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Vivaldi in - Rondo

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„E<strong>in</strong>e solche Fülle<br />

musikalischer<br />

Ereignisse, ja<br />

Wunder pro<br />

Textseite f<strong>in</strong>det<br />

man sonst bei<br />

niemandem.“<br />

den frühen Divertimenti, ganze<br />

CDs. Solche geistigen Leerläufe<br />

gibt es hier nicht.<br />

Derzhav<strong>in</strong>a versucht nämlich<br />

gar nicht, all die orig<strong>in</strong>ellen Tabubrüche,<br />

die Kenner und Liebhaber<br />

damals <strong>in</strong> den überraschend abgewandelten<br />

oder zerbrochenen<br />

Formkonventionen hörten, zu vergegenwärtigen.<br />

Diese Wirkung<br />

wäre bei e<strong>in</strong>em modernen Hörer<br />

nicht wiederzubeleben. In diesen<br />

Aufnahmen ist die Zeit als gestaltende<br />

Kraft gegenwärtig, und<br />

das gilt <strong>in</strong> doppeltem S<strong>in</strong>n. Wer<br />

Jahrzehnte mit dieser Musik verbr<strong>in</strong>gt,<br />

bevor er sie dem Tonträger<br />

anvertraut, der wird nicht<br />

mehr ihren Überraschungseffekten<br />

erliegen, sondern eher<br />

den Gesetzen ihrer Erzeugung<br />

nachhängen. Der Zugriff wird<br />

kalkulierter, <strong>in</strong>tellektueller, und<br />

das kommt dem Naturell der<br />

Künstler<strong>in</strong> auch entgegen: „Ich<br />

hatte immer e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Neigung zur ‚strukturellen‘<br />

Musik, <strong>in</strong> der jede Note e<strong>in</strong>en bestimmten<br />

S<strong>in</strong>n hat.“ So s<strong>in</strong>d die<br />

Po<strong>in</strong>ten von 1770 für immer e<strong>in</strong>geschlossen<br />

<strong>in</strong> ihren endgültigen,<br />

kristall<strong>in</strong>en Gefäßen, hoch<strong>in</strong>dividuellen,<br />

unerschöpflichen,<br />

und dennoch stabilen Formen, als<br />

die Ekater<strong>in</strong>a Derzhav<strong>in</strong>a Sonate<br />

für Sonate h<strong>in</strong>stellt – geschliffen<br />

ausformuliert und etwas kühl.<br />

Dort, wo so viele Spieler<br />

wie mit dem Schild „Achtung,<br />

witzige Modulation“ dazustehen<br />

sche<strong>in</strong>en und um der<br />

Überraschung willen den Zerfall<br />

<strong>in</strong> Kauf nehmen, belässt<br />

es Derzhav<strong>in</strong>a bei der Andeutung.<br />

Die atemberaubenden<br />

Modulationen am Ende des<br />

Adagios der As-Dur-Sonate Hob.<br />

XIV/46 s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> gutes Beispiel<br />

erlesener Untertreibung: „E<strong>in</strong>e<br />

harmonische Wendung ist e<strong>in</strong><br />

schönes Detail. Es wirkt nur,<br />

wenn es als natürlicher Teil des<br />

Ganzen betrachtet wird.“<br />

Wer sich durch diese Werkschau<br />

hört, wird mit wachsender<br />

Bewunderung beobachten, wie<br />

es der Pianist<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gt, die herrliche<br />

Fülle geistreicher Details<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ganzes zu zw<strong>in</strong>gen, das<br />

nicht artifiziell und kalkuliert,<br />

sondern tatsächlich natürlich<br />

wirkt – als hätte Haydn gar nicht<br />

anders schreiben können. Wer<br />

sich dem Extrempunkt<br />

dieser Haltung nähern<br />

will, sollte das riesige<br />

E<strong>in</strong>gangsandante der C-<br />

Dur-Sonate Hob. XIV/48<br />

hören. Dessen auskomponiertes<br />

„nicht anfangen<br />

können“ wird<br />

nicht, wie bei Horo witz<br />

und selbst Richter, zum<br />

Objekt nuancen selignervöser<br />

Zer pflückung,<br />

sondern, völlig furchtlos<br />

vor der erzeugten erhabenen<br />

Langatmigkeit,<br />

mit liebevoller Genauigkeit<br />

nacherzählt. Für zehn<br />

M<strong>in</strong>uten ist man <strong>in</strong> diesem vollendeten<br />

Raum e<strong>in</strong>geschlossen<br />

und aus der Zeit genommen. Das<br />

Presto-F<strong>in</strong>ale ist dann e<strong>in</strong> Beispiel<br />

für ihr h<strong>in</strong>reißend kontrolliertes<br />

jeu perlé, e<strong>in</strong>e Apotheose der<br />

Fe<strong>in</strong>mechanik, die <strong>in</strong> machen<br />

Sätzen geradezu an den jungen<br />

Casadesus er<strong>in</strong>nert. Das Natürliche<br />

und das Künstliche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

vollendete Balance gebracht.<br />

Diese Kunst möchte nicht<br />

unmittelbar und vordergründig<br />

überwältigen. Sie spricht zu<br />

uns wie e<strong>in</strong>e leise, sirenenhafte<br />

Lockung, die immer wieder zu erneuertem<br />

und vertieftem Hören<br />

zieht, weil wir ahnen, noch<br />

längst nicht alle kle<strong>in</strong>en und<br />

großen Wunder <strong>in</strong> diesem unerschlossenen<br />

Kont<strong>in</strong>ent entdeckt<br />

zu haben.<br />

Neu erschienen: Joseph Haydn:<br />

Die Klaviersonaten (9 CDs, 1993–<br />

2008), Profil/Naxos<br />

Abonnenten-CD: Track 11<br />

21<br />

Neuheiten<br />

für K<strong>in</strong>der<br />

Das gefällt K<strong>in</strong>dern<br />

Die neue CD der erfolgreichen Reihe gibt es jetzt auch<br />

für K<strong>in</strong>der. Mit Klassik, die jedem K<strong>in</strong>d gefallen wird: wie die<br />

„Träumerei“ aus Schumanns „K<strong>in</strong>derszenen“, „Die Fossilien“<br />

aus „Karneval der Tiere“ oder <strong>Vivaldi</strong>s „Vier Jahreszeiten“.<br />

Zwei CDs plus Bonus-CD mit e<strong>in</strong>em tollen<br />

„Hör-Spiel“ zum Musik<strong>in</strong>strumente-Entdecken.<br />

Interesse an Musik wecken<br />

Mit dieser CD lernen K<strong>in</strong>der klassische Musik auf spielerische<br />

Weise kennen. Verpackt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e spannende Geschichte können<br />

sie geme<strong>in</strong>sam mit dem Klangkobold Goggi wunderschöne<br />

Musik zum dem Thema „Die Jahreszeiten“ erleben.<br />

Erzählt von Niels Kaiser.<br />

www.sonymusicclassical.de

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