GER: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen
GER: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen
GER: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
In vielen Ländern erfolgt die Beurteilung von Lernerfolgen durch die Vergabe von Noten, manchmal auf<br />
einer Skala von 1 bis 6, wobei die Note 4 das Bestehen, die Mindestnorm oder ein "Ausreichend" darstellt.<br />
Was die verschiedenen Noten bedeuten, wird von den Lehrenden in den jeweiligen Kontexten internalisiert,<br />
aber selten definiert. Das Verhältnis zwischen der Notengebung der Lehrenden und den Kompetenzniveaus<br />
ist im Prinzip ähnlich wie das Verhältnis zwischen Prüfungsnoten und Kompetenzniveaus. Die Sache<br />
wird aber dadurch kompliziert, dass es unzählige Standards gibt. Selbst wenn man die benutzte Bewertungsform<br />
und die unterschiedliche Interpretation der Noten durch Lehrende im jeweiligen Kontext außer<br />
Acht lässt, wird jede Jahrgangsstufe in jedem Schultyp in jeder Region mit einem unterschiedlichen Bildungssystem<br />
naturgemäß einen anderen Standard haben. Es ist klar, dass die Note 4 am Ende des vierten<br />
Schuljahrs nicht das Gleiche bedeutet wie die Note 4 am Ende des dritten Schuljahrs in der gleichen weiterführenden<br />
Schule. Ebenso wenig wird die Note 4 am Ende des vierten Schuljahrs in zwei verschiedenen<br />
Schultypen dieselbe Bedeutung haben.<br />
Es ist trotzdem zumindest annäherungsweise möglich, eine Beziehung zwischen dem Spektrum von Standards,<br />
die in einem bestimmten Bildungssektor in Gebrauch sind, herzustellen und sie auf bestimmte Referenzniveaus<br />
zu beziehen. Man kann dafür Techniken wie die folgenden kumulativ benutzen: (a) Standarddefinitionen<br />
für verschiedene Leistungsstufen in Hinblick auf das gleiche Ziel bereitstellen; (b) Lehrende<br />
auffordern, durchschnittliche Leistungen auf eine bereits bestehende Kompetenzskala oder ein Raster wie<br />
in Tabelle 1 oder 2 zu beziehen; (c) repräsentative Beispiele von verschiedenen Leistungen sammeln, um<br />
sie nachher in gemeinsamen Beurteilungssitzungen auf einer Skala zu kalibrieren; d) Lehrende auffordern,<br />
ihr normales Benotungssystem auf vorher standardisierte Videos von Prüfungen anzuwenden.<br />
Kompetenzskala<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
Noten für Prüfung Y<br />
5 (sehr gut)<br />
4<br />
Prüfung Y<br />
(gut)<br />
(bestanden)<br />
3 (nicht bestanden)<br />
2<br />
1<br />
Abbildung 7<br />
Die Benutzer des <strong>Referenzrahmen</strong>s sollten bedenken und, soweit sinnvoll, angeben,<br />
- inwieweit sich ihr Interesse auf die Schaffung eines Profilsystems richtet, das Lernerfolge innerhalb<br />
ihres eigenen Systems als Ganzem feststellen kann;<br />
- inwieweit sich ihr Interesse darauf richtet, transparente Kriterien für die Vergabe von Noten im Rahmen<br />
des Lernzielsystems für eine bestimmte Leistungsstufe zu erhalten, vielleicht operationalisiert<br />
durch eine Prüfung oder durch die Beurteilung durch Lehrende;<br />
- inwieweit sich ihr Interesse darauf richtet, einen gemeinsamen Rahmen zu entwickeln, um kohärente<br />
Bezüge zwischen verschiedenen Bildungssektoren, Leistungsstufen und Beurteilungsarten innerhalb<br />
ihres eigenen Systems zu schaffen.<br />
50