Z 11 Was mach krank - was gesund?
► Unnötige Operationen finanzieren High-Tech-Medizin ► Staatlich verordneter Kindesmissbrauch – Frühsexualisierung ► Die Kraft der Vergebung – die wirkungsvollste Medizin ► Glaube macht gesund! Wissenschaftliche Studienergebnisse ► Kollision mit einem Mediziner-Weltbild ► Einfach himmlisch! Dein Glaube hat dich geheilt ► Tipps für gesünderes Leben
► Unnötige Operationen finanzieren High-Tech-Medizin
► Staatlich verordneter Kindesmissbrauch – Frühsexualisierung
► Die Kraft der Vergebung – die wirkungsvollste Medizin
► Glaube macht gesund! Wissenschaftliche Studienergebnisse
► Kollision mit einem Mediziner-Weltbild
► Einfach himmlisch! Dein Glaube hat dich geheilt
► Tipps für gesünderes Leben
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D a s U m d e n k I m p u l s Z u k u n f t s G e s t a l t u n g s M a g a z i n<br />
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f ü r Z u k u n f t<br />
► Unnötige Operationen<br />
finanzieren High-Tech-Medizin<br />
► Staatlich verordneter Kindesmissbrauch<br />
– Frühsexualisierung<br />
► Die Kraft der Vergebung –<br />
die wirkungsvollste Medizin<br />
► Glaube <strong>mach</strong>t <strong>gesund</strong>!<br />
Wissenschaftliche Studienergebnisse<br />
► Kollision mit einem<br />
Mediziner-Weltbild<br />
► Einfach himmlisch!<br />
Dein Glaube hat dich geheilt<br />
► Tipps für gesünderes Leben<br />
<strong>Was</strong> <strong>mach</strong>t<br />
<strong>krank</strong>?<br />
<strong>Was</strong><br />
<strong>gesund</strong>?<br />
Wie <strong>krank</strong> ist unsere Gesellschaft?<br />
Dieses Magazin hat das<br />
Potenzial zu heilen!<br />
Z für Zukunft<br />
A u s g a b e # 1 1 M a i - J u n i 2 0 1 4<br />
1
Inhalt<br />
Herausgeber: Zukunft-Europa e.V.<br />
setzt sich für die zukunftstragenden<br />
Werte der Gesellschaft ein und weist auf<br />
wertezerstörende Trends hin.<br />
Vorstand: Peter Ischka, Dr. Martin Fontanri,<br />
Hansjürg Stückelberger, Christa Meves,<br />
Sr. Dogan Hatune, Dr. Bernard Siegfried,<br />
Dr. Udo Ulfkotte<br />
Redaktion: Peter Ischka,<br />
Anschrift: Zukunft-Europa e.V.<br />
Postfach 1409 • 73014 Göppingen<br />
Tel. 0171 1200983 • www.ZwieZukunft.de<br />
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Zukunft CH, Zürcherstr. 123,<br />
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A 6850 Dornbirn, austria@ZwieZukunft.de<br />
Satz und Gestaltung:<br />
Agentur PJI UG, Adelberg<br />
Druck: Primus GmbH, 56307 Dernbach<br />
Erscheinungsweise<br />
4 x jährlich<br />
Abopreis: € 29,– für 6 Ausgaben, inkl. Versand<br />
in Deutschland. Einzelexpl.: € 4,95<br />
Copyright<br />
Wenn nichts anderes vermerkt ist, liegen<br />
alle Rechte bei Zukunft-Europa e.V.,<br />
Nachdruck und weitere Veröffentlichung<br />
nur auf Anfrage bei der Redaktion.<br />
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Titelbild:<br />
Montage, © Agentur PJI, Ari<strong>was</strong>abi - Kristin<br />
Gründler - fotolia.com<br />
Leitthema<br />
Behandlung um jeden Preis<br />
Unnötige Operationen werden dem Patienten aufs Auge<br />
gedrückt, um die hohen Kosten der High-Tech-Medizin<br />
zu finanzieren 4<br />
Werte & Gesellschaft<br />
Staatlich verordneter Kindesmissbrauch<br />
Frühsexualisierung: Warum tun wir<br />
unseren Kindern das an? 8<br />
Testimonial<br />
Mediziner-Weltbild-Kollision<br />
Nach ungewöhnlichen Heilungen durch Gebet wurde<br />
ein Arzt nachdenklich <strong>11</strong><br />
Glaube & Gesundheit<br />
Die Macht der Vergebung<br />
Man kann über Vergebung reden oder aber in Vergebung<br />
leben. „Vergeben“ geht davon aus, dass man jemandem<br />
et<strong>was</strong> schenkt, auf das man einen Anspruch hätte.<br />
In dem Wort ist „weggeben“ im Spiel 14<br />
Leitthema<br />
Vergeben oder vergessen?<br />
„Ich will vergeben, aber vergessen kann ich es nicht!“<br />
Ein Spruch, oft gehört, vielleicht auch selbst gesagt 17<br />
Glaube <strong>mach</strong>t <strong>gesund</strong><br />
Der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Glauben<br />
wurde in mehr als 200 wissenschaftlichen Studien nachgewiesen:<br />
Gläubige sind gesünder als Atheisten 21<br />
Glaube & Gesundheit<br />
Dein Glaube hat dich geheilt!<br />
Auf der Erde sprach Jesus über den Herrschaftsbereich<br />
des Himmels und heilte jede Krankheit. Heute soll das<br />
sein Bodenpersonal in dieser Kraft tun 24<br />
SOZO Trademark für<br />
ganzheitliche Heilung<br />
Fallbeispiele, die belegen, wie Sozo „ganz“ <strong>mach</strong>t. Es ist<br />
so einfach, man müsste nur über seinen Schatten springen<br />
und sich auf die Wurzeln des christlichen Glaubens<br />
besinnen 29<br />
Vergebung – aus der Tiefe der Seele<br />
Wie glücklich ... wenn Schuld nicht mehr drückt! 33<br />
Internationale Krankenversicherung<br />
Es geht auch werteorientiert 26<br />
Leitthema<br />
<strong>Was</strong> die Natur bereithält<br />
Das Naturheilverfahren Pfarrer Kneipps 37<br />
Werte in Anwendung<br />
Essen Sie sich <strong>gesund</strong>?!<br />
Viele Menschen essen sich leider Tag für Tag <strong>krank</strong>.<br />
Das muss nicht sein 40<br />
Wie Sie sich selbst <strong>gesund</strong> erhalten<br />
Sieben einfache Tipps mit großer Auswirkung auf<br />
Ihre Gesundheit 43<br />
Werte in der Wirtschaft<br />
Krankheit oder Symptom?<br />
<strong>Was</strong> bedeutet eine Finanzkrise für die Gesellschaft?<br />
Ein Plädoyer für die Stärkung des Wertebewusstseins und<br />
die Aktivierung des <strong>gesund</strong>en Menschenverstands in<br />
Geldangelegenheiten 45<br />
2 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
diesmal geht es um Gesundheit! Deutschland habe die beste medizinische<br />
Versorgung weltweit, sagt man. Scheichs lassen sich bevorzugt bei<br />
uns behandeln. Aber die teure High-Tech-Medizin verlangt Auslastung.<br />
Unnötig Operationen sind die Folge, und manchmal ist der Patient<br />
danach kränker als zuvor. Die Zahl psychosomatischer Er<strong>krank</strong>ungen<br />
steigt weiter rapide – gut fürs Pharma- und Medizin-Geschäft, schlecht für Arbeitgeber und<br />
die Sozialkosten. Wir könnten das Magazin locker nur mit Problemmeldungen füllen.<br />
Aber versuchen wir es doch mit Lösungsansätzen! Ob unser Gesundheitssystem<br />
Ihre Gesundheit wünscht, das ist eine ernste Frage; aber <strong>was</strong> wollen Sie? Wenn Sie diese<br />
Ausgabe aufmerksam lesen und auch nur einige Vorschläge umsetzen, werden Sie jedenfalls<br />
gesünder sein – sogar Heilung ist eine Option.<br />
Wir zitieren einen Krebsmediziner: 85 % aller Krankheiten haben seelische Ursachen.<br />
Er meint: Vergeben ist für jeden Kranken ein „Muss“, wenn er <strong>gesund</strong> werden will.<br />
„Vergeben ist Egoismus pur.“ Nichtvergeben wirkt verhärtend – zuerst in der Seele und<br />
in der Folge auch organisch, <strong>was</strong> zu Krebs führen kann.<br />
Das USP (Unique selling proposal) oder Alleinstellungsmerkmal des Christentums ist<br />
„Vergebung“. Wer Gott um Vergebung bittet, erhält sie bedingungslos, aufgrund des stellvertretenden<br />
Opfertodes von Jesus Christus. Da der Mensch spiritualgenetisch auf Beziehung<br />
mit Gott angelegt ist, ist Gottlosigkeit die letzte (oder erste) Ursache von Krankheit.<br />
Viele Studien bestätigen: Gläubige Menschen sind mit Abstand gesünder als Atheisten.<br />
Wider jede Vernunft setzt der Zeitgeist alles daran, Gottlosigkeit zu fördern. Gerade<br />
die staatlich verordnete Frühsexualisierung vom Kindergarten an lässt vermuten, dass<br />
man flächendeckend <strong>krank</strong>e Seelen haben will.<br />
Erlauben wir uns mal die Vorstellung einer Welt, in der alle Vergebung suchen und gewähren.<br />
Wie viel Wut, Groll, Bitterkeit, Vereinsamung würden ausbleiben und damit auch die <strong>krank</strong><br />
<strong>mach</strong>ende Tentakeln in die Organe hinein? Unmöglich? Nichts ist unmöglich dem, der glaubt!<br />
In dieser Ausgabe lesen Sie ermutigende Beispiele, die bestätigen: Vergebung wirkt.<br />
Machen Sie den Selbsttest und lassen Sie sich überraschen.<br />
Geben Sie diese Ausgabe<br />
an Menschen<br />
weiter, die an einer<br />
Krankeit leiden.<br />
Es könnte sein, dass<br />
der eine oder andere<br />
Impuls heilsame Wirkung<br />
zeigt. Besonders,<br />
wenn die Lektüre Vergebung<br />
auslöst,<br />
kann Erstaunliches<br />
geschehen!<br />
Ich wünsche Ihnen heilsame Lektüre<br />
Peter Ischka<br />
Chefredakteur<br />
PS: Sprechen Sie mit Menschen über das Thema Vergebung. Sie werden staunen, auf<br />
wie viel Sympathie Sie stoßen werden. Man wird Ihren Mut schätzen, et<strong>was</strong> anzusprechen,<br />
das scheinbar tabu ist. Sprechen Sie mit anderen über das, <strong>was</strong> Ihnen schwer fällt,<br />
und schon wird es leichter!<br />
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Z für Zukunft<br />
3
Leitthema<br />
Foto: © Wikipedia, National Cancer Institute<br />
Behandlung um jeden Preis –<br />
Unnötige Operationen<br />
Marcel Vachek<br />
In<br />
deutschen<br />
Kliniken ereignen<br />
sich<br />
jährlich fünfmal<br />
so viele<br />
vermeidbare<br />
Todesfälle wie<br />
im Straßenverkehr<br />
Anfang 2014 veröffentlichte der Krankenhaus-Report<br />
2014 der AOK aufschreckendes<br />
Zahlenmaterial: Von den knapp 19 Millionen<br />
jährlich in Deutschland durchgeführten Krankenhausbehandlungen<br />
sei jede hundertste (etwa<br />
188 000) fehlerhaft, jede tausendste (etwa 18 800)<br />
führe gar zu einem tödlichen Fehler. Wenn diese<br />
Zahlen zutreffend sind, bedeutet das: In deutschen<br />
Kliniken ereignen sich jedes Jahr fünfmal so viele<br />
vermeidbare Todesfälle wie im Straßenverkehr.<br />
Während die Zahl der Verkehrstoten seit Jahren<br />
rückläufig ist, steigt die Zahl der Todesfälle aufgrund<br />
ärztlicher Behandlungsfehler stetig.<br />
Sind die Deutschen so <strong>krank</strong>, dass sie immer<br />
mehr Operationen benötigen? Sicherlich ist es<br />
so, dass ständig neue Operationsverfahren entwickelt<br />
werden, die helfen, den natürlichen degenerativen<br />
Abbauprozess zu verlangsamen. War noch<br />
vor wenigen Jahrzehnten bei vollständigem Meniskusverschleiß<br />
oder einer erheblichen Hüftarthrose<br />
das weitere Leben mit Krücken oder im Rollstuhl<br />
vorgezeichnet, so kann heute eine Teil- oder Total-<br />
Endoprothese im Knie oder in der Hüfte ein relativ<br />
beschwerdefreies Weiterleben ermöglichen.<br />
Aber warum wird in Deutschlands Krankenhäusern<br />
so viel operiert? Die Antwort<br />
ist einfach: Jede Operation bringt Geld.<br />
Ein kurzer Rückblick: Noch vor einigen Jahren<br />
wurden im System der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) erbrachte Krankenhausleistungen<br />
über die sog. tagesgleichen Pflegesätze abgerechnet.<br />
Hier wurde von den GKVs also nicht nur<br />
die Operation, sondern jeder Pflegetag mit einem<br />
gleich hohen Tagessatz vergütet. Der Leser versteht,<br />
warum er früher trotz raschen Heilungsfortschritts<br />
oft erst nach dem Wochenende entlassen<br />
wurde, obwohl an diesem die ärztliche Versorgung<br />
auf ein Minimum reduziert war: Es wurde eben die<br />
Anzahl der Krankenhaustage vergütet.<br />
4 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Inzwischen hat sich der Trend gewendet:<br />
Ein Klinikaufenthalt wegen einer Standard-Operation,<br />
der noch vor wenigen Jahren 10 bis 14 Tage<br />
dauerte, währt heute nur noch drei Tage, nicht selten<br />
wird sie sogar ambulant durchgeführt. Woran<br />
liegt das?<br />
Vorweg: Mit besseren Operationsmethoden haben<br />
diese verkürzten Liegezeiten meist nicht viel<br />
zu tun. Vielmehr waren der GKV die hohen Behandlungskosten<br />
aufgrund der Aufenthaltsdauer<br />
ein Dorn im Auge. So kam es zur gesetzlichen<br />
Einführung der sog. Diagnosebezogenen Fallpauschalen<br />
(Diagnosis Related Groups, kurz: DRGs),<br />
die sich nicht länger an der Verweildauer, sondern<br />
an der jeweiligen Diagnose und an einer am Konferenztisch<br />
ausgehandelten Behandlung orientierten.<br />
Dies sollte zur Kosteneinsparung führen und<br />
das gelang auch.<br />
Ein weiterer vom Gesetzgeber durchaus gewollter<br />
Effekt der Einführung der DRGs ab dem Jahr<br />
2003 war, dass sich vor allem kleinere Kreis<strong>krank</strong>enhäuser<br />
zunehmend auf bestimmte Behandlungen<br />
(z. B. Knie- und Hüftgelenksersatz) spezialisierten,<br />
andere Behandlungen (z. B. internistische)<br />
hingegen nicht mehr durchführten. Die Leidtragenden<br />
sind die Patienten, die nun nicht mehr<br />
immer wohnortnah behandelt werden können.<br />
Die hohen Investitionskosten für eine moderne<br />
High-Tech-Ausstattung der OP-Säle müssen<br />
sich aber auch nach dem neuen Abrechnungssystem<br />
amortisieren. Dies führt nicht selten<br />
dazu, dass Patienten operiert werden, bei denen<br />
ein Eingriff nicht zwingend erforderlich<br />
wäre. Dies entspricht auch der Einschätzung von<br />
Jürgen <strong>Was</strong>em, Professor für Medizinmanagement<br />
an der Uni Duisburg-Essen (Passauer Neue Presse<br />
vom 22. Januar 2014, S. 4): „Es gibt Anreizwirkungen<br />
durch das Fallpauschalensystem, mehr zu<br />
operieren. Wir haben in einer Studie festgestellt,<br />
dass insbesondere in den Fällen das Wachstum<br />
sehr hoch war, bei denen man durch Mengenausweitung<br />
besonders leicht Deckungsbeiträge erzielen<br />
kann, weil die Fixkosten hoch, die Kosten des<br />
einzelnen Falls aber gering sind.“<br />
Foto: © Frauenhoferinstitut<br />
Diese Tendenz des vermehrten Operierens<br />
führt mitunter dazu, dass Patienten, die sich nach<br />
der Operation nicht schnell genug erholen, zu früh<br />
entlassen werden. Denn jeder verlängerte Klinikaufenthalt<br />
verursacht Mehrkosten, die durch die<br />
Fallpauschale nicht ausreichend abgedeckt sind.<br />
Gerade wenn die Wundheilung des Patienten noch<br />
nicht ausreichend ist, kann eine zu frühe oder gar<br />
„blutige“ Entlassung zu einer weiteren Verschlechterung<br />
des Gesundheitszustandes führen – mit der<br />
Folge, dass der Patient erneut stationär aufzunehmen<br />
ist. Jede Neuaufnahme löst aber eine neue<br />
Fallpauschale aus.<br />
Wie ist eine überflüssige Operation rechtlich zu<br />
beurteilen? Liegt dem Krankenhausaufenthalt ein<br />
medizinisch nicht indizierter Eingriff zugrunde, so<br />
sind nach Auffassung der Rechtsprechung besonders<br />
hohe Anforderungen an die Grundaufklärung<br />
des Patienten zu stellen (vgl. nur OLG München,<br />
Az. 1 U 4853/02, OLGR 2004, S. 126; OLG Düsseldorf,<br />
NJW-RR 2003, S. 1331, 1332). Ganz allgemein<br />
gilt: „Je weniger dringlich der Eingriff sich<br />
– nach medizinischer Indikation und Heilungsaussicht<br />
– in zeitlicher und sachlicher Hinsicht für den<br />
Patienten darstellt, desto weitergehend ist das<br />
Maß und der Genauigkeitsgrad der Aufklärungspflicht“<br />
(vgl. Geiß/Greiner, Arzthaftpflichtrecht,<br />
5. Aufl., S. 202, Rn 8).<br />
Foto: © FAsklepion Klinikum Bad Abbach<br />
War früher bei einer<br />
erheblichen Hüftarthrose<br />
das weitere Leben mit<br />
Krücken oder im Rollstuhl<br />
vorgezeichnet, so kann<br />
heute eine Endoprothese<br />
ein relativ beschwerdefreies<br />
Weiterleben ermöglichen.<br />
Zu frühe<br />
Entlassungen<br />
können erneut<br />
zu stationären<br />
Aufenthalten<br />
führen.<br />
Das löst eine<br />
neue Fallpauschale<br />
aus<br />
Z für Zukunft<br />
5
Leitthema<br />
Foto: © AOK-Mediendienst<br />
Foto: © www.simens.com/presse<br />
Die hohen<br />
Investitionskosten für<br />
eine moderne High-<br />
Tech-Ausstattung<br />
wird für viele<br />
Kreis<strong>krank</strong>enhäuser<br />
zum Überlebenskampf<br />
Erst vor Kurzem hat das Oberlandesgericht<br />
(OLG) Köln mit Urteil vom 18. September 2013 - 5<br />
U 40/13 - diese Rechtsprechung bestätigt:<br />
„Unterlässt ein behandelnder Arzt gegenüber<br />
dem Patienten eine Aufklärung darüber, dass eine<br />
von ihm vorgesehene Behandlung über das Maß<br />
des medizinisch Notwendigen hinausgeht, so ist er<br />
seinem Patienten gegenüber zum Schadensersatz<br />
wegen vertraglicher Pflichtverletzung verpflichtet.<br />
Der Schaden umfasst dabei auch die Kosten dieser<br />
medizinisch nicht indizierten Behandlung.“<br />
Dennoch wird in Deutschland weiterhin unnötig<br />
viel operiert, weil aufgrund des hohen<br />
Kostendrucks der Krankenhäuser der Rubel<br />
rollen muss. Die bekannte US-amerikanische Moseley-Studie<br />
zu Kniegelenksoperationen aus dem<br />
Jahre 2002 (NEJM 2002 347, S. 81 ff.) hat nachgewiesen,<br />
dass eine arthroskopische Revisionsoperation<br />
die Beschwerden des Patienten nicht besser<br />
lindert, als wenn diese gar nicht vorgenommen<br />
wird, sofern nicht ausnahmsweise ein Fall einer<br />
durch Einklemmung verursachten Bewegungseinschränkung<br />
vorliegt. Diese Ergebnisse wurden<br />
durch eine Studie kanadischer Forscher bestätigt.<br />
Die Ergebnisse dieser Studien wurden mehrfach<br />
im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht, so<br />
dass es jedem Chirurgen bewusst sein müsste,<br />
dass es – außer im Fall von Einklemmungen – bei<br />
Meniskusproblemen meist überhaupt keiner Knieoperation<br />
bedarf. Bezeichnend ist, dass viele<br />
Ärzte an sich selbst derartige operative Eingriffe<br />
nicht ohne Not vornehmen lassen.<br />
Der Verfasser dieses Artikels vertrat vor einiger<br />
Zeit einen Patienten vor dem OLG München (Az.<br />
1 U 3057/09), der sich aufgrund einer aktivierten<br />
Arthrose nach einer fehlerhaften Knorpelglättung<br />
ohne vorherige Einklemmungserscheinungen nur<br />
noch mit Gehhilfen fortbewegen konnte. In der<br />
mündlichen Verhandlung wurde der gerichtlich<br />
bestellte Sachverständige, zugleich Chefarzt für<br />
Chirurgie, mit der oben erwähnten Moseley-Studie<br />
konfrontiert, um so die Fehlerhaftigkeit der Operation<br />
wegen fehlender OP-Indikation zu begründen.<br />
Geschickt fragte der gerichtliche Gutachter den<br />
ebenfalls anwesenden Privatgutachter des Patienten,<br />
Chefarzt eines weiteren Krankenhauses,<br />
ob dieser in derartigen Fällen denn nicht selbst<br />
auch operiert hätte. Der Privatgutachter schwieg<br />
daraufhin; offenbar hätte er aufgrund der Vorgaben<br />
seiner Krankenhausverwaltung derartige Fälle<br />
in seinem Haus ebenfalls operiert. Im Ergebnis<br />
wurde in dem Verfahren daher zwar ein Aufklärungsfehler<br />
festgestellt, nicht aber ein Behandlungsfehler<br />
wegen der unnötig durchgeführten<br />
Operation. Das OLG hatte offensichtlich nicht den<br />
Mut, durch ein wegweisendes Urteil die Fehlentwicklung<br />
im Gesundheitswesen zu korrigieren.<br />
Eine weitere Ursache für unnötig vorgenommene<br />
Operationen können bestimmte Fallzahlen<br />
für Operationen sein, die Ärzte benötigen, um<br />
ein Spezialisierungszertifikat zu erlangen. Zudem<br />
erhalten Chefärzte von Krankenhäusern oftmals<br />
Boni, die vom Erreichen zuvor festgelegter<br />
Zahlen für bestimmte Operationen abhängig sind.<br />
Kein chirurgischer Bereich ist von unnötigen<br />
Operationen ausgenommen. Ein weiterer Fall aus<br />
der Kanzlei des Verfassers: Ein Patient störte sich<br />
am Anblick seiner sich kreuzenden Schneidezähne.<br />
Konservativ war tatsächlich keine Abhilfe möglich.<br />
Dem Privatpatienten wurde eine komplizierte<br />
Umstellungsoperation der Kieferknochen empfohlen<br />
und durchgeführt, die zu Nervverletzungen im<br />
Gesichtsbereich und zu mehrfachen Nachoperationen<br />
führte. Mit wesentlich geringerem operativem<br />
6 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Aufwand hätten hier alternativ die beiden Frontzähne<br />
gezogen und Implantate eingesetzt werden<br />
können. Dies zeigt, dass überflüssige Operationen<br />
auch Folgeprobleme oder gar weitere Behandlungsfehler<br />
nach sich ziehen können.<br />
Der immer höhere Kostendruck im Gesundheitssystem<br />
wird für viele Kreis<strong>krank</strong>enhäuser<br />
zum Überlebenskampf. Dies lässt die Anzahl<br />
der durchgeführten Operationen ansteigen,<br />
wobei der Operationsablauf vermehrt Züge<br />
einer Fließbandtaktung des Behandlungsguts<br />
Mensch annimmt. Die Ökonomisierung des Gesundheitssektors<br />
höhlt damit das von der caritas<br />
geprägte christliche Menschenbild immer mehr<br />
aus, das sich durch ein echtes Bemühen um das<br />
Patientenwohl entsprechend dem Gleichnis vom<br />
barmherzigen Samariter auszeichnet.<br />
Auch wenn in der Öffentlichkeit der Patient und<br />
seine Rechte propagiert werden, so zuletzt im Februar<br />
2013 anlässlich der Einfügung des sog. Patientenrechtegesetzes<br />
in die §§ 630a ff. des Bürgerlichen<br />
Gesetzbuchs (BGB), geht es Krankenhäusern<br />
wie Krankenkassen oftmals vorrangig leider nur<br />
um eines: mit der Krankheit des Patienten viel<br />
Geld zu verdienen bzw. einzusparen. Nicht nur<br />
Menschen, die <strong>krank</strong> sind, bedürfen daher (oft,<br />
nicht immer) einer Operation; auch das Gesundheitssystem<br />
selbst muss einem Eingriff mit dem<br />
Skalpell unterzogen werden.<br />
<strong>Was</strong> praktisch tun?<br />
Um einen wirksamen Schutz vor überflüssigen<br />
Operationen zu erreichen,<br />
sollte sich ein Patient vor einem geplanten<br />
operativen Eingriff über alle Behandlungsalternativen,<br />
d. h. über andere Operationsarten,<br />
wie auch über konservative, also nicht-operative<br />
Therapien zur Behebung des Grundleidens sowie<br />
über die speziellen Risiken jeder Therapieform<br />
ausführlich beraten lassen und zwar von dem<br />
Arzt, der den Eingriff vornehmen will. Die Aufklärung<br />
sollte in zeitlich so ausreichendem Abstand<br />
vor dem Eingriff erfolgen, dass der Patient<br />
noch die Möglichkeit hat, sich auch anders zu<br />
Foto: © AOK-Mediendienst<br />
entscheiden. Es wird empfohlen, sich den Aufklärungsbogen<br />
mit der Dokumentation des Arztes<br />
aushändigen zu lassen; hierauf besteht nach §<br />
630e Abs. 2 S. 2 BGB ein gesetzlicher Anspruch.<br />
Auch kann die Einholung einer Zweitmeinung bei<br />
einem anderen Mediziner von Vorteil sein.<br />
Dr. jur. Marcel Vachek aus Passau ist Fachanwalt für<br />
Medizinrecht und Vertrauensanwalt der Stiftung Gesundheit.<br />
Die Kanzlei Dr. Vachek Rechtsanwälte (www.kanzlei-vachek.de)<br />
vertritt im Arzthaftungsrecht bundesweit ausschließlich die<br />
Patientenseite.<br />
Krankenhäusern<br />
wie Krankenkassen<br />
geht es<br />
oftmals nur um<br />
eines: mit der<br />
Krankheit des<br />
Patienten viel<br />
Geld zu verdienen<br />
bzw.<br />
einzusparen<br />
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Z für Zukunft<br />
7
Werte & Gesellschaft<br />
Staatlich verordneter<br />
Kindesmissbrauch<br />
Frühsexualisierung: Warum tun wir unseren Kindern das an?<br />
Christa Meves<br />
Das<br />
aufgebesserte<br />
Budget ist<br />
uns wichtiger als<br />
ein zufriedenes,<br />
glückliches Kind<br />
auf dem Schoß<br />
seiner Mutter!<br />
Wenn Sie wissen wollen,<br />
<strong>was</strong> die Gender-Ideologie<br />
beabsichtigt, sollten Sie dieses<br />
Buch von Gabriele Kuby lesen.<br />
Gebunden, 456 S. 19,95<br />
http://shop.agentur-pji.com<br />
Jeder Mensch in unserem Kulturkreis weiß:<br />
Kinder sind Geschöpfe, die sich in einem<br />
langen Werdeprozess entfalten. Ähnlich wie<br />
bei Pflanzen ist auch ihre Ausgestaltung davon<br />
abhängig, dass sie zunächst einmal Wurzeln<br />
bilden, um für spätere Lebensstürme die nötige<br />
Standfestigkeit entwickeln zu können. Sie sind<br />
zuerst zarte Hälmlein, die des Schutzes gegen<br />
grobe Einwirkungen von außen bedürfen, um<br />
sich kräftig und <strong>gesund</strong> entfalten zu können. Für<br />
die Spezies Mensch ist dafür als Nest und wärmendes<br />
„Treibhaus“ die Familie der angemessene<br />
und geeignete Ort.<br />
Dass das so und nicht anders ist, hat die<br />
Menschheit längst aus Erfahrung lernen können.<br />
Deshalb ist es geradezu erschreckend, wie sich<br />
unsere Zeitgenossen herausnehmen, das nicht<br />
mehr für zwingend notwendig zu halten. Und wie<br />
sie sich daran <strong>mach</strong>en, bereits die Kleinkinder in<br />
Kollektiven unterbringen zu wollen, damit die<br />
Mütter nach der Geburt des Kindes rasch wieder<br />
der Wirtschaft zur Verfügung stehen können.<br />
Einhellig und mit einer Vielzahl wissenschaftlicher<br />
Nachweise hat sich aber herausgestellt: Eine<br />
solche gefährliche Umgangsweise des Staates mit<br />
Kindern – besonders durch frühen „heimatlosen“<br />
Aufenthalt in Einrichtungen wie Krippen<br />
– riskiert, dass der Mensch lebenslänglich anhaltende<br />
seelische Beeinträchtigungen erleidet.<br />
Langzeitstudien in den USA haben ergeben,<br />
dass Kinder, je länger, je früher, je ausschließlicher<br />
sie der noch benötigten Wärme der „Heimat“<br />
Familie verlustig gehen, im Erwachsenenalter<br />
umso weniger leistungs-, bindungs- und<br />
liebesfähig sind.<br />
Ja, um Himmels willen, warum tun wir unseren<br />
Kindern das an? Warum nimmt eine Gesellschaft<br />
diese Minderung ihrer Kraft in Kauf? Warum<br />
lässt man Eltern so uninformiert mit dann<br />
schwierigen und schulisch weniger erfolgreichen<br />
Kindern in ihr Unglück abgleiten? Für Krippenkinder<br />
ist die tägliche Trennung von der Mama<br />
ein sich immer wiederholender Stress. Unruhe,<br />
Unzufriedenheit, Wut und Traurigkeit in dieser<br />
Prägungsphase nisten sich so als ständige Lebensbegleiter<br />
in die Kindergehirne und -seelen<br />
ein. Leichtfertig und kurzsichtig nehmen wir<br />
das Schreien der Kleinen, nehmen wir ihr Weinen:<br />
„Mama, wo bist du, Mama, wo bleibst du?“<br />
in Kauf. Die Erwerbstätigkeit der jungen Mütter<br />
und das aufgebesserte Budget sind uns wichtiger<br />
als ein zufriedenes, glückliches Kind auf dem<br />
Schoß seiner Mutter!<br />
Aber nicht nur damit muten wir unseren Kindern<br />
heute Unerträgliches zu. So gibt es seit 40<br />
Jahren für unsere Grundschulkinder Pflichtunterricht<br />
in „Sexualerziehung“. Es ist eine gefährliche<br />
Verfrühung und Übertreibung, Kinder bereits in<br />
diesem Alter sexuell zu stimulieren. Wenn z. B.<br />
die Grundschullehrer viele Schulstunden mit einer<br />
detaillierten, fast wissenschaftlich-biologischen<br />
Information über geschlechtliche Vorgänge<br />
füllen, ist das bedenklich. So sind farbige Filme<br />
über die Geburt aus der Sicht des Gynäkologen<br />
unangebracht. Sie können sogar schockieren.<br />
Verfrühter unangemessener Unterricht dieser<br />
Art kann zu früh den Sex in den Vordergrund rücken;<br />
so können sich Störungen in der sexuellen<br />
Identität herausbilden. Es kann doch nicht Unterrichtsziel<br />
sein, dass in den Mädchen eine<br />
von Ekel begleitete Abneigung vor sexuellen<br />
8 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Werte & Gesellschaft<br />
Foto: © flickr/Miguel Edreira Castro<br />
Beziehungen, vor Schwangerschaft und Geburt<br />
entsteht! Es ist eine nicht zu verantwortende<br />
Verfrühung, wenn Kinder im Kindergarten oder<br />
im Grundschulunterricht so drastisch mit der Sexualität<br />
der Erwachsenen konfrontiert werden oder<br />
wenn man sie gar durch sexuelle Spielereien in diese<br />
einzuführen sucht. Zwar kann bei Kindern dieses<br />
Alters schon sexuelle Erregung ausgelöst werden;<br />
vor der Geschlechtsreife bedarf dies allerdings<br />
noch überoptimaler Reize. Auch hier gilt die Regel<br />
der Verhaltensforscher: Der äußere Reiz muss umso<br />
stärker sein, je geringer die innere Bereitschaft ist,<br />
wenn Wirkungen erzeugt werden sollen.<br />
Sexuelle Reizung von Kindern hat aber eine<br />
gefährliche Wirkung: Durch Verfrühung und<br />
Übertreibung entsteht eine Abspaltung, eine<br />
Verselbstständigung der sexuellen Funktion.<br />
Sie bekommt die Gewichtigkeit eines Kitzels, der<br />
später zunehmend suchtartig nach immer stärkerer<br />
Stimulation verlangt. Deshalb ist auch die<br />
Freigabe der Pornografie so verhängnisvoll gewesen;<br />
denn seitdem ist besonders über das Internet<br />
Kindern eine Flut von Pornografie zugänglich geworden,<br />
<strong>was</strong> sie später in die Sackgasse von Sexualsüchten<br />
führen kann.<br />
Mit Sexualität ist es wie mit allen menschlichen<br />
Grundtrieben: Isoliert man sie, setzt man sie<br />
absolut, so beginnt sie zu wuchern und beraubt<br />
den Menschen seiner Freiheit. Sein Wille erweist<br />
sich dann allzu oft zu schwach gegenüber dem<br />
aufgereizten und als absolut gesetzten Sexualtrieb.<br />
Er verselbstständigt sich und zwingt so den<br />
Menschen in die Sucht. An den Trieb gefesselt<br />
verliert der Mensch seine Willensfreiheit. Nicht<br />
er ist in der Lage, den Trieb zu beherrschen, sondern<br />
dieser beherrscht ihn. Die überhöhte Sexualität<br />
bleibt auf das Kind fixiert; ein Teil seiner<br />
Seele bleibt infantil. Durch die Störung der sexuellen<br />
Identität können später pädophile Bedürfnisse<br />
und andere Perversionen entstehen.<br />
Der Mainstream verherrlicht das als sexuelle<br />
Vielfalt, von der Gesellschaft wird verlangt,<br />
dies ohne Widerrede hinzunehmen.<br />
Raub der Sicherheit, ein Junge bzw.<br />
ein Mächen zu sein<br />
Geradezu abstrus erscheint es deshalb, dass man<br />
in jüngster Zeit den Versuch <strong>mach</strong>t, den vier- bis<br />
sechsjährigen Kindern die Sicherheit in ihrer Zuordnung<br />
als Junge bzw. als Mädchen zu nehmen.<br />
Das sogenannte „Gender Mainstreaming“, das<br />
die Menschen durch Gleichheit des Geschlechts<br />
glücklicher <strong>mach</strong>en soll, ist eine absolut zerstörerische<br />
Ideologie, die aber durch Institutionen<br />
mit Milliarden von Euro jetzt als „Hauptstrom“,<br />
allgemein auf nicht-demokratischen Wege, in die<br />
Setzt man<br />
Sexualität isoliert<br />
absolut, beginnt<br />
dieser Trieb zu<br />
wuchern und<br />
beraubt den<br />
Menschen seiner<br />
Freiheit<br />
<strong>Was</strong> nützt sexuelle Vielfalt<br />
z. B. im Mathematik-<br />
Unterricht bei der Bewältigung<br />
der Herausforderungen einer<br />
Lehrausbildung?<br />
Z für Zukunft<br />
9
Werte & Gesellschaft<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
Demonstration für das<br />
Elternrecht Anfang April<br />
in Stuttgart<br />
<strong>Was</strong> hier vor sich<br />
geht, ist kollektiver<br />
Kindesmissbrauch<br />
auf<br />
staatliche<br />
Verordnung hin<br />
und von Steuergeldern<br />
finanziert<br />
nationale Politik implementiert wird. <strong>Was</strong> tun wir<br />
unseren Kindern an, wenn wir sie der Sicherheit<br />
berauben, ein Junge bzw. ein Mädchen zu sein?<br />
Es gibt immer einen großen Aufschrei, wenn<br />
einzelne Fälle von Kindesmisshandlungen an die<br />
Öffentlichkeit kommen (und ja, jeder einzelne Fall<br />
ist schändlich und in vollem Umfang zu verurteilen).<br />
Aber <strong>was</strong> hier vor sich geht, ist kollektiver<br />
Kindesmissbrauch auf staatliche Verordnung hin<br />
und von Steuergeldern finanziert, zur Zerstörung<br />
der Kinderseelen der nächsten Generation.<br />
Es ist an der Zeit, nicht weiterhin bösen Planern,<br />
verantwortungslosen Schreibtischtätern<br />
und gerissenen Geschäfte<strong>mach</strong>ern das Feld<br />
zu überlassen. Noch viele Beispiele mehr ließen<br />
sich dafür anführen, dass wir heute eine kinderfeindliche<br />
Gesellschaft geworden sind. Nur wacher<br />
Widerstand vieler mündiger Bürger kann es<br />
noch bewirken, dass einer neuen verantwortungsbewussten<br />
Umgangsweise mit unseren Kindern<br />
neu Raum gegeben wird. Daher sind Demonstrationen<br />
wie in Stuttgart, die sich gegen den<br />
(Ver-)Bildungsplan der baden-württembergischen<br />
Landesregierung wenden, so wichtig.<br />
Es lohnt sich, sich für Kinder Zeit zu nehmen,<br />
um ihnen in ihren einzelnen Entwicklungsphasen<br />
gerecht zu werden.<br />
Denn die Gesellschaft hat nur mit <strong>gesund</strong>en,<br />
glücklichen Kindern eine gedeihliche Zukunft; doch<br />
dies werden sie nur, wenn wir mit ihnen so umgehen,<br />
wie es der Schöpfer vorgegeben hat.<br />
Christa Meves, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin sowie<br />
Autorin vieler Bücher, die millionenfache Auflagen erreicht<br />
haben. Über den Verein „Verantwortung für die Familie“ und die<br />
Vielzahl ihrer Bücher erhalten Sie weiterführende Informationen<br />
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10 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Testimonial<br />
Foto: © Agentur PJI UG/xn--80aqafctrq.cc<br />
Mediziner-Weltbild-Kollision<br />
Nach ungewöhnlichen Heilungen durch Gebet wurde ein Arzt nachdenklich<br />
Peter Ischka<br />
Seit 2009 leitet Dr. med. Arne Elsen mit<br />
zwei Kollegen das Diabeteszentrum Hamburg<br />
Nord-Ost. Dr. Elsen genoss zwischen<br />
1991 und 2002 eine umfassende medizinische<br />
Ausbildung, war Assistenzarzt in der II. Medizinischen<br />
Abteilung des AK Barmbek/Hamburg<br />
(Schwerpunkt Endokrinologie/Diabetologie). In<br />
seiner Facharzt-Ausbildung zur Inneren Medizin<br />
konnte er sich den Überblick über die Er<strong>krank</strong>ungen<br />
aller inneren Organe verschaffen und wurde<br />
mit Untersuchungstechniken wie EKG, Sonografie,<br />
Magen-und Darmspiegelung, Herzecho, Pleura-<br />
und Leberpunktion vertraut sowie mit den daraufhin<br />
anzuwendenden Behandlungsmethoden.<br />
Er war als Aufnahmearzt auf der größten internistischen<br />
Notaufnahmestation Hamburgs tätig<br />
und zwei Jahre in der Abteilung für Nieren- und<br />
Hochdrucker<strong>krank</strong>ungen mit Dialysestation. Ein<br />
Jahr verbrachte er auf der diabetologischen Schulungsstation.<br />
Dr. med. Arne Elsen weiß ziemlich genau, <strong>was</strong><br />
medizinisch gesehen geht und <strong>was</strong> nicht geht.<br />
2001 er<strong>krank</strong>te er an einer beidseitigen<br />
Stirnhöhlenentzündung und litt über Monate<br />
unter hohem Fieber. Die Behandlung mit starken<br />
Antibiotika blieb erfolglos; die Entzündung<br />
hatte sich bereits chronisch festgesetzt. Ein 34<br />
Jahre alter Kollege mit demselben Krankheitsbild<br />
war sechs Wochen zuvor daran gestorben – die<br />
Entzündung war auf die Hirnhaut übergegangen,<br />
er konnte nicht mehr gerettet werden. Kollegen<br />
rieten Dr. Elsen damals dringend, sich einer Operation<br />
zu unterziehen. Das wollte dieser aber mit<br />
allen Mitteln vermeiden. Er wusste bestens, <strong>was</strong><br />
so eine OP bedeutete, hatte er doch in der HNO-<br />
Abteilung selbst Patienten operiert – auf der anderen<br />
Seite stand ihm aber der Tod des Kollegen<br />
vor Augen.<br />
Foto: © academic.ru/Waldeyer<br />
Ein Kollege<br />
von Dr. Elsen mit<br />
demselben Krankheitsbild<br />
war sechs Wochen<br />
zuvor daran gestorben.<br />
Z für Zukunft<br />
<strong>11</strong>
Testimonial<br />
am nächsten Morgen waren alle Hautausschläge<br />
weg. Medizinisch gab es da nicht viele Möglichkeiten<br />
– vor allem die ständige Behandlung mit<br />
Kortisonsalbe -, aber mit den üblichen Therapien<br />
gibt es kaum Aussichten auf Heilung, höchstens<br />
et<strong>was</strong> Linderung kann man erhoffen. Von jetzt auf<br />
nachher weg! – Das ist jedenfalls kein medizinisches<br />
Standardergebnis.<br />
Foto: © Wikipedia/Eyon<br />
„Be healed!“ ... am<br />
nächsten Morgen waren<br />
alle Hautausschläge weg.<br />
Da musste der Mediziner<br />
nachdenken.<br />
Dass<br />
durch Gebet<br />
unmittelbare<br />
Heilung erfolgen<br />
soll,<br />
das kollidiert<br />
mit dem<br />
humanistisch<br />
geprägten<br />
Weltbild der<br />
klassischen<br />
Medizin<br />
In dieser Situation lud ihn eine Bekannte zu<br />
einer Heilungsveranstaltung in eine Kirche ein:<br />
„Komm doch mit, dort wird für Kranke gebetet,<br />
vielleicht wirst du ja geheilt.“ – „Schaden wird‘s<br />
wohl nicht – weniger riskant als eine OP ist es allemal“,<br />
dachte er sich. Obwohl von Kindheit an<br />
Mitglied der evangelischen Landeskirche, bezeichnete<br />
Dr. Elsen sich als ungläubig. Zusammen<br />
mit seiner damaligen Freundin und jetzigen Frau<br />
– ebenfalls Medizinerin – brach er zur Veranstaltung<br />
auf. Dort hieß es: „Das Thema des Abends:<br />
Atemwegser<strong>krank</strong>ungen“. Wer einen Sitznachbar<br />
mit diesen Beschwerden hatte, sollte diesem die<br />
Hand auf die Schulter legen. Es folgte ein relativ<br />
einfaches Gebet: „Lieber Gott, <strong>mach</strong>e sie oder ihn<br />
doch <strong>gesund</strong>.“ Dr. Elsen kann sich nicht erinnern,<br />
dass er dabei irgendet<strong>was</strong> gespürt hätte. Aber am<br />
nächsten Morgen war das hohe Fieber weg. Auch<br />
alle anderen Beschwerden: Der Druck war weg,<br />
die Nebenhöhlen und die Nase waren frei. „Über<br />
Nacht war ich komplett <strong>gesund</strong>.“<br />
Weil das so beeindruckend war und diese<br />
Heilungsgottesdienste für mehrere Tage anberaumt<br />
waren, entschieden sich Dr. Elsen und<br />
seine Freundin, weitere Veranstaltungen zu besuchen.<br />
Er hatte auch mit Neurodermitis zu<br />
kämpfen. Ausgerechnet darum ging es am zweiten<br />
Abend: um Hauter<strong>krank</strong>ungen. Dr. Elsen war<br />
verwundert, wie das auf seine Bedürfnisse abgestimmt<br />
zu sein schien. Es waren mehr Besucher<br />
gekommen als am Vorabend. Am Ende hieß es:<br />
„Be healed!“ Wieder war nichts zu spüren, aber<br />
Spätestens jetzt wurde der Mediziner nachdenklich.<br />
Immerhin wusste er, <strong>was</strong> medizinisch<br />
geht und <strong>was</strong> nicht. Als Arzt hat man mit Wundern<br />
nichts am Hut. Auch bei seinen Kollegen hatte er<br />
nie davon gehört, Gebet als Behandlungsmethode<br />
in Betracht zu ziehen. Dass Glauben als solcher <strong>gesund</strong>heitsfördernd<br />
wirkt, war natürlich bekannt,<br />
aber dass durch ein Gebet unmittelbare Heilung<br />
erfolgen soll, das kollidierte mit dem humanistisch<br />
geprägten Weltbild der klassischen Medizin.<br />
Dr. Elsen litt auch an einer Schilddrüsenüberfunktion.<br />
Um sich den langen Heilungsgottesdienst zu ersparen,<br />
beschloss er, vor der nächsten Veranstaltung<br />
den Heilungsprediger um ein kurzes Gebet zu bitten.<br />
„Nein, so läuft das nicht, außerdem geht es heute um<br />
Kinder und nicht um Schilddrüsen“, entgegnete der<br />
Prediger. Der Höflichkeit halber blieb Dr. Elsen trotzdem,<br />
wurde aber diesmal nicht geheilt.<br />
Das Erlebte konnte er überhaupt nicht in sein<br />
Denkkonzept integrieren. So deckte er sich mit<br />
Bücher und DVDs ein, um herauszufinden, welche<br />
sachdienlichen Hinweise daraus zu entnehmen<br />
wären. Der Prediger empfahl darin, regelmäßig<br />
das Wort Gottes (die Bibel) zu lesen und mit<br />
Christen ins Gespräch kommen. Womit Dr. Elsen<br />
sofort begann, um mehr darüber herauszufinden,<br />
<strong>was</strong> es mit dem christlichen Glauben auf sich hätte<br />
– immerhin hatte er die Auswirkungen am eigenen<br />
Leibe eindeutig erlebt. Wenn et<strong>was</strong> Wirkung<br />
zeigte, wollte er das als gewissenhafter<br />
Arzt nicht ignorieren, wollte herausfinden, wie<br />
er das in seiner Praxis umsetzen könnte.<br />
Heute ist Dr. Elsen ein starker Verfechter des<br />
christlichen Glaubens. Wobei er in der Schulmedizin<br />
keinen Gegensatz zum Heilungsgebet sieht:<br />
„Gott heilt auch durch Ärzte.“ Erst im Zusammenspiel<br />
ergibt sich für Dr. Elsen ein sinnvolles<br />
12 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Testimonial<br />
Ganzes. Bei Gebet ohne Schulmedizin würde<br />
man einige Möglichkeiten nicht nutzen – aber<br />
Schulmedizin ohne Glauben, das ist für ihn<br />
heute eine große Einschränkung. Im Rückblick<br />
kann er sich nicht mehr vorstellen, wie man Arzt<br />
sein kann, ohne gläubig zu sein. So oft kommt man<br />
an die Grenzen des Machbaren, und immer wieder<br />
sieht man Verläufe, die medizinisch nicht zu erklären<br />
sind. Man nennt es dann einen „erfreulich positiven<br />
Verlauf, der statistisch nicht zu erwarten ist“.<br />
Wunder oder Heilung, das ist natürlich kein Terminus<br />
im medizinischen Sprachgebrauch.<br />
Der Tipp von Dr. Elsen für alle,<br />
die mit Glauben nichts am Hut haben:<br />
„Sie müssen nichts glauben, das ist die gute<br />
Nachricht. Gottes Wort ist auch dann wahr, wenn<br />
Sie es nicht glauben. Tun Sie einfach nur mal so<br />
– als Experiment, beten Sie versuchsweise, aber<br />
regelmäßig zu Gott: ‚Wenn es dich gibt ...‘. Nach<br />
kurzer Zeit werden Sie deutliche Veränderungen<br />
wahrnehmen. So habe ich es am Anfang selbst ge<strong>mach</strong>t<br />
und nach den ersten Erfolgen ist man dann<br />
spontan dazu geneigt, das Experiment zu verlängern.<br />
Ich hab einfach mal so getan, als würde es<br />
Gott geben. Es bestätigt sich, Gott antwortet,<br />
wenn wir nach ihm fragen.“<br />
Praktische Beispiele:<br />
Dr. Elsen kam mit jemandem in Kontakt, der<br />
seit 1948 aufgrund einer Kinderlähmung einen<br />
Klumpfuß hatte. Das bedeute für diesen Mann<br />
einen Absatzunterschied von 7,5 cm. Seit Jahrzehnten<br />
benötigt er einen orthopädischen Schuh,<br />
hatte Schmerzen und Durchblutungsstörungen.<br />
Nachdem Dr. Elsen für ihn gebetet hatte, war die<br />
Durchblutung sofort in Ordnung, die Schmerzen<br />
verschwanden und der Absatzunterschied verringerte<br />
sich auf vorerst sechs Zentimeter. Dem<br />
Mann wurde empfohlen, auf seinen orthopädischen<br />
Schuh zu verzichten und auf handelsübliche<br />
Sportschuhe umzusteigen sowie regelmäßig<br />
Jesus im Gebet zu danken. Zwei Tage später war<br />
der Fuß normal.<br />
Einem Ehepaar hat Dr. Elsen empfohlen, mit<br />
der Erinnerungshilfe durch einen Timer Jesus<br />
Foto: © www.schuhservice-kliegl.ch<br />
alle zehn Mi-<br />
nuten zu danken. Sie<br />
ließen sich eher dazu überreden, als dass sie davon<br />
überzeugt gewesen wären. Bei der nächsten<br />
Begegnung drei oder vier Wochen später bestätigten<br />
sie, dass sie es ausprobiert hätten, aber:<br />
„Es ist nichts passiert!“ Da erinnerte die Ehefrau<br />
ihren Mann: „Als wir das letzte Mal hier waren,<br />
waren wir so gut wie pleite, die Firma sollte<br />
verkauft werden. Seitdem hast du einen Auftrag<br />
nach dem anderen erhalten.“ Das Blatt hatte sich<br />
total gewendet.<br />
In der ersten Etage in der Bramfelder Chaussee<br />
238-242 befindet sich das Diabeteszentrum<br />
Hamburg Nord-Ost; in der zweiten Etage ist das<br />
„Zentrum für Glaube und Heilung“, dessen Vorstand<br />
ebenfalls Dr. Arne Elsen ist. Von morgens<br />
bis abends treffen hier Menschen ein, die das Gebet<br />
um Heilung suchen; sie werden von Teams betreut.<br />
Manche scheuen nicht eine lange Anreise,<br />
einige kommen sogar aus dem Ausland.<br />
Dr. Arne Elsen ist auch als Referent sehr gefragt.<br />
Nahezu jedes Wochenende ist er unterwegs<br />
und berichtet von den außergewöhnlichsten Glaubenserfahrungen.<br />
Immer erklärt er die Ursache<br />
dieser Ereignisse mit der Liebe Gottes, die mit einer<br />
engen Beziehung zu Jesus Christus im Zusammenhang<br />
steht. Nach jedem Vortrag betet er für<br />
Kranke und viele erfahren Heilung, manche spontan<br />
und andere im Lauf der nächsten Zeit.<br />
www.dr-elsen-veranstaltung.de<br />
www.glaube-und-heilung.de<br />
Zwei Tage nach dem Gebet<br />
war der Absatzunterschied<br />
von 7,5 cm ausgeglichen.<br />
Heute kann er<br />
sich nicht mehr<br />
vorstellen, wie<br />
man Arzt sein<br />
kann, ohne<br />
gläubig zu<br />
sein<br />
Z für Zukunft<br />
13
Glaube & Gesundheit<br />
Foto/Screenshot: © Icon Production<br />
„Vater, vergib ihnen,<br />
denn sie wissen nicht,<br />
<strong>was</strong> sie tun!“<br />
Die Macht der Vergebung<br />
Man kann über Vergebung reden oder aber in Vergebung leben. „Vergeben“ geht<br />
davon aus, dass man jemandem et<strong>was</strong> schenkt, auf das man einen Anspruch hätte.<br />
In dem Wort ist „weggeben“ im Spiel<br />
Hansjürgen Kitzinger<br />
Vergebung, das<br />
Alleinstellungsmerkmal<br />
des<br />
Christentums;<br />
keine Religion<br />
kennt das in<br />
dieser bedingungslosen<br />
Form<br />
Im „Vaterunser“ sprechen wir: „Unser tägliches<br />
Brot gib uns heute und vergib uns unsere<br />
Schuld, wie auch wir jenen vergeben, die<br />
uns unrecht getan haben.“ <strong>Was</strong> hat das tägliche<br />
Brot mit dem Vergeben von Schuld zu tun? Das<br />
kleine Wort „und“ verweist darauf, dass wir die<br />
Vergebung so nötig haben wie das tägliche Brot.<br />
Das Leben in Vergebung kennt drei Ebenen:<br />
Gott zum Menschen, Mensch zu Mensch und der<br />
Mensch zu sich selbst. Gott hat uns durch Jesu<br />
stellvertretenden Tod alle Schuld vergeben. Ohne<br />
das wäre tief greifende Vergebung nicht möglich.<br />
Paulus schreibt: „Vergebt einander, so wie auch<br />
Gott in Christus euch vergeben hat“. 1 Dieses Geschenk<br />
Gottes ist das Alleinstellungsmerkmal des<br />
Christentums; keine andere Religion kennt das in<br />
dieser bedingungslosen Form. Aber ein Geschenk<br />
wird erst zum Besitz, wenn man es angenommen<br />
hat. Wenn Gott uns vergeben hat und wir seine<br />
Vergebung angenommen haben, kommen wir in<br />
eine neue Beziehung zu ihm. Aus dieser Kraft<br />
erwächst die Befähigung, anderen Menschen zu<br />
vergeben und selbst um Vergebung bitten zu können.<br />
Ich werde selbst fähig, mir zu vergeben, wo<br />
mir mein Gewissen ständig Schuld vorhalten will.<br />
Wenn man sich seine Sünden oder Fehlentscheidungen<br />
dann trotzdem nicht vergeben kann, ist<br />
ein seelsorgerliches Gespräch empfehlenswert.<br />
Das erinnert mich an Frau Vundla, die ich 1982<br />
im südafrikanischen Soweto kennenlernte. Sie<br />
war die Frau des ANC-Chefs und hasste die Weißen<br />
aufgrund der Apartheid – wie alle Schwarzen.<br />
Nachdem sie und ihr Mann den christlichen Glauben<br />
angenommen hatten, wurden beide frei von<br />
dem Hass. Jahre später erzählte sie mir: „Meine<br />
Tochter lag eines Morgens tot im Bett.“ Der<br />
Schwiegersohn hatte sie ermordet. Das war ein<br />
unvorstellbarer Schmerz für sie. Die Warum-Frage<br />
wuchs zur Anklage gegen Gott. In ihrer tiefen<br />
Trauer hörte Frau Vundla auf, zu ihm zu beten.<br />
14 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Glaube & Gesundheit<br />
Sie wurde körperlich sehr <strong>krank</strong>. Ihr Arzt riet ihr<br />
dringend, sie solle wieder anfangen zu beten. Gehört,<br />
getan. Sie bat Gott um Vergebung, kam wieder<br />
zu Kräften und konnte genesen.<br />
„Wie oft muss ich jemandem vergeben, der mir<br />
unrecht tut? Reicht siebenmal? Jesus antwortet:<br />
Nein, siebzigmal siebenmal!“ 2 Bei einem 16-Stunden-Tag<br />
bedeutet das: jede zweite Minute. Sollte<br />
mich alle zwei Minuten jemand verletzen,<br />
bin ich aufgefordert, jedes Mal zu vergeben.<br />
Das kann ich natürlich nicht aus eigener Kraft,<br />
sondern nur, weil ich aus der unerschöpflichen<br />
Kraft von Jesus Christus schöpfen kann. Durch<br />
Non-stop-Vergeben bewahrt man sich einen freien<br />
Geist und vermeidet Schwermut. Man erspart<br />
sich die Mühe, ständig jemanden irgendet<strong>was</strong><br />
„nachtragen“ zu müssen. Denn auf Dauer ist das<br />
un<strong>gesund</strong>, wie eine alte Verletzung, die einfach<br />
nicht heilen will.<br />
Vergebung ist kein Karussell, wo immer wieder<br />
dieselben alten Geschichten aufgewärmt werden.<br />
Das Ziel der Vergebung ist Befreiung. Nur wer<br />
selbst Vergebung empfangen hat, wird sie auch<br />
gewähren können. Daher ist die Voraussetzung,<br />
die grundlegende Vergebung der elementaren<br />
Schuld der Gottesferne erfahren zu haben: „Mein<br />
Vater im Himmel, vergib mir meine Schuld, wie<br />
ich jenen vergebe, die mir gegenüber schuldig<br />
geworden sind.“ Das sprechen wir aus, wenn wir<br />
das Vaterunser beten. In seinem Kreuzestod hat<br />
Jesus Christus unsere Schuld auf sich genommen,<br />
damit uns ganzheitlich vergeben werden kann.<br />
Die Amerikanerin Rebecca Kiessling ist das<br />
Kind einer Vergewaltigung. Die Mutter versuchte<br />
drei Mal, sie abzutreiben, aber die Versuche<br />
schlugen fehl. Später suchte Rebecca nach ihrer<br />
Mutter, und als Mutter und Tochter sich endlich<br />
kennenlernten, waren sie unendlich glücklich.<br />
Rebecca konnte ihrer Mutter vergeben, weil sie<br />
selbst durch den Glauben an Jesus Vergebung erfahren<br />
hat. Die Mutter allerdings brauchte sechs<br />
Jahre, bis sie ihre Tochter ganz annehmen konnte.<br />
Der innere Heilungsprozess brauchte Zeit - aber<br />
die Macht der Vergebung war stärker als jeder<br />
Zerstörungsversuch.<br />
Foto: © flickr/Papenburger<br />
Bei der Schalom-Konferenz 2007 in Oswiecim/<br />
Auschwitz bat ich als Deutscher öffentlich polnische<br />
Menschen um Vergebung für das, <strong>was</strong> die<br />
Generation meiner Väter – und ganz konkret mein<br />
Vater – im Krieg dem polnischen Volk angetan hatte.<br />
Ein Jahr später kam eine junge Frau auf mich<br />
zu und erzählte: „Ich habe die Deutschen gehasst,<br />
denn 1939 erschossen die Nazis meinen Großvater<br />
und andere Menschen vor den Augen der Kinder.<br />
Aber als ich ihre Bitte um Vergebung hörte,<br />
begann ich umzudenken. Ich fing an, meine Tanten<br />
auszufragen, und sammelte in der Verwandtschaft<br />
Fotos von damals.“ Tereza zeigte mir die Bilder<br />
und sagte freudig: „Jetzt liebe ich die Deutschen.“<br />
– Hier fand Versöhnung statt. Vergebung ist einseitig,<br />
Versöhnung ist wechselseitig und gelingt<br />
nur, wenn auch der andere dazu bereit ist. Aber<br />
das stellt sich erst nach dem „ersten Schritt“ heraus.<br />
Hansjürgen Kitzinger, Vorsitzender vom Arbeitskreis „Suchet<br />
der Stadt Bestes“ zur Förderung für Völkerverständigung,<br />
freier Theologe, lebt in Nürnberg, verheiratet, zwei Kinder<br />
und drei Enkel. Engagiert sich<br />
für Versöhnung zwischen Polen,<br />
Deutschen und Juden. Organisiert<br />
Reisen nach Auschwitz und Israel.<br />
1) Brief an die Epheser 4,32<br />
2) Matthäus-Evangelium 18,21<br />
Foto: © Wikipedia/Air-Quad UG<br />
Vergebung ist<br />
kein Karussell,<br />
auf dem alte<br />
Geschichten<br />
immer wieder<br />
aufgewärmt<br />
werden<br />
Das staatliche Museum<br />
Auschwitz-Birkenau, des<br />
größten Vernichtungslagers des<br />
Nationalsozialismus<br />
Z für Zukunft<br />
15
Glaube & Gesundheit<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
Wer nachträgt,<br />
ist der „Leid-<br />
Tragende“<br />
Prof. Dr. Helmut Renner<br />
leitete die Abteilung<br />
für Strahlenmedizin am<br />
Klinikum Nürnberg<br />
Der Rat eines<br />
Krebsmediziners:<br />
„Vergeben Sie allen, alles und immer –<br />
das ist heilsame Selbstliebe.“<br />
Prof. Dr. H. Renner, ein bekannter Krebsmediziner,<br />
sprach von Vergebung als Teil ganzheitlicher<br />
Medizin. Für Heilung sind die seelischen und geistigen<br />
Aspekte des Menschen von großer Bedeutung.<br />
Gestörte Beziehungen zum Mitmenschen<br />
oder zu sich selbst können den Körper <strong>krank</strong><br />
<strong>mach</strong>en; 85 % aller Krankheiten haben ihre<br />
Ursachen im seelischen Bereich. Deshalb ist die<br />
körperliche Krankheit oft nur die Spitze des Eisbergs<br />
seelischer Verletzungen, die dem Menschen<br />
von anderen zugefügt wurden. Die seelische Festlegung,<br />
nicht zu vergeben, kann Ursache sein für<br />
Schmerzen im Rücken, in den Gelenken, im Magen<br />
und Darm, für Kopfschmerzen und vieles andere.<br />
Vergeben ist für jeden Kranken ein<br />
„Muss“, wenn er <strong>gesund</strong> werden will<br />
Man könnte auch sagen: „Vergeben ist Egoismus<br />
pur.“ Das ist ihr Beitrag zu ihrer eigenen Gesundheit,<br />
das ist „heilende Selbstliebe“. In psychosomatischen<br />
Zusammenhängen erkennen wir die<br />
„Macht der Vergebung“. Vergebung ist Teil einer<br />
ganzheitlichen Medizin. Eine gestörte Beziehung<br />
zu Gott, zum Mitmenschen oder zu<br />
sich selbst <strong>mach</strong>t in weiterer Folge den Körper<br />
<strong>krank</strong>. Durch Nichtvergeben schadet der Mensch<br />
vor allem sich selbst. Wer nachträgt, ist der Leid-<br />
Tragende. Das Schlüsselwort der Vergebung<br />
heißt „Ich vergebe dir“, und zwar ohne Bedingungen,<br />
ohne Wenn und Aber. Natürlich ist das<br />
nicht immer leicht, denn der zugefügte Schmerz<br />
kann sehr tief sitzen. Vergebung ist der wichtigste<br />
Schritt in diese Richtung.<br />
Viele Verletzungen liegen lange zurück und<br />
„schlummern“ im Unbewussten. Sie sind vergessen,<br />
aber nicht vergeben. Die Ablehnung eines<br />
Kindes während der Schwangerschaft kann<br />
sich bis ins Erwachsenenleben hinein auswirken,<br />
wenn z. B. eine Mutter ihr Kind abtreiben wollte.<br />
Manchmal stellen sich bei diesem Menschen erst<br />
in späteren Jahren Bitterkeit, Angst, Ablehnung,<br />
Misstrauen oder auch Depression ein; dabei ist<br />
vordergründig kaum eine Ursache zu erkennen.<br />
In ihrem Buch „Lysander – Grenzerfahrung<br />
einer Mutter“ erzählt Marianne Neeb von ihrem<br />
tiefen Schmerz nach der Tötung ihres Kindes in<br />
ihrem Leib. Sie bat Lysander und Gott um Vergebung<br />
und schreibt: „Ich weiß, dass er mir vergeben<br />
hat.“ Es lohnt sich, auch bereits Verstorbenen<br />
zu vergeben. Ein seelsorgerliches Gespräch kann<br />
dabei sehr hilfreich sein.<br />
Die Steigerung von Vergebung<br />
ist Versöhnung<br />
Vergebung ist einseitig, Versöhnung ist wechselseitig.<br />
Das Schlüsselwort für Versöhnung ist<br />
„Bitte vergib mir“. Vergebung ist immer möglich;<br />
Versöhnung wird nicht immer gelingen, wenn der<br />
andere nicht oder noch nicht bereit dazu ist.<br />
Versöhnung mit Gott dagegen ist immer möglich,<br />
weil er den ersten Schritt bereits getan hat. Gott<br />
liebt jeden Menschen, egal wie böse oder schuldig<br />
er ist. Wenn der Mensch betet und Gott um die Kraft<br />
zur Vergebung bittet, wird er sie erhalten. Vergebung<br />
und Liebe hängen zusammen. Liebe zum<br />
Nächsten wächst durch Vergeben.<br />
16 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Foto: © Qujas - fotolia.com<br />
Vergeben oder vergessen?<br />
„Ich will vergeben, aber vergessen kann ich es nicht!“<br />
Ein Spruch, oft gehört, vielleicht auch selbst gesagt.<br />
Eberhard Platte<br />
Unter den Teppich<br />
kehren, das ist sicher<br />
keine Lösung<br />
Ist Vergebung ein Übertünchen eines dreckigen<br />
Untergrunds? Ein Frühjahrsputz? Ein unter<br />
dem Teppich kehren? Ausradieren? Oder<br />
ein bloßes „Wegdenken“?<br />
Wer <strong>mach</strong>t den ersten Schritt? <strong>Was</strong>, wenn der<br />
andere nicht vergeben will? Oder Vergebung<br />
nicht annimmt? Wie oft soll und kann ich vergeben?<br />
Bin ich bei Vergebung nicht der Dumme?<br />
Muss immer ich nachgeben, „um des lieben Friedens<br />
willen“ alles erdulden?<br />
Vergebung ist ein Thema, das uns alle angeht,<br />
im Alltag – in der Familie, am Arbeitsplatz, in der<br />
Nachbarschaft. Wer sehnt sich nicht nach einem<br />
friedlichen Miteinander? Doch scheitern wir oft,<br />
weil wir die Unversöhnlichkeit im anderen vermuten.<br />
Wir wollen, dass der andere sich ändert, bevor<br />
wir bereit sind zu vergeben. Aber Vergebung<br />
fängt immer bei einem selbst an!<br />
Der Rucksack meiner Vergangenheit<br />
Da steht Steffi vor mir und strahlt mich an. Sie<br />
hatte ein schweres Leben. Die Mutter starb schon<br />
früh, der Vater war Alkoholiker, der Bruder heroinabhängig.<br />
Sie selbst hatte in einer lesbischen<br />
Beziehung gelebt. Sie fand zum Glauben an Jesus<br />
Christus und ihr Leben veränderte sich total.<br />
Heute ist sie verheiratet, hat mehrere Kinder<br />
und kümmert sich mit ihrem Mann um Menschen,<br />
die ebenfalls Schweres erlebt haben und daran<br />
zu zerbrechen drohten. „Steffi“, frage ich, „warum<br />
strahlst du so?“ – „Warum sollte ich mich<br />
nicht freuen?“, fragt sie fröhlich zurück. „Ich hab‘<br />
durch Gottes Vergebung keine Vergangenheit<br />
mehr, nur noch eine herrliche Zukunft!“<br />
Vergebung ist eine radikale Sache. Der Rucksack<br />
meiner Vergangenheit könnte am Kreuz von<br />
Jesus hängen, und in der Tat: Wer´s glaubt, wird<br />
selig! Jesus ließ sich bewusst an meiner Stelle<br />
Aus der<br />
Perspektive<br />
Gottes ist<br />
Vergebung<br />
eine geradezu<br />
juristische<br />
Angelegenheit<br />
Z für Zukunft<br />
17
Leitthema<br />
In die<br />
See des<br />
Vergessens<br />
Wenn wir Gott um<br />
Vergebung bitten,<br />
wirft er die Schuld in<br />
die Tiefen des Meeres.<br />
Verzichten Sie auf einen<br />
Tiefsee-Tauchgang<br />
Mount Everest<br />
8 848 Meter über dem<br />
Meeresspiegel<br />
Marianengraben<br />
Tiefe<br />
<strong>11</strong> 035 Meter unter<br />
dem Meeresspiegel<br />
hinrichten, damit mir vergeben werden konnte.<br />
Hier wird nicht aus Mitleid ein Auge zugedrückt,<br />
das ist kein „Fünfe-gerade-sein-Lassen“,<br />
kein „Da-wächst-schon-Gras-drüber“.<br />
Vergebung aus der Perspektive Gottes ist eine<br />
geradezu juristische Angelegenheit: Ein anderer<br />
übernimmt die Verantwortung und die Schuld für<br />
meine Verfehlungen und wird an meiner Stelle bestraft.<br />
Damit mir meine Schuld vergeben werden<br />
kann, ließ Gott seinen Sohn an meiner Stelle sterben!<br />
Brutal, nicht wahr?! Vergebung ist total radikal.<br />
Vergeben tut weh! Das ist nichts für Weicheier.<br />
Gott hat es sich alles kosten lassen, damit ich<br />
Vergebung meiner Schuld erhalten kann.<br />
Warum tun wir uns so schwer,<br />
Vergebung anzunehmen?<br />
Sind wir zu stolz, um dieses heilsame Geschenk<br />
ohne Gegenleistung anzunehmen? Lieber quält<br />
man sich weiter mit der Vergangenheit herum<br />
und müht sich mit dem Rucksack der Altlasten<br />
ab. Therapeuten helfen vielleicht, in den Rucksack<br />
hineinzuschauen, und haben Ideen, wie man<br />
„die Vergangenheit aufarbeiten“ könnte. Aber der<br />
Rucksack wird trotzdem immer schwerer.<br />
Sind wir Tiefseetaucher?<br />
„Wer ist ein Gott wie du, der Schuld vergibt und<br />
© Z-Grafik<br />
Vergehen verzeiht .... Er wird sich wieder über<br />
uns erbarmen, ... und du wirfst alle ihre Sünden in<br />
die Tiefen des Meeres!“ 1 Eine gute Frage! Wer ist<br />
ein Gott wie dieser, der so radikal Schuld vergibt?<br />
Denn es gibt viele Götter, alleine im Hinduismus<br />
sind es Millionen, und sie vergeben nichts.<br />
Der tiefste Punkt des Ozeans im Marianengraben<br />
reicht <strong>11</strong>034 Meter in die Tiefe. Um sich<br />
das Ausmaß zu verdeutlichen: Selbst der höchste<br />
Berg, der Mount Everest mit seinen 8848 Metern,<br />
würde darin mühelos verschwinden! Es ist unmöglich,<br />
sich dort aufzuhalten. Der <strong>Was</strong>serdruck<br />
ist einfach zu hoch.<br />
Dieses Bild zeigt: Für die Sünden, die Gott<br />
vergeben hat, gibt es ein absolut endgültiges<br />
Lager, viel sicherer und unzugänglicher als<br />
,Gorleben‘. Gott sagt: „Ich vergebe dir deine<br />
Sünden und lagere sie an einem Ort, an den du<br />
nie wieder hinkommst.“<br />
Vergebung bedeutet: Ihre Sünden sind weg,<br />
Sie können sie nicht wieder hervorholen! Das<br />
sollen Sie auch gar nicht. Also verzichten Sie am<br />
besten gleich auf einen Tiefsee-Tauchgang.<br />
Wie aber werde ich mit der Schuld<br />
anderer fertig?<br />
Ich denke an ein Ehepaar, das 28 Jahre verheiratet<br />
war. Die erwachsenen Kinder waren aus<br />
dem Haus, da brach eine über Jahre unterdrückte<br />
Schwierigkeit auf. Die Ehe zerbrach. Als ich<br />
sie nach den Ursachen fragte, kamen geradezu<br />
lächerliche Argumente: „Er dreht nie die Zahnpastatube<br />
zu!“ – „Sie hängt die Bilder immer<br />
schief auf, nur um mich zu ärgern!“ – „Er lässt<br />
seine Socken im Bad liegen.“ Ich dachte: „Bin ich<br />
im Kindergarten? Wie können erwachsene Menschen<br />
so miteinander umgehen?“<br />
Aber wo lagen die eigentlichen Ursachen? Endlich<br />
brach es aus ihr heraus: „Er ist ein Schwein!<br />
Er hat mich betrogen! Nie, nie werde ich ihm das<br />
vergessen!“ Er schüttelte sie, schrie sie an: „Wie<br />
oft, wie oft soll ich noch um Vergebung bitten? Ich<br />
halt‘s nicht mehr aus! Sie ist eine Furie. Ich kann<br />
nicht mehr!“<br />
<strong>Was</strong> war geschehen? In ihrer Verlobungszeit vor<br />
30 Jahren war er einmal mit einer Arbeitskollegin<br />
18 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
fremdgegangen. Er hatte es ihr gebeichtet, hatte<br />
sie unter Tränen um Vergebung gebeten. Sie hatte<br />
ihm vergeben. Dann hatten sie geheiratet und bekamen<br />
Kinder. Aber bei jeder passenden und unpassenden<br />
Gelegenheit hielt sie ihm sein Vergehen<br />
von damals vor und beschimpfte ihn.<br />
„Hast du ihm damals wirklich vergeben?“,<br />
fragte ich. „Ja“, kam es schluchzend, „aber ich<br />
kann es nicht vergessen! Immer und immer wieder<br />
kommen diese Gedanken und quälen mich! Es<br />
ist schrecklich. Ich dachte, ich würde es vergessen,<br />
aber ich kann‘s nicht. Er hat mich bis ins Innerste<br />
verletzt! Ich kann auch nicht mehr!“<br />
Kennen wir solche Situationen? Vielleicht<br />
nicht so krass, aber doch das Grundmuster: „Ich<br />
will ja vergeben, aber vergessen kann ich nicht!“<br />
Wie viele Ehen unserer Tage zerbrechen an dieser<br />
Not. Da hat sich ein Gedanke eingenistet und<br />
lässt uns nicht mehr los ...<br />
<strong>Was</strong> <strong>mach</strong>e ich mit meinen Gedanken?<br />
Darf ich denken, <strong>was</strong> ich will?<br />
Man hat vergeben, nur vergessen kann man<br />
nicht. Welch gutes Gedächtnis kommt da zum<br />
Vorschein. Fein säuberlich gestapelt, nach Datum<br />
sortiert hat man alle schuldhaften (obgleich verziehenen)<br />
Taten des anderen aufgetürmt. Im entsprechenden<br />
Augenblick werden diese „handfesten<br />
Argumente“ als Streitverstärker hervorgeholt<br />
und wie bei einer Kissenschlacht dem anderen<br />
wieder und wieder um die Ohren geschlagen.<br />
Nicht mehr gedenken ist mehr<br />
als vergessen!<br />
Vergebung in vollem Umfang beinhaltet, der Sünde<br />
des anderen nie mehr gedenken zu wollen, sie<br />
nie mehr hervorzuholen, um sie dem anderen vorzuhalten.<br />
Denken Sie an die Tiefen des Meeres!<br />
Bin ich dazu bereit? Dies zu tun ist schwerer, als<br />
es nur zu sagen. Sind wir bereit, auch einen Verlust<br />
hinzunehmen? Zum Beispiel den Verlust des Rechtbehaltens,<br />
oder auf Genugtuung für die verletzte<br />
Ehre zu verzichten. Wenn es um unser Recht geht,<br />
dann sind wir die totalen Gerechtigkeitsfanatiker<br />
– wie empfindliche Mimosen, die jede Ungerechtigkeit<br />
übelnehmen. Dabei vergessen wir, wie Gott<br />
Foto: © Dan Race - fotolia.com<br />
uns vergeben will! <strong>Was</strong> hat es Jesus Christus gekostet,<br />
mir zu vergeben? Sein Leben! Im „Vaterunser“<br />
beten wir: „Und vergib uns unsere Schuld, wie<br />
auch wir vergeben unseren Schuldigern!“ 2<br />
Vergebung tut weh, aber heilt!<br />
Ob mir das überhaupt bewusst ist, welchen<br />
Schmerz es Gott verursacht hat, mir zu vergeben?<br />
Aber er hat mir vergeben! Und Gott verspricht,<br />
meiner Sünden nie mehr zu gedenken,<br />
sie mir nie mehr vorzuhalten. „Ich will nie mehr<br />
daran denken!“ Werde ich anderen auch auf diese<br />
Weise begegnen können? Es würde tiefe Wunden<br />
verbinden, Verletzungen überwinden, <strong>krank</strong>e<br />
Ehen heilen und Beziehungen wiederherstellen.<br />
Wir würden vielleicht zum ersten Mal die froh<strong>mach</strong>ende<br />
Befreiung der Vergebung erfahren<br />
und endlich wieder durchatmen können.<br />
Muss ich denn immer nachgeben? Muss<br />
denn Recht nicht auch Recht bleiben?<br />
Wie hat Jesus damals gehandelt? Nur wenn es<br />
um das Recht des anderen und um die Ehre Gottes<br />
ging, hat er den Mund aufge<strong>mach</strong>t! Um mich<br />
zu erretten und mir zu vergeben, hat er auf sein<br />
Recht verzichtet.<br />
Uns wird deutlich: Die Bereitschaft, anderen<br />
zu vergeben, bedeutet, dass ich bewusst auf mein<br />
Recht verzichte! Ja, das tut weh! Aber Vergeben<br />
bewirkt einen tiefen inneren Frieden. Das sollte<br />
es uns wert sein.<br />
Foto: © Puje - fotolia.com<br />
„Ich will ja vergeben, aber<br />
vergessen kann ich nicht!“<br />
Wie viele Ehen unserer Tage<br />
zerbrechen an dieser Not.<br />
Der Klügere<br />
<strong>mach</strong>t den<br />
ersten<br />
Schritt<br />
Fein säuberlich gestapelt,<br />
nach Datum sortiert hat man<br />
alle schuldhaften Taten des<br />
anderen archiviert, um sie bei<br />
der nächsten Gelegenheit zu<br />
servieren!<br />
Z für Zukunft<br />
19
Leitthema<br />
Foto: © flickr/ Britta Beiske<br />
Bei einer Familien-<br />
Wanderung hat sich mein<br />
Vater über irgendet<strong>was</strong><br />
richtig geärgert. Grundlos<br />
hatte ich plötzlich eine<br />
Ohrfeige sitzen. Zu Hause<br />
bat er mich um Vergebung<br />
für seine falsche Reaktion.<br />
Mein Vater stieg dadurch<br />
enorm in meiner Achtung!<br />
Mildernde<br />
Umstände?<br />
„Vergiss es!“,<br />
oder:<br />
„Schwamm<br />
drüber!“,<br />
„Ich hab‘s ja<br />
nicht so<br />
gemeint!“<br />
<strong>Was</strong>, wenn der andere nicht um Vergebung<br />
bittet? Zum Vergeben gehören immer zwei: der,<br />
der schuldig wurde, und der, an dem er schuldig<br />
wurde. Vielleicht sagen Sie: „Ich will ja vergeben,<br />
aber der andere soll mal zu mir kommen.“<br />
Der Klügere <strong>mach</strong>t den ersten Schritt.<br />
Ich kann nicht erwarten, dass der andere zu mir<br />
kommt. Das Ziel aber ist Vergebung! <strong>Was</strong> ist,<br />
wenn der andere nicht um Vergebung bittet?<br />
Wenn Sie bereit sind zu vergeben, werden Sie erleben:<br />
Sie werden innerlich frei, und die Bitterkeit<br />
dem anderen gegenüber hat keine Chance<br />
mehr; das erspart Ihnen einige Geschwüre.<br />
Auch Jesus hat es so ge<strong>mach</strong>t: Am Kreuz bat er<br />
seinen himmlischen Vater, denen zu vergeben, die<br />
ihn töteten, obwohl sie noch nicht dafür um Vergebung<br />
gebeten hatten.<br />
Und wenn ich selbst schuldig werde?<br />
Wir haben – wie ich hoffe – Gott um Vergebung<br />
gebeten. Jetzt aber merken wir, dass unser Verhalten<br />
dem neuen Status möglicherweise noch<br />
nicht entspricht.<br />
Vielleicht lastet dem Ehemann, der Ehefrau,<br />
den Kindern, den Eltern, dem besten Freund oder<br />
dem Arbeitskollegen et<strong>was</strong> auf der Seele, das geklärt<br />
werden muss.<br />
Es ist ja nicht leicht, Schuld einzugestehen und<br />
für einen Fehler Verantwortung zu übernehmen.<br />
Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
Wenn Sie die Vermittlung dieser Inhalte unterstützenswert halten,<br />
sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />
Konto-Nr. 490 155 68, BLZ 610 50000, KSK GP.<br />
SWIFT: GOPS DE 6G IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />
Wir versuchen es mit Verharmlosung. Wir suchen<br />
nach mildernden Umständen oder anderen<br />
Gründen, damit unser Verhalten nicht so krass als<br />
Schuld dasteht. „Vergiss es!“, oder: „Schwamm<br />
drüber!“, „Ich hab‘s ja nicht so gemeint!“, „Hab<br />
dich nicht so!“, „Man ist doch auch nur ein<br />
Mensch!“<br />
Merken wir, wie schnell wir versuchen, „Gras<br />
über eine Sache wachsen“ zu lassen oder et<strong>was</strong><br />
„unter den Teppich zu kehren“? Nein, solche Ausflüchte<br />
führen nicht zur Vergebung! Um echte<br />
Vergebung von einem anderen erfahren zu können,<br />
ist ein aufrichtiges Eingeständnis nötig, ein<br />
Bekennen meiner Schuld. Ich habe den anderen<br />
verletzt, ihm geschadet, ihm wehgetan. Dann<br />
muss das ganz konkret ausgesprochen werden:<br />
„Ich bitte dich um Vergebung!“<br />
Es ist nun schon viele Jahre her, ich war damals<br />
gerade 13 oder 14 Jahre alt. Wir hatten als<br />
Familie eine Wanderung ge<strong>mach</strong>t, bei der mein<br />
Vater sich unseretwegen über irgendet<strong>was</strong> geärgert<br />
hatte. Ich weiß nicht mehr worüber. Doch<br />
plötzlich hatte ich eine Ohrfeige sitzen – übrigens<br />
die einzige, die mein Vater mir je verpasst hat.<br />
Und doch war sie nicht gerechtfertigt gewesen,<br />
da ich in diesem Augenblick nicht der Schuldige<br />
war. Ich war sauer, der Rest der Wanderung<br />
war bei mir ein einziges Grollen. Als wir zu Hause<br />
waren, kam mein Vater auf mich zu, gab mir die<br />
Hand, schaute mich an und bat mich um Vergebung<br />
für seine falsche Reaktion. Ich muss sagen:<br />
Mein Vater stieg dadurch enorm in meiner Achtung!<br />
Diese Ohrfeige zusammen mit seiner Bitte<br />
um Vergebung hat in mir eine große Wertschätzung<br />
ihm gegenüber bewirkt!<br />
Das soll uns Mut <strong>mach</strong>en, andere um Vergebung<br />
zu bitten. Neue Freundschaften würden entstehen<br />
und alte sich vertiefen!<br />
Eberhard Platte, verheiratet und Vater von vier erwachsenen<br />
Kindern und Inhaber einer Werbeagentur ist Mitbegründer einer<br />
Gefährdetenhilfe und ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe tätig.<br />
Autor zahlreicher Bücher und überregionaler Seminar-Referent<br />
1) Micha 7,18-19<br />
2) Matthäus 6,12<br />
20 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Fotos: © flickr/Hellebardius<br />
Glaube <strong>mach</strong>t <strong>gesund</strong><br />
So manches<br />
Krankenhausbett<br />
könnte leer bleiben!<br />
Der Zusammenhang zwischen Gesundheit, ethischem Verhalten und Glauben wurde<br />
seit über 45 Jahren weltweit in mehr als 200 wissenschaftlichen Studien untersucht<br />
und nachgewiesen. Das Ergebnis: Gläubige sind gesünder als Atheisten<br />
Kurt Osswald<br />
Gläubige Menschen haben deutlich weniger<br />
Krankheitstage als ihre ungläubigen<br />
Arbeitskollegen. Das könnte für Unternehmen<br />
und Krankenkassen von Interesse sein.<br />
– Wenn Gläubige er<strong>krank</strong>en, können sie mit ihren<br />
Beschwerden besser umgehen. – Menschen, die<br />
glauben, sind glücklicher. – Atheisten und Agnostiker<br />
neigen eher zu körperlichen und seelischen<br />
Gebrechen (Drogensucht, Neurosen, Depressionen),<br />
zu egoistisch-aggressivem Verhalten, und<br />
sie sind stärker selbstmordgefährdet. – Gläubige<br />
ernähren sich gesünder, bewegen sich mehr in<br />
Gottes freier Natur und sind durch ihre Kirchen in<br />
ein Beziehungsnetz eingebunden.<br />
Die WHO hat sieben Grundbedingungen für<br />
Gesundheit zusammengestellt. Für gläubige<br />
Menschen ist es vergleichsweise einfacher, diese<br />
zu erfüllen:<br />
• Stabiles Selbstwertgefühl<br />
• Positives Verhältnis zum eigenen Körper<br />
• Freundschaft und soziale Beziehungen<br />
• Intakte Umwelt<br />
• Sinnvolle Arbeit und <strong>gesund</strong>e Bedingungen<br />
• Gesundheitswissen und Zugang zur Gesundheitsversorgung<br />
• Lebenswerte Gegenwart und begründete Hoffnung<br />
auf eine lebenswerte Zukunft.<br />
<strong>Was</strong> wissenschaftliche Studien zeigen<br />
Der Wiener Gehirnforscher Raphael Bonelli (Dozent<br />
an der Wiener Sigmund Freud Universität)<br />
und der Psychiater Harold G. Koenig (Leiter des<br />
Center of Spirituality, Theology and Health an<br />
der Duke University in den USA) haben im letzten<br />
Jahr einen großangelegten weltweiten Studienvergleich<br />
angestellt, um zu zeigen, wie Glaube<br />
Wenn Glauben<br />
<strong>gesund</strong> <strong>mach</strong>t,<br />
sollte das für<br />
Unternehmen<br />
und Krankenkassen<br />
von Interesse<br />
sein<br />
Z für Zukunft<br />
21
Leitthema<br />
Foto: © flickr/Trachteland Hessen<br />
Ältere Menschen, die<br />
regelmäßig Gottesdienste<br />
besuchen, haben ein um<br />
40 % niedrigeres Risiko<br />
für überhöhten Blutdruck<br />
„Wäre Glaube<br />
eine Pille, würde<br />
sie heute<br />
wohl als Medikament<br />
zugelassen<br />
sein“<br />
Foto: © RPP_Instidut<br />
Bonelli<br />
Der Wiener<br />
Gehirnforscher Raphael<br />
Bonelli ist Dozent an der<br />
Wiener Sigmund Freud<br />
Universität<br />
und Gesundheit zusammenspielen. „Wäre Glaube<br />
eine Pille, würde sie heute wohl als Medikament<br />
zugelassen sein“, so Bonelli.<br />
Untersucht wurden alle Forschungsarbeiten<br />
über Auswirkungen des Glaubens in Bezug auf<br />
psychische Gesundheit, die seit 1990 weltweit in<br />
den bedeutendsten Fachzeitschriften erschienen<br />
sind. 72 % der Studien belegen, dass die psychische<br />
Gesundheit eines Menschen mit dem Maß<br />
seiner religös-spirituellen Betätigung zusammenhängt.<br />
Das eindeutige Ergebnis war für die beiden<br />
Forscher überwältigend: Die Schutzfunktion<br />
durch Glauben sei teilweise äußerst stark, vor allem<br />
bei Sucht, Depression und Suizidgefährdung.<br />
Aber auch bei Demenzer<strong>krank</strong>ungen hatten die<br />
Gläubigen die besseren Ergebnisse. (Das Ergebnis<br />
wurde im „Journal of Religion and Health“<br />
veröffentlicht.)<br />
Zwischen August 1982 und Mai 1983 wurde<br />
im San Francisco Medical Center in Zusammenarbeit<br />
mit der University of California an 393 Patienten<br />
eine Doppelblindstudie (weder Arzt noch<br />
Patient wissen, wer welcher Gruppe angehört)<br />
durchgeführt. Die Patienten hatten kurz zuvor einen<br />
Herzinfarkt erlitten und lagen auf der Intensivstation.<br />
Die Studie sah vor, dass für die eine Hälfte der<br />
Patienten um Heilung gebetet wurde, wohlgemerkt:<br />
ohne dass diese davon wussten. Klinisch<br />
untersucht und bewertet wurden Herzleistung<br />
und Herzstillstand, die Notwendigkeit und Häu-<br />
figkeit künstlicher Beatmung, Auftreten und Verlauf<br />
von Lungenentzündung sowie der Verbrauch<br />
an Antibiotika und Medikamenten zur Kreislaufentwässerung.<br />
Dabei schnitt die durch Gebet betreute<br />
Gruppe wesentlich besser ab.<br />
Heilen und erlösen gehören<br />
zusammen<br />
Für den Medizinprofessor und Autor des Buches<br />
„Glaube <strong>mach</strong>t <strong>gesund</strong>“, Dale A. Matthews, ist<br />
klar: Es braucht beides, gute medizinische Versorgung<br />
und die Kraft des Gebets. „Im Neuen<br />
Testament wird das griechische Wort ‚sozo‘ sowohl<br />
für ‚heilen‘ wie für ‚erlösen‘ verwendet, so<br />
werden Gesundwerden und die Heilung z. B. seelischer<br />
Verletzungen durch Jesus Christus miteinander<br />
verknüpft.“<br />
Gebet bringt positive Veränderungen<br />
Dr. Herbert Benson, Mediziner an der Harvard<br />
University, fand heraus, dass wiederholtes Gebet<br />
und das Zurückweisen störender Gedanken körperliche<br />
Veränderungen in Gang setzen und Entspannung<br />
bewirken. Diese Entspannung ist nach<br />
seiner Untersuchung eine gute Therapie bei der<br />
Behandlung von Leiden wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen,<br />
chronischen Schmerzen, Depressionen<br />
und anderen Er<strong>krank</strong>ungen.<br />
Eine frühere Studie Koenigs hat den Wert<br />
christlicher Gemeinschaft und des gemeinsamen<br />
Gebets im Gottesdienst bestätigt. Die 1996 veröffentlichte<br />
Untersuchung ist eine der größten Studien,<br />
die über Gemeinschaftsleben durchgeführt<br />
wurde. Koenig fand an 4 000 zufällig ausgewählten<br />
Senioren heraus: Ältere Menschen, die regelmäßig<br />
Gottesdienste besuchen, haben ein<br />
um 40 % niedrigeres Risiko für überhöhten Blutdruck.<br />
Das verringert die Gefahr, einen Schlaganfall<br />
oder Herzinfarkt zu erleiden. Diese Menschen<br />
sind zudem seltener depressiv und allgemein körperlich<br />
gesünder.<br />
Interleukin 6 ist ein Protein des Immunsystems,<br />
das vor allem altersbedingte Krankheiten<br />
bekämpft. Eine weitere Untersuchung an der<br />
Duke University an 1718 Erwachsenen konnte<br />
22 Z für Zukunft<br />
© by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
nachweisen, dass die Gläubigen unter ihnen über<br />
eine bessere Körperabwehr verfügten: Ihre Interleukin-6-Werte<br />
waren deutlich höher als die der<br />
Vergleichsgruppe.<br />
Interessante Zusammenhänge<br />
Siebzig Prozent aller krebsbedingten Todesfälle<br />
werden durch <strong>gesund</strong>heitsschädigende Einflüsse<br />
mitverursacht. Dazu gehören Dauerstress, Alkohol-<br />
und Nikotingenuss, gestörte Beziehungen<br />
und schockierende negative Erlebnisse. Gläubige<br />
sind von diesen negativen Faktoren deutlich weniger<br />
betroffen.<br />
Im „Sechsten Kondratieff“ schreibt Leo A. Nefiodow:<br />
„Das Streben des Christen in der Welt ist<br />
ein Ausrichten auf Gott. Aus Liebe zu Gott ist er<br />
bereit, nicht nur sein Schicksal zu bewältigen,<br />
sondern auch die Probleme anderer mitzutragen.<br />
Im Gegensatz zum Buddhismus besitzt die psychosoziale<br />
und seelische Ebene im Christentum eine<br />
zentrale Bedeutung. ‚Einer trage des anderen<br />
Last‘, sagt der Apostel Paulus.“<br />
Gebet als Heilmittel<br />
Foto: © flickr/nozoomii<br />
Dr. med. Georg Schiffner, Oberarzt in einer Hamburger<br />
Klinik und Vorsitzender des Verbandes<br />
Christen im Gesundheitswesen, schrieb: „Im USamerikanischen<br />
Gesundheitswesen zeigen sich<br />
überraschende Trends. Während in den 1950erund<br />
1960er-Jahren geistliche Gespräche in der<br />
Medizin tabu waren, wird heute das Gebet als<br />
Heilmittel in Krankenhäusern wieder willkommen<br />
geheißen. Der Psychiater A. Kornhaber (New<br />
York) drückte es so aus: ‚Wer Gott bei einem Patientengespräch<br />
ausklammert, vernachlässigt<br />
seine ärztliche Sorgfaltspflicht.‘“<br />
Ein praktisches Beispiel von Dr. Schiffner: „Ich<br />
begleitete eine Patientin mit einem Enddarmtumor.<br />
Nachts bekam sie ein Verschlusssyndrom<br />
– ein lebensbedrohlicher Zustand. Aus medizinischer<br />
Sicht hätte es eine Notoperation geben<br />
müssen. Die Patientin lehnte das ab: „Dann lieber<br />
sterben!“ Ich fragte, ob sie Gottvertrauen habe<br />
und ob wir auf dieser Ebene weitergehen könnten.<br />
Sie willigte ins Gebet ein. So konnte sie die ganze<br />
Situation an Gott abgeben. Am nächsten Morgen<br />
hatte sich der Darmverschluss gelöst. Das ist<br />
medizinisch nicht unmöglich, geschieht aber sehr<br />
selten.“ So erlebte diese Frau, dass es einen persönlichen<br />
Gott gibt, der sie liebt und der ihr Gutes<br />
tun möchte.<br />
Beim Gebet um Heilung geht es um Heilung im<br />
umfassenden Sinn, nicht nur um die Beseitigung<br />
von Symptomen. Gott möchte immer, dass der<br />
ganze Mensch heil wird; dabei spielen Vergebung<br />
und Versöhnung eine wichtige Rolle.<br />
Schade, dass heute so wenige Menschen das<br />
Potenzial des Glaubens nützen. Aber christliche<br />
Kirchen haben weiterhin den Auftrag, Kranken<br />
Liebe zu erweisen, mit ihnen zu beten und Hand<br />
in Hand mit medizinischen Maßnahmen gegen<br />
die Krankheit zu kämpfen. Die Kirchen sind aufgefordert,<br />
den Glauben in den Menschen wieder<br />
neu zu entfachen.<br />
Glaube hat eine so vielfältig positive Auswirkung<br />
auf die Gesundheit, es wäre doch reichlich<br />
unvernünftig, diese Kraft nicht zu nutzen.<br />
Kurt Osswald ist Leiter der Geschäftsstelle von „Christen im<br />
Dienst an Kranken“ (CDK) in der deutschsprachigen Schweiz.<br />
Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
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Foto: © Wesly Farsworth<br />
Schade, dass<br />
heute so wenige<br />
Menschen<br />
das Potenzial<br />
des Glaubens<br />
und des Gebets<br />
nützen<br />
Der Psychiater Harold G.<br />
Koenig ist Leiter des Center<br />
of Spirituality, Theology<br />
and Health an der Duke<br />
University in den USA<br />
Z für Zukunft<br />
23
Glaube & Gesundheit<br />
Einfach himmlisch:<br />
Dein Glaube hat dich geheilt!<br />
Christoph Häselbarth<br />
Foto: © olly - fotolia.com<br />
Wer nicht<br />
geheilt werden<br />
will, wird<br />
auch nicht<br />
geheilt ...<br />
ganz logisch<br />
Der Blinde am Wegrand<br />
schrie: „Jesus, hab Erbarmen<br />
mit mir!“ Er ließ sich nicht<br />
von den Menschen um ihn<br />
herum beeindrucken ... „Dein<br />
Glaube hat dich geheilt! ...<br />
und er konnte<br />
wieder sehen 2<br />
Foto: © Screenshot/Visual Bible<br />
Als Jesus auf der Erde war, sprach er viel<br />
über den Herrschaftsbereich des Himmels<br />
und so nebenbei heilte er jede Krankheit.<br />
Er bezeichnete sich als jemanden, der nicht von<br />
dieser Welt war; bei ihm war eindeutig eine andere<br />
Dimension im Spiel. Das sorgte für Konfliktstoff,<br />
besonders unter den Theologen seiner Zeit.<br />
Seine engsten Begleiter erlebten das alles<br />
mit und lernten jede Menge von ihm. Schließlich<br />
übertrug Jesus seine besondere Kraft zuerst auf<br />
seine zwölf Schüler und später auf einen erweiterten<br />
Kreis und beauftragte sie, den begonnenen<br />
Weg fortzusetzen.<br />
Sein Auftrag wurde von einer Generation an<br />
die nächste weitergegeben und ist heute immer<br />
noch gültig: „Redet über den Herrschaftsbereich<br />
des Himmels und heilt die Kranken!“<br />
Traditionell feiern wir an Pfingsten die sogenannte<br />
Ausgießung des Heiligen Geistes. Diese<br />
Kraftübertragung von Jesus an jeden, der glaubt,<br />
ist auch heute noch möglich. „Jene, die glauben,<br />
werden dieselben Werke tun wie ich und noch<br />
größere, weil ich zum Vater gehe und die Kraft<br />
sende ...“ Unmissverständliche Worte, die Jesus<br />
hier hinterlassen hat! Immer wieder hat er den<br />
Auftrag, Kranke zu heilen, unterstrichen: „Heilt<br />
die Kranken und erklärt, das ist möglich, weil das<br />
Reich des Himmels ins Spiel gekommen ist.“<br />
Wer heute im Kraftfeld des Himmels steht, der<br />
wird diesen Auftrag von Jesus ungebrochen weiterführen.<br />
Der Auftrag, Kranke zu heilen, wurde nie zurückgenommen.<br />
Wie damals bringt das auch heute<br />
Theologen, die die Überlieferungen der Taten von<br />
Jesus nur als symbolisch ansehen, in Konflikte. Aber<br />
das ist eher deren Problem. Ganz konkret, denn Unglauben<br />
hat eindeutig heilungshemmende Wirkung.<br />
Wenn wir an die Heilungskraft von Jesus glauben,<br />
werden Menschen durch Gebet übernatürlich<br />
geheilt. Jesus hat immer wieder positiv darauf<br />
reagiert, wenn Menschen glaubten, dass er<br />
sie heilen würde – zum Beispiel die Frau, die viele<br />
Jahre an starken Blutungen gelitten hatte, 1 oder<br />
ein Blinder: 2 „Dein Glaube hat dich geheilt.“<br />
24 Z für Zukunft<br />
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Sie haben einige gute Möglichkeiten:<br />
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Globalisierung<br />
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Sie selbst kaum Zeit<br />
zum Lesen haben,<br />
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wichtige Werte-<br />
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„Die »Z« ist eine<br />
notwendige Zeitschrift,<br />
entgegen<br />
dem Zeit-Geist.<br />
Leser, die sachliche Berichterstattung<br />
in herkömmlichen Medien<br />
erwarten, bleiben auf der<br />
Strecke. In der Tat: Heute, wo<br />
Meinungsfreiheit geradezu in<br />
den Stand der Heiligkeit erhoben<br />
wird, sind eine Fülle neuer<br />
Tabus errichtet worden. Denken<br />
Sie an Eva Herman: Wer als<br />
TV-Sprecherin die einseitige Verherrlichung<br />
der erwerbstätigen<br />
Frau infragestellt und den Wert<br />
der Mutter öffentlich ausspricht,<br />
ist seinen Job schnell los.<br />
Die »Z« ist ein Tabubrecher zugunsten<br />
der Wahrheit.“<br />
Christa Meves<br />
Hier finden Sie kompetente Beiträge zu allen gesellschaftlichen<br />
Bereichen aus der Perspektive christlicher<br />
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Z für Zukunft<br />
25
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müssen wieder zurück zu den Wurzeln unserer Kultur. Die »Z« gibt dazu hilfreiche Impulse.<br />
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26 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Glaube & Gesundheit<br />
Bei Gebeten um Heilung sollte zumindest der<br />
Betende oder aber der Kranke – am besten beide<br />
– daran glauben, dass durch Jesus Heilung geschieht.<br />
In den letzten Jahren hat dieser Glaube<br />
stark zugenommen und landauf, landab hört man<br />
zunehmend von Heilungen. Besonders leicht werden<br />
Menschen geheilt, die bis dahin noch nichts<br />
mit dem Christentum zu tun hatten, z. B. Moslems.<br />
Wenn Christen für Moslems um Heilung beten, erhalten<br />
diese schöne Kostproben der Liebe Gottes.<br />
Wir sprachen mit einer jungen Muslima, die<br />
nach einem Reitunfall sehr starke Rückenschmerzen<br />
hatte. Maryam, so will ich sie hier mal nennen,<br />
beobachtete uns, wie wir für Kranke um Heilung<br />
beteten, und sagte dann: „Ich möchte auch von<br />
meinen Schmerzen geheilt werden.“ Wir empfahlen<br />
Maryam, Jesus als Erlöser in ihr Leben einzuladen<br />
und ihn um Heilung zu bitten, <strong>was</strong> sie auch<br />
tat. Nach einem kurzen Gebet war sie schmerzfrei<br />
und konnte ihren Rücken wieder problemlos<br />
beugen. Maryams Freundin, die sie begleitete und<br />
ebenfalls unter Schmerzen litt, wollte auch geheilt<br />
werden. Wir leiteten Maryam an, nun selbst für<br />
ihre Freundin im Namen von Jesus um Heilung zu<br />
beten, und auch diese war sofort schmerzfrei.<br />
Foto: © Screenshot/Visual Bible<br />
Es gibt aber auch Faktoren, die Heilung<br />
verhindern können:<br />
• Wer nicht geheilt werden will, wird auch nicht<br />
geheilt. Das ist ganz logisch. Aktiver Unglaube,<br />
Zweifel und Skepsis verhindern Heilung, das<br />
liegt in ihrer Natur.<br />
• Sich und anderen nicht vergeben zu können,<br />
blockiert das Wirken Gottes und ermöglicht es<br />
Krankheiten, sich festzusetzen. Aber das muss<br />
nicht das Ende sein. Wir haben immer die Möglichkeit,<br />
von Bitterkeit und Unversöhnlichkeit<br />
umzukehren und Jesus für unsere Schuld um<br />
Vergebung zu bitten – und dann kann Heilung<br />
geschehen. „Vergib uns unsere Schuld, wie wir<br />
auch jenen vergeben, die uns gegenüber schuldig<br />
geworden sind“, beten wir doch gelegentlich<br />
im Vaterunser.<br />
• Nicht eingestandene und nicht vergebene<br />
Schuld im weitesten Sinne, auch wenn sie schon<br />
einige Generationen zurückreicht und man meinen<br />
könnte, damit habe man nichts zu tun, kann<br />
Krankheit fördern und Heilung verhindern.<br />
Auch hier ist der Ausweg das ausdrückliche Eingeständnis<br />
mit der Bitte um Vergebung. Dieser<br />
Sachverhalt bestätigt sich in der Praxis immer<br />
wieder. Gelegentlich tritt die Heilung nach dem<br />
Gebet nicht sofort ein, sondern erst nach der<br />
Bitte um Vergebung einer bestimmten Schuld.<br />
Wer kann um Heilung bitten?<br />
Wer Jesus Christus eingeladen hat, die Autorität in<br />
seinem Leben zu sein, ist dazu autorisiert, um Heilung<br />
zu bitten. „Bitten“ kann auch mit „beanspruchen“<br />
oder „herbeirufen“ übersetzt werden. Jeder,<br />
der sich dem Herrschaftsbereich von Jesus Christus<br />
unterstellt, kann in dieser an ihn delegierten<br />
Autorität für Kranke beten. Der Auftrag des Chefs<br />
lautet ja ganz klar, die Kranken zu heilen.<br />
Wer in dieser Autorität von Jesu Christi agiert:<br />
• gibt aus der Kraft des Glaubens heraus zu einem<br />
unüberwindlich scheinenden Berg der<br />
Krankheit die Anweisung, sich hinwegzuheben. 3<br />
• erteilt <strong>krank</strong><strong>mach</strong>enden geistlichen Kräften im<br />
Namen Jesu Christi die Anweisung, die <strong>krank</strong>e<br />
Person zu verlassen. 4<br />
• ruft in der Autorität Jesu neue, geheilte Körperfunktionen<br />
in Existenz. 5 Auch beschädigte Körperteile<br />
(Bandscheiben, Knorpelmasse, Drüsen<br />
etc.) können durch die schöpferische Kraft Gottes<br />
neu in Existenz gerufen werden. Das mag<br />
für manche fremd klingen, aber auf diese Weise<br />
haben meine Frau und ich und auch andere<br />
Christen schon wunderbare Heilungen erlebt.<br />
Jesus sprach über das<br />
Reich Gottes und um diese<br />
Autorität zu demonstrieren,<br />
heilte er jede Krankheit 3<br />
Z für Zukunft<br />
27
Glaube & Gesundheit<br />
Sie könnten ein Buch schreiben<br />
... ja, warum eigentlich nicht?<br />
Es ist ratsam, sich mit dem Leben von<br />
Jesus zu beschäftigen, um mehr über das<br />
Heilungspotenzial zu erfahren<br />
Lektorat und Übersetzung<br />
Translation – Переводы<br />
Gabriele Pässler<br />
Lektorat & Übersetzung<br />
Manuskript-Bearbeitung<br />
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Das bringt Ihr Manuskript auf Hochglanz<br />
Ein Teilnehmer an einem unserer Heilungsseminare<br />
bat um Heilung seiner Knie, die ihm seit<br />
etwa zwanzig Jahren Schmerzen verursachten. Er<br />
erklärte uns, mehrere ärztliche Behandlungen wären<br />
bisher erfolglos geblieben. Bei diesem Gebet<br />
baten wir Jesus um neue Knochenmasse für seine<br />
Knie und um eine übernatürliche Wiederherstellung<br />
der göttlichen Schöpfungsordnung in seinen<br />
Knien. Nach diesem Gebet konnte er ohne Schmerzen<br />
Kniebeugen <strong>mach</strong>en und sich auch problemlos<br />
niederknien. Das alles konnte er vorher nicht.<br />
Manchmal kommt ein Gebet um Heilung<br />
schnell zur Erfüllung; in anderen Fällen setzen<br />
Prozesse der Heilung ein, die dann Zeit brauchen.<br />
Daher ist es manchmal notwendig, Geduld zu entwickeln<br />
und anhaltend zu beten, bis die Heilung<br />
vollständig eingetreten ist.<br />
Menschen und Gemeinschaften, die den Auftrag<br />
Jesu nachkommen und in Demut mit der Heilungskraft<br />
Jesu rechnen, erleben oft starke Heilungen.<br />
Das ist weltweit zu beobachten und es ist begeisternd!<br />
Sollten Sie gerade Heilung brauchen: Sicher<br />
gibt es auch in Ihrer Nähe eine Kirche, die Heilungsgebet<br />
anbietet – rufen Sie doch mal an!<br />
Christoph Häselbarth hat zusammen mit seiner Frau Utta vor<br />
25 Jahren den Josua-Dienst im Südschwarzwald gegründet. Er ist<br />
geistlicher Berater und Autor von mehreren Büchern und Schriften<br />
<br />
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<br />
<br />
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1'345<br />
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<br />
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1) Markus 5,25-34 2) Markus 10,46-52<br />
3) Matthäus 4,23 4) Markus <strong>11</strong>,23<br />
5) Lukas 10,19 und Matthäus 16,19 6) Römer 4,17<br />
Lesen Sie im Neuen Testament<br />
weitere Details zu diesem Sachverhalt<br />
und probieren Sie es<br />
aus. Nur so findes Sie heraus,<br />
ob es stimmt.<br />
„Das lebendige Buch“ in<br />
der leicht verständlichen<br />
Übersetzung „Hoffnung für<br />
alle“ Hardcover 512 S., 5,95<br />
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28 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Glaube & Gesundheit<br />
Foto: © Syda Productions - Fotolia.com<br />
Sozo Trademark für ganzheitliche Heilung<br />
Fallbeispiele, die belegen, wie Sozo „ganz“ <strong>mach</strong>t. Es ist so einfach, man müsste nur über<br />
seinen Schatten springen und sich auf die Wurzeln des christlichen Glaubens besinnen.<br />
Heidi Rätz<br />
Wenn man bedenkt, wie Menschen im<br />
Stolz ihrer aufgeklärten Vernunft ungebremst<br />
auf den ausgefallensten esoterischen<br />
Hokuspokus abfahren, ist es schon<br />
verwunderlich, dass die soliden Grundlagen des<br />
christlichen Glaubens gerne in die „ewig gestrige“<br />
oder die „mittelalterliche“ Schublade gesteckt<br />
werden – und doch begleiten uns die<br />
Auswirkungen der Bibel über die Jahrtausende.<br />
Bereits in den Anfängen unserer Zeitrechnung,<br />
bei Irenäus, Origines oder Augustinus, war<br />
Heilung aus Gottes Hand et<strong>was</strong> ganz Normales<br />
– die übernatürliche Kraft des Evangeliums wurde<br />
noch nicht ignoriert. Diese Kraft ist heute immer<br />
noch so gegenwärtig wie damals. Nutzen wir<br />
sie also.<br />
Berichte über eindrückliche<br />
Auswirkungen von Sozo:<br />
Petra, ca. 50 Jahre alt, 3 Jahre Psychotherapie<br />
wegen Panikattacken, Depressionen. Die Probleme<br />
am Arbeitsplatz als Erzieherin waren so groß<br />
geworden, dass sie einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente<br />
gestellt hatte.<br />
In der Sozo-Sitzung kam die Klientin mit Gott,<br />
dem Vater, in Kontakt. Er zeigte ihr, dass er ihr<br />
Schutz ist; daraufhin konnte sie ihrem leiblichen<br />
Vater vergeben, dass er ihr keinen Schutz gegeben<br />
hatte. Bei der Frage, wo die beruflichen Probleme<br />
ihren Anfang genommen hatten, wurde der<br />
Blick auf die Zeit ihrer Ausbildung gelenkt. Damals<br />
hatte die Leiterin sie im Beisein von Kolleginnen<br />
stark kritisiert und bloßgestellt. Daraus<br />
Foto: © Wikipedia<br />
Auch für Augustinus war<br />
Heilung aus Gottes Hand<br />
et<strong>was</strong> ganz Normales<br />
Z für Zukunft<br />
29
Glaube & Gesundheit<br />
Foto: © privat<br />
Die Mutter konnte ihr<br />
Baby nur durch eine<br />
Glasscheibe sehen,<br />
das hat das Gefühl<br />
des Verlassenseins<br />
hinterlassen. Bei einer<br />
Sozo wurde das geheilt.<br />
Eine Krone<br />
... im Tausch gegen die<br />
schweren Erfahrungen<br />
seiner Kindheit<br />
baute sich die Lebens-Lüge auf, sie wäre hilflos<br />
und schutzlos. Weitere ähnliche Erfahrungen zementierten<br />
dieses Bild.<br />
Der Ausweg: Zuallererst der Ausbilderin vergeben,<br />
sich dann von der Lüge trennen und den<br />
daraus entstandenen Freiraum mit richtigen Bildern<br />
füllen. Die Klientin bat Gott, ihr diese zu<br />
zeigen. Gottes Berührung war für sie körperlich<br />
spürbar und Gott ließ sie erkennen, <strong>was</strong> Sache<br />
ist: dass er immer – auch bei der Arbeit – mit ihr<br />
ist und dass er ihre Arbeit mit den Kindern als<br />
sehr wertvoll erachtet. Zum ersten Mal in ihrem<br />
Leben nahm Petra damit die Realität Gottes wahr!<br />
Sie war überwältigt. Diese Sitzung dauerte etwa<br />
eine Stunde.<br />
Eine Woche später kam die Rückmeldung, dass<br />
sie ihren Antrag auf Rente zurückgezogen habe,<br />
wieder arbeite und sich die Beziehung zu den Kolleginnen<br />
sehr positiv verändere.<br />
Das bewirkt die Kraft der Vergebung in der Begegnung<br />
mit Gott!<br />
Ingrid, ca. 55 Jahre alt, verheiratet mit einem<br />
Pastor, seit über 20 Jahren in der Seelsorge tätig,<br />
leidet an großen Ängsten und Einsamkeit, sobald<br />
der Ehemann unterwegs ist, besonders, wenn er<br />
außer Haus übernachten muss.<br />
Bei der Frage in der Sozo-Sitzung, wann das<br />
begonnen hätte, zeigte sich: Als Baby im Alter<br />
von wenigen Monaten hatte Ingrid wegen einer<br />
schweren Infektions<strong>krank</strong>heit mehrere Wochen<br />
in der Isolierstation eines Krankenhauses verbringen<br />
müssen. Die Mutter konnte sie nur durch<br />
eine Glasscheibe sehen. Als die Klientin Jesus bat,<br />
ihr zu zeigen, wo er damals gewesen war, erkannte<br />
sie: Er hatte die ganze Zeit bei ihr am Bett verweilt<br />
und ihre Hand gehalten. Die Klientin spürte<br />
es richtiggehend, dass sie dort nicht alleingelassen<br />
worden war.<br />
So konnte Ingrid ihrer Mutter vergeben, von<br />
der sie dachte, sie hätte sie dort alleingelassen.<br />
Sie trennte sich von der Lüge, dass sie einsam<br />
wäre, wenn niemand bei ihr sei, z. B. wenn der<br />
Ehemann auf Reisen ist. Jesus gab ihr die Gewissheit,<br />
dass er immer bei ihr ist und dass sie deshalb<br />
niemals verlassen ist.<br />
Diese Sitzung dauerte etwa eineinhalb Stunden;<br />
die Klientin, die angespannt und traurig gekommen<br />
war, verließ uns mit einem entspannten<br />
Lächeln auf den Lippen.<br />
Nach einigen Wochen teilte sie uns mit, dass<br />
sie kein Angstanfälle oder Einsamkeitsgefühle<br />
mehr hat, wenn sie allein ist.<br />
Oliver, ca. 40 Jahre alt, Vater von vier Kindern,<br />
große Probleme in der Ehe, die auch in Form von<br />
psychischer und physischer Gewalt gegen Ehefrau<br />
und Kinder ihren Ausdruck fanden.<br />
In der Sozo-Sitzung wurde erkannt, dass Oliver<br />
als Kleinkind von zwei bis drei Jahren in einem<br />
lauten und heftigen Streit seiner Eltern<br />
versucht hatte, helfend einzugreifen. In seiner<br />
Erinnerung fühlte er sich in diesem dunklen und<br />
beängstigenden Bild wie gefangen.<br />
Er konnte seinen Eltern vergeben, dass sie<br />
ihn nicht angemessen beschützt, geliebt und angenommen<br />
und ihm nicht die Nestwärme geboten<br />
hatten, die er gebraucht hätte. Gott als Vater<br />
zeigte ihm, dass er immer für ihn da war und<br />
dass er es auch heute noch ist, sodass Oliver nie<br />
aus Verzweiflung und Einsamkeit „um sich schlagen“<br />
muss. In einem inneren Bild erhielt Oliver<br />
von Gott einen Ring und eine Krone im Tausch<br />
gegen die schweren Erfahrungen seiner Kindheit.<br />
Das half ihm, sich von der Lüge, er müsse<br />
immer kämpfen, zu trennen. Die Krone und der<br />
Ring sollten ihm „sagen“, dass er ein von Gott<br />
wertgeschätztes Königskind ist. Oliver bestätigte<br />
diese überwältigende Erfahrung, durch die er<br />
zum ersten Mal in seinem Leben Angenommensein<br />
erlebt hatte.<br />
30 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Glaube & Gesundheit<br />
Er konnte auch verstehen, dass er von seinen<br />
Eltern ein Muster übernommen hatte, das seiner<br />
Ehe stark gefährdet hat. Das <strong>mach</strong>te ihn sehr<br />
betroffen, wollte er doch keinesfalls, dass seine<br />
Frau und seine Kinder die schlimmen Erfahrungen<br />
seiner Kindheit auch durch<strong>mach</strong>en müssen.<br />
Nun war Oliver in der Lage, seine Frau in einem<br />
neuen Licht zu sehen, u. a. als Opfer seiner Verhaltensmuster.<br />
Einige Wochen nach Olivers Sitzung erhielt<br />
auch seine Frau ein Sozo. Das Ehepaar erfuhr Begleitung<br />
und Hilfe in der Kommunikation, <strong>was</strong> in<br />
der gesamten Familie zu einem zunehmend harmonischen<br />
Umgang führte.<br />
Das sind nur drei Beispiele, wie sich Menschenleben<br />
durch die Begegnung mit Gottes Liebe<br />
deutlich verändern. Diese Veränderungen setzen<br />
dann Prozesse in Gang, die in der Seelsorge<br />
oder auch durch Therapie begleitet werden.<br />
Das ganzheitliche Heilungs-Konzept<br />
der Bibel<br />
Dieses Konzept beruht auf dem Verständnis Jesu<br />
von der absolut liebevollen Herrschaft Gottes. Wo<br />
diese Herrschaft existiert, ist Gott gegenwärtig –<br />
dort geschieht Heilung einfach.<br />
Denn in dieser ultimativen Gegenwart Gottes<br />
kann nichts Krankes so bleiben, wie es ist. Ganz<br />
„automatisch“ wird es in seinen <strong>gesund</strong>en Schöpfungszustand<br />
versetzt. Wenn Jesus lehrte, war der<br />
Herrschaftsbereich Gottes immer zentraler Inhalt.<br />
Er kam auf die Erde, um den Menschen diese<br />
Autorität zurückzugeben, die diese im Garten<br />
Eden – unter Manipulation seines freien Willens<br />
– an Satan abgegeben hatten. Deshalb demonstrierte<br />
Jesus, wo immer er auftrat, eindrücklich<br />
seine Macht über Krankheit und Gebundenheit.<br />
Denn Gottes Wille ist das Gute, Vollkommene und<br />
Wohlgefällige – für alle Menschen.<br />
Jesus heilte aus barmherziger Liebe. Das konnte<br />
er tun, weil Krankheit nicht zur Schöpfung gehört.<br />
Durch seine ungetrübte Beziehung zu Gott-<br />
Vater ist er Träger der Gegenwart Gottes. Seine<br />
Berührung brachte Menschen augenblicklich in<br />
diese heilsame Atmosphäre und wurden an Geist,<br />
Seele und Leib <strong>gesund</strong>.<br />
Foto: © Syda Productions - Fotolia.com<br />
Das hat Jesus auch denen anvertraut, die glauben.<br />
Er hat uns nicht nur beauftragt, sondern<br />
auch bevollmächtigt, das Gleiche zu tun.<br />
Auf dieser Grundlage begegnen Mitarbeiter<br />
der Vineyard Speyer hilfesuchenden Menschen in<br />
Healing Rooms und bieten Sozo-Sitzungen an.<br />
<strong>Was</strong> ist Sozo?<br />
Sozo ist ein Service, der Menschen in eine persönliche<br />
Beziehung zu Gott-Vater, Jesus und dem<br />
Heiligen Geist führt, wodurch der Einzelne seine<br />
eigene Identität erkennen kann.<br />
Durch Sozo werden die Wurzeln von Problemen<br />
identifiziert, z. B. Lebenslügen, gedankliche Festlegungen<br />
und anderes, das einer guten Beziehung<br />
und der Kommunikation mit Gott trübt. Heilung<br />
beginnt meist mit der Vergebung, die gegenüber<br />
Familienmitgliedern ausgesprochen wird. Denn<br />
wie wir unseren leiblichen Vater erlebt haben,<br />
das beeinflusst unser Bild von Gott-Vater, unsere<br />
Geschwisterbeziehung prägt unser Bild von Jesus<br />
und unsere Mutterbeziehung die Beziehung zum<br />
Heiligen Geist. Waren diese natürlichen Beziehungen<br />
problematisch, ist in ihnen oft die Ursache<br />
von Lebenslügen, Blockaden und Ängsten bis hin<br />
zu Süchten und anderem mehr zu finden. Werden<br />
diese Ursachen aufgedeckt und Vergebung ausgesprochen,<br />
Lüge gegen Wahrheit ausgetauscht,<br />
folgt ein segensreicher Aufbau der Identität und<br />
eines <strong>gesund</strong>en Selbstwertempfindens.<br />
Sozo ist aber auch ein Lebensstil, das Sozo-<br />
Werkzeug kann man im Alltag und für sich allein<br />
anwenden. Das führt immer in die Freiheit, die<br />
Gott für uns vorgesehen hat.<br />
Oft bereits nach einer<br />
Stunde werden innere<br />
Blokaden aufgelöst und<br />
Heilung in der Seele<br />
erreicht.<br />
Sozo<br />
bedeutet:<br />
retten, freisetzen,<br />
ganz<br />
<strong>mach</strong>en, wiederherstellen,<br />
heilen, vor<br />
dem Tod<br />
bewahren<br />
Z für Zukunft<br />
31
Glaube & Gesundheit<br />
Foto: © farangin bankok<br />
Im Laufe eines<br />
Lebens hat<br />
sich einiges<br />
an Blockaden<br />
aufgehäuft.<br />
Die Lösung:<br />
Die Blockade<br />
muss weg!<br />
<br />
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Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
Wenn Sie die Vermittlung dieser Inhalte unterstützenswert halten,<br />
sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />
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Das griechisches Wort Sozo bedeutet: retten,<br />
freisetzen, ganz <strong>mach</strong>en, wiederherstellen,<br />
heilen, ganz sein, vor dem Tod bewahren. Sozo<br />
und seine grammatikalischen Formen kommen im<br />
Neuen Testament über einhundert Mal vor, besonders<br />
dann, wenn Jesus Menschen heilt. Sozo<br />
ist das Rundum-Paket, vollständige Errettung und<br />
vollständige Heilung!<br />
Beispiele für „Sozo“ in der Bibel:<br />
Wer Jesus als den Herrn bekennt und im Herzen<br />
glaubt, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt<br />
hat, wird gerettet (sozo). Römer 10 Vers 9<br />
Denn der Sohn des Menschen ist gekommen,<br />
um zu suchen und zu retten (sozo), <strong>was</strong> verloren<br />
ist. Lukas 19 Vers 10<br />
Jesus aber wandte sich um, sah sie und sprach:<br />
Sei getrost, meine Tochter! Dein Glaube hat dich<br />
gerettet (sozo)! Und die Frau war geheilt von jener<br />
Stunde an. Matthäus 9 Vers 22<br />
Die aber, welche es gesehen hatten, erzählten<br />
ihnen auch, wie der Besessene gerettet (sozo)<br />
worden war. Lukas 8 Vers 36<br />
Die Sozo-Werkzeuge sind so verblüffend einfach<br />
und doch so effektiv, weil dieser Dienst durch<br />
und durch auf Gott ausgerichtet ist. Die Person,<br />
die Sozo empfängt, kommuniziert selbst mit Gott<br />
und empfängt et<strong>was</strong> von ihm, das ihr Leben verändert.<br />
Sie lernt dabei, Gottes Stimme zu hören,<br />
<strong>was</strong> die Alltagsbeziehung zu ihm verändert. Mauern<br />
werden durchbrochen, Lebenslügen durch<br />
Wahrheiten ersetzt und vor allem wird die Distanz<br />
zu Gott abgebaut.<br />
Sozo in Deutschland<br />
Dieser Service soll in Deutschland bekannt werden<br />
und in Kirchen zum Einsatz kommen. Bethelsozo<br />
Deutschland hat sich zur Aufgabe ge<strong>mach</strong>t,<br />
diese Entwicklung im deutschsprachigen Raum<br />
zu vernetzen. Dazu werden Seminare angeboten;<br />
Teams in Kirchen sollen in der Einführungsphase<br />
unterstützt werden. www.bethelsozo.de<br />
Heidi Rätz ist Leiterin des Sozo-Teams der Vineyard Speyer, einer<br />
freien evangelischen Kirche, www.vineyard-speyer.org<br />
32 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Glaube & Gesundheit<br />
Foto: © Donata Wenders<br />
Vergebung – aus der Tiefe der Seele<br />
Wie glücklich ... wenn Schuld nicht mehr drückt!<br />
Peter Ischka im Gespräch mit Martin Schleske<br />
Kann Vergeben glücklich <strong>mach</strong>en?<br />
Vergebung ist für mich die größte Kraft in dieser<br />
Welt. Es ist eine göttliche Kraft. Ich finde es erstaunlich,<br />
dass wir im Vaterunser nur zu einer einzigen Aktivität<br />
aufgefordert sind: zum Vergeben. Oft lassen<br />
wir uns von unausgesprochenen religiösen Vorstellungen<br />
unter Druck setzen: „Ich fühle mich schuldig.“<br />
Daher suchen wir vor allem für uns selbst Vergebung<br />
und unterschätzen dabei das wesentliche Gegenstück:<br />
Habe ich selber in der Tiefe meines Herzens<br />
– meiner Seele – anderen vergeben? Wir hängen erlittenem<br />
Unrecht gern einen Mantel um: „Macht nichts,<br />
ist doch nicht so schlimm ...“, und übersehen dabei<br />
die Verletzungen unserer Seele.<br />
Es gibt meines Erachtens so et<strong>was</strong> wie die Weisheit<br />
der Seele; wenn wir es zulassen, führt sie uns an<br />
die Punkte, an denen die Seele Heilung braucht. Wiederholt<br />
führt sie uns an den wunden Punkt, wo et<strong>was</strong><br />
nicht geheilt ist, das durch fremde Schuld in unserem<br />
Leben verletzt wurde. Diese Verletzungen heilen in der<br />
Tiefe, wenn wir vergeben.<br />
Vergebung ist mehr als nur eine Pflichtübung.<br />
Die willentliche Entscheidung, zu vergeben, ist oft<br />
nicht mehr, als würde man eine Türklinke herunterdrücken.<br />
Aber <strong>was</strong> nützt es, wenn wir daraufhin den<br />
Raum nicht betreten, dessen Türe geöffnet wurde?<br />
Eintreten heißt, dass wir durch alle Schichten der<br />
Gefühle und Verletzungen gehen. Jemandem von ganzer<br />
Seele zu vergeben, das ist mehr als einfach nur zu<br />
sagen: „Das hat mich verletzt, ich vergebe dir.“ Vergebung<br />
als Pflichtübung bewirkt meist nicht viel. Wir<br />
überschätzen unseren Willen, er ist nicht in der Lage,<br />
unsere Seele in der Tiefe zu heilen.<br />
Das Vaterunser legt nahe, dass ich Vergebung nur<br />
dann erhalten kann, wenn ich auch selbst Vergebung<br />
gewähre.<br />
Ja, denn indem ich dem anderen vergebe, öffnet sich<br />
der Raum, in dem ich selber Vergebung empfangen<br />
kann. Wenn ich also selber Vergebung empfange,<br />
tauche ich in die überwältigende Liebe Gottes ein, in<br />
eine absolut bedingungslose Liebe, die von mir keinerlei<br />
Vorleistung verlangt. Eingetaucht in diese Liebe<br />
erfahre ich: Durch Christus ist mir vergeben. Dieses<br />
Eintauchen ist aber nur eingeschränkt möglich,<br />
solange ich nicht in der Tiefe meiner Seele denen ver-<br />
Einer der ganz<br />
Großen unter<br />
den Geigenbauern<br />
ist auf<br />
der Suche nach<br />
dem perfekten<br />
Klang.<br />
Auf diesem Weg<br />
hat er einige tiefe<br />
Entdeckungen<br />
ge<strong>mach</strong>t<br />
Z für Zukunft<br />
33
Glaube & Gesundheit<br />
Wenn ich<br />
selber Vergebung<br />
empfange, tauche<br />
ich in die überwältigende<br />
bedingungslose<br />
Liebe<br />
Gottes ein<br />
Foto: © Danata Wenders<br />
Foto: © Danata Wenders<br />
Geiger von Weltrang<br />
spielen eine Schleske<br />
gebe, die mich verletzt haben. Daher ist es heilsam,<br />
sich auf Gottes Vergebung einzulassen, um dann herauszufinden,<br />
wo wir anderen vergeben können.<br />
Kann Nichtvergeben wirklich <strong>krank</strong> <strong>mach</strong>en?<br />
Wenn wir nicht vergeben, manifestiert sich das oft<br />
auch in körperlichen Krankheiten. Heilung im tiefsten<br />
Sinn geschieht dann, wenn eine Zelle Krankheit<br />
nicht mehr reproduziert. Durch Vergebung erlauben<br />
wir, dass in uns et<strong>was</strong> Gesundes entstehen<br />
kann. Wenn wir uns aber (bewusst oder unbewusst)<br />
weigern zu vergeben, lassen wir zu, dass sich et<strong>was</strong><br />
Krankes entwickeln kann. Vergebung könnte man<br />
auch als Umprägung oder als das Löschen negativer<br />
Information verstehen.<br />
Woher kann man wissen, ob man noch et<strong>was</strong> zu<br />
vergeben hat?<br />
Eine unserer großen Aufgaben ist es, die Momente zu<br />
erkennen, in denen in uns Bitterkeit entstanden ist.<br />
Ich stelle das fest an den Gedanken, die ich habe.<br />
Wir spüren sehr genau, ob ich über jemanden segnende<br />
oder aber angreifende Gedanken haben. Dabei<br />
tritt der gravierende Unterschied zwischen unserem<br />
Ego und dem Heiligen Geist zutage. Extrem ausgedrückt:<br />
Wir entscheiden uns ständig zwischen unserem<br />
Ego und dem Heiligen Geist. Das Ego nährt sich<br />
durch die Kraft der Lüge und der Angst, das führt zu<br />
einem angriffigen Lebensstil.<br />
Wenn man mit einem Menschen zu tun hat, merkt<br />
man ja recht schnell, ob man es mit einem angreifenden<br />
oder einem segnenden Zeitgenossen zu tun<br />
hat. Muss ich auf der Hut sein und jedes Wort auf<br />
die Goldwaage legen, bevor ich es ausspreche? Und<br />
wenn ich et<strong>was</strong> unglücklich formuliere, wird er dann<br />
gleich über mich herfallen? Oder spüre ich ein Wohlwollen,<br />
das in meinen Worten das Gute heraushört,<br />
das auch eine unvollkommene Rede akzeptiert und<br />
sie vielleicht sogar mit einigen Worten hervorragend<br />
ergänzt? Und dabei noch tiefer hineinhört, <strong>was</strong> ich<br />
meine? Et<strong>was</strong>, das vielleicht über mich lächelt, aber<br />
es ist ein liebevolles Lächeln ...<br />
Diese segnende Einstellung spürt man – und zwar<br />
nicht nur beim anderen, auch bei sich selbst. Nimmt<br />
man hingegen Groll wahr, dann ist Vergebung angesagt.<br />
Man bleibt doch oft im Groll stecken und kommt<br />
nicht zur eigentlichen Vergebung. Woran liegt<br />
das, wie komme ich aus dem Groll heraus?<br />
Für mich ist entscheidend, dass ich durch das Verletzende,<br />
Leidvolle, das mich empört oder worüber ich<br />
mich ereifere, durch all das hindurch in eine Ruhe<br />
finde – in eine „Gottesruhe“. Dort erlebe ich Gott als<br />
tröstenden Anwalt: „Ich weiß. Ich weiß doch.“ Wir<br />
brauchen es so sehr zu spüren, dass Gott auf unserer<br />
Seite ist. Aber nicht im Sinne von „Du hast recht“,<br />
sondern er sagt einfach nur: „Ich weiß, wie verletzend<br />
das war.“<br />
Unsere Seele ist wie ein kleines Kind; in einem<br />
Psalm heißt es: „Meine Seele ist ruhig geworden in<br />
Gott, wie ein Kind bei seiner Mutter.“ Gott sagt nicht:<br />
„Reiß dich zusammen!“ Aber er würde auch nie parteiisch<br />
sein. Er tröstet uns, und so können wir uns<br />
in dieser Ruhe mit der verletzenden Situation klarer<br />
auseinandersetzen. In dieser Ruhe begreifen wir, <strong>was</strong><br />
geschehen ist, und erkennen vielleicht auch den Anteil,<br />
den wir selber daran hatten. „Au weia, da war ich<br />
auch beteiligt, wie ich reagiert habe, das war aber ...“<br />
Und dann, eingehüllt in diesen Trost, hören wir die<br />
geradezu bittende Frage: „Willst du vergeben?“ Gott<br />
hebt nicht den Zeigefinger: Du musst jetzt vergeben!<br />
Er weiß, damit würde auf unsere Seele eingeprügelt<br />
werden. Unsere Willenskraft würde sagen: „Okay, ich<br />
vergebe ja schon“, aber unsere Seele käme nicht mit,<br />
ihr kann man nichts diktieren. Doch eingehüllt in Gottes<br />
Trost hat die Seele die Kraft einzuwilligen: „Ja,<br />
ich vergebe.“<br />
34 Z für Zukunft<br />
© by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Glaube & Gesund-<br />
Und woher weiß ich dann, ob ich wirklich vergeben<br />
habe?<br />
Ich merke es an meinen Gedanken – ob ich dann segnende<br />
Gedanken für diesen Menschen habe. Wenn<br />
hingegen noch eine Spur von Groll, Rechthaberei<br />
oder Empörung im Spiel ist, wenn das Ego noch anklagen<br />
will, ist das ein Zeichen, dass dieser Prozess<br />
des Vergebens noch nicht abgeschlossen ist.<br />
Und das Ergebnis von Vergebung? <strong>Was</strong> haben wir<br />
davon?<br />
Reinheit. „Selig sind, die reines Herzens sind, denn<br />
sie werden Gott schauen.“ Diese Option gilt für das<br />
Diesseits, für hier und jetzt.<br />
Vergeben, ja, aber geht das nicht auch ohne Gott?<br />
Ich glaube, ohne die Erfahrung der tröstenden Kraft<br />
Gottes ist es schwer, in der Tiefe der Seele zu vergeben.<br />
Deswegen sagt Jesus auch: „Kommt her zu mir,<br />
ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr<br />
werdet Ruhe finden für eure Seelen.“ Diese Sanftheit<br />
und Demut Gottes wird auch bei Jesaja beschrieben:<br />
„Ich will euch trösten wie eine Mutter.“ Ein atemberaubender<br />
Satz, umso mehr, als er in einer Zeit gesprochen<br />
wurde, in der man davon ausging, dass Gott<br />
patriarchalisch gedacht werden müsste.<br />
In dieser Ruhe Gottes bemerken wir plötzlich,<br />
dass wir aus diesem Opfer-Täter-Schema herausgenommen<br />
werden. Solange ich noch nicht in der Tiefe<br />
meiner Seele vergeben, sondern mich nur oberflächlich<br />
dazu entschieden habe, bin ich immer noch das<br />
Opfer und der andere ist der Täter. Gnädiglich gebe<br />
ich mich dazu her, diesem Täter zu vergeben. Wie herablassend!<br />
Dabei halte ich den anderen im Gefängnis<br />
des Täterseins fest und habe mich selbst immer<br />
noch in den Status des Opfers erhoben.<br />
In der Tiefe der Vergebung löst sich das auf. Die<br />
Barmherzigkeit lässt uns erkennen, dass der Täter<br />
selbst Verletzter ist. Dann kommt die Empörung des<br />
„Der ist doch Täter, und ich bin das Opfer“ zur Ruhe<br />
– durch Vergebung. Nicht zu vergeben würde bedeuten,<br />
sich ewig selbst als Opfer festzulegen, eine Form<br />
der Selbstentwürdigung. Durch den Prozess der Vergebung<br />
bricht man aus dem Gefängnis des Opferdaseins<br />
aus. Ein Mensch, der nicht vergibt, ist wie jemand,<br />
der sich entschieden hat, in einem Gefängnis<br />
zu bleiben, dessen Türen offen stehen.<br />
Foto: © Danata Wenders<br />
<strong>Was</strong> würden Sie jemandem empfehlen, der in diesen<br />
Gedanken noch nicht so geübt ist?<br />
Kontemplation. Mit anderen Worten: den inneren<br />
Weg der Stille finden. Jesus beschreibt das so: „Wenn<br />
du betest, geh in dein Kämmerlein. Schließe es zu.<br />
Dein Vater sieht dich.“ Es gehört Mut dazu, sich der<br />
Stille auszusetzen. Viele Menschen haben Angst vor<br />
Stille, weil sie wissen, dass dann alles Mögliche hochkommt:<br />
Verletzungen, Empörung, alles, <strong>was</strong> sie vielleicht<br />
ihr Leben lang mühsam unterdrückt haben.<br />
Wie viel Kraft kostet es uns, wenn wir et<strong>was</strong> nicht<br />
wahrhaben wollen.<br />
Auf dem Weg des Stillwerdens ist es gut zu bedenken,<br />
dass Gebet nicht nur Monolog, sondern auch Dialog<br />
sein kann: Gott spricht – durch Gedanken und<br />
innere Bilder, durch Erinnerungen, die wie ein Film<br />
ablaufen und zeigen, <strong>was</strong> in uns los ist oder <strong>was</strong> andere<br />
betrifft.<br />
Aber überfordern Sie sich nicht dabei. Alles<br />
braucht seine Zeit, auch das Vergeben, das Heilwerden<br />
und der Weg in die Freiheit. Ein Schritt nach dem<br />
anderen, und immer aus dieser Ruhe heraus.<br />
Vielen Dank für das Gespräch und die Impulse,<br />
die helfen, die Bedeutung von Vergebung viel tiefer<br />
zu erkennen.<br />
Martin Schleske ist einer der bedeutendsten Geigenbauer<br />
in Mitteleuropa. Er ist auch der Autor des Buches „Der Klang<br />
– Vom unerhörten Sinn des Lebens“, ein Meisterwerk tiefer<br />
Gedanken in schönen Bildern erzählt, die den christlichen<br />
Glauben eindrücklich erklären.<br />
Vieles seines künstlerischen<br />
Handwerks wurde<br />
ihm zum Gleichnis tiefer<br />
Wahrheiten des Lebens<br />
Der Klang<br />
Vom unerhörten Sinn des<br />
Lebens. Ein literarisches<br />
Meisterwerk von Martin<br />
Schleske<br />
„Einer der spannendsten<br />
Geigenbauer der Gegenwart<br />
hat eine Liebeserklärung<br />
an die Schöpfung und<br />
an das Leben selber geschrieben.“<br />
Bayerischer Rundfunk<br />
21,95<br />
http://shop.agentur-pji.com<br />
Z für Zukunft<br />
35
Public Relation<br />
Krankenversicherung aus der Werte-Perspektive<br />
... bedeutet unter anderem Entwicklungsprojekte<br />
wie die Mikro<strong>krank</strong>enversicherung (für die Ärmsten<br />
der Armen), aber auch Krankenversicherung<br />
unter fairen Rahmenbedingungen:<br />
• faire Provisionen an die Vermittler der Versicherungsprodukte<br />
• niedrige Verwaltungsvergütungen<br />
• schnelle Bearbeitungszeiten<br />
• Beratung zu den Vor- und Nachteilen der Care-<br />
Concept-Produkte<br />
Auswahl der Kooperationspartner<br />
Die CCAG bietet in Kooperation mit dem an den<br />
Vatikan angegliederten Versorgungsverein für<br />
Missionare der Entraide Missionaire (Paris) für<br />
Ordensangehörige in Deutschland eine Krankenversorgung<br />
für 1.056 € im Jahr an; für deutsche,<br />
auch protestantische Christen in Westafrika gibt<br />
es das z. B. schon für 216 € jährlich.<br />
Werteorientierte<br />
internationale<br />
Krankenversicherung<br />
Die Care Concept AG (CCAG) hilft Ausländern<br />
in Deutschland, Deutschen im Ausland<br />
und Reisenden weltweit, die passende<br />
Krankenversicherung zu finden. Für 1,14 € am<br />
Tag werden Versicherungsnehmer für ein ganzes<br />
Jahr im weltweiten Ausland versichert (ohne<br />
Nafta); aber auch Ihre ausländischen Gäste genießen<br />
in den ersten 90 Tagen in Deutschland für<br />
nur 1,03 € den gesetzlich vorgeschriebenen Krankenversicherungsschutz.<br />
CCAG-Besonderheiten zum Schutz Ungeborener<br />
• Eine deutsche gesetzliche Krankenkasse, die<br />
BKK IHV in Wiesbaden, hat bis Mitte 2012 im<br />
Rahmen ihrer Kooperation mit der Pro Life<br />
GmbH von der Finanzierung von Abtreibungen<br />
Abstand genommen. Trotz Beendigung der<br />
Kooperation (geschehen auf das Verlangen des<br />
Bundesversicherungsamts, dessen Rechtmäßigkeit<br />
noch geprüft werden muss) halten wir<br />
diese Kasse wegen ihrer mutigen Entscheidungen<br />
nach wie vor für einen wichtigen Partner.<br />
• Unser Schwangerschafts-Assistance-Baustein<br />
für die Kunden gesetzlicher Krankenkassen in<br />
Kooperation mit Roland Assistance (fragen Sie<br />
die CCAG).<br />
Beide Produkte wollen das Leben Ungeborener<br />
retten und werden auch im internationalen Bereich<br />
angeboten.<br />
Weitere Informationen über die insbesondere<br />
durch christliche Werte geprägten Produkte der<br />
CCAG: www.care-concept.de/ichthys;<br />
Beratung: f.brandenberg@care-concept.de<br />
36 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Foto: © flickr/Val Gardena - Gröden Marketing<br />
<strong>Was</strong> die Natur bereithält<br />
Das Naturheilverfahren Pfarrer Kneipps<br />
Lars Kochenburger<br />
Menschen werden immer dicker und leiden<br />
häufiger an der Zucker<strong>krank</strong>heit.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt eine der<br />
großen Gesundheitsstudien aus dem Jahre 2012.<br />
Adipositas und Diabetes – zwei aus der weitläufigen<br />
Gruppe der Zivilisations<strong>krank</strong>heiten. Macht<br />
uns der „moderne“ Lebensstil <strong>krank</strong>?<br />
Das fragte sich vor über 150 Jahren schon<br />
Pfarrer Kneipp. Im Übergang von der Agrarzur<br />
Industriegesellschaft entstanden ganz neue<br />
Krankheitsbilder, für deren Behandlung die<br />
Schulmedizin nur ungenügende Lösungen anbieten<br />
konnte. Eine der hilfreichen Antworten wurde<br />
Kneipp, davon war er überzeugt, durch die Inspiration<br />
Gottes und durch ein Buch von Johann Sigmund<br />
Hahn über die <strong>Was</strong>serheilkunde geschenkt.<br />
Kneipp gelang es nach dem Lesen des Buches<br />
durch nächtliche Bäder in der Donau, sich von einer<br />
schon weit fortgeschrittenen Tuberkulose zu<br />
heilen, obwohl die Ärzte ihn für nicht mehr heilbar<br />
erklärt hatten. Dieses persönliche Erlebnis<br />
hat Kneipps ganzes weiteres Leben beeinflusst.<br />
Neben seiner Tätigkeit als Seelsorger und Pfarrer<br />
ist Kneipp insbesondere als der „<strong>Was</strong>serdoktor“<br />
bekannt. Er ist zwar nicht der Entdecker der Heilkraft<br />
des <strong>Was</strong>sers; diese haben vor ihm schon zahlreiche<br />
Ärzte und Laien erkannt. Auch Hippokrates<br />
wandte das <strong>Was</strong>ser schon zu Heilzwecken an. Aber<br />
Kneipps Verdienst ist es, die <strong>Was</strong>seranwendungen<br />
verfeinert und weiterentwickelt zu haben. Und vor<br />
allem: Er hat die <strong>Was</strong>serkur populär ge<strong>mach</strong>t.<br />
Kneipp nur auf <strong>Was</strong>ser zu begrenzen, wäre<br />
aber zu kurz gegriffen. Er begründete ein ganzheitliches<br />
Naturheilverfahren, das sich aus fünf<br />
Elementen zusammensetzt:<br />
Pfarrer Kneipp wurde durch<br />
<strong>Was</strong>seranwendungen von<br />
einer fortgeschrittenen<br />
Tuberkulose geheilt, obwohl<br />
die Ärzte ihn für nicht mehr<br />
heilbar erklärt hatten<br />
Z für Zukunft<br />
37
Leitthema<br />
können sich positiv auswirken. Es gibt zahlreiche<br />
Angebote und Möglichkeiten, zu deren Nutzung<br />
man meist (wie leicht ist das gesagt) nur den inneren<br />
Schweinehund überwinden muss.<br />
Foto: © Floydine - Fotolia.com<br />
Kneipp wusste die<br />
Pflanzen, welche ihm in<br />
Gottes Natur angeboten<br />
wurden, zielsicher und<br />
effektiv zu gebrauchen<br />
Die Natur<br />
bietet vieles,<br />
der Mensch<br />
muss es sich<br />
nur zunutze<br />
<strong>mach</strong>en<br />
• Lebensordnung<br />
• Bewegung<br />
• Ernährung<br />
• Heilkräuter*<br />
• <strong>Was</strong>ser<br />
Insbesondere beim Element der Lebensordnung<br />
wird die christliche Basis dieses Naturheilverfahrens<br />
deutlich. Auf der Grundlage seines christlichen<br />
Glaubens und mit der Bibel als Ratgeber<br />
war es Kneipp ein Anliegen, ganz praktische Tipps<br />
für die Lebensgestaltung zu geben. Diese beginnen<br />
bei der Betonung, den Sonntag zu „heiligen“<br />
(heute ein wichtiger Baustein der Burn-out-Prophylaxe),<br />
und gehen bis zur Gestaltung des Wohnraums,<br />
Empfehlungen zur Hygiene und Tipps für<br />
die Freizeit. Eine große Bandbreite an praktischen<br />
Empfehlungen für ein Volk, das im Begriff war zu<br />
verlernen, wie das Leben <strong>gesund</strong>heitserhaltend<br />
gestaltet werden kann. Bei diesem Element wird<br />
der ganzheitliche Ansatz des Kneipp‘schen Naturheilverfahrens<br />
am deutlichsten: Nicht ein Organ<br />
oder ein einzelner Bestandteil des Körpers ist<br />
<strong>krank</strong>, sondern es ist immer der ganze Mensch<br />
mit Leib, Seele und Geist.<br />
Bewegung als wichtiges Element – das scheint<br />
uns eine Binsenweisheit zu sein, jedoch zeigen aktuelle<br />
Studien (wie die eingangs erwähnte), dass<br />
an diesem Punkt auch heute immer noch massiver<br />
Handlungsbedarf besteht. Es muss ja nicht gleich<br />
jeder anfangen, Holz zu hacken (<strong>was</strong> Kneipp mit<br />
Vorliebe selbst Adligen, die bei ihm zur Kur waren,<br />
verschrieb). Sport im Verein oder aber auch<br />
nur regelmäßige Spaziergänge und Wanderungen<br />
Auch auf <strong>gesund</strong>e Ernährung legte Kneipp<br />
großen Wert, weil er beobachtete, dass sich die<br />
Ernährungsgewohnheiten zu seiner Zeit deutlich<br />
verschlechterten. Er empfahl eine Vollwertküche,<br />
die sich dadurch auszeichnet, dass sie reich an<br />
Vitalstoffen ist. Dies gelingt zum Beispiel durch<br />
viel Obst und Gemüse sowie die Vermeidung von<br />
Weißmehlprodukten zugunsten von Vollkorn.<br />
Kneipp vertrat die saisonale und regionale Küche<br />
und empfahl, den Fleischgenuss einzuschränken.<br />
Diese Empfehlung ist zwischenzeitlich durch wissenschaftliche<br />
Studien unter anderem zu Rheuma<br />
und Gicht derart untermauert worden, dass<br />
Fleisch als ein bedeutender Auslöser gewisser Zivilisations<strong>krank</strong>heiten<br />
gesehen wird.<br />
Nicht erst seit Hildegard von Bingen und ihrer<br />
Klostermedizin spielten Heilkräuter viele Jahrhunderte<br />
lang eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung<br />
und Heilung von Krankheiten. Die Natur<br />
bietet vieles, der Mensch muss es sich nur zunutze<br />
<strong>mach</strong>en. Deshalb verbrachte Kneipp viele Stunden<br />
in der Apotheke des Klosters Wörishofen. Er<br />
stellte Tees, Tinkturen und Salben her aus dem,<br />
<strong>was</strong> er auf den Wiesen und in den Wäldern fand.<br />
Die Kamille mit ihrer antibakteriellen Wirkung,<br />
den Weißdorn zur Stärkung der Herztätigkeit,<br />
den Fenchel zur Förderung der Verdauung oder<br />
den Wacholder, mit seinem breiten Wirkungsspektrum<br />
eine wahre Wunderwaffe der Naturheilkunde<br />
– Kneipp wusste die Pflanzen, welche<br />
ihm in Gottes Natur angeboten wurden, zielsicher<br />
und effektiv zu gebrauchen. Diese Pflanzen haben<br />
auch heute noch die gleiche Wirkung und können<br />
sanfte Medikamente ersetzen und stärkere in ihrer<br />
Wirkung unterstützen.<br />
Durch das <strong>Was</strong>ser und seine Anwendung ist<br />
Kneipp berühmt geworden. Noch heute findet man<br />
immer wieder Kneipp-Anlagen zum <strong>Was</strong>sertreten<br />
und die etwa sechshundert deutschen Kneipp-<br />
Vereine stellen immer noch die größte private Gesundheitsorganisation<br />
dar. Durch das <strong>Was</strong>ser will<br />
Kneipp eine Abhärtung des Körpers und damit<br />
38 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
eine größere Widerstandskraft gegen Krankheiten<br />
erreichen, sowohl in der Vorbeugung<br />
als auch in der Therapie. Dass dies nicht bedeutet,<br />
mit Todesverachtung und schmerzverzerrtem<br />
Gesicht eine <strong>Was</strong>sertretanlage in voller Länge zu<br />
durchschreiten, ist eines seiner großen Verdienste.<br />
Kneipp verstand es zunehmend, das kalte <strong>Was</strong>ser<br />
so einzusetzen, dass möglichst geringe Reize eine<br />
möglichst große Wirkung entfalteten. Dies ganz im<br />
Gegensatz zu seiner eigenen Erfahrung zu Beginn,<br />
als er sich selbst einer ziemlich rabiaten <strong>Was</strong>serkur<br />
unterzog.<br />
Das <strong>Was</strong>sertreten sowie das Barfuß- oder Taulaufen<br />
ist heute noch eine sehr zu empfehlende<br />
Maßnahme, um sich abzuhärten. Fortgeschrittene<br />
laufen auch schon mal im Schnee. Bei allen<br />
<strong>Was</strong>seranwendungen ist jedoch immer zu beachten,<br />
dass man sie nur mit warmem Körper beginnt<br />
und nach der Anwendung wieder auf ausreichende<br />
Erwärmung achtet. Dies erreicht man vor allem<br />
durch Bewegung vor oder nach der Anwendung;<br />
aber auch ein warmes Fußbad kann gute Dienste<br />
leisten. Und immer darauf achten: Sobald es weh<br />
tut, ist die Grenze erreicht und die Anwendung<br />
wird spätestens zu diesem Zeitpunkt beendet.<br />
Ein kleiner Geheimtipp noch für die Müden<br />
und Gestressten ist der „Kneipp‘sche Espresso“,<br />
das kalte Armbad: Beide Arme bis ungefähr<br />
zur Mitte des Oberarms für 5 bis 15 Sekunden in<br />
kaltes <strong>Was</strong>ser getaucht, danach die Arme nicht abtrocknen,<br />
sondern schlenkern und wieder für Erwärmung<br />
sorgen – dies wirkt belebend und erfrischend.<br />
Es regt an, aber nicht auf. Und ohne jetzt<br />
zu tief auf die wissenschaftlich bewiesene Wirkweise<br />
solcher Anwendungen einzugehen: Damit wird<br />
die Durchblutung der Arme und sogar des Herzmuskels<br />
gefördert. Ein weiterer willkommener und<br />
sehr gewünschter Effekt ist, dass schon durch eine<br />
so einfache <strong>Was</strong>seranwendung die Abwehrkräfte<br />
des Körpers insgesamt gestärkt werden.<br />
Das Kneipp‘sche Naturheilverfahren mit seinen<br />
fünf Elementen kann mit vergleichsweise geringem<br />
Aufwand in den Alltag integriert werden.<br />
Mit zunehmender Anwendung der einzelnen<br />
Empfehlungen wird ein gesünderer Lebensstil<br />
entwickelt und einige Krankheiten werden erst<br />
Foto: © privat<br />
gar nicht auftreten. Selbstverständlich kann man<br />
damit nicht allen Krankheiten vorbeugen; neuere<br />
Studien weisen jedoch darauf hin, dass es sich<br />
bei vielen Krebsformen um eine Infektions<strong>krank</strong>heit<br />
handelt – und dann wird offensichtlich, dass<br />
die Bedeutung dieses Naturheilverfahrens durchaus<br />
noch steigen könnte. Ein weiterer Hinweis auf<br />
diese Entwicklung ist die Zunahme von Antibiotika-Resistenzen,<br />
die beispielsweise aktuell in Südafrika<br />
dazu führen, dass die dort auftretende Tuberkulose<br />
nicht mehr behandelt werden kann.<br />
Das Kneipp‘sche Naturheilverfahren ist kein<br />
Ersatz, keine Alternative zur Schulmedizin. Sie<br />
ist eine Komplementärmedizin und deshalb als<br />
Ergänzung zu sehen. Also: Kein Entweder-oder,<br />
sondern ein Sowohl-als-auch. In diesem Sinne:<br />
Viel Freude bei den ersten Schritten zu einem gesünderen<br />
Lebensstil. Sie können selber et<strong>was</strong> dafür<br />
tun – es ist einfach und kostet oft nur die Überwindung.<br />
Lars Kochenburger, glücklich verheiratet und Vater zweier<br />
Kinder. Dipl.-Pflegewirt, arbeite als Verwaltungsdirektor einer<br />
Klinik. Engagiert sich für christlichen Männerinitiativen mit<br />
Schwerpunkt der BurnOut-Vorbeugung.<br />
Weiterführende Informationen finden Sie auf www.mysanus.de<br />
und www.kneippbund.de.<br />
Bücher, die bei der praktischen Umsetzung helfen:<br />
Ines Wurm-Fenkl, Doris Fischer: Richtig kneippen – Die 5<br />
Prinzipien der Kneipp-Therapie, Bassermann Verlag<br />
Dr. med. Robert Bachmann, German M. Schleinkofer:<br />
Natürlich <strong>gesund</strong> mit Kneipp – Fit und schön: Über 60<br />
<strong>Was</strong>seranwendungen für zu Hause, Trias Verlag.<br />
Foto: © flickr/tuxdriver<br />
Ein kleiner Geheimtipp<br />
für die Müden und<br />
Gestressten ist der<br />
„Kneipp‘sche Espresso“,<br />
das kalte Armbad: Beide<br />
Arme bis ungefähr zur Mitte<br />
des Oberarms für 5 bis 15<br />
Sekunden in kaltes <strong>Was</strong>ser<br />
getaucht<br />
Z für Zukunft<br />
39
Leitthema<br />
Essen Sie sich <strong>gesund</strong>?!<br />
Michael Weiß<br />
Foto: © Agentur PJI UG - Montage<br />
In „Super Size Me“<br />
<strong>mach</strong>te der Filme<strong>mach</strong>er<br />
Morgan Spurlock einen<br />
<strong>gesund</strong>heitsgefährdenden<br />
Selbstversuch<br />
Haben Sie den Film „Super Size Me“ gesehen?<br />
Filme<strong>mach</strong>er Morgan Spurlock<br />
berichtet darin über einen Selbstversuch.<br />
Er aß nur Mahlzeiten einer bekannten Fastfood-Kette<br />
– einen Monat lang drei Menüs am<br />
Tag: Hamburger, Pommes frites, Salat, Shakes<br />
und Softdrinks. Das Ergebnis: Kopf- und Bauchschmerzen,<br />
Depressionen, hohe Cholesterin- und<br />
Leberwerte, dazu elf Kilo Übergewicht. Eine echte<br />
Mastkur!<br />
Wir können uns also auch <strong>krank</strong>essen. Das <strong>mach</strong>en<br />
leider viele Menschen Tag für Tag: literweise<br />
zuckerhaltige Getränke, Schinken, Speck und<br />
Würstchen, fetttriefende Gerichte, Bonbons, Eis<br />
und Schokolade. Die Portionen werden immer<br />
größer und wir immer dicker, müder, lustloser<br />
und kränker.<br />
Doch das muss nicht sein. Wir müssen keinen<br />
Herzinfarkt bekommen, keinen Bluthochdruck<br />
oder Diabetes. Wir müssen uns nicht durchs Leben<br />
quälen, ohne Schwung und Energie, ohne<br />
Perspektiven und Hoffnung. Ernährung ist zwar<br />
nicht alles, aber sie kann vieles verändern.<br />
Zur Krankheit verführt<br />
Keine Werbepause im Fernsehen ohne Verführung<br />
zum Essen: Chips und Schokolade, Fastfood und<br />
Fertiggerichte, koffein- und phosphorsäurehaltige<br />
Getränke. Alles Substanzen, die unser Körper<br />
nicht braucht, die ihn <strong>krank</strong> und müde <strong>mach</strong>en.<br />
Die Süßwaren-Industrie ist sehr erfinderisch.<br />
Die Regale im Supermarkt füllen sich mit immer<br />
neuen Keksen, Pralinen, Fruchtgummis oder<br />
Schokoriegeln. Etwa vier Millionen Tonnen Süßigkeiten<br />
werden allein in Deutschland produziert.<br />
Jeder Deutsche verzehrt 18 bis 20 Kilogramm im<br />
Jahr – statistisch gesehen natürlich.<br />
Zucker im Übermaß fördert Diabetes, Herz-<br />
Kreislauf-Er<strong>krank</strong>ungen und Krebs. Er bringt das<br />
Hormonsystem durcheinander und <strong>mach</strong>t fett. Ihm<br />
verdanken wir die Kleidergrößen XXL und Altersdiabetes<br />
schon bei Kindern. Wollen wir das wirklich?<br />
40 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Lebensmittel<br />
Sich <strong>gesund</strong>essen ist gar nicht so schwer. Wir<br />
müssen nur echte „Lebens“mittel zu uns nehmen,<br />
Nahrungsmittel, die noch Leben enthalten – also<br />
Nährstoffe, die wir brauchen, damit es uns nicht<br />
nur körperlich gut geht.<br />
Kohlenhydrate<br />
Der Mensch braucht Kohlenhydrate, aber nicht<br />
die aus Bonbons und weißem Toastbrot. Diese<br />
raffinierten, „einfachen“ Kohlenhydrate lassen<br />
das Insulin ins Blut schießen. Die Folgen: Heißhunger<br />
und noch mehr Fett auf den Hüften. „Einfache“<br />
Kohlenhydrate fördern außerdem Diabetes,<br />
Herz-Kreislauf-Er<strong>krank</strong>ungen und Krebs. Sie<br />
<strong>mach</strong>en uns <strong>krank</strong> und lustlos.<br />
Kohlenhydrate aus Vollkornbrot, Äpfeln, Brokkoli<br />
oder Haferflocken dagegen lassen den Insulinspiegel<br />
nicht in die Höhe schießen. Sie<br />
bestehen aus langen Ketten, die im Darm in einfachen<br />
Zucker zerlegt werden müssen. So gelangen<br />
immer nur kleine Mengen davon ins Blut. Der<br />
Körper wird gleichmäßig mit der nötigen Energie<br />
versorgt. Ein selbst zubereitetes Müsli aus Haferflocken<br />
und Obst hält Sie deshalb länger satt und<br />
fit als ein Stapel Marmeladen-Toastbrote.<br />
Aber nicht nur das. Lebensmittel mit komplexen<br />
Kohlenhydraten enthalten außerdem reichlich<br />
Vitamine, Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe,<br />
Spurenelemente, Eiweiß, gutes Fett und Ballaststoffe.<br />
Kekse und Schokolade bestehen dagegen<br />
fast nur aus Kalorien und dick<strong>mach</strong>endem Fett.<br />
Foto: © AOK-Mediendienst<br />
Eiweiß – Protein<br />
Eiweiß ist der wichtigste Baustein unseres<br />
Körpers. Wenn wir Eiweiß essen, werden Zellen<br />
repariert und neue gebildet. Knochen, Muskeln<br />
und Haare wachsen, Enzyme, Hormone und Antikörper<br />
entstehen, Haut, Nägel und Bindegewebe<br />
werden erneuert. Ohne Protein läuft in unserem<br />
Körper nichts. Deshalb müssen wir es täglich zu<br />
uns nehmen.<br />
23 der Protein-Bausteine finden wir in unserer<br />
Nahrung; doch nur acht davon müssen wir täglich<br />
in ausreichender Menge zu uns nehmen. Man<br />
nennt sie essenzielle (lebensnotwendige) Aminosäuren.<br />
Doch keine Angst: Wer abwechslungsreich<br />
und vollwertig isst, hat keine Probleme mit<br />
einer ausreichenden Proteinversorgung.<br />
Andererseits: Wenn wir zu wenig Eiweiß zu<br />
uns nehmen, werden wir vorzeitig alt und faltig.<br />
Unser Immunsystem <strong>mach</strong>t schlapp, und unsere<br />
Muskeln werden abgebaut.<br />
Für eine gute Eiweißversorgung müssen wir<br />
nicht unbedingt Fleisch essen. Mit Nüssen, Eiern,<br />
Milchprodukten, Bohnen, Linsen, Erbsen, grünem<br />
Salat und Vollkornprodukten liefern wir unserem<br />
Körper genug Eiweiß. Wir sollten nur verschiedene<br />
Proteinquellen miteinander kombinieren, z. B.<br />
Getreide mit Hülsenfrüchten. Gestalten Sie Ihre<br />
Ernährung abwechslungsreich.<br />
Fett<br />
Fett <strong>mach</strong>t dick, sagen viele Ernährungsberater.<br />
Es treibt die Blutfettwerte in die Höhe und <strong>mach</strong>t<br />
müde, alt und <strong>krank</strong>. Recht haben sie damit, solange<br />
es um Speck, billige Margarine, raffinierte<br />
Öle oder Frittierfett geht.<br />
Fett <strong>mach</strong>t fit, sagen Ernährungswissenschaftler.<br />
Damit meinen sie kalt gepresste Pflanzenöle,<br />
wie Oliven-, Raps-, Walnuss- und Leinöl oder<br />
Fett aus Nüssen und Getreidekeimen. Denn ungesättigte<br />
Fettsäuren (Olivenöl) oder die Omega-<br />
3-Fettsäuren (Raps- und Walnussöl) senken das<br />
schlechte LDL-Cholesterin, schützen das Herz<br />
und beugen Krebs vor. Und sie halten die Zellmembran<br />
elastisch, funktionstüchtig und jung.<br />
Ohne Fett können wir fettlösliche Vitamine – wie<br />
die Vitamine A und E – nicht verwerten. In einen<br />
Wir müssen<br />
nur echte<br />
„Lebens“mittel<br />
zu uns nehmen<br />
Ungesättigte Fettsäuren<br />
(Olivenöl) senken das<br />
schlechte LDL-Cholesterin,<br />
schützen das Herz und<br />
beugen Krebs vor<br />
Z für Zukunft<br />
41
Leitthema<br />
Im Apfel<br />
stecken eben noch<br />
weitere Vitalstoffe,<br />
wie Flavonoide und<br />
Phenolsäuren, die die<br />
Wirkung von Vitamin C<br />
verstärken<br />
Trinken Sie<br />
acht Gläser<br />
reines <strong>Was</strong>ser!<br />
Karotten-Apfel-Salat gehört<br />
also auch immer ein Schuss<br />
Walnussöl. Außerdem verbessert<br />
Fett den Geschmack vieler Speisen. Allerdings<br />
braucht unser Körper nur etwa sechs bis<br />
zehn Gramm der essenziellen (lebensnotwendigen)<br />
Fettsäuren am Tag.<br />
Wir brauchen also Fett – jedoch keine gesättigten<br />
Fettsäuren, die unsere Arterien zerstören<br />
und die Kleidergröße XXL nötig <strong>mach</strong>en, sondern<br />
Pflanzenöle, die unseren Körper und besonders<br />
unser Herz in Schwung bringen.<br />
Vitamine und Co.<br />
Um <strong>gesund</strong> und vital zu bleiben, brauchen wir<br />
auch Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente<br />
und sekundäre Pflanzenstoffe. In einer abwechslungsreichen,<br />
vollwertigen Nahrung sind<br />
sie meist alle enthalten. Doch wir essen zu viele<br />
Weißmehlprodukte, die kaum Vitalstoffe enthalten.<br />
Salat und Gemüse sind für manche eher nur<br />
Dekoration auf dem Teller. Pudding, Schokocreme<br />
und Eis haben Obst als Nachtisch abgelöst.<br />
Vitamin- und Mineralstoff-Präparate wären in<br />
den meisten Fällen nicht nötig, wenn wir echte<br />
„Lebens“mittel zu uns nähmen. So hat ein Apfel<br />
mit 12 mg Vitamin C die gleiche antioxidative<br />
Wirkung wie 1500 mg künstlich hergestelltes<br />
Vitamin C. Im Apfel stecken eben noch andere<br />
Vitalstoffe, wie Flavonoide und Phenolsäuren, die<br />
die Wirkung von Vitamin C verstärken.<br />
Essen Sie also lieber fünf Portionen Obst, Salat<br />
und Gemüse am Tag, um genügend Vitalstoffe<br />
Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
Wenn Sie die Vermittlung dieser Inhalte unterstützenswert halten,<br />
sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />
Konto-Nr. 490 155 68, BLZ 610 50000, KSK GP.<br />
SWIFT: GOPS DE 6G IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />
aufzunehmen. Eine Portion ist etwa eine Handvoll<br />
dieser Lebensmittel. Also besser eine große<br />
Schüssel Salat zum Mittagessen als ein Nachschlag<br />
Spaghetti. Besser drei Äpfel, eine Banane<br />
und ein Bund Weintrauben am Tag als eine Tafel<br />
Schokolade. Den Unterschied werden Sie schon<br />
bald spüren, weil Sie mehr Energie haben.<br />
<strong>Was</strong>ser, <strong>Was</strong>ser, <strong>Was</strong>ser<br />
So mancher trinkt fünf Tassen Kaffee und eine<br />
Flasche Bier am Tag und meint, damit hätte er<br />
seinem Körper ausreichend Flüssigkeit zugeführt.<br />
Dabei fördert Kaffee gerade das Gegenteil,<br />
nämlich die Ausscheidung von Körperflüssigkeit.<br />
Kein Wunder, wenn ihre Haut schlaff und welk ist<br />
und Sie sich ständig müde und lustlos fühlen!<br />
Unser Körper braucht <strong>Was</strong>ser. Er besteht zu<br />
60 Prozent daraus, das Gehirn sogar aus 84 Prozent.<br />
Jede Körperzelle enthält <strong>Was</strong>ser. Trinken<br />
wir zu wenig <strong>Was</strong>ser, trocknen wir aus. Schließlich<br />
verlieren wir durch Ausscheidung, Schwitzen<br />
und über den Atem viel <strong>Was</strong>ser. Erwachsene sollten<br />
deshalb zusätzlich zu anderen Getränken<br />
etwa acht Gläser <strong>Was</strong>ser trinken, an heißen<br />
Tagen und bei körperlicher Bewegung sogar<br />
noch mehr.<br />
Durst ist übrigens kein zuverlässiges Anzeichen,<br />
dass wir unbedingt trinken müssen. Manchmal<br />
sind wir schon halb ausgetrocknet, ehe sich<br />
der Durst meldet! Lassen Sie aber die zucker- und<br />
koffeinhaltigen Softdrinks beim Getränkehändler.<br />
Sie sparen damit nicht nur viel Geld, Sie ersparen<br />
sich vor allem Diabetes und Übergewicht, Müdigkeit<br />
und fehlenden Schwung.<br />
Ballaststoffe<br />
<strong>Was</strong> von Natur aus schon gut ist, versuchen wir<br />
nicht selten noch zu veredeln. Doch dabei werden<br />
Nahrungsmittel oft verfälscht. Der polierte<br />
und von seinen Randschichten befreite Reis enthält<br />
beispielsweise kaum noch Vitamin B1. Kein<br />
Wunder, dass weißer Reis bei vielen Menschen in<br />
Asien zu Muskelschwund, Müdigkeit und Schwäche<br />
geführt hat.<br />
Getreide wird beim Raffinieren in Kleie, Keim<br />
und Weißmehl zerlegt. Weil die Keime leicht verderben,<br />
werden sie entfernt. Damit enthält das<br />
42 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Mehl nicht mehr die für den Aufbau von <strong>gesund</strong>en<br />
Zellmembranen lebensnotwendigen Fettsäuren.<br />
Ebenso fehlen Vitamin E und Vitamin B6, das<br />
wir für den Kohlenhydratstoffwechsel benötigen.<br />
So essen wir mit dem Mehl zwar Kohlenhydrate,<br />
können diese aber nicht mehr optimal verwerten.<br />
Der Schöpfer hat im Getreidekorn alle Nährstoffe<br />
in der richtigen Dosierung verpackt, aber wir wissen<br />
es anscheinend besser.<br />
Wer ballaststoffreiche Nahrung zu sich<br />
nimmt, leidet seltener an Herzer<strong>krank</strong>ungen<br />
und Magen-Darm-Störungen. Schon zehn Gramm<br />
mehr Ballaststoffe durch Gemüse, Nüsse, Obst<br />
und Vollkornprodukte senken das Herzinfarktrisiko<br />
um 19 Prozent. Und das sind nicht die einzigen<br />
Vorteile der Ballaststoffe: Vollkornprodukte verringern<br />
das Risiko für Diabetes Typ 2 und helfen,<br />
den Cholesterinspiegel zu senken. Die Nahrung<br />
passiert den Verdauungstrakt viel schneller, der<br />
Stuhlgang ist weicher und voluminöser, und das<br />
Risiko für Darmkrebs, Divertikulitis, Hämorriden<br />
und Darmentzündungen sinkt.<br />
Es ist nie zu spät!<br />
Wichtig zu wissen: Für einen Neuanfang ist es nie<br />
zu spät. Egal wie viele Jahre wir Un<strong>gesund</strong>es, Fettes<br />
und Süßes in uns hineingestopft haben – wir<br />
können heute noch umdenken und unsere Ernährung<br />
umstellen. Der Erfolg wird nicht lange auf<br />
sich warten lassen. Innerhalb von nur zwei Jahren<br />
hat unser Körper vieles repariert. Er hat Zellen<br />
ausgetauscht und erneuert, sodass Sie sich besser<br />
fühlen als all die Jahre zuvor. Starten Sie deshalb<br />
gleich heute durch, und essen Sie sich <strong>gesund</strong>!<br />
Wie Sie sich<br />
selbst <strong>gesund</strong><br />
erhalten<br />
1. Trinken Sie genügend reines <strong>Was</strong>ser<br />
ohne Kohlensäure<br />
Trinken Sie täglich mindestens pro Kilogramm<br />
Körpergewicht 30 ml möglichst reines <strong>Was</strong>ser, bei<br />
90 kg also 2,7 Liter (Limonade und Kaffee zählen<br />
nicht, Kaffee wirkt sogar entwässernd). Hochwertiges<br />
<strong>Was</strong>ser hilft Ihnen, die elektrischen Funktionen<br />
in Ihrem Körper aufrechtzuerhalten.<br />
<strong>Was</strong>ser verbessert ihre Verdauung, fördert die<br />
Stoffwechselfunktionen, unterstützt die Entgiftung<br />
und stärkt Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis.<br />
Kohlensäure (H 2<br />
CO 3<br />
) ist das Produkt der Reaktion<br />
von Kohlendioxid (CO 2<br />
) mit <strong>Was</strong>ser (H 2<br />
O). Wie<br />
schon der Name sagt, enthält mit Kohlensäure versetztes<br />
<strong>Was</strong>ser eine Säure; allerdings übersäuern<br />
schon Süßigkeiten, Kaffee und Fleisch den Körper,<br />
Kohlensäure ist also völlig überflüssig.<br />
2. Bewegen Sie sich täglich<br />
Gehen Sie 15 bis 30 Minuten an die frische Luft,<br />
bevorzugen Sie den Wald oder einen Park. Laufen<br />
oder walken Sie entspannt und atmen Sie ganz<br />
bewusst aus.<br />
Horchen Sie auf die Geräusche des Waldes und<br />
seien Sie ganz in der „Gegenwart“. Das hilft Ihnen,<br />
einen klaren Kopf zu bekommen. Beim Laufen<br />
kommen Ihr Stoffwechsel, Ihr Lymphsystem<br />
und Ihr Kreislauf in Schwung.<br />
Aber bitte halten Sie Maß; Überanstrengung<br />
schadet mehr, als sie nützt. Wenn Sie wenig Zeit<br />
haben, „laufen“ Sie fünf bis zehn Minuten auf einem<br />
hochwertigen Minitrampolin – möglichst am offenem<br />
Fenster, auf dem Balkon oder auf der Terrasse.<br />
Die Bewegung auf dem Minitrampolin bewirkt, dass<br />
die Zellen und alle Organe besser durchblutet und<br />
damit auch entgiftet werden. Die Schlackenstoffe<br />
werden über das Lymphsystem abtransportiert.<br />
Foto © flickr/archim-vorch<br />
Z für Zukunft<br />
43
Werte in Anwendung<br />
Es gibt viele Möglichkeiten,<br />
sich et<strong>was</strong> Gutes zu<br />
tun – man muss nicht<br />
warten, bis der Arzt starke<br />
Medikamente verschreibt<br />
Foto © Agentur PJI UG/Montage<br />
4. Vermeiden Sie geistigen<br />
und emotionalen Müll<br />
Jeder Keks hat Kalorien, jedes Nickerchen erfrischt<br />
– und alles, <strong>was</strong> Sie sehen, lesen und hören<br />
(Fernsehen, Filme, Bücher, Zeitungen, Musik),<br />
hat entweder negative oder positive Auswirkungen<br />
auf Körper und Seele. Auch wenn Sie nicht<br />
darüber nachdenken, oder vielleicht gerade dann.<br />
6. Lachen ist <strong>gesund</strong>!<br />
Der Volksmund sagt: Lachen ist die beste Medizin.<br />
Und er hat recht! Herzhaftes Lachen beeinflusst<br />
viele Stoffwechselfunktionen positiv, aktiviert<br />
die Atmung und das Herz–Kreislauf–System.<br />
Beim Lachen werden Stresshormone abgebaut.<br />
Lachen reguliert die Verdauung, stärkt das Immunsystem<br />
und fördert die Ausschüttung körpereigener<br />
Glückshormone.<br />
Menschen, die gern und viel lachen, sind gesünder.<br />
<strong>Was</strong> bleibt da noch anderes übrig, als jeden<br />
Tag zumindest einmal herzlich zu lachen!<br />
Foto © flickr/michael<br />
Vermeiden Sie deshalb Radio– oder TV–Dauerberieselung;<br />
das ist eine Belastung für Ihr ganzes<br />
Körper–Seele–Geist–System einschließlich Ihrer<br />
Nerven und Ihres Immunsystems. Genießen Sie<br />
täglich Zeiten der vollkommenen Ruhe.<br />
5. Seien sie kreativ<br />
Basteln, Malen, Musizieren, Dekorieren, Stricken,<br />
Sticken, Bildhauerei und vieles mehr – fangen Sie<br />
einfach mal an! Finden Sie heraus, wofür sich Ihr<br />
Herz erwärmen kann; Sie werden staunen, welche<br />
kreativen Fähigkeiten in Ihnen schlummern.<br />
Kreative Tätigkeit entspannt Ihre Seele und beansprucht<br />
andere Hirnareale, die Sie sonst im Alltag<br />
weniger gebrauchen; außerdem kann man mit<br />
Kreativität schwierige oder natürlich auch schöne<br />
Situationen verarbeiten.<br />
Foto © flickr/TheArches<br />
7. Schlafen Sie ausreichend<br />
Ausreichend Schlaf ist die Basis für körperliches<br />
und seelisches Wohlbefinden. Der Schlaf dient<br />
dem Körper und dem Gehirn zur Erholung und<br />
zur Verarbeitung des Tagesgeschehens. Schlafen<br />
ist die beste Voraussetzung, um für die Herausforderungen<br />
des nächsten Tages fit zu sein. Schlafmangel<br />
führt zur Schwächung des Immun– und<br />
Nervensystems und folglich zu Krankheiten.<br />
Wolfgang Wirth, Gesundheit Coach und Pysiotherapeut in<br />
Donzdorf, entwickelte die NFT . Neurophysiologische<br />
Funktionskreis Therapie, www.n-f-t.de<br />
44 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Werte & Wirtschaft<br />
Krankheit oder Symptom?<br />
<strong>Was</strong> bedeutet eine Finanzkrise für die Gesellschaft?<br />
Ein Plädoyer für die Stärkung des Wertebewusstseins und die Aktivierung<br />
des <strong>gesund</strong>en Menschenverstands in Geldangelegenheiten<br />
Andreas Mankel<br />
<strong>Was</strong> sagt uns die<br />
Fieberkurve der<br />
Weltwirtschaft?<br />
Foto: © djama - Fotolia.com<br />
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos Anfang<br />
2009 erklärte der Leiter der evangelikalen<br />
Kommunität Sojourners, Jim Wallis (USA):<br />
Wichtiger als die Frage, wie lange die Weltwirtschaftskrise<br />
noch dauern werde, sei die Frage,<br />
wie sie uns verändern wird. Nach Überzeugung<br />
von Wallis, der auch US-Präsident Obama berät,<br />
hat die Krise nicht nur wirtschaftliche, sondern<br />
auch geistliche Ursachen: „Wir haben einiges verloren<br />
und vergessen – nämlich unsere Werte.“<br />
Die Diagnose für den <strong>krank</strong>en Patienten<br />
„Weltwirtschaft“<br />
Die Weltwirtschaft habe, so Wallis, sieben Sünden<br />
begangen, die schon Mahatma Gandhi gerügt<br />
habe, nämlich „eine Politik ohne Prinzipien,<br />
Wohlstand ohne Arbeit, Handel ohne Moral,<br />
Vergnügen ohne Gewissen, Erziehung ohne<br />
Charakter, Wissenschaft ohne Menschlichkeit<br />
sowie Gottesdienst ohne Opfer“. Wenn aus<br />
Krisen keine Lehren gezogen würden, seien Not<br />
und Leiden vergeblich. Wallis plädierte für einen<br />
„neuen moralischen Kompass“ und „einen neuen<br />
Maßstab, um Erfolg zu beschreiben“. 1<br />
Die Finanzkrise wäre demnach nicht die<br />
Krankheit selbst, sondern „nur“ das Symptom<br />
einer <strong>krank</strong>en Gesellschaft. Das Wort „Krise“ –<br />
schon seit dem 16. Jahrhundert bekannt – wurde<br />
übrigens lange Zeit nur in der Medizin gebraucht,<br />
vor allem bei fiebrigen Er<strong>krank</strong>ungen, wo es die<br />
sensibelste Krankheitsphase bezeichnete, nach<br />
welcher bei glücklichem Verlauf der Infektion innerhalb<br />
eines Tages das Fieber fiel und die Krankheit<br />
endgültig überwunden werden konnte. 2<br />
Risiken und Nebenwirkungen<br />
Begriffe aus dem Gesundheitswesen müssen auch<br />
heute oft herhalten, um akute Probleme und angeblich<br />
notwendige Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung<br />
zu beschreiben: Da bekommen Staaten<br />
und Unternehmen Geldspritzen, die Broker tau-<br />
Foto: © Wikipedia<br />
Mahatma<br />
Gandhi<br />
benannte<br />
sieben Sünden<br />
der Weltwirtschaft<br />
Z für Zukunft<br />
45
Werte & Wirtschaft<br />
Foto: © Agentur PJI UG/Montage<br />
Wer könnte nicht eine<br />
Geldspritze gebrauchen?<br />
Begriffe aus<br />
dem Gesundheitswesen<br />
werden genützt,<br />
um akute<br />
Probleme<br />
in der Wirtschaft<br />
zu<br />
beschreiben<br />
meln von einem Börsenfieber ins nächste, Immobilienblasen<br />
platzen, schmerzhafte Einschnitte in<br />
den Sozialstaat werden als Allheilmittel verkauft<br />
und Politiker verteilen Beruhigungspillen, so<br />
etwa die Bundeskanzlerin mit ihrem Versprechen,<br />
unsere Konten und Ersparnisse seien sicher; aber<br />
wie will sie mit fünf Milliarden Euro Bankensicherheiten<br />
1 600 Milliarden Euro Sparguthaben<br />
absichern?<br />
Tatsache ist: Wir alle leiden bis heute unter<br />
den falsch eingeschätzten Risiken und Nebenwirkungen<br />
der Krise. Staatsverschuldung, Inflation<br />
und kalte Enteignung sowie drohender Kollaps<br />
der Rentensysteme sind dabei nur einige der<br />
Stichworte, die regelmäßig die Kommentarspalten<br />
der Wirtschaftspresse füllen.<br />
Geld verloren – Erkenntnis gewonnen<br />
Es bringt nichts, deshalb in Panik zu verfallen.<br />
Ganz im Gegenteil: Wir sollten in Sachen Finanzen<br />
und Geldanlage unseren <strong>gesund</strong>en Menschenverstand<br />
einschalten und uns den Sachverhalt<br />
in Ruhe anschauen. Erst dann können wir<br />
Therapien und neue Heilungswege im Umgang<br />
mit Geld entwickeln. Ich habe als Verbraucher<br />
und als Finanz- und Vermögensberater in der<br />
Krise Geld verloren, aber auch viele wichtige Erkenntnisse<br />
gewonnen:<br />
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• Es gibt keine Sicherheit und keine verlässlichen<br />
Garantien für Geld- und Kapitalanlagen oder für<br />
Kapital in Versicherungen.<br />
• Die Kaufkraft des Geldes (Inflation) und der<br />
Werterhalt des Vermögens (Systemrisiken) sind<br />
ständig bedroht.<br />
• Letztlich ist es immer der Kapitalanleger, Versicherungsnehmer,<br />
Steuerzahler, kurz: der Bürger,<br />
der die Folgen tragen muss und den Schaden<br />
bezahlt.<br />
• Die Deregulierung der Märkte und die Globalisierung<br />
der Finanzprodukte haben das gesamte<br />
System destabilisiert, die Geldmenge aufgebläht<br />
und die langfristigen Finanzpläne und damit die<br />
Lebensziele der Verbraucher gefährdet.<br />
• Wirkliche Hilfe ist von Politikern, Behörden<br />
und dem Gesetzgeber nicht zu erwarten. Die<br />
Zusammenhänge sind zu komplex, als dass sie<br />
noch jemand zu durchschauen vermöchte und<br />
mit geeigneten Maßnahmen eine entscheidende<br />
Trendwende eingeleitet werden könnte.<br />
• Durch die Notwendigkeit der Selbsterhaltung<br />
bedingt werden immer nur Lösungen aus dem<br />
gleichen System angeboten – ein „von oben“<br />
eingeleiteter Systemwechsel ist derzeit nicht in<br />
Sicht. Das System verwaltet sich selbst.<br />
Wenngleich „von oben“ keine Veränderung zu<br />
erwarten ist, gibt es doch konkrete Anregungen,<br />
wie eine Neuorientierung inmitten der Krise aussehen<br />
kann. Zum Beispiel von einem, dem man einen<br />
„guten Draht nach oben“ nachsagt: „Das Geld muss<br />
dienen und nicht regieren! Der Papst liebt alle, Reiche<br />
und Arme, doch im Namen Christi hat er die<br />
Pflicht daran zu erinnern, dass die Reichen den Armen<br />
helfen, sie achten und fördern müssen. Ich ermahne<br />
euch zur uneigennützigen Solidarität und zu<br />
einer Rückkehr von Wirtschaft und Finanzleben zu<br />
einer Ethik zugunsten des Menschen.“ 3 So lautete<br />
die klare Botschaft von Papst Franziskus.<br />
Für mich als Christ und Unternehmer, der nach<br />
bestem Wissen und Gewissen andere in Sachen<br />
Geld- und Vermögensanlage berät, ist die Folge meiner<br />
Krisenerfahrung: Ich will nach Kräften dazu beitragen,<br />
das Geld in den Kontext des Wertesystems<br />
zurückzuführen und eine <strong>gesund</strong>e Regionalität zu<br />
leben – und auch andere dazu ermutigen.<br />
46 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Werte & Wirtschaft<br />
Die Medizin: Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Ein wichtiges Vorbild für mich ist dabei ein Mann,<br />
der dies bereits vor 150 Jahren in die Tat umsetzte:<br />
Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Der Begründer<br />
der Genossenschaftsbewegung erkannte die Kraft<br />
des Kapitals und fand einen Weg, sie in den Dienst<br />
der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung zu<br />
stellen, kurz: in den Dienst der Menschen. Sein<br />
solidarisches Motto war: „<strong>Was</strong> dem Einzelnen<br />
nicht möglich ist, das vermögen viele!“ Selbsthilfe,<br />
Selbstverwaltung und Selbstverantwortung<br />
sind bis heute die Prinzipien der Genossenschaftsbewegung.<br />
Oder um es mit der 2400 Jahre<br />
alten Weisheit des Hippokrates zu sagen: „Die<br />
wirksamste Medizin ist die natürliche Heilkraft,<br />
die im Inneren eines jeden von uns liegt.“<br />
Daraus lassen sich für eine andere Art des<br />
Wirtschaftens und des Umgangs mit Geld folgende<br />
Handlungsweisen und Einstellungen ableiten:<br />
Bild: © Wikipedia<br />
• Wir nehmen die Wirklichkeit wahr und lassen<br />
uns nicht täuschen.<br />
• Es gab auch eine Zeit ohne Banken, in der die<br />
Wirtschaft funktioniert hat.<br />
• Wir lehnen kurzfristige Spekulationen und Teilnahme<br />
an Phantasie-Geldgeschäften ab.<br />
• Wir folgen der Erkenntnis von Adam Smith, der<br />
formulierte: Wenn Arbeit (Menschen), Boden<br />
(Rohstoffe) und Kapital (Vermögen) in geeigneter<br />
Weise zusammenkommen, entsteht Wohlstand<br />
(Wertschöpfung) für alle.<br />
• Unsere Sachwerte und Investitionen dienen den<br />
Grundbedürfnissen des Menschen: Wohnen, Essen<br />
und Trinken, Energie, nachwachsende Rohstoffe,<br />
Produkte des täglichen Lebens.<br />
• Wir können die Wertschöpfungskette unserer<br />
Produkte selbst kontrollieren oder darstellen,<br />
von der Idee bis zur Erzeugung und Controlling.<br />
• Wir wollen Menschen aus der Region daran teilhaben<br />
lassen, auch die, die sonst keine Chance<br />
haben (Teilhabe bzw. Inklusion).<br />
• Wir nutzen unsere Erfahrungen und Kontakte,<br />
um die Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />
• Wir stellen unsere Wertvorstellungen für jedermann<br />
nachvollziehbar auf.<br />
• Wir fördern Nachhaltigkeit und streben sie an,<br />
wo immer wir können.<br />
• Wir schaffen für jeden Interessierten die Möglichkeit,<br />
sich daran zu beteiligen.<br />
• Durch die Ergebnisse dieser gemeinsamen Investitionen<br />
sollen die Lebens- und Finanzziele<br />
des Einzelnen erreicht werden.<br />
• Bei allem achten wir Recht und Gesetz und bleiben<br />
im Rahmen, der uns hier vorgegeben ist.<br />
Statt also über die Krise zu lamentieren, können<br />
wir unser Schicksal in die Hand nehmen. In<br />
ihrem Gedicht „Wartezimmer: Menschheit“ hat<br />
die Schriftstellerin Kristiane Allert-Wybraniez<br />
diese Erkenntnis auf den Punkt gebracht:<br />
Viele sitzen da und warten auf Besserung<br />
Einige wissen,<br />
dass die erforderlichen Medikamente<br />
auch in ihrer Hand liegen<br />
Ganz wenige öffnen ihre Hände<br />
und verwenden die Medizin,<br />
die Liebe und Willen heißt.<br />
Andreas Mankel ist Gründer und Geschäftsführer der 7x7-<br />
Unternehmensgruppe mit über 50 Mitarbeitern und Sitz in<br />
Bonn. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.<br />
1) idea.de, 2. Februar 2009<br />
2) wikipedia zum Stichwort „Krise“<br />
3) Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM von Papst<br />
Franziskus, 24.<strong>11</strong>.2013 (Vatikanische Druckerei), S. 56<br />
Vor 150 Jahren hat<br />
Friedrich Wilhelm Raiffeisen<br />
eine Vision in die Tat<br />
umgesetzt: „<strong>Was</strong> dem<br />
Einzelnen nicht möglich ist,<br />
das vermögen viele!“<br />
Er wurde zum Begründer der<br />
Genossenschaftsbewegung<br />
Statt über<br />
die Krise zu<br />
lamentieren,<br />
können wir<br />
unser Schicksal<br />
in die Hand<br />
nehmen<br />
Z für Zukunft<br />
47
S u c h e n a c h d e n W u r z e l n e i n e r v e r l o r e n e n K u l t u r<br />
Das Medikament mit<br />
100% Heilwirkung<br />
0% Nebenwirkung<br />
Der im Medikament zum Einsatz kommende Wirkstoff G.R.A.C.E. hat elementare<br />
Heilungserfolge auf alle Erber<strong>krank</strong>ungen, die durch den allgemein<br />
verbreiteten Gen-Defekt S.I.N. verursacht werden<br />
Da es weder Risiken noch Nebenwirkungen gibt, wie in der Beipackbibel zu lesen,<br />
informieren Sie dazu Ihren Arzt und Apotheker.<br />
48 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de<br />
Z u k u n f t E u r o p a e . V .<br />
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