10.06.2014 Aufrufe

herunterladen - Residenztheater

herunterladen - Residenztheater

herunterladen - Residenztheater

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

44<br />

Die schmutzigen<br />

Hände<br />

20 mär —— 14<br />

45<br />

von<br />

Regie<br />

Jean-PaUL Sartre<br />

Andrea Breth<br />

Ein fiktiver Balkanstaat namens Illyrien<br />

befindet sich im Zweiten Weltkrieg unter<br />

deutscher Besatzung. Hugo, Bürgerssohn<br />

und verwöhnter Sprössling, der<br />

noch nicht mit seinen Händen gearbeitet<br />

hat, tritt der kommunistischen Partei<br />

bei, um sich über die Tat zu beweisen und<br />

„zu spüren, dass er lebt“. Sein Ideal: der<br />

Sieg der Ideen. Von der Parteileitung wird<br />

er beauftragt, Hoederer zu töten, der als<br />

Parteisekretär unter Verdacht steht, mit<br />

dem faschistischen Feind zu kooperieren.<br />

Gemeinsam mit seiner Freundin Jessica<br />

wird Hugo in die Zentrale der Macht geschleust,<br />

wo er auf seinen Gegner trifft.<br />

Doch statt zur Tat zu schreiten, gerät er in<br />

den Bann des charismatischen Anführers<br />

und sucht dessen Anerkennung. Schicht<br />

für Schicht offenbart sich die Komplexität<br />

der Verstrickungen am Schauplatz der<br />

politischen Tat. „Die Toten sind mir egal“,<br />

konstatiert Hoederer lapidar. „Sie sind<br />

für die Partei gestorben, und die Partei<br />

kann beschließen, was sie will. Ich lebe<br />

und mache eine Politik für die Lebenden.“<br />

Welche Realität beherrscht die politische<br />

Tat? Hoederer schließt ein Zweckbündnis<br />

mit dem Feind, um „Menschenleben<br />

zu retten“, wie er behauptet. Liebt Hugo<br />

wiederum die Menschen, oder zerstört er<br />

sie, wenn er für seine Prinzipien einsteht?<br />

Gehören „Engagement“ und „Empörung“<br />

in die Welt der Praxis? Erst als Hoederer<br />

Jessica verführt, schießt Hugo – und versucht<br />

dennoch, die Tat als politisch zu legitimieren.<br />

Sartres Klassiker, verfasst unmittelbar<br />

nach Ende des Zweiten Weltkriegs, liest<br />

sich heute wie ein postheroisches Polit-<br />

Epos – ein reißender Thriller, in dem die<br />

Frage nach Gut und Böse nicht mehr beantwortet<br />

werden kann. Stattdessen geht<br />

es um den Preis der Macht und die idealistische<br />

Veränderbarkeit der Welt.<br />

Andrea Breth gehört seit Jahrzehnten<br />

zu den prägenden Theatermachern im<br />

deutschsprachigen Raum. Vor allem in<br />

Berlin und Wien entstanden ihre gefeierten<br />

Arbeiten. Nun inszeniert sie zum ersten<br />

Mal in München.<br />

Rresidenz<br />

theater<br />

„Richtig:<br />

du bist einer<br />

mit Ideen.<br />

Das wird dir vergehen.“<br />

Sie wollten einfach nicht durchdrehen,<br />

glaube ich. Es war so viel Schuld angehäuft.<br />

Auch meine Großeltern haben am Abend vor<br />

dem Ausbruch des Krieges das Kino besucht.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!