Ausgabe - 06 - Produktion
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28 · Management · <strong>Produktion</strong> · 7. Februar 2013 · Nr. 6<br />
PERSONALFÜHRUNG<br />
Industrie 4.0 braucht Umbau<br />
in der Führungsqualität<br />
„Heute geht es immer mehr<br />
um komplexe Situationen,<br />
offen und vieldeutig.“<br />
Prof. Bernd Okun, Inhaber der<br />
De-Facto-Führungs- und Veränderungsakademie.<br />
MANFRED SCHULZE PRODUKTION NR. 6 , 2013<br />
Die deutschen Führungskräfte sind noch nicht reif für die Anforderungen<br />
der neuen Zeit. Prof. Bernd Okun, Inhaber der Führungs- und<br />
Veränderungsakademie De Vacto fordert einen neuen Führungsstil.<br />
LEIPZIG (SM). Thyssen Krupp entlässt<br />
drei Vorstände, Deutsche<br />
Bank-Vorstände im Visier der Steuerfahnder,<br />
die Schweizer Großbank<br />
UBS zahlt Milliardenstrafe<br />
wegen Finanz-Manipulationen –<br />
es scheint einiges im Argen zu liegen<br />
mit der Unternehmenskultur.<br />
Doch nicht nur dort, wo die Schlagzeilen<br />
über Fehler berichten, auch<br />
in vielen anderen Unternehmen ist<br />
dringend Handlungsbedarf angesagt,<br />
damit im globalen Wettbewerb<br />
die deutsche Industrie ihre<br />
Spitzenposition halten kann.<br />
Es ist höchste Zeit für<br />
einen Paradigmenwechsel<br />
Es ist höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel,<br />
damit die deutschen<br />
Führungskräfte den Anforderungen<br />
der neuen industriellen<br />
Revolution nicht hoffnungslos hinterherlaufen:<br />
Diese Auffassung<br />
vertritt Prof. Bernd Okun, Inhaber<br />
der Führungs- und Veränderungsakademie<br />
De Vacto aus Leipzig. Auf<br />
dem Mittelstandforum Maschi-<br />
nenbau Sachsen-Anhalt hielt Okun<br />
kürzlich den Hauptvortrag und<br />
forderte einen neuen Führungsstil<br />
in den Chefetagen.<br />
„Die Wirklichkeit in den Unternehmen<br />
ist heute nicht mehr die<br />
von vor zehn Jahren, als planbare<br />
Einzelprozesse mit klaren Abfolgen<br />
und in definierten Strukturen die<br />
Führungsentscheidungen prägten“,<br />
so Okun. Damals hatten die Chefs<br />
Zielstellung und Ressourcen, die<br />
sich zwar auch ständig veränderten,<br />
aber dennoch einigermaßen klar<br />
kalkulierbar waren. „Heute geht es<br />
immer mehr um komplexe Situationen,<br />
offen und vieldeutig, in denen<br />
die handelnden Mitarbeiter mit<br />
unscharf definierten Zuständigkeiten<br />
kreativ selbst entscheiden müssen.<br />
Wer und was für den Erfolg<br />
verantwortlich sein wird, ist nicht<br />
mehr eindeutig zu ordnen, weder<br />
vorher noch im Nachhinein“, so der<br />
Analytiker. Seine Schlussfolgerung<br />
daraus lautet: Die heutigen starren<br />
Unternehmensstrukturen müssen<br />
vor allem in der Kommunikation<br />
und in der Bereitschaft zur Veränderungen<br />
radikal umgebaut werden.<br />
„Das beginnt bereits bei den Schulungen<br />
der Führungskräfte, wo in<br />
der Mehrzahl der Fälle noch<br />
immer nach den alten Schemata<br />
herangegangen wird.<br />
Tools stehen dabei oft am<br />
Anfang, doch es fehle das<br />
Training der Situationsund<br />
Prozessanalyse. „Es<br />
ist oft so, als würde ich<br />
heute noch einem Studenten<br />
ein angepasstes Windows<br />
3.1 beibringen wollen,<br />
anstatt ihn zu lehren, ein Programm<br />
für die Zukunft selbst zu schreiben“,<br />
beklagt sich der Experte. „Wir sind<br />
aus einer gut durchorganisierten<br />
‚Welt 1‘, in der jeder wusste, was er<br />
an seinem Platz zu machen hat, in<br />
eine ‚Welt 2‘ gelangt, in der alles offen<br />
ist. In dieser müssen wir wesentlich<br />
mehr in der Arbeit über die Arbeit<br />
kommunizieren.“<br />
Es sei daher notwendig, Führung<br />
und Kommunikation viel stärker als<br />
bisher im Studium generale zu verankern,<br />
besonders an den Hochschulen<br />
sieht er hier enorme Defizite.<br />
Dennoch: Mit jungen, hoch<br />
qualifizierten und motivierten Absolventen<br />
gelangt eigentlich Potenzial<br />
in die Unternehmen, das die<br />
neue industrielle Revolution meistern<br />
kann – doch sie treffen in der<br />
Regel auf die festgefügten Struktu-<br />
INTELLIGENTE FABRIK<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
ren und Denkweisen, die mitunter<br />
bis in die Resignation führen können.<br />
„Es ist ein Dilemma: Führungskräfte<br />
sind stark in ihren BWL-<br />
Schemata verfangen, Ingenieure<br />
hingegen haben selten eine Ausbildung<br />
in Führung oder Kommunikation<br />
erhalten“, sagt Okun. Zudem<br />
werde in den Unternehmen die<br />
Festgefügte Strukturen<br />
führen zur Resignation<br />
Kommunikation in isolierten Segmenten<br />
gesehen – etwa, indem<br />
einmal im Jahr eine Mitarbeiterbefragung<br />
das richten soll, was über<br />
das Jahr versäumt wurde.<br />
Als Lösung sieht der Wissenschaftler<br />
einen Trainingsansatz,<br />
bei dem Kommunikation, Führung<br />
und Veränderungsmanagement<br />
vermittelt werden – nicht als Theorie,<br />
sondern als intuitiv beherrschte<br />
Fähigkeit, die Okun mit Fußball<br />
etwas gewagt vergleicht. „Führungskräfte<br />
müssen heute eine<br />
Technik beherrschen, die der eines<br />
Fußballtrainers der Bundesliga ähnelt:<br />
Die Mannschaft muss blitzschnell<br />
und intuitiv auf die sich<br />
ständig veränderten Situation reagieren,<br />
wobei jeder auf dem Platz<br />
seine Aufgaben und Verantwortlichkeiten<br />
kennt, sich aber zugleich<br />
für das große Ganze einsetzt“, beschreibt<br />
er seine Vision für ein gut<br />
aufgestelltes Unternehmen. Am<br />
besten funktioniere das heute<br />
schon bei einigen kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen. Insgesamt<br />
aber stehen wir erst am<br />
Beginn eines großen Umbaus der<br />
Unternehmenskultur.<br />
BEST PRACTICE DAY<br />
Wie Lean funktioniert<br />
PRODUKTION NR. 6 , 2013<br />
Am 4. / 5. Juni 2013 lädt die<br />
Staufen AG in Kooperation mit der<br />
TU Darmstadt zum 4. Best Practice<br />
Day nach Darmstadt in das Wissenschafts-<br />
und Kongresszentrum<br />
‚Darmstadtium‘ ein.<br />
KÖNGEN (GK). Unter dem Motto<br />
‚Verdammt zur Spitzenleistung‘<br />
steht der Kongress im Zeichen exzellenter<br />
Prozesse und kontinuierlicher<br />
Verbesserung entlang der<br />
Wertschöpfungskette. Praxisnah<br />
werden Beispiele vorgestellt, die<br />
gemäß der Lean Enterprise Philosophie<br />
ganzheitlich Wertschöpfung<br />
steigern und Verschwendung<br />
vermeiden. Top-Referenten aus<br />
Unternehmen und Wissenschaft<br />
vermitteln dazu praktisches Wissen<br />
sowie theoretische Grundlagen<br />
und geben Einblicke in Best-<br />
Practice-Prozesse und -Betriebe.<br />
Die Veranstaltung richtet sich an<br />
Unternehmer und Manager aus<br />
allen Branchen und Funktionen,<br />
die sich mit den Themen Prozessverbesserung<br />
und Lean Management<br />
befassen. Auf dem Programm<br />
stehen unter anderem Vorträge der<br />
weltweit anerkannten Lean-Experten<br />
Dr. Jeffrey Liker und Dr. Marcus<br />
Chao. Dr. Jürgen Otto, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Brose<br />
Fahrzeugteile GmbH & Co. KG,<br />
beleuchtet praxisnah die Erfolgsprinzipen<br />
eines Familienunter-<br />
Spricht auf dem Best Practice Day: Toyota-Experte<br />
Dr. Liker. Bild: Dr. Jeffrey Liker<br />
nehmens mit Weltrang. Henning<br />
Adickes, Leiter Entwicklungsprozesse<br />
der Audi AG, verrät, wie man<br />
durch permanente Veränderung<br />
Schnelligkeit erreichen kann.<br />
In drei parallelen Nachmittags-<br />
Fachforen warten hochkarätige<br />
Entscheider unterschiedlicher<br />
Branchen und Unternehmen wie<br />
Dr. Jörg Zürn, Leiter Produktentwicklung<br />
Mercedes-Benz LKW/<br />
Daimler AG, Hubertus Köhne, Vice<br />
President Manufacturing, AGCO<br />
GmbH, oder Herbert Klein, Leiter<br />
<strong>Produktion</strong> und Werkleiter Peißenberg,<br />
Agfa-Gevaert HealthCare<br />
GmbH, auf die Teilnehmer.<br />
Weitere Infos: www.best-practiceday.de<br />
oder Tel. 07024 8056-142,<br />
E-Mail: j.koeser@staufen.ag.<br />
ELEKTRO-CAD<br />
Mind8 und Eplan jetzt vereint<br />
PRODUKTION NR. 6 , 2013<br />
Zwei Unternehmen der Friedhelm Loh Group sind seit Beginn 2013<br />
vereint: Mind8, Spezialist für Variantenmanagement, wurde in die<br />
Firmenstruktur der Eplan Software & Service GmbH integriert.<br />
MONHEIM (ILK). Zum 1.1.2013 wurden<br />
die Firmen Mind8 und Eplan<br />
verschmolzen. Beide Unternehmen,<br />
früher Kooperationspartner<br />
und seit 2007 als Schwestergesellschaften<br />
unter dem Dach der<br />
Friedhelm Loh Group aktiv, arbeiten<br />
nun unter einheitlicher Flagge<br />
von Eplan.<br />
Mind8, als Entwickler des Eplan<br />
Engineering Centers (EEC) seit<br />
Jahren mit der Entwicklung des<br />
Monheimer Lösungsanbieters eng<br />
verzahnt, ist nun direkt in die Firmenstruktur<br />
von Eplan eingegliedert.<br />
„Mit dieser Verschmelzung beider<br />
Organisationseinheiten haben<br />
wir die Weichen für den internationalen<br />
Rollout des EEC gestellt“,<br />
konstatiert Maximilian Brandl,<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
von Eplan.<br />
Dr. Marco Litto, einer der Geschäftsführer<br />
von Mind8, ergänzt:<br />
„Wir wollen die Technologie des<br />
funktionalen Engineering, ausgehend<br />
von vorhandenen Referenzen<br />
mit führenden Unternehmen<br />
des Maschinen- und Anlagenbaus,<br />
branchenorientiert ausrollen. Das<br />
macht eine noch engere Zusammenarbeit,<br />
insbesondere im<br />
PreSales erforderlich.“ In diesem<br />
Zuge ist auch der weitere Ausbau<br />
des EEC-Entwicklungsteams am<br />
Standort Stuttgart avisiert. Ein<br />
deutlicher Mehrwert für Kunden<br />
wird das neue Branchenmanagement<br />
sein, das durch einen dezidierten<br />
Bereich in der Organisation<br />
verankert wird.<br />
Das Führungsteam von Eplan<br />
Software & Service unter der Leitung<br />
von Maximilian Brandl, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung,<br />
bleibt bestehen und wird durch die<br />
bisherige Mind8-Geschäftsführung<br />
ergänzt.<br />
Haluk Menderes (Geschäftsführer<br />
Vertrieb und Marketing), Dieter<br />
Pesch (Entwicklung und Produktmanagement),<br />
Bernd Schewior<br />
(Professional Services) sowie Dr.<br />
Jörg Lewek (EEC Entwicklung) und<br />
Dr. Marco Litto (EEC Business Development/PreSales)<br />
verantworten<br />
gemeinsam die stark expansiven<br />
Aktivitäten des Lösungsanbieters,<br />
der das Jahr 2012 mit einer<br />
deutlich zweistelligen Wachstumsrate<br />
abschließen konnte.<br />
Mit der Verschmelzung<br />
von Eplan und<br />
Mind8 sieht Maximilian<br />
Brandl die Weichen<br />
für den internationalen<br />
Rollout des<br />
Eplan Engineering<br />
Centers (EEC) gestellt.<br />
Bild: Eplan