DIPLOMARBEIT - Tropenstation | La Gamba
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zur Vergrößerung einzelner Kelchblätter ist innerhalb der Tribus Isertieae häufiger zu finden. Der<br />
Effekt petaloider Kelchzipfel liegt in der Erhöhung der Schauwirkung (ROBBRECHT, 1988), diese ist<br />
im Falle von Isertia haenkeana kaum zu steigern.<br />
Die Ausbildung vergrößerter und gefärbter Kelchzipfel bedeutet daher keinen unmittelbaren Vorteil<br />
für die Reproduktion. Ausnahmeerscheinungen dieser Art sind als Ausdruck der Verwandtschaftsbeziehungen<br />
zu sehen.<br />
Ein deutliches Verwandtschaftsmerkmal innerhalb der Gattung Isertia ist die Kammernstruktur der<br />
Antheren, die von einer Unterteilung durch sterile Gewebebahnen im Inneren der Theken herrührt.<br />
Diese Art der Strukturierung ist für die ganze Familie lediglich aus der monotypischen Gattung Keriantherea<br />
und aus 7 Arten der Gattung Isertia, darunter I. haenkeana und I. laevis, bekannt<br />
(ROBBRECHT 1988, BOOM 1984).<br />
Die Blüten von Isertia haenkeana sind sehr stabil. Speziell die Form der Kronzipfel verleiht die<br />
notwendige Festigkeit um den mechanischen Beanspruchungen beim Blütenbesuch stand zu halten<br />
(FAEGRI & VAN DER PIJL, 1979; PROCTOR YEO & LACK, 1996). Da Kolibris als Bestäuber dienen,<br />
müssen der ungehinderte Zugang zur Blüte und auch der Schutz der verletzlichen Geschlechtsorgane<br />
gewährleistet sein. Die generell dickwandigen und zusätzlich durch eine massive Ausbeulung in<br />
der Mitte noch verstärkten Kronzipfel sind beweglich und lassen sich auseinanderdrücken. Anschließend<br />
gehen sie in die Ausgangsposition zurück und stehen wieder aufrecht. An der Innenseite<br />
zeigen sie eine rote Kontrastfärbung, die die Schauwirkung der einzelnen Blüte stark erhöht.<br />
Der Haarkranz verschließt nun wieder den Kronröhreneingang. Die Funktionen des Haarkranzes<br />
sind vielfältig: zum einen als Schutz nach außen vor Verdunstung des Nektars (HOLM, 1988), und<br />
zum anderen von außen gegen Nektarräuber und illegitime Blütenbesucher wie unspezialisierte<br />
Käfer, stachellose Bienen, Ameisen, Wespen. Des Weiteren erfüllt der Haarkranz wohl auch eine<br />
Leitfunktion für den Kolibrischnabel, sozusagen als richtunggebendes Futteral um Narbe und Griffel<br />
beim Einführen in die schmale Kronröhre nicht zu beschädigen (FAEGRI & VAN DER PIJL, 1979).<br />
Bei heftigen Regenfällen bewahrt der Haarkranz das Innere der kurzlebigen aufrechten Blüten, vor<br />
allem aber den Nektar, vor dem Eindringen von Wasser.<br />
Die Tatsache, dass sich die Kronröhren während des Alterns rötlich verfärben und damit der Farbkontrast<br />
und die Schauwirkung für Besucher der Einzelblüte stark gesenkt wird, könnte als Schutzmechanismus<br />
gegen weitere möglicherweise zerstörerische Blütenbesuche erklärt werden.<br />
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