Freiwillig - BdP Landesverband Schleswig-Holstein / Hamburg
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Landesrundbrief 2’05<br />
Alles Kultur?!<br />
Die Sicht wechseln und Brücken bauen. Ein<br />
Erlebnisbericht von Miriam Sandabad.<br />
➞ Mel vom Stamm Geister-<br />
burg steht vor mir und re-<br />
det wild gestikulierend auf mich ein.<br />
Sie will mir erklären, wie ich mit mir<br />
unbekanntem Werkzeug eine Brücke<br />
bauen kann – aber leider verstehe ich<br />
kein Wort, schließlich fasst sie mich ja<br />
nicht an. Tja, da kann sie lange reden.<br />
Ich schüttle den Kopf, zucke die Achseln<br />
und lasse sie ratlos stehen.<br />
Kommunikationsschwierigkeiten wie diese gab<br />
es auf dem Stammesführungs- und Stufentreffen am<br />
5./6. März 2005 viele. Das lag aber nicht an verbohrten<br />
Dickköpfen, die nicht miteinander reden wollten,<br />
sondern an dem Versuch, sich in andere Kulturen,<br />
Kommunikationsregeln und Verhaltenseigenheiten<br />
hineinzuversetzen. Denn neben der Zeit in den Stufen<br />
tauchten alle Stufen- und Stammesführungen und<br />
die Stufenteams in eine vollkommen andere Welt ein.<br />
Bei einem Planspiel schlüpften sie in die Rollen von<br />
Südseebewohnern oder europäischen Ingenieuren,<br />
und das gemeinsame Ziel, eine Brücke zu bauen, ge-<br />
Mehr Infos<br />
Infos rund um die Bundesaktion gibt es ab September<br />
unter � www.pfadfinden.de, Infos über Aktionen<br />
dazu in unserem <strong>Landesverband</strong>, wie zum<br />
Beispiel das Landeswölflingslager im September,<br />
schon jetzt unter � www.bdp-sh-hh.de!<br />
staltete sich als gar nicht so einfach, wie man es sich<br />
vorstellt. Denn die für uns so selbstverständlichen<br />
Werkzeuge und vor allem kommunikativen Gewohnheiten<br />
waren für die Bewohner des kleinen Dorfs in<br />
der Südsee überhaupt nicht bekannt, hatten sie doch<br />
Stadt & Land<br />
vollkommen andere Ansichten von Höflichkeit, Arbeitsmoral<br />
und Begrüßungsritualen. Wenn zum Beispiel<br />
ein Ingenieur einen fremden Arbeiter ansprach,<br />
ohne ihm vorher von einer Frau vorgestellt worden<br />
zu sein, konnte er sich schon leicht mal einen Schwall<br />
von Beschimpfungen der übelsten Sorte einfangen.<br />
Und nicht wenige Ingenieure waren ob der überschwänglichen<br />
Begrüßungszeremonie der Arbeiter<br />
verwirrt. Für die Südseebewohner alles völlig normal.<br />
Für die Europäer eine vollkommen andere Welt.<br />
Irgendwann haben sie es dann doch noch geschafft,<br />
am Ende stand eine wunderschöne Brücke im<br />
Dorf, und alle haben die Umgangsformen der jeweils<br />
anderen Gruppe geknackt.<br />
Aber damit war nicht genug: Gemeinsam wurde<br />
diskutiert, wie schwierig es ist, plötzlich vor anderen<br />
Regeln und Angewohnheiten zu stehen, wie hilflos<br />
man sich fühlt und manchmal auch wütend. Und dass<br />
es Arbeit macht, sich auf andere einzulassen und ihnen<br />
im Gegenzug für einen selbst so natürliche Dinge<br />
zu erklären. Und dass es sich trotzdem lohnt.<br />
Dies alles öffnete den Blick für die Bundesaktion<br />
„Sichtwechsel – Alles Kultur?!“,<br />
die im September offiziell gestartet<br />
ist. 14 Monate soll sich mit<br />
Religion und Kultur beschäftigt<br />
werden, mit dem Ziel, die Diskussion<br />
um das interkonfessionelle<br />
Verständnis im <strong>BdP</strong><br />
anzuregen. Denn wie viele<br />
verschiedene kulturelle und<br />
religiöse Gemeinschaften<br />
gibt es in Deutschland<br />
– und wie viele in unserem<br />
Bund? Und wie gehen wir<br />
damit um? Die Aktion ist<br />
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