23.05.2014 Aufrufe

Einführung in die Messdatenanalyse für das Physikalische ...

Einführung in die Messdatenanalyse für das Physikalische ...

Einführung in die Messdatenanalyse für das Physikalische ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4 BeurteilendeDatenanalyse<br />

Die Methoden der Naturwissenschaften s<strong>in</strong>d geprägt von e<strong>in</strong>em Wechselspiel aus systematischen<br />

Naturbeobachtungen und daraus folgend der Entwicklung von Hypothesen und Theorien,<br />

meist als mathematische Modelle formuliert, <strong>die</strong> dann wiederum durch weitere Experimente<br />

und Beobachtungen überprüft werden. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang ist es entscheidend, auf der<br />

Grundlage vorliegender Messdaten trotz unvollständiger Information und vorhandenen Messunsicherheiten<br />

zu objektiven Aussagen über <strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Theorie und experimentellen<br />

Daten zu gelangen.<br />

Bereits <strong>in</strong> der Fragestellung zeigt sich hier wieder der Unterschied zwischen der Herangehensweise<br />

der konventionellen frequentistischen Statistik auf der e<strong>in</strong>en Seite und der Bayes’schen<br />

Statistik auf der anderen, <strong>die</strong> wir <strong>in</strong> den vorangegangenen Abschnitten bereits diskutiert haben:<br />

Intuitiv wird man z. B. geneigt se<strong>in</strong> zu fragen: „Mit welcher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ist bei vorliegendem<br />

Datensatz{x i } Theorie XY richtig?“ – Diese Frage lässt sich jedoch nur im Rahmen der<br />

Bayes’schen Statistik s<strong>in</strong>nvoll stellen. Dort lässt sich auch e<strong>in</strong>er Hypothese, e<strong>in</strong>er Aussage wie<br />

„Theorie XY trifft zu“ e<strong>in</strong>e Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zuordnen, <strong>die</strong> dann ke<strong>in</strong>e relativen Häufigkeiten<br />

angibt, sondern den Stand der vorliegenden Information abbildet, wie wir bereits <strong>in</strong> Abschnitt<br />

3.2 gesehen haben.<br />

Im Rahmen der konventionellen Statistik, <strong>die</strong> sich stets auf relative Häufigkeiten bezieht, wird<br />

man deshalb <strong>die</strong> Frage eher <strong>in</strong>direkt stellen: „Angenommen Theorie XY ist richtig, wie groß ist<br />

dann <strong>die</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, den vorliegenden Datensatz{x i } zu messen?“ Diese Frage bezieht<br />

sich auf <strong>die</strong> Grundgesamtheit der Datensätze zur Größe X, deren relative Häufigkeiten wir im<br />

Rahmen der konventionellen Statistik immerh<strong>in</strong> abschätzen können. Ist <strong>die</strong> resultierende Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

dann zu ger<strong>in</strong>g, werden wir <strong>die</strong> Theorie ablehnen, ist sie hoch werden wir geneigt<br />

se<strong>in</strong>, <strong>das</strong> Modell zu akzeptieren.<br />

Die Grundidee von Hypothesentests wollen wir anhand e<strong>in</strong>iger Beispiele zunächst im Rahmen<br />

der konventionellen frequentistischen Statistik erläutern. Abschnitt 4.3 gibt dann e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Ausblick darauf, wie Hypothesentests auch im Rahmen der Bayes’schen Statistik durchgeführt<br />

werden können.<br />

4.1 Hypothesentests<strong>in</strong> derkonventionellen Statistik<br />

Unter e<strong>in</strong>er Hypothese versteht man <strong>in</strong> der Datenanalyse e<strong>in</strong>e Annahme über <strong>die</strong> Verteilung e<strong>in</strong>er<br />

Messgröße, z. B. <strong>die</strong> Annahme <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Verteilung der Schw<strong>in</strong>gungsdauer T e<strong>in</strong>es Pendels den<br />

Mittelwert T= 5.5s aufweist. Der Test e<strong>in</strong>er Hypothese ist e<strong>in</strong> Prüfverfahren, <strong>das</strong> man anwendet,<br />

um <strong>die</strong> Entscheidung zu objektivieren, ob e<strong>in</strong>e bestimmte Hypothese mit den vorliegenden<br />

Daten verträglich ist, oder nicht. Im ersten Fall wird <strong>die</strong> Hypothese angenommen, im zweiten<br />

Falle verworfen, denn „es besteht e<strong>in</strong> objektiver Grund zur Annahme, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Daten nicht mit<br />

der Hypothese verträglich s<strong>in</strong>d“.<br />

4.1.1 Hypothesentest<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ere<strong>in</strong>fachen Situation<br />

Wir betrachten <strong>die</strong> e<strong>in</strong>fachste Variante e<strong>in</strong>es solchen Tests und testen <strong>die</strong> Hypothese, wonach<br />

e<strong>in</strong>e gemessene physikalische Größe e<strong>in</strong>en spezifischen Wert aufweisen soll:<br />

28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!