21.05.2014 Aufrufe

GER: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen

GER: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen

GER: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sprachlehrender für Piloten, der es nicht schafft, dass seine Schüler selbst bei entsetzlichem Lärm während<br />

der Boden-Luft-Kommunikation alle Details hundertprozentig zu verstehen lernen, diese und ihre Passagiere<br />

zum Tode verurteilen könnte! Andererseits könnten die zusätzlichen Kategorien und ihre sprachlichen Realisierungen,<br />

die Sie als notwendig hinzufügen, sehr wohl auch von anderen als nützlich empfunden werden.<br />

Deshalb sehen wir das taxonomische System in den Kapiteln 4 und 5 des <strong>Referenzrahmen</strong>s nicht als ein<br />

geschlossenes an, sondern als eines, das weiteren Entwicklungen auf der Basis von Erfahrungen offen<br />

steht.<br />

Dieses Prinzip gilt auch für die Beschreibungen der sprachlichen Kompetenzniveaus. Kapitel 3 stellt klar,<br />

dass die Zahl der Niveaustufen, die ein bestimmter Anwender unterscheiden möchte, bedingt ist durch die<br />

Gründe für diese Unterscheidung, also dadurch, was man mit der daraus resultierenden Information machen<br />

möchte. Niveaustufen sollten – wie übrigens alle Messeinheiten – nicht unnötig vermehrt werden! Das Verzweigungsprinzip<br />

nach Art von Hypertext, das in Abschnitt 3.5 beschrieben wird, ermöglicht es Praktikern,<br />

weit oder eng gefasste Niveaus anzusetzen, je nachdem, ob sie feinere oder gröbere Unterschiede in der<br />

Gesamtheit ihrer Lernenden erfassen möchten. Natürlich ist es auch möglich (und sogar üblich), die Lernziele<br />

in einem Niveausystem zu beschreiben und ihr Erreichen dann durch ein Notensystem zu bestätigen.<br />

Das System mit sechs Niveaustufen, das wir durchgängig benutzen, entspricht dem, was bei einer Reihe<br />

von Prüfungsanbietern üblich ist. Die Deskriptoren, die vorgeschlagen werden, basieren auf jenen, die "von<br />

Gruppen muttersprachlicher wie nicht-muttersprachlichen Lehrender aus verschiedenen Bildungssektoren<br />

und mit sehr unterschiedlicher Sprachkenntnis und Lehrerfahrung als 'transparent', 'nützlich' und 'relevant'<br />

beurteilt" wurden (Abschnitt 3.4). Dennoch werden sie nur als Empfehlungen angeboten und sind in keiner<br />

Weise verpflichtend; sie dienen "als Basis für weiteres Nachdenken, für Diskussionen und weiteres Handeln.<br />

(…) Ziel der Beispiele ist es, neue Möglichkeiten aufzuzeigen, nicht etwa Entscheidungen vorwegzunehmen"<br />

(a. a. O.). Es hat sich jedoch schon gezeigt, dass ein System von Referenzniveaus als Kalibrierungsinstrument<br />

besonders von Praktikern aller Art begrüßt wird, die es, wie in vielen anderen Arbeitsbereichen auch,<br />

vorteilhaft finden, mit stabilen und anerkannten Mess- und Formatstandards zu arbeiten.<br />

Als Benutzer sind Sie eingeladen, das Skalierungssystem und die Deskriptoren kritisch zu verwenden. Die<br />

Sektion 'Moderne <strong>Sprachen</strong>' des Europarats würde sich freuen, einen Bericht zu erhalten, der Ihre Erfahrungen<br />

bei der Umsetzung in die Praxis wiedergibt. Bitte beachten Sie auch, dass nicht nur allgemeine Kompetenzskalen<br />

angeboten werden, sondern auch solche, die sich auf viele der einzelnen Parameter der Sprachkompetenz<br />

beziehen, die in den Kapiteln 4 und 5 im Detail dargestellt werden. Das macht es möglich, sehr<br />

differenzierte Profile für bestimmte Lernende oder Lernergruppen zu erstellen.<br />

In Kapitel 6 wenden wir uns methodischen Fragen zu. Wie wird eine Sprache erworben oder gelernt? Was<br />

können wir tun, um diesen Erwerbs- oder Lernprozess zu erleichtern? Auch hier will der Gemeinsame <strong>Referenzrahmen</strong><br />

keine bestimmte Methode vorschreiben oder empfehlen. Er präsentiert vielmehr Optionen und<br />

lädt Sie ein, Ihre eigene gegenwärtige Praxis zu reflektieren, Entscheidungen zu treffen und zu beschreiben,<br />

was genau Sie tun. Natürlich würden wir Sie gerne dazu ermutigen, wenn Sie ohnehin schon über Ihre Ziele<br />

und Vorhaben nachdenken, auch die Empfehlungen des Ministerkomitees mit in Betracht zu ziehen, aber<br />

der Gemeinsame <strong>Referenzrahmen</strong> will Ihnen vor allem bei Ihrer eigenen Entscheidungsfindung helfen. Kapitel<br />

7 untersucht die Rolle, die kommunikative Aufgaben beim <strong>Sprachen</strong>lernen und -lehren spielen; dies ist<br />

einer der Bereiche, in denen in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht wurden.<br />

Kapitel 8 diskutiert die Prinzipien der Curriculumentwicklung und der Differenzierung sprachlicher Lernziele,<br />

besonders unter dem Aspekt der Entwicklung einer mehrsprachigen und plurikulturellen Kompetenz des<br />

Menschen, der sich den kommunikativen Herausforderungen stellen muss, die das Leben in einem vielsprachigen<br />

und multikulturellen Europa bietet. Das Kapitel verdient die aufmerksame Lektüre aller, die Curricula<br />

für mehrere <strong>Sprachen</strong> erstellen und die Optionen prüfen wollen, die sich ihnen bieten, wenn sie die Ressourcen<br />

für verschiedene Kategorien von Lernenden auf bestmögliche Weise zu verteilen versuchen.<br />

Kapitel 9 ist schließlich der Frage der Beurteilung und Leistungsmessung gewidmet, erläutert die Relevanz<br />

des Gemeinsamen <strong>Referenzrahmen</strong>s für die Beurteilung des sprachlichen Könnens und des Lernerfolgs und<br />

widmet sich dann Beurteilungskriterien und verschiedenen Ansätzen der Leistungsmessung.<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!