hilft<br />

die neutrale Rolle des Beraters natürlich<br />

genauso wie eine gute Zusammenarbeit mit<br />

den Arbeitnehmervertretern.<br />

Die neutrale Rolle des Beraters ist vor<br />

allem dann wichtig, wenn die Fronten zwischen<br />

Arbeitgeber und Arbeitnehmer bereits<br />

so verhärtet sind, dass ein konstruktiver<br />

Dialog nicht mehr möglich ist. Wenn beide<br />

Seiten bereits eine innere Abwehrhaltung<br />

eingenommen haben und nur noch Schattengefechte<br />

stattfinden. Wirklich helfen kann<br />

dann nur die Kombination aus Neutralität,<br />

fachlichem Know-how und Fingerspitzengefühl<br />

sowie die Erfahrungen aus einer<br />

Vielzahl von Gesprächen mit Mitarbeitern in<br />

ähnlichen Situationen.<br />

Schließlich geht es nicht nur um Deeskalation,<br />

sondern auch darum, die individuelle<br />

Situation zu erkennen, Ideen gemeinsam<br />

zu entwickeln und diese für beiden Seiten<br />

konsensfähig zu machen. Sozialverträgliche<br />

Lösungen können etwa eine Erwerbsminderungsrente,<br />

finanzielle Absicherungsmodelle<br />

oder die Vermittlung eines neuen, auf die<br />

speziellen Bedürfnisse und Möglichkeiten<br />

des betroffenen Mitarbeiters ausgerichteten<br />

Arbeitsplatzes sein.<br />

Teilweise liegt der Schlüssel zur Lösung<br />

aber auch im Verborgenen. So erfährt man<br />

im vertraulichen Gespräch immer wieder<br />

überraschende Gründe, die einer Lösung<br />

aus Sicht des Mitarbeiters im Wege stehen.<br />

Diese werden, gerade wenn sie sehr persönlich<br />

sind, gegenüber dem Arbeitgeber oft<br />

nicht artikuliert, sind meist aber die Ursache<br />

für Barrieren in der Kommunikation. Diese<br />

können aus der Rolle des Mediators heraus<br />

leichter aufgelöst werden.<br />

So wollte ein 45-jähriger Mitarbeiter erst<br />

die häusliche Pflege seiner Eltern organisiert<br />

und diese finanziell abgesichert wissen,<br />

bevor er bereit war, über eine externe Alternative<br />

nachzudenken. Ein 42-jähriger<br />

Mitarbeiter benötigte Hilfe für den Zugang<br />

zu seiner Erwerbsminderungsrente und Rat<br />

bei Maßnahmen zur Rehabilitation.<br />

Fachliche Anamnese kann helfen<br />

Oft ergeben sich Lösungsansätze aber auch<br />

im Rahmen der fachlichen Anamnese. So<br />

erkannte eine 50-jährige Mitarbeiterin nach<br />

umfassender Analyse ihres Versorgungsstatus,<br />

dass sie aufgrund ihrer Witwenrente<br />

schon krankenversichert ist und Rentenansprüche<br />

wieder aufleben. Dadurch ließ sich<br />

ihre finanzielle Absicherung nach einem<br />

möglichen Austritt aus dem Unternehmen<br />

wesentlich positiver gestalten, <strong>als</strong> bisher<br />

angenommen, so dass sie sich für eine<br />

Annahme des bisher abgelehnten Arbeitgeberangebotes<br />

entscheiden konnte.<br />

Fazit<br />

Konfliktorientierte Vorgehensweisen führen<br />

selten zu einer dauerhaft tragfähigen<br />

Lösung für betroffene Mitarbeiter und<br />

Arbeitgeber. Diese ist nur mit und nicht<br />

gegen den Mitarbeiter zu erreichen. Die<br />

Erfahrung zeigt, dass es möglich ist, selbst<br />

äußerst schwierig gewordene Arbeitsverhältnisse<br />

erfolgreich zu „therapieren“.<br />

Dabei ist eine frühzeitige Erweiterung<br />

der Rollen, um den Part eines neutralen<br />

Mediators genauso wichtig, wie gebündeltes<br />

Fachwissen zur Erarbeitung von<br />

individuellen Alternativen. Nur so können<br />

teure Eskalationsspiralen, nachhaltige<br />

Störungen des Betriebsfriedens, die dauerhafte<br />

Bindung weiterer HR-Ressourcen<br />

und das Entstehen weiterer Personalkosten<br />

verhindert und eine für alle Beteiligten<br />

zufriedenstellende Lösungen erreicht<br />

werden.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

81


PERSONALMANAGEMENT<br />

AUTOR<br />

Volker Schneider<br />

ist Berater, Trainer und Coach für<br />

Führungskräfte in Rauenberg.<br />

Hochleistungsteams führungsintelligent zusammenstellen und steuern<br />

Zu großer Erfolg kann<br />

schnell zum Fluch werden<br />

<br />

<br />

<br />

Aufgabe optimal bearbeiten. Damit das gelingt, sind einige führungsintelligente Prinzipien zu beachten.<br />

Zu den Voraussetzungen erfolgreicher<br />

Teamarbeit gehören Reflexion und Flexibilität.<br />

Ständig müssen die Verantwortlichen<br />

im Institut die Zusammensetzung und die<br />

Arbeit des Teams kritisch hinterfragen und<br />

reflektieren. Die Kernfrage lautet dabei:<br />

> Ist das das Teamganze (Teamleiter und<br />

Teammitglieder) sowie deren fachliche,<br />

methodisch-strategische, soziale und<br />

emotionale Intelligenz tatsächlich geeignet,<br />

die Aufgabenstellung zu bewältigen.<br />

Mit anderen Worten: Die Teamzusammensetzung<br />

sollte stets aufgabenbezogen und<br />

in Abhängigkeit von der Aufgabe erfolgen.<br />

Dabei tritt zuweilen ein Problem auf, das<br />

paradoxerweise auf die Erfolge des Teams<br />

zurückzuführen ist. Allzu oft geschieht die<br />

Teamarbeit unter dem Motto: „Einmal erfolgreich<br />

– immer erfolgreich.“ Weil ein Team in<br />

einer bestimmten Konstellation eine Herausforderung<br />

gemeistert hat, vertraut man ihm<br />

auch die nächste Aufgabe an. Darüber wird<br />

schnell die Frage vergessen, ob dieses Team<br />

denn überhaupt dafür geeignet ist.<br />

Ein Beispiel verdeutlicht das: Aufgrund<br />

einer neuen Anforderung des Marktes muss<br />

ein Vertriebsunternehmen ab sofort Beratungsdienstleistungen<br />

für seine Kunden erbringen.<br />

Das Unternehmen verfügt über eine<br />

Task Force aus gestandenen Vertriebsprofis,<br />

die bereits viele Projektherausforderungen<br />

gemeistert hat. Was liegt näher, <strong>als</strong> auch<br />

dieses Mal auf das erfolgreiche Team zurückzugreifen?<br />

Nur: Das Beratungs-Know-how<br />

der Vertriebsprofis ist überschaubar und äußerst<br />

bescheiden. Die Teammitglieder sollen<br />

mithin Ziele erreichen, für die die Fähigkeiten<br />

des Teams gar nicht ausgelegt sind. Logische<br />

Folge: Das Team stolpert über die eigenen<br />

Erfolge und scheitert an der Aufgabe.<br />

> Führungsintelligentes Prinzip Nummer 1:<br />

Die optimale Zusammenstellung eines<br />

Teams erfordert ein konkretes Bild von<br />

den Aufgaben und den zu erreichenden<br />

Quelle: Martin Schemm / Pixelio<br />

Zielen. Daraus ergeben sich die unterschiedlichen<br />

Kompetenzen, die zur Zielerreichung<br />

notwendig sind. Und erst jetzt<br />

beginnt die Auswahl der Teammitglieder.<br />

Kernteam bilden und ergänzen<br />

Andererseits dürfen Vorstände und Management<br />

nicht vergessen, dass teamerprobte<br />

Mitarbeiter über einen unschätzbaren Erfahrungsschatz<br />

verfügen. Der goldene Mittelweg<br />

zwischen flexibler Teamzusammenstellung<br />

und Nutzung jener Erfahrungswerte besteht<br />

darin, ein Kernteam mit exzellenten Teamworkern<br />

zusammenzustellen. Das kann dann<br />

je nach konkreter Aufgabenstellung und Zielsetzung<br />

mit neuen Teammitgliedern ergänzt<br />

werden. Diese Teammitarbeiter haben etwa<br />

spezielle Fähigkeiten, Kompetenzen und Persönlichkeitseigenschaften,<br />

die zur Bewältigung<br />

des aktuellen Problems notwendig sind.<br />

Das Unternehmen verfügt mithin über einen<br />

Masterplan, um effektive Hochleistungsteams<br />

zusammenzustellen. Voraussetzung<br />

ist: Es existiert eine Datenbank, in der die<br />

fachlichen und sozial-emotionalen Kompetenzen<br />

der potenziellen Teammitglieder<br />

im Detail erfasst sind. Die Verantwortlichen<br />

für die Teambildung können einschätzen,<br />

wie diese Mitarbeiter in welcher Situation<br />

reagieren und ob sie auch im Konfliktfall<br />

mit bestimmten Kollegen gut harmonieren<br />

oder nicht.<br />

> Führungsintelligentes Prinzip Nummer 2:<br />

Das Kernteam besteht aus Menschen, die<br />

<strong>als</strong> Team mehr leisten, <strong>als</strong> die Summe ihrer<br />

Kompetenzen vermuten lässt. Ergänzt<br />

wird es aufgabenbezogen durch Mitarbeiter<br />

mit spezifischen Kompetenzen.<br />

Führungsintelligente<br />

Persönlichkeit <strong>als</strong> Teamleiter<br />

Erfolgreiche Teamführung braucht zunächst<br />

und vor allem eine gute Teamleitung, <strong>als</strong>o einen<br />

führungsintelligenten Teamleiter. Dieser<br />

Damit Teams am Ende in Projekten erfolgreich an einem Strang ziehen, müssen sie führungsintelligent<br />

zusammengestellt werden. Vorstand und Management sind gut bereiten, einen auf<br />

seine Kompetenzen hin überprüften Pool von Mitarbeitern verfügbar zu halten.<br />

82 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


PERSONALMANAGEMENT<br />

muss über zahlreiche Kompetenzen verfügen.<br />

Entscheidend dabei ist seine Fähigkeit<br />

zur Selbstreflexion. Er analysiert ständig seine<br />

eigenen Motive, Ansichten, Einstellungen<br />

und Handlungen und denkt über seine<br />

Führungsarbeit und den Entwicklungs- und<br />

Leistungsstand seines Teams nach – und<br />

sucht nach Verbesserungsmöglichkeiten.<br />

Er setzt seine Stärken gezielt ein, um<br />

Mitarbeiter so zu motivieren und zu führen,<br />

damit sie die Teamziele auch erreichen. Er<br />

weiß, dass auch er sich ständig verbessern<br />

muss, um <strong>als</strong> Teamleiter Höchstleistungen<br />

erbringen zu können. Darum übernimmt<br />

er Verantwortung für seine Fehler, die er <strong>als</strong><br />

Lernchancen begreift. Er blickt immer „über<br />

den Tellerrand“ der aktuellen Teamaufgabe<br />

und verliert „das große Ganze“ nicht aus den<br />

Augen. Zugleich motiviert er die Teammitglieder,<br />

es ihm gleich zu tun.<br />

> Führungsintelligentes Prinzip Nummer<br />

3: Die Unternehmensleitung verwendet<br />

ein Höchstmaß an Sorgfalt darauf, den<br />

„richtigen“ Teamleiter zu bestimmen.<br />

Dessen Engagement hat zum Ziel, ideale<br />

Umfeld- und Arbeitsbedingungen für die<br />

Teamarbeit zu schaffen. Als Teamkapitän<br />

räumt er für die „Crew“ alle Blockaden aus<br />

dem Weg, die sie daran hindern, rechtzeitig<br />

in den „Hafen der Zielerreichung“<br />

einzulaufen. Zudem sollte er den Teammitgliedern<br />

den wahren und tieferen Sinn der<br />

Teamarbeit vermitteln können. So schafft<br />

er Identifikationsmöglichkeiten, die zum<br />

einen die Erfolgsorientierung des Teams<br />

erhöhen, zum anderen den Spaßfaktor<br />

berücksichtigen: Teammitglieder, die ihre<br />

Arbeit gerne tun, leisten mehr.<br />

Vielfalt <strong>als</strong> Chance begreifen<br />

Ein Team mit seinen unterschiedlichen<br />

Charakteren so zu verschmelzen, dass Unterschiede<br />

<strong>als</strong> Chance und nicht <strong>als</strong> hinderlich<br />

angesehen werden, erfordert Offenheit<br />

für den anderen und die Bereitschaft, sich<br />

miteinander auseinanderzusetzen. Indem<br />

die Teammitglieder Übereinkünfte und<br />

Spielregeln für die gemeinsame Arbeit und<br />

den Umgang untereinander finden und darüber<br />

im Austausch bleiben, kann das Team<br />

langfristig die größtmögliche Schlagkraft<br />

erzeugen.<br />

Das heißt nicht, dass sich alle nach dem<br />

Motto „Friede-Freude-Eierkuchen“ blendend<br />

verstehen. Zuweilen wird sogar heftig gestritten.<br />

Im Hochleistungsteam ist aber auch kein<br />

Platz zur Profilierung von Einzelinteressen.<br />

Quelle: Rainer Sturm / Pixelio<br />

In führungsintelligent zusammengestellten<br />

Teams können auch mal die „Fetzen fliegen“.<br />

Die Teaminteressen stehen im Vordergrund.<br />

Den Teammitgliedern ist es aufgrund ihrer<br />

Persönlichkeitsstruktur möglich, sich im<br />

Sinne der Aufgabenerfüllung einzubringen<br />

und die eigenen Interessen hinten anzustellen.<br />

Im Vordergrund steht die produktiv-konstruktive<br />

Streitlösung, die eine Annäherung<br />

an die Aufgabenerfüllung ermöglicht.<br />

Auch Entscheidungen werden im führungsintelligenten<br />

Team nicht hierarchisch<br />

gefällt. Sie sind vielmehr durch das beste Argument<br />

legitimiert, das dem Teaminteresse<br />

gilt. Im Konfliktfall hat nicht derjenige recht,<br />

der das höchste Amt bekleidet, sondern<br />

derjenige, der über die richtige Problemlösung<br />

für die Erreichung der Ziele des<br />

Hochleistungsteams verfügt. Und das muss<br />

nicht automatisch der Teamleiter sein, der<br />

im Teamprozess <strong>als</strong> Gleicher und Gleichen<br />

auftritt und nur dann von seiner exponierten<br />

Position Gebrauch macht, wenn das Teaminteresse<br />

es erfordert.<br />

> Führungsintelligentes Prinzip Nummer 4:<br />

„Frage nicht, was das Team für dich tun<br />

kann, frage vielmehr, was du für das Team<br />

leisten kannst.“<br />

Fokussierung auf<br />

Problemlösung<br />

In den meisten gut funktionierenden Teams<br />

gibt es vergleichbare Muster, die die Erfolgswahrscheinlichkeit<br />

erhöhen. Dazu zählt,<br />

dass die Teammitglieder ganz und gar in<br />

der Bearbeitung der gegenwärtigen Herausforderung<br />

aufgehen. Sie verschwenden<br />

keine Energie auf die Vergangenheitsbewältigung,<br />

sie halten sich nicht damit auf,<br />

zurückliegende Ereignisse zu analysieren<br />

und aufzuarbeiten.<br />

Die Zukunftsorientierung beschränkt<br />

sich im führungsintelligenten Team darauf,<br />

die langfristigen und strategisch wertvollen<br />

Ziele nicht aus dem Blickwinkel zu verlieren.<br />

Ansonsten aber gilt die Konzentration ganz<br />

der gegenwärtigen Aufgabe.<br />

Wichtig dabei: Routine muss vermieden<br />

werden. Denn Routine ist eine durch Übung<br />

und Erfahrung gewonnene Fertigkeit, die<br />

sich zur Gewohnheit verfestigt hat. Auf der einen<br />

Seite erleichtern Routinen Lernprozesse<br />

und führen zu eingeschliffenen Denkweisen<br />

und Handlungen. Über je mehr Denk- und<br />

Handlungsroutinen die Teammitglieder verfügen,<br />

desto mehr Energie können sie in die<br />

Bewältigung neuer und komplexer Prozesse<br />

investieren: Routinen sind <strong>als</strong>o zunächst<br />

einmal positiv zu bewerten.<br />

Doch der Begriff ist ambivalent: Denn<br />

macht sich Routine in Veränderungs- und<br />

Problemlösungsprozessen breit, entfaltet<br />

sich ihre negative Kraft. Sie ist dann der<br />

Totengräber der Teamarbeit, weil sie stets<br />

strategisches Vorgehen und innovatives Problemlösungsdenken<br />

voraussetzt. Und diese<br />

Aspekte werden durch die Routine erstickt.<br />

Das routinehafte Denken in Schubladen und<br />

festgefügten Denkbahnen ist der natürliche<br />

Feind jeder Flexibilität und jedes kreativen<br />

Denkens.<br />

> Führungsintelligentes Prinzip Nummer<br />

5: Jedes Teammitglied ist während des<br />

gesamten Arbeitsprozesses auf die bestmögliche<br />

und innovativste Leistungserbringung<br />

fokussiert. Alle Teammitglieder<br />

haben verinnerlicht: „Wenn ich jeden<br />

meiner Arbeitsschritte perfekt erledige,<br />

gewinnt das Team!“<br />

Fazit<br />

Bei der führungsintelligenten Teamzusammenstellung<br />

ist die Hauptarbeit bereits im<br />

Vorfeld geleistet: Es gibt einen Pool mit<br />

Mitarbeitern, deren Teamfähigkeit geprüft<br />

und deren Teamkompetenzen analysiert<br />

worden sind. Vorstände und Management<br />

können, bezogen auf die konkrete<br />

Aufgabenstellung, rasch und effektiv ein<br />

schlagkräftiges Hochleistungsteam bilden,<br />

bei dem führungsintelligente Prinzipien<br />

berücksichtigt sind. So kann die Leistungsphase<br />

(„Performancephase“) relativ rasch<br />

erreicht werden. Besondere Bedeutung<br />

kommt dabei dem Teamleiter zu, der über<br />

dezidierte Teamführungsqualitäten verfügen<br />

muss.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

83


PERSONALMANAGEMENT<br />

Schwierige Berufssituationen erfordern professionelle Hilfe<br />

Führungskräfte mit der Rolle<br />

<strong>als</strong> Coach häufig überfordert<br />

AUTOR<br />

Günther Mohr<br />

ist Diplom-Psychologie und<br />

Diplom-Volkswirt. Er leitet das<br />

Institut für Coaching, Training<br />

und Consulting in Hofheim.<br />

Stehen Mitarbeiter vor wichtigen und einschneidenden Veränderungsprozessen im Berufsleben, wollen viele<br />

Institute einen kompetenten Coach zur Seite stellen. Der durchaus wohlmeinende und führungsstarke Vorgesetzte<br />

<br />

<br />

private Schwierigkeiten, Schicks<strong>als</strong>schläge oder Krankheiten aufgearbeitet werden müssen.<br />

Was charakterisiert eine moderne Führungskraft?<br />

Zu allererst eine Führungshaltung,<br />

die effizienzsteigernd und<br />

motivationsfördernd wirkt. Damit einher<br />

geht, dass Führungs-Kommunikationstechniken<br />

auch wirklich (vor)gelebt werden. Viele<br />

Führungskräfte haben Coaching-Methoden<br />

im Laufe ihrer Karriere schon kennengelernt.<br />

Unter Führungshaltung wird dabei verstanden,<br />

Mitarbeitern gegenüber eine fördernde<br />

Haltung einzunehmen.<br />

Dieser Gedanke ist nicht prinzipiell neu.<br />

Er hat schon die alten Handwerksmeister<br />

ihren Gesellen gegenüber ausgezeichnet,<br />

wie auch den fürsorglichen Sparkassen-<br />

Filialleiter seinen Mitarbeitern gegenüber.<br />

Früher hieß das nur nicht Coach. Sowohl<br />

Handwerksmeister <strong>als</strong> auch Filialleiter haben<br />

das intuitiv und aus der Lebenserfahrung<br />

heraus getan. Heute kommen spezielle<br />

Coaching-Techniken hinzu. Entwicklungsorientierte<br />

Führungskräfte lernen etwa, systemisch<br />

zu fragen. Darunter ist zu verstehen,<br />

gelernt zu haben, dem jeweiligen Gegenüber<br />

präzise, die Eigenressourcen stimulierende<br />

Fragen zu stellen. Genau das ist etwa für<br />

das Delegieren von Aufgaben hin zu einer<br />

selbstverantwortlicher Ausführung durch<br />

den Mitarbeiter sehr förderlich.<br />

Man sollte die Führungskraft aber damit<br />

noch nicht Coach nennen und sie sollte<br />

sich nicht <strong>als</strong> solchen bezeichnen. Denn<br />

Ausgangspunkt der Arbeit ist zunächst die<br />

Rolle, die Führungskräfte in erster Linie wahrnehmen<br />

müssen. Führung besteht heute im<br />

Wesentlichen aus drei Teilrollen:<br />

> Leistungsmanager<br />

> Teamleiter<br />

> Einzelgesprächspartner.<br />

Leitrolle und damit zentrale Aufgabe des<br />

Vorgesetzten, der eine Organisationseinheit<br />

oder sogar ein ganzes Institut führt, ist dabei<br />

die des Leistungsmanagers. Dabei muss<br />

stets die Leistung der geführten Gruppe und<br />

deren einzelne Mitglieder im Auge behalten<br />

sowie gesteuert werden. Ein professioneller<br />

Coach dagegen hat eine andere Rollenperspektive.<br />

Er entwickelt unter Einbezug auch<br />

sehr persönlicher Ressourcen eines Menschen<br />

dessen berufliche Kompetenzbasis.<br />

Führungskraft soll verändern<br />

Die Rollen <strong>als</strong> Führungskraft und Coach<br />

können sich in bestimmten Situationen „beißen“,<br />

wenn sie von ein und derselben Person<br />

eingenommen werden sollen – und zwar<br />

mit fatalen Folgen. Vom Leistungsmanager<br />

wird zudem seit etwa 20 Jahren verstärkt<br />

erwartet, das er auch eine Rolle <strong>als</strong> stetiger<br />

Veränderungsmanager übernimmt.<br />

Ein Vermischen von Coaching und Führung<br />

kann auch dazu führen, dass die<br />

Führungskraft mit einem üblicherweise<br />

leistungsschwächeren Mitarbeiter optimistisch<br />

ein Coaching beginnt. Dies müsste die<br />

Leistungsmanagerrolle, die den Mitarbeiter<br />

bezüglich seiner Leistung bewertet und ihm<br />

entsprechende Rückmeldungen gibt, durch<br />

eine die tieferen, persönlichen Ressourcen<br />

des Mitarbeiters ansprechende und ermutigende<br />

Beziehungsaufnahme ergänzen. Der<br />

Mitarbeiter muss dazu aber einen hohen<br />

Vertrauensvorschuss mitbringen, der Coach<br />

eine hohe ethische Verpflichtung haben.<br />

Kurze Zeit später erhält dann dieselbe<br />

Führungskraft den Auftrag, im Rahmen einer<br />

Restrukturierung das Personal in ihrem Bereich<br />

auf 80 Prozent zu reduzieren und dafür<br />

leistungsschwächere Mitarbeiter für Trennungsgespräche<br />

zu benennen. Offensichtlich<br />

ist, in welches Dilemma die Führungskraft<br />

gerät und in welche Vertrauenskrise der<br />

Mitarbeiter gestürzt werden könnte.<br />

Da ein solcher Rollenkonflikt häufiger <strong>als</strong><br />

gedacht auftritt, ist eine Führungskraft <strong>als</strong><br />

Coach äußerst problematisch. Oder die Führungskraft<br />

müsste die Vorgesetztenrolle für<br />

den Fall abgeben, dass sie Coach wird. Eine<br />

solche Vorgehensweise dürfte in der Praxis<br />

jedoch nur schwer umsetzbar sein.<br />

Coaching ist spezifische Kompetenz<br />

Ein Coaching durch den spezialisierten Profi<br />

ist deshalb heute meist eine professionelle,<br />

eigenständige Dienstleistung. Sie wird in<br />

der Praxis entprofessionalisiert, wenn Führungskräfte<br />

ebenfalls <strong>als</strong> Coach bezeichnet<br />

werden. Normalerweise haben Coaches eine<br />

mindestens dreijährige Fachausbildung und<br />

müssen zusätzlich mindestens eine fünfjährige<br />

Erfahrung in diesem Bereich vorweisen.<br />

Dazu muss eine größere Anzahl von Coachings<br />

pro Jahr durchgeführt werden. Nur so<br />

kann Erfahrung in der Coaching-Ausübung<br />

entstehen. Entsprechende Anforderungen<br />

stellt etwa der Deutsche Bundesverband<br />

Coaching für die Akkreditierung <strong>als</strong> Coach.<br />

Eine Führungskraft verfügt selten über<br />

eine solche Ausbildung, weil der berufliche<br />

Schwerpunkt einfach ein anderer ist.<br />

Führungskräfte coachen, wenn überhaupt,<br />

nebenbei. Sie können dadurch nicht die<br />

nötige Coaching-Erfahrung sammeln. Gute<br />

Gespräche, die man ansonsten noch geführt<br />

hat, werden gerne <strong>als</strong> sogenannte Coaching-<br />

Erfahrung bezeichnet. Ohne entsprechend<br />

vereinbarte Rahmenbedingungen sind sie<br />

es aber nicht wirklich.<br />

Führungskräfte-Coaching<br />

verschreckt Mitarbeiter<br />

Coaching wird, wenn man Führungskräfte<br />

zu Coaches umdefiniert, <strong>als</strong> professionelle<br />

Dienstleistung und Hilfe nicht mehr klar<br />

wahrgenommen. In der betrieblichen Praxis<br />

wird diese Unschärfe schnell zum Problem.<br />

Mitunter werden Mitarbeiter, die Schwierigkeiten<br />

im beruflichen Umfeld haben, durch<br />

intern geschulte Kräfte „gecoacht“. Doch<br />

84 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


PERSONALMANAGEMENT<br />

das ist kein Coaching im professionellen<br />

Sinne und damit wenig zielführend. Das ist<br />

umso bedauerlicher, <strong>als</strong> sich Unternehmen<br />

damit einer wichtigen Unterstützungs- und<br />

Hilfsmöglichkeit für Mitarbeiter berauben.<br />

Man sollte hier klar unterscheiden zwischen<br />

jemandem, der über gute Kommunikationsfähigkeiten<br />

in der Führung verfügt,<br />

oder aber in diskretem Rahmen coacht und<br />

in persönlichkeitserweiternden Verfahren<br />

ausgebildet ist.<br />

Was viele Führungskräfte mit ihren<br />

Mitarbeitern im guten Führungsgespräch<br />

tun, ist noch lange kein Coaching. Denn<br />

dabei wird die Kompetenz genutzt, ein<br />

breites Spektrum persönlicher Kontexte<br />

für berufsbezogene persönliche Fragestellungen<br />

bereitstellen zu können. Coaching<br />

behandelt Fragen des Betriebsalltags,<br />

Kommunikations- und Konfliktfähigkeiten,<br />

biographische Ressourcen eines Menschen,<br />

Ordnung der Lebensbereiche in Richtung<br />

gesunder Lebensbalance, das Wahrnehmen<br />

und die Prävention von Grenzsituationen bis<br />

hin zu Gesundheitsstörungen wie Burn-out.<br />

Es beinhaltet vor allem auf Seiten des<br />

Coaches eine integrierte Kompetenz auf<br />

dem Gebiet der Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Hier fließen langjährige persönliche Selbsterfahrungen<br />

ein. Das kann und sollte eine<br />

Führungskraft nicht leisten. Und sie braucht<br />

es auch nicht leisten zu können, weil es dafür<br />

Spezialisten gibt, die diese umfassende<br />

Kompetenz besitzen und dann auch darin<br />

diagnostizieren und fokussieren können.<br />

Führungskräfte sind häufig Manager im<br />

guten Sinne <strong>als</strong>o auch Macher. Das Entwickeln<br />

abstrakter Konzepte ist mitunter nicht<br />

ihr Fall. Genau diese Fähigkeit ist aber im<br />

Coaching erforderlich. Ein guter Coach muss<br />

ferner in der Lage sein, dass was er tut, in der<br />

Sprache der Psychologie oder Pädagogik in<br />

Worte zu fassen und konzeptionell durchdenken<br />

zu können.<br />

Bauch-Coaching<br />

wenig professionell<br />

Eine Vielzahl von Entscheidungen im kommunikativen<br />

Bereich fällen Führungskräfte<br />

aus dem Bauch heraus. Durch Intuition lange<br />

Erlerntes blitzschnell abrufen zu können,<br />

ohne das man weiß, wo es herkommt, ist<br />

sicher eine wichtige Fähigkeit. Aber hier<br />

zeigt sich bei auf Management und Führung<br />

spezialisierten Praktikern ein interessanter<br />

Effekt. Sie bewegen sich im Alltag der ständigen<br />

Einzelentscheidungen auf einer eher<br />

Quelle: Fotolia<br />

Ein professioneller Coach hat eine andere Rollenperspektive <strong>als</strong> der Chef: Er entwickelt, in dem er<br />

sehr persönliche Ressourcen eines Menschen einbezieht, dessen berufliche Kompetenz weiter.<br />

praktischen Ebene und weniger im abstrakt<br />

Strategischen und Konzeptionellen – erst<br />

recht nicht, was die Soft-Skill-Ebene (Persönlichkeit,<br />

Gefühle, Kommunikation etc.)<br />

anbelangt.<br />

Bei Trainingsmaßnahmen im Kommunikationsbereich<br />

lässt sich ein ähnliches<br />

Phänomen beobachten: Eine Führungskraft<br />

im mittleren Alter ist schon vier- bis<br />

fünfmal beispielsweise zum Vier-Ohren-<br />

Modell von Friedemann Schulz von Thun<br />

„beschult“ worden. Auf Nachfrage kann sie<br />

es dennoch kaum repetieren, geschweige<br />

denn in der Praxis anwenden. Ihr fehlt<br />

aufgrund des anderen beruflichen Schwerpunktes<br />

die Konzeptionskompetenz für<br />

solche Persönlichkeitsentwicklungsprozesse<br />

(auch berufliche).<br />

Führungskräfte können somit, wenn sie<br />

in die Rolle des Coaches gedrängt werden,<br />

schnell überfordert sein. Nicht wenige<br />

werden die Funktion jedoch wahrnehmen,<br />

weil sie sich geschmeichelt fühlen. Die mit<br />

der Rolle assoziierte Kompetenz scheint für<br />

manche durchaus ein Traum zu sein.<br />

Doch würde man auch jemanden nebenbei<br />

Arzt spielen lassen, nur weil er eine<br />

kurze Einführung in Medizin bekommen hat<br />

und schon jahrelang einen Rettungswagen<br />

chauffiert? Vermutlich Nein, aber weil der<br />

Beruf Coach noch nicht geschützt ist wie der<br />

des Psychotherapeuten, verwischen in der<br />

täglichen Praxis die wirklichen Kompetenzanforderungen.<br />

Unübersichtliche Coaching-Szene<br />

Die Coaching-Szene trägt an bestimmten<br />

Stellen selbst zum Kompetenzwirrwarr bei:<br />

Manche Ausbildungsinstitute kommunizieren<br />

etwa nicht immer sauber, was und wohin<br />

sie bilden – oft handelt es sich nämlich nur<br />

um reine Weiterbildung. Für Führungskräfte,<br />

die Inhouse-Ausbildungen zum Coach<br />

durchlaufen haben, gilt das fast genauso.<br />

Sie „fühlen“ sich nach ihrer Kurzausbildung<br />

<strong>als</strong> Coach und bieten ihre Dienstleistung<br />

sogar auf dem Markt an. Doch mit dem nur<br />

rudimentär vorhandenen Know-how stoßen<br />

sie schnell an ihre Grenzen.<br />

Fazit<br />

Es spricht nichts dagegen, dass Führungskräfte<br />

mit ihren Mitarbeitern in guter,<br />

unterstützender und zugewandter Weise<br />

kommunizieren, wie sie es schon immer<br />

getan haben. Aber Coaches sind sie dadurch<br />

noch nicht und sollten es aufgrund<br />

ihres Rollenverständnisses auch nicht sein.<br />

Eine Führungskraft kann mit einem entwicklungsorientierten<br />

und -optimistischen<br />

Stil durchaus Coaching-Haltung und -Techniken<br />

nützen. Aber sie sollte sich weder <strong>als</strong><br />

Coach bezeichnen, noch entsprechende<br />

Verträge mit den eigenen Mitarbeitern machen.<br />

Falls ein Mitarbeiter für ein Coaching<br />

geeignet ist oder in Frage kommt, sollte<br />

sie das aus ihrer entwicklungsorientierten<br />

Führungshaltung heraus an einen Coach<br />

delegieren.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

85


ORGANISATION<br />

Mit der DEICH-Methode die E-Mail-Flut eindämmen<br />

Sie haben keine<br />

neuen Nachrichten<br />

AUTOR<br />

Prof. Dr. Martin-Niels Däfler<br />

ist <strong>als</strong> Kommunikationsberater,<br />

Wirtschaftsredakteur und<br />

hauptberuflicher Dozent an der<br />

FOM Hochschule für Oekonomie<br />

& Management in Frankfurt/M.<br />

tätig.<br />

Kaum einer anderen Aussage stimmen Manager lieber zu <strong>als</strong> der These, dass E-Mails die Hauptursache für Stress<br />

und Überlastung sind. Zweifel daran sind mehr <strong>als</strong> berechtigt, werden hier doch Ursache und Symptome vertauscht.<br />

Elektronische Nachrichten sind nämlich nur Werkzeuge: Ein Arzt macht auch nicht sein Skalpell, ein<br />

Bauarbeiter nicht seine Schaufel für eine Überlastung verantwortlich. Vielmehr müssen die wahren Gründe für die<br />

(scheinbare) E-Mail-Flut herausgearbeitet werden. Erst dann lassen sich Gegenmaßnahmen ergreifen. Eine schnell<br />

wirkende Methode ist unter anderem, den Posteingangskorb systematisch zu bearbeiten.<br />

Für viele Führungskräfte und Mitarbeiter<br />

hat die E-Mail-Kommunikation eine<br />

Metamorphose vollzogen: vom Segen zum<br />

Fluch. Mittlerweile ruft das Schlagwort „E-<br />

Mail“ bei vielen Büroarbeitern keine positiven<br />

Assoziationen hervor, vielmehr wird reflexartig<br />

die Metapher von der „Flut“ bemüht.<br />

Einer Studie von Prof. Dr. Michael Nippa<br />

(TU Freiberg) zufolge erhalten die von<br />

ihm befragten Personen durchschnittlich<br />

29 geschäftliche E-Mails pro Tag. Bei den<br />

Führungskräften blinkt der Posteingang<br />

häufiger, nämlich 38 mal täglich. 63 Prozent<br />

dieser Nachrichten stammen von unternehmensinternen<br />

Absendern. Nur 37 Prozent<br />

kommen von außerhalb.<br />

Eine gemeinsame Untersuchung von TNS<br />

Emnid und des Archivierungsspezialisten<br />

Iron Mountain kommt auf weit höhere Zahlen:<br />

Mitarbeiter in großen Unternehmen, vor<br />

allem in der Dienstleistungsbranche, erhalten<br />

mehr <strong>als</strong> 150 E-Mails am Tag – Tendenz<br />

steigend. Unabhängig davon, ob es nun 29,<br />

38 oder 150 elektronische Nachrichten pro<br />

Tag sind, fest steht: Es sind zu viele. Wenig<br />

verwunderlich ist, wenn die Techniker<br />

Krankenkasse in einer Studie feststellt, dass<br />

sich jeder dritte Angestellte in Deutschland<br />

durch die tägliche E-Mail-Flut und die vielen<br />

unerwünschten Nachrichten (Spam) massiv<br />

gestresst fühlt.<br />

Nicht nur die schiere Menge an E-Mails<br />

belastet Manager und Mitarbeiter, sondern<br />

vielfach auch die schlechte Qualität der<br />

elektronischen Post. Da wird entweder ausschweifend<br />

oder viel zu knapp formuliert. Da<br />

fehlt jedwede Gliederung. Die Betreffzeile<br />

bleibt leer oder ist nichtssagend. Wichtige<br />

Informationen werden verschwiegen, dafür<br />

irrelevante Details in epischer Breite geschildert.<br />

Quelle: rasc / Pixelio<br />

Kurzum: Kaum jemand hat offenbar<br />

gelernt, wie strukturierte und verständliche<br />

E-Mails geschrieben werden. Doch das ist<br />

nur eine eher vordergründige Erklärung für<br />

die „E-Mail-Depression“, unter der so viele<br />

Büro arbeiter vorgeben zu leiden. Ein anderer,<br />

@<br />

@<br />

@<br />

@<br />

@<br />

@<br />

@<br />

noch wichtigerer Grund liegt bei den Menschen<br />

selbst, die über die E-Mail-Flut klagen:<br />

> Oftm<strong>als</strong> ist ein hoher Posteingang auch<br />

ein Zeichen mangelnder Führungs- und<br />

Organisationsfähigkeit bzw. fehlenden<br />

Vertrauens.<br />

@<br />

@<br />

@<br />

Mit E-Mails lassen sich heute selbst entfernte Kontinente sekundenschnell erreichen. Um die<br />

neue Kommunikationsform stressfrei einzusetzen, ist vor allem eine effiziente Planung hilfreich.<br />

86 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


ABBILDUNG 1<br />

ORGANISATION<br />

Erfassung des Posteingangs per Strichliste<br />

Begegnen kann man ihr mit der vom Autor<br />

entwickelten „DEICH“-Methode, deren wichtigste<br />

Komponenten im Folgenden beschrieben<br />

werden.<br />

Dauerthemen und<br />

-absender erkennen<br />

Im ersten Schritt geht es darum, die häufigsten<br />

„Störenfriede“ zu entlarven. Zunächst<br />

wird dazu ein Zeitraum festgelegt, für den der<br />

jeweilige E-Mail-Eingang analysiert werden<br />

soll. Erfahrungsgemäß reicht es aus, E-Mails<br />

der zurückliegenden vier bis sechs Wochen<br />

zu betrachten. Vorrangig geht es darum,<br />

die Absender zu identifizieren. Dazu sollte<br />

zunächst eine Liste mit den Namen der Personen<br />

bzw. Abteilungen erstellt werden, die<br />

E-Mails verschickt haben.<br />

Für jede Mail, die von einer bestimmten<br />

Person/Abteilung gekommen ist, gibt es<br />

einen Strich hinter dessen/deren Namen.<br />

Vermutlich sind – gemäß des Pareto-Prinzips<br />

– ungefähr 20 bis 30 Prozent der Absender<br />

für etwa 70 bis 80 Prozent des E-Mail-<br />

Verkehrs verantwortlich. Im Beispiel (s. Abb.<br />

1) sind das die beiden Absender „Dr. Vogler“<br />

und die Abteilung Personal.<br />

Manchmal – das hängt von der Position<br />

im Institut oder der genauen Aufgabe ab –<br />

sind es nicht einzelne Absender, sondern<br />

bestimmte Themen, die einen überdurchschnittlichen<br />

E-Mail-Verkehr erzeugen. Mit<br />

der gleichen Methode lassen sich dann die<br />

„Top-Themen“ einkreisen. Mitunter ist es<br />

sinnvoll, gleich zwei Listen zu erstellen – eine<br />

Absender- und eine Themenliste. Hat man<br />

beide Listen im Blick, zeigt sich wer oder was<br />

die „Sorgenkinder“ sind.<br />

Diese Problemfälle müssen genauer<br />

analysiert werden:<br />

> Warum werden E-Mails geschrieben?<br />

> Welcher Art sind die E-Mails? Sind es eher<br />

E-Mails nach dem Motto „Ich habe dem<br />

Kunden ABC unser Finanzprodukt XYZ<br />

verkauft und wollte diesen Sachverhalt<br />

mitteilen, damit Sie wissen, wie erfolgreich<br />

ich bin“? Oder handelt es sich um (nach)<br />

fragende E-Mails, die eine konkrete Aktion/<br />

Antwort erfordern wie „Welche Kunden<br />

sollen wir zu unseren Innovationstagen<br />

einladen?“ Zu dritten Kategorie zählt Erinnerungspost<br />

wie „Haben Sie schon Gelegenheit<br />

gehabt, sich den Vertriebsplan<br />

für die Region Süd anzusehen?“<br />

Hinter jedem E-Mail-Typ stehen meist Versäumnisse<br />

auf Adressatenseite. Konkret<br />

können das sein:<br />

Name Erhaltene Mails in KW 38/2011 Summe Anteil<br />

Schmitt, Manfred ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||| 28 13,3 %<br />

Dr. Vogler ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| |||| 34 16,1 %<br />

Krause, Marcus ||||| ||||| ||||| | 16 7,6 %<br />

Englert, Simone ||||| ||||| ||||| ||||| || 22 10,4 %<br />

Abteilung Personal ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||| 48 22,7 %<br />

Andere ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||||| ||| 63 29,8 %<br />

Summe 211 100,0 %<br />

> Mitarbeiter haben zu wenige Kompetenzen.<br />

> Mitarbeiter sind nur unzureichend über<br />

ihre Aufgaben informiert worden.<br />

> Mitarbeitern wurden Prozesse oder<br />

Verantwortlichkeiten nicht klar genug<br />

beschrieben.<br />

> Mitarbeiter erhalten zu wenig Anerkennung.<br />

> Mitarbeiter sind dazu angehalten, permanent<br />

über ihre Aktivitäten Bericht zu<br />

erstatten.<br />

> Mitarbeiter bekommen kein Feedback,<br />

wann sie mit einer Antwort rechnen können.<br />

Auf den Punkt gebracht: Bevor andere für den<br />

Dauerstau im Posteingang verantwortlich<br />

gemacht werden, sollte die eigene Arbeitsweise<br />

selbstkritisch hinterfragt werden:<br />

> Sind meine Briefings ausführlich genug<br />

und aussagekräftig?<br />

> Habe ich die Abläufe in meinem Bereich<br />

verständlich und detailliert beschrieben?<br />

> Gewähre ich meinen Mitarbeitern die<br />

Freiräume und Kompetenzen, die sie<br />

brauchen, um ihre Aufgaben selbstständig<br />

ausführen zu können?<br />

> Spreche ich gelegentlich ein konkretes<br />

Lob aus?<br />

> Bin ich selbst so gut organisiert, dass<br />

sich meine Mitarbeiter darauf verlassen<br />

können, dass ihre Anfragen zuverlässig<br />

beantwortet werden – auch wenn es einmal<br />

länger dauern sollte?<br />

Einmal-Prinzip anwenden<br />

Jeder hat das schon einmal erlebt: Man hat<br />

eine E-Mail zwar gelesen, anschließend<br />

jedoch nichts getan, sondern sie einfach wieder<br />

geschlossen. Dabei schwingt häufig der<br />

Gedanke mit, jetzt gerade nicht genügend<br />

Zeit zur Bearbeitung bzw. Beantwortung zu<br />

haben. Mitunter wird auch schlicht vergessen,<br />

die E-Mail zu löschen oder „gescheit“<br />

abzulegen. Offen gesagt: Das sind Anfängerfehler.<br />

„Normale“ Post wird doch auch aus dem<br />

Briefkasten genommen und gelesen. Sie<br />

wird nicht wieder zurück in den Briefkasten<br />

gestopft. Genau das passiert aber oft mit<br />

dem E-Briefkasten. Dabei ist der E-Mail-<br />

Posteingang – metaphorisch ausgedrückt<br />

– ausschließlich eine Landebahn und kein<br />

Hangar. E-Mails, die aus dem Posteingang<br />

heraus geöffnet werden, sollte man<br />

> direkt beantworten oder weiterleiten,<br />

> löschen,<br />

> ablegen,<br />

> in einen Ordner „zu bearbeiten“ verschieben.<br />

Werden E-Mails nicht nach einer dieser vier<br />

Regeln behandelt, quillt der Posteingang<br />

innerhalb kürzester Zeit von E-Mails über,<br />

die bereits gelesen worden sind. Die zeitfressende<br />

Folge: Elektronische Nachrichten werden<br />

zwei- mitunter sogar dreimal gelesen,<br />

bevor sie ihren Weg aus dem Posteingang<br />

finden. Nicht nur das: Es wird zusätzliche<br />

Zeit benötigt, um sich in den jeweiligen Sachverhalt<br />

hineinzudenken. Dieser berüchtigte<br />

Sägezahneffekt lässt sich vermeiden, in dem<br />

diszipliniert das Einmal-Prinzip angewendet<br />

und beim ersten Lesen einer E-Mail entschieden<br />

wird, was damit passieren soll.<br />

INFOBOX 1<br />

Praxisbeispiel<br />

zur DEICH-Methode<br />

Ich habe eine Liste mit Absendern eines<br />

Zeitraums von sieben Wochen erstellt<br />

und dabei herausgefunden, dass die<br />

überwiegende Zahl der E-Mails, die ich<br />

erhalten haben, von meinen Studenten<br />

stammte. Die angehenden Akademiker<br />

haben dabei vorrangig formale Fragen<br />

zu den Seminararbeiten, die zu erstellen<br />

waren, gestellt. Was habe ich gemacht?<br />

Die Informationen, die ich üblicherweise<br />

zu Semesterbeginn verteile, wurden<br />

wesentlich ausführlicher gestaltet und<br />

dabei alle Fragen berücksichtigt, die in<br />

den E-Mails der jüngeren Vergangenheit<br />

gestellt worden waren. Der positive<br />

Effekt war sofort deutlich spürbar:<br />

E-Mails mit Fragen zur Gestaltung<br />

von Seminararbeiten gingen deutlich<br />

zurück. Das persönliche E-Mail-Aufkommen<br />

war deutlich reduziert.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

87


ORGANISATION<br />

¯<br />

Informierende E-Mails begrenzen<br />

Informierende E-Mails finden sich am häufigsten<br />

im Posteingang. In der Regel wird<br />

darin kein konkretes Handeln erwartet. Die<br />

Adressaten werden lediglich über Fort- oder<br />

Rückschritte bei Projekten bzw. über neue<br />

Sachverhalte in Kenntnis gesetzt. Mit den<br />

Absendern, die häufig solche E-Mails schreiben,<br />

sollte in jedem Fall gesprochen werden.<br />

Dabei sollten die Beweggründe verdeutlicht<br />

werden wie:<br />

> Der Posteingang soll dauerhaft niedrig<br />

gehalten werden.<br />

> Man möchte nur noch über solche Vorgänge<br />

informiert werden, die wichtig sind. Damit<br />

ist es jedoch nicht getan: Zu definieren<br />

ist nämlich, was „wichtig“ bedeutet, <strong>als</strong>o<br />

etwa, wenn sich ein Kunde beschwert oder<br />

wenn ein Projektmeilenstein nicht erreicht<br />

worden ist.<br />

Es kann langfristig sehr lohnend sein, gemeinsam<br />

mit den Mitarbeitern Entscheidungsregeln<br />

aufzustellen – so haben alle Betroffenen<br />

Handlungssicherheit. Das ist jedoch<br />

nur dann sinnvoll, wenn sich die Entscheidungssituation<br />

häufiger so oder ähnlich<br />

wiederholt. Andernfalls wird ein ein nicht zu<br />

rechtfertigender Bürokratismus betrieben.<br />

Eine weitere Empfehlung: Mitarbeiter<br />

sollten gebeten werden, Informationen zusammenzufassen,<br />

das heißt, nicht anlassgetrieben<br />

zu schreiben, sondern beispielsweise<br />

nur einmal die Woche eine kurze Übersicht<br />

der relevantesten Neuigkeiten zu verfassen.<br />

Wenn es sich um Informationen handelt,<br />

die sich an einen breiten Leserkreis richten –<br />

wie etwa an die ganze Abteilung oder sogar<br />

das komplette Unternehmen –, dann ist eine<br />

Radikalkur empfehlenswert: Nicht beachten<br />

und einfach löschen! Wem das zu riskant<br />

erscheint, schiebt solche E-Mails ungelesen<br />

in einen entsprechenden Ordner. Bei Bedarf<br />

lassen sie sich dort wieder „herausfischen“.<br />

Die Begründung für diese Vorgehensweise<br />

ist einfach: Was wirklich wichtig ist, erfährt<br />

man ohnedies. Alles andere hat mitunter<br />

eine Halbwertzeit von wenigen Tagen. Der<br />

US-amerikanische Philosoph und Schriftstellers<br />

Ralph Waldo Emerson hat es einmal auf<br />

den Punkt gebracht:<br />

> „Es gibt viele Dinge, die ein kluger Mann<br />

nicht wissen will.“<br />

Clever schreiben und antworten<br />

Seien wir ehrlich: Vielfach liegt es an unseren<br />

eigenen, mitunter mangelhaften Fähigkeiten,<br />

dass wir so viele E-Mails bekommen.<br />

Um ein Programmierer-Bonmot leicht<br />

abzuwandeln: „Garbage out – garbage in!“<br />

Schlecht formulierte, unvollständige oder<br />

unstrukturierte E-Mails, die wir versenden,<br />

führen zu Nachfragen oder Missverständnissen.<br />

Häufig ist dem Empfänger auch gar<br />

nicht bewusst, dass etwas von ihm erwartet<br />

wird, weil eine klare Handlungsaufforderung<br />

fehlt. In der Folge „trudeln“ dann E-Mails ein<br />

mit Inhalten wie:<br />

> Ist Herr Müller aus dem Marketing über das<br />

XY-Projekt zu informieren?<br />

> Muss die Finanzanwendung ZX auch auf<br />

der Messe ausgestellt werden?<br />

> Sollen bei der Lieferanten-Analyse Ausländer<br />

berücksichtigen werden?<br />

Klar wird aus den Fragen, dass man oft genug<br />

selbst schuld ist, wenn zu viele (Nach)Fragen<br />

kommen. Das kann, wie bereits geschildert,<br />

an einem unzureichenden Briefing liegen<br />

oder einer unvollständigen Reaktion auf eine<br />

Anfrage oder Bitte.<br />

Der auf der Hand liegende Ratschlag<br />

lautet <strong>als</strong>o: Werden Anweisungen gegeben<br />

oder ein Sachverhalt geschildert, sollte das<br />

so ausführlich und genau wie erforderlich,<br />

aber auch nicht länger sein. Damit werden<br />

E-Mails, die rein der Aufklärung und Konkretisierung<br />

dienen, vermieden. Dazu ein Tipp:<br />

> Müssen mehrere Punkte angesprochen<br />

werden, empfiehlt sich eine Durchnummerierung<br />

der Aussagen. Das hat zwei Vorteile:<br />

Zum einen ist es für den Empfänger<br />

einfacher, Bezug auf die einzelnen Inhalte<br />

zu nehmen. Und zum anderen wird der<br />

Text dadurch logisch gegliedert. Klarheit<br />

im Layout sorgt für Klarheit im Kopf.<br />

Ein weiterer Hinweis: Pro E-Mail sollte nur<br />

ein Thema behandelt werden, auch wenn<br />

dem Empfänger zu mehreren Themen etwas<br />

mitzuteilen wäre. Hauptgrund ist, dass Probleme<br />

beim Weiterleiten vermieden werden.<br />

Absender wie Empfänger können die E-Mail<br />

genau zuordnen bzw. ablegen und eine<br />

eventuelle Wiedervorlage ist leichter.<br />

Die eigenen E-Mails sollten so präzise<br />

wie möglich und vorausschauend sein. Es<br />

ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, das<br />

Vorgehen und das mögliche Ergebnis genau<br />

zu überdenken. Angenommen, von einem<br />

Mitarbeiter wird eine Liste aller Lieferanten<br />

benötigt, die im letzten Quartal in Verzug<br />

waren. Was müsste er wissen, um diese<br />

Aufgabe vollständig und im Sinne des Absenders<br />

zu erledigen? Zum Beispiel, ob es eine<br />

Toleranz bzw. eine bestimmte Messeinheit<br />

gibt: Wird die Verzögerung taggenau oder<br />

INFOBOX 2<br />

E-Mail-Hygiene<br />

1.Bezieht man sich auf eine E-Mail,<br />

<br />

der E-Mail und nicht ans Ende. Der<br />

<br />

spart sich zudem Zeit, da er nicht nach<br />

unten blättern muss, um die Antwort<br />

zu finden.<br />

<br />

<br />

solche Teile stehen lassen, auf die sich<br />

die Antwort bezieht. Auch das bedeutet<br />

Zeitgewinn.<br />

3. Vor dem Verschicken der Antwort<br />

sollte geprüft werden, ob auf alle<br />

Punkte des Absenders eingegangen<br />

worden ist. Hier liegt einer der Hauptursachen<br />

für (nach)fragende E-Mails:<br />

Von drei angesprochenen Punkten<br />

wurden nur zwei beantwortet. Der<br />

Empfänger muss in der Folge erneut<br />

schreiben. Das ist nicht nur ärgerlich,<br />

sondern unprofessionell.<br />

pro Kalenderwoche gezählt? Sollen alle<br />

Lieferanten erfasst werden, <strong>als</strong>o auch der<br />

Büroartikel-Shop?<br />

Zu begründen ist ferner, warum eine<br />

bestimmte Information benötigt bzw. eine<br />

bestimmte Aufgabe gestellt wird. Ein solches<br />

Hintergrundwissen hilft dem Empfänger,<br />

Bedeutung und Zweck seiner Arbeit zu verstehen.<br />

Klar sein muss auch, in welcher Form<br />

die Ergebnisse dargestellt werden (Excel-<br />

Tabelle, Diagramm, einfach <strong>als</strong> Antwort in<br />

einer E-Mail etc.).<br />

Manchmal ist es nicht ein mangelhaftes<br />

Briefing, sondern Nachlässigkeit oder sogar<br />

Ignoranz, die zusätzliches E-Mail-Aufkommen<br />

provoziert, nämlich, wenn nicht auf<br />

Nachrichten reagiert wird. Kommunikation<br />

ist auf Feedback ausgerichtet! Wie geht es<br />

einem selbst, wenn man jemandem geschrieben<br />

hat und keine Antwort bekommt?<br />

Verschiedene Erklärungen sind möglich:<br />

> Hat der andere meine E-Mail überhaupt<br />

bekommen?<br />

> Hat er sie gelesen?<br />

> Überlegt er noch?<br />

> Ist er bereits damit beschäftigt, meine<br />

Frage zu beantworten oder meine Bitte<br />

auszuführen?<br />

> Hat er mich nicht verstanden?<br />

> Kann er meine Frage mangels Wissen<br />

überhaupt nicht beantworten – ist er <strong>als</strong>o<br />

der f<strong>als</strong>che Ansprechpartner?<br />

88 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


ORGANISATION<br />

> Hat er gerade keine Zeit, sich darum zu<br />

kümmern?<br />

> Hat er vielleicht auch einfach nur vergessen,<br />

mir zu antworten?<br />

Also: Wenn eine E-Mail nicht sofort zu beantworten<br />

ist, sollte zumindest der Empfang<br />

bestätigt werden. Für den Absender ist es<br />

zudem hilfreich zu wissen, bis wann mit einer<br />

Antwort zu rechnen ist. Das sind nur wenige<br />

Worte, doch ersparen sie weitere (nach)<br />

fragende E-Mails.<br />

Heuristiken benutzen<br />

Unter Heuristik versteht man die „Kunst“,<br />

mit begrenztem Wissen und wenig Zeit gute<br />

Lösungen zu finden. In diesem Sinne ist<br />

der letzte Baustein der DEICH-Methode zu<br />

verstehen. Die folgenden Empfehlungen für<br />

das E-Mail-Management sollen <strong>als</strong> Anregung<br />

dienen, selbst Heuristiken zu entwickeln. Die<br />

unten genannten sind praxiserprobt und<br />

helfen, die Bearbeitungszeit von E-Mails<br />

deutlich zu senken.<br />

Allerdings besteht auch die Gefahr, dass<br />

bei Anwendung der Hinweise gelegentlich<br />

eine wichtige E-Mail unbearbeitet bleibt<br />

bzw. zu spät beantwortet wird. Insofern sind<br />

es eben „nur“ gute und keine optimalen<br />

Lösungen. Aber, das muss man akzeptieren,<br />

wenn man das E-Mail-Chaos beherrschen will:<br />

> Nur noch zwei- bis dreimal täglich in den<br />

Posteingang schauen und E-Mails gebündelt<br />

abarbeiten.<br />

> Im Mail-Programm die Regel einstellen,<br />

dass eingehende E-Mails, die im „An-Feld“<br />

nur den Adressaten zeigen, in einem separaten<br />

Ordner landen. Der ist dann mit<br />

höchster Priorität zu bearbeiten. E-Mails,<br />

bei denen der Adressat nur einer von mehreren<br />

Empfängern ist oder nur eine Kopie<br />

erhalten hat, sind in aller Regel weniger<br />

wichtig.<br />

> Nach einer längeren Abwesenheit, etwa<br />

nach einer Geschäftsreise, ist der Posteingang<br />

nicht – wie üblich – nach Datum,<br />

sondern nach Personen zu sortieren. Auf<br />

diese Weise werden alle E-Mails eines<br />

Absenders gebündelt gesehen. Die Nachrichten<br />

einer Person nacheinander lesen,<br />

erledigt manches schon „von allein“.<br />

> Ablegen von E-Mails nur dann in entsprechenden<br />

Verzeichnissen/Ordnern, wenn<br />

der Inhalt später noch von Bedeutung ist.<br />

Überhaupt sollte man sich grundsätzlich<br />

Gedanken zum Thema Archivierung machen.<br />

Viele Menschen entwerfen und pflegen ein<br />

ausgeklügeltes Ablagesystem, was sehr<br />

viel Zeit kostet. Doch häufig ist es so, dass<br />

gerade die „Ordnungsfetischisten“ nur<br />

selten auf archivierte E-Mails zurückgreifen<br />

müssen. Wenn im jeweiligen Arbeitsbereich<br />

nur selten auf alte E-Mails zurückgegriffen<br />

werden muss, ist ernsthaft zu überlegen, ob<br />

tatsächlich ein differenziertes Ablagesystem<br />

benötigt wird – sofern das mit Firmenrichtlinien<br />

im Einklang steht.<br />

Fazit<br />

Ein überlaufender E-Mail-Posteingang<br />

ist selten die wahre Ursache von Stress<br />

und Überlastung, sondern meistens ein<br />

Symptom schlechter oder unzureichender<br />

ten<br />

ist er mitunter ein Anzeichen für einen<br />

ausgeprägten Kontrolldrang oder eine<br />

fehlende Bereitschaft, Verantwortung und<br />

Aufgaben abzugeben.<br />

E-Mails sind lediglich ein Werkzeug<br />

im modernen Büroalltag, nicht mehr und<br />

nicht weniger. Es gilt, sie richtig einzusetzen<br />

– die DEICH-Methode hilft dabei. Sie<br />

ist ein pragmatisches und schnell anzuwendendes<br />

Verfahren, um dauerhaft das<br />

E-Mail-Aufkommen zu senken. Allerdings<br />

hängt die Erfolgswahrscheinlichkeit wie<br />

bei nahezu jeder Methode ganz maßgeblich<br />

davon ab, wie diszipliniert Anwender<br />

die einzelnen Regeln befolgen.<br />

Nutzer bestätigen, dass vor allem die<br />

erstmalige Anwendung des „D-Schrittes“<br />

zu einer deutlichen Entlastung führt. Die<br />

Umsetzung bzw. Einhaltung der Schritte<br />

„E“ bis „H“ ist demzufolge im beruflichen<br />

Alltag jedoch schwieriger. Auf den Punkt<br />

gebracht: Ihren vollen Nutzen kann die<br />

DEICH-Methode nur entfalten, wenn die<br />

bisherigen E-Mail-Gewohnheiten grundlegend<br />

geändert werden. Ist das der Fall, hat<br />

man einen belastbaren Damm gegen die<br />

E-Mail-Flut errichtet.<br />

¯<br />

Literatur<br />

1 Däfler, Martin-Niels: Karriereführerschein,<br />

Frankfurt/Main 2011<br />

2 Burger, Arno: E-Mail-Management im Job,<br />

2. Aufl., Berlin 2009<br />

3 Schneider, Wolf: Deutsch! Das Handbuch für<br />

attraktive Text, Hamburg 2007<br />

Quelle: Rainer Sturm / Pixelio<br />

Eine zentrale Rolle spielt im gesamten Kommunikationsprozess per E-Mail das schnelle Wiederauffinden von Informationen. Jeder Mitarbeiter sollte<br />

deshalb eine individuelle, auf seine Funktion zugeschnittene Ablagesystematik entwickeln. Die muss im Einklang mit den Institutsvorgaben stehen.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

89


CONTROLLING<br />

<br />

<br />

Projektmanagement unter (Un-)Sicherheit<br />

Basel III in der<br />

praktischen Umsetzung<br />

AUTOREN<br />

Dr. Silvio Andrae<br />

ist Referent beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin und leitet das<br />

Teilprojekt „Umsetzungsleitfaden<br />

Basel III.<br />

Dr. Martin Lippert<br />

ist Abteilungsdirektor und Leiter<br />

„Koordination Betriebswirtschaft<br />

und Aufsicht“ beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin.<br />

Die Europäische Kommission hat im Juli 2011 den Verordnungsentwurf zur Umsetzung von Basel III in Europa<br />

(CRR) veröffentlicht. Aktuell beschäftigt die Kreditwirtschaft deshalb, wie diese neuen regulatorischen Anforderungen<br />

umgesetzt werden können. Auch wenn die Einzelheiten endgültig erst im Sommer 2012 feststehen, dürfen die<br />

Institute keine Zeit verlieren. Der neue „DSGV-Umsetzungsleitfadens Basel III“ informiert Anwender über den<br />

aktuellen Stand der neuen Anforderungen. Mit seiner Hilfe lassen sie sich zielgerichtet, risikoorientiert und<br />

betriebswirtschaftlich sinnvoll umsetzen.<br />

Basel III bringt vor allem neue Regelungen<br />

für die Eigenkapitalausstattung,<br />

das Liquiditäts- und Ausfallrisikomanagement<br />

sowie die Abrechnung außerbörslicher<br />

Derivate über eine zentrale Clearingstelle.<br />

Das Regelwerk tritt voraussichtlich zum<br />

1. Januar 2013 in Kraft. Aus dem umfangreichen<br />

Gesetzesvorschlag lassen sich<br />

bereits heute die Punkte herauslesen, die<br />

für Sparkassen und Landesbanken von<br />

besonderer Bedeutung sind. Sie sollten<br />

vor allem Gegenstand der in diesem Jahr<br />

beginnenden Umsetzungsaktivitäten in den<br />

Instituten sein.<br />

Aus Sicht eines regional ausgerichteten<br />

und im Verbund organisierten Instituts sind<br />

zum aktuellen Zeitpunkt drei wesentliche<br />

strategische Handlungsfelder von Bedeutung:<br />

> Stärkung des Eigenkapit<strong>als</strong><br />

> Neubewertung des Derivate-Einsatzes<br />

> Optimierung der Liquiditätsausstattung.<br />

Auf allen Handlungsfeldern sind Entscheidungen<br />

zu treffen und die notwendigen<br />

Maßnahmen einzuleiten, wie Tabelle 1 zeigt.<br />

Stärkung des Eigenkapit<strong>als</strong><br />

Ein wesentlicher Bestandteil des neuen<br />

Regelwerks besteht in der erhöhten Anforderung<br />

an die Eigenkapitalbasis der Institute.<br />

Neben stufenweise höheren Kapitalquoten<br />

verschärfen sich vor allem auch die qualitativen<br />

Kriterien für die Anrechnungsmöglichkeit<br />

der einzelnen Kapitalinstrumente <strong>als</strong><br />

aufsichtsrechtliches Eigenkapital. Der Fokus<br />

liegt auf dem verlusttragenden Kernkapital.<br />

Jedes Institut muss künftig deutlich mehr<br />

hartes Kernkapital vorhalten. Gleichzeitig<br />

wird einschränkt, was <strong>als</strong> hartes Kernkapital<br />

angerechnet werden darf. Zudem verändert<br />

sich die Berechnungssystematik für die regulatorischen<br />

Eigenmittel erheblich. Dazu sind<br />

die Abzugs- und Korrekturposten vollständig<br />

überarbeitet worden.<br />

Ein vor allem für Sparkassen kritischer<br />

Punkt ist, dass ein Kapitalabzug von indirekten<br />

Finanzbeteiligungen (über Dritte<br />

gehaltene Beteiligungen an Kreditinstituten,<br />

Versicherungen, Finanzunternehmen etc.)<br />

hinzukommt. Auch wenn die Kapitalabzüge<br />

nicht sofort ab 2013 in vollem Umfang gelten<br />

Quelle: EU-Kommission<br />

Brüssel wird immer mehr zum Dreh- und Angelpunkt auch für die Finanzwirtschaft. Seit Juli<br />

2011 liegt von der EU-Kommission der Verordnungsentwurf zur Umsetzung von Basel III vor.<br />

90 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


TABELLE 1<br />

CONTROLLING<br />

Handlungsfelder und mögliche Maßnahmen<br />

werden, kann es in Abhängigkeit von den<br />

Beteiligungsverhältnissen im Einzelfall zu<br />

einer deutlichen Reduktion des harten Kernkapit<strong>als</strong><br />

kommen. Allerdings gibt es bei den<br />

Kapitalabzügen noch eine Vielzahl offener<br />

Fragen, die in den kommenden Wochen und<br />

Monaten geklärt werden müssen.<br />

Stille Vorsorgereserven gemäß Paragraph<br />

340f Handelsgesetzbuch (HGB), so ein weiterer<br />

Punkt, sollen ab 2013 voraussichtlich<br />

vollständig <strong>als</strong> Ergänzungskapitalinstrument<br />

wegfallen. Nach aktueller Lesart der<br />

EU-Verordnung kommen dafür nicht einmal<br />

die Übergangsvorschriften in Betracht, wonach<br />

nicht mehr anerkannte Kapitalinstrumente<br />

über einen Zehn-Jahreszeitraum in<br />

Raten angerechnet werden können.<br />

Damit gibt es einen erheblichen Handlungsbedarf.<br />

Auf Grundlage individueller<br />

Zielquoten sollten die Institute szenariobasierte<br />

und langfristige Planungsrechnungen<br />

durchführen, die einen möglichen Kapitalmehrbedarf<br />

identifizieren. Gegebenenfalls<br />

sind Maßnahmen einzuleiten, etwa offene<br />

Vorsorgereserven zu bilden oder Gewinnthesaurierung<br />

vorzunehmen.<br />

Die institutsinterne Entscheidung, stille<br />

Vorsorgereserven nach Paragraph 340f HGB<br />

aufzulösen und gegebenenfalls nach Paragraph<br />

340g HGB oder <strong>als</strong> offene Rücklagen<br />

neu zu bilden, hängt dabei von verschiedenen<br />

Faktoren bzw. Ausgangsfragen ab:<br />

> Wie sieht die Kernkapitalausstattung des<br />

Instituts heute bzw. künftig aus?<br />

> Wie ist der Abzug indirekter Finanzbeteiligungen<br />

ab 2013 (inklusive Übergangsfrist)<br />

zu handhaben?<br />

> Wie positioniert sich ein Institut in Bezug<br />

auf den Zinsrisikokoeffizienten heute bzw.<br />

künftig?<br />

> In welcher Weise wird ein Institut seine<br />

Großkreditobergrenze 1 heute bzw. künftig<br />

auslasten?<br />

Die Entscheidung zum Umgang mit den<br />

Vorsorgereserven hängt somit von verschiedenen<br />

Aspekten ab, die teilweise selbst sehr<br />

unsicher sind (s. Fallbeispiel). Im Einzelfall<br />

müssen mitunter bereits bis zum 31. März<br />

2012 im Rahmen des Jahresabschlusses<br />

für 2011 Maßnahmen getroffen werden.<br />

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) diskutiert derzeit Lösungsansätze,<br />

die eine solche Entscheidung vermeiden<br />

sollen. Bis Ende des 1. Quart<strong>als</strong> 2012 sollte<br />

zumindest Klarheit darüber herrschen, wie<br />

die Anrechnung der stillen Vorsorgereserven<br />

künftig erfolgt.<br />

Handlungsfelder<br />

Stärkung des Eigenkapit<strong>als</strong><br />

Neubewertung des<br />

Derivate-Einsatzes<br />

<br />

Liquiditätsausstattung<br />

Mögliche Maßnahmen<br />

Neubewertung des<br />

Derivate-Einsatzes<br />

Institute setzen in der Regel außerbörslich<br />

gehandelte Derivate (vor allem Zins-<br />

Derivate) ein, um Risiken abzusichern. Die<br />

neue EU-Verordnung European Market<br />

Infrastructure Regulation (EMIR) sieht vor,<br />

dass diese Derivate künftig über zentrale<br />

Clearing-Häuser abzurechnen sind. Derartige<br />

Einrichtungen wie Eurex Clearing oder<br />

LCH Clearnet stehen künftig für das Ausfallrisiko<br />

sämtlicher Derivate-Kontrakte ein,<br />

die der Gesetzgeber <strong>als</strong> Clearing-pflichtig<br />

kennzeichnet.<br />

In Abhängigkeit vom Umfang des<br />

künftigen Derivate-Einsatzes werden die<br />

Sparkassen ihr Clearing über so genannte<br />

Clearing-Mitglieder wie die Landesbanken<br />

abwickeln, da sie über einen direkten Zugang<br />

zum Clearing-Haus verfügen. Institute mit<br />

einem eingeschränkten Derivate-Einsatz<br />

werden möglicherweise von der Befreiung<br />

der Clearing-Pflicht Gebrauch machen, die<br />

die EMIR-Verordnung für gruppeninterne<br />

Transaktionen vorsehen wird.<br />

Neben der geschäftspolitischen Neubewertung<br />

über den künftigen Einsatz dieser<br />

OTC-Derivate ist das bestehende Derivate-<br />

Portfolio zu analysieren. Dafür gilt zwar keine<br />

rückwirkende Clearing-Pflicht. Allerdings<br />

müssen für die vor dem Inkrafttreten von<br />

EMIR bilateral vereinbarten OTC-Derivate ab<br />

1. Januar 2013 zusätzliches Eigenkapital (für<br />

das sogenannte CVA-Risiko 2 ) unterlegt und<br />

höhere Anforderungen an das Risikomanagement<br />

erfüllt werden. Zudem sind künftig<br />

sämtliche Transaktionen an zentrale Register<br />

zu melden. Für bestehende Derivate sind<br />

– Ist-Kapit<strong>als</strong>ituation analysieren und szenariobasisierte<br />

Planungsrechnungen durchführen<br />

– Zielgrößen für Kapitalquoten festlegen und potentiellen<br />

Kapitalmehrbedarf identifizieren<br />

– Maßnahmen einleiten (Risikovorsorgebildung,<br />

Umschichtungen etc.)<br />

– Management der Kapitalanforderungen sicherstellen<br />

(inkl. Zinsrisikokoeffizient, Großkreditgrenze)<br />

– Auswirkungen auf Preisgestaltung für bestimmte Produkte<br />

prüfen<br />

– Bestehende Derivate-Geschäfte überprüfen<br />

– Ertrags-/Kosten- und Kapitalanalyse für aktuelles Derivate-<br />

Portfolio durchführen<br />

– Entscheidung über künftigen Einsatz bzw. Abrechnung von<br />

<br />

– Anpassung der betrieblichen Abläufe einleiten<br />

– Ist-Liquiditätssituation überprüfen und szenariobasierte<br />

Testrechnungen durchführen<br />

– Auswirkungen der neuen Liquiditätsregeln auf die Ertragskraft<br />

des Instituts überprüfen<br />

– Liquiditätsstrategie in Bezug auf neue regulatorische<br />

Anforderungen bewerten<br />

diese Meldungen bereits im 2. Halbjahr 2012<br />

erforderlich.<br />

Vom künftigen Derivate-Einsatz hängt<br />

ferner ab, ob die Institute durch die neuen<br />

Auflagen gezwungen sind, teilweise neue<br />

Strukturen und Prozesse zu etablieren wie:<br />

> Abwicklung<br />

> Berichtswesen<br />

> Handelssysteme<br />

> Kapitalunterlegung.<br />

Im Kern ist für die Sparkassen die Herausforderung,<br />

Verbunddienstleister auszuwählen,<br />

um OTC-Derivate abzurechnen. Eine angemessene<br />

Definition der Anforderungen sowie<br />

eine umfassende Kostenanalyse sollten<br />

dafür im Vordergrund stehen.<br />

Optimierung der<br />

Liquiditätsausstattung<br />

Die Sicherstellung der jederzeitigen Verfügbarkeit<br />

von Liquidität bekommt nun auch<br />

eine aufsichtsrechtliche Bedeutung. Die<br />

beiden vom Baseler Ausschuss vorgeschlagenen<br />

Liquiditätskennzahlen sollen auch<br />

künftig in Europa zum Einsatz kommen.<br />

Das geschieht zunächst in Form von Beobachtungskennziffern,<br />

die ab 2013 an die<br />

nationale Aufsicht zu melden sind.<br />

1 Nach aktuellem Entwurf ändert sich die Bemessungsgrundlage<br />

für die Großkreditobergrenze. Das<br />

Ergänzungskapital wird auf maximal 25 Prozent der<br />

gesamten Eigenmittel (heute: 50 Prozent) beschränkt.<br />

Eine Übergangsregelung ist nicht vorgesehen.<br />

2 Das CVA-Risiko ist das Risiko bonitätsinduzierter<br />

Marktwertschwankungen aus Kontrahentenausfallrisiken<br />

(Credit Value Adjustment).<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

91


CONTROLLING<br />

TABELLE 2<br />

¯<br />

Im Bereich Erfüllungspflicht sind noch<br />

viele Fragen offen. Die Europäische Bankaufsichtsbehörde<br />

(EBA) wird erst zu einem<br />

späteren Zeitpunkt die Details definieren.<br />

Ihr Augenmerk sollten die Institute in 2012<br />

vor allem auf die Liquiditätsdeckungsquote 3<br />

richten. Denn: Bereits mit dem Inkrafttreten<br />

der EU-Verordnung sollten ausreichende<br />

Liquiditätspuffer bei den Instituten zur Verfügung<br />

stehen, um kurzfristige Liquiditätsabflüsse<br />

unter Stressbedingungen kompensieren<br />

zu können. Mit dem ab 2013 geltenden<br />

harmonisierten Meldewesen 4 beginnt die<br />

Überwachung des Liquiditätspuffers durch<br />

die Aufsichtsbehörden.<br />

Die Zusammensetzung des Bestandes<br />

an hochliquiden Aktiva ist bisher in der<br />

EU-Verordnung – abweichend von Basel<br />

III – sehr viel offener definiert. Außer den<br />

Barreserven und Zentralbankguthaben<br />

sowie den von Staaten emittierten bzw.<br />

garantierten Schuldverschreibungen gibt<br />

es keine konkreten Vorgaben in Bezug<br />

auf bestimmte Produktgruppen. Bis zur<br />

endgültigen Ausgestaltung der Deckungsquote<br />

sollen die Institute Aktiva mit hoher<br />

oder extrem hoher Liquidität und Bonität<br />

selbst festlegen.<br />

Das gibt den Instituten zunächst einen<br />

größeren Spielraum, was allerdings in der<br />

Praxis nicht leicht umsetzbar ist. Um eine<br />

Vergleichbarkeit der von den Instituten<br />

im Rahmen der Meldeanforderungen<br />

gelieferten Daten in der Beobachtungsphase<br />

zu gewährleisten, wird der DSGV in<br />

diesem Jahr einfach anzuwendende und<br />

einheitliche Kriterien für liquide Aktiva<br />

entwickeln. Außer der Kategorisierung der<br />

Vermögenswerte sollten zumindest bei<br />

Neuanlagen die künftigen Anforderungen<br />

mit berücksichtigt werden.<br />

Regulatorisches Profil eines fiktiven Instituts (aktuelle Werte)<br />

Eigenkapit<strong>als</strong>truktur<br />

(in Mio. Euro)<br />

ABBILDUNG 1<br />

Institut im (Un-)Gleichgewicht<br />

ABBILDUNG 2<br />

Umsetzungfristen im Institut<br />

2011 2013<br />

(Belastungsszenario)<br />

SOLL<br />

+10 Mio.€<br />

Kernkapital<br />

Gesamtbetrag Kernkapital 109 94 104<br />

Ergänzungskapital 56 17 17<br />

stille Vorsorgereserven nach 39 0 0<br />

§ 340f HGB<br />

nachrangige Verbindlichkeiten 17 17 17<br />

Haftendes Eigenkapital 165 111 121<br />

Risikogewichtete<br />

Positionswerte<br />

Kapitalquoten<br />

1.326 1.420 1.420<br />

Kernkapitalquote 8,2% 6,6% 4,5% 7,3%<br />

Gesamtkapitalquote 12,4% 7,8% 8,0% 8,5%<br />

Großkredite<br />

Kreditgesamtposition (Mio. Euro) 28 28 28<br />

Großkreditobergrenze 17,0% 25,2% 25% 23,1%<br />

Zinsänderungsrisiko<br />

Barwertänderung (in Mio. Euro) 14 14 14<br />

Zinsrisikokoeffizient 8,5% 12,6% 20% 11,6%<br />

Fallbeispiel<br />

Im dargestellten Beispiel erfüllt das<br />

fiktive Institut bisher die quantitativen<br />

Mindestanforderungen in Bezug auf das<br />

Eigenkapital, die Großkreditobergrenze<br />

sowie den Zinsrisikokoeffizienten (s. Tabelle<br />

2). Bei einem Belastungstest würde<br />

sich in 2013 das harte Kernkapital im Wesentlichen<br />

durch den Abzug der indirekten<br />

Finanzbeteiligungen um 15 Millionen Euro<br />

(– 14 Prozent) reduzieren. Zusätzlich sorgt<br />

der sofortige Wegfall der stillen Vorsorgereserven<br />

nach Paragraph 340f HGB dafür,<br />

dass das haftende Eigenkapital von 165<br />

auf 111 Millionen Euro fällt. Im Ergebnis<br />

sinkt die Kernkapitalquote im Stressfall<br />

auf 6,6 Prozent (– 1,6 Prozent) 5 . Dennoch<br />

3 Die Liquiditätsdeckungsquote stellt die Zahlungsfähigkeit<br />

eines Instituts sicher. Sie ergibt sich aus<br />

dem Bestand an hochliquiden Aktiva und den<br />

kurzfristigen Nettozahlungsmittelabflüssen.<br />

4 Vgl. „EBA Consultation Paper on Draft Implementing<br />

Technical Standards on Supervisory Reporting Requirements<br />

for Institutions” (CP 50), 20. Dezember<br />

2011.<br />

5 Die Erhöhung der risikogewichteten Positionswerte<br />

ist außer einem regulären Kreditwachstum auf das<br />

CVA-Risiko in Bezug auf den OTC-Derivatebestand<br />

zurückzuführen.<br />

92 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


CONTROLLING<br />

wird die in 2013 geforderte Mindestkernkapitalquote<br />

von 4,5 Prozent noch überschritten.<br />

Die Gesamtkapitalquote fällt<br />

auf 7,8 Prozent – (4,6 Prozent). Mit dem<br />

verringerten haftenden Eigenkapital würde<br />

es im Beispielinstitut zu einer geringfügigen<br />

Überschreitung der Groß kreditobergrenze<br />

(25,2 Prozent) kommen.<br />

Der Zinsrisikokoeffizient ist im dargestellten<br />

Institut keine besondere Hürde. Dennoch<br />

verschlechtert sich das Ergebnis um 4,1<br />

Prozentpunkte. Zurückzuführen ist das auf<br />

die neue Zusammensetzung des haftenden<br />

Eigenkapit<strong>als</strong>.<br />

Im Ergebnis müsste das Institut ein<br />

Teil der wegfallenden stillen Vorsorgereserven<br />

zur Bildung von Paragraph<br />

340g-HGB-Reserven o.ä. verwenden. Bei<br />

einer Zuführung von 10 Millionen Euro <strong>als</strong><br />

beispielsweise offene Rücklage würde die<br />

Gesamtkennziffer auf 8,5 Prozent steigen.<br />

Die Großkreditobergrenze wäre wieder<br />

eingehalten. Den Sachverhalt verdeutlicht<br />

Abbildung 1: Die ISO-Linien zeigen<br />

in den jeweiligen Regelungsbereichen<br />

alle Kombinationen, die eine konstante<br />

Gesamtkapitalquote, Großkreditgrenze<br />

sowie Zinsrisikokoeffizienten repräsentieren.<br />

Punkte im schraffierten Bereich<br />

deuten eine Unterschreitung der Limite<br />

an.<br />

DSGV-Umsetzungsleitfaden<br />

Um die Institute frühzeitig auf die neuen<br />

Regeln vorzubereiten, hat der DSGV Ende<br />

2011 einen „Umsetzungsleitfaden Basel III“<br />

veröffentlicht.<br />

Er stellt in einer ersten Version den aktuellen<br />

Stand der neuen aufsichtsrechtlichen<br />

Anforderungen des EU-Gesetzespakets sowie<br />

die Baseler Vorgaben dar. Seine Schwerpunkt<br />

sind:<br />

> Höhere qualitative und quantitative Eigenkapitalanforderungen<br />

> Zusätzliche Kapitalanforderungen durch<br />

die Einführung von Kapitalpuffern<br />

> Zusätzliche Einführung einer Verschuldungsquote<br />

> Schärfere Liquiditätsanforderungen<br />

> Änderungen bei der Abrechnung von OTC-<br />

Derivaten<br />

> Alle Änderungen in Bezug auf die Adressen-<br />

und Marktrisikopositionen<br />

> Änderungen bei den Großkreditvorschriften.<br />

Auch durch den Wegfall der ca. 100 bestehenden<br />

nationalen Wahlrechte kann sich<br />

gegebenenfalls ein Anpassungsbedarf in<br />

2012 ergeben. Für Institutsgruppen steht<br />

beispielsweise die Anwendung der aufsichtsrechtlichen<br />

Konsolidierung nach § 64h<br />

Abs. 4 KWG zur Diskussion.<br />

Zu den Themen werden langfristige und<br />

kurzfristige Umsetzungsaktivitäten dargestellt<br />

(s. Abb. 2). Sie sind in einem Musterprojektplan<br />

zusammengefasst. Die Änderungen<br />

wirken vielschichtig ineinander und haben<br />

weitreichende Auswirkungen. Der Leitfaden<br />

gibt einen Überblick über die aggregierte<br />

Wirkung der Regeln.<br />

Der vorliegende Gesetzesentwurf beschreibt<br />

viele Anforderungen noch zu unpräzise<br />

für eine konkrete Umsetzung. Für<br />

die Institute bedeutet das eine erhöhte Unsicherheit.<br />

Dazu kommt, dass die EBA bzw. die<br />

EU-Kommission erst in den nächsten Jahren<br />

Anpassungen und Konkretisierungen in den<br />

Vorschriften vornehmen werden. Somit gilt<br />

es auch flexibel zu bleiben, damit man sich<br />

rasch an mögliche Änderungen oder spätere<br />

Entwicklungen anpassen kann. Für genau<br />

diese Gratwanderung leistet der Leitfaden<br />

eine gute Unterstützung.<br />

Quelle: EU-Kommission<br />

So manches Mal präsentiert sich die EU-Kommission zunächst unscharf. Auch der vorliegende<br />

Gesetzentwurf zur Umsetzung von Basel III ist viel zu unpräzise für eine konkrete Umsetzung.<br />

Fazit<br />

Die neuen Standards für das künftige<br />

Eigenkapital-, Liquiditäts- und Risikomanagement<br />

sind eine erhebliche Herausforderung.<br />

Die Institute sollten sich deshalb<br />

frühzeitig damit auseinandersetzen. Mit<br />

dem Umsetzungsleitfaden Basel III des<br />

DSGV lassen sich die neuen Anforderungen<br />

zeitgerecht umsetzen.<br />

Außer der Darstellung der zentralen<br />

aufsichtsrechtlichen Anforderungen wird<br />

zu allen für die Institute der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe relevanten Themen jeweils<br />

der Handlungsbedarf abgeleitet. Ferner<br />

werden Maßnahmen identifiziert, die bei<br />

der Umsetzung zu beachten sind. Der Leitfaden<br />

ist über den Umsetzungsbaukasten<br />

abrufbar (www.umsetzungsbaukasten.<br />

de). Er wird mit dem Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens<br />

Mitte 2012 aktualisiert.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

93


NACHHALTIGKEIT<br />

<br />

<br />

AUTOR<br />

Klaus Krummrich<br />

ist Leiter Wissenschaftsförderung<br />

im Deutschen Sparkassen- und<br />

Giroverband (DSGV) in Bonn.<br />

Geschäftspolitische Chancen durch Nachhaltigkeit vergrößern<br />

Auf vielen Gebieten bereits<br />

hervorragend aufgestellt<br />

Nachhaltigkeit darf sich in den Sparkassen nicht auf nur wenige isolierte Einzelaspekte beschränken. Sie sollte<br />

vielmehr das gesamte Institut durchziehen und auf allen Ebenen gelebt werden. Schon heute zeigen Sparkassen,<br />

reich<br />

nachhaltig agieren. Diese Strategie muss mit Blick auf Aktivitäten der Wettbewerber konsequent ausgebaut<br />

werden. Dann kann Nachhaltigkeit auch zu mehr Kunden und zu höheren Erträgen führen.<br />

Kreativität, strategisches Denken und<br />

Konsequenz in der Umsetzung: Mit<br />

diesen Zutaten gelingt es, nachhaltiges<br />

Wirtschaften betriebswirtschaftlich effizient<br />

und mit hohem Reputationsgewinn in die<br />

Geschäftspolitik einzuführen. Das Leitbild<br />

einer „nachhaltigen Entwicklung“ gilt <strong>als</strong><br />

verbindende Klammer für die Themenbereiche<br />

wirtschaftliche Leistungsfähigkeit,<br />

Verantwortung für die Umwelt und soziale<br />

Gerechtigkeit. „Nachhaltig“, so definiert<br />

Klaus Töpfer in Anlehnung an die so genannte<br />

Brundtland-Kommission von 1987, „ist<br />

eine Entwicklung, welche die Lebensqualität<br />

der gegenwärtigen Generation sichert<br />

und gleichzeitig künftigen Generationen<br />

die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres<br />

Lebens erhält“.<br />

Für das Finanzgewerbe bedeutet das:<br />

Künftig werden solche Institute die besten<br />

Marktchancen haben, die gleichermaßen<br />

ökonomischen <strong>als</strong> auch ökologischen und<br />

sozialen Anforderungen gerecht werden.<br />

Dafür sprechen folgende Gründe:<br />

> Die Politik hat sich ehrgeizige Ziele zur<br />

Energiewende und beim Klimaschutz,<br />

gesetzt. Sie fordert die Kreditwirtschaft<br />

zu aktivem Handeln auf. Sowohl das<br />

Bundesumwelt- (BMU) <strong>als</strong> auch das Bundesforschungsministerium<br />

(BMBF) laden<br />

Verbände und führende Institute regelmäßig<br />

zu Klima- und Umweltdialogen ein.<br />

> Wettbewerber greifen in ihrer Kommunikation<br />

nachhaltige Themen auf. Nischenbanken<br />

wie die GLS-Bank haben ihre Bilanzvolumina<br />

in den letzten Jahren jeweils<br />

um rund ein Drittel steigern können.<br />

> Verbraucher fordern heute von der<br />

Wirtschaft ein verantwortungsvolleres<br />

Handeln <strong>als</strong> das früher der Fall war. Als<br />

Folge der Finanzkrise gewinnen Werte wie<br />

Verantwortung, Vertrauen, Sicherheit und<br />

Bodenständigkeit an Bedeutung.<br />

> Der gesellschaftliche Problemdruck<br />

wächst weiter: Der Umbau der Industriegesellschaft<br />

hin zu größerer Energieeffizienz<br />

und zugunsten Erneuerbarer<br />

Energie wird weiter vorangetrieben. In<br />

Deutschland sollen allein durch die Erfüllung<br />

der Klimaverpflichtungen bis 2020<br />

insgesamt bis zu 400 Milliarden Euro an<br />

Brutto-Investitionen getätigt werden.<br />

Führende Rolle für Sparkassen<br />

bei nachhaltiger Entwicklung<br />

Den Sparkassen ist mit ihrem öffentlichen<br />

Auftrag vorausschauendes Handeln für<br />

Umwelt und Klimaschutz sowie für soziale<br />

Belange wie auf den Leib geschneidert.<br />

Ökonomische und soziale Dimensionen der<br />

Nachhaltigkeit sind in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

gut verankert. In den Bereichen<br />

Kundenzufriedenheit, Servicequalität sowie<br />

Kunden- und Mitarbeiterbindung sind die<br />

Ziele bereits anspruchsvoll. Hinsichtlich<br />

der ökologischen Dimension sind einzelne<br />

Institute bemerkenswert weit <strong>als</strong> „Forerunner“<br />

voran geschritten. Es gibt jedoch noch<br />

Nachholbedarf.<br />

Der DSGV hat 2009 zusammen mit Sparkassen,<br />

Verbänden, Landesbanken und Verbundpartnern<br />

mit der Vorstudie „Umwelt und<br />

nachhaltige Entwicklung in der Geschäftspolitik“<br />

eine systematische Vorgehensweise beschrieben.<br />

Sie zeigt neun verschiedene Handlungsfelder<br />

auf: bei Produkten, im Vertrieb, bei<br />

der eigenen Organisation und Prozessen, in<br />

der Risikopolitik und der Kommunikation. Zu<br />

diesen Themen liegen Materialien vor, andere<br />

werden aktuell noch gemeinsam im Verbund<br />

entwickelt. Für 2012 stehen weitere wichtige<br />

Themen auf der Agenda.<br />

Quelle: Fotolia<br />

Sämtliche Elemente von Nachhaltigkeit müssen zu einer optimalen Strategie zusammengebaut<br />

werden. Die Sparkassen waren auf diesem Weg in den letzten Jahren bereits sehr erfolgreich.<br />

Nachhaltig ausgerichtete<br />

Finanzangebote für Kunden<br />

In der Sparkassen-Finanzgruppe gibt es<br />

etliche geschäftspolitische Aktivitäten,<br />

um energetische Gebäudesanierungen zu<br />

finanzieren oder Erneuerbare Energien wie<br />

Windkraft, Solarenergie und Biogasanlagen<br />

zu nutzen. Mit dem DSGV-Projekt „Konzepterstellung<br />

Produkt und Vertrieb“ (s. Beitrag<br />

auf S. 97) werden das wirtschaftliche Potenzial<br />

und die Ausgestaltungsformen nachhaltig<br />

ausgerichteter Finanzierungs- und<br />

Anlageangebote umfassend analysiert und<br />

94 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


NACHHALTIGKEIT<br />

ausführlich beschrieben, so dass Sparkassen<br />

diesen Markt erfolgreich bearbeiten können.<br />

Das 12. Sparkassen-Forum Deutscher<br />

Mittelstand am 27. und 28. Februar 2012<br />

wird sich intensiv mit der Thematik befassen,<br />

was die Energiewende für den deutschen<br />

Mittelstand bedeutet. Aber auch an den<br />

Kapitalmärkten nehmen nachhaltige Geldanlagen<br />

an Bedeutung zu. Konkret plant<br />

auch die Deka-Bank eine Erweiterung des<br />

Produktangebots mit nachhaltigen Renten-,<br />

Aktien- und Mischfonds, um die wachsende<br />

Nachfrage nach Fondsanlagen in diesem<br />

Segment bedienen zu können.<br />

Zu einer guten Finanzierungslösung für<br />

Kunden gehören in der Regel öffentliche<br />

Fördermittel, vor allem der KfW. Bei deren<br />

Einsatz ist die Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Marktführer. Der Anteil an der Vergabe einschlägiger<br />

Förderkredite durch Institute der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe liegt – je nach<br />

Programm – zwischen knapp 40 und gut 47<br />

Prozent. Die Marktführerschaft gilt es 2012<br />

zu verteidigen (s. Beitrag auf S. 102).<br />

Erfolgreiche Kooperation<br />

mit der Wissenschaft<br />

Die Projektarbeit im DSGV wird flankiert<br />

durch die Kooperation der Wissenschaftsförderung<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

e.V. mit Wissenschaftlern der Universitäten<br />

Lüneburg und Stuttgart. Unter Einbezug des<br />

DSGV und der Sparkassen-Praxis sind unter<br />

anderem Studien zu folgenden Themen publiziert<br />

worden:<br />

> Finanzierung Erneuerbarer Energien<br />

> Nachhaltige Geldanlagen für Non-Profit-<br />

Organisationen<br />

> Mikrofinanz – eine neue Anlageform für<br />

sozial ausgerichtete Kunden<br />

> Nachhaltige Geldanlagen für betriebliche<br />

Altersvorsorge-Einrichtungen.<br />

Auch 2012 wird die Wissenschaftsförderung<br />

den Wissenstransfer im Bereich der Umwelt<br />

und Nachhaltigkeit aktiv unterstützen (Studie<br />

zu nachhaltig ausgerichteten Eigenanlagen<br />

(Depot A) von Sparkassen).<br />

Mit ressourcenschonendem<br />

Geschäftsbetrieb glaubwürdiger<br />

Die Folgen des demografischen Wandels,<br />

der Konzentration auf das Kerngeschäft und<br />

der zunehmenden Forderung nach einer<br />

ressourcenschonenden Wertschöpfung machen<br />

auch vor den eigenen Immobilien nicht<br />

halt. Deshalb muss im Asset- und Facility-Management<br />

der eigenen Immobilien verstärkt<br />

auf Nachhaltigkeit geachtet werden. Von optimierten<br />

Lebenszykluskosten, reduzierten<br />

Kohlendioxidemissionen und intelligenter<br />

Energiesteuerung bis hin zu zeitgemäßen<br />

Flächenkonzeptionen und zur Schaffung<br />

von Erreichbarkeit und Barrierefreiheit der<br />

Geschäftsstellen reichen die Kriterien, die<br />

erfüllt werden sollen.<br />

Zahlreiche Institute praktizieren auch im<br />

Geschäftsbetrieb und bei ihren eigenen Immobilien<br />

gelebte Nachhaltigkeit, sei es durch<br />

eine höhere Energieeffizienz, optimierte Verbrauchskennzahlen<br />

oder ein zeitgemäßes<br />

Flächenmanagement. Dennoch besteht<br />

noch ein erheblicher Handlungsbedarf. Das<br />

DSGV-Umsetzungshandbuch „Management<br />

eigener Immobilien“ weist den Instituten<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe den Weg zum<br />

nachhaltigen Immobilienmanagement und<br />

der Workshop-Rollout (aktuell in der dritten<br />

Staffel) unterstützt sie bei der Optimierung<br />

ihrer Immobilien-Infrastruktur.<br />

Besonders erfolgreich waren in den<br />

vergangenen Jahren in der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe die Umstellungen der DV-<br />

Hardware auf energieschonende GreenIT.<br />

Bereits 2010 wurde sie mit dem „GreenIT<br />

Best Practice Award“ ausgezeichnet und<br />

hat damit ihre Vorrangstellung auf diesem<br />

Gebiet untermauert. Durch das einschlägige<br />

DSGV-Projekt „Gründlich optimiert –<br />

Nachhaltige Kosten, Energieverbrauch und<br />

CO 2<br />

-Emissionen senken durch GreenIT“ sind<br />

Sparkassen in der Lage, eigene GreenIT-<br />

Vorhaben erfolgreich durchzuführen.<br />

Ferner sind erfolgreich Pilotvorhaben<br />

im Bereich „GreenSB“ mit besonders<br />

energiesparenden SB-Geräten gestartet<br />

worden. Gemeinsam mit der Sparkasse<br />

Pforzheim-Calw wurde 2011 das Projekt<br />

Green SB-Technik initiiert. In der 1. Stufe des<br />

gemeinsam entwickelten Ansatzes können<br />

die SB-Stromkosten um mehr <strong>als</strong> drei Millionen<br />

Euro pro Jahr reduziert werden. Die<br />

Sparkasse Pforzheim-Calw ist Ende 2011 in<br />

der Kategorie „Einsatz von IT-Systemen zur<br />

Optimierung von Prozessen – Green durch<br />

IT“ mit dem „Green IT Best Practice Award“<br />

ausgezeichnet worden und hat sich damit<br />

gegen Konkurrenz auch von Großunternehmen<br />

durchsetzen können.<br />

Einige Sparkassen haben bereits ganzheitliche<br />

Verfahrensweisen für den internen<br />

Geschäftsbetrieb entwickelt und erprobt, wie<br />

folgende Beispiele zeigen:<br />

> Die Sparkasse Kraichgau hat durch konsequente<br />

Umsetzung zahlreicher Maßnahmen,<br />

etwa einer verbesserten Ressourceneffizienz<br />

und Mitarbeiterschulungen,<br />

zwischen 2002 und 2010 bei Strom, Wasser<br />

und Heizenergie Verbrauchseinsparungen<br />

zwischen 25 und 36 Prozent erreicht und<br />

den Anteil des Recyclingpapiers auf fast<br />

100 Prozent gesteigert. Dadurch konnte<br />

zusammen mit weiteren Maßnahmen<br />

insgesamt 2,2 Millionen Euro eingespart<br />

werden. Rechnet man diese Ersparnis auf<br />

alle Sparkassen hoch, beträgt das Kosteneinsparpotenzial<br />

mehr <strong>als</strong> 600 Millionen<br />

Euro über einen Zeitraum von neun Jahren.<br />

> Die Sparkasse Nienburg hat ihre Kohlendioxidemissionen<br />

aus Energieverbrauch und<br />

Geschäftsreisen zu 100 Prozent neutralisiert.<br />

Sie ist damit die erste klimaneutrale<br />

Sparkasse. Energieeinsparungen und der<br />

Bezug von Ökostrom und Ökogas bilden<br />

die Basis des Konzepts. Die restlichen vorhandenen<br />

Kohlendioxidemissionen werden<br />

über den Ankauf hochwertiger Emissionsminderungs-Zertifikate<br />

„klimaneutral“ gestellt.<br />

Bis 2013 sollen mehr <strong>als</strong> 6.000 Tonnen<br />

Kohlendioxid eingespart werden.<br />

Insgesamt muss auch im internen Geschäftsbetrieb<br />

ökologische Verantwortung gezeigt<br />

und betriebswirtschaftlich effizient gewirtschaftet<br />

werden. Denn wer nachhaltig ausgerichtete<br />

Produkte erfolgreich den Kunden<br />

anbieten will, sollte selbst hohe Standards<br />

erfüllen, um glaubwürdig zu sein.<br />

„Sparkassen.Gut“-Initiative<br />

setzt auf Nachhaltigkeit<br />

Die Botschaften der Informationsoffensive<br />

basieren auf der Philosophie der Sparkassen<br />

<strong>als</strong> gemeinwohlorientierte und regional<br />

verantwortliche Institute. Darauf aufbauend<br />

wurde die Kommunikation im Rahmen von<br />

„Sparkassen.Gut für Deutschland“ auf die<br />

drei nachhaltigkeitsrelevanten Bereiche<br />

Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft ausgerichtet.<br />

Diese Bereiche stehen auch 2012<br />

und 2013 im Fokus der Kommunikation.<br />

Zielgruppen sind neben Entscheidern in der<br />

Politik und weiteren Meinungsbildnern auch<br />

Kommunen, Privat- und Firmenkunden und<br />

die breite Öffentlichkeit.<br />

Im ersten Tertial 2012 stehen die gemeinsamen<br />

Aktivitäten von Sparkassen und Kommunen<br />

beim Ausbau Erneuerbarer Energien,<br />

regionaler Energieversorgung, Energieeffizienz<br />

in Unternehmen und Energieeinsparung<br />

in privaten Haushalten im Mittelpunkt. Im<br />

zweiten Tertial 2012 wird das Themengebiet<br />

„nachhaltige Lebensweise“ behandelt,<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

95


NACHHALTIGKEIT<br />

ABBILDUNG 1<br />

Potenzial zur Berichterstattung nach nachhaltigen Kriterien<br />

Beispiele zur<br />

Illustration<br />

¯<br />

wobei sich die Sparkassen <strong>als</strong> Partner derjenigen<br />

Kunden vorstellen, die in der privaten<br />

Lebensführung Umweltaspekte, fairen<br />

Handel und Nachhaltigkeit besonders berücksichtigen<br />

wollen. Im dritten Tertial 2012<br />

wird die Unterstützung innovativer KMU im<br />

Bereich der Umwelt in den Blick genommen.<br />

Auf der DSGV-Homepage (www.dsgv.de) ist<br />

ein eigener Menüpunkt „Nachhaltigkeit“<br />

eingerichtet worden, mit dem Informationen<br />

aus der Sparkassen-Finanzgruppe auch für<br />

die breite Öffentlichkeit abrufbar sind.<br />

Alle Optionen für Aus- und Weiterbildung<br />

konsequent nutzen<br />

Künftig werden Aspekte nachhaltiger Entwicklung<br />

im Tagesgeschäft häufiger vorkommen,<br />

so dass auch Fach- und Führungskräfte<br />

mehr Nachfrage nach Weiterbildung entwickeln<br />

werden. Bisher zeigt sich jedoch, dass<br />

flächendeckend und systematisch nur wenige<br />

überbetriebliche Schulungsangebote<br />

in der Sparkassen-Finanzgruppe existieren.<br />

Auf Basis der DSGV-Vorstudie ist vom<br />

DSGV in Kooperation mit der Rheinischen<br />

Sparkassenakademie eine Studie an Prof.<br />

Dr. Henry Schäfer (Universität Stuttgart/Ecco<br />

Works GmbH) in Auftrag gegeben worden.<br />

Darin sollte das derzeitige Qualifizierungsprogramm<br />

anhand der harmonisierten<br />

Curricula und Abschlüsse am Beispiel der<br />

Rheinischen Sparkassenakademie und deren<br />

Schnittstellen zu überregionalen Weiterbildungen<br />

in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

analysiert werden. Ferner sollten Empfehlungen<br />

für curriculare Inhalte für die Weiterbildung<br />

in nachhaltigen Produkten, Themen<br />

etc. gegeben werden.<br />

Ziel der Studie war es, Integrationsmöglichkeiten<br />

von Inhalten zum Thema „Nachhaltigkeit“<br />

in die Kern-Curricula Sparkassenfachwirt,<br />

Sparkassenbetriebswirt und<br />

ausgewählten Fachseminaren zu untersuchen.<br />

Zu den wesentlichen Aussagen der Studie<br />

zählen, dass sich Inhalte zu Nachhaltigkeitsthemen<br />

grundsätzlich in alle untersuchten<br />

Qualifizierungsprogramme einbauen lassen.<br />

Als Basis für die Schulungen eignen<br />

sich etwa vorhandene Forschungsberichte<br />

der Sparkassen-Wissenschaftsförderung,<br />

Materialien des Planspiels Börse und aktuelle<br />

Projektergebnisse des DSGV. Über eine<br />

Integration nachhaltiger Inhalte in Regel-<br />

Lehrgängen und Seminaren hinaus wird für<br />

obere Führungskräfte empfohlen, zusätzlich<br />

spezielle Programme aufzulegen.<br />

Energieverbrauch<br />

Verbrauch anderer<br />

Ressourcen<br />

Quelle: DSGV 2010<br />

Mobilität<br />

Ökologisch:<br />

Zukunft gestalten<br />

Treibhausgase und<br />

Klimaschutz<br />

Regionale<br />

Wirtschaftskreisläufe<br />

Die Leiter der Sparkassenakademien<br />

haben im September 2011 die jeweiligen<br />

Arbeits- und Expertengruppen beauftragt,<br />

Integrationsmöglichkeiten der Nachhaltigkeitsthematik<br />

in die Lehrgänge und harmonisierten<br />

Fachseminare zu diskutieren und<br />

gegebenenfalls auszuarbeiten. Durch die<br />

konsequente Umsetzung dieser Vorschläge<br />

wird sich die Sparkassen-Finanzgruppe eine<br />

führende Position bei der Berücksichtigung<br />

von Nachhaltigkeit in der überbetrieblichen<br />

Weiterbildung erarbeiten können.<br />

Nachhaltiges Wirtschaften<br />

effektiv kommunizieren<br />

Erfahrungen vieler mittelständischer Unternehmen<br />

zeigen, dass eine systematische<br />

Berichterstattung zu Aspekten nachhaltigen<br />

Wirtschaftens besonders geeignet ist,<br />

Schwachstellen in Unternehmen aufzuzeigen<br />

und neue Denkweisen anzustoßen. Hinzu<br />

kommt, dass zunehmende Transparenz über<br />

das unternehmerische Handeln auch von Politik<br />

und Öffentlichkeit eingefordert werden.<br />

Ob die Darstellung des Geschäftsmodells<br />

einer Sparkasse nach außen heute schon jedem<br />

Institut überzeugend gelingt, ist durchaus<br />

kritisch zu hinterfragen. Studien aus der<br />

Wissenschaft zeigen vielmehr anhand von<br />

Stichproben, dass noch manches Potenzial<br />

zur öffentlichen Darstellung verschenkt wird.<br />

Deshalb hat die Vorstudie des DSGV<br />

zu „Umwelt und Nachhaltigkeit in der Geschäftspolitik“<br />

eine Weiterentwicklung der<br />

Berichterstattung durch Sparkassen mit<br />

folgenden Zielen vorgeschlagen:<br />

> Der Öffentlichkeit Informationen über die<br />

Auswirkungen des wirtschaftlichen Handelns<br />

von Sparkassen auf Gesellschaft und<br />

Umwelt zur Verfügung zu stellen.<br />

> Darzustellen, wie Sparkassen <strong>als</strong> „good<br />

citizens“ in ihrem regionalen Raum tätig<br />

sind.<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Kommunale<br />

Energie und<br />

Infrastruktur<br />

Sparkasse<br />

Quelle: DSGV 2010<br />

Mitarbeiterzufriedenheit<br />

Sozial:<br />

Verantwortung<br />

übernehmen<br />

Ökonomisch:<br />

Substanz erhalten<br />

Mittelstand und<br />

Innovation<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Eigenvorsorge und<br />

finanzielle Bildung<br />

Nachhaltige<br />

Produkte<br />

Spenden und<br />

Sponsoring<br />

Räumliche Nähe<br />

> Trägern, Kunden und Mitarbeitern gegenüber<br />

zu demonstrieren, welche Rolle<br />

Sparkassen <strong>als</strong> regionale „Problemlöser“<br />

spielen.<br />

Dabei sollte das Grundgerüst der Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

von Sparkassen<br />

(s. Abb. 1) eine individuelle Ausgestaltung<br />

gemäß der wesentlichen Themen für das<br />

Kerngeschäft und damit den lokalen Spezifika<br />

der Institute ermöglichen. Darüber hinaus<br />

sollte die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

sowohl Indikatoren zum öffentlichen Auftrag<br />

integrieren <strong>als</strong> auch anschlussfähig sein an<br />

nationale und internationale Kriterien, etwa<br />

die der Global Reporting Initiative (GRI) oder<br />

an Kriterien des neuen Deutschen Nachhaltigkeitskodex.<br />

Sie sollte selbstverständlich<br />

auch in effektiver Form durchgeführt werden,<br />

etwa durch Integration von Indikatoren in<br />

den Geschäftsbericht oder via Internet. Eine<br />

entsprechende Handreichung für die Institute<br />

soll Anfang 2012 entwickelt und dann<br />

im 2. Quartal zur Verfügung gestellt werden.<br />

Fazit<br />

Da wichtige Anspruchsgruppen – Kunden,<br />

Politik, Medien und breite Öffentlichkeit<br />

– erwarten, dass sich Sparkassen ökonomisch<br />

und sozial wie auch ökologisch<br />

vorbildlich verhalten, sollten die Institute<br />

zunehmend Aspekte der Nachhaltigkeit<br />

in ihr Kerngeschäft integrieren. Nachhaltiges<br />

Handeln verhält sich in vielen Fällen<br />

konform zu betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten,<br />

steigert die Reputation und<br />

macht das Geschäftsmodell „Sparkasse“<br />

fitter für aktuelle Anforderungen des 21.<br />

Jahrhunderts. 1<br />

¯<br />

1 Der Autor dankt seinen Kolleginnen und Kollegen<br />

Doris Schmidt, Dr. Elke Vincke, Dr. Hans Ulrich Eßlinger,<br />

Dr. Bertram Reddig, Frank Schreiber-Handschug<br />

und Gerrit Steinert für Ideen und Bausteine<br />

zu diesem Beitrag.<br />

96 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


Hervorragende Ausgangsposition der Sparkassen nutzen<br />

AUTORENACHHALTIGKEIT<br />

Nachhaltigkeit <strong>als</strong> Wachstumstreiber<br />

im Anlage- und Finanzierungsgeschäft<br />

Immer mehr Kunden wollen nachhaltige, „saubere“ und sichere Sparkassen-Produkte. Die Institute sollten auf<br />

diesen Trend reagieren, müssen dazu aber auch ihre Geschäftspolitik konsequent und glaubwürdig ausrichten.<br />

Im Modellprojekt „Umwelt und Nachhaltigkeit in der Marktbearbeitung“ hat der Deutsche Sparkassen- und Giroverband<br />

zusammen mit verschiedenen Partnern ein tragfähiges Nachhaltigkeitskonzept entwickelt. Es zeigt<br />

Wege auf, aktiv und erfolgreich an einem dynamischen Markt teilzunehmen.<br />

Erneuerbare Energien haben sich in den<br />

letzten Jahren in Deutschland rasant<br />

entwickelt. 1 2010 hatten sie bereits einen<br />

Anteil von elf Prozent am gesamten Endenergieverbrauch.<br />

Bedingt durch die Katastrophe<br />

im japanischen Atomkraftwerk Fukushima<br />

hat sich die öffentliche Diskussion über<br />

Nachhaltigkeit deutlich verstärkt. Auch für<br />

Finanzdienstleister ist das Thema Nachhaltigkeit<br />

von wachsender Bedeutung:<br />

> Das Interesse vor allem vermögender Kunden<br />

nach „Social Banking“ steigt. Nahezu<br />

die Hälfte der Bevölkerung interessiert<br />

sich mittlerweile für Geldanlagen unter<br />

Berücksichtigung sozialer, ökologischer<br />

und ethischer Belange.<br />

> Spezialisierte Finanzdienstleiter wie die<br />

GLS Bank oder die Umweltbank verzeichnen<br />

einen stetigen Zuwachs an Kunden<br />

und Einlagen.<br />

> Der beschlossene Atomausstieg erfordert<br />

massive Investitionen in Energieeinsparung<br />

und erneuerbare Energieformen wie<br />

Windenergie, Photovoltaik und Biomasse.<br />

> Kommunen entdecken den Ausbau<br />

Erneuerbarer Energien <strong>als</strong> ein Element<br />

„vorausschauender kommunaler Daseinsvorsorge“.<br />

Die Abhängigkeit von konventionellen<br />

Energieträgern lässt sich dadurch<br />

verringern.<br />

Langfristige Entwicklung und das Ausmaß<br />

der Veränderungen zeigen, dass Nachhaltigkeit<br />

kein Modetrend ist. Um an den Chancen<br />

des Marktes teilzuhaben, müssen sich die<br />

Sparkassen konsequent und glaubwürdig<br />

ausrichten. Im Zuge der Wirtschafts- und<br />

Finanzkrisen der letzten Jahre sind Kunden<br />

zweifelsohne kritischer und anspruchsvoller<br />

geworden.<br />

Das gilt für den Markt nachhaltiger<br />

Finanzdienstleistungen besonders, da Kunden<br />

sich gerade jetzt nachhaltige, „saubere“<br />

und sichere Anlage- und Finanzierungsprodukte<br />

wünschen. Gelingt die Positionierung<br />

der Sparkasse erfolgreich, bieten sich hohe<br />

vertriebliche Chancen in allen Kundengruppen.<br />

Grundlegende Vertriebsansätze für<br />

jede Kundengruppe sind in Abbildung 1<br />

dargestellt.<br />

DSGV-Nachhaltigkeitskonzept<br />

Um Potenziale zu erschließen, müssen die<br />

geschäftspolitische Bedeutung und das<br />

wirtschaftliche Potenzial nachhaltiger Finanzierungs-<br />

und Anlagenprodukte erkannt<br />

und durch geeignete Produkt- und Dienstleistungsangebote<br />

adressiert werden. Um<br />

dafür ein Konzept zu entwickeln, hat der<br />

Deutsche Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) zusammen mit Sparkassen, Verbänden,<br />

Landesbanken und Verbundpartnern<br />

das Projekt „Konzepterstellung Produkt<br />

und Vertrieb aus der Vorstudie Umwelt und<br />

Nachhaltigkeit in der Geschäftspolitik der<br />

Sparkassen“ von Januar bis September 2011<br />

durchgeführt.<br />

Ziel des Projekts war es, Sparkassen unabhängig<br />

von ihrer Größe oder Erfahrung bei<br />

Nachhaltigen Finanzierungen und Geldanlagen<br />

Wege zu eröffnen, um am dynamischen<br />

Markt teilzunehmen.<br />

Nachhaltige Angebote im<br />

Privatkundengeschäft<br />

Die Produktpalette privater nachhaltiger<br />

Finanzierungs- und Anlageprodukte ist sehr<br />

umfangreich. Mittlerweile gibt es auf dem<br />

Markt zu beinahe jedem Produkt auch eine<br />

nachhaltige Variante – Tendenz steigend.<br />

Mit vielen nachhaltigen Produkten kann das<br />

klassische Kundenklientel einer Sparkasse<br />

wie Privatkunden oder mittelständische<br />

Firmenkunden bedient werden.<br />

Nicht alle denkbaren Produkte sind<br />

jedoch für den breiten Einsatz in der Sparkasse<br />

geeignet. Zum Teil handelt es sich um<br />

Doris Schmidt<br />

ist Referentin beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin.<br />

Henning Folkerts<br />

ist Berater bei Kampmann,<br />

Berg & Partner in Hamburg.<br />

Nischenprodukte (CO 2<br />

-Zertifikate-Fonds,<br />

Leih- und Schenkgemeinschaften etc.) oder<br />

sie zielen auf eine sehr vermögende, jedoch<br />

kleine Kundengruppe (Private Equity-Fonds<br />

etc.) ab. Praktisch relevant sind hier für<br />

Sparkassen daher Produkte, die entweder<br />

kurzfristig in der Sparkasse umgesetzt oder<br />

über die Verbundpartner (DekaBank, LBS,<br />

öffentliche Versicherer, Landesbanken) bereitgestellt<br />

werden können.<br />

Eine Erfolgsgeschichte ist der Vertrieb<br />

sogenannter Klimasparbriefe: Bereits mehr<br />

<strong>als</strong> 30 Sparkassen aus allen Regionen<br />

Deutschlands haben sie erfolgreich aufgelegt.<br />

Die Ausgestaltung ist einfach, da sie auf<br />

vorhandenen Einlagenprodukten wie Sparkassenbrief<br />

oder Zuwachssparen basieren.<br />

Klimasparbriefe sind in ihrer typischen<br />

Ausgestaltung <strong>als</strong> Sparkassenbriefe keine Finanzprodukte<br />

im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes<br />

(WpHG) und unterliegen damit<br />

nicht den strengen Informations- und Dokumentationspflichten.<br />

Zusätzlich sprechen<br />

aus Sicht der Sparkasse Bilanzwirksamkeit,<br />

attraktive Marge und langfristige Bindung<br />

des Kunden für dieses nachhaltige Einlagenprodukt.<br />

Über eine mögliche Kooperation<br />

mit Stadtwerken kann die Sparkasse zudem<br />

Neukunden und Neuvolumen gewinnen, vor<br />

allem wenn durch die Stadtwerke ein Zinsbonus<br />

gezahlt wird. Der Haupterfolgsfaktor<br />

von Klimasparbriefen ist, lokale Klimaschutzmaßnahmen<br />

mit einer attraktiven Rendite,<br />

der Sicherheit der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

und der Einfachheit eines Sparprodukts zu<br />

verknüpfen. Klimasparbriefe haben im Privatkundengeschäft<br />

daher eine sehr breite<br />

Zielgruppe.<br />

Nachhaltige Investmentfonds haben<br />

ebenfalls eine breite Zielgruppe im Pri-<br />

1<br />

AGEE-Stat, März 2011.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

97


NACHHALTIGKEIT<br />

ABBILDUNG 1<br />

¯<br />

vatkundengeschäft sowie ausgezeichnete<br />

Wachstumsperspektiven: 2010 haben<br />

nachhaltige Fonds in Deutschland ein neues<br />

Rekordvolumen erreicht. Anleger hatten zum<br />

Jahreswechsel insgesamt rund 32 Milliarden<br />

Euro investiert. Prognosen gehen für die<br />

kommenden Jahre von einer Verdreifachung<br />

nachhaltiger Anlagevolumina aus.<br />

Anleger können bereits aus einer Vielzahl<br />

von Fonds aus den Bereichen Nachhaltigkeit,<br />

Ethik und Erneuerbare Energie auswählen,<br />

darunter auch von der DekaBank sowie<br />

ausgewählter Landesbanken. Bei ausreichendem<br />

Fondsvolumen kann über diese<br />

darüber hinaus ein sogenannter „white<br />

label“-Fonds unter dem Namen der Sparkassen<br />

emittiert werden.<br />

Mit der hohen Anzahl nachhaltiger<br />

Fonds variiert auch die angewandte Nachhaltigkeitsstrategie.<br />

Grundlegende Strategien<br />

zeigt Abbildung 2. Dominierende<br />

Nachhaltigkeitsstrategie von Investmentfonds<br />

ist die „Best in Class-Methode“. Sie<br />

schließt kein Unternehmen bzw. keine<br />

Branche von vornherein von der Analyse<br />

aus, sondern untersucht zunächst einmal<br />

jedes Unternehmen ausführlich auf dessen<br />

Nachhaltigkeitsleistung. Danach werden<br />

die besten – im Sinne von nachhaltigsten –<br />

Unternehmen der Branche herausgefiltert.<br />

Als tatsächlich nachhaltig wird ein Fonds<br />

jedoch nur bezeichnet, wenn er sicherstellt,<br />

dass jedes Unternehmen des Fonds<br />

die sozialen, ökologischen und ethischen<br />

Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt. Bei<br />

Nachhaltigkeitsfonds werden daher Positivund<br />

Negativauswahlverfahren kombiniert,<br />

etwa in dem der „Best-in-Class-Ansatz“ (BiC)<br />

mit einem „Negative Screening“ verbunden<br />

wird.<br />

Geschlossene Fonds für<br />

erneuerbare Energien<br />

Die Bedeutung nachhaltiger geschlossener<br />

Fonds wird aufgrund der beschlossenen<br />

Energiewende ebenfalls weiter steigen.<br />

Große Projekte, wie sie gerade im Offshorebereich<br />

2 geplant sind, können nicht mehr<br />

aus der Region heraus finanziert werden.<br />

Eine direkte Unternehmensbeteiligung an<br />

energetischen Projekten kann wiederum<br />

nicht in jeder Region angeboten werden. Mit<br />

unternehmerischen Beteiligungen in Form<br />

eines Anteils an einem geschlossenen Fonds<br />

kann die Sparkasse vermögenden Privatkunden<br />

ein Engagement im Bereich Erneuerbare<br />

Energien ermöglichen, auch wenn es für die<br />

Nachhaltige Vertriebsansätze für breite Zielgruppen<br />

Privatkunden<br />

Gewinnung von Einlagen durch nachhaltige<br />

Spar- / Anlageprodukte<br />

Vermittlung von<br />

Bürgerbeteiligungen<br />

Institutionelle<br />

Erhöhung Share of Wallet<br />

durch neue Anlageprodukte<br />

ABBILDUNG 2<br />

Strenge Auflagen für Nachhaltige Investmentfonds<br />

Engagement<br />

Unternehmenspolitik<br />

Verhaltensänderungen<br />

Nachhaltigkeitsstrategien<br />

Negativ-<br />

Screening<br />

Geschäftsfelder<br />

Geschäftspraktiken<br />

Energieart in ihrer Region überhaupt kein<br />

Potenzial gibt.<br />

Um Haftungs- und Reputationsrisiken<br />

zu minimieren, sollten Sparkassen auf die<br />

von einigen Landesbanken angebotenen<br />

Dienstleistungen zur Auswahl und Analyse<br />

geschlossener Fonds zurückgreifen, die<br />

im Idealfall auch eine Haftungsübernahme<br />

einschließen.<br />

Bürgerbeteiligungen<br />

Eine Beteiligung der Bürger der Region ist in<br />

vielen Fällen der Schlüssel zu erfolgreichen<br />

Erneuerbaren Energien-Projekten. Im Planungs-<br />

und Umsetzungsprozess sollten<br />

deshalb die Anliegen der Bürger berücksichtigt<br />

und eine finanzielle Beteiligung am<br />

geplanten Projekt angeboten werden. Über<br />

Bürgerbeteiligungen können auch Kleinanleger<br />

regional im Bereich Erneuerbare<br />

Energien und Energieeffizienz investieren.<br />

Die Beteiligung der Bürger vor Ort schafft<br />

Identifikation und Akzeptanz durch Teilhabe.<br />

Finanzierung von Modernisierungsmaßnahmen/PV-Dachanlagen<br />

Produktlösungen<br />

im<br />

Verbund<br />

verfügbar<br />

Kommunen<br />

Firmenkunden<br />

Begleitung energetischer<br />

Investitionen<br />

Finanzierung von PV-Anlagen auf<br />

k<br />

ross-Selling:<br />

Absicherung, Anlage Rücklage)<br />

Themenfonds<br />

Erneuerbare Energien<br />

Umwelttechnologie<br />

Finanzierung von Investitionen zur<br />

Erhöhung der Ener<br />

Finanzierung von PV-Anlagen auf<br />

<br />

Cross-Selling: Absicherung, Anlage<br />

Rücklage)<br />

Positiv-<br />

Screening<br />

„Best-in-<br />

Class“-Ansatz<br />

Entwickler, Initiatoren,<br />

Landwirte<br />

Finanzierung von Windkraft,<br />

Biogas- und PV-Anlagen<br />

Negativ-Screening: Prüfung<br />

der drei nachhaltigen<br />

Kriterien „ökologisch“,<br />

„sozial“, „ethisch“<br />

Best in Class: Auswahl der<br />

(relativ) nachhaltigsten<br />

Unternehmen einer<br />

Branche, ohne Ausschluss<br />

Hoher Anspruch an<br />

Nachhaltigkeitsfonds<br />

(„absolute Best in Class“):<br />

nur bei Kombination von<br />

„Best in Class“ mit strenger<br />

Einhaltung Negativkriterien<br />

(Waffen, Drogen,<br />

Kinderarbeit,…)<br />

Auf diese Weise können die Kommunen bei<br />

ihren Bürgern die Bereitschaft wecken, die<br />

Energiewende selber mitzugestalten.<br />

Eine bereits praktizierte Form einer Bürgerbeteiligung<br />

ist der Erwerb eines Gesellschaftsanteils<br />

an der Projektgesellschaft. Im<br />

Bereich der Erneuerbaren Energien haben<br />

sich die GmbH & Co. KG, etwa für Windenergie-<br />

und Biogasanlagen, und die Genossenschaft,<br />

häufig für Photovoltaik, <strong>als</strong> relevante<br />

Gesellschaftsformen etabliert.<br />

Das Engagement der Sparkasse lässt<br />

sich grob in vier Stufen beschreiben. Sie<br />

unterscheiden sich durch unterschiedliche<br />

Risiken, erforderliches Know-how und Aufwand:<br />

> Die Sparkasse finanziert das Bürgerbeteiligungsprojekt:<br />

Die Finanzierungsanfragen<br />

für Erneuerbare Energien-Projekte werden<br />

anhand der im Institut festgelegten<br />

2<br />

Außerhalb der Küstengewässer liegend.<br />

98 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


ABBILDUNG 3<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

Finanzierung Erneuerbare Energien-Projekt<br />

Quick-<br />

Check<br />

Antrag/<br />

Vorbereitung<br />

Finanzierung Absicherung Rating Umsetzung<br />

Laufende<br />

Begleitung<br />

Prüfung auf<br />

Vorlage<br />

genereller<br />

Ausschlussfaktoren<br />

Frühe<br />

Prüfung<br />

der<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

des<br />

Projekts<br />

Rechtsform<br />

Genehmigungen<br />

Notwendige<br />

Unterlagen<br />

EK-<br />

Einsatz<br />

Persönliche<br />

Haftung<br />

Laufzeit<br />

Produktauswahl<br />

ÖMI<br />

Ggf.<br />

Partnersuche<br />

Rücklagen<br />

Einspeiseerlöse<br />

Sicherungsübereignung<br />

Fortführung/<br />

Betreiberwechsel<br />

Persönliche<br />

Haftung<br />

Nutzungsvertrag<br />

Ratingverfahren<br />

Einbeziehung<br />

vergleichbarer<br />

Anlagen<br />

Rentabilitätsvorschau<br />

<br />

Zeitrahmen<br />

<br />

erfüllung<br />

§ 18-<br />

Prozess<br />

Standards und Prozesse bewertet und<br />

umgesetzt. Im Rahmen der Strukturierung<br />

der Finanzierung lassen sich gezielt<br />

öffentliche Fördermittel einbinden.<br />

> Die Sparkasse übernimmt zusätzlich<br />

eine Beraterfunktion: Kommunale Entscheidungsträger<br />

und Projektinitiatoren<br />

werden zu wirtschaftlichen Potenzialen<br />

für Erneuerbare Energie in der Region,<br />

zu entscheidenden Playern im Markt und<br />

zu einer möglichen Ausgestaltung von<br />

Bürgerbeteiligung beraten. Öffentlich wird<br />

jedoch nicht in Erscheinung getreten.<br />

> Die Sparkasse wird zusätzlich zum Projektmitinitiator:<br />

Aktiv und öffentlich setzt<br />

man sich für das Projekt ein und gründet<br />

die Projektgesellschaft mit.<br />

> Die Sparkasse vermittelt Bürgerbeteiligungen<br />

an ihre Kunden: Als Anlagevermittler<br />

oder Anlageberater wird der<br />

Vertrieb der Bürgerbeteiligungen übernommen.<br />

Eine sichtbare Beteiligung der Sparkasse<br />

<strong>als</strong> Gesellschafter kann von Seiten der<br />

Projektinitiatoren gewünscht sein, um<br />

wirtschaftliche Kompetenz zu signalisieren<br />

oder zusätzliches Eigenkapital zu gewinnen.<br />

Die Beteiligung der Sparkasse „adelt“ ein<br />

Projekt und erhöht seine (wirtschaftliche)<br />

Glaubwürdigkeit. Eine Beteiligung kann<br />

andererseits auch aktiv von der Sparkasse<br />

angestrebt werden: Zum einen lässt sich<br />

das Risiko minimieren, weil Entscheidungen<br />

in der Projektgesellschaft mitbeeinflusst<br />

werden können. Zum anderen dient sie<br />

der aktiven Geschäftssicherung, wenn<br />

etwa Anschlussfinanzierungen für spätere<br />

Anlagenerweiterungen benötigt werden.<br />

Dabei wird es sich jedoch überwiegend um<br />

eine Minderheitsbeteiligung von weniger<br />

<strong>als</strong> zehn Prozent handeln, da die Sparkasse<br />

sonst mit ihrer Darlehensforderung in den<br />

Nachrang fallen würde.<br />

Die Finanzierung bleibt auch bei Projekten,<br />

deren Finanzierung eine Bürgerbeteiligung<br />

vorsieht, das Hauptziel der Sparkasse<br />

bei der Begleitung. Zwar können durch eine<br />

Vermittlung von Gesellschaftsanteilen<br />

Provisionserträge erzielt werden. Aufgrund<br />

des mit einer Vermittlung verbundenen<br />

Aufwands in der Planung und im Vertrieb<br />

sowie der erhöhten haftungsrechtlichen<br />

Risiken sind diese Erträge von nachrangiger<br />

Bedeutung.<br />

Eine zwingend notwendige Bedingung<br />

für jegliche Beteiligung der Sparkasse ist die<br />

wirtschaftliche Tragfähigkeit des Investitionsvorhabens,<br />

so dass die sorgfältige rechtliche<br />

und wirtschaftliche Beurteilung von<br />

Finanzierungsanfragen daher ein Muss ist.<br />

Steht eine Beteiligung der Bürger im<br />

Vordergrund des Produkts und nicht die Einwerbung<br />

von Eigenkapital, so kann diese mit<br />

geringeren Risiken für die Kunden und die<br />

Sparkasse auch über einen Klimasparbrief<br />

oder eine Bürgeranleihe realisiert werden.<br />

Markt für Finanzierung<br />

Erneuerbarer Energien<br />

Marktchancen der Sparkassen entstehen<br />

aus der zunehmenden Bedeutung Erneuerbarer<br />

Energien, um negative Auswirkungen<br />

des Klimawandels zu minimieren. Im Firmenkundengeschäft<br />

ist die Finanzierung<br />

Erneuerbarer Energie-Projekte daher der<br />

Kern des nachhaltigen Angebots. Sie wird<br />

in den kommenden Jahren ein Kerntreiber<br />

für das Wachstum im Kreditgeschäft der<br />

Sparkassen sein.<br />

Die dynamische Marktentwicklung und<br />

die starke politische Förderung eröffnet allen<br />

Sparkassen die Chance, am wachsenden<br />

Markt für Erneuerbare Energien zu partizipieren.<br />

Die hohe Bedeutung der Wind- und<br />

Photovoltaikenergie zeigt sich deutlich an<br />

der bereits installierten Leistung:<br />

> Windenergie ist der in Deutschland wichtigste<br />

Erneuerbare Energieträger. Ende<br />

2010 waren insgesamt 27.214 Megawatt<br />

Windenergieleistung installiert. Besonderes<br />

Potenzial für den weiteren Ausbau<br />

liegt im „Repowering“, bei dem alte durch<br />

neue, leistungsfähigere Anlagen ersetzt<br />

werden. Aufgrund der Windverhältnisse ist<br />

zwar vor allem die norddeutsche Küstenregion<br />

für den Einsatz von Windenergie<br />

prädestiniert. Aufgrund der Energiewende<br />

wird in Deutschland allerdings die Zahl<br />

ausgewiesener Windeignungsflächen<br />

auch an qualitativ schlechteren Standorten<br />

stark zunehmen.<br />

> Der Photovoltaikmarkt ist, gefördert durch<br />

die gesetzlichen Subventionen, in den<br />

letzten Jahren stark gewachsen. Ende<br />

2010 waren nach Angaben der Agentur<br />

für Erneuerbare Energien in Deutschland<br />

Photovoltaikanlagen mit einer Leistung<br />

von rund 16.910 Megawatt elektrischer<br />

Leistung installiert. Im vergangenen Jahr<br />

hat die Photovoltaik über 80 Prozent aller<br />

Investitionen in die erneuerbare Stromerzeugung<br />

ausgemacht. Bei der regionalen<br />

Anlagenverteilung ist ein starkes Nord-<br />

Süd-Gefälle erkennbar: In Bayern und<br />

Baden-Württemberg sind mehr <strong>als</strong> 50<br />

Prozent der Anlagen installiert.<br />

Angebote im Firmenkundengeschäft<br />

In der Regel werden Projekte von rechtlich<br />

und wirtschaftlich selbstständigen Unternehmen<br />

(„Einzweckgesellschaften“) durchgeführt.<br />

Typische Finanzierungsvolumina<br />

von Erneuerbare Energien-Projekten liegen<br />

<br />

deutlich darüber. Eine genaue Prüfung dieser<br />

Anfragen muss die Sparkasse daher unter<br />

dem Aspekt der schwierigen Beurteilung<br />

eines Erneuerbare Energien-Projekts und<br />

dem verfügbaren Spezialwissen ihrer Berater<br />

vornehmen.<br />

Um eine risikobehaftete Einzelfallregelung<br />

in dieser Situation zu vermeiden, sollte<br />

die Sparkasse auf bewährte Prozessstandards<br />

bei der Finanzierung zurückgreifen.<br />

Diese wurden vom DSGV-Projekt entlang<br />

des Finanzierungsprozesses (s. Abb. 3) bereitgestellt.<br />

Quick-Checks<br />

Frühzeitig im Finanzierungsprozess erfolgt<br />

eine erste Prüfung der Wirtschaftlichkeit<br />

des geplanten Projekts. Im Rahmen des<br />

Quick-Checks wird geprüft, ob etwa notwendige<br />

Anforderungen an Gutachten und<br />

Projektplanung erfüllt sind, die Wirtschaftlichkeit<br />

des geplanten Projekts gegeben<br />

ist und keine Ausschlusskriterien vorliegen.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

99


NACHHALTIGKEIT<br />

¯<br />

Der Quick-Check verhindert in einer frühen<br />

Projektphase, dass Aufwand in Projekte investiert<br />

wird, die von der Sparkasse in deren<br />

weiterem Verlauf ohnehin abgelehnt werden<br />

würden.<br />

Projektvorbereitung<br />

Für eine reibungslose Finanzierung ist eine<br />

umfassende Projektvorbereitung notwendig.<br />

Aufgabe des Projektierers ist es unter<br />

anderem Antragsunterlagen (behördliche<br />

Genehmigungen zur Errichtung der Anlage<br />

etc.) zu beschaffen und gegebenenfalls zu<br />

koordinieren. Die Unterlagen umfassen zum<br />

einen die Verträge zum Kauf, Bau und Betrieb<br />

der Anlage, zum anderen behördliche und<br />

gutachterliche Genehmigungen für den Bau.<br />

Über anlagenspezifische, standortbezogene<br />

Gutachten erfahrener Institute kann das<br />

Kreditinstitut die prognostizierten Erträge<br />

glaubhaft und nachvollziehbar machen.<br />

Im Rahmen der Vorbereitung muss zudem<br />

geklärt werden, in welcher Rechtsform<br />

die Projektgesellschaft gegründet wird. Als<br />

Standard haben sich die GmbH & Co. KG und<br />

die Genossenschaft durchgesetzt.<br />

der Finanzierung sind zusätzliche attraktive<br />

Erträge der Sparkasse über den Deckungsbeitrag<br />

der Finanzierung hinaus.<br />

Absicherung<br />

Bei der Absicherung der Anlage stehen drei<br />

Ziele im Fokus: die Erträge, die Anlage und<br />

das Recht auf einen Betreiberwechsel. Die<br />

Absicherung der laufenden Erträge durch die<br />

Abtretung der Einspeiseerlöse steht dabei<br />

im Vordergrund. Um die Rechte möglicher<br />

Dritter auszuschließen wird zudem die Anlage<br />

sicherungsübereignet. Um im Falle einer<br />

Insolvenz die Anlage weiterführen zu können,<br />

wird eine Vereinbarung zur Übernahme<br />

bestehender Verträge getroffen. Außer den<br />

dinglichen Sicherheiten und den Erträgen<br />

der Projektegesellschaft wird in der Praxis<br />

häufig ebenfalls eine persönliche Haftung<br />

der Gesellschafter über Bürgschaften oder<br />

die Einbringung von Grundschulden vereinbart.<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Für eine Beurteilung der Wirtschaftlichkeit<br />

von Erneuerbare Energien-Projekten ist eine<br />

Betrachtung der künftigen Cash-flows notwendig.<br />

Windgutachten sind etwa die Grundlage<br />

dieser Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

bei einer Windenergieanlage. Dazu sind zuerst<br />

vom Brutto-Jahresplanertrag ein Sicherheitsabschlag<br />

für eine realistische Einschätzung<br />

der Erträge (Netto-Jahresplanertrag)<br />

vorzunehmen und danach die anfallenden<br />

Auszahlungen des Jahres für den Betrieb,<br />

die Pacht und die Rücklagen abzuziehen. Die<br />

Nutzung von Vergleichswerten bestehender<br />

Anlagen wird empfohlen. Die Ergebnisse<br />

von zwei Gutachten, so die Empfehlung, sind<br />

daher von der Sparkasse auf Plausibilität zu<br />

prüfen. Die entsprechenden Regeln dafür<br />

sind zu fixieren.<br />

Offenlegung<br />

Sowohl für die Kreditvergabe <strong>als</strong> auch für die<br />

laufende Offenlegung ist über die gesetzlichen<br />

Anforderungen (§ 18 KWG) hinausgehend<br />

institutsspezifisch festzulegen, welche<br />

Unterlagen vom Kunden einzureichen und<br />

welche Prüfungen durch die Sparkasse vorzunehmen<br />

sind. Diese Anforderungen sind<br />

zwischen Markt- und Marktfolge abzustim-<br />

Finanzierungsstandards<br />

Für die Bereiche Photovoltaikanlagen und<br />

Windenergie haben sich vergleichbare<br />

Finanzierungsstandards etabliert. Für<br />

Windenergie sind aktuell rund zehn bis 15<br />

Prozent Eigenkapital Standard. Bei der Finanzierung<br />

von Photovoltaikanlagen gibt es<br />

in der Praxis eine hohe Bandbreite von null<br />

bis 30 Prozent. So kann bei Nachweis einer<br />

hohen Wirtschaftlichkeit ein sehr geringer<br />

Eigenkapitalanteil vereinbart werden. Bei<br />

der Finanzierung von Biogasanlagen wird<br />

aufgrund der höheren Risiken, vor allem<br />

durch die Betriebsführung und die Qualität<br />

der Substrate, in der Regel eine höhere Eigenkapitaleinbringung<br />

von 20 bis 30 Prozent<br />

gefordert. Im Rahmen der Finanzierung werden<br />

von der Sparkasse öffentliche Mittel der<br />

KfW, der landwirtschaftlichen Rentenbank<br />

sowie bundeslandspezifische Fördermittel<br />

konsequent eingebunden.<br />

Vertraglich wird eine Projektgesellschaft<br />

zur Bildung von Rücklagen verpflichtet. Sie<br />

sind <strong>als</strong> Liquiditätsreserve für die Sicherstellung<br />

des Kapitaldienstes, <strong>als</strong> Puffer für etwaige<br />

Reparaturen der Anlage und für den Rückbau<br />

am Ende der Betriebsphase vorgesehen. Die<br />

Erträge aus der Anlage dieser Liquiditätsrücklage,<br />

aus dem Cross-Selling (vor allem Versicherungen)<br />

und die Strukturierungsgebühr<br />

Quelle: Petra Bork / Pixelio<br />

Die Bedeutung nachhaltiger geschlossener Fonds wird aufgrund der beschlossenen Energiewende<br />

und der Abkehr vom Atomstrom ebenfalls weiter steigen.<br />

100 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


NACHHALTIGKEIT<br />

men und zu dokumentieren. Im Kern geht<br />

es um die Vereinbarung und die Prüfung der<br />

dauerhaften Einhaltung von Kreditsicherungspflichten<br />

(„covenants“). Sie sollen eine<br />

laufende Überwachung der Kapitaldienstfähigkeit<br />

sicherstellen.<br />

Die Mehrzahl der notwendigen Prüfpunkte<br />

ist von vergleichbar großen Investitionsfinanzierungen<br />

bekannt. Speziell<br />

bei Erneuerbare Energien-Projekten sind<br />

Betriebsführungsberichte, monatliche Abrechnungen<br />

der Energieversorger oder die<br />

Prüfung veränderter gesetzlicher Rahmenbedingungen<br />

von Bedeutung.<br />

Erfolgsfaktoren<br />

In der Praxis zeigt sich, dass die Fähigkeit zur<br />

Finanzierung von Projekten eine notwendige,<br />

aber nicht hinreichende Bedingung für<br />

den wirtschaftlichen Erfolg im Erneuerbare<br />

Energien-Markt ist. Die Erfahrung von im<br />

Markt etablierten Sparkassen zeigt, dass<br />

Aktivitäten in vier Bereichen erfolgskritisch<br />

sind:<br />

> Hohe Expertise: Die rechtlichen Anforderungen<br />

der Projekte sind vielfältig und<br />

laufenden Änderungen unterworfen. Die<br />

Markt- und Technikkenntnis auf dem aktuellen<br />

Stand zu halten, erfordert ebenso<br />

wie die Pflege des Netzwerkes Zeit. Sparkassen<br />

sollten daher eine Spezialistenfunktion<br />

innerhalb des Firmenkunden-<br />

Segments für das Thema Erneuerbare<br />

Energien etablieren, um dieses Know-how<br />

zu bündeln.<br />

> Einfache Prozesse: Erneuerbare Energien-<br />

Projekte, vor allem in der Zusammenarbeit<br />

mit Projektierern, erfordern schnelle<br />

Kreditentscheidungen und sind daher auf<br />

eine reibungslose Zusammenarbeit mit<br />

der Marktfolge angewiesen. Die Anforderungen<br />

für die Kreditentscheidungen zwischen<br />

Markt und Marktfolge sollten daher<br />

detailliert abgestimmt und der gesamte<br />

Finanzierungsprozess in eine vertriebsorientierte<br />

Dokumentation überführt<br />

werden.<br />

> Breites Netzwerk: Regionale Netzwerke<br />

sind unverzichtbar. Der Kreis relevanter<br />

Marktteilnehmer ist klein, sodass Bekanntheit<br />

und persönliche Beziehungen<br />

in einem Netzwerk intensiv gepflegt<br />

werden müssen. Wichtige „Player“ im<br />

Markt sind Projektierer, Ingenieurbüros<br />

und Hersteller, die den Bau, teilweise<br />

aber auch die Finanzierung der Projekte<br />

für den Kunden übernehmen. Der Kontakt<br />

zu Kommunen und kommunalen<br />

Unternehmen, Innungen, Verbänden und<br />

im Energiebereich tätigen Handwerkern<br />

sollten ebenfalls aktiv durch die Sparkasse<br />

gepflegt werden.<br />

> Hohe Präsenz: Sparkassen müssen im<br />

Markt <strong>als</strong> möglicher Finanzierungspartner<br />

wahrgenommen werden. Sie sollten<br />

daher durch einen breiten Außenauftritt<br />

<strong>als</strong> „Sparkasse für Energie und Umwelt“<br />

deutlich Präsenz zeigen. Privatkunden,<br />

Handwerker und Unternehmen kann die<br />

Sparkasse über Veranstaltungen zum Thema<br />

Nachhaltigkeit, Erneuerbare Energien<br />

und Energieeffizienz einbinden.<br />

Umsetzung<br />

Sinnvoller Ausgangspunkt eines Einstiegs<br />

in den Markt für nachhaltige Anlage- und<br />

Finanzierungsprodukte ist die Standortbestimmung<br />

der Sparkasse, die mit einer<br />

Potenzialbestimmung des Geschäftsgebiets<br />

beginnt. Mit Hilfe eines im Projekt entwickelten<br />

Potenzialplanungs-Tools können diese<br />

Nachhaltigkeitspotenziale der Sparkasse<br />

abgeschätzt werden.<br />

Die Ergebnisse helfen der Sparkasse, die<br />

Chancen des Marktes richtig einzuschätzen<br />

und die verfügbaren Ressourcen optimal<br />

auf die erfolgversprechendsten Aktivitäten<br />

zu lenken. Handlungsbedarf gibt es in fünf<br />

Bereichen:<br />

> Nach Identifikation der Potenziale muss<br />

die Zielproduktpalette für den privaten<br />

und gewerblichen Bereich festgelegt und<br />

ausgestaltet werden.<br />

> Die Einrichtung einer Spezialistenfunktion,<br />

die Schnittstellenabstimmung mit der<br />

Marktfolge und die Dokumentation der<br />

Prozesse und Richtlinien im OHB müssen<br />

organisatorisch geklärt werden.<br />

> Je nach gewähltem Produkt- und Dienstleistungsangebot<br />

müssen die betroffenen<br />

Mitarbeiter qualifiziert werden.<br />

> Die Vermarktung des nachhaltigen Produktangebots<br />

muss ausgestaltet werden.<br />

Das umfasst die Darstellung der Produkte<br />

im Internet-Auftritt, die Bereitstellung<br />

von Vertriebsanlässen für die Berater, die<br />

Erstellung von Werbemitteln sowie die<br />

Selektion von Zielkunden.<br />

> Vertriebsunterstützende Hilfsmittel wie<br />

Tools, Flyer und Check-Listen müssen<br />

bereitgestellt werden.<br />

Sparkassen, die sich für ein stärkeres<br />

Engagement im Bereich Nachhaltigkeit<br />

entscheiden, können eine Vielzahl weiterer<br />

Unterstützungsangebote im Verbund in<br />

Anspruch nehmen:<br />

> Sparkassen profitieren vom Netzwerk des<br />

Regionalverbands: Es können qualifizierte<br />

Kontakte zu benachbarten Sparkassen<br />

hergestellt werden, die bereit sind,<br />

Hospitationen zuzulassen. Über den Regionalverband<br />

werden überdies Fachveranstaltungen<br />

zum Thema Nachhaltigkeit<br />

und Erneuerbare Energien durchgeführt,<br />

auf denen interessierte Sparkassen ein regionales<br />

Netzwerk aufbauen und pflegen<br />

können.<br />

> Die Produktgeber begleiten den Vertrieb<br />

ihrer Produkte: Es werden nicht nur umfangreiche<br />

Werbematerialien, Hilfsmittel<br />

für den Vertrieb und Zielkundenselektionen<br />

bereitgestellt, sondern auch personelle<br />

Unterstützung für interne und<br />

externe Veranstaltungen der Sparkasse<br />

angeboten.<br />

> Der DSGV bietet mit dem Kampagnen-Pool<br />

eine Internet-Plattform, auf der zahlreiche<br />

Kampagnen zu nachhaltigen Produktangeboten<br />

dokumentiert sind.<br />

> Die regionalen Akademien bieten Schulungen<br />

zum Thema Nachhaltigkeit, nachhaltige<br />

Anlageprodukte und Erneuerbare<br />

Energien.<br />

> Der Deutsche Sparkassenverlag (DSV)<br />

bietet Branchenreports, etwa zum Bereich<br />

Erneuerbare Energien und Landwirte.<br />

Fazit<br />

Die Größe der Sparkassen ist für das<br />

Engagement im Markt für nachhaltige<br />

Anlage- und Finanzierungsprodukte kein<br />

Ausschlusskriterium. Die Vielzahl kurzfristig<br />

verfügbarer nachhaltiger Angebote<br />

für alle Kundengruppen sowie die starke<br />

Unterstützung der Verbundpartner ermöglichen<br />

es grundsätzlich allen Sparkassen,<br />

die in ihrem Geschäftsgebiet vorhandenen<br />

Nachhaltigkeitspotenziale anzugehen.<br />

Die Grundlagen hierfür hat das Projekt in<br />

einem Leitfaden „Nachhaltigkeit“ zusammengetragen.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

101


NACHHALTIGKEIT<br />

AUTOR<br />

Martin Köppen<br />

ist Referent beim Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) in Berlin.<br />

KfW Bankengruppe legt „Aktionsplan Energiewende“ vor<br />

Sparkassen mit neuen<br />

Chancen im Fördergeschäft<br />

Mit einem „Aktionsplan Energiewende“ will die KfW Bankengruppe <strong>als</strong> das wichtigste Förderinstitut des Bundes<br />

und der Länder den jüngst eingeleiteten energiepolitischen Richtungswechsel tatkräftig unterstützen. Förder-<br />

programme werden noch stärker auf Investitionen in Umweltschutz und Innovationen konzentriert. Die Sparkassen-<br />

Finanzgruppe <strong>als</strong> Marktführer im Fördergeschäft nimmt diese Herausforderung entschlossen an. Sie verfolgt unverändert<br />

das Ziel, ihre schon jetzt überragende Marktposition weiter erfolgreich zu verteidigen und sogar auszubauen.<br />

Nach der Nuklearkatastrophe im japanischen<br />

Fukushima hat die Bundesregierung<br />

ihre Energiepolitik überprüft. Im<br />

Ergebnis wird die erst ein halbes Jahr zuvor<br />

beschlossene Laufzeitverlängerung für die<br />

deutschen Atomkraftwerke (AKW) teilweise<br />

rückgängig gemacht: Die ältesten sieben<br />

Atommeiler sind nach einem dreimonatigen<br />

Moratorium erst gar nicht wieder ans Netz<br />

gegangen. Weitere Atomkraftwerke werden<br />

bereits früher vom Netz genommen, <strong>als</strong> es<br />

laut Atom-Konsens von 2000 geplant war.<br />

Den hatte die vorherige Bundesregierung<br />

seinerzeit mit der Atomwirtschaft mühsam<br />

ausgehandelt. Politischer Wille ist es nun, die<br />

Erneuerbaren Energien schneller und effektiver<br />

auszubauen und den Energieverbrauch<br />

fossiler Energiequellen noch stärker <strong>als</strong> bisher<br />

geplant abzusenken. Um diese energiepolitisch<br />

höchst ehrgeizigen und radikal neu<br />

gesteckten Ziele wirklich zu erreichen, hat die<br />

Bundesregierung versprochen, im Haushalt<br />

die entsprechenden Fördermittel signifikant<br />

aufzustocken und noch feiner zu justieren.<br />

Neugewichtung der<br />

KfW-Fördermaßnahmen<br />

Die erneute Wende in der Energiepolitik hat<br />

die KfW Bankengruppe <strong>als</strong> wichtigstes Förderinstitut<br />

des Bundes und der Länder zum<br />

Anlass genommen, im Sommer 2011 für den<br />

gesamten Bankkonzern einen Aktionsplan<br />

aufzustellen. Die KfW geht davon aus, dass<br />

der angestrebte Umbau der deutschen Energieversorgung<br />

insgesamt einen zusätzlichen<br />

Investitionsbedarf von 250 Milliarden Euro bis<br />

2020 auslösen wird. 1<br />

Ende September/Anfang Oktober sind<br />

die Einzelheiten des Aktionsplans bekannt<br />

gegeben worden. Er hat erhebliche Auswirkungen<br />

auf das inländische Förderkredit-<br />

Programmgeschäft. Der KfW-Aktionsplan<br />

Energiewende berücksichtigt alle drei für<br />

das inländische Fördergeschäft verantwortlichen<br />

Teilbanken des Unternehmens. Dabei<br />

verfolgt die KfW die Strategie, sich auf die Investitionsförderung<br />

auf den Gebieten Energieeffizienz,<br />

Stromerzeugung, zusätzliche<br />

Gaskraftwerke und den Stromnetz-Ausbau<br />

zu konzentrieren (s. Abb. 1). Andererseits<br />

reduziert die KfW nicht mehr so dringliche<br />

Fördermaßnahmen und stellt bestimmte<br />

Förderprogramme auch ganz ein.<br />

Signifikante Ausweitung der<br />

Unternehmensfinanzierung<br />

In der gewerblichen Unternehmensfinanzierung<br />

hat die KfW Mittelstandsbank bereits<br />

im Sommer 2011 <strong>als</strong> Sofort-Maßnahme ein<br />

mit fünf Milliarden Euro dotiertes neues<br />

Förderprogramm zum Ausbau der Offshore-<br />

Windenergie in Deutschland aufgelegt.<br />

Zum Jahresbeginn 2012 hat sie außerdem<br />

das bisher aus ERP-Mitteln finanzierte<br />

Umwelt- und Energieeffizienzprogramm<br />

in zwei getrennte Förderprogramme aufgeteilt:<br />

> Das „KfW-Energieeffizienzprogramm“<br />

steht jetzt zur Verfügung, wenn damit<br />

Investitionen zur Steigerung der betrieblichen<br />

Energieeffizienz finanziert werden.<br />

Neuerdings können es auch größere<br />

Unternehmen nutzen, deren jährlicher<br />

Gruppenumsatz bis zu drei Milliarden Euro<br />

(bisher 500 Mio. Euro) betragen darf. Außerdem<br />

erhöht die KfW den Kredithöchstbetrag<br />

von zehn auf 25 Millionen Euro!<br />

> Für gewerbliche Investitionen in allgemeine<br />

Umweltschutzmaßnahmen steht seit<br />

01. Januar 2012 ausschließlich das „KfW-<br />

Umweltprogramm“ zur Verfügung. Dessen<br />

Kredithöchstbetrag ist auf zehn Millionen<br />

Euro (bisher zwei Mio. Euro) erhöht worden.<br />

Zeitgleich hat die KfW zwei bestehende Förderprogramme<br />

erheblich ausgeweitet:<br />

> Beim KfW-Programm „Erneuerbare<br />

Energien-Standard“ ist der Verwendungszweck<br />

erweitert worden. Die KfW<br />

fördert aus diesem Programm künftig<br />

auch Biogasanlagen, selbst wenn sie<br />

nicht der Stromerzeugung dienen, sowie<br />

vorgelagerte objektnahe Nieder- und Mittelspannungsnetze<br />

(statt wie bisher mit<br />

zehn bis zu maximal 25 Mio. Euro). Dieses<br />

Programm steht auch Unternehmen zur<br />

Verfügung, deren jährlicher Gruppenumsatz<br />

500 Millionen Euro überschreitet.<br />

> Für Vorhaben im Rahmen der Energiewende,<br />

<strong>als</strong>o für Innovationen zur speziellen<br />

Weiterentwicklung von Technologien zur<br />

Energieerzeugung, -einsparung, -speicherung<br />

und -übertragung, steht nunmehr<br />

auch das ERP-Innovationsprogramm bis zu<br />

25 Millionen Euro pro Vorhaben und maximal<br />

50 Millionen Euro pro Unternehmen<br />

pro Kalenderjahr zur Verfügung. Bisher<br />

wurden Innovationen im gewerblichen Bereich<br />

aus diesem Programm nur bis zu fünf<br />

Millionen Euro pro Vorhaben gefördert.<br />

Zusätzlich gewährt die KfW seit dem 01.<br />

Januar 2012 größeren Unternehmen, deren<br />

Jahres-Gruppenumsatz zwischen 500<br />

Millionen und drei Milliarden Euro liegt,<br />

im Wege der „KfW-Finanzierungsinitiative<br />

Energiewende“ Darlehen zu Marktkonditionen.<br />

Investiert werden kann damit in<br />

die Nutzung Erneuerbarer Energien, in<br />

die Steigerung der betrieblichen Energieeffizienz<br />

und in Innovationsvorhaben<br />

(Forschung und Entwicklung) aus den<br />

Bereichen Energieerzeugung, -einsparung<br />

und -übertragung. Dieses Programm sieht<br />

Kreditbeträge ab 25 bis zu maximal 100<br />

Millionen Euro vor.<br />

1 Laut Informationsveranstaltung der KfW für Kreditinstitute<br />

zum KfW-Aktionsplan Energiewende am<br />

27. September 2011 in Frankfurt/M.<br />

102 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


ABBILDUNG 1<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

AKTIONSPLAN ZUR ENERGIEWENDE<br />

Aktionsplan zur Energiewende<br />

KfW-Aktionsplan Energiewende<br />

Erneuerbare Energien Energieeffizienz Innovationen für Energiewende<br />

Wichtiger Umbau der<br />

Wohnungsbauförderung<br />

Die KfW Privatkundenbank konzentriert künftig<br />

ihre Förderung inhaltlich auf die Schwerpunkte<br />

Energiewende und Begleitung des<br />

demografischen Wandels. Dazu erweitert sie<br />

ihre erfolgreiche Programmgruppe „Energieeffizient<br />

Bauen und Sanieren“ zum 01.<br />

April 2012 um den neuen Standard „KfW-<br />

Effizienzhaus Denkmal“ und fördert damit<br />

endlich auch die energetische Sanierung von<br />

Baudenkmälern und sonstigem erhaltenswerten<br />

Baubestand.<br />

Außerdem bietet sie das Förderprogramm<br />

„Altersgerecht Umbauen“ nach Auslaufen<br />

der Bundesförderung seit 01. Januar 2012<br />

aus eigenen Mitteln weiter an. Vom 01. April<br />

2012 wird es zudem deutlich vereinfacht. Dagegen<br />

hat die KfW den Förderhöchstbetrag<br />

im „KfW-Wohneigentumsprogramm“ weiter<br />

herabgesetzt und das erfolgreiche Förderprogramm<br />

„Wohnraum modernisieren“ Ende<br />

2011 vollständig geschlossen.<br />

Ausbau kommunaler<br />

Partnerschaften<br />

Im Bereich der kommunalen und sozialen<br />

Infrastruktur hat die KfW Kommunalbank<br />

bereits zum 01. Oktober 2011 die Förderhöchstbeträge<br />

für große Vorhaben zur<br />

Verbesserung der Energieeffizienz in ihren<br />

Basisprogrammen auf 50 Millionen Euro<br />

pro Vorhaben angehoben. Im ersten Quartal<br />

2012 wird sie den Kommunen und kommunalen<br />

Unternehmen auch zinsgünstige<br />

Förderangebote zum Ausbau von Netz- und<br />

Speicherkapazitäten sowie zur Finanzierung<br />

hocheffizienter Kraftwerke auf fossiler Basis<br />

(Gas) anbieten. Außerdem will die KfW künftig<br />

mit dem Förderfenster „Energetische<br />

Stadtsanierung“ noch stärker Energieeffizienzinvestitionen<br />

in Stadtquartieren fördern.<br />

Die Umstellung von Kommunen auf „energieeffiziente<br />

Stadtbeleuchtung“ fördert die<br />

KfW bereits seit 01. April 2011.<br />

Ausbau der Marktführerschaft<br />

Sparkassen und Landesbanken verfügen im<br />

Fördergeschäft seit langem über eine überragende<br />

Marktstellung, wie einige Zahlen<br />

deutlich machen: 2<br />

> Im Förderprogramm Erneuerbare Energien-Standard<br />

lag der Marktanteil der<br />

Sparkassen und Landesbanken 2010 bei<br />

überragenden 43,7 Prozent gegenüber<br />

den Genossenschaftsbanken von 36,8 und<br />

den Großbanken von 4,6 Prozent.<br />

KfW Programm<br />

Offshore Windenergie<br />

KfW-Programm Erneuerbare Energien<br />

Erhöhung Höchstbetrag<br />

auf 25 Mio. EUR<br />

> Im gesamten Wohnungsbaufördergeschäft<br />

der KfW betrug 2010 der Marktanteil<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe 37,1 Prozent<br />

gegenüber 21,7 Prozent der Genossenschaftsbanken<br />

und nur 8,4 Prozent der<br />

Großbanken.<br />

> Im politisch sensiblen Geschäft mit Existenzgründern<br />

haben Sparkassen und<br />

Landesbanken im gleichen Jahr sogar 55,7<br />

Prozent des KfW-Start-Geldes an diese<br />

wichtige Zielgruppe durchgeleitet.<br />

Verantwortlich für diese guten Ergebnisse ist<br />

eine in den letzten Jahren wieder gewachsene<br />

Einsicht vieler Entscheider, dass im<br />

Fördergeschäft solide Erträge erwirtschaftet<br />

werden können. Spätestens seit Einführung<br />

des risikogerechten Zinssystems (RGZS) im<br />

April 2005 können Sparkassen und Landesbanken<br />

im gewerblichen Fördergeschäft<br />

genauso kalkulieren wie im Geschäft mit den<br />

hauseigenen Darlehensprodukten.<br />

Aber stets gilt für den Marktführer auch:<br />

Die hervorragende Position ist immer wieder<br />

neu erfolgreich zu verteidigen! Und<br />

nicht nur das: Selbst der Marktführer muss<br />

bestrebt sein, seine Marktführerschaft noch<br />

auszubauen! Denn die Wettbewerber entwickeln<br />

sich weiter, drängen nach und auch<br />

das Marktgeschehen verläuft dynamisch. Die<br />

Voraussetzungen, die gute Marktposition im<br />

Wettbewerb des Fördergeschäfts auszubauen,<br />

sind für die Sparkassen-Finanzgruppe<br />

aus vier Gründen unverändert gut:<br />

> Die Sparkassen verfügen bundesweit über<br />

ein dichtes Netz sehr gut ausgebildeter<br />

und hochqualifizierter Förderberater.<br />

> Mit den Landesbanken <strong>als</strong> regionale Servicebanken<br />

stehen im Fördergeschäft<br />

sehr leistungsfähige Kooperationspartner<br />

für Antragstellung und Durchleitung der<br />

Förderdarlehen an das jeweiligen Förderinstitut<br />

wie die KfW zur Seite.<br />

> Mit den elektronischen DV-Plattformen<br />

KfW-Energieeffizienzprogramm<br />

Erhöhung Höchstbetrag auf i.d.R. 25 Mio. EUR<br />

Energieeffizient Bauen und Sanieren (Wohngebäude)<br />

Erhöhung Investitionszuschüsse<br />

Neues Förderangebot Effizienzhaus Denkmal<br />

Kommunal Investieren /<br />

Sozial Investieren<br />

Erhöhung<br />

Höchstbetrag auf 50 Mio. EUR<br />

Energetische Stadtsanierung<br />

Zuschüsse für Kommunen<br />

und Kreditprogramme<br />

„Energieeffiziente Quartiersversorgung“<br />

für Kommunen und<br />

kommunale Unternehmen<br />

Finanzierungsinitiative Energiewende<br />

Direktkredite für größere Unternehmen<br />

ERP-Innovationsprogramm<br />

Erhöhung Höchstbetrag auf 25 Mio. EUR<br />

FGCenter und BeDarV sowie den Beratungsmodulen<br />

Web-Förderberatung und Expert<br />

sind die Sparkassen und Landesbanken im<br />

technischen Support bestens aufgestellt.<br />

> Der Umsetzungsleitfaden über das DSGV-<br />

Projekt „Schlanke Förderkreditprozesse“<br />

aus dem Jahr 2010, mit dem die Geschäftsprozesse<br />

zur Vergabe und Bearbeitung von<br />

Förderkrediten in den Sparkassen optimiert<br />

wurden 3 , hilft allen im Fördergeschäft Beteiligten,<br />

die Sparkassen im Fördergeschäft<br />

stets optimal aufgestellt zu halten.<br />

Fazit<br />

Die politisch beschlossene Abkehr von der<br />

Atomenergie zwingt die KfW <strong>als</strong> größtes<br />

deutsches Förderinstitut, ihre Förderprogramme<br />

neu zu fokussieren. Mit dem<br />

KfW-Aktionsplan Energiewende weitet sie<br />

ihre Förderinstrumente hauptsächlich auf<br />

Investitionen in Energieeffizienz und Innovationen<br />

in diesen Technologiebereichen<br />

aus. Anforderungen des demografischen<br />

Wandels werden dabei nicht vernachlässigt.<br />

Andererseits werden Fördermaßnahmen<br />

gekappt, die außerhalb ihrer nunmehr<br />

derziele<br />

rangieren.<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe muss die<br />

neuen Förderprogramme für einen weiteren<br />

Ausbau ihrer eigenen, schon jetzt überragenden<br />

Marktstellung im Fördergeschäft<br />

nutzen. Die sich daraus eröffnende Chance<br />

ist zugleich eine Herausforderung an sich<br />

selbst: Der Marktdruck ist ein willkommener<br />

Impulsgeber, um die eigenen Beratungsleistungen<br />

und Geschäftsprozesse im anspruchsvollen<br />

Fördergeschäft fortlaufend<br />

und konsequent zu optimieren.<br />

¯<br />

2 Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf<br />

Kreditvolumina; Quelle: KfW-Zusagenstatistik.<br />

3 Vgl. „Sparkasse“ Ausgabe Juni 2011, S. 22f.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

103


NACHHALTIGKEIT<br />

Vermittlung von Nachhaltigkeit im Produktvertrieb<br />

Glaubwürdigkeit und Vertrauen<br />

seit Finanzkrise wichtiger denn je<br />

Verbraucherschützer nehmen immer öfter kritisch den Nachhaltigkeitsanspruch in Geschäftspolitik und Produkten<br />

von Finanzinstituten unter die Lupe. Sparkassen müssen deshalb selbst aktiv werden und eine überzeugende<br />

Kommunikationsstrategie nach außen, aber auch nach innen entwickeln. Eine Konferenz des Vereins für Umweltmanagement<br />

und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten (VfU) hat kürzlich unter anderem Ansätze diskutiert, wie das<br />

1<br />

Im Vorwort zu einer aktuellen Finanzmarktstudie<br />

spricht Reinhard Friesenbichler zu<br />

Recht davon, dass es sich bei der Finanzkrise<br />

durchaus um „die Multisymptomatik einer<br />

Aneinanderreihung vieler Teilkrisen ganz unterschiedlicher<br />

Elemente des Finanzsystems<br />

handeln kann“. 2 Die Subprimekrise und die<br />

Staatsschuldenkrise zählen ebenso dazu wie<br />

eine gelegentlich zu beobachtende Reformaversion<br />

von Finanzinstituten. Zu nennen<br />

wäre auch das gesellschaftliche Phänomen,<br />

Konsequenzen fehlgeleiteten individuellen<br />

oder kollektiven Denkens und Handelns<br />

nicht antizipieren und korrigieren zu können.<br />

„Der vorausschauende Umgang mit der<br />

Krise beschränkt sich auf das Hoffen, es<br />

möge nicht allzu schlimm kommen und,<br />

wenn schon Opfer […] nötig sind, dann<br />

möge es zuerst den Nachbarn treffen“, so<br />

Friesenbichler.<br />

Die Kollektivierung von Risiken oder<br />

Schadenspositionen ist damit ein zentrales<br />

Phänomen, das aus diesem Umgang mit<br />

Krisen resultiert. Ein Phänomen, für das zivilgesellschaftliche<br />

Akteure oder auch Medien<br />

ein immer geringeres Maß an Verständnis<br />

zeigen. Die Bewegung „Occupy Wallstreet“<br />

ist dafür ein ganz aktuelles Beispiel.<br />

Um die aktuelle Krisensituation bewältigen<br />

zu können, müssen sich die Finanzinstitute<br />

auch mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />

sowohl auf der betrieblichen <strong>als</strong> auch auf der<br />

AUTOREN<br />

Dr. Annett Baumast<br />

ist Geschäftsführerin von<br />

baumast. kultur & nachhaltigkeit<br />

in Lenzburg (Schweiz).<br />

Dr. Markus Scholand<br />

ist Managementbeauftragter für<br />

Produktökologie der WestLB in<br />

Düsseldorf.<br />

Produktseite konsequent inhaltlich auseinandersetzen:<br />

„Die Einsicht, dass ein nachhaltiges<br />

Wirtschaften unumgänglich ist, konnte<br />

durch die Ereignisse der vergangenen Monate<br />

einen weiteren Schritt im gesellschaftlichen<br />

Bewusstsein voranschreiten. Die<br />

Chancen für eine erfolgreiche Umsetzung<br />

der hierfür notwendigen Veränderungen<br />

sind dadurch weiter gestiegen“, war kürzlich<br />

auf einer Fachkonferenz zu hören. 3 In einer<br />

langfristig ausgerichteten Betrachtung der<br />

Märkte, dem Aufbau eines Vertrauensverhältnisses<br />

zu Kundinnen und Kunden sowie<br />

der glaubwürdigen Kommunikation eigener<br />

Maßnahmen liegt die große Chance bei der<br />

Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen<br />

im eigenen Unternehmen.<br />

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wikimedia Commons<br />

Ökonomie, Ökologie und Soziales bilden ein gleichseitiges Dreieck. Alle Aspekte der Nachhaltigkeit<br />

in Balance zu setzen ist nach Ansicht von Experten die Voraussetzung für ein naturverträgliches<br />

Wohlstands- und Lebensmodell.<br />

Begriff ist Chance und<br />

Handicap zugleich<br />

Doch was genau bedeutet „Nachhaltigkeit“<br />

eigentlich? Einen breiten Konsens in Gesellschaft<br />

und Wirtschaft findet heute die<br />

sogenannte Brundtland-Definition: „Eine<br />

Entwicklung ist dann nachhaltig, wenn sie<br />

die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt,<br />

ohne zu riskieren, dass künftige Generationen<br />

ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen<br />

können“. 4<br />

Sie weist damit einerseits auf die relevanten<br />

Aspekte einer Bedürfnisorientierung<br />

sowie einer inter- und intragenerativen<br />

Gerechtigkeit hin. Zugleich versucht sie,<br />

ökonomische, ökologische und soziale<br />

1 Der Beitrag basiert in Teilen auf Diskussionen im<br />

Workshop zu Perspektiven und Visionen in der Finanzwirtschaft,<br />

der von den Autoren am 9. November<br />

2011 im Rahmen des VfU-Roundtable 2011<br />

moderiert worden ist.<br />

2 Zitiert nach Schneider (2011), S. 4.<br />

3 Frankfurt School Verlag (2011), S. 2.<br />

4 Hauff (1987), S. 46.<br />

104 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


TABELLE 1<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

Nachhaltigkeitsdefinitionen in der Außenkommunikation<br />

Entwicklungen integriert zu betrachten.<br />

Dadurch ist sie für den direkten betrieblichen<br />

Einsatz deutlich zu komplex. Auf Leitbildebene<br />

ähneln sich zwar – trotz aller Verschiedenheit<br />

der Finanzinstitute – die Aussagen<br />

(s. Tab. 1), vor allem die drei Säulen Ökonomie,<br />

Ökologie und Soziales (GLS Bank-Terminologie:<br />

people – planet – profit). Auf Produktebene<br />

ist das Bild jedoch völlig anders.<br />

Obwohl nachhaltige Finanzprodukte seit<br />

Ende der 90-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts<br />

erhältlich und ihre Zahl sowie das<br />

entsprechende Volumen seitdem deutlich<br />

angestiegen sind, 5 kann von einem einheitlichen<br />

Verständnis des Begriffs Nachhaltigkeit<br />

nicht die Rede sein.<br />

Diese hohe Interpretationsfreiheit kann<br />

Kundinnen und Kunden von Banken und<br />

Sparkassen, aber auch die Beschäftigten,<br />

leicht verwirren: Neben Spendenfonds<br />

stehen Clean-Tech-Fonds und es werden<br />

Best-in-Class-Produkte vertrieben. Neben<br />

Erneuerbare-Energien-Zertifikaten stehen<br />

solche auf Düngemittel, genmanipuliertes<br />

Saatgut oder Ölsand, die alle <strong>als</strong> nachhaltig<br />

deklariert werden. 6 Während viele Produkte<br />

hohen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards<br />

entsprechen, springen andere Emittenten<br />

lediglich auf den Zug eines vermeintlichen<br />

Trends auf, ohne sich vertieft mit der<br />

Materie zu befassen.<br />

Vor diesem Hintergrund ist in der Tat die<br />

Frage berechtigt, ob derart verstandene<br />

Nachhaltigkeit nicht zu einem Unwort wird<br />

oder sogar schon geworden ist? 7 Zusätzlich<br />

zu diesem Produktwirrwarr nimmt die Zahl<br />

der Berichte zu, in denen Unternehmen des<br />

„Blendertums“ und des „Greenwashing“<br />

bezichtigt werden. Auch in der Finanzbranche<br />

gibt es solche Fälle. Aktuell steht etwa<br />

Barclays, deren Aktie in vielen Nachhaltigkeitsfonds<br />

vertreten ist, wegen Wetten auf<br />

Lebensmittelpreise beim Public Eye Award<br />

am Pranger. 8 Dieser wird im Vorfeld des<br />

World Economic Forums (WEF) in Davos<br />

vergeben.Einer positiven Nachhaltigkeitsbewertung<br />

des Titels und die Aufnahme in verschiedene<br />

nachhaltige Anlageprodukte auf<br />

der einen Seite steht somit das Anprangern<br />

von Missständen im gleichen Unternehmen<br />

gegenüber.<br />

Welche Einschätzung überwiegt? Und<br />

was löst das bei Kundinnen und Kunden<br />

aus? Ob diese Greenwashing im Allgemeinen<br />

überhaupt erkennen (können), ist nach<br />

Ansicht der Autoren zumindest kurz- bis<br />

mittelfristig zu bezweifeln. 9<br />

„Nachhaltigkeit bedeutet<br />

für uns Zukunftsfähigkeit –<br />

mit dem Ziel, kommenden<br />

Generationen eine gesunde<br />

Umwelt sowie stabile<br />

wirtschaftliche und soziale<br />

Verhältnisse zu übergeben.<br />

Diesem Leitbild fühlen wir<br />

uns verpflichtet.“ (Deutsche<br />

Bank)<br />

Quelle: Internetauftritt der Finanzinstitute<br />

TABELLE 2<br />

Allerdings zeichnet sich ab, dass etwa<br />

Medien, Verbraucherschutzorganisationen<br />

oder Nichtregierungsorganisationen künftig<br />

sehr genau auf den Nachhaltigkeitsanspruch<br />

in Geschäftspolitik und Produkten<br />

der Finanzinstitute schauen. Beispiele dafür<br />

sind die nationale Verbraucherorganisation<br />

Stiftung Warentest oder die internationale<br />

Initiative Finance Watch. 10 Auch Aktivitäten<br />

von Nichtregierungsorganisationen wie<br />

Urgewald oder auf internationaler Ebene<br />

Banktrack zeigen auf, in welche Richtung sich<br />

die kritische Auseinandersetzung mit der<br />

Finanzindustrie und ihren Produkten künftig<br />

bewegen könnte. 11<br />

Nachhaltigkeit einfach vermitteln<br />

Vor diesem Hintergrund ist es besonders<br />

wichtig, <strong>als</strong> Finanzinstitut selbst aktiv zu<br />

werden und Kundinnen und Kunden die<br />

zentralen mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“<br />

verbundenen Inhalte – vor allem in Bezug<br />

auf die eigenen Prozesse und Produkte –<br />

allgemeinverständlich näher zu bringen.<br />

Auch gegenüber den Beschäftigten sollte<br />

die durchaus vorhandene Kommunikationslücke<br />

gefüllt werden.<br />

Auf einer Konferenz des Vereins für<br />

Umweltmanagement und Nachhaltigkeit<br />

in Finanzinstituten (VfU) haben sich 22 Beschäftigte<br />

von Finanzdienstleistern kürzlich<br />

„Die LBBW hat sich zum Ziel<br />

gesetzt, konsequent zu einer<br />

tragfähigen, ökonomisch,<br />

ökologisch und sozial ausgeglichenen<br />

Entwicklung beizutragen.<br />

Zu diesem Zweck hat<br />

die Bank eine umfangreiche<br />

Nachhaltigkeitspolitik verabschiedet,<br />

die den Rahmen<br />

für alle unternehmerischen<br />

Aktivitäten vorgibt.“ (LBBW)<br />

Begriff und Qualität bei nachhaltigen Bankprodukten<br />

Wie kann „Nachhaltigkeit“ in kommunikativen<br />

Situationen (z. B. im Vertrieb)<br />

knapp und dennoch inhaltlich treffend<br />

vermittelt werden?<br />

> Einfache, kompakte und merkbare<br />

Beschreibung / Definition verwenden<br />

> „Positives“ Begriffsverständnis mit<br />

Beispielen und Bildern<br />

> Bezug auf anerkannte Werte und<br />

(gesellschaftliche) Grundnormen<br />

> Transparenz und Glaubwürdigkeit der<br />

Produkte / Prozesse offen legen<br />

über diese Problematik ausgetauscht. Dabei<br />

ging es vor allem darum, institutsintern wie<br />

gegenüber Kundinnen und Kunden einen<br />

„verständlichen“ Nachhaltigkeitsbegriff<br />

zu definieren. Ferner stand die Frage der<br />

Qualitätssicherung nachhaltiger Produkte<br />

im Vordergrund. 12 Die Hauptforderung der<br />

Teilnehmenden: „Nachhaltigkeit muss einfach<br />

sein!“<br />

Kriterium Nachhaltigkeitsqualität<br />

Im Workshop ist deutlich geworden, dass<br />

nicht nur eine verständliche Nachhaltigkeitsdefinition<br />

vorhanden sein, sondern auch<br />

eine Nachhaltigkeitsqualität von Produkten<br />

5 Vgl. Forum Nachhaltige Geldanlagen (2011), S. 15.<br />

6 Vgl. etwa den Sustainable Oil Sands Sector Index<br />

Tracker der Royal Bank of Scotland.<br />

7 Vgl. Thunig (2011), S. 3.<br />

8 Vgl. www.publiceye.ch (Zugriff am 06. Januar<br />

2012).<br />

9 Anders jedoch Thunig (2011), S. 3.<br />

10 Vgl. Kühner (2012), S. 16 f.<br />

„Wir stellen mit der GLS<br />

Nachhaltigkeitsdefinition<br />

<br />

Zentrum unseres Handelns.<br />

Bezugnehmend auf die<br />

internationale Triple Bottom<br />

Line (people – planet – profit)<br />

übersetzen wir diese Begriffe<br />

für die GLS Bank mit menschlich,<br />

zukunftsweisend und<br />

ökonomisch.“ (GLS Bank)<br />

Was kann getan werden, um die Nachhaltigkeitsqualität<br />

von Bankprodukten<br />

in (mehrstufigen) Absatzprozessen zu<br />

sichern?<br />

> Ausweis des (positiven !) Umwelt- oder<br />

gesellschaftlichen Impacts (durch Kernindikatoren<br />

(KPI))<br />

> Mindeststandards hinsichtlich der Prozessqualität<br />

für nachhaltige Produkte<br />

> Aktives Engagement und Stakeholderdialoge<br />

<strong>als</strong> Qualitätsmerkmal<br />

> Integrative Betrachtung von Produkt und<br />

Anbieter<br />

Quelle: Erfahrungen von Bankpraktikern (Zusammenstellung VfU Roundtable 2011)<br />

11 Vgl. dazu die Websites der Organisationen urgewald.org<br />

und banktrack.org (Zugriff am 06. Januar<br />

2012).<br />

12 Eine Übersicht der Workshop-Ergebnisse zum<br />

Thema „Nachhaltige Bankprodukte – Qualität und<br />

Absatzerfolg vereinen“ kann auf der Leitseite des<br />

VfU unter www.vfu.de/default.asp?Menue=<br />

17&News=75 heruntergeladen werden.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

105


NACHHALTIGKEIT<br />

¯<br />

und Prozessen erreicht und den Kundinnen<br />

und Kunden vermittelt werden muss. Denn<br />

von zentraler Bedeutung bei der Vermittlung<br />

von Finanzdienstleistungen ist deren<br />

Vertrauen in Produkt und Anbieter. Das hat<br />

nicht zuletzt die Finanzkrise gezeigt: Aufgrund<br />

ihrer Kundennähe konnten auch die<br />

Sparkassen ihr Geschäft auf diesem Gebiet<br />

deutlich steigern. 13<br />

Um dieses Vertrauen herzustellen und<br />

glaubwürdig nachhaltige Finanzdienstleistungen<br />

anbieten zu können, müssen<br />

Finanzinstitute in die eigene Nachhaltigkeitsqualität<br />

sowie in die ihrer Produkte investieren.<br />

Aufgrund der Komplexität des Themas<br />

haben die Workshop-Teilnehmenden in<br />

einem Nachhaltigkeits-Label keine adäquate<br />

Lösung der Situation gesehen. Das bereits<br />

2004 entwickelte, aber von Kundinnen und<br />

Kunden bis heute meist nur eingeschränkt<br />

wahrgenommene Transparenz-Logo für<br />

nachhaltige Publikumsfonds, sorgt zwar für<br />

ein Offenlegen der Prozesse. Es beurteilt<br />

aber nicht die Nachhaltigkeitsqualität der<br />

Anlageprodukte.<br />

Praxis bestätigt<br />

Qualitätsanforderungen<br />

Die Teilnehmer des VfU-Workshops waren<br />

sich einig, dass „Nachhaltigkeit“ <strong>als</strong> Begriff<br />

gleichzeitig eine Chance und ein Handicap<br />

ist. Vielfach wird er gerne <strong>als</strong> plakatives<br />

Schlagwort verwendet, obgleich es dem<br />

Begriff doch an inhaltlicher Schärfe fehlt.<br />

Nachhaltigkeit ist begrifflich zu abstrakt,<br />

zu akademisch geprägt oder zu wenig<br />

bekannt und teilweise sogar bereits „verbraucht“<br />

oder „verwässert“, waren weitere<br />

Kritikpunkte. Dennoch können die Inhalte<br />

einer nachhaltigen Entwicklung in der<br />

Kommunikation erfolgreich vermittelt werden<br />

wie Tabelle 2 in einem kurzen Auszug<br />

veranschaulicht. Eine sprachlich „einfache“<br />

Beschreibung und ein positiv belegter Begriff<br />

gehören ebenso dazu wie Transparenz<br />

bei den Produktstandards.<br />

Vor allem mit Blick auf Produktstandards<br />

ist auf dem Roundtable die Frage diskutiert<br />

worden, welche Maßnahmen ergriffen werden<br />

können, damit <strong>als</strong> nachhaltig bezeichnete<br />

Bankprodukte auch wirklich nachhaltig<br />

sind. Hintergrund sind dabei einerseits die<br />

Erwartungen der Kundschaft. Andererseits<br />

aber auch eine wachsende Kritik in Medien<br />

und bei Verbraucherschützern. Finanzdienstleistungen<br />

würden, so ein Vorwurf,<br />

nur aus Marketinggründen <strong>als</strong> „grün“ oder<br />

„nachhaltig“ bezeichnet, ohne es tatsächlich<br />

zu sein. Zwei Lösungsansätze könnten sein:<br />

> Die Nachhaltigkeitswirkung von Finanzprodukten<br />

explizit auszuweisen.<br />

> Mindeststandards für den Produktprozess<br />

einzuhalten.<br />

Weil Erwartungen an nachhaltige Finanzdienstleistungen<br />

eben höchst verschieden<br />

sind, stehen damit weniger inhaltliche<br />

Nachhaltigkeitskriterien im Vordergrund,<br />

sondern die Gestaltung des Produktprozesses.<br />

Gleichzeitig werden skalierbare<br />

Bewertungsmodelle eingefordert, die, wie<br />

etwa der ecoinvest-Indikatorenansatz, Produktqualität<br />

und Nachhaltigkeitsleistung<br />

des Anbieters gleichzeitig betrachten. Damit<br />

kann Glaubwürdigkeitslücken entgegen<br />

gewirkt werden. Sie entstehen immer dann,<br />

wenn ein vermeintlich nachhaltiges Produkt<br />

von einem nicht nachhaltigen Finanzinstitut<br />

vertrieben wird.<br />

Pragmatische Lösungen<br />

für das Tagesgeschäft<br />

Die VfU-Diskussion hat gezeigt, dass es<br />

sehr wohl pragmatische Lösungen gibt, um<br />

Herausforderungen nachhaltiger Finanzprodukte<br />

im Tagesgeschäft zu meistern. Das<br />

gilt vor allem für den Produktabsatz. Gerade<br />

Sparkassen sind hier auf Grund ihrer Größe<br />

und regionalen Ausrichtung im Vorteil. Erforderliche<br />

Maßnahmen können rasch und mit<br />

Blick auf lokale Erfordernisse ausgewählt und<br />

umgesetzt werden. Gegenüber größeren<br />

Geschäfts- oder Landesbanken ist das ein<br />

deutlicher Wettbewerbsvorteil.<br />

Ganz zu Recht spricht Markus Zeitzen<br />

daher davon, dass Elemente nachhaltiger<br />

Entwicklung eine vertrauensbildende Einladung<br />

von Geldinstituten an die Gesellschaft<br />

sind. Eine Einladung, die „… wesentlicher<br />

Baustein in der Strategie jeder Bank …“<br />

sein sollte. 14 „Kleinere“ Institute müssen die<br />

strategische Geschäftsrelevanz nachhaltiger<br />

Entwicklung deshalb noch stärker <strong>als</strong> bisher<br />

verinnerlichen, um künftig vorhandene<br />

Marktpotenziale zu erschließen.<br />

Fazit<br />

Ein „Mainstreaming“ von Elementen<br />

nachhaltiger Entwicklung gelingt (nur),<br />

wenn inhaltliche Produktprozessqualität<br />

gewährleistet ist und Nachhaltigkeit intern<br />

<br />

Zwei aktuelle „Trends“ im Umfeld des Nachhaltigkeitsmanagements<br />

werden dadurch<br />

ergänzt: Geschäftspolitische Aktivitäten<br />

werden durch Produktstrategien und –politik<br />

inhaltlich präzise gefasst. Gleichzeitig<br />

wird die Suche nach Beschreibungsmodellen<br />

und geeigneten betrieblichen<br />

Schlüsselkennzahlen, um bisher „außerfinanzielle“<br />

Faktoren besser in die Banksteuerung<br />

zu integrieren, verstärkt. 15 Nach den<br />

bisherigen, vor allem auf Nischenmärkte<br />

und Nachhaltigkeitsthemen fokussierten<br />

Geschäftsansätzen, eröffnet sich damit die<br />

Chance für eine neue Ära eines qualitätsgetriebenen<br />

Mainstreamings von Nachhaltigkeit.<br />

Diese Herausforderung anzunehmen,<br />

ist in den kommenden Jahren die Aufgabe<br />

von Finanzinstituten, denn sie können sich<br />

verändernden Rahmenbedingungen nicht<br />

entziehen. Zudem werden der regulative<br />

ner<br />

Anspruchsgruppen in der kommenden<br />

Dekade kontinuierlich wachsen. 16 ¯<br />

13 Vgl. etwa die Internetquellen finanzkat.de/news/<br />

19474 oder tinyurl.com/898numk (Zugriff am 06.<br />

Januar 2012).<br />

14 Zeitzen (2011), S. 39.<br />

15 Häufig wird in diesem Zusammenhang von Key<br />

Performance Indicators (KPI) gesprochen.<br />

16 Auch Nicholls (2011), S. 19 f. spricht von zunehmendem<br />

Druck durch Politik und Märkte.<br />

Literatur<br />

1 Forum Nachhaltige Geldanlagen (Hrsg.):<br />

Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2011.<br />

Berlin 2011.<br />

2 Frankfurt School Verlag (2011): Nachhaltige<br />

Geldanlagen 2011. Produkte, Strategien,<br />

Beratungskonzepte, Firmenschrift zur Konferenz<br />

am 23.11.2011, Frankfurt am Main 2011.<br />

3 Hauff, Volker (Hrsg.): Unsere gemeinsame<br />

Zukunft, Bericht der Weltkommission für Umwelt<br />

und Entwicklung deutsche Fassung, Greven<br />

1987.<br />

4 Kühner, Anja (2012): Privatinteressen nicht <strong>als</strong><br />

öffentliches Interesse maskieren. Finance Watch<br />

versteht sich <strong>als</strong> Sprachrohr der Verbraucher auf<br />

internationaler Ebene, in: Bankmagazin, Nr.<br />

1/2012, S. 16 – 17.<br />

5 Nicholls, Mark (2011): The Future of Sustainability.<br />

in: Environmental Finance, Nr. 10/2011, S. 18<br />

– 20.<br />

6 Schneider, Stefan (Hrsg.): Studie zum Markt für<br />

nachhaltige Zertifikate und Exchange Traded<br />

Funds in Deutschland. Solingen 2011.<br />

7 Thunig, Christian (2011): Ist Nachhaltigkeit das<br />

Unwort des Jahres? in: Absatzwirtschaft, Nr.<br />

12/2011, S. 3.<br />

8 Zeitzen, Markus (2011): Bei den Stakeholdern<br />

punkten. Systematisches Reputationsrisikomanagement,<br />

in: Die Bank, Nr. 12/2011, S. 36 – 39.<br />

106 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


AUTORENACHHALTIGKEIT<br />

Uwe Kuntz<br />

ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

der Sparkasse<br />

Saarbrücken.<br />

Zukunftsportfolio Nachhaltigkeit der Sparkasse Saarbrücken<br />

Mit WhiteLabel-Fonds<br />

zum Vertriebserfolg<br />

Horst Erbel<br />

ist Leiter S-Vermögensmanagement<br />

der Sparkasse<br />

Saarbrücken und zuständig für<br />

das Wertpapiergeschäft.<br />

Quelle: Sparkasse Saarbrücken<br />

Unter gesellschaftlicher Verantwortung versteht die Sparkasse Saarbrücken wie andere Institute heute eine<br />

umfassende Aufgabe: Sie vernetzt Ökologie, Wirtschaft, soziales Denken und Handeln miteinander und hält sie in<br />

<br />

vom Vorstand beschlossenen Gesamtstrategie „Nachhaltigkeit“ heraus, ist 2011 das erste Produkt entwickelt,<br />

innerbetrieblich verankert und bei den Kunden mit Erfolg vermarktet worden.<br />

Das Zukunftsportfolio Nachhaltigkeit ist<br />

ein Fonds, der exklusiv bei der Sparkasse<br />

Saarbrücken erworben werden kann. Mit<br />

der Bank Sarasin wurde dabei ein Fondsmanager<br />

<strong>als</strong> Partner gewonnen, der <strong>als</strong> Pionier<br />

im Bereich der Nachhaltigkeit gilt und über<br />

vielfältige Erfahrungen verfügt. Die Bank Sarasin<br />

wurde im Jahr 2009 mit dem Deutschen<br />

Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.<br />

Produktgestaltung<br />

Aufgrund ihrer Erfahrungen aus der Finanzund<br />

Wirtschaftskrise verfolgen viele Anleger<br />

eine Strategie der Risikovermeidung. Investments<br />

in reine Aktienfonds sind daher derzeit<br />

kaum gefragt. Ähnlich verhält es sich mit<br />

Rentenfonds – aufgrund des sehr niedrigen<br />

Zinsniveaus und den damit verbundenen<br />

Kursrisiken bei einem Zinsanstieg sind die<br />

Mit einem meterhohen Transparent an der Außenfassade hat die Sparkasse Saarbrücken auf<br />

ihren neuen Nachhaltigkeitsfonds aufmerksam gemacht.<br />

Anleger zurückhaltend. Absatzchancen gibt<br />

es dagegen bei sogenannten „Multi-Asset-<br />

Fonds“. Hier mischen Fondsmanager je nach<br />

Marktsituation die Anlagen innerhalb des<br />

Fonds und begrenzen das Verlustrisiko von<br />

vornherein.<br />

Die Bank Sarasin hat für die Sparkasse<br />

ein solches Fondskonzept umgesetzt und<br />

speziell einen eigenen WhiteLabel-Fonds mit<br />

einer Verlustobergrenze von fünf Prozent pro<br />

Jahr aufgelegt. Die angestrebte langfristige<br />

Zielrendite (keine Garantie) liegt bei zwei<br />

Prozentpunkten über dem 3-Monats-Euribor.<br />

Der Fonds kann derzeit im Depot B im Rahmen<br />

einer Einmalanlage oder <strong>als</strong> regelmäßiger<br />

Fondssparvertrag erworben werden.<br />

Der Name „Zukunftsportfolio Nachhaltigkeit“<br />

wurde dabei von der Sparkasse<br />

selbst entwickelt. Ursprünglich sollte er<br />

beim Bundespatent- und Markenamt<br />

rechtlich geschützt werden. Das wäre nach<br />

rechtlicher Prüfung jedoch nur möglich gewesen,<br />

wenn der Produktname immer den<br />

individualisierten Zusatz enthält und auch<br />

nur so verwendet wird (z.B. Sparkasse Saarbrücken<br />

Zukunftsportfolio Nachhaltigkeit).<br />

Um die Glaubwürdigkeit des Instituts<br />

beim Vertrieb nachhaltiger Produkte zu erhöhen<br />

und um ein unter Kostengesichtspunkten<br />

notwendiges Mindestfondsvolumen<br />

sicherzustellen, ist ein namhafter Betrag<br />

dieses Fonds <strong>als</strong> strategische Position in die<br />

Eigenanlage übernommen worden. Dabei<br />

wurden alle Aspekte der Gesamtbanksteuerung<br />

berücksichtigt (Zinsbuch, Asset Allocation,<br />

Risikokapital).<br />

Zielgruppen<br />

Nach Recherchen ist bei sehr vermögenden<br />

Privatkunden das Thema Nachhaltigkeit<br />

bereits von hoher Bedeutung. So hatte diese<br />

Kundengruppe zum Jahresende 2009 durchschnittlich<br />

rund elf Prozent ihres Vermögens<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

107


NACHHALTIGKEIT<br />

TABELLE 1<br />

Vertriebsargumente<br />

Pro<br />

Contra<br />

Innovatives Podukt<br />

Großer Markt nachhaltiger Anlagen<br />

¯<br />

in nachhaltigen Produkten angelegt. Bis zum<br />

Jahr 2013 ist ein Anstieg auf 15 Prozent zu<br />

erwarten. Eine hohe Affinität für nachhaltige<br />

Produkte sieht die Sparkasse Saarbrücken<br />

auch bei:<br />

> institutionellen Anlegern wie Stiftungen<br />

(größter Marktanteil bei nachhaltigen<br />

Produkten)<br />

> Firmenkunden<br />

> Kunden mit überdurchschnittlichem Einkommen<br />

> Kunden mit überdurchschnittlichem Bildungsabschluss.<br />

Kunden, die diese Kriterien erfüllen, sind in<br />

Saarbrücken im Private-Banking und Individualkundenbereich<br />

angesiedelt. Da hier die<br />

höchsten Absatzchancen gesehen worden<br />

waren, hat man sich im Vertrieb nachhaltiger<br />

Fondsprodukte zunächst auf diese Gruppen<br />

konzentriert. Daneben zeigen auch folgende<br />

Kundengruppen zunehmend Interesse an<br />

nachhaltigen Anlageformen:<br />

> Kunden in Berufen mit kirchlichem, sozialem,<br />

ökologischem und caritativem<br />

Bezug<br />

> junge Familien mit kleinen Kindern.<br />

Umsetzung<br />

Von der Entscheidung, einen entsprechenden<br />

Fonds mit der Bank Sarasin aufzulegen,<br />

bis zum Vertriebsstart dauerte es fünf<br />

Monate. In diesem Zeitraum mussten unter<br />

anderem Sondierungsgespräche mit Kooperationspartnern<br />

geführt, der Wertpapierverkaufsprospekt<br />

und Marketingmaterialien<br />

erstellt sowie das Produkt durch die Bundesanstalt<br />

für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) genehmigt werden.<br />

Bei der Auflage dieses WhiteLabel-<br />

Nachhaltigkeitsfonds ist die Sparkasse<br />

Saarbrücken Initiator. Der Fonds wird von<br />

der Kapitalanlagegesellschaft Universal<br />

Investment aufgelegt. Diese hat den Verkaufsprospekt<br />

erstellt und haftet auch für<br />

die Richtigkeit im Innenverhältnis. Das<br />

Fondsmanagement erfolgt durch die Bank<br />

Sarasin. Die Funktion <strong>als</strong> Depotbank hat<br />

Hauck & Aufhäuser übernommen.<br />

Beraterschulung<br />

Für einen erfolgreichen Vertrieb nachhaltiger<br />

Produkte sind im Wesentlichen zwei<br />

Faktoren wichtig:<br />

> Öffentliche Wahrnehmung der Sparkasse<br />

(Nachhaltigkeit muss gelebt werden –<br />

nach innen und außen)<br />

> Einstellung der Berater.<br />

Angestrebte Zielrendite<br />

Verlustobergrenze/Sicherheit<br />

<br />

Imagegewinn<br />

Trifft den Zeitgeist<br />

Auch für konservative Kunden <strong>als</strong><br />

Beimischung geeignet<br />

Kooperationspartner ist Marktführer bei<br />

Nachhaltigen Anlagen<br />

Für den Vertrieb des Zukunftsportfolio<br />

Nachhaltigkeit-Fonds wurden daher halbtägige<br />

Schulungen für alle Individual- und<br />

Vermögensberater durchgeführt. Die Schulungsagenda<br />

sah dabei wie folgt aus:<br />

> Begrüßung durch den zuständigen Vorstand<br />

zur Hervorhebung der strategischen<br />

Bedeutung<br />

> Vorstellung des neuen Partners Bank Sarasin<br />

> Thema Nachhaltigkeit aus Sicht von Sparkasse<br />

und Bank Sarasin<br />

> Detaillierte Produktvorstellung<br />

> Workshop: Vertriebsargumente Pro und<br />

Contra (s. Tab. 1).<br />

Produkterträge und -steuerung<br />

Die Kosten und Erträge liegen im marktüblichen<br />

Rahmen. Die Erträge der Sparkasse<br />

werden über die dwp-Bank abgerechnet. Da<br />

die Sparkasse Saarbrücken in nachhaltigen<br />

Produkten ein bedeutendes Vertriebselement<br />

der Zukunft sieht, wurden in den relevanten<br />

Kundensegmenten Vertriebsziele<br />

vereinbart. Die Absatzerfolge werden monatlich<br />

reportet. Das Produkt wird aktiv bedarfsorientiert<br />

<strong>als</strong> Beimischung angeboten.<br />

Kundenkommunikation<br />

und Vermarktung<br />

Das Thema nachhaltige Anlagen ist intensiv<br />

mit Anzeigen, einer eigenen Image-Broschüre,<br />

Flyer und Plakaten beworben worden. Die<br />

Außenfassade der Zentrale der Sparkasse<br />

Saarbrücken zierte im Einführungszeitraum<br />

ein großes Werbebanner. Des Weiteren ist<br />

das Produkt auf der Homepage der Sparkasse<br />

beworben worden. Für die Zielgruppe<br />

wurde den Beratern neben der persönlichen<br />

Kundenansprache auch ein Mailing für den<br />

individuellen Einsatz zur Verfügung gestellt.<br />

Außer dem Fondsnamen wurde auch das<br />

Layout der Imagebroschüre und des Flyers<br />

von der Sparkasse Saarbrücken selbst entwickelt.<br />

Keine Garantie<br />

Begrenztes Renditepotenzial<br />

Kosten<br />

Rendite versus Nachhaltigkeit<br />

Begriff „ Nachhaltigkeit“ teilweise werblich<br />

überstrapaziert<br />

Volatilität der Märkte, allgemeine<br />

Verunsicherung der Anleger<br />

Kein Verbundpartner<br />

Der Kick-Off für den Vertrieb ist durch eine<br />

Pressekonferenz „Nachhaltigkeit“ sowie<br />

eine Kundenveranstaltung mit dem Polarforscher<br />

und Buchautor Arved Fuchs zum<br />

Thema „Klimawandel“ begleitet worden<br />

Auch künftig sollen Kundenveranstaltungen<br />

mit hochkarätigen, überregional bekannten<br />

Repräsentanten der Nachhaltigkeit durchgeführt<br />

werden.<br />

Nach einer sehr erfolgreichen Startphase<br />

ab Mai 2011 ist der Absatz im August vor<br />

allem durch die Finanzmarktkrise ins Stocken<br />

geraten. Das Wertsicherungskonzept des<br />

Fonds hat gegriffen und größere Kursverluste<br />

verhindert. Bei sinkenden Volatilitäten<br />

in den Märkten wird das Fondsmanagement<br />

basierend auf der defensiven Grundausrichtung<br />

des Fonds Marktchancen im Rahmen<br />

des dann vorhandenen Risikobudgets<br />

nutzen. Seit Auflegung wurde der Fonds an<br />

mehrere hundert Kunden verkauft.<br />

Fazit<br />

Das Zukunftsportfolio Nachhaltigkeit ist<br />

ein Baustein im Rahmen des Nachhaltigkeitsstrategie<br />

der Sparkasse Saarbrücken.<br />

Dieses beinhaltet weitere interne wie<br />

<br />

Säulen Ökologie, Wirtschaft und soziale<br />

Verantwortung ausrichten.<br />

Innerhalb dieser Handlungsfelder<br />

ergeben sich vielfältige Aufgaben und<br />

Chancen für die Sparkasse sowie die mit<br />

ihr zusammenarbeitenden Kunden und<br />

Geschäftspartner. Künftig wird sich das<br />

Institut noch stärker an den Prinzipien der<br />

Nachhaltigkeit ausrichten und hoffen, mit<br />

dieser strategischen Entscheidung einen<br />

guten Beitrag für die Entwicklung der gesamten<br />

Region und zum Wohl ihrer Kunden<br />

von heute, aber auch denen von morgen<br />

leisten zu können.<br />

¯<br />

108 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken im Firmenkundenkreditgeschäft<br />

Positiv- und Ausschlusskriterien<br />

bestimmen Kreditentscheidung<br />

AUTOR NACHHALTIGKEIT<br />

Christian Barthruff<br />

ist Doktorand am Lehrstuhl für<br />

Finanzwirtschaft der Universität<br />

Stuttgart und Stipendiat der<br />

DSGV-Wissenschaftsförderung.<br />

Kreditinstitute berücksichtigen zunehmend auch Nachhaltigkeitsrisiken im Kreditgeschäft. Das zeigen Ergebnisse<br />

einer aktuellen Untersuchung am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der Universität Stuttgart. Befragt worden sind<br />

<br />

Die Nachhaltigkeitsprüfung muss etwa in die operativen Prozesse der Kreditvergabe eingebunden werden.<br />

Nachhaltigkeitsexperten der Finanzbranche<br />

sind sich einig, dass Nachhaltigkeitsaspekte<br />

im Firmenkundenkreditgeschäft<br />

künftig zunehmend berücksichtigt<br />

werden müssen. Immer mehr Banken und<br />

Sparkassen fordern bereits heute, dass<br />

ökologische und soziale Mindeststandards<br />

im Kreditgeschäft eingehalten werden. Der<br />

Hauptfokus der Nachhaltigkeitsprüfung liegt<br />

dabei auf dem Firmenkundengeschäft sowie<br />

der Projektfinanzierung. Im Privatkundengeschäft<br />

werden Nachhaltigkeitsaspekte dagegen<br />

bisher eher selten betrachtet (s. Abb.1),<br />

wie eine aktuellen Studie der Universität<br />

Stuttgart belegt.<br />

Darin sind mithilfe von Experteninterviews<br />

bei 16 Kreditinstituten und sechs<br />

auf Nachhaltigkeits-Rating spezialisierten<br />

Agenturen sowohl die Relevanz wie auch<br />

operative Prozesse der Nachhaltigkeitsprüfung<br />

im Firmenkundenkreditgeschäft<br />

untersucht worden.<br />

Haupttreiber für die Berücksichtigung<br />

von Nachhaltigkeitsaspekten bei der Kreditvergabe<br />

ist danach in den meisten Fällen<br />

das Reputationsmanagement der Institute.<br />

Selbstverpflichtung und Reputation<br />

sind für über 80 Prozent der untersuchten<br />

Kreditinstitute „wichtige bis sehr wichtige<br />

Gründe“, um Nachhaltigkeitsaspekte bei<br />

der Kreditvergabe zu berücksichtigen. Ein<br />

weiterer wesentlicher Treiber ist neben der<br />

Umsetzung einer Klimaschutzstrategie<br />

und der Forderung der Anteilseigner häufig<br />

auch der zunehmende externe Druck durch<br />

Nachhaltigkeits-Ratings (s. Abb. 2).<br />

Kreditinstitute mit<br />

eigenen Standards<br />

Grundlage für die Berücksichtigung von<br />

Nachhaltigkeitsaspekten bei der Kreditvergabe<br />

sind häufig internationale Standards und<br />

Initiativen wie die Global Reporting Initiative,<br />

die UNEP FI, die UN Principles for Responsible<br />

Investment, der UN Global Compact sowie die<br />

Equator Principles. Des Weiteren konnte im<br />

Rahmen der Untersuchung gezeigt werden,<br />

dass viele Kreditinstitute eigene Standards<br />

zu sensiblen Branchen oder kritischen Themen<br />

implementiert haben. Am häufigsten<br />

existieren branchenspezifische Standards<br />

zu den Bereichen Rüstung, Energie und<br />

Landwirtschaft sowie zu den Themen Klimawandel,<br />

Korruption, Menschenrechte und<br />

Steuerhinterziehung (s. Abb.3).<br />

Vorgehensweise bei<br />

der Prüfung uneinheitlich<br />

Schaut man sich die Verantwortlichkeit für<br />

Nachhaltigkeitsprüfung an, fällt auf, dass die<br />

Zuständigkeit unterschiedlich geregelt ist.<br />

Eine Prüfung erfolgt etwa durch die Marktseite<br />

(Kundenbetreuer), die Marktfolge oder<br />

die Nachhaltigkeitsabteilung. Aufgrund der<br />

heterogenen Verantwortlichkeiten sind auch<br />

die Anforderungen an die beteiligten Mitarbeiter<br />

sehr unterschiedlich. In Instituten,<br />

bei denen der Kundenbetreuer oder der<br />

Kreditanalyst für die Nachhaltigkeitsprüfung<br />

verantwortlich ist, müssen die Mitarbeiter<br />

ein vertieftes, spezifisches und vor allem<br />

aktuelles Wissen über die von ihnen betreuten<br />

Sektoren und Branchen haben. Nur<br />

so können sie Nachhaltigkeitsrisiken wirklich<br />

fachkompetent einschätzen.<br />

In Kreditinstituten mit eigener Nachhaltigkeitsabteilung,<br />

die bei kritischen Fragen<br />

zurate gezogen werden kann, reicht den Kundenbetreuern<br />

häufig ein Grundverständnis<br />

über mögliche Nachhaltigkeitsrisiken. Das<br />

tiefer gehende Spezialwissen liegt in diesem<br />

Fall bei den jeweiligen Nachhaltigkeitsexperten,<br />

etwa Umweltsachverständigen.<br />

In Bezug auf die Ausgestaltung der Nachhaltigkeitsprüfung<br />

hat die Studie gezeigt,<br />

dass Banken und Sparkassen unterschiedliche<br />

Ansätze und Strategien verfolgen, um<br />

Nachhaltigkeitsrisiken bei der Kreditvergabe<br />

zu berücksichtigen. Die Prüfung von Nachhaltigkeitsaspekten<br />

ist jedoch bis auf wenige<br />

Ausnahmen in die Kreditprüfung integriert.<br />

So wird bei der Umweltbank jedes Projekt<br />

in einem Umwelt-Rating auf einer Skala von<br />

Note 1 (ökologisch sehr fördernd) bis Note 5<br />

(ökologisch schädlich) bewertet. Mit diesem<br />

Bewertungsverfahren stellt man dort sicher,<br />

dass nur ökologisch sinnvolle Projekte gefördert<br />

und Umweltrisiken weitestgehend<br />

ausgeschlossen werden. 1<br />

In die Geschäftsprozesse umgesetzt wird<br />

die Nachhaltigkeitsprüfung über verschiedene<br />

Instrumente wie Checklisten, Kriterienkataloge,<br />

Prüflisten, Ausschluss- und Positivlisten.<br />

Vor allem Umwelt- und Ethikbanken<br />

arbeiten mit Positiv- und Ausschlusskriterien,<br />

sodass eine relativ schnelle und eindeutige<br />

Vorselektion der Kreditanträge möglich ist.<br />

Häufigste Ausschlusskriterien sind für die<br />

in der Studie untersuchten Finanzdienstleister<br />

geächtete Waffen wie Streubomben oder<br />

Uranmunition, Kinderarbeit, Pornografie und<br />

Glückspiel. Werden Positivkriterien herangezogen,<br />

kann zwischen allgemeinen und<br />

branchenspezifischen Kriterien unterschieden<br />

werden. Die DZ Bank nutzt etwa für die<br />

Nachhaltigkeitsprüfung in der Kreditvergabe<br />

eine einheitliche Prüfliste bei der elf Nachhaltigkeitsaspekte<br />

wie Arbeitsstandards,<br />

Umweltschutz und Korruption auf einer<br />

Skala von 1 (vorbildlich) bis 4 (bedenklich)<br />

bewertet werden. Aus der Summe dieser elf<br />

Kategorien wird ein Nachhaltigkeitsfaktor<br />

gebildet. Ergibt sich aus der Gesamtbewertung<br />

ein Faktor von 3,5 oder schlechter, wird<br />

die Finanzierung abgelehnt. 2<br />

Darüber hinaus haben einige Kreditinstitute<br />

branchenspezifische Prüflisten entwickelt,<br />

mithilfe derer die jeweiligen Kundenbetreuer<br />

branchenspezifische Umwelt- und<br />

1 Vgl. Umweltbank, 2010, S. 52.<br />

2 Vgl. DZ Bank, 2011, S. 27 f.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

109


n = 16<br />

<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

ABBILDUNG 1<br />

Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten<br />

Sozialrisiken von Transaktionen prüfen. In<br />

diesen Fällen erfolgt die Nachhaltigkeitsprüfung<br />

häufig über einen zweistufigen Prozess:<br />

> Prüfung der allgemeinen Mindestanforderungen<br />

für Umwelt und Soziales<br />

> Prüfung der Sektorrichtlinien für sensible<br />

Geschäftsfelder oder Geschäftsaktivitäten.<br />

Der Prozess der Nachhaltigkeitsprüfung wird<br />

dennoch immer in einem Spannungsfeld<br />

zwischen Standardisierung und individualisierter<br />

Prüfung stattfinden, kann aus der<br />

Studie gefolgert werden. Bei individualisierten<br />

Nachhaltigkeitsprüfungen liegen<br />

Umfang und Ausgestaltung der Prüfung im<br />

jeweiligen Ermessensspielraum des Kundenbetreuers<br />

oder Kreditanalysten.<br />

Die Qualität der Bewertung hängt in<br />

diesen Fällen vor allem von den Fähigkeiten<br />

des Kundenbetreuers ab. Wichitge Faktoren<br />

sind dabei das Bewusstsein für kritische<br />

Fragestellungen („Awareness Raising“)<br />

sowie ausgeprägte analytische Fähigkeiten.<br />

Um Fehleinschätzungen der Nachhaltigkeitsrisiken<br />

zu vermeiden, wird häufig ein<br />

mehrstufiger Prozess installiert, in dem<br />

die Kundenbetreuer und Kreditanalysten<br />

bei komplexeren Fragestellungen auf die<br />

Expertise der Nachhaltigkeitsabteilung zurückgreifen<br />

können.<br />

Im Fall einer standardisierten Nachhaltigkeitsprüfung<br />

wird dagegen nahezu<br />

unisono eine begrenzte Anzahl von Nachhaltigkeitsaspekten<br />

abgefragt. Dabei reicht<br />

häufig ein grundlegendes Wissen über die<br />

zu prüfenden Sachverhalte aus. So kann der<br />

Kundenbetreuer oder der Kreditanalyst die<br />

Bewertung etwa anhand einer Checkliste,<br />

eines Prozesshandbuches und eines auf die<br />

jeweilige Branche zugeschnittenen Kriterienkatalogs<br />

weitestgehend selbstständig<br />

durchführen.<br />

ABBILDUNG 2<br />

Gründe für eine Nachhaltigkeitsprüfung<br />

ABBILDUNG 3<br />

Implementierte Standards zu Sektoren und Querschnittsthemen<br />

<br />

Firmenkundengeschäft<br />

Projekfinanzierung<br />

Außenhandelsfinanzierung<br />

Privatkundengeschäft<br />

<br />

Herausforderungen und<br />

Umsetzungsprobleme<br />

Eine große Herausforderung ist, Nachhaltigkeitsstandards<br />

und Sektorrichtlinien<br />

operativ in die Kreditvergabeprozesse umzusetzen.<br />

Zwar haben viele Kreditinstitute<br />

mittlerweile eine Richtlinie zur Prüfung von<br />

Nachhaltigkeitsaspekten verabschiedet. Diese<br />

Richtlinien sind jedoch oft unverbindlich<br />

und werden nicht konsequent in den operativen<br />

Prozessen der Kreditvergabe verankert.<br />

Daneben existieren nach Einschätzung der<br />

interviewten Nachhaltigkeitsexperten noch<br />

erhebliche Verbesserungspotenziale bei der<br />

Schulung der Mitarbeiter sowie der Ausge-<br />

<br />

staltung von Arbeitsanweisungen. Tabelle<br />

<br />

1 zeigt die in der Untersuchung genannten<br />

<br />

strukturellen und operativen Probleme bei<br />

<br />

der Umsetzung der Nachhaltigkeitsprüfung<br />

<br />

im Firmenkundenkreditgeschäft.<br />

<br />

Gerade beim Kreditgeschäft mit kleinen<br />

und<br />

<br />

mittelständischen Unternehmen taucht<br />

häufig das Problem<br />

<br />

der Datenverfügbarkeit<br />

auf. Anders <strong>als</strong> bei<br />

<br />

großen börsennotierten<br />

Unternehmen,<br />

<br />

die bereits regelmäßig einen<br />

<br />

<br />

110 <br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

n = 16<br />

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5<br />

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10<br />

10<br />

11<br />

11<br />

<br />

<br />

<br />

Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, müssen<br />

die Daten über die zu prüfenden Sachverhalte<br />

bei kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen häufig erst erhoben werden.<br />

Deren Erhebung muss dabei praktikabel,<br />

angemessen und aussagekräftig sein, wenn<br />

sie ein fester Bestandteil der Kreditbewertung<br />

werden soll.<br />

Viele Nachhaltigkeitsanalysten haben<br />

ferner moniert, dass bisher häufig keine<br />

¯


TABELLE 1<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

¯<br />

hinreichenden Sanktionen gegenüber<br />

Kreditnehmern mit einer unzureichenden<br />

Nachhaltigkeitsleistung ausgesprochen<br />

werden. Auch Kreditauflagen sind für den<br />

Falle erheblicher Nachhaltigkeitsrisiken oft<br />

nicht konkret genug formuliert. In diesem<br />

Zusammenhang lassen die Erkenntnisse<br />

der Studie den Schluss zu, dass Ergebnisse<br />

einer Nachhaltigkeitsbeurteilung lediglich<br />

<strong>als</strong> Zusatzinformation genutzt werden, um<br />

einen Kredit abzulehnen oder zu gewähren.<br />

Soziale und ökologische Risiken werden<br />

bisher erst bei einem der in der Studie untersuchten<br />

Kreditinstitute in die Konditionengestaltung<br />

bzw. das Pricing einbezogen: Die<br />

GLS Bank honoriert besonders nachhaltige<br />

Projekte mit Sonderkonditionen von bis zu<br />

0,5 Prozent unterhalb des marktüblichen<br />

Zinssatzes. 3<br />

Wettbewerbsvorteile<br />

Die empirische Kapitalmarktforschung hat<br />

bereits einen Zusammenhang zwischen<br />

Nachhaltigkeitsleistung und Kreditrisiken<br />

von Unternehmen nachgewiesen. 4 So zeigt<br />

etwa eine Studie der Universität Maastricht,<br />

dass Unternehmen mit einer schlechten<br />

Nachhaltigkeits-Performance einen bis zu<br />

64 Basispunkte höheren Risikozuschlag<br />

(Credit Spread) auf ihre Anleihen zahlen<br />

<strong>als</strong> Unternehmen mit einer guten. 5 Für das<br />

Firmenkundenkreditgeschäft konnte im Rahmen<br />

einer Untersuchung bei 28 Sparkassen<br />

und Landesbanken nachgewiesen werden,<br />

dass sich die Vorhersagegenauigkeit von<br />

Kreditausfällen mit Hilfe von Nachhaltigkeitskennzahlen<br />

verbessern lässt. 6<br />

Wie die Stuttgarter Studie zeigt, verfügen<br />

auch die sogenannten Umwelt- und<br />

Ethikbanken über Erfahrungen, die den<br />

Zusammenhang zwischen der Nachhaltigkeitsleistung<br />

und Kreditausfallrisiken von<br />

Unternehmen belegen. Institute wie die GLS<br />

Bank, Umweltbank, Ethik-Bank und Triodos<br />

Bank haben etwa ein nach Nachhaltigkeitsgesichtspunkten<br />

strukturiertes Kreditportfolio<br />

und werben mit einer transparenten Kreditvergabe-<br />

und Kapitalanlagepolitik. Nach eigenem<br />

Bekunden haben sie geringere, unter dem<br />

Branchendurchschnitt liegende Ausfallraten<br />

im Kreditgeschäft <strong>als</strong> andere Banken.<br />

Unabhängig davon zeigt die Stuttgarter<br />

Untersuchung, dass einige Kreditinstitute<br />

die Erkenntnisse der Nachhaltigkeitsprüfung<br />

nutzen, um das Geschäftsverhältnis<br />

zwischen Kunde und Bank zu festigen.<br />

Unternehmen werden etwa auf ihrem Weg<br />

Umsetzungsprobleme bei der Integration<br />

strukturell<br />

> Mangelnde Akzeptanz der<br />

Geschäftsleitung und/oder<br />

der Kreditabteilung<br />

> Mangelnde Ressourcen wie<br />

z. B. die Verfügbarkeit von<br />

Personal<br />

> Unzureichende Zusammenarbeit<br />

zwischen Banken,<br />

<br />

<br />

> Fehlendes Nachhaltigkeitsverständnis<br />

der Banken<br />

operativ<br />

zu einer besseren Nachhaltigkeitsleistung<br />

unterstützt.<br />

Dabei kann die Nachhaltigkeitsprüfung<br />

auch <strong>als</strong> Akquisitionsinstrument genutzt<br />

werden, um Finanzierungen für Ersatzinvestitionen<br />

anzubieten. Eine Umweltprüfung<br />

ist häufig ein geeigneter Anlass, um Kunden<br />

auf Energieeffizienzmaßnahmen bei Gebäuden<br />

oder Produktionsanlagen hinzuweisen<br />

und die damit verbundenen Finanzierungskonzepte<br />

für Investitionen anzubieten.<br />

Fazit<br />

Immer mehr Kreditinstitute berücksichtigen<br />

Nachhaltigkeitsrisiken bei der Kreditvergabe.<br />

Trotz der hohen Relevanz gibt<br />

es im Firmenkundenkreditgeschäft bisher<br />

noch keinen Standard, um Nachhaltigkeitsaspekte<br />

zu prüfen. Die Anforderung an<br />

die Mitarbeiter hängt dabei außer von der<br />

<br />

Grad der Standardisierung der Nachhaltigkeitsprüfung<br />

ab. Bei einer individuellen<br />

Prüfung von Risiken benötigen sie ein vertieftes,<br />

spezifisches und aktuelles Wissen<br />

über die von ihnen betreuten Sektoren. Bei<br />

weitestgehend standardisierten Verfahren<br />

sind die Anforderungen dagegen deutlich<br />

geringer.<br />

Informationen des Nachhaltigkeits-<br />

Assessments werden bisher nur <strong>als</strong> Zusatzinformationen<br />

genutzt und schlagen sich<br />

nicht im Pricing nieder – selbst dann nicht,<br />

wenn die Gefahr besteht, dass eine schlechte<br />

Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen<br />

sich auf das Kreditrisiko oder das Reputationsrisiko<br />

des jeweiligen Instituts auswirken<br />

würde.<br />

Einige Kreditinstitute nutzen die Nachhaltigkeitsprüfung<br />

bereits dazu, die<br />

Geschäftsbeziehungen zu ihren Kunden<br />

auszubauen. Ergebnisse der Nachhaltigkeitsprüfung<br />

werden zu zusätzlichen Beratungsdienstleistung<br />

genutzt, um Kunden<br />

für Nachhaltigkeitsrisiken zu sensibilisieren<br />

und Finanzprodukte wie eine Kreditfinanzierung<br />

von Ersatzinvestitionen in<br />

> Unzureichende Datenverfügbarkeit<br />

> Unzureichende Umsetzung der Richtlinien durch eine<br />

teilweise sehr oberflächliche Nachhaltigkeitsprüfung,<br />

die ggf. nur auf den Angaben der Antragsteller beruht<br />

> Unsicherheit der Mitarbeiter bzgl. der Interpretation und<br />

Gewichtung der Daten/ Informationen<br />

> Unzureichendes Branchenwissen über Nachhaltigkeitsrisiken<br />

bei den Bankmitarbeitern<br />

> Unzureichende Schulungen der Mitarbeiter zu Nachhaltigkeitsaspekten<br />

insbesondere im Massenkreditgeschäft<br />

> Zu schwache Prüfkriterien und fehlendes Know-how über<br />

die methodische Anwendung<br />

energieeffiziente Produktionssysteme<br />

oder Immobilien anzubieten. Durch Nachhaltigkeitsprüfungen<br />

im Kreditgeschäft<br />

können Kreditinstitute Reputations- und<br />

Kreditrisiken senken. Gleichzeitig eröffnen<br />

sie die Chance, Vorteile gegenüber Wettbewerbern<br />

zu schaffen.<br />

¯<br />

3 Vgl. Bergius, 2010, S. 9.<br />

4 Vgl. Bassen, et al., 2006, Bauer/Hann, 2010, Di<br />

Giulio, et al. 2007, Goss/Roberts, 2007 und Menz/<br />

Nelles, 2009.<br />

5 Vgl. Bauer/Hann, 2010, S. 15.<br />

6 Vgl. Michalik, 2001, S. 88 ff. und Weber, et al., 2010,<br />

S. 42.<br />

Literatur<br />

1 Bassen, A./Meyer, K./ Schlange, J., 2006, The<br />

Influence of Corporate Responsibility on the<br />

Cost of Capital - An Empirical Analysis 2006,<br />

Hamburg, 2006.<br />

2 Bauer, R./Hann, D., 2010, Corporate Environmental<br />

Management and Credit Risk,<br />

Maastricht, 2010.<br />

3 Bergius, S., 2010, Nachhaltige Investments - In<br />

der Vielfalt liegt die Kraft, Düsseldorf, 2010.<br />

4 Di Giulio, A./Migliavacca, P.O./Tencati, A., 2007,<br />

What relationship between Corporate Social<br />

Performance and the Cost of Capital?, Working<br />

Paper, Bocconi University, 2007.<br />

5 DZ Bank, 2011, URL: http://nachhaltigkeit.<br />

dzbank.de/fileadmin/Nachhaltigkeitsbericht2010/DZ_BANK_Nachhaltigkeitsbericht_2010.pdf<br />

(Letzter Zugriff am: 27.<br />

Dezember 2011).<br />

6 Goss, A./Roberts, G. S., 2007, The Cost of Virtue:<br />

Corporate Social Responsibility and the Cost of<br />

Debt Financing, York, 2007.<br />

7 Menz, K.-M./Nelles, M., 2009, Corporate Social<br />

Responsibility: Wird nachhaltig-verantwortungsvolle<br />

Unternehmensführung am<br />

Fremdkapitalmarkt honoriert? - Eine kritische<br />

Note, in: Finanz Betrieb, 11, 2009, Nr. 4, S.<br />

189–199.<br />

8 Michalik, G., 2001, Kreditentscheidung und<br />

Nachhaltigkeit, Frankfurt a. M., 2001.<br />

9 Umweltbank, 2010, Jahresbericht Umweltbank<br />

AG, Nürnberg, 2010.<br />

10 Weber, O./Scholz, R./ Michalik, G., 2010,<br />

Incorporating Sustainability Criteria into Credit<br />

Risk Management, in: Business Strategy and the<br />

Environment, 19, 2010, S. 39–50.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

111


BARGELDLOGISTIK<br />

<br />

<br />

Workshop-Rollout „Bargeldlogistik im Verbund“<br />

Gemeinsam zur optimierten<br />

Bargeld-Infrastruktur<br />

AUTOREN<br />

Dr. Elke Vincke<br />

ist Projektleiterin und Referentin<br />

beim Deutschen Sparkassenund<br />

Giroverband (DSGV) in<br />

Berlin.<br />

Alexander Schaubeck<br />

ist Referent beim Sparkassenverband<br />

Rheinland-Pfalz in<br />

Budenheim.<br />

Mehr <strong>als</strong> 600 Milliarden Euro werden in Deutschland jährlich bar bewegt. Die dahinterstehende Wertschöpfungs-<br />

<br />

die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe eine wichtige Rolle. Die störungsfreie und sichere, für viele Kunden<br />

selbstverständliche Bargeldversorgung verschlingt allerdings rund eine Milliarde Euro pro Jahr. Das DSGV-Projekt<br />

<br />

unterstützt aktuell 15 Häuser bei der Umsetzung.<br />

Das Geschäft der Geldbearbeitung<br />

wandelt sich seit Jahren. Dafür gibt es<br />

verschiedene Gründe wie neue Anbieter für<br />

Serviceleistungen bei der Bargeldbearbeitung,<br />

technische Innovationen und ganz besonders<br />

Veränderungen bei der Deutschen<br />

Bundesbank. Die aktuelle Entwicklung am<br />

Bargeldmarkt ist geprägt von einem weiteren<br />

deutlichen Rückzug der Deutschen<br />

Bundesbank aus dem Bargeldkreislauf, der<br />

noch bis 2015 anhält.<br />

Festgemacht werden kann dies an der<br />

Schließung weiterer Filialen, dem Aufbau<br />

einer Großhändlerposition im Geldkreislauf<br />

und der Reduzierung ihres Anteils am<br />

CashRecycling. Aus diesen veränderten<br />

Rahmendaten resultiert zwangsläufig<br />

eine höhere Marktbeteiligung der anderen<br />

Bargeldakteure. Dies stellt auch die<br />

Institute der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

vor neue Herausforderungen. Sie müssen<br />

die veränderten Parameter im Markt für<br />

Geldbearbeitung in die Gestaltung ihrer<br />

Bargeld-Infrastruktur einfließen lassen. Nur<br />

so können Kunden auch künftig störungsfrei,<br />

sicher und kosteneffizient mit Bargeld<br />

versorgt werden.<br />

Handlungsbedarf<br />

Um die Bargeldversorgung zukunftsfähig<br />

zu gestalten, ist ein ganzheitlicher Managementansatz<br />

erforderlich. Nur so kann die<br />

Bargeld-Infrastruktur in ihrer Kosten- und<br />

Risikodimension nachhaltig gesteuert<br />

werden. Wie die Häuser das bewerkstelligen<br />

können, welche Aufgaben sich daraus<br />

ergeben und welche operativen und strategischen<br />

Lösungsansätze es gibt, ist in der<br />

Ergebnisdokumentation zum DSGV-Projekt<br />

„Bargeldlogistik im Verbund“ aufgezeigt 1 .<br />

Um langfristig erfolgreich zu sein, ist es<br />

wichtig, alle Handlungsfelder dieses Umsetzungshandbuches<br />

für das eigene Haus<br />

zu prüfen und abzuarbeiten. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass in der Praxis mit viel Engagement<br />

und Energie Kennzahlen analysiert und verglichen<br />

werden. Der daraus ableitbare Bedarf<br />

für Kosten-, Prozess- und Sicherheitsoptimierungen<br />

wird jedoch meist nur punktuell<br />

und damit nicht nachhaltig umgesetzt. Darin<br />

lag ein wesentlicher Grund, den Workshop-<br />

Rollout „Bargeldlogistik im Verbund“ ins<br />

Leben zu rufen. Er steht für eine ganzheitliche<br />

Umsetzung der Projektinhalte.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank<br />

Um die Bargeld-Infrastruktur nachhaltig steuern zu können, ist ein ganzheitlicher Managementansatz<br />

erforderlich. Ein DSGV-Workshop-Rollout hat dazu wichtige Meilensteine entwickelt.<br />

Workshop-Rollout:<br />

„Bargeldlogistik im Verbund“<br />

Der Workshop-Rollout ist ein bundesweiter<br />

Antritt von acht Regionalverbänden und dem<br />

DSGV. Damit soll die Umsetzung der ope-<br />

1 Näheres siehe hierzu auch unter<br />

www.umsetzungsbaukasten.de<br />

112 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


ABBILDUNG 1<br />

BARGELDLOGISTIK<br />

Teilnehmende Institute und begleitende Verbände im Überblick<br />

S SK Holstein<br />

rativen und strategischen Lösungsansätze<br />

des Projektes „Bargeldlogistik im Verbund“<br />

in Sparkassen und Landesbanken praxisnah<br />

unterstützt werden. Im Fokus steht dabei,<br />

das Management der Bargeld-Infrastruktur<br />

vom Randthema zu einem relevanten Teil<br />

des strategischen Handelns zu entwickeln.<br />

In einer ersten Staffel optimieren 15<br />

Sparkassen ihre Bargeldlogistik. Best-<br />

Practice-Häuser geben ihre Erfahrungen<br />

an die Teilnehmer weiter, sensibilisieren<br />

für den Handlungsbedarf in den einzelnen<br />

Instituten und unterstützen den bundesweiten<br />

Austausch.<br />

S<br />

S KSK Peine<br />

S KSK Wiedenbrück<br />

S SK Westmünsterland<br />

SVN<br />

S Herner SK<br />

SVWL<br />

RSGV<br />

SK KölnBonn<br />

S SK Mainz<br />

S SK Rhein-Nahe<br />

S SK Südliche Weinstraße<br />

SVRP<br />

SVBW<br />

SGVSH<br />

SGVHT<br />

DSGV<br />

SVB<br />

S SK Unstrut-Hainich<br />

S SK Gera - Greiz<br />

S SK Gießen<br />

S KSK Weilburg<br />

S Taunus SK<br />

S SK Hanau<br />

Teilnehmer<br />

Die Bargeldversorgung kosteneffizient,<br />

zuverlässig und sicher abzubilden ist das<br />

Ziel der 15 Rollout-Sparkassen, (s. Abb. 1).<br />

Die Teilnehmer sind verantwortlich für einen<br />

Bargeldbestand von durchschnittlich<br />

272 Millionen Euro in 856 Standorten mit<br />

2.191 Cashpoints. Die dafür erforderliche<br />

Bargeld-Infrastruktur kostet sie jährlich<br />

rund 17,5 Millionen Euro. Sollen Prozesse<br />

und Kosten optimiert werden, sind natürlich<br />

individuelle Strukturen zu berücksichtigen.<br />

Gerade in diesem Zusammenhang ist es<br />

spannend, Antworten auf wichtige Strukturund<br />

Kostenaspekte gemeinsam zu finden.<br />

Dafür bietet der Workshop-Rollout die ideale<br />

Plattform.<br />

Vorgehensweise<br />

Mit vier gemeinsamen Workshops von<br />

Mai 2011 bis April 2012 werden Institute<br />

bei der Umsetzung der Ergebnisse des<br />

DSGV-Projektes „Bargeldlogistik im Verbund“<br />

begleitet. Die Workshop-Termine<br />

geben dabei die zeitliche Taktung in den<br />

Instituten vor und bilden inhaltlich die<br />

Meilensteine des Projektes ab. Das Ziel ist<br />

eine ganzheitliche Umsetzung: Mit Kostenund<br />

Prozesstransparenz zur geeigneten<br />

Strategie und damit zu mehr Effizienz und<br />

Sicherheit im Management der Bargeld-<br />

Infrastruktur.<br />

Handhabbare, gut strukturierte Arbeitspakete<br />

führen die Häuser durch das Projekt.<br />

Sie sind auf ihre Erfordernisse und Kapazitäten<br />

hin abgestimmt. Damit ist sichergestellt,<br />

dass die Teilnehmer ihre Ziele mit moderatem<br />

Aufwand und in der vorgegebenen<br />

Projektlaufzeit erreichen. Außerdem sind sie<br />

der „rote Faden“ für die Umsetzung.<br />

Ausgangspunkt ist die jeweilige Standortbestimmung<br />

der Sparkassen in der<br />

ABBILDUNG 2<br />

Abb. 2<br />

Meilensteine im Überblick (Stand: 02/2012)<br />

Standortbestimmung<br />

Kompass<br />

Bargeldlogistik<br />

Vergleichbarkeit<br />

und Transparenz<br />

Mit dem „Kompass Bargeldlogistik“ und dem<br />

„Steuerungscockpit“ – beide für Sparkassen<br />

und Landesbanken im DSGV-Projekt entwickelt<br />

– werden die Rollout-Teilnehmer auf ihrem<br />

Weg zu mehr Kosten- und Prozesstransparenz<br />

unterstützt. Die Angaben zur internen<br />

Wertschöpfungstiefe, zu Rahmendaten der<br />

internen und externen Infrastruktur sowie<br />

die zu ermittelnden Kennzahlen sind eine<br />

solide inhaltliche Voraussetzung für eine<br />

messbare Standortbestimmung.<br />

In Ergänzung dazu ermöglicht der<br />

gemeinsame Kennzahlenvergleich eine<br />

treffsichere Ableitung konkreter Hand-<br />

Leistungsportfolio<br />

Bargeld<br />

Bargeldströme<br />

Leistungsstand<br />

WDL<br />

Meilenstein 1<br />

Individuelle<br />

Bargeldstrategie<br />

Leistungsangebot<br />

Preise<br />

CashRecycling<br />

Sourcingmodell<br />

Prozesse<br />

Handlungsfelder<br />

def. + priorisieren<br />

Musterprozesse<br />

umsetzen<br />

Cashmanagement<br />

Software nutzen<br />

Cash Manager<br />

benennen<br />

Bargeldlogistik, die auf einer einheitlichen<br />

Systematik aufsetzt. Darauf aufbauend kann<br />

eine individuelle Bargeldstrategie definiert<br />

und das Vorgehen bei der Optimierung der<br />

Prozesse und der Sicherheit abgestimmt<br />

werden. Letztlich kann auch im Rollout die<br />

Frage beantwortet werden, ob die einzelne<br />

Sparkasse künftig auf ein Betreibermodell in<br />

der Bargeldlogistik zurückgreifen wird oder<br />

nicht (s. Abb. 2).<br />

Gerade bei Themen wie „Bargeld <strong>als</strong> Produkt“,<br />

„Intensivierung des CashRecyclings“<br />

und „Bewertung der Risiken in der Bargeldlogistik“<br />

sind die Erfahrungen der Sparkassen<br />

und der Austausch in den Expertenrunden<br />

äußerst wertvoll. Best-Practice-Sparkassen<br />

aus dem gesamten Bundesgebiet stehen <strong>als</strong><br />

„Sparrings-Partner“ mit Rat und Tat zur Seite.<br />

Das mit dem Rollout eingerichtete Kommunikationsforum<br />

wird von den Teilnehmern<br />

während der gesamten Projektlaufzeit – und<br />

Sicherheit und<br />

Risikomanagement<br />

WDL-Vertrag<br />

Schutzversicherung<br />

Sicherheitsanforderungen<br />

Dienstleistersteuerung<br />

WDL<br />

Steuerungscockpit<br />

Betreibermodell<br />

Anforderungs- und<br />

Leistungskatalog<br />

Change-<br />

Management<br />

Organisatorische<br />

Implementierung<br />

Dauerh. Umsetzung<br />

Handlungsfelder<br />

17.05.- 15.07.2011 01.07. - 30.09.2011 01.10. – 15.02.2012 16.02. – 15.04.2012 16.04. – 31.10.2012 fortlaufend<br />

Start-Workshop<br />

17./18. Mai 2011<br />

Management-Feedback<br />

<br />

Workshop 2<br />

Ziele und Projektorganisation<br />

Zielorganisations-<br />

<br />

20./21. September 2011<br />

<br />

Meilenstein 2<br />

<br />

Meilenstein 3 Meilenstein 4<br />

Workshop 3<br />

24./25. Januar 2012<br />

<br />

<br />

Marktüberblick<br />

Entscheidungsvorlage<br />

Final-Workshop<br />

24./25. April 2012<br />

Erfahrungsaustausch<br />

Nov. 2012<br />

sicherlich auch darüber hinaus – intensiv<br />

genutzt. Diese Plattform hilft, Bewährtes auf<br />

den Prüfstand zu stellen und neue Wege zu<br />

gehen.<br />

¯<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

113


BARGELDLOGISTIK<br />

ABBILDUNG 3<br />

Bargeldlogistikkosten der<br />

BGL-Kosten/Mrd.<br />

teilnehmenden<br />

KGVII<br />

Sparkassen<br />

pro eine Milliarde Kundengeschäftsvolumen in Tausend Euro (KGV) II (Stand: 12/2010)<br />

800,0<br />

758,2<br />

¯<br />

lungsfelder. Stärken und Schwächen der<br />

Bargeldlogistik im eigenen Institut werden<br />

deutlich. So können Zeit und Mittel in besonders<br />

„lohnende“ Optimierungsfelder<br />

investiert werden.<br />

Tsd. Euro<br />

700,0<br />

600,0<br />

500,0<br />

400,0<br />

300,0<br />

200,0<br />

100,0<br />

0,0<br />

92,7<br />

136,4<br />

158,9 160,7 173,9 175,5<br />

Kennzahlenanalyse im Rollout<br />

Vom Allgemeinen ins Detail - so lässt sich das<br />

Vorgehen bei der Kennzahlenanalyse im Rollout<br />

am Besten beschreiben. Ausgehend von<br />

den Bargeldlogistik-Kosten für das gesamte<br />

Kundengeschäft (Kundengeschäftsvolumen<br />

II, s. Abb. 3) erschließen sich weitere Detailebenen:<br />

Werden Bargeldlogistik-Kosten mit<br />

Bezug auf die Cashpoints sowie Girokonten<br />

bis hin zu den Transaktionen betrachtet, lassen<br />

sich Kosten immer enger auf tatsächlich<br />

steuerbare Parameter eingrenzen. Auch der<br />

Einfluss der unverzinsten Geldbestände in<br />

den Kassen auf die Gesamtkostensituation<br />

wird deutlich.<br />

Die Kennzahlenanalyse und der Vergleich<br />

der 15 Institute wirft einige Fragen auf:<br />

> Warum reicht einer Sparkasse ein durchschnittlicher<br />

Kassenbestand von 93,19<br />

Euro pro Girokonto, während eine andere<br />

170,94 Euro pro Girokonto vorhält?<br />

> Ist es wirklich so, dass beim derzeitig<br />

niedrigen Zinsniveau dem Kassenbestand<br />

eine untergeordnete Rolle zukommt?<br />

Immerhin machen in 15 Häusern die Opportunitätskosten<br />

aus dem entgangenen<br />

Zinsertrag aus der Geldhaltung 16 Prozent<br />

der Gesamtkosten für die Bargeldlogistik<br />

aus - trotz des niedrigen Zinsniveaus!<br />

> Warum betreibt eine Sparkasse 70 Bargeldstandorte,<br />

während ein anderes<br />

Institut bei nahezu gleicher Flächenausdehnung<br />

im Markt mit lediglich 18 Bargeldstandorten<br />

erfolgreich wirtschaftet?<br />

> Warum fallen die Transportkosten für<br />

Bargeld bei Sparkassen mit einer hohen<br />

Standortdichte – <strong>als</strong>o eher kurzen Entfernungen<br />

zwischen den einzelnen Filialen –<br />

nicht günstiger aus, <strong>als</strong> bei Sparkassen mit<br />

einer niedrigeren Filialdichte und weiteren<br />

Wegen?<br />

Allgemeingültige Antworten auf solche<br />

Fragen gibt es nicht. Doch bereits der Austausch<br />

der unterschiedlichen Standpunkte,<br />

Argumente und Sichtweisen hilft den Sparkassen,<br />

diese und weitere Fragen individuell<br />

für ihr eigenes Haus zu beantworten und<br />

Optimierungsmaßnahmen abzuleiten.<br />

Dabei geht es gerade bei strukturellen<br />

Fragen nicht darum, aus der isolierten<br />

Betrachtung nur einer oder weniger Kennzahlen<br />

vorschnell Schlüsse zu ziehen – ein<br />

Manko, das in der Praxis bei Kennzahlenvergleichen<br />

leider oft vorkommt. Zutreffend<br />

bewerten lässt sich die Kostensituation<br />

nur dann, wenn es gleichzeitig gelingt, die<br />

strukturellen Aspekte des jeweiligen Instituts<br />

im Vergleich mit anderen Sparkassen<br />

einzuordnen.<br />

Dazu ist es natürlich erforderlich, diese<br />

Strukturen zu kennen. Das Steuerungscockpit<br />

liefert übrigens auch dazu Aussagen.<br />

Denn eins steht fest: Erst bei Berücksichtigung<br />

der Strukturunterschiede lässt<br />

sich die Frage beantworten, an welchen<br />

Kostenkennzahlen man das eigene Institut<br />

misst.<br />

Kein Königsweg in<br />

der Bargeldlogistik<br />

Es gibt leider keinen Königsweg, was bereits<br />

ein einfaches Beispiel aus dem Kennzahlenvergleich<br />

im Rollout zeigt. Eine Sparkasse mit<br />

insgesamt sehr positiven Kostenkennzahlen<br />

fiel ausschließlich bei „Bargeldlogistikkosten<br />

pro Cashpoint“ mit einem vergleichsweise<br />

hohen Wert auf: Position 13 von 15 im<br />

Ranking. Aus den Strukturdaten aller Teilnehmer<br />

war dabei erkennbar, dass diese<br />

Sparkasse in Relation zu ihrem gesamten<br />

Kundengeschäft vergleichsweise viele Girokonten<br />

im Bestand geführt und gleichzeitig<br />

das Geschäft mit verhältnismäßig wenigen<br />

Cashpoints „gestemmt“ hat.<br />

Die strukturelle Gesamtsituation ist <strong>als</strong>o<br />

positiv zu bewerten: Trotz der vielen Girokonten<br />

reichen der Sparkasse wenige Cashpoints<br />

aus. Die logische Konsequenz ist, dass<br />

bei der Kennzahl „Bargeldlogistikkosten pro<br />

Cashpoint“ aufgrund der geringen Zahl an<br />

Cashpoints ein hoher Wert ausgewiesen<br />

wird.<br />

Dieses kurze Beispiel unterstreicht, dass<br />

es nicht ausreicht, sich auf eine oder wenige<br />

197,5<br />

249,0 251,8<br />

261,7 268,3<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

Sparkasse<br />

321,2<br />

339,3<br />

367,7<br />

Kennzahlen zu stützen. Erst die individuelle<br />

Betrachtung führt zum Ziel und lässt richtige<br />

Handlungsfelder erkennen und gezielt<br />

umsetzen!<br />

Fazit<br />

Ein nachhaltiges Kostenmanagement<br />

muss auch die Bargeldlogistik der Sparkassen<br />

und Landesbanken einbeziehen.<br />

Die strategische Steuerung der dahinter<br />

schließt<br />

erhebliche Kostensenkungs- und<br />

Effizienzsteigerungspotenziale. Der Weg<br />

dahin wird im DSGV-Umsetzungshandbuch<br />

„Bargeldlogistik im Verbund“ aufgezeigt<br />

und die Umsetzung über den Workshop-<br />

Rollout unterstützt.<br />

<br />

von Best-Practice-Häusern, Verbänden und<br />

Verbundpartnern, zielt auf die Verbreiterung<br />

des Umsetzungserfolges ab und bewirkt<br />

die Verkürzung der Projektlaufzeiten<br />

in den Häusern. Getreu dem Motto „Die<br />

Erfahrungen des einen werden der Gewinn<br />

des anderen sein!“schafft dieser bundesweite<br />

Antritt ein Forum von und für die<br />

Institute der Sparkassen-Finanzgruppe,<br />

wovon jeder profitiert.<br />

Die Erfahrungen der ersten Staffel des<br />

Workshop-Rollout zeigen, dass sich das<br />

Format zur Umsetzung der Ergebnisse<br />

des DSGV-Projektes „Bargeldlogistik im<br />

<br />

durch den beachtlichen Projekterfolg in<br />

den Häusern widergespiegelt. Vor diesem<br />

Hintergrund bieten DSGV und Regionalverbände<br />

an, dieses Forum erneut in einer<br />

zweiten Staffel interessierten Instituten<br />

zur Verfügung zu stellen und zu koordinieren.<br />

Gestartet wird im Herbst 2012.<br />

Nähere Informationen können auch unter<br />

www.umsetzungsbaukasten.de abgerufen<br />

werden.<br />

¯<br />

114 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


MEINUNG<br />

DIE MANAGEMENT-KOLUMNE<br />

Personal ist unser wichtigstes Kapital“,<br />

meinte kürzlich ein Personalvorstand.<br />

Umfragen unter Bankmanagern geben ihm<br />

recht: Seit Ende der 1980er Jahre leistet<br />

Humankapital einen immer wichtigeren<br />

Beitrag zur Wertschöpfung und hat Mitte<br />

der 1990er andere Faktoren wie Strategie<br />

oder Kosten an Bedeutung sogar übertroffen.<br />

Dabei ist Personal weder ein mit<br />

Kapital vergleichbarer Faktor, noch ist es<br />

voraussetzungslos wichtig: Erstens kann<br />

Personal nicht wie Eigenkapitalquoten gemessen<br />

und angepasst werden. Zweitens<br />

gibt es sowohl Personal, das wirtschaftlich<br />

viel einbringt, <strong>als</strong> auch Personal, das mehr<br />

kostet <strong>als</strong> es einbringt.<br />

Nach Schätzungen des belgischen<br />

Finanzexperten Bernard Lietaer waren<br />

um das Jahr 1980 Finanztransaktionen<br />

noch überwiegend an reale Waren- und<br />

Handelstransaktionen gebunden. Heute<br />

sind es – trotz Finanz- und Wirtschaftskrisen<br />

– unter fünf Prozent. Ähnlich sieht<br />

es bei den Marktwerten börsennotierter<br />

Unternehmen aus: Der Unternehmenswert<br />

ist im Schnitt zu über 60 Prozent<br />

immateriell, bei Banken sind es rund 90<br />

Prozent. Und zu den immateriellen Vermögenswerten<br />

gehört ganz wesentlich<br />

das Humankapital.<br />

Die Bedeutung des nicht materiellen<br />

Vermögens ist für alle Unternehmen, vor<br />

allem aber in der Finanzdienstleistungsbranche,<br />

in den letzten Jahren dramatisch<br />

gestiegen. Manager und Vorstände haben<br />

das erkannt und sehen das Personal ihres<br />

Kreditinstituts <strong>als</strong> wichtigsten Werttreiber.<br />

Dabei verwenden sie leider fälschlicherweise<br />

den Begriff Humankapital. Es geht<br />

jedoch nicht darum, den Wert des Person<strong>als</strong><br />

in Euro und Cent zu bewerten. Was sollte man<br />

in der Unternehmensführung auch damit<br />

anfangen? Wichtig ist es vielmehr zu wissen,<br />

wie das Unternehmen mit seinem Personal<br />

umgehen muss, um nachhaltig und umfassend<br />

wirtschaftlichen Wert zu schaffen.<br />

Anders gefragt: Wie wirkt sich exzellentes<br />

Personalmanagement auf die wirtschaftliche<br />

Leistung eines Kreditinstituts aus? Durch<br />

drei (messbare) Qualitätsaspekte:<br />

Voraussetzungen schaffen: Personalprozesse<br />

sind nicht rein administrativ und<br />

reaktiv, sondern finden regelmäßig und<br />

systematisch statt.<br />

Personal <strong>als</strong><br />

wichtigster<br />

Werttreiber<br />

Umsetzung sichern: Personal- sind in Geschäftsprozesse<br />

integriert, werden regelmäßig<br />

intern kontrolliert und mit Werten<br />

von Markt und Wettbewerb verglichen.<br />

Auf Wertbeitrag ausrichten: Qualität von Personalprozessen<br />

wird hinsichtlich konkreter<br />

Auswirkungen auf Kosten- und Ertragseffekte<br />

der Bank fortlaufend verbessert.<br />

Ein Praxisbeispiel verdeutlicht das: Bei<br />

einer Fusion von drei kleinen Häusern entstand<br />

in kurzer Zeit eine größere Bank, die<br />

neue Anforderungen an das Personalmanagement<br />

stellte. Ein Überblick über Einzelentscheidungen<br />

und Bildungshistorie der<br />

Mitarbeiter bestand nicht, was wiederholt<br />

zu Prüfungsvermerken führte. Als Voraussetzung<br />

für die Personalentwicklung waren<br />

klare Anforderungsprofile <strong>als</strong> Soll-Profile für<br />

alle Funktionen zu schaffen.<br />

Für die Umsetzung in den Geschäftsbereichen<br />

war die Personalbeurteilung neu<br />

aufzustellen: Ist- und Soll-Vergleiche in<br />

Form von Personal- und Kompetenzportfolios<br />

zeigen nun jeder Führungskraft, welche<br />

Personen welche Entwicklungsmaßnahmen<br />

benötigen. Die Führungskräfte haben eigene<br />

Personalentwicklungsbudgets. Das<br />

Personalmanagement plant und überwacht<br />

sie, berichtet dem Vorstand anhand zentraler<br />

Personalkennziffern und organisiert<br />

ein bankübergreifendes Talentmanagement.<br />

Aber bringen solche Verbesserungen<br />

tatsächlich messbare wirtschaftliche Vorteile?<br />

In der zeb/-HR-Studie 2011 ist der<br />

wirtschaftliche Beitrag des Personalmanagements<br />

auf Basis der drei Qualitätsaspekte<br />

gemessen worden. Dabei wurden neben<br />

Personalverantwortlichen die Geschäftsführung<br />

und andere Führungskräfte befragt.<br />

Für jedes teilnehmende Kreditinstitut wurde<br />

ein Dreijahresdurchschnitt für Ertrags- und<br />

Kostenfaktoren ermittelt.<br />

Die Berechnungen zeigen für die über<br />

420 teilnehmenden Kreditinstitute, dass<br />

Personalexzellenz den Wirtschaftserfolg<br />

des Kreditinstituts zu 65 Prozent korrekt<br />

vorhersagt. Anders ausgedrückt: Der wirtschaftliche<br />

Erfolg wird zu 65 Prozent durch<br />

Personalexzellenz bestimmt. Vor zwei<br />

Jahren lag dieser Wert in einer Vorstudie<br />

noch bei 35 Prozent. Es zeigt sich, dass<br />

die Bedeutung des Personalmanagements<br />

durch Finanzkrise und wachsende Bedeutung<br />

des Kundengeschäfts offenbar stark<br />

gestiegen ist.<br />

In Diskussionen wird oft vorgebracht,<br />

dass der Zusammenhang zwischen Personal-<br />

und Wirtschaftserfolg auch einfach<br />

bedeuten kann, dass „reiche“ Institute sich<br />

ein besseres Personalmanagement leisten<br />

können <strong>als</strong> „ärmere“. Die Daten der Studie<br />

unterstützen das nicht: Die wirtschaftliche<br />

Stärke der Kreditinstitute bestimmt nur zu<br />

rund 35 Prozent die Qualität des Personalmanagements.<br />

Die Erfahrungen aus vielen Projekten der<br />

letzten Jahre lassen sich in drei Empfehlungen<br />

zusammenfassen, die zwar einfach<br />

zu verstehen, aber nicht unbedingt einfach<br />

umzusetzen sind:<br />

Am Anfang anfangen: Viele Personalverantwortliche<br />

beklagen eine Überlastung durch<br />

Verwaltungsaufgaben und eine Vielzahl<br />

meist unverbundener Projekte. Statt noch<br />

mehr „Baustellen aufzumachen“, hilft<br />

ein gemeinsam verabschiedetes Zielbild<br />

dabei, sich auf die Maßnahmen zu konzentrieren,<br />

die für alle spürbare Wirkung<br />

versprechen.<br />

Zuerst den Grundstein legen: Viele gute Ideen<br />

und Konzepte scheitern in der Umsetzung,<br />

wenn konkreter Nutzen und praktische Hilfe<br />

fehlen. Abhilfe schaffen klar <strong>als</strong> Soll-Anforderungen<br />

formulierte Kompetenzprofile.<br />

Die richtige Richtung wählen: Viel Mühe wird<br />

auf Prozess- und Methodenoptimierung<br />

verwendet, ohne dass spürbare Wirkungen<br />

entstehen. „Tue Gutes und rede darüber“<br />

bedeutet für das Personalmanagement,<br />

nicht nur sich selbst, sondern zuerst den Erfolg<br />

des Unternehmens zu optimieren und<br />

dies mit weithin akzeptierten Kennzahlen<br />

zu belegen.<br />

Prof. Dr. Joachim Paul Hasebrook<br />

lehrt an der SMI der Steinbeis-Hochschule<br />

Berlin und ist Senior Manager bei zeb/rolfes.<br />

schierenbeck.associates.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

115


MAGAZIN<br />

Pilotprojekt für girogo startet im April<br />

Die Deutsche Kreditwirtschaft führt<br />

mit girogo ein gemeinsames Markenzeichen<br />

für die neue Funktion des<br />

kontaktlosen Bezahlens mit der<br />

Bank- oder Sparkassenkarte ein.<br />

” Im Großraum Hannover sowie den<br />

Städten Braunschweig und Wolfsburg starten<br />

die deutschen Kreditinstitute das größte<br />

Pilotprojekt Europas für kontaktloses<br />

Bezahlen. Mehr <strong>als</strong> 1,3 Millionen Kunden von<br />

Banken und Sparkassen können ab Mitte<br />

April im teilnehmenden Einzelhandel und<br />

an Tankstellen in weniger <strong>als</strong> einer Sekunde<br />

Beträge bis 20 Euro kontaktlos über ihren<br />

Prepaid-Chip auf ihrer girocard fast im Vorbeigehen<br />

an der Kasse bezahlen.<br />

Zu den Handelspartnern gehören zunächst<br />

der Lebensmitteleinzelhändler Edeka,<br />

die Esso-Tankstellen sowie die Douglas-<br />

Parfümerien mit ihren Töchtern Thalia,<br />

Christ, AppelrathCüpper und Hussel. Weitere<br />

Teilnehmer sollen folgen.<br />

Im großflächigen Pilotprojekt wollen<br />

alle Beteiligten Erfahrungen mit dem neuen<br />

Bezahlverfahren sammeln. Im Vordergrund<br />

steht dabei unter anderem, die Nutzerfreundlichkeit<br />

des Systems zu optimieren.<br />

Anders <strong>als</strong> beim kontaktbehafteten Zahlen<br />

brauchen Kunden ihre Bank- oder Sparkassenkarte<br />

bei einem Betrag bis zu 20 Euro<br />

nicht mehr aus der Hand zu geben. Die Zahlung<br />

erfolgt über die Prepaid-Funktion des<br />

Chip, wenn die Karte vor ein Bezahlterminal<br />

gehalten wird. Die Eingabe einer PIN entfällt.<br />

Dennoch greifen bei diesem Verfahren die<br />

hohen Sicherheitsstandards der Deutschen<br />

Kreditwirtschaft.<br />

Auf mittlere Sicht möchte die Deutsche<br />

Kreditwirtschaft das kontaktlose Bezahlen<br />

auch für die electronic-cash-Funktion der girocard<br />

realisieren. Mit der breiten Infrastruktur<br />

der Branche kann die Prepaid-Anwendung<br />

bundesweit flächendeckend geladen werden.<br />

An allen deutschen Geldautomaten, an speziellen<br />

GeldKarte-Ladetermin<strong>als</strong> oder im<br />

Internet mit einem Chipkartenleser (erhältlich<br />

bei der eigenen Bank oder Sparkasse)<br />

ist das Laden bis zu einem Gesamtguthaben<br />

von 200 Euro möglich.<br />

Um die girogo-Funktion für den Kunden<br />

noch bequemer zu gestalten, werden die<br />

Sparkassen in der Pilotregion attraktive neue<br />

Ladevarianten im Einzelhandel anbieten.<br />

Eine SparkassenCard mit girogo kann bei<br />

ausgewählten Einzelhändlern mit Eingabe<br />

der PIN aufgeladen werden. Darüber hinaus<br />

bietet sie die Möglichkeit, ein Abo-Laden zu<br />

vereinbaren. Sinkt das Guthaben auf der<br />

Karte beim Bezahlen unter einen bestimmten<br />

Betrag, wird automatisch ein festgelegter<br />

Betrag aufgeladen. Das Bezahlen mit girogo<br />

ist zugleich um bis zu 25 Prozent schneller<br />

<strong>als</strong> eine herkömmliche Kartenzahlung. Das<br />

erhöht den Durchsatz an der Kasse und verkürzt<br />

die Wartezeit für den Kunden.<br />

” Weitere Informationen<br />

www.die-deutsche-kreditwirtschaft.de<br />

Internet erweitert seinen Adressraum<br />

Seit 12. Januar können sich Unterneh-<br />

<br />

und sonstige Interessierte für eine eigene<br />

Top-Level-Domain (TLD) bewerben.<br />

” Die neuen Adress-Endungen für Firmen-Marken,<br />

aber auch regionale Adressen<br />

wie .berlin, .bayern oder .nrw müssen bei der<br />

Internet Corporation for Assigned Names<br />

and Numbers (ICANN) in den USA in einem<br />

ersten Schritt beantragt werden. Branchen-<br />

Domains wie .hotel, .shop oder auch .bank<br />

sind ebenfalls geplant. Der TLD-Bewerbungszeitraum<br />

umfasst allerdings nur 91<br />

Tage und endet bereits am 12. April 2012.<br />

ICANN hat für das Verfahren eine eigene<br />

Homepage eingerichtet.<br />

Bevor der eigentliche Antrag eingereicht<br />

werden kann, sind 50 Fragen zu beantworten,<br />

22 davon zu technischen Details.<br />

Experten halten das Bewerbungsverfahren<br />

für einen „Wendepunkt in der Geschichte<br />

des Internet“: Jede Organisation und jedes<br />

Unternehmen kann künftig den jeweiligen<br />

Markennamen auf der rechten Seite des<br />

„dot“ einer Internet-Adresse wiederfinden.<br />

Eine neue TLD eröffnet durchaus Vorteile<br />

gegenüber klassischen Top-Level-Domains<br />

wie der gängigen deutschen Länder-<br />

Domain .de oder der internationalen<br />

Adresse .com. Die neue Endung erlaubt es<br />

einem Unternehmen, seine globale Wirksamkeit<br />

zu erweitern, sodass es mehr Kontrolle<br />

über seine Online-Markenpräsenz und<br />

-Kundenbindung hat, was vor allem in<br />

schwierigen wirtschaftlichen Phasen besonders<br />

relevant ist.<br />

In den USA hatten Wirtschaftsverbände<br />

allerdings den Start bis zuletzt verzögern<br />

wollen. Die für die Genehmigung zuständige<br />

National Telecommunications and Information<br />

Administration (NTIA) im US-amerikanischen<br />

Handelsministerium hat dann jedoch<br />

entschieden, nach einer mittlerweile<br />

sechs Jahre dauernden Diskussion über die<br />

Einführung endlich zu starten.<br />

Die Behörde will Einwände offenbar<br />

pragmatisch behandeln. Über weitere<br />

Schutzmaßnahmen für Markeninhaber und<br />

”<br />

mögliche Phasen für die Eintragung der neuen<br />

TLDs in die Rootzone wollen die Verantwortlichen<br />

erst nach dem Bewerbungsschluss<br />

am 12. April entscheiden.<br />

Bewerber durchlaufen ein aufwendiges<br />

und teures Verfahren: Die von ICANN festgelegte<br />

Bewerbungsgebühr beträgt umgerechnet<br />

rund 120.000 Euro. Geprüft werden die<br />

Bewerbungen auf ihre wirtschaftlich-finanzielle,<br />

aber auch technische Substanz. Nationale<br />

Regierungen haben verschiedene<br />

Einspruchsmöglichkeiten.<br />

ICANN empfiehlt, alle Daten bis zum 29.<br />

März in das elektronische Bewerbungssystem<br />

einzuspielen. Nur wenn dieser Termin<br />

eingehalten wird, können alle anschließend<br />

notwendigen Schritte bis zum 12. April erledigt<br />

werden. Bis November sollen die Anträge<br />

geprüft und neue TLDs zugelassen werden.<br />

Anfang 2013 können die Bewerber den<br />

bisherigen Plänen zufolge ihre neuen Web-<br />

Adressen nutzen.<br />

Weitere Informationen<br />

newgtlds.icann.org/en<br />

116 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


MAGAZIN<br />

EU-Kontrollverfahren „Sweep“ deckt Mängel auf<br />

Brüssel hat europaweit 562 Websites,<br />

überprüft, die Verbraucherkredite anbieten.<br />

” Verbraucher erhalten danach nicht die<br />

ihnen rechtlich zustehenden Informationen,<br />

bevor sie einen Kreditvertrag unterschreiben.<br />

Auf vielen untersuchten Websites gibt<br />

es ähnliche Probleme: Werbung enthält<br />

nicht alle erforderlichen Angaben. In den<br />

CHRONIK<br />

11.12.2011<br />

Die Deutsche Bank vergleicht sich mit<br />

vier schwäbischen Kommunen im Streit<br />

um Zinswetten, indem sie ihnen nahezu<br />

1 Mio. Euro Schadensersatz zahlt.<br />

14.12.2011<br />

Die Sparkassenversicherer in Müchen,<br />

Stuttgart und Münster werden nach<br />

Medienberichten ihre gemeinsame IT-<br />

Tochter Gavi in Mannheim auflösen.<br />

15.12.2011<br />

Die Hypo-Vereinsbank plant bis 2015<br />

den Abbau von 1.000 Stellen.<br />

16.12.2011<br />

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) kritisiert nach<br />

einer ersten Überprüfung, dass die Produktinformationsblätter<br />

für Wertpapiere<br />

der Banken schwer verständlich sind.<br />

Die Rating-Agentur Fitch stuft die Bonitätsnote<br />

von sieben US- und europäische<br />

Großbanken ab.<br />

18.12.2011<br />

Einige Landesbanken wollen die beschlossene<br />

Beteiligung von 25 % am<br />

künftigen Kapital der WestLB-Verbundbank<br />

von 1 Mrd. Euro nicht mittragen.<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe wird bis<br />

Mitte 2012 das iTan- auf das SMS- und<br />

Chip-Tan-Verfahren umstellen.<br />

Das IASB veröffentlich neue Bilanzierungsregeln<br />

(IFSR) für die Saldierung<br />

von Derivaten.<br />

19.12.2011<br />

Der Baseler Bankenausschuss veröffentlicht<br />

Vorschläge zur besseren internationalen<br />

Vergleichbarkeit der Eigenkapitalausstattung<br />

(Basel III).<br />

Die KfW stellt Banken keine Globaldarlehen<br />

mehr zur Verfügung.<br />

20.12.2011<br />

Die EU-Kommission genehmigt die<br />

Zerschlagung der WestLB in eine Bad<br />

Bank, eine Servicegesellschaft und eine<br />

Verbundbank, die die Helaba übernehmen<br />

und nur noch 400 von derzeit 4.300<br />

Mitarbeiter beschäftigen soll.<br />

Die EU-Kommission übt im Rahmen des<br />

Beihilfeverfahrens der BayernLB Druck<br />

auf die bayerischen Sparkassen aus,<br />

ihren Sanierungsbeitrag zu erhöhen.<br />

Die EU einigt sich darauf, Bankleitzahl<br />

und Kontonummer ab 1. Februar 2014<br />

durch die IBAN zu ersetzen.<br />

Den Stresstest der EU-Versicherungsaufsicht<br />

Eiopa bestehen von 82 Versicherern<br />

acht nicht.<br />

21.12.2011<br />

Die EZB teilt 523 Banken die Rekordsumme<br />

von 489 Mrd. Euro zudem<br />

erstm<strong>als</strong> für drei Jahre zum derzeitigen<br />

Leitzins von 1 % zu.<br />

22.12.2011<br />

Der DSGV schlägt seinen Präsidenten<br />

Heinrich Haasis zum Nachfolger des<br />

Spaniers José Antonio Arcos an der<br />

Spitze des Weltinstituts der Sparkassen<br />

vor. Die Wahl ist am 10. Mai 2012.<br />

28.12.2011<br />

Die Commerzbank erprobt in einem<br />

Pilotprojekt zusammen mit der Interhyp<br />

(ING) die Vermittlung von Hypothekenkredite<br />

an Fremdinstitute.<br />

Angeboten fehlen bestimmte für die Entscheidungsfindung<br />

ausschlaggebende Informationen.<br />

Die Darstellung der Kosten ist<br />

teilweise irreführend.<br />

Die nationalen Aufsichtsbehörden werden<br />

nun die Unternehmen kontaktieren und<br />

um Klarstellung bitten bzw. zur Korrektur<br />

ihrer Websites auffordern. Kommen diese<br />

dem nicht nach, können je nach nationaler<br />

Rechtslage weitere Schritte eingeleitet werden:<br />

Sie reichen von der Verhängung von<br />

Geldstrafen bis zur Schließung der betreffenden<br />

Websites. Die nationalen Aufsichtsbehörden<br />

müssen der EU-Kommission bis<br />

zum Herbst 2012 über die erfolgten Kontrollmaßnahmen<br />

berichten.<br />

” Weitere Informationen<br />

ec.europa.eu/consumers/enforcement/<br />

sweeps_en.htm<br />

31.12.2011<br />

Der Pfändungsschutz für normale Girokonten<br />

läuft aus. Künftig müssen sogenannte<br />

P-Konten eingerichtet werden.<br />

”<br />

01.01.2012<br />

Prof. Peter Ilg, bisher Vizepräsident des<br />

Sparkassenverbands Münster, ist neuer<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung des<br />

Deutschen Sparkassenverlags.<br />

Elke König ist neue BaFin-Präsidentin.<br />

03.01.2012<br />

Wegen des Verstoßes gegen das KWG<br />

wird der Vorstandschef der Sparkasse<br />

<br />

05.01.2012<br />

Die EU-Kommission veröffentlicht einen<br />

Entwurf zur Weiterentwicklung der<br />

Finanzmarktrichtlinie (MiFid II).<br />

08.01.2012<br />

Nicolas Sarkozy kündigt an, in Frankreich<br />

die Transaktionssteuer einzuführen.<br />

09.01.2012<br />

Bundesschatzwechsel erzielen eine<br />

negative Rendite von 0,01 %.<br />

Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht<br />

beschließt, die Einführung von<br />

Basel III zu kontrollieren.<br />

11.01.2012d<br />

Das künftige Bezahlen mit der NFC-<br />

Funkkarte stellt die Kreditwirtschaft<br />

unter das Markenzeichen „girogo“.<br />

Die EU-Kommission legt ein Grünbuch<br />

über Kartenzahlungen sowie den Zahlungsverkehr<br />

per Internet und Handy<br />

vor.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012<br />

117


MAGAZIN LITERATUR<br />

Bausparkassen-<br />

Fachbuch 2011/2012<br />

Deutscher Sparkassen Verlag, Stuttgart<br />

2011, 20. Aufl., 800 S., 26,64 Euro,<br />

ISBN 978-3-0930-1395-9.<br />

ÿ Die Landesbausparkassen (LBS) haben<br />

das Standardwerk für Fachleute der Finanz-<br />

und Immobilienwirtschaft in allen Bereichen<br />

aktualisiert und den Entwicklungen<br />

in Recht und Praxis angepasst. Das Buch<br />

erläutert die Grundlagen des Bausparens<br />

mit allen relevanten Rechtsgebieten – angefangen<br />

vom Bausparkassengesetz und<br />

der Bausparkassenverordnung bis hin zu<br />

Wettbewerbsfragen. Aktuelle Gesetzesänderungen<br />

unter anderem in den Bereichen<br />

Datenschutz und Geldwäschebekämpfung<br />

sowie die ersten Erfahrungen mit der EU-<br />

Verbraucherkreditrichtlinie wurden eingearbeitet.<br />

Berücksichtigt sind darüber hinaus<br />

die neuesten für die Bausparkassen<br />

relevanten Gerichtsentscheidungen einschließlich<br />

des Urteils des Bundesgerichtshofs<br />

zur Zulässigkeit der Abschlussgebühr.<br />

Nicht zuletzt wurden die Länderberichte<br />

zur Sparförderung und Wohnungsbaufinanzierung<br />

in den EU-Mitgliedstaaten auf<br />

den neuesten Stand gebracht.<br />

¯<br />

Anja Peters<br />

Wissensmanagement<br />

im Bankvertrieb<br />

Bankinnovationen Band 28, Universitätsverlag<br />

Regensburg 2011, 298 S.,<br />

39,90 Euro, ISBN 978-3-86845-079-8.<br />

ÿ Komplexe Bankprodukte und ganzheitliche<br />

Beratung erfordern detaillierte<br />

Informationen und Wissensbestandteile<br />

in den Dimensionen Kunde, Vertrieb und<br />

Produkt. Langfristig wird nur erfolgreich<br />

sein, wer die passenden Informationen<br />

zur richtigen Zeit besitzt und diese vertrieblich<br />

einsetzen kann. Aufbau und<br />

Weiterentwicklung des Wissensmanagements<br />

in Banken sind angesichts veränderter<br />

Markt- und Kundenanforderungen<br />

für den Erfolg künftig mitentscheidend.<br />

Das Buch evaluiert, von welchen Faktoren<br />

der erfolgreiche Einsatz ausgewählter Anwendungen<br />

abhängt und wie diesen Erfolgsfaktoren<br />

entsprochen werden kann.<br />

Mittels einer Expertenbefragung werden<br />

Handlungsempfehlungen für die Praxis<br />

abgeleitet und im Anschluss in einem<br />

Fachkonzept exemplarisch aufgezeigt, wie<br />

die ermittelten geeigneten Anwendungen<br />

in Form einer Wissensmanagement- bzw.<br />

Social Software-Suite für den persönlichen<br />

Vertrieb im Retail Banking umzusetzen<br />

sind.<br />

¯<br />

Hans E. Zahn<br />

Wörterbuch für das<br />

Bank- und Börsenwesen<br />

Deutsch-Englisch, Fritz Knapp Verlag,<br />

Frankfurt/Main 2011, 746 S., 44 Euro,<br />

ISBN 978-3-8314-2040-7.<br />

ÿ Das Wirtschaftswörterbuch mit Fachterminologie<br />

und Allgemeinsprache aus<br />

Bank- und Börsenalltag ist in neuer Auflage,<br />

komplett überarbeitet und wesentlich erweitert<br />

erschienen. Zahlreiche neue Begriffe<br />

wurden aufgenommen. Aus dem Bereich<br />

der neuen gesetzlichen Regelungen des<br />

Banken- und Finanzsektors werden etwa<br />

die Gesetze zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung<br />

und zur Vorbeugung<br />

gegen missbräuchliche Wertpapier- und<br />

Derivategeschäfte erläutert. Aufgenommen<br />

hat der Autor die Terminologie der im<br />

Rahmen von Basel III vorgesehenen neuen<br />

Kapital- und Liquiditätsstandards. Neue<br />

Begriffe gibt es auch im Bereich der Rechnungslegung<br />

nach IFRS und Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />

(BilMOG). Rating-<br />

Prozesse sind ebenfalls neu erfasst. ¯<br />

Doris Wohlschlägl-Aschberger (Hrsg.)<br />

<br />

Geldwäsche<br />

Frankfurt School Verlag, Frankfurt/Main<br />

2011, 321 S., 59,90 Euro,<br />

ISBN 978-3-94091-318-0.<br />

ÿ Die Auseinandersetzung mit der Geldwäsche-Bekämpfung<br />

ist für Unternehmen<br />

eine große Herausforderung. Nationale<br />

wie internationale Regelungen wandeln<br />

sich ständig und müssen von der Finanzindustrie<br />

umgesetzt werden müssen. Die<br />

Geldwäsche ist Teil des Corporate-Governance-Konzepts.<br />

Das Buch befasst sich<br />

unter anderem mit den praxisrelevanten<br />

Aspekten der Geldwäsche-Bekämpfung<br />

wie Gefährdungsanalyse, Ferngeschäft<br />

oder Know-Your-Customer-Prozess. Es<br />

stellt ferner Fragen nach den wirtschaftlich<br />

Berechtigten sowie zum PEP. Weitere<br />

Themen sind: Monitoring und Prävention<br />

sowie Verdachtsmeldungen.<br />

¯<br />

IMPRESSUM<br />

Die Zeitschrift „Betriebswirtschaftliche Blätter“ erscheint<br />

monatlich. Bezugspreis für Jahresabonnement<br />

(Inland) beträgt 145 Euro (inkl. Versandkosten und<br />

MwSt.) und für das Jahresabonnement (Ausland)<br />

145 Euro (inkl. Versandkosten ohne MwSt.) jährlich im<br />

Lastschriftverfahren, jeweils fällig im 1. Quartal im<br />

Voraus. Einzelverkaufspreis 13,60 Euro (inkl. Versandkosten<br />

und MwSt.).<br />

ISSN 0723-9629<br />

Herausgeber: Deutscher Sparkassen- und<br />

Giroverband e. V., Berlin<br />

Chefredakteur: Oliver Fischer<br />

Redaktion: Jürgen Janik (jj)<br />

Gestaltung/Grafik: Lothar Platz<br />

Layoutkonzept: Künkel Lopka, Heidelberg<br />

Titelbild: Deutsche Telekom AG<br />

Anschrift der Redaktion: O4, 11-12, 68161<br />

Mannheim, Telefon +49 611 1220057,<br />

Telefax +49 3222 748 56 63, E-Mail: bbl@dsgv.de<br />

Verlag und Vertrieb: Deutscher Sparkassen<br />

Verlag GmbH, Am Wallgraben 115, 70565<br />

Stuttgart, Telefon +49 711 782-0, Telefax +49 711<br />

782-16 35<br />

Objektleitung: Gerhard Baumgartl<br />

Herstellung: Deborah Forbrich<br />

Vertrieb:<br />

Lothar Barthel<br />

Telefon: 0711 782-1693<br />

E-Mail: Lothar.Barthel@dsv-gruppe.de<br />

Luise Dingler<br />

Telefon: 0711 782-1252<br />

E-Mail: Luise.Dingler@dsv-gruppe.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Verlags-Marketing Stuttgart GmbH, Reinsburgstr.<br />

82, 70178 Stuttgart, Telefon +49 711 23886-20,<br />

Telefax +49 711 23886-25<br />

Anzeigenleitung: Dieter A. Kuberski<br />

Produkt- und Imageanzeigen aus der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe: Anneli Baumann,<br />

Telefon +49 711 782-1278, Telefax -2080<br />

Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 35 vom<br />

1.1.2012.<br />

Bestellung und Abbestellungen ausschließlich beim<br />

Deutschen Sparkassen Verlag. Kündigungsfrist:<br />

4 Wochen zum Jahresende.<br />

Druck:<br />

M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH,<br />

Eggertstraße 28, 33100 Paderborn,<br />

Telefon +49 05251 522-300<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />

Beiträge, Tabellen und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung außerhalb der<br />

engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne<br />

Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere<br />

für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />

und die Einspeicherung und Verarbeitung<br />

in elektronischen Systemen. Die mit dem<br />

Namen des Verfassers oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />

Beiträge geben die Meinung des Autors,<br />

aber nicht die Ansicht der Redaktion oder des Herausgebers<br />

wieder.<br />

Mitglied der Fachgruppe Fachzeitschriften im VDZ.<br />

Artikelnummer 328 581 202<br />

118 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


MAGAZIN LITERATUR<br />

Bausparkassen-<br />

Fachbuch 2011/2012<br />

Deutscher Sparkassen Verlag, Stuttgart<br />

2011, 20. Aufl., 800 S., 26,64 Euro,<br />

ISBN 978-3-0930-1395-9.<br />

ÿ Die Landesbausparkassen (LBS) haben<br />

das Standardwerk für Fachleute der Finanz-<br />

und Immobilienwirtschaft in allen Bereichen<br />

aktualisiert und den Entwicklungen<br />

in Recht und Praxis angepasst. Das Buch<br />

erläutert die Grundlagen des Bausparens<br />

mit allen relevanten Rechtsgebieten – angefangen<br />

vom Bausparkassengesetz und<br />

der Bausparkassenverordnung bis hin zu<br />

Wettbewerbsfragen. Aktuelle Gesetzesänderungen<br />

unter anderem in den Bereichen<br />

Datenschutz und Geldwäschebekämpfung<br />

sowie die ersten Erfahrungen mit der EU-<br />

Verbraucherkreditrichtlinie wurden eingearbeitet.<br />

Berücksichtigt sind darüber hinaus<br />

die neuesten für die Bausparkassen<br />

relevanten Gerichtsentscheidungen einschließlich<br />

des Urteils des Bundesgerichtshofs<br />

zur Zulässigkeit der Abschlussgebühr.<br />

Nicht zuletzt wurden die Länderberichte<br />

zur Sparförderung und Wohnungsbaufinanzierung<br />

in den EU-Mitgliedstaaten auf<br />

den neuesten Stand gebracht.<br />

¯<br />

Anja Peters<br />

Wissensmanagement<br />

im Bankvertrieb<br />

Bankinnovationen Band 28, Universitätsverlag<br />

Regensburg 2011, 298 S.,<br />

39,90 Euro, ISBN 978-3-86845-079-8.<br />

ÿ Komplexe Bankprodukte und ganzheitliche<br />

Beratung erfordern detaillierte<br />

Informationen und Wissensbestandteile<br />

in den Dimensionen Kunde, Vertrieb und<br />

Produkt. Langfristig wird nur erfolgreich<br />

sein, wer die passenden Informationen<br />

zur richtigen Zeit besitzt und diese vertrieblich<br />

einsetzen kann. Aufbau und<br />

Weiterentwicklung des Wissensmanagements<br />

in Banken sind angesichts veränderter<br />

Markt- und Kundenanforderungen<br />

für den Erfolg künftig mitentscheidend.<br />

Das Buch evaluiert, von welchen Faktoren<br />

der erfolgreiche Einsatz ausgewählter Anwendungen<br />

abhängt und wie diesen Erfolgsfaktoren<br />

entsprochen werden kann.<br />

Mittels einer Expertenbefragung werden<br />

Handlungsempfehlungen für die Praxis<br />

abgeleitet und im Anschluss in einem<br />

Fachkonzept exemplarisch aufgezeigt, wie<br />

die ermittelten geeigneten Anwendungen<br />

in Form einer Wissensmanagement- bzw.<br />

Social Software-Suite für den persönlichen<br />

Vertrieb im Retail Banking umzusetzen<br />

sind.<br />

¯<br />

Hans E. Zahn<br />

Wörterbuch für das<br />

Bank- und Börsenwesen<br />

Deutsch-Englisch, Fritz Knapp Verlag,<br />

Frankfurt/Main 2011, 746 S., 44 Euro,<br />

ISBN 978-3-8314-2040-7.<br />

ÿ Das Wirtschaftswörterbuch mit Fachterminologie<br />

und Allgemeinsprache aus<br />

Bank- und Börsenalltag ist in neuer Auflage,<br />

komplett überarbeitet und wesentlich erweitert<br />

erschienen. Zahlreiche neue Begriffe<br />

wurden aufgenommen. Aus dem Bereich<br />

der neuen gesetzlichen Regelungen des<br />

Banken- und Finanzsektors werden etwa<br />

die Gesetze zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung<br />

und zur Vorbeugung<br />

gegen missbräuchliche Wertpapier- und<br />

Derivategeschäfte erläutert. Aufgenommen<br />

hat der Autor die Terminologie der im<br />

Rahmen von Basel III vorgesehenen neuen<br />

Kapital- und Liquiditätsstandards. Neue<br />

Begriffe gibt es auch im Bereich der Rechnungslegung<br />

nach IFRS und Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />

(BilMOG). Rating-<br />

Prozesse sind ebenfalls neu erfasst. ¯<br />

Doris Wohlschlägl-Aschberger (Hrsg.)<br />

<br />

Geldwäsche<br />

Frankfurt School Verlag, Frankfurt/Main<br />

2011, 321 S., 59,90 Euro,<br />

ISBN 978-3-94091-318-0.<br />

ÿ Die Auseinandersetzung mit der Geldwäsche-Bekämpfung<br />

ist für Unternehmen<br />

eine große Herausforderung. Nationale<br />

wie internationale Regelungen wandeln<br />

sich ständig und müssen von der Finanzindustrie<br />

umgesetzt werden müssen. Die<br />

Geldwäsche ist Teil des Corporate-Governance-Konzepts.<br />

Das Buch befasst sich<br />

unter anderem mit den praxisrelevanten<br />

Aspekten der Geldwäsche-Bekämpfung<br />

wie Gefährdungsanalyse, Ferngeschäft<br />

oder Know-Your-Customer-Prozess. Es<br />

stellt ferner Fragen nach den wirtschaftlich<br />

Berechtigten sowie zum PEP. Weitere<br />

Themen sind: Monitoring und Prävention<br />

sowie Verdachtsmeldungen.<br />

¯<br />

IMPRESSUM<br />

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monatlich. Bezugspreis für Jahresabonnement<br />

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MwSt.) und für das Jahresabonnement (Ausland)<br />

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Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />

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geschützt. Jede Verwertung außerhalb der<br />

engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne<br />

Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere<br />

für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />

und die Einspeicherung und Verarbeitung<br />

in elektronischen Systemen. Die mit dem<br />

Namen des Verfassers oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />

Beiträge geben die Meinung des Autors,<br />

aber nicht die Ansicht der Redaktion oder des Herausgebers<br />

wieder.<br />

Mitglied der Fachgruppe Fachzeitschriften im VDZ.<br />

Artikelnummer 328 581 202<br />

118 Betriebswirtschaftliche Blätter 02|2012


MAGAZIN LITERATUR<br />

Bausparkassen-<br />

Fachbuch 2011/2012<br />

Deutscher Sparkassen Verlag, Stuttgart<br />

2011, 20. Aufl., 800 S., 26,64 Euro,<br />

ISBN 978-3-0930-1395-9.<br />

ÿ Die Landesbausparkassen (LBS) haben<br />

das Standardwerk für Fachleute der Finanz-<br />

und Immobilienwirtschaft in allen Bereichen<br />

aktualisiert und den Entwicklungen<br />

in Recht und Praxis angepasst. Das Buch<br />

erläutert die Grundlagen des Bausparens<br />

mit allen relevanten Rechtsgebieten – angefangen<br />

vom Bausparkassengesetz und<br />

der Bausparkassenverordnung bis hin zu<br />

Wettbewerbsfragen. Aktuelle Gesetzesänderungen<br />

unter anderem in den Bereichen<br />

Datenschutz und Geldwäschebekämpfung<br />

sowie die ersten Erfahrungen mit der EU-<br />

Verbraucherkreditrichtlinie wurden eingearbeitet.<br />

Berücksichtigt sind darüber hinaus<br />

die neuesten für die Bausparkassen<br />

relevanten Gerichtsentscheidungen einschließlich<br />

des Urteils des Bundesgerichtshofs<br />

zur Zulässigkeit der Abschlussgebühr.<br />

Nicht zuletzt wurden die Länderberichte<br />

zur Sparförderung und Wohnungsbaufinanzierung<br />

in den EU-Mitgliedstaaten auf<br />

den neuesten Stand gebracht.<br />

¯<br />

Anja Peters<br />

Wissensmanagement<br />

im Bankvertrieb<br />

Bankinnovationen Band 28, Universitätsverlag<br />

Regensburg 2011, 298 S.,<br />

39,90 Euro, ISBN 978-3-86845-079-8.<br />

ÿ Komplexe Bankprodukte und ganzheitliche<br />

Beratung erfordern detaillierte<br />

Informationen und Wissensbestandteile<br />

in den Dimensionen Kunde, Vertrieb und<br />

Produkt. Langfristig wird nur erfolgreich<br />

sein, wer die passenden Informationen<br />

zur richtigen Zeit besitzt und diese vertrieblich<br />

einsetzen kann. Aufbau und<br />

Weiterentwicklung des Wissensmanagements<br />

in Banken sind angesichts veränderter<br />

Markt- und Kundenanforderungen<br />

für den Erfolg künftig mitentscheidend.<br />

Das Buch evaluiert, von welchen Faktoren<br />

der erfolgreiche Einsatz ausgewählter Anwendungen<br />

abhängt und wie diesen Erfolgsfaktoren<br />

entsprochen werden kann.<br />

Mittels einer Expertenbefragung werden<br />

Handlungsempfehlungen für die Praxis<br />

abgeleitet und im Anschluss in einem<br />

Fachkonzept exemplarisch aufgezeigt, wie<br />

die ermittelten geeigneten Anwendungen<br />

in Form einer Wissensmanagement- bzw.<br />

Social Software-Suite für den persönlichen<br />

Vertrieb im Retail Banking umzusetzen<br />

sind.<br />

¯<br />

Hans E. Zahn<br />

Wörterbuch für das<br />

Bank- und Börsenwesen<br />

Deutsch-Englisch, Fritz Knapp Verlag,<br />

Frankfurt/Main 2011, 746 S., 44 Euro,<br />

ISBN 978-3-8314-2040-7.<br />

ÿ Das Wirtschaftswörterbuch mit Fachterminologie<br />

und Allgemeinsprache aus<br />

Bank- und Börsenalltag ist in neuer Auflage,<br />

komplett überarbeitet und wesentlich erweitert<br />

erschienen. Zahlreiche neue Begriffe<br />

wurden aufgenommen. Aus dem Bereich<br />

der neuen gesetzlichen Regelungen des<br />

Banken- und Finanzsektors werden etwa<br />

die Gesetze zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung<br />

und zur Vorbeugung<br />

gegen missbräuchliche Wertpapier- und<br />

Derivategeschäfte erläutert. Aufgenommen<br />

hat der Autor die Terminologie der im<br />

Rahmen von Basel III vorgesehenen neuen<br />

Kapital- und Liquiditätsstandards. Neue<br />

Begriffe gibt es auch im Bereich der Rechnungslegung<br />

nach IFRS und Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />

(BilMOG). Rating-<br />

Prozesse sind ebenfalls neu erfasst. ¯<br />

Doris Wohlschlägl-Aschberger (Hrsg.)<br />

<br />

Geldwäsche<br />

Frankfurt School Verlag, Frankfurt/Main<br />

2011, 321 S., 59,90 Euro,<br />

ISBN 978-3-94091-318-0.<br />

ÿ Die Auseinandersetzung mit der Geldwäsche-Bekämpfung<br />

ist für Unternehmen<br />

eine große Herausforderung. Nationale<br />

wie internationale Regelungen wandeln<br />

sich ständig und müssen von der Finanzindustrie<br />

umgesetzt werden müssen. Die<br />

Geldwäsche ist Teil des Corporate-Governance-Konzepts.<br />

Das Buch befasst sich<br />

unter anderem mit den praxisrelevanten<br />

Aspekten der Geldwäsche-Bekämpfung<br />

wie Gefährdungsanalyse, Ferngeschäft<br />

oder Know-Your-Customer-Prozess. Es<br />

stellt ferner Fragen nach den wirtschaftlich<br />

Berechtigten sowie zum PEP. Weitere<br />

Themen sind: Monitoring und Prävention<br />

sowie Verdachtsmeldungen.<br />

¯<br />

IMPRESSUM<br />

Die Zeitschrift „Betriebswirtschaftliche Blätter“ erscheint<br />

monatlich. Bezugspreis für Jahresabonnement<br />

(Inland) beträgt 145 Euro (inkl. Versandkosten und<br />

MwSt.) und für das Jahresabonnement (Ausland)<br />

145 Euro (inkl. Versandkosten ohne MwSt.) jährlich im<br />

Lastschriftverfahren, jeweils fällig im 1. Quartal im<br />

Voraus. Einzelverkaufspreis 13,60 Euro (inkl. Versandkosten<br />

und MwSt.).<br />

ISSN 0723-9629<br />

Herausgeber: Deutscher Sparkassen- und<br />

Giroverband e. V., Berlin<br />

Chefredakteur: Oliver Fischer<br />

Redaktion: Jürgen Janik (jj)<br />

Gestaltung/Grafik: Lothar Platz<br />

Layoutkonzept: Künkel Lopka, Heidelberg<br />

Titelbild: Deutsche Telekom AG<br />

Anschrift der Redaktion: O4, 11-12, 68161<br />

Mannheim, Telefon +49 611 1220057,<br />

Telefax +49 3222 748 56 63, E-Mail: bbl@dsgv.de<br />

Verlag und Vertrieb: Deutscher Sparkassen<br />

Verlag GmbH, Am Wallgraben 115, 70565<br />

Stuttgart, Telefon +49 711 782-0, Telefax +49 711<br />

782-16 35<br />

Objektleitung: Gerhard Baumgartl<br />

Herstellung: Deborah Forbrich<br />

Vertrieb:<br />

Lothar Barthel<br />

Telefon: 0711 782-1693<br />

E-Mail: Lothar.Barthel@dsv-gruppe.de<br />

Luise Dingler<br />

Telefon: 0711 782-1252<br />

E-Mail: Luise.Dingler@dsv-gruppe.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Verlags-Marketing Stuttgart GmbH, Reinsburgstr.<br />

82, 70178 Stuttgart, Telefon +49 711 23886-20,<br />

Telefax +49 711 23886-25<br />

Anzeigenleitung: Dieter A. Kuberski<br />

Produkt- und Imageanzeigen aus der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe: Anneli Baumann,<br />

Telefon +49 711 782-1278, Telefax -2080<br />

Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 35 vom<br />

1.1.2012.<br />

Bestellung und Abbestellungen ausschließlich beim<br />

Deutschen Sparkassen Verlag. Kündigungsfrist:<br />

4 Wochen zum Jahresende.<br />

Druck:<br />

M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH,<br />

Eggertstraße 28, 33100 Paderborn,<br />

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