● interview © Ingo Bartussek - Fotolia.com 4 0410
Sicherheit geht vor Bei der Monatage von Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen kommt es immer wieder zu Unfällen. Viele Risiken werden vom Bauherr und Monteur nicht richtig eingeschätzt, dabei ließe sich mit einigen Sicherheitsvorkehrungen der Großteil der Unfälle auf dem Dach verhindern. h <strong>green</strong> sprach dazu mit Wolfgang Rösch und Falk Florschütz, die praktische Tipps und Hinweise für Monteure parat haben. Die Montage von Thermosolar- und Photovoltaikanlagen muss fachgerecht und sicher ausgeführt werden. Wo liegen die Haupt-Gefahrenpunkte für Monteure? Wolfgang Rösch (WR): Da die Anlagen überwiegend auf Dächern, also in der Höhe montiert werden, ist der Absturz das größte Risiko. Nicht nur Absturz an den Dachkanten, sondern auch der Absturz durch Oberlichter, Dachöffnungen oder gar infolge Durchbrechens von Dacheindeckungen, wie Wellzementplatten. Absturzunfälle sind in der Regel schwer, tödliche Abstürze sind nicht selten. Ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist die körperliche Eignung und Erfahrung der Monteure auf hoch gelegenen Arbeitsplätzen. Dächer eindecken macht nicht jeder. Aber viele trauen sich die Montage auf dem Dach zu oder müssen es aus Gründen des Wettbewerbes einfach machen. Mit der Montage von Solaranlagen kann man gut Geld verdienen, insbesondere beim Weglassen von Schutzmaßnahmen. Dies gilt dann auch für die Instandhaltung. 0410 Und in Bezug auf Strom/Elektrik? Falk Florschütz (FF): Hier ist der elektrische Schlag die Hauptgefährdung für den Monteur bei der Solarmodulmontage. Die in Reihe geschalteten Module erzeugen in der Regel Spannungen über den in der Unfallverhütungsvorschrift BGV A3 benannten gefährlichen Wert von 120 V DC. Es sind Spannungen bis zu 1000 V DC möglich. In der Regel sind die Steckverbinder der Module berührungssicher ausgeführt. Sind aber Anlagenteile nicht berührungssicher, weil zum Beispiel das Kabel bei der Montage beschädigt wurde oder weil ein Steckverbinder an ein Verbindungskabel angeschlossen werden muss, so kann von einer elektrischen Gefährdung ausgegangen werden. Weiterhin besteht eine elektrische Gefährdung durch Arbeiten in der Nähe von Freileitungen, die über Dachständer geführt werden. Hierbei besteht die Gefahr des elektrischen Schlags und der gefährlichen Lichtbogeneinwirkung. Wie kommt es zu Mängeln und Fehlern? WR: „Ich will doch eine Solaranlage und kein Gerüst“, mag der eine oder andere Bauherr sagen, wenn er den Gerüstpreis hört. Dies trifft insbesondere bei Thermosolar zu, wo die Montage von wenigen Modulen das gleiche Schutzgerüst wie die flächige Photovoltaik erfordern kann. Die Betriebe, die diese Montagen ausführen, sind keine typischen Baubetriebe und damit mit den Gefahren des Absturzes wenig vertraut. Es fehlen auch die Kenntnisse, die Schutzmaßnahmen zu beurteilen. „Wir passen auf, bei uns ist so etwas noch nie passiert...“ bekommt man als Antwort, wenn man auf die fehlenden Schutzmaßnahmen verweist. Arbeitsschutz kostet Geld, dessen Verzinsung man nicht unmittelbar sieht. Festgestellt haben wir auch, dass billige gewerksfremde Subunternehmer oder gar „der“ Bauherren in Eigenleistung die Unterkonstruktionen montieren. Beiden sind die Risiken und Schutzmaßnahmen zu wenig bekannt bzw. werden eingespart. „Meine“ Beobachtung ist dennoch, dass sich das Sicherheitsbewusstsein bei den Akteuren in letzter Zeit verbessert hat. Es muss immer wieder daran erinnert werden, dass für Montagen der Module die gleichen Schutzmaßnahmen wie z.B. für Dacharbeiten gelten. Besteht für Modulhersteller die Möglichkeit, durch Entwicklungen, die Sicherheit der Monteure zu verbessern? FF: Marktübliche Module sind hinsichtlich der elektrischen Sicherheit montagefreundlich ausgeführt und mit berührungsgeschützten Steckverbindern ausgestattet, so dass ein hohes Sicherheitsniveau vorherrscht. Isolierte Crimpzangen zum Anschließen der Steckverbinder, welche für die Arbeitsmethode „Arbeiten unter Spannung“ geeignet sind, sind am Markt selten zu finden. Hier besteht Verbesserungspotential. Ebenfalls wäre eine Crimptechnik hilfreich, bei der ein Abisolieren der Kabel nicht mehr notwendig ist. Für das Montieren von Kabelmuffen für Erdkabel sind solche Techniken schon verfügbar. Aufbau einer Photovoltaikanlage Modul-String 1 (in Reihe geschaltete Module) String 2 String 3 U String=U 1+U 2 +U 3 +U 4+U 5 U 2 U 2 U 3 U 4 U 5 DC-Seite l string=l 1 AC-Seite Wechselrichter Anschluss 230V/400V AC maximale Spannung (U max) im String=Summe der Leerlaufspannung der Module maximaler Strom (l max ) im String=Kurzschlussstrom eines Moduls 5