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Energie – Sonne, Wind, Biomasse, Wasserkraft, Geothermie - η green

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Ungarn<br />

unser Vorbild für die mögliche neue Rolle der Ölfirmen<br />

Von Ungarn mit seinen 140 Thermalbädern können wir lernen,<br />

dass man mit <strong>Geothermie</strong> ein gutes Image im In- und Ausland<br />

erreichen kann und für das Wohlbefinden der eigenen Bevölkerung<br />

wie auch der Touristen einen bedeutenden Beitrag leistet.<br />

Budapest ist das einzige hauptstädtische Kurbad und die größte<br />

Kurstadt Europas. Das älteste Heilbad im heutigen Budapest wurde<br />

schon 1178 genutzt. Aufgrund der abnehmenden Erdölreserven im<br />

Land bietet sich nun für die staatliche Ölfirma die Chance, im<br />

großen Stil in die <strong>Geothermie</strong> einzusteigen. Auch wird am ungarischen<br />

Beispiel deutlich, dass Erdölbohrungen und <strong>Geothermie</strong>bohrungen<br />

trotz der Gemeinsamkeiten auch signifikante Unterschiede<br />

aufweisen. Dies gilt insbesondere für Stromprojekte,<br />

welche die Projektentwickler vor andere Herausforderungen stellen<br />

als reine Wärmeprojekte. In Deutschland gibt es bisher nur einen<br />

Erfahrungsaustausch mit der Erdölbranche, aber die <strong>Geothermie</strong><br />

könnte durch den aktiven Einstieg von Ölfirmen deutlich nach<br />

vorne gebracht werden. Auch in anderen Ländern mit <strong>Geothermie</strong>potenzial<br />

haben Ölfirmen ihre Chance für ein Geschäftsfeld im<br />

Bereich der <strong>Geothermie</strong> bereits erkannt. (Abb. 4)<br />

Frankreich<br />

unser Vorbild für die Versicherung von Projekten<br />

In Frankreich wurde das weltweit älteste Fernwärmenetz bereits<br />

im 14. Jahrhundert in der Auvergne in Betrieb genommen. Seit<br />

den frühen 1970er-Jahren haben die Franzosen gute Erfahrungen<br />

mit <strong>Geothermie</strong> gemacht, d.h. mit der Wärmeversorgung: In Paris<br />

gibt es heute nach Reykjavík das zweitgrößte geothermisch betriebene<br />

Fernwärmenetz der Welt. Frankreich ist neben Deutschland<br />

das einzige Land, in dem die Fündigkeit der Bohrung grundsätzlich<br />

versichert werden kann. Darüber hinaus ist es aufgrund jahrzehntelanger<br />

Erfahrung in den Pariser Vororten sogar möglich, eine Versicherung<br />

für den Langzeitbetrieb der <strong>Geothermie</strong>anlagen zu erhalten.<br />

Diese Form der am Beispiel Ungarns und Frankreichs erläuterte<br />

hydrothermalen Niedertemperatur-<strong>Geothermie</strong> entspricht den Bedingungen<br />

in Deutschland, da dort auch Sedimentbecken mit<br />

wasserdurchlässigen Gesteinsschichten vorkommen, in denen<br />

natürliches Thermalwasser fließt. Dies ist z.B. im Norddeutschen<br />

Becken und im Molassebecken im Umkreis von München der Fall,<br />

Abb. 4 Bohrkopf von Produktionsbohrung der geothermischen<br />

Heizzentrale in Riehen/Schweiz, Foto: Michael Kraml 2008<br />

Autor im Thermalwasser der Blauen Lagune auf Island<br />

Dr. Michael Kraml ist Diplom-Geologe sowie Geochemiker.<br />

Seit 2008 berät er als Projektmanager von endura project GmbH<br />

Institutionen und Firmen im Bereich der Tiefengeothermie. Zuvor<br />

hat er fünf Jahre lang internationale <strong>Geothermie</strong>projekte geleitet.<br />

wo schon zahlreiche Projekte zumeist zur Nahwärmeversorgung<br />

erfolgreich umgesetzt werden konnten. Die bekanntesten Beispiele<br />

im Norddeutschen Becken sind Neustadt-Glewe, Neubrandenburg<br />

sowie Waren/Müritz und im Molassebecken sind u.a. Erding, Simbach/<br />

Braunau, München-Riem, Unterschleißheim, Pullach und Aschheim-Feldkirchen-Kirchheim<br />

zu nennen.<br />

Abschließend kann man festhalten, dass erfolgreiche <strong>Geothermie</strong>nationen<br />

auch in Bezug auf die Bereitstellung von Daten z.B.<br />

aus Erdölbohrungen und seismischen Untersuchungen andere<br />

Rahmenbedingungen aufweisen. In diesen Ländern sind z.T. schon<br />

zwei Jahre nach der Untersuchung die Daten erhältlich, wodurch<br />

der Projektentwickler viel Zeit und auch Geld spart. Durch die oft<br />

auch breiter angelegte Kommunikation zwischen den Projektentwicklern<br />

untereinander kann dort unmittelbarer auf den Erfahrungen<br />

der anderen Projekte im Land aufgebaut werden. Daher<br />

haben die Ansätze in Deutschland zugenommen, sich zusammen<br />

mit den Nachbarländern in europäischen Netzwerken zu engagieren.<br />

In diesen europäischen Zusammenschlüssen werden länderübergreifende<br />

Richtlinien, Qualitätsstandards, Strategien und Konzepte<br />

entwickelt, was nicht nur bei der Finanzierung von Projekten die<br />

Chancen auf Erfolg in allen beteiligten Ländern erhöht (Abb. 4).<br />

l kr@endura-project.com<br />

Fazit<br />

Aller Anfang ist schwer und manchmal ergeben sich bei<br />

der Nutzung noch Probleme, an die man zunächst nicht<br />

gedacht hat. Wenn man aber versucht, auf den positiven<br />

Erfahrungen anderer Nationen aufzubauen, stehen die<br />

Chancen gut, dass auch bei uns der noch ausstehende<br />

Durchbruch bei der Stromerzeugung erzielt werden kann.<br />

Im Bereich der Thermalbäder und der Nahwärmeversorgung<br />

ist der Durchbruch bereits in zwei der drei Vorzugsgebiete<br />

erfolgt. Zum Beispiel ist im Oberrheingraben in<br />

Baden-Baden die Therme schon 69<strong>–</strong>79 n.Chr. von den<br />

Römern gebaut und genutzt worden.<br />

Foto: Heribert Sterr-Kölln (Sterr-Kölln & Partner) 2007<br />

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