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San Giorgio in Velabro – Heiliger Georg - michael-buhlmann.de

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Schwabenherzog und Gegenkönig Rudolf von Rhe<strong>in</strong>fel<strong>de</strong>n (1057-1079 bzw. 1077-1080)<br />

reichte, und <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Vorbereitungen <strong>de</strong>r St. <strong>Georg</strong>ener Klostergründung beteiligte Graf<br />

Manegold von Altshausen war <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Reichenauer Historiografen Hermann <strong>de</strong>s<br />

Lahmen. 81<br />

Aus <strong>de</strong>m engen Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Kloster Reichenau und <strong>de</strong>n Klostervögten<br />

aus <strong>de</strong>r Familie Hezelos ergibt sich also zwanglos die Kenntnisnahme <strong>de</strong>s Reichenauer<br />

<strong>Georg</strong>skults durch die Reichenauer Vögte. Adlige Kriegerkultur mag dabei die Annäherung<br />

an <strong>de</strong>n Heiligen beför<strong>de</strong>rt haben, stellte sich doch <strong>de</strong>r Märtyrer <strong>Georg</strong> nunmehr als Ritter dar<br />

und erlangte so <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Zeit e<strong>in</strong>es sich verstärkt ausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n adligen Familienbewusstse<strong>in</strong>s<br />

zunehmen<strong>de</strong> Attraktivität. Für Hezelo könnte <strong>de</strong>r heilige <strong>Georg</strong> darüber h<strong>in</strong>aus als S<strong>in</strong>nbild<br />

<strong>de</strong>s kämpferischen schwäbischen Reforma<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r Anfangsphase <strong>de</strong>s Investiturstreits erschienen<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Somit steht also unserer Überlegung e<strong>in</strong>er Übernahme <strong>de</strong>s heiligen <strong>Georg</strong> von <strong>de</strong>r<br />

Reichenau bzw. <strong>de</strong>r dortigen <strong>Georg</strong>skirche durch die Familie Hezelos nichts entgegen. Die<br />

Verpflanzung <strong>de</strong>s <strong>Georg</strong>skultes nach Königseggwald, <strong>in</strong> das Gebetshaus und die Grablege<br />

<strong>de</strong>r Familie Hezelos nahe ihrer Stammburg war dann die Folge dieser Übernahme. 82 Nach<br />

<strong>de</strong>m sog. Gründungsbericht <strong>de</strong>s St. <strong>Georg</strong>ener Klosters, <strong>de</strong>n nur abschriftlich erhaltenen<br />

Notitiae fundationis et traditionum monasterii S. <strong>Georg</strong>ii <strong>in</strong> Nigra Silva, 83 hatten Hezelo und<br />

<strong>de</strong>r mit ihm verwandte Hesso zunächst vor, <strong>in</strong> Königseggwald e<strong>in</strong> Kloster zu errichten, das<br />

dann zusammen mit <strong>de</strong>m dort gelegenen Stammsitz <strong>de</strong>r Familie Hezelos e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit, e<strong>in</strong>en<br />

Herrschaftsmittelpunkt bil<strong>de</strong>n sollte: 84<br />

Quelle: St. <strong>Georg</strong>ener Gründungsbericht (1083)<br />

1. Der ungeborene Gottvater und <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>geborene Sohn und <strong>de</strong>r trösten<strong>de</strong> Heilige Geist bewirkten<br />

die Frömmigkeit <strong>de</strong>s Herrn Hezelo, durch die er <strong>de</strong>n heiligen <strong>Georg</strong> liebte und beschloss, <strong>de</strong>n<br />

Geliebten zu ehren. Für diesen Märtyrer also, e<strong>in</strong>zig geliebt von Hezelos Vorfahren vor <strong>de</strong>n übrigen<br />

Heiligen, erwog er im E<strong>in</strong>zelnen und eifrig, diesem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Ort mit Namen Königseggwald<br />

e<strong>in</strong> Kloster zu erbauen, weil ja se<strong>in</strong>e geliebten Vorfahren dort <strong>de</strong>n größeren Teil <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s besessen<br />

hatten und ebendaselbst diesem Märtyrer e<strong>in</strong> Gebetshaus errichtet hatten, geeignet und<br />

gut genug, wie es <strong>de</strong>n Verhältnissen am Ort entsprach, mit Reliquien von Heiligen, Büchern und<br />

verschie<strong>de</strong>nem Zubehör sowie Gütern und Menschen ausgestattet.<br />

2. Er [Hezelo] begehrte dies mit <strong>de</strong>m ganzen Sehnen <strong>de</strong>s Geistes, und er zog Hesso h<strong>in</strong>zu, e<strong>in</strong>en<br />

gebil<strong>de</strong>ten Mann, mächtig, mit Gütern gut ausgestattet, <strong>de</strong>m gleichfalls <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Seele <strong>de</strong>r<br />

Wunsch brannte, von se<strong>in</strong>em Allod etwas zu Ehren Gottes beizutragen. Bald war Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

hergestellt, und sie berieten sich sorgfältig <strong>in</strong> heilbr<strong>in</strong>gen<strong>de</strong>n Beschlüssen; jener erwog [e<strong>in</strong>e<br />

Schenkung] <strong>de</strong>s Ortes Königseggwald, dieser aber wünschte, von se<strong>in</strong>em Erbe Güter zu übertragen.<br />

Deshalb ergab sich ganz und gar zwischen bei<strong>de</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>trächtigem Rat <strong>de</strong>r treffliche Beschluss,<br />

dass zu Ehren <strong>de</strong>s heiligen <strong>Georg</strong> <strong>in</strong> Königseggwald e<strong>in</strong> Kloster errichtet wer<strong>de</strong>n sollte,<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>m nach <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>s heiligen Benedikt gelebt wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, die durch nieman<strong>de</strong>n jemals<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>re Regel verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n dürfe. […]<br />

81<br />

BEYERLE, F., Die Grundherrschaft <strong>de</strong>r Reichenau, <strong>in</strong>: BEYERLE, Kultur <strong>de</strong>r Abtei Reichenau, Halbbd.1, S.452-512, hier:<br />

S.484f, 490f, 511; HEYCK, E., Geschichte <strong>de</strong>r Herzoge von Zähr<strong>in</strong>gen, 1891, Ndr Aalen 1980, S.566; WOLLASCH, Anfänge, S.20-<br />

39.<br />

82<br />

Noch heute besitzt die gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts neu errichtete Pfarrkirche <strong>in</strong> Königseggwald das<br />

<strong>Georg</strong>spatroz<strong>in</strong>ium; Die Pfarrkirche St. <strong>Georg</strong> <strong>in</strong> Königseggwald, hg. v. katholischen Pfarramt Königseggwald, Passau o.J.<br />

83<br />

Quellen zur Geschichte <strong>de</strong>s St. <strong>Georg</strong>ener Klosters: Annales <strong>San</strong>cti <strong>Georg</strong>ii <strong>in</strong> Nigra Silva, <strong>in</strong>: MGH SS 17, hg. v. G.H.<br />

PERTZ, Hannover 1861, Ndr Stuttgart-New York 1963, S.295-298; BUHLMANN, M., St. <strong>Georg</strong>en und Südwest<strong>de</strong>utschland bis<br />

zum Mittelalter (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. <strong>Georg</strong>ens, Teil I = VA 2), St. <strong>Georg</strong>en 2002; BUHLMANN, M.,<br />

Gründung und Anfänge <strong>de</strong>s Klosters St. <strong>Georg</strong>en im Schwarzwald (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. <strong>Georg</strong>ens,<br />

Teil II = VA 3), St. <strong>Georg</strong>en 2002; BUHLMANN, M., Abt Theoger von St. <strong>Georg</strong>en (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St.<br />

<strong>Georg</strong>ens, Teil III = VA 7), St. <strong>Georg</strong>en 2004;; Notitiae fundationis et traditionum monasterii S. <strong>Georg</strong>ii <strong>in</strong> Nigra Silva, hg. v. O.<br />

HOLDER-EGGER, <strong>in</strong>: MGH SS 15,2, Hannover 1883, Ndr Stuttgart-New York 1963, S.1005-1023; Vita Theogeri abbatis S.<br />

<strong>Georg</strong>ii et episcopi Mettensis, hg. v. P. JAFFÉ, <strong>in</strong>: MGH SS 12, Hannover 1866, Ndr Stuttgart-New York 1968, S.449-479;<br />

SCHARF, W. (Übers.), Der Gründungsbericht <strong>de</strong>s Klosters St. <strong>Georg</strong>en im Schwarzwald, <strong>in</strong>: 900 Jahre St. <strong>Georg</strong>en, S.205-237.<br />

84<br />

St. <strong>Georg</strong>ener Gründungsbericht: Notitiae, c.1-3; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.14f.<br />

Michael Buhlmann, Hil<strong>de</strong>gard von B<strong>in</strong>gen, St. <strong>Georg</strong>en und Krauftal 19

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