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108 Biebel, Gezimraerte Glockenstühle.<br />

flüsse mit einem hölzernen Schindelüberzug<br />

versehen.<br />

Beim Hällestad-Stapel (Text-<br />

Abb. 40 u. 41) ruht auf einem Steinsockel<br />

Ton 8,90 m Seitenlänge im<br />

Geviert eine starke Schweüenlage,<br />

welche außen im ganzen zwölf runde<br />

Stämme von 40 cm Durchmesser trägt.<br />

Hinter diesen laufen die 30 cm starken<br />

Streben kreuzweise empor, ohnegegenseitige<br />

Verbindung. Sie sind durch<br />

aufgelegte Bretter vor dem "Wetter^<br />

schlage geschützt. Der Klockstapel<br />

von Söderköping zeigt im Grunde<br />

dieselbe Aufbaugestaltung (Text-Abb.<br />

42 Tl. 43) wie die vorher erwähnten<br />

deutschen freistehenden Glockenstühle:<br />

„Drei Stuhlwände mit je drei<br />

Bockstreben auf jeder Seite schaffen<br />

die beiden Schwungbabnen für die<br />

Glocken. In der Querrichtung sind<br />

Abb. 44. Glockenstuhl aus sie außen durch ebenfalls je drei<br />

, j ( c e m). Streben abgestützt, Das Ganze wird<br />

in mittlerer Höhe durch Zangen zusammengehalten und oben<br />

durch ein fein abgewogenes Tnrmdach gekrönt. Den Hasjö-<br />

Stapel zeichnet außer seiner schönen Umrißform (Text-Abb. 44)<br />

eine prächtige Bemalung aus. „Die Holzschindeln des Daches<br />

über dem Erdgeschoß blieben naturfarben, gelb; die der<br />

oberen Turmteile bekamen einen rötlichen Ton. Das gedrechselte<br />

Gitterwerk zwischen den Schuppen Säulen ist grün,<br />

die Horizontalverbindungsstücke sind rot mit weißer Einfassung,<br />

das Achteck unter der Zwiebel hat man gelb getönt<br />

und mit blauen Feldern versehen, die Hohlkehle unter der<br />

Spitze endlich hebt sich rot ab." v •<br />

E. Der freistehende gezimmerte Glockenturm.<br />

Der Glockenturm unterscheidet sich von dem freistehenden<br />

Glockenstuhl hauptsächlich durch die Holzummantelung»<br />

Er hat sich sehr wahrscheinlich auch aus letzterem<br />

entwickelt. Sowohl der freistehende Glockengtuhl als<br />

auch der Glockenturm finden sich vorzugsweise in der<br />

nordischen Landschaft. Arch. Franz Krüger ^e) glaubt darauf<br />

hinweisen zu dürfen, daß „die Idee des neben der Kirche<br />

alleinstehenden Glockenstuhls, der später zum Glockenturm<br />

wurde, auch der Entwicklung des italienischen Campanile<br />

zugrunde liegt und besonders in der lombardischen Ebene<br />

— die von Nordgermanen bewohnt wurde — selbständig<br />

fortgebildet worden ist". Krüger unterscheidet im Eegierungsbezirk<br />

Lüneburg im Hinblick auf die Art der Zimmerung<br />

die jüngeren Faohwerks- und die älteren Ständerwerkstürme.<br />

Er berichtet darüber folgendes: „Fachwerksbauten werden<br />

in Geschossen übereinander errichtet, ihre Wände durch<br />

Riegel und Zwischenständer, nie durch Kreuze, ausgesteift<br />

und die entstehenden Fächer mit irgendeinem Baustoff ausgefüllt,<br />

meist mit Ziegelsteinen ausgemauert. Diese Verbände<br />

26) Krüger, Franz: „Glockentürme aus Holz im Regiernngsbezirt<br />

Lüneburg". „Zeitschrift für Architektur und lagenieurwesen",<br />

Hannover 1915, S. 214 ff. j 191t), S. 34 ff.<br />

sind nicht besonders anziehend. Die Ständerwerksbauten<br />

zeigen immer von der Schwelle bis zum Dachrahmen durchgehende<br />

Ständer, die durch innen liegende Kreuze und durch<br />

frei im Turmraum liegende Mittel Versteifungen verstrebt sind.<br />

Die wenigen Riegel in den Wänden dienen nur zur Befestigung<br />

der äußeren Verschalung, die deshalb ursprünglich<br />

immer senkrecht verlief, und zur Auflage der Balkenlagen,<br />

wenn solche vorkommen. Der verwendete Baustoff ist immer<br />

Eichenholz. Die Eckständer sind wenig stärker als die Mittelständer;<br />

es kommen Hölzer vor von 28-28 bis 35-35 cm<br />

Stärke. Die Verbindung der Hölzer erfolgt durchweg mittels<br />

Verblattungen, die durch starke Holznägel zusammengehalten<br />

werden. Die Holznägel gehen zum Teil ganz durch die<br />

Hölzer; dann stehen sie Tor. Oder sie reichen nur bis zu<br />

einer gewissen Tiefe in die Hölzer; dann liegen sie bündig<br />

mit dem Holze, weil sie beim Hineinhauen abbrechen. Eine<br />

einzige Blattverbindung zeigt bis zu vier Nägeln, zwei durchgehende<br />

und zwei halbe.<br />

Die erste Form der Ständerwerkstürme gehört dem<br />

17. Jahrhundert an und zeigt geböschte Ständerwände. Nur<br />

zwei Wände besitzen mehrere Mittelständer, die quer dui-ch<br />

den Raum versteift sind, während die beiden anderen Wände<br />

entweder gar keinen oder nur einen Mittelständer haben,<br />

so daß das Gerüst eigentlich drei oder mehr stark verstrebte<br />

Böcke darstellt, in denen die Glocken hängen; also nichts<br />

weiter als einen großen, außen mit Brettern verschalten, mit<br />

einem Dach versehenen Glockenstuhl. Bei der zweiten Form<br />

tritt das Glockenstuhlgepräge nicht so stark hervor wie bei<br />

den Wandverbänden, auch fehlt die frühere zuverlässige<br />

Handwerkerarbeit. Neben dem Zeltdach erscheinen achteckige<br />

Helme. Ursprünglich waren die Turmwände ringsum offen,<br />

später bis zur Brüstung des Glockengeschosses verschalt;<br />

noch später zeigten sie nur Schalluken. Keiner der alten<br />

Holztürme im hannoverschen Heidegebiet reicht mit seinem<br />

Alter bis über das 16. Jahrhundert hinauf. Wegen der durchgehenden<br />

Fugen zwischen den einzelnen Geschossen sind<br />

Fachwerke für den Glockenturm bau wenig geeignet. Zusammenhänge<br />

zwischen dem skandinavischen Holzbau und<br />

unseren hölzernen Glockentürmen sind nicht vorhanden und<br />

auch entwicklungsgeschichtlich nicht festzustellen, vielleicht<br />

deshalb, weil uns älteste Bauwerke fehlen."<br />

Ältere freistehende Glockentürme, aus dem späten Mittelalter,<br />

finden sich noch vereinzelt in Schleswig-Holstein, in<br />

Pommern und in Westpreußen. Es sind durchweg Ständerbauten<br />

mit geviertförmigem Grundriß und gehuschten Wandungen,<br />

welche nach gotischer Art durch gekreuzte Schwertstreben<br />

uud Riegelung versteift sind. Die vier Eckpfosten<br />

sind meistens mächtige behauene Stämme, noch ohne Sägeschnitt,<br />

Als Einzelvorbindungen kommen zeitgemäß sorgfältig<br />

ausgeführte Verblattungen in Anwendung. Beispiele<br />

sind in Schleswig die Glockentürme zu Norderbrarup<br />

(Text-Abb. 45)^^), der in jeder Wandung einen Zwischenstiel<br />

mit Verstrebungen quer durch den Turm zeigt, und<br />

zu Struxdorf (Text-Abb. 46)2^), der in jeder Wand zwei<br />

Zwischenstiele mit Querriegelung durch den Turm aufweist.<br />

In Fommem stammte der Glockenturm zu Schmelzdorf<br />

27) Abb. von Prof. Dr. A, Haupt in Preetz i. Holstein zur<br />

Verfügung gesteht.

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