28.04.2014 Aufrufe

San Giorgio in Velabro – Heiliger Georg - michael-buhlmann.de

San Giorgio in Velabro – Heiliger Georg - michael-buhlmann.de

San Giorgio in Velabro – Heiliger Georg - michael-buhlmann.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

vember geweiht wor<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>. 65<br />

Es war also Hatto, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kult um <strong>de</strong>n Märtyrer <strong>Georg</strong> auf <strong>de</strong>r Reichenau wohl entschei<strong>de</strong>nd<br />

för<strong>de</strong>rte. Sicher nahm <strong>de</strong>r Ma<strong>in</strong>zer Erzbischof damit <strong>–</strong> wie wir schon oben bemerkt haben<br />

<strong>–</strong> ältere Verehrungsmuster auf, doch sollte er <strong>de</strong>r <strong>Georg</strong>sverehrung <strong>in</strong> Schwaben und<br />

Franken auch weitere Impulse geben. Das „Haupt“ <strong>de</strong>s Heiligen hatte Hatto se<strong>in</strong>er Abtei auf<br />

<strong>de</strong>r Reichenau überlassen, an<strong>de</strong>re <strong>Georg</strong>sreliquien gelangten nach Limburg an <strong>de</strong>r Lahn;<br />

hier stattete <strong>de</strong>r Erzbischof die im Jahr 910 von <strong>de</strong>m Konrad<strong>in</strong>er Konrad Kurzbold (†948)<br />

gegrün<strong>de</strong>te geistliche Stiftung aus. Am Limburger Stift sollte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Folgezeit <strong>de</strong>r heilige<br />

<strong>Georg</strong> <strong>de</strong>r Hauptpatron <strong>de</strong>r Kirche, <strong>de</strong>s Limburger Doms wer<strong>de</strong>n. 66 Angemerkt sei noch,<br />

dass enge Kultbeziehungen zwischen <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nseeabtei und <strong>de</strong>r Ma<strong>in</strong>zer Kirche auch <strong>in</strong><br />

Bezug auf an<strong>de</strong>re Heilige bestan<strong>de</strong>n. Der Ma<strong>in</strong>zer Heilige Alban wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r Reichenau<br />

verehrt, während Reichenauer Reliquien <strong>de</strong>r Heiligen Sergius und Bacchus nach Ma<strong>in</strong>z gebracht<br />

wur<strong>de</strong>n. 67<br />

Der durch <strong>de</strong>n Ma<strong>in</strong>zer Erzbischof e<strong>in</strong>geführte Kult um <strong>de</strong>n heiligen <strong>Georg</strong> lässt sich auf <strong>de</strong>r<br />

Reichenau auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>s hohen Mittelalters gut verfolgen. Die<br />

Um- und Ausbauten <strong>de</strong>r <strong>Georg</strong>skirche wur<strong>de</strong>n schon erwähnt. Ob e<strong>in</strong> <strong>de</strong>m 10. o<strong>de</strong>r 11.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt angehören<strong>de</strong>s alemannisches <strong>Georg</strong>slied, das <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Abschrift e<strong>in</strong>es Wisolf<br />

überliefert ist, se<strong>in</strong>en Ursprung im Bo<strong>de</strong>nseekloster hat, ist dagegen ungewiss. Um die Mitte<br />

<strong>de</strong>s 11. Jahrhun<strong>de</strong>rts verfasste <strong>de</strong>r uns schon bekannte Historiograf Hermann von<br />

Reichenau e<strong>in</strong>e Historia sancti <strong>Georg</strong>ii („Geschichte <strong>de</strong>s heiligen <strong>Georg</strong>s“), e<strong>in</strong>e late<strong>in</strong>ische<br />

Dichtung, die lei<strong>de</strong>r verloren gegangen ist. Aus e<strong>in</strong>er Reichenauer Handschrift <strong>de</strong>s 12. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

stammen schließlich mehrere mit Neumen, <strong>de</strong>r mittelalterlichen Notenschrift versehene,<br />

late<strong>in</strong>ische Zeilen, e<strong>in</strong> Loblied auf <strong>de</strong>n Märtyrerheiligen. 68<br />

Impulse h<strong>in</strong>sichtlich <strong>de</strong>r <strong>Georg</strong>sverehrung g<strong>in</strong>gen nun auch im 10. und 11. Jahrhun<strong>de</strong>rt von<br />

<strong>de</strong>r Reichenau aus. Der Erwerb <strong>de</strong>r <strong>Georg</strong>sreliquien durch Hatto führte beson<strong>de</strong>rs im Gebiet<br />

<strong>de</strong>s schwäbischen Herzogtums zu e<strong>in</strong>er neuen Verehrung <strong>de</strong>s Heiligen. 69 Hier s<strong>in</strong>d St. Gallen,<br />

<strong>de</strong>r Hohentwiel und Ste<strong>in</strong> am Rhe<strong>in</strong>, zu nennen. In St. Gallen war <strong>de</strong>r <strong>Georg</strong>skult schon<br />

früh <strong>–</strong> an <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> vom 9. zum 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>–</strong> durch Bischof Salomo III. von Konstanz<br />

(891-920), e<strong>in</strong>em engen Freund Hattos, e<strong>in</strong>geführt wor<strong>de</strong>n. Die Weihe <strong>de</strong>r St. Galler<br />

<strong>Georg</strong>skirche geschah übrigens an e<strong>in</strong>em 1. September, während e<strong>in</strong> Kalendar <strong>de</strong>s Klosters<br />

das Weihedatum <strong>de</strong>r <strong>Georg</strong>skirche auf <strong>de</strong>r Reichenau auf <strong>de</strong>n 26. November datiert. Nicht<br />

nur <strong>in</strong> St. Gallen, son<strong>de</strong>rn im gesamten Konstanzer Bistum soll Bischof Salomo <strong>de</strong>n<br />

<strong>Georg</strong>skult verbreitet haben. 70<br />

Mit <strong>de</strong>r Etablierung <strong>de</strong>s („jüngeren“) schwäbischen Herzogtums am Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s 10. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

traten auch Vororte und Stützpunkte herzoglicher Macht <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. In Bodman,<br />

auf <strong>de</strong>m Schlachtfeld bei Wahlwies (915) und auf <strong>de</strong>m Hohentwiel war <strong>de</strong>r schwäbische Herzog<br />

präsent, das nahe gelegene Kloster Reichenau kann <strong>–</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Jahrzehnten nach <strong>de</strong>m<br />

Tod Abt Hattos (913) <strong>–</strong> zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st als herzogsnah e<strong>in</strong>gestuft wer<strong>de</strong>n. 71 Nur so wird je<strong>de</strong>nfalls<br />

65<br />

HAUBRICHS, Kultgeschichte, S.6. <strong>–</strong> Wandalbert von Prüm: Wandalbert, bearb. v. H.E. STIENE, <strong>in</strong>: LexMA 8, Sp.2009.<br />

66<br />

STRUCK, W.-H., Die Stiftsgründungen <strong>de</strong>r Konrad<strong>in</strong>er im Gebiet <strong>de</strong>r mittleren Lahn, <strong>in</strong>: RhVjbll 36 (1972), S.28-52, hier:<br />

S.35ff.<br />

67<br />

STAAB, Ma<strong>in</strong>zer Kirche, S.179f.<br />

68<br />

LÄNGIN, T., Altalemannische Sprachquellen aus <strong>de</strong>r Reichenau, <strong>in</strong>: BEYERLE, Kultur <strong>de</strong>r Abtei Reichenau, Halbbd.2, S.684-<br />

702, hier: S.692ff; MANSER, BEYERLE, Liturgisches Leben, S.384ff.<br />

69<br />

STAAB, Ma<strong>in</strong>zer Kirche, S.180.<br />

70<br />

HAUBRICHS, Kultgeschichte, S.20f.<br />

71<br />

MAURER, H., Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen se<strong>in</strong>er Herrschaft <strong>in</strong> ottonischer, salischer und<br />

staufischer Zeit, Sigmar<strong>in</strong>gen 1978, S.36-57.<br />

Michael Buhlmann, Hil<strong>de</strong>gard von B<strong>in</strong>gen, St. <strong>Georg</strong>en und Krauftal 16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!