Als du dachtest, ich schaue nicht zu…. - Marienpfarre

Durch die ersten drei Wochen der Fastenzeit begleitete uns das Märchen
,,DER SELBSTSÜCHTIGE RIESE".
In diesem Märchen von Oscar Wilde geht es um einen Riesen, um Kinder, um
einen Garten, um eine Mauer, um Schnee, Eis und Frost, um die Sonne, um das
Erblühen und den Frühling. Der Riese ist eine Gestalt, die wir aus Mythen,
Sagen und Legenden kennen. Sie beflügelt unsere Fantasie. Wer möchte nicht
die Stärke eines Riesen besitzen? Riesig wurde zu einem Begriff, wir sprachen
von Riesenhunger, Riesendurst, Riesenschritten, Riesenkrach, Riesenfreude,
Riesenangst und Riesenwut.
Im Märchen ist die Selbstsucht ins Riesenhafte angewachsen.
Das Wort ICH steht im Vordergrund. Ich, ich , ich allein muss der Erste, Beste,
Größte, Stärkste sein.
Doch in einer von dieser Ellenbogenmentalität geprägten Welt wird es eisig
kalt. Mauern bauen sich auf. Es gibt kein Miteinander mehr.
Die Kinder werden aus dem Garten, dem Herzen vertrieben. Der Winter zieht in
den Garten des Riesen ein.
Gott sei Dank kommen die Kinder, wenn auch nach langer Zeit, in den Garten
zurück. Ein aus der Mauer gebrochener Stein ermöglicht das Durchkommen.
Unter den Kindern ist ein ganz besonderes, eines, das nicht vor dem Riesen
davonläuft, sondern in seiner Hilflosigkeit an das Herz des Riesen appelliert,
seine Aufmerksamkeit weckt. Es schenkt ihm einem Blick, eine Umarmung,
einen Kuss. Es bewegt das Herz des Riesen.
Damit schwindet die Kälte. Das Leben kehrt zurück und mit ihm der Frühling.
Die Mauer fällt.
Dieses besondere Märchen hat bei den Kindern in allen Gruppen viele
verschiedene Emotionen ausgelöst. Anfangs waren sie von der Größe und
der Kraft des Riesen sehr beeindruckt. Doch als der Riese die Kinder aus
seinem Garten verjagt hat, waren sie sehr erschrocken über sein Verhalten.
Der Riese hatte es verdient, dass der Winter nicht mehr aus seinem Garten
ausziehen wollte. Das traurige Gesicht des Riesen, als er immer i
wieder aus
dem Fenster blickte, weckte dann doch wieder das Mitleid der Kinder.
Die Freude war groß, als die Kinder das Loch in der Mauer entdeckten und
der kleine, mutige Junge ,,das Herz des Riesen berührte".