96 Biebel, Gezimmerte Glocken stuhle. Balkenlagen zur Aufnahme von Baustoffen, für den Hauptverbaad nachgeordneter Art, teilen den GlockenstuUl in melttere Stockwerke. In Freiburg sind es im ganzen vier; im zweiten findet sich hier noch ein großes Tretrad zum Aufwinden der Baustoffe, im dritten das Stöbehen für den Turmwächter. Bei den vier umschließenden Wänden sind je zwei gegenüberliegende der Länge nach durch einen Ständer in der einen Kiehtung, durch zwei in der andern Kichtung, geteilt. Letztere Abb. 6. Abb. 5, Abb. 7. Abb. 5 bis 7. Einzelheiten. Glociienätubl des Müu&ters in Freiburg. nehmen die im Innern des Glockenstuhla liegenden Kreuzverstrebungen auf, welche als Stuhlwände für die Aufnahme der Qloekenlager gelten, können. Diese ruhen auf verdreifachten Holmen, die zur Verringerung der Stützweiten nach unten abgesprengt wuMen. Die Einzelabmessungen des aus Föhrenhob vom Sch'warzwaldB errichteten Glockenstuhla sind bedeutend; für die Örundschwellen 53:68 cm, Hauptbalken 41:52 cm, Eckstiele 50:51 cm (nach Adler). Eine sehr sorgfältige Behandlung der Einzelheiten dieses noch yollständig und tadellos erhaltenen Zimmerwerks verdient besondere herrorgehoben zu werden, z. B. die Terblattung der Örundscbwellen, die kuaggenartige Verstärkung des Mittelständerfußes und die feingeschnltzten schon erwähnten Holznägel (Text-Abb. 5 bis 7). Das Gesamtgewicht der 13 Glocken beträgt etwa 13000 kg. Dieser eigentlich deutschen Bauweise stelle ich die fran* zösischa des Sßttelaltera gegenüber. Viollet*le-Duc hat im zweiten Bande seines „ Dictionnaire raisonn§ de Tarchitecture fran^aise** unter dem Stichwort „beffroi" einen wertvollen Beitrag zur Geschichte des französischen Glockenstuhla geliefert, dem, soweit zum Vergleiche notwendig, einiges dem Sinne nach entnommen sei: Der Ölockenstuhl ruht im Turm auf einem Mauerabsatz oder auf Kragsteinen und verjttngt sich nach oben, einmal, damit er nicht die Innenseiten der Mauern berührt, wenn die Bewegung der Glocken ihn in Schwingung versetzt, und dann, damit der "Wucht der läutenden Glocken ein gröjßerer Widerstand entgegengesetzt wird. Der somit eine vierseitige abgestumpfte Pyramide bildende QlockeDstuhl ist durch eine Mittelwand in zwei HEklften geteilt, so daß drei Stuhlwände entstehen und dadurch zwei Glocken gelagert werden kOnnen. In jedem, durch Biegelung gebildeten Stockwerk sind die Stuhlwände durch Sprengwerke ausgesteift, deren Streben die von den inneren Stielen aufgenommenen Lagerdrficke auf die Außenwandständer Übertragen. Beim Glockenstuhl der Kathedrale in Chartres (Text'Abb. 8 u. 9) aus dem 14. Jahrhundert waren in jeder Stuhlwand zwei vervierfachte Stiele vorhanden, welche unten schön verziert frei endigten und an den Knotenpunkten zur Aufnahme der Biegel, Spaunriegel und Streben Verstärkungen aufwiesen. Bogenförmige Kragstreben, welche wesentlich zur federnden Auflagerung des Glockenstuhla und damit zur Milderung der auf das Mauerwerk ausgeübten Erschütterungen beitrugen, stützten von unten her den ganzen Verband^ ^) Alle Hölzer waren gefast und sorgfältig abgebunden. 1S56 ist das schöne Zimnierwerk leider verbrannt. Nach altem Muster hat VioUetle-Duc im Jahre 1850 im südlichen Turm von Notre-Dame zu Paris einen 24 m hohen Glockenstuhl ausführen lassen. Bei diesen alten französischen Glockenstühlen waren es die Zapfenverbindungen, welche durch die starken wechselnden Erschütterungen infolge der Glocfcenbewegung zunächst sehr beansprucht wurden und sich, namentlich an den Fußpünkten der Sprengwerksstreben, nach und nach lösten. Um dies 3) Vgl. in Deutschland: Danzig (St. Marien), ÜberüDgea (St. NikolauBmunster) und Erfurt (Dom). f : LI L^^ f^-^^^ —rtffi 1^ Abb. 8 u. 9. Kathedrale von Chartres. 14. JabrtiiDdert. ^1; 400). Abb. 8. Abb. 9.
Zeitschr. f. BaiiWeseiL 1921. 4-.-6. lieft. Geziiiimerte GlockenstüMe der Gotik und der nachmiÜelalleTlichen Zeit l)is um 1800. TafeO. 1. Abl».l-6. Mtinslcr in TVeil>ia'g. 1: 200. Abb. 7-12, St.Gall\iskii*clie in Ladeiiburg atn Neckar. NoiHiUinn 1461. 1:150. Ab"b. 4. Gnjitäiiß c-d. Verlag von WillielTn. Ernst u. SOIITI, Berlin,
- Seite 1 und 2: 9S 71. JAHR6AK6. 1921. 4. BIS 6. HE
- Seite 3: Biebe!, Gezimmerte Gloctenstühle.
- Seite 7 und 8: Biebel, Gezimmerte Glockenstühle.
- Seite 9 und 10: Biebel, Gezimmerte G-lockenstühle.
- Seite 11 und 12: Biebel, Gezimmerte Glockenstöhle.
- Seite 13 und 14: Biebel, Gezimmerte Glookenstühle.
- Seite 15 und 16: -:^r--^^ CO 6 p •1—» rO ff O F
- Seite 17 und 18: Biebel, Gezimmerte Glockeostühle.
- Seite 19 und 20: Biebel, Gezimmerte Glockenstühle.
- Seite 21 und 22: Biebel, Gezimmerte Glockenstühle.
- Seite 23 und 24: ßiebel, Gezimmerte Glockenstühle.
- Seite 25 und 26: ,^^^;^>Ä;,V^;,,^,i^^^.^^^^.K^^..-.
- Seite 27 und 28: ,,,;.-: •^•v;,v^?.:vi