Der Kongo-Fluss

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Elsy Leuzinger als Leiterin des Museums Rietberg, ca. 1962 56 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
In der Fachwelt gilt der von ihr 1972 verfasste Katalog „Kunst aus Schwarzafrika“ auch heute noch als massgebendes Nachschlagewerk für afrikanische Kunst von höchster Qualität. 1910 in Glarus geboren durchlief Elsy Leuzinger dort die Grundschulen. Nach dem Besuch der Fortbildungsklasse der Höheren Töchterschule Zürich folgten verschiedene Auslandsaufenthalte, in denen sie sich insbesondere die französische und englische Sprache zu eigen machte. Schon 1930 wurde sie erst zur wissenschaftlichen Mitarbeiterin, später zur Konservatorin am Völkerkundemuseum der Universität Zürich gewählt. 1949 promovierte sie mit der Dissertation „Wesen und Form des Schmuckes afrikanischer Völker“. Die Sammlung Han Coray Während ihrer Tätigkeit am Völkerkundemuseum wurde Elsy Leuzinger 1939/40 eine delikate Aufgabe übertragen: Für die Volksbank hatte sie die über 2 500 Objekte umfassende Sammlung Han Coray zu verkaufen. Dabei war es ihr ein grosses Anliegen, die schweizerischen Museen für Ankäufe von aussergewöhnlich qualitätsvollen Werken aus dieser einzigartigen Sammlung zu begeistern. Doch was war geschehen, dass es zu diesem Zwangsverkauf kam? <strong>Der</strong> 1880 in St. Gallen geborene Han Coray begann als Kunsthändler ab 1919, afrikanische Kunst zu sammeln – nach einem Besuch bei Paul Guillaume, dem berühmten Kunsthändler, dessen Galerie in Paris ein Zentrum für das avantgardistische Kunstpublikum bildete. In den 1920er- Jahren entschloss sich Coray, in der Schweiz mittels einer grossen Sammlung ein „Ehrenmal“ für die afrikanische Kunst zu errichten, und fing an, „wie besessen“ zu kaufen. 1926 besass er über zweieinhalbtausend afrikanische Kunstwerke. Getrieben von seiner Sammelleidenschaft verschuldete sich Coray. Nach dem tragischen Tod seiner aus wohlhabendem Hause stammenden jungen Frau pfändete eine Bank die „Coraysche Negersammlung“. Anfang der 1930er-Jahre musste er allerdings Bankrott erklären und die ganze Sammlung wurde verpfändet. Elsy Leuzinger, damals Konservatorin des Völkerkundemuseums der Universität, erstellte im Auftrag der Gläubigerbank ein Inventar der Sammlung und setzte die Verkaufspreise fest. Manch ein Museumsleiter würde sich heute ob der festgelegten Preise Hände und Augen reiben. Leuzingers Wunsch, die Sammlung gänzlich in Schweizer Museumsbesitz einzuverleiben, erfüllte sich mangels Mitteln und Interesse nicht. Dennoch verblieb ein bedeutender Teil der Sammlung in der Schweiz. 472 Objekte behielt die Sammlung des Zürcher Völkerkundemuseums, während das Kunstgewerbemuseum Zürich 168 Werke käuflich erwerben konnte. 130 Objekte kaufte die Sammlung für Völkerkunde St. Gallen und zwölf Objekte gingen ans Basler Völkerkundemuseum (heute: Museum der Kulturen). Etwa 1 000 Werke wurden an Sammler und Händler verkauft.(1) 1952 gingen rund 200 Objekte, die Baron von der Heydt aus der Coray-Sammlung erworben hatte, und die 168 erwähnten von der Stadt angekauften Werke, die im Kunstgewerbemuseum deponiert waren, ans Museum Rietberg. In späteren Jahren konnte dieses Museum weitere Werke der Coray- Sammlung aus Privatbesitz erwerben. Feldforschung in Westafrika Im Herbst 1951 unternahm Elsy Leuzinger gemeinsam mit dem befreundeten Kunsthändler Emil Storrer eine Reise durch die Elfenbeinküste nach Mali, die sie zu den wichtigsten Kunstregionen in Westafrika, zu den Baule und Senufo an der Elfenbeinküste und zu den Dogon und den Bamana in Mali, führte. Unter ihrer Leitung entstand ein eindrücklicher Farbfilm zur Kunst und Kultur dieser Ethnien. Von Storrer erwarb Elsy Leuzinger einige der schönsten Werke der Senufo-Region. Ihre wohl wichtigste Feldforschung unternahm sie gemeinsam mit Jolantha Tschudi in den Jahren 1954/55. Mehrere Monate lebten die beiden Frauen unter schwierigsten Verhältnissen bei den Afo, einem damals praktisch unbekannten Volk an einem Nebenfluss des Benue im nigerianischen Urwald. Ihre umfangreiche Sammlung aus dieser Region wird im Museum Rietberg aufbewahrt. Ausgedehnte Reisen führten Elsy Leuzinger in der Folge aber nicht nur nach Afrika, die Kunstethnologin besuchte auch Nord-, Zentral- und Südamerika sowie Indien, Kambodscha, Japan und Indonesien mit unermüdlichem Tatendrang. Ihre umfangreichen fotografischen Dokumente belegen sowohl wissenschaftlichen Sachverstand als auch ein geschultes Auge. Im Jahre 1956 wurde Elsy Leuzinger als Nachfolgerin des Gründungsdirektors Johannes Itten zur Leiterin des Museums Rietberg gewählt. In dieser Stellung blieb sie bis zur altersbedingten Pensionierung im Jahre 1972. Im Jahr ihrer Wahl wurde sie auch Gründungsmitglied von ICOM Schweiz, nebenbei bemerkt als erste und einzige Frau im damals schwarz gewandeten Männergremium. 1960 habilitierte sich Elsy Leuzinger als Privatdozentin für Kunst aussereuropäischer Völker an der Universität Zürich; 1968 wurde sie zur Titularprofessorin ernannt. Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 57
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International Issue No. 10 Magazin
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Meisterwerke aus Zentralafrika Maga
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