Diplomarbeit Bensmann 210507 - UniversitÃ¤t OsnabrÃ¼ck

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II. Literaturübersicht 29 Millon erweiterte 1990 sein biosoziales Modell durch evolutionäre Überlegungen Millon (1990; zitiert nach Trautmann, 2004). Demnach kann Persönlichkeit als spezifischer Stil adaptiven Funktionierens im Sinne der Evolution gesehen werden. Persönlichkeitsstörungen sind somit nach Millon (1996; zitiert nach Trautmann, 2004) spezielle Stile von maladaptivem Funktionieren, die auf Mängel des Individuums zurückzuführen sind, sich auf spezifische Umgebungsbedingungen einzustellen, mit denen es konfrontiert ist.
II. Literaturübersicht 30 3. Bindung Der Zusammenhang zwischen dem psychischen Zustand einer Person und ihren engen zwischenmenschlichen Beziehungen ist in der Psychologie allgemein anerkannt. Er wird in großem Maße davon mitbestimmt, ob die engen zwischenmenschlichen Beziehungen harmonisch und warmherzig sind oder ärgerlich bzw. ängstigend oder auch von emotionaler Unzulänglichkeit geprägt sind oder ob womöglich gar keine Beziehungen gegeben sind (Bowlby, 1989). „Die Fähigkeit, Bindungen zu anderen Personen aufzubauen (entweder in der Rolle der Person, die Unterstützung und Trost sucht, oder der Person, die beides gibt) [wird als] grundlegendes Merkmal einer effektiv funktionierenden Persönlichkeit und psychischer Gesundheit betrachtet“ (zitiert nach: Bowlby, 1989, in: Spangler & Zimmermann (Hrsg.), 2002, S. 21). Die Bindungstheorie kann somit als umfassende Konzeption der emotionalen Entwicklung des Menschen, als Kern seiner lebensnotwendigen sozialen Erfahrungen angesehen werden (Grossmann, Grossmann, Kindler, Scheurer- Englisch, Spangler, Stöcker, Suess & Zimmermann, 2003). Da die Bindungserfahrungen also eine grundlegende Auswirkung auf unsere psychische Entwicklung haben, könnten sie auch bei der Suchtentwicklung von Bedeutung sein. Im Folgenden wird zunächst definiert, was genau mit dem Konstrukt „Bindung“ gemeint ist. Dann wird aufgezeigt, wie es im Laufe der Entwicklung zu unterschiedlichen Bindungsqualitäten kommt und wie verschiedene Autoren diese konzeptualisieren. 3.1 Definition von Bindung „Bindung („attachment“) ist die besondere Beziehung eines Kindes zu seinen Eltern oder Personen, die es beständig betreuen. Sie ist im Gefühl verankert und verbindet das Individuum mit der anderen, besonderen Person über Raum und Zeit hinweg“ (Ainsworth, 1973; zitiert nach Grossmann et al., 2003). 3.2 Ätiologie Nach Bowlby (1973; zitiert nach Grossmann et al., 2003) sind Bindungsqualitäten emotionale Lebenserfahrung im Individuum und werden als Modellvorstellungen von Beziehungen verinnerlicht, den so genannten Arbeitsmodellen („internal working models“). Umstritten ist noch, wie möglicherweise verschiedene qualitative
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