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104 Biebel, Oezimmerte Glockenstühle.<br />
sehr zweckmäßig in halber Höhe des Stuhls. Die<br />
Vervielfachung der Stuhlstreben kommt u. a. noch<br />
einmal im 1669 errichteten Glockenstuhl im Nordturm<br />
der St. Johanniskirche zu Magdeburg<br />
(Text-Abb. 28) Tor.<br />
Die Mittelverstrebung findet sich -wieder bei<br />
hohen Glocfcenstühlen der Barockzeit. Der von den<br />
sonst Oblichen Kastenverbänden abweichende Glocfcenstuhl<br />
in der Stadtkirche zu Pfungstadt in Hessen<br />
(Abb. 1 bis 5 Taf. 7) und derjenige in der Sebastianuskirche<br />
zu Mannheim sind dafür Beispiele.<br />
Abb. 24. Abb. 25,<br />
Abb. 26,<br />
Abb 24 bis 27.<br />
Stadtkirche in Herzberg (Unter-Lausitz).<br />
Mußstab 1:160.<br />
Abb. 27.<br />
fache Bockstreben den Mittelständer. Sie werden von je<br />
einer Gegenstrebe überschnitten, welche oben die äußeren<br />
Pfosten fassen. An diesem Punkte setzt je eine holmstOtzende<br />
Strebe an, die auch von einer Gegenstrebe gekreuzt wird,<br />
und welche unmittelbar die Lagerstöße auffängt und auf die<br />
unteren Qegenstreben überträgt Diese leiten sie dann auf<br />
den Fußpunkt des Mittelständera weiter. Man erkennt<br />
auch hier die zickzackförmige £raftführung, wobei ein Hauptteil<br />
zerstörender Energie aufgezehrt wird. Die Holmsohwankungen<br />
werden von den oberen Gegenetreben aufgenommen<br />
und danach durch die unteren Bockstreben geradenwegs auf<br />
die Glookenstubl-Auflager übertragen. So etwa ist jedenfalls<br />
der Kräfteverlauf denkbar. Die Querverstrebungen des Ganzen<br />
bilden mehrere Andreaskreuze in den beiden äußeren Querwanden.<br />
Ein gewaltiges Zimmerwerk ist auch das zweite Beispiel<br />
aus dem Süden, der 1521 errichtete Glockenetuhl im<br />
Münster zu Straßburg im Elsaß (Text-Abb. 22 u. 23).<br />
Im Grunde dem vorigen ähnlich, zeichnet er sich durch die<br />
Vervielfachung i") und damit grätenartige Anordnung der Stuhlwandstreben<br />
aus. Diese Bildung zeigt femer der gotische,<br />
lehrreiche Glockenstuhl in der Stadtkirehe zu Herzberg in<br />
der Unter-Lausitz (Text-Abb, 24 bis 27)^^), welcher in einem<br />
achtseitigen Turm eingebaut wurde. Die Glocken hängen<br />
15) Aufnahme vom Münsterbauamt.<br />
1(5) Nach Aufnahmen VOQ Arohitelct Kampf in Marburg a,d.Iiahn.<br />
Im folgenden soll nun eine Gruppe von Glockenstühlen<br />
behandelt werden, deren Eigenart eineQuerriegelung<br />
der Stuhl'wand ist, welche die Aufgabe<br />
der Gegenstreben vertritt, d.h. das Ausknicken<br />
der Bockstreben zu verhindern hat und in späterer<br />
Zeit, wenn der Riegel durch die seitlichen Pfosten<br />
hindurchgesteckt und versplintet wird, die schädlichen<br />
Wirkungen der Schubkräfte auf den Stuhl<br />
abschwächt. Bei beschränktem Turmraum gestattet<br />
die Anwendung, dieses Riegels oft auch ein beq^uemes<br />
Übereinanderhängen der Glocken, wie z. B. beim<br />
Glockenstuhl der Stadtkirche zu Neustadt im Kreise<br />
Kirchhain (Text-Abb. 29)") aus der Zeit um 1500.<br />
Hier hat das Auftreten der holmstützenden Ständer<br />
noch nicht zum Kastenverbande geführt; je ein Paar<br />
Stuhlwände stehen unabhängig nebeneinander, in<br />
der Längs- und Querrichtung verspreizt.<br />
Eine mustergültige, überaus sorgfältige Durchbildung<br />
hat die Glockenstuhlzimmerung im Bodenseegebiet<br />
erfahren. Kennzeichnend sind hierfür im allgemeinen<br />
a) der versplintete Mittelriegel in der Stuhlwand. Beispiele:<br />
die Glockenstühle zu Killer, Oberamt Hechingen in<br />
HohenzoUem^*), ferner ähnlich in Trochtelfingen (Text-<br />
Abb. 30), zu Wollmatingen.bei Konstanz, Immenstaad und<br />
im Nordturm des Domes zu Konstanz (Abb, 19 bis 21 Taf.7).<br />
Abb. 29. Stadtkirohe in Neustadt<br />
(Kreis Kirchhain). (1; 400).<br />
Abb. 28. 8t. Johanniskirche<br />
in Magdeburg. Nordtorm.<br />
/, ,AOf^^ -^bb. 30. Glockenstühle in Killer<br />
^' • ^^^-<br />
und Trochtelfingen (Sohenzollem).<br />
(1:400).<br />
b) die Unterstützung des Holms durch ein bogenförmiges,<br />
ebenfalls mit den äußeren Standern versplinteteB Holz, wo-<br />
17) lifßch Aufnahme von ArchitektBauber in Marburg a>d.Lahn.<br />
IB) Kach Aufnahmeskizze von Yikar Lorch in Wollmatiugen<br />
bei Konstanz.