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106 Biebel, Gezimmerte Glockenstühle,<br />
Werkstoff ist an Stelle des sonst üblichen Eichenholzes in<br />
Oberbayern yielfach Rotlärchonholz verwendet worden.<br />
Äußerste Raumausnntznng läßt der Einbau des fünf<br />
größere Glocken tragenden, um 1730 errichteten Glockenstuhls<br />
der Karl-Borromäu8-Kirche zu Wien<br />
(Text-Abb. 4)^") erkennen. Zwei Paar Glocken<br />
hängen übereinander, eine fünfte, wie oben,<br />
ist für sieh gelagert. Die größten Metallmasseu<br />
sind wieder in der Mitte angeordnet. Die<br />
Stuhlwand ist ähnlich der des älteren<br />
Glockenstuhls in der St. Marienkirche zu<br />
Gelnhausen (Text-Abb. 34)^i) gestaltet.<br />
Abb. 34.<br />
Marienkirche in<br />
Gelnhausen,<br />
(1 ; 400).<br />
Die Verstrebung ist in allen diesen äußerlicli<br />
rechtwinkligen kastenförmigen Verbänden<br />
mäßig, zudem ist die Festigkeit durch das<br />
Fortfallen jeglicher Schwalbenschwanzverblattung<br />
bei der Zapfenverbindung ohnehin beeinträchtigt.<br />
Tm 18. Jahrh. hat man diese Mängel nun dadurch<br />
herabzumindern versucht, daß man die verschiedenen Glocken<br />
kreuzweise zu einander schwingen ließ. Dadurch wird bei<br />
geschickter Anordnung ein<br />
Auswuchten des ganzen ^ li^^Tlr^^<br />
Gerüstes erwirkt: die in g 7. ] f£^X^j,^-k—^~~^.<br />
der einen Richtung ver-<br />
^ schiebende Schwungkraft<br />
wird durch die senkrecht<br />
dazu wirkende mehr oder<br />
weniger aufgehoben. Als<br />
Abb. 3C. Ansicht von A ans.<br />
Beispiele dieser Anordnung,<br />
deren Stuhlwände meistens durch eine Bockstrebe und eine holmstützende<br />
Strebe auf jeder Seite gekennzeichnet sind, kommen<br />
in Betracht die Glockenstühlo in der Sebastianuskirehe zu<br />
Mannheim (Abb. 25 bis 31 Taf. 7) mn 1710, in der Stadtkirche<br />
zu Erbach im Odenwald (Text-Abb. 35) und in der<br />
St. Stephanskirche zu Mainz (Text-Abb. 36 bis 38). Bei<br />
letzterem ist der Eastenverband ara deutlichsten ausgeprägt<br />
als Endglied der Entwicklung des „eigentlichen" Glockenstuhls:<br />
aufgelegte Kreuzzangen umgürten die verstrebten<br />
äußeren Wandungen, alle Hölzer sind verzapft, die Schwungbahnrichtungen<br />
der Glocken kreuzen sich.<br />
Abschließend soll das im Jahre 1800 in Prag erschienene<br />
Werk „Zimmerbauknnst"22) vom Zimmermeister M. Brust<br />
erwähnt werden, welches eine Anzahl bemerkenswerter Zeichnungen<br />
enthält. Die „Vorbilder" lassen eine Art baltischer<br />
Verbandsweise erkennen: hohe einfache Bockstrebenstuhlwände<br />
fast immer mit einer Bockstrebe Und einer holmstützenden<br />
Strebe auf jeder Stuhlwandseite, welche im einzelnen<br />
die Behandlung zeigen, wie sie um 1800 und in der Folgezeit<br />
üblich wari scharf beschnittene, nicht behauene Hölzer, Verzapfungen,<br />
Versatzungen, Verkämmungeu und Verzahnungen in<br />
den SchweUenlagen, Aufklauungen, eiserne Bolzen u. dgl. mehr.<br />
20) Ohmann, „Architektur und Kunstgewerbe", Tafel 105.<br />
21) Abb. in „ Kunstdenkmälor* des Regierungsbezirks Kassel",<br />
Kreis Gelnhausen, Tafel 48, nach Aufnahme von IL v. Schmidt, 1877-<br />
jSexj^iTT/'-a,<br />
AUb. 33.<br />
Qrnndriß iQ Höhe 3f-Jl/.<br />
•^=,•.^.4^.T7W,^-<br />
^<br />
• , , Abb. 36 bis 38. Steplianskirche in Mainz. '<br />
alockenatuhl vfjti 1777.<br />
'':''•'•••.<br />
Der Verfasser empfiehlt die Jochhölzer in der Ansicht dem Halbkreise<br />
einbeschrieben, also halb so hoch als lang, anzunehmen<br />
(Text-Abb. 64). Die nur aus der Erfahrung gewonnene, von<br />
Geschlecht zu Geschlecht gesteigerte erstaunliche Sicherheit<br />
Abb. 35. Eirclie in Erbach (Odenwald).<br />
:;:i,;: , •>!/-•, • • • Maßstab 1:150. •<br />
22) „Praktische Darstellung wiciitiger Gegenstände der ZimmerbaukuHst<br />
mit 5Ö Kupfortafeln uod deren Erklärung." Von M. Brust,<br />
k. k, Hofzimmermeister in der königl, Hauptstadt Prag. Prag iSüO,<br />
mit Franz Gerzabkischen Schrifteo, im St. Galligebäude.