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DIE OFFENE HANDELSGESELLSCHAFT<br />
und die Kommanditgesellschaft kann für<br />
gewerbliche Tätigkeiten, aber auch zur<br />
bloßen Vermögensverwaltung oder zu<br />
ideellen Zwecken gewählt werden. Auch<br />
reine Phantasiefirmen sind zulässig,<br />
beispielsweise Nordic-Walking KG.<br />
scheitert. Gemäß § 4 UGB unterliegen<br />
die Angehörigen der freien Berufe<br />
sowie der Land- und Forstwirtschaft<br />
grundsätzlich nicht dem UGB,<br />
diese Regel wird jedoch durch weit<br />
reichende Ausnahmen eingeschränkt.<br />
Freiberufler sowie Land- und Forstwirte<br />
gelten nämlich für die Anwendung<br />
des 4. Buchs des UGB („unternehmensbezogene<br />
Geschäfte“) stets<br />
als Unternehmer; dies korrespondiert<br />
mit ihrer Rechtsstellung im Verbraucherschutzrecht.<br />
Ferner wird ihnen<br />
die Möglichkeit einer freiwilligen<br />
Eintragung im Firmenbuch eröffnet<br />
(„Opting-In“), wodurch sie sich dem<br />
Gesetzbuch „unterstellen“ (§ 4 Abs 3<br />
UGB). Im Ergebnis nähern sie sich<br />
damit in der Rechtsstellung weitgehend<br />
jener der übrigen Einzelunternehmer<br />
an.<br />
UNTERNEHMER KRAFT RECHTSFORM<br />
Der Unternehmer kraft Rechtsform ist<br />
ohne Rücksicht auf seine Tätigkeit<br />
Unternehmer. Der § 2 UGB enthält<br />
eine Aufzählung der erfassten<br />
Rechtsformen, die weit über den gegenwärtigen<br />
Katalog hinausgeht. Unternehmer<br />
kraft ihrer Rechtsform sind<br />
die Aktiengesellschaft, die Gesellschaft<br />
mit beschränkter Haftung, Erwerbs-<br />
und Wirtschaftsgenossenschaften,<br />
europäische wirtschaftliche Interessenvereinigungen<br />
(EWIV), Versicherungsvereine<br />
auf Gegenseitigkeit,<br />
Sparkassen, europäische Gesellschaften<br />
(SE) und europäische Genossenschaften<br />
(SCE).<br />
ZWECKÖFFNUNG DER<br />
PERSONENGESELLSCHAFT<br />
Die Offene Handelsgesellschaft und<br />
die Kommanditgesellschaft sind<br />
nach dem Recht des HGB auf den<br />
Betrieb eines vollkaufmännischen<br />
Handelsgewerbes beschränkt. Mit<br />
Inkrafttreten des UGB ist diese Gesellschaftsform<br />
für jeden unternehmerischen<br />
Zweck erlaubt. Die Offene<br />
Handelsgesellschaft und die Kommanditgesellschaft<br />
stehen daher zu<br />
gewerblichen, beruflichen oder sonstigen<br />
wirtschaftlichen Tätigkeiten,<br />
aber auch zur bloßen Vermögensverwaltung<br />
oder auch zu ideellen<br />
Zwecken zur Verfügung. Das UGB<br />
hält darüber hinaus fest, dass diese<br />
Gesellschaftsform auch für freiberufliche<br />
wie für land- und forstwirtschaftliche<br />
Tätigkeiten herangezogen werden<br />
kann. Dies erübrigt künftig die<br />
(in ihrer Organisationsstruktur ohnehin<br />
völlig parallele) Rechtsform<br />
der OEG und KEG. Der Wegfall der<br />
Beschränkung auf das Handelsgewerbe<br />
hat zur Folge, dass die Offene<br />
Handelsgesellschaft künftig „offene<br />
Gesellschaft“ (OG) heißen wird. Die<br />
Kommanditgesellschaft behält ihren<br />
Namen. Dieser weit reichenden<br />
Zwecköffnung entspricht es aber<br />
auch, dass OG und KG künftig Unternehmer<br />
kraft Rechtsform sein sollen.<br />
Da eine nicht eingetragene OG<br />
oder KG nicht mehr bestehen kann,<br />
gewinnt die GesBR an Bedeutung.<br />
Damit diese nicht überhand nimmt,<br />
hat der Gesetzgeber vorgesehen,<br />
dass Personen, die ein Unternehmen<br />
in der Rechtsform der GesBR betreiben,<br />
verpflichtet sind, die Gesellschaft<br />
als OG oder KG eintragen zu<br />
lassen, sofern das Unternehmen<br />
einen jährlichen Umsatzerlös von<br />
EUR 400.000,– erzielt. Die Übersichtlichkeit<br />
der Gesellschaftsformen wird<br />
dadurch wesentlich erhöht; die Entscheidung<br />
für eine Rechtsform hängt<br />
künftig nicht mehr vom Gegenstand<br />
der Gesellschaft ab. Die Abgrenzung<br />
zu den Kapitalgesellschaften erfolgt<br />
vielmehr nach der gewünschten Haftung;<br />
die Abgrenzung zur Gesellschaft<br />
bürgerlichen Rechts danach,<br />
ob ein gesellschaftsrechtlicher Zusammenschluss<br />
mit persönlicher<br />
Haftung der Gesellschafter Rechtspersönlichkeit<br />
haben soll oder nicht.<br />
RECHNUNGSLEGUNG<br />
Die Anwendung der Rechnungslegungsvorschriften<br />
ist bei Einzelunternehmern<br />
und Personengesellschaften<br />
nicht zwingend, sondern gilt nur<br />
für Unternehmer mit einem Jahresumsatzerlös<br />
von EUR 400.000,–. Für<br />
unternehmerisch tätige natürliche<br />
Personen, die der Rechnungslegungspflicht<br />
unterliegen, besteht –<br />
während es sonstigen Einzelunternehmen<br />
grundsätzlich freisteht –<br />
eine Pflicht, sich in das Firmenbuch<br />
einzutragen. Zwingend sind die<br />
Rechnungslegungsvorschriften anzuwenden<br />
bei Kapitalgesellschaften<br />
und Personengesellschaften, bei denen<br />
kein unbeschränkt haftender<br />
Gesellschafter eine natürliche Person<br />
ist (praktisch vor allem also die<br />
<strong>GmbH</strong> & Co KG mit persönlich unbeschränkter<br />
Haftung nur der <strong>GmbH</strong>);<br />
in diesen Fällen ist die Rechnungslegungspflicht<br />
nicht von Größenkriterien<br />
abhängig. Dezidiert ausgenommen<br />
von der Rechnungslegungspflicht<br />
sind im Übrigen Angehörige<br />
der freien Berufe und der Land- und<br />
Forstwirtschaft, die ihren Beruf als<br />
Einzelunternehmer oder im Rahmen<br />
einer offenen Gesellschaft oder einer<br />
Kommanditgesellschaft ausüben, sowie<br />
körperschaftsteuerbefreite Genossenschaften<br />
(iSd § 5 Z 9 KStG).<br />
FIRMENRECHT<br />
Im Firmenrecht wurden die Firmenbildungsvorschriften<br />
grundlegend liberalisiert.<br />
Es beruht auf den<br />
Grundsätzen der freien Firmenbildung<br />
und des Zwanges zum Rechtsformzusatz.<br />
Künftig darf jeder Unternehmer<br />
seine Firma frei wählen; der<br />
Zwang der Personen- oder Sachfirma<br />
entfällt. Auch reine Phantasiefirmen<br />
sind zulässig. Als materielle Beschränkung<br />
ist nur vorgesehen, dass<br />
die Firma Kennzeichnungs- und Unterscheidungskraft<br />
besitzen muss<br />
und nicht zur Irreführung geeignet<br />
sein darf. Als besondere Ausprägung<br />
des Irreführungsverbots erscheint<br />
die Bestimmung, wonach die Namen<br />
anderer Personen als des Einzelunternehmers<br />
oder eines persönlich<br />
unbeschränkt haftenden Gesellschafters<br />
nicht in die Firma aufgenommen<br />
werden dürfen, wenn nicht<br />
die Gefahr einer Irreführung über deren<br />
Rechtsstellung offenkundig ausgeschlossen<br />
ist. Diese weit rei-<br />
NUMMER 1|FEBRUAR 2006 7