15.06.2014 Aufrufe

Vivaldi in - Rondo

Vivaldi in - Rondo

Vivaldi in - Rondo

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Anne-Sophie Mutter<br />

Leidenschaftliches<br />

Kräftemessen<br />

30 Jahre nach ihrer letzten geme<strong>in</strong>samen CD<br />

<strong>in</strong>terpretieren Anne-Sophie Mutter und die<br />

Berl<strong>in</strong>er Philharmoniker nun Dvořák.<br />

Von Tobias Hell<br />

Kaum zu glauben, aber das Viol<strong>in</strong>konzert<br />

von Dvořák ist Ihre persönliche Erste<strong>in</strong>spielung.<br />

Warum hat es mit diesem Werk so<br />

lang gedauert?<br />

Ich weiß auch nicht. Es haben sich <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren e<strong>in</strong>fach immer wieder Uraufführungen<br />

dazwischen geschoben, wofür ich<br />

natürlich sehr dankbar b<strong>in</strong>. Vor allem, dass<br />

ich die meisten davon auch aufnehmen durfte.<br />

Aber dadurch musste Dvořák eben immer<br />

h<strong>in</strong>ten anstehen. In den letzten drei Jahren<br />

habe ich das Konzert nun aber wieder so oft<br />

gespielt, dass es auch <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Gefühlsleben<br />

e<strong>in</strong>e derartige Präsenz gewonnen hat,<br />

dass egal, was sich hätte dazwischen schieben<br />

wollen, ich es nicht mehr zugelassen hätte.<br />

War es schwierig auszuwählen, welche<br />

Werke man auf das Konzert folgen lässt?<br />

Überhaupt nicht! Die „Romanze“ war schon<br />

immer e<strong>in</strong>es me<strong>in</strong>er Liebl<strong>in</strong>gsstücke und<br />

übrigens auch das erste Werk von Dvořák,<br />

das ich als K<strong>in</strong>d gehört habe. Ich weiß noch,<br />

wie mich me<strong>in</strong>e Eltern damals zum Unterricht<br />

gefahren haben und wir diese Kassetten<br />

mit Aufnahmen von Josef Suk im Auto<br />

hatten. Darunter eben auch die sehr elegische<br />

„Romanze“, die ich immer wieder hören<br />

wollte und die dann auch das erste Stück von<br />

Dvořák war, das ich selbst gespielt habe. Das<br />

„Mazurek“ ist dagegen e<strong>in</strong> sehr virtuoses Stück,<br />

das ich darauf als Kontrast folgen lassen wollte.<br />

Und über die „Humoreske“ muss man, glaube<br />

ich, nichts mehr sagen, sie ist gewissermaßen<br />

die Essenz Dvořáks und <strong>in</strong> ihrer Schlichtheit<br />

und Schönheit fast nicht zu überbieten.<br />

Die Entstehungsgeschichte des Dvořák-<br />

Viol<strong>in</strong>konzerts ist e<strong>in</strong>e sehr bewegte. Können<br />

Sie nachvollziehen, warum der Widmungs-<br />

Mit Manfred Honeck hatten Sie hier e<strong>in</strong>en<br />

Dirigenten, der ebenfalls als Geiger begonnen<br />

hat. Br<strong>in</strong>gt das e<strong>in</strong>e andere Basis für<br />

die Zusammenarbeit mit sich?<br />

Es br<strong>in</strong>gt sicher gewisse Vorteile, ist aber nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt notwendig. Wenn ich zum Beispiel<br />

an me<strong>in</strong>e Arbeit mit Karajan denke, der<br />

als Geiger überhaupt ke<strong>in</strong>e eigene Erfahrung<br />

hatte und e<strong>in</strong>en gewissermaßen aus der Vogelträger<br />

Joseph Joachim sich vor der Uraufführung<br />

zurückzog?<br />

Welche Ohrfeige, es zweimal auf der<br />

Probe zu spielen und dann abzugeben!<br />

Das ist an mangelnder Diplomatie<br />

eigentlich nicht zu überbieten. Es gibt<br />

verschiedene mögliche Erklärungen.<br />

Joachim hatte ja gerade kurz davor das<br />

Brahms-Viol<strong>in</strong>konzert mit großem<br />

Erfolg uraufgeführt und, wie ich das<br />

aus me<strong>in</strong>em Leben auch kenne, <strong>in</strong><br />

Folge wahrsche<strong>in</strong>lich sehr oft gespielt<br />

und sich dafür e<strong>in</strong>gesetzt, es<br />

<strong>in</strong> Europa populär zu machen. Und<br />

wenn ich mir anschaue, wie viel<br />

Zeit ich zum Beispiel mit Sofia<br />

Gubaidul<strong>in</strong>as „In Tempus Praesens“<br />

verbracht habe, kann ich mir schon<br />

vorstellen, dass er <strong>in</strong> der Phase<br />

vielleicht e<strong>in</strong>fach den Kopf nicht<br />

frei hatte, sich gleichzeitig noch<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>em anderen großen<br />

Werk zu widmen.<br />

Wobei Joachim ja nicht der<br />

e<strong>in</strong>zige war, der Bedenken<br />

gegenüber der starken Orches<br />

trierung geäußert hat.<br />

Die Orchestrierung ist sicher<br />

e<strong>in</strong>e Herausforderung für<br />

die Interpreten. Gleichzeitig<br />

liegt dar<strong>in</strong> aber auch e<strong>in</strong> sehr<br />

<strong>in</strong>teressantes ästhetisches Moment,<br />

nämlich das des leidenschaftlichen Kräftemessens<br />

zwischen Solist und Orchester. Die<br />

Geige schwebt eben nicht immer schwerelos<br />

über dem Orchester, sondern muss sich auch<br />

durchsetzen. Wogegen auch gar nichts zu sagen<br />

ist, wenn man daneben auch diese ganzen liedhaften<br />

Passagen im Piano vortragen kann.<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!