San Giorgio in Velabro – Heiliger Georg - michael-buhlmann.de
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mit <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>künften daraus zu versorgen (1279). Überhaupt waren <strong>in</strong> <strong>de</strong>r St. <strong>Georg</strong>ener<br />
Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft viele vornehme Geschlechter vertreten, etwa die Patrizier- bzw. Bürgerfamilien<br />
<strong>de</strong>r Billung, Bletz, Bock, Deck, Volmar und Wirt aus Rottweil, <strong>de</strong>r Hätzger und<br />
Stähel<strong>in</strong> aus Vill<strong>in</strong>gen, <strong>de</strong>r von Zimmern (ob Rottweil), <strong>de</strong>r Wi(n)man aus Oberndorf o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Nie<strong>de</strong>ra<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Asch (am Lech), <strong>de</strong>r Ungericht aus Sulz, <strong>de</strong>r von Tanneck, schließlich die<br />
Kern von Ingold<strong>in</strong>gen aus e<strong>in</strong>er vermögen<strong>de</strong>n Bauernfamilie <strong>in</strong> Oberschwaben.<br />
Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Mittelalters s<strong>in</strong>d es dann verschie<strong>de</strong>ne Ereignisse, die das Bild <strong>de</strong>r St.<br />
<strong>Georg</strong>ener Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft bestimmen. Z.B. paktierte Abt <strong>Georg</strong> von Asch (1474-1505)<br />
mit <strong>de</strong>r Reichsstadt Rottweil <strong>–</strong> und damit mit <strong>de</strong>r Schweizer Eidgenossenschaft <strong>–</strong> gegen die<br />
Stadt Vill<strong>in</strong>gen, doch wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r abgeschlossene Schirmvertrag von 1502 nach E<strong>in</strong>greifen<br />
König Maximilians I. (1493-1519) schon 1504 wie<strong>de</strong>r aufgehoben. Der Klosterbrand von<br />
1474 führte unter <strong>de</strong>mselben Abt u.a. zum Neubau e<strong>in</strong>er spätgotischen Klosterkirche, die am<br />
30. September 1496 geweiht wur<strong>de</strong>.<br />
Daneben hatte sich seit <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt e<strong>in</strong> St. <strong>Georg</strong>ener Klostergebiet ausgebil<strong>de</strong>t.<br />
Mit <strong>de</strong>m Pfarrbezirk <strong>de</strong>r St. <strong>Georg</strong>ener Lorenzkirche weitgehend <strong>de</strong>ckungsgleich, umfasste<br />
es neben <strong>de</strong>m Klosterort die Stäbe Brigach, Oberkirnach, Langenschiltach und Peterzell, e<strong>in</strong><br />
Raum <strong>in</strong>tensiver Klosterherrschaft, die Abt und Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft allerd<strong>in</strong>gs mit <strong>de</strong>n Klostervögten<br />
zu teilen hatten, wenn wir etwa auf die nie<strong>de</strong>re und hohe Gerichtsbarkeit blicken.<br />
So ist das Klostergebiet nur e<strong>in</strong>geschränkt als das Territorium <strong>de</strong>s Abtes als Lan<strong>de</strong>sherrn zu<br />
betrachten. Das Reformkloster war we<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e Reichsabtei noch stand es <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Verfügung<br />
e<strong>in</strong>er A<strong>de</strong>lsfamilie. Der St. <strong>Georg</strong>ener Abt war ke<strong>in</strong> Reichsfürst, das Schwarzwaldkloster war<br />
nur <strong>in</strong> <strong>de</strong>m e<strong>in</strong>geschränkten S<strong>in</strong>ne reichsunmittelbar, als es ihm immer wie<strong>de</strong>r gelang, die<br />
Beziehungen zum Königtum aufrechtzuerhalten. Dies geschah über die königlichen<br />
Privilegienvergaben, zuletzt auf <strong>de</strong>m berühmten Wormser Reichstag Kaiser Karls V. (1519-<br />
1558) am 24. Mai 1521.<br />
H<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>m Zugehen auf das Königtum stand die Abgrenzung gegenüber <strong>de</strong>n Klostervögten,<br />
<strong>de</strong>ren E<strong>in</strong>fluss auf Kloster und Klostergebiet sich im Rahmen <strong>de</strong>r spätmittelalterlichen<br />
Territorialisierung noch verstärkte, während die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft an Wichtigkeit e<strong>in</strong>büßte,<br />
immerh<strong>in</strong> noch über be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Grundbesitz verfügte. Den Zähr<strong>in</strong>gern folgten nach<br />
<strong>de</strong>m Zwischenspiel staufischer Könige am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts die Falkenste<strong>in</strong>er<br />
Vögte, diesen die Grafen und Herzöge von Württemberg, die 1444/49 die e<strong>in</strong>e Hälfte und<br />
1532/34 die gesamte Klostervogtei (Kastvogtei) erlangten. Das Jahr 1536 brachte dann mit<br />
<strong>de</strong>r Begründung <strong>de</strong>r württembergischen Lan<strong>de</strong>shoheit über St. <strong>Georg</strong>en und mit <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>führung<br />
<strong>de</strong>r Reformation e<strong>in</strong>e Zäsur, die die Existenz <strong>de</strong>s Klosters ganz wesentlich <strong>in</strong> Frage<br />
stellte. Die „partielle Reichsstandschaft“ St. <strong>Georg</strong>ens, wie sie sich beson<strong>de</strong>rs an <strong>de</strong>r Beteiligung<br />
<strong>de</strong>s Klosters an <strong>de</strong>n Reichsmatrikeln <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts zeigte, wich nun <strong>de</strong>r<br />
Landsässigkeit, das katholische Kloster und se<strong>in</strong>e Mönche fan<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>e neue Heimat im österreichisch-habsburgischen<br />
Vill<strong>in</strong>gen, während sich <strong>in</strong> St. <strong>Georg</strong>en e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft mit<br />
evangelischer Klosterordnung unter evangelischen Äbten etablierte (1566). 106<br />
106<br />
BUHLMANN, Geschichte und Kultur, S.20-25.<br />
Michael Buhlmann, Hil<strong>de</strong>gard von B<strong>in</strong>gen, St. <strong>Georg</strong>en und Krauftal 29