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Einführung in die Messdatenanalyse für das Physikalische ...

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Hilfsgrößen x, y, z, . . . sich gegenseitig nicht bee<strong>in</strong>flussen, <strong>die</strong>se also untere<strong>in</strong>ander statistisch<br />

unabhängig s<strong>in</strong>d, dann folgt aus dem Additionstheorem für Varianzen Glg. (16) <strong>das</strong> Gauß’sche<br />

Fortpflanzungsgesetz für Messunsicherheiten:<br />

∂ u<br />

2 ∂ u<br />

2 ∂ u<br />

2<br />

∆ū=<br />

∂ x +<br />

x0·∆x<br />

∂ y +<br />

y0·∆y<br />

∂ z + . . . (49)<br />

z0·∆z<br />

Der Ausdruck ∂ u <br />

∂ x x0<br />

bedeutet dabei, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> partielle Ableitung von u an der Stelle des Wertes<br />

x 0 auszuwerten ist.<br />

Die E<strong>in</strong>sicht von Gauß, <strong>das</strong>s sich <strong>die</strong> Standardabweichungen wie <strong>in</strong> (49) quadratisch fortpflanzen,<br />

ist für den Experimentator äußerst wichtig. Setzen wir <strong>die</strong> entsprechenden Zahlenwerte<br />

e<strong>in</strong>, so offenbart <strong>die</strong> Betrachtung der e<strong>in</strong>zelnen Summanden unter der Wurzel, ob e<strong>in</strong> Experiment<br />

gut konzipiert wurde. Überwiegt e<strong>in</strong> Summand <strong>die</strong> anderen deutlich, so zeigt <strong>die</strong>s, <strong>das</strong>s <strong>die</strong><br />

entsprechende Größe zu wenig genau gemessen wurde, bzw. <strong>das</strong>s <strong>die</strong> dafür verwendeten Instrumente<br />

und Verfahren verbessert werden müssen. Da <strong>die</strong> Unsicherheiten quadratisch e<strong>in</strong>gehen,<br />

ist es s<strong>in</strong>nlos zu versuchen, <strong>die</strong> Beiträge an sich bereits kle<strong>in</strong>er Summanden noch kle<strong>in</strong>er zu<br />

machen. An den großen Summanden muss angesetzt werden. E<strong>in</strong> gut konzipiertes Experiment<br />

ist dadurch gekennzeichnet, <strong>das</strong>s alle Summanden ungefähr den gleichen Beitrag liefern. In<br />

<strong>die</strong>sem S<strong>in</strong>ne ist (49) auch e<strong>in</strong> wichtiges Instrument für Planung, Beurteilung und Optimierung<br />

von Experimenten.<br />

Abschließend soll darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> e<strong>in</strong>heitliche Anwendung von Glg. (49)<br />

auf alle Messunsicherheitsbeiträge entscheidend auf den Voraussetzungen und dem Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsbegriff<br />

der Bayes’schen Statistik beruht. Glg. (49) setzt voraus, <strong>das</strong>s es sich bei allen<br />

Beiträgen um Varianzen bzw. Standardabweichungen handelt, d. h. <strong>das</strong>s allen Unsicherheitsangaben<br />

Verteilungen zugrunde liegen. Im Rahmen der konventionellen Statistik ist <strong>die</strong> Zuordnung<br />

e<strong>in</strong>er Verteilung z. B. für systematische Messabweichungen meist nicht möglich. Die Angabe von<br />

Unsicherheiten <strong>die</strong>ser Art müsste dann stets getrennt von den statistischen Unsicherheiten erfolgen.<br />

Nur <strong>die</strong> Fortpflanzung statistischer Unsicherheiten dürfte dann gemäß Glg. (49) erfolgen,<br />

alle anderen Beiträge müssten auf andere Weise, z. B. über den sog. Größtfehler abgeschätzt<br />

werden [2]. Allgeme<strong>in</strong> gilt <strong>die</strong>ses Verfahren deshalb als unpraktikabel und so ist der Bayes’sche<br />

Ansatz Grundlage für <strong>das</strong> durch den GUM und se<strong>in</strong>e Ergänzungen vorgeschlagene <strong>in</strong>ternational<br />

e<strong>in</strong>heitliche Verfahren zur Ermittlung und Angabe von Messunsicherheiten.<br />

Beispiel:Bestimmungder Brennweite f e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>se<br />

Die Brennweite f e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>se werde durch <strong>die</strong> unabhängige Messung der Gegenstandsweite a<br />

und der Bildweite b e<strong>in</strong>er Abbildung e<strong>in</strong>es Testgegenstandes ermittelt. Die Messung liefert <strong>die</strong><br />

Information a=a 0 ±∆a und b= b 0 ±∆b. Wie groß ist der sich daraus ergebende Schätzwert<br />

für <strong>die</strong> Brennweite der L<strong>in</strong>se f 0 und wie lässt sich <strong>die</strong> Standardabweichung der Verteilung von<br />

f abschätzen?<br />

Die Brennweite f errechnet sich als 1/f = 1/a+ 1/b, also<br />

f= f(a, b)= a· b<br />

a+ b<br />

(50)<br />

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