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Biebel, Gezimmerte Glockeostühle. 105 durch die lotrechten Lagerstöße in federnder Weis© trefflieh aufgeaomnaen werden, Beispiele: die Glockenstühle zulmmenstaad {Abb. 9 bis 11 Taf. 7), der spätgotische der Pfarrkirche EU Hagnau a. B. (Abb. 12 bis 14 Taf. 7), der zu Oberzeil auf der Beichenau (Text-Abb. 31 u. 32) und im Südturm des St, Nikolaus- Münsters zu Überlingen am See (Abb. 15 bis 18 Taf. 7) aus dem Jahre 1450. Bei letzterem findennoch Öegenstreben Anwendung, welche einmal die doppelten Bockatreben gegen Abb. 31. Schnitt Stld — Nord. Ausknicken ZVL sichern haben und zum andern die äußeren Stuhlwandständer abspreizen. Zur AbstütssungdesGlockenstuhls in der QuerrichtUDg dienen je zwei Paar doppelt gekrümmte Streben. Die Überlinger Glockenatühle (Text- Abb. 82. Aneüsht gegen SMen. Abb. 31 u. 32. StiftgtircÖe St. Georg in Oberzeil auf der Reichenau. Mftfistal] 1:150. Abb. 12 und 13) sind wahre Älusterwerke alt' deutscher Zimmermannskunst! c) die Anwendung nach innen gebogener Bockstreben, welche im Verein mit den Hälften dea bogenförmigen Holms die schiefgerichteten Lagerdrüoke gleichmäßig sprengewerfcartig ableiten. Die auftretenden Schubkräfte werden durch nach innen geneigte äußere Stuhlwandständer möglichst unschädlich gemacht. Beispiele", die ölockenstühle zulmmenstaad (Abb. 9 bis 11 Taf. 7) und Hagnau am Bodensee (Abb. 12 bis 14 Taf. 7). Fein verzierte Glocken, an prächtig geschnitzten Jochen aufgehängt, findet man in Hagnau sowohl wie in Überlingen. d) die Höherführung der äußeren Ständer über den Holm hinaus und deren Versplintung über dem in der Stuhlwandebene liegenden, sie verbindenden Querholz. Auf diese Weise wirkt der seitliche Schub nicht nur federnd und drückend auf den einen A.ußenständer, sondern beansprucht auch den andern durch die Verspiintung ziehend. Beispiele: Immenstaad, Hagnau und Überlingen (Südturm). Die Versplintung hat, wie schon erwähnt, den großen Vorteil der einfeichen Prüfung bei der Lockerung der Verbände. Die gelösten Keile können leicht aachgetrieben werden. Prüfung wie auch Beseitigung der Schäden sind bei Anordnung von Zapfen und Vertämmungen ungleich schwieriger. — Auf einen merkwürdigen Zusammenhang mit den im Bodenseegebiet üblichen Verbänden deutet hinsichtlich der Verspiintung der Bau des Glockenstuhls in der St. Johanniskirohe zu Thorn (Abb. 6 bis 8 Taf. 7)} -wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert. Besondere Beachtung verdient der Glockenstuhl im Nordtohn des Doms zu Konstanz (Abb. 19bis 31 Taf. 7) aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Er atelit einen zweiteiligen Kasten verband, dar^ furmarüg wie die alten InmzQeisohen und deutschen einheitlichen Kathedral-GlockenstÜhle, aber mit dem Unterschiede, daß es sich im Konstanzer Dom lediglich um eine Übereinanderstellung der in diesem Kapitel entwickelten Stnhlwandverbände des eigentlichen Glockenstuhls handelt Je zwei Glocken hängen übereinander. Das gesamte Glockengewicht beträgt rd. 11850 kg. Die Querversteifung bewirken jedesmal zwei große einfache Häng'ewerk-Strebungen in den Außenwänden. Über dem Ganzen steht selbständig noch ein kleinerer dritter Qlockenstuhl. Die JahreezE^l 1620 im Helm des Stuhls vom andern Domturm mit nur einet großen Glocke wird oft tälschlich auf die Bauzeit des hier in ßede stehenden Glockenturms bezogen. Die Glockenhelme sind Überhaupt vielfach erneuert oder ausgewechselt worden, so daß bei darauf befindlichen Zahlenangaben große Vorsicht bezüglich der Altersbestimmung der Glockenstühle zu ivalten hat. Verhältnismäßig geringe Holzstärken weist trotz des Glockengewichts von 1710 kg der besondere Beachtung Werte Glockenstuhl von der Stiftskirche St Georg zu Oberzell auf derßeichenau auf (Text-Abb. 31 u. 32). Um so gewissenhafter, geradezu vorbildlich, sind hier die Einzel Verbindungen, zumal die Anblattuogen, behandelt worden. An Stelle des Mittelriegels findet man die Anordnung der Qegen&trebeu wie auch im Südturm des Überlinger Münsters. Die oberen Bockstreben überschneiden dafür die äußeren Stuhlwandständer, worauf schon beim Glookenetuhl von St Marien zu Wismar» an der Ostsee (Abb. 7 bis 10 Taf. 6) hingewiesen wurde. Bereits früher ist erwähnt worden, daß die knicksichernde Öegenstrebe allmählich ihre Aufgabe als holmstützendes Glied verliert. Sie wird in den äußeren Ständer der Stuhlwand gezapft und bildet als ein den Bockstreben äußerlich gleichwertiges Glied mit diesen einfach Andreaskreuze, wie letztere, aus ganz anderen Erwägungen heraus entstanden!^), früher das einheitliche Glookenstühlgerüet zu einem dichtmaschigen Gitterwerk füllten. Im 18. Jahrhundert ist die Anwendung der Kastenverbände, meistens mit Andreaskreuzen, fiegel. Die Fähigkeit des geistreichen Durchftthlena der Kraftwirkungen in den Verbandsgliedern der gerade hinreichend genügenden Stuhlwand ist seit der Gotik allmählich geschwunden. Im Glockenstuhl der Franziskanerkirche am Anger zu Berohtesgaden (Text-Abb. 33) tritt uns das später Übliche Schema entgegen. Die in Oberbayern häufigen, nach innen geneigten Schindeldachflächen innerhalb des Turmes schützen insbesondere die wagerechten Sohwellenlagen. Beim Glockenstuhl von St Zeno zu fieichenhali (Abb. S2 bis 24 Taf. 7) ist sogar eine vierteilige Schindelfiäche vorhanden. In ursprünglichster Axt sind hier einfach sechs Stuhlwände in einer Eeihe aufgestellt, lediglich durch Zangen verbunden. Sie bestehen aus je zwei Abb. 33. holmstützenden Streben, Mittelstän- Franjiskanertirche in^ ^^^ ^^ Querriegel. Die alten Boek- Berohtesgaden. (1:400). . ^ . Streben sind gewissermaßen vom Pfosten abgelöst und zu verzierten Knaggen zwischen dem kurzen Holm und dea^ ibn stützenden inneren Streben geworden. Die größte Glocke hängt zweckmäßig in der Mitte. Als 10) Sieh VioUet-le-Dao im DicüomiaiFe raisonue, Band II.
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