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12<br />
Orest<br />
14 sep —— 13<br />
sie müssen<br />
meine tochter<br />
finden.<br />
Sie war tatsächlich zu mir gekommen. Normalerweise<br />
waren meine Klienten nicht annähernd<br />
so vermögend. Also zog ich es vor,<br />
einstweilen nicht mit ihr über Geld zu sprechen.<br />
Sie hatte ein Bild von ihrer Tochter,<br />
viel mehr wusste sie nicht über sie zu sagen.<br />
residenz<br />
theater<br />
nach Sophokles, Aischylos,<br />
Euripides<br />
Übersetzung Georg Schneider<br />
Bearbeitung John von Düffel<br />
Regie David Bösch<br />
Bühne Falko Herold<br />
Kostüme Meentje Nielsen<br />
Musik Bernhard Mooshammer<br />
„Die Sonne sinkt,<br />
Elektra, wir sind<br />
über die Zeit hinaus.“<br />
„Die Toten, Klytaimnestra, töten die Lebendigen!“<br />
Im Mythos der Atriden folgt<br />
auf einen Kindsmord ein Mord am Gatten,<br />
der durch einen Muttermord gerächt wird.<br />
Auf den Muttermord folgt ein öffentlicher<br />
Prozess, der die Motive und Legitimation<br />
der einzelnen Gräuel gegeneinander<br />
wägt. John von Düffel hat die „Elektra“<br />
des Sophokles mit den „Choephoren“<br />
des Aischylos und „Orest“ von Euripides<br />
neu kombiniert. In seiner Version dieser<br />
mörderischen Familiengeschichte schwindet<br />
mit der Akkumulation an Tatmotiven<br />
die Legitimität rapide, die (Schein-) Logik<br />
der auf- und auseinander folgenden<br />
Taten führt in den Amok, in den Handlungsexzess.<br />
Paris hat des Menelaos Frau Helena geraubt<br />
und nach Troja entführt. Agamemnon<br />
hat seinem entehrten Bruder zu Hilfe<br />
eilen wollen und auf dem Weg in den Trojanischen<br />
Krieg für guten Wind seine eigene<br />
Tochter Iphigenie geopfert. Nach seiner<br />
Rückkehr hat seine Frau Klytaimnestra ihn<br />
mit Hilfe des Aigisthos im Bade erschlagen.<br />
Seither wartet Tochter Elektra auf die<br />
Rückkehr ihres Bruders Orest, um mit ihm<br />
Rache für den ermordeten Vater zu üben.<br />
Nach dem Mord an Mutter und Stiefvater<br />
macht das Volk von Argos dem Geschwisterpaar<br />
den Prozess. Auch der gemeinsam<br />
mit Helena zurückgekehrte Menelaos<br />
ist nicht der erhoffte Fürsprecher, zu<br />
schwach ist seine eigene Position, zu stark<br />
sind seine machtpolitischen Interessen.<br />
Vom Volk zum Selbstmord verurteilt, ergreifen<br />
Elektra und Orest blindlings die<br />
Flucht nach vorne, nehmen Helena als<br />
Geisel, töten deren Tochter Hermione und<br />
setzen den Palast in Brand.<br />
Wenn die Tragödie ihrem Wesen nach Kritik<br />
am Tragischen selbst ist, an schuldhafter<br />
Verstrickung, an Handlungszwang und<br />
Zwangshandlungen, an der blinden Logik<br />
von Tat und Vergeltung, mithin also immer<br />
schon eine Idee von menschlicher Freiheit<br />
in sich trägt, dann verschärft sich die<br />
Frage nach individueller Schuld und möglichen<br />
Handlungsalternativen, also dem<br />
Utopischen menschlicher Freiheit unter<br />
dem götterlosen Himmel der Moderne in<br />
John von Düffels Neuerzählung noch.<br />
Dass David Bösch sich in München bisher<br />
ausschließlich einen Namen als Opernregisseur<br />
gemacht hat, ist eigentlich außergewöhnlich.<br />
In Berlin, Wien, Bochum,<br />
Essen und anderswo ist er hauptsächlich<br />
als Protagonist einer jüngeren Generation<br />
von Schauspielregisseuren bekannt.<br />
ich muss wissen,<br />
wo sie ist.<br />
einen bruder,<br />
der schon<br />
lange nicht<br />
mehr lebt.<br />
vielleicht hat<br />
sie sich auf die<br />
suche nach<br />
ihm gemacht.<br />
nach all den<br />
jahren. sie hat an<br />
seinen tod nie<br />
geglaubt.<br />
machen sie sich<br />
keine sorgen.<br />
hat sie<br />
geschwister?<br />
sie<br />
verschweigen<br />
mir etwas.