BOGART 20 (BeOurGuestARTist)
Das Gießener Mitmachmagazin für Creative - Aktuelles und Zeitloses aus Kunst, Kultur und Comic
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Fotos: Barbara Kloth Erhard Göttlicher: Acryl, Graphit, Pastell auf kaschiertem Zeichenkarton<br />
V.l.n.r.: Lars Möller, Tanja Gott, Erhard Göttlicher, Corinna Weiner, Christa Block<br />
DAS ETWAS ANDERE SYMPOSIUM<br />
Im Mai <strong>20</strong>13 saßen Christa Block, Astrid Prühs und ich<br />
bei einem Kaffee und "brainstormten" über ein mögliches<br />
neues Symposium im Grand Elysée. Christa Block sagte<br />
irgendwann beiläufi g, sie könne sich eine Akt-Ausstellung<br />
vorstellen, und schlug vor, einfach Aktmodelle im Elysee zu<br />
malen - und genau das war dann unser Thema.<br />
Nun, Christa und Eugen Block sind ein großes Glück für<br />
die Kunstszene in Norddeutschland, als Mäzene, als Auftraggeber<br />
für Kunstwerke, als Stipendien- oder Preisgeber<br />
für Kunststudenten und oft allererste Ausstellungsmöglichkeit<br />
für Absolventen der Kunsthochschulen. Ich habe den<br />
Satz einer Hamburger Kultursenatorin im Ohr, nachdem<br />
das Grand Elysée Hamburgs drittgrößtes Museum sei (mit<br />
mehr als 1.000 ausgestellten Exponaten).<br />
Die Auswahl der vier Teilnehmer des Symposiums kam<br />
von den Gastgebern und repräsentiert vier Sichtweisen<br />
zum Thema gegenständliche Malerei. Dass ich dabei der<br />
Penibelste am Motiv bin, war auch nicht immer so, mag<br />
aber am Alter liegen. Tanja Gott geht gerne mit Humor und<br />
Das "Frühstück im Grünen"<br />
und die Folgen<br />
bis 12. Juni <strong>20</strong>14<br />
Kontakt: Galerie im Elysée<br />
Astrid Prühs (T: 040 / 41 41 2-721)<br />
astrid.pruehs@grand-elysee.com<br />
www.grand-elysee.com<br />
"Das Frühstück im Grünen" ist ein Gemälde<br />
(1863; <strong>20</strong>8 × 264,5 cm) des französischen<br />
Malers Édouard Manet.<br />
Es hängt im Musée d’Orsay in Paris.<br />
„Frauen badeten, Manet blickte gebannt auf<br />
das Fleisch derjenigen, die aus dem Wasser<br />
stiegen. ‚Es scheint‘, sagte er zu mir, ‚dass<br />
ich einen Akt malen muss. Nun, ich werde<br />
ihnen einen Akt machen. Man wird mich<br />
verreißen. Soll man sagen, was man will!‘“<br />
(Antonin Proust, ein Freund des Malers)<br />
einem Augenzwinkern ans VVerk, Corinna Weiner erlaubt<br />
sich die größten Freiheiten und Verfremdungen zum Motiv<br />
und Lars Möller geht am deftigsten mit Bildsicht und Pinsel<br />
um, was ganz positiv gemeint ist!<br />
Das Aktsymposium fand in zwei Sektionen statt, im August<br />
<strong>20</strong>13 und Januar <strong>20</strong>14. Ich wäre nie auf die Idee gekommen,<br />
ein Modell unter der Dusche zu malen (nasses<br />
Modell, Beleuchtung, Lichtrefl exe, glänzende Wassertropfen<br />
auf der Modellhaut verheißen höchste Schwierigkeitsgrade).<br />
Christa Block stellte uns irgendwie selbstverständlich<br />
hohe Aufgaben, besonders mit ihrem Wunsch nach<br />
eine Neuaufl age von Manets "Frühstück im Grünen" vorm<br />
Grand Elysée auf der Moorweide.<br />
Als Künstler vermeidet man tunlichst verglichen zu werden<br />
- ganz besonders mit Künstlern und Bildern, die jeder<br />
kennt, die Weltrang haben. OK, messe ich mich halt mit<br />
Eduard Manet. Natürlich kannst du dich dabei jämmerlich<br />
blamieren, aber ich habe – mit meinen Mitteln und Techniken<br />
– alles gegeben. Die Kollegen selbstverständlich auch!<br />
Erhard Göttlicher<br />
"...Statt Skirennläufer zu werden, lande ich im Atelier eines alten Grafi kers und Lithografen in Wetzlar, arbeite kurzfristig noch in Ateliers in Frankfurt und Wiesbaden<br />
und als Technischer Zeichner in einem Ingenieurbüro in Gießen", vermerkt Erhard Göttlicher (geb. 1946 in Graz/Österreich, lebt in Uetersen) unter „Biographisches“ die<br />
mittelhessischen Stationen im Anschluß an die 1963 in Gießen beendete "Schulkatastrophenzeit...", was <strong>BOGART</strong> in Ausgabe 6 des zehnmaligen Ausstellungsrückblicks<br />
(1972 bis <strong>20</strong>03) in der Kulturstadt an der Lahn zitierte. Der mit seinen Arbeiten international vertretene Vielfachpreisträger und Kunstprofessor im Ruhestand bestritt zuletzt<br />
mit großem Erfolg eine Ausstellung in Frankreich. Bilder aus "Venedig im November", Akte sowie Werke über den Holocaust (s.a. <strong>BOGART</strong> 15) waren im Chateau<br />
de Barjac und in der Galerie "La Quincaillerie" zu sehen. – Die "Galerie im Elysée" zeigt neben der "Hommage an Manet" in der vom ehemaligen Gießener Museumsdirektor<br />
Dr. Friedhelm Häring laudadierten Ausstellung über fünfzig Studien und Gemälde des Symposiums, zu dem Astrid Prühs den exquisiten Katalog konzipierte.<br />
BIRGIT KLÖS (edition noir., Lich):<br />
WIE ES IST, AKT ZU STEHEN<br />
Wie kommt man dazu, in einem Akt-<br />
Symposium Modell zu stehen? Na ja,<br />
für mich ist das hier völlig neu. Klar, für<br />
meinen Mann (der Grafi ker Bodo. W.<br />
Klös) habe ich schon oft Modell gesessen,<br />
aber das ist ja etwas ganz anderes.<br />
Die Arbeiten von Erhard Göttlicher<br />
schätze ich schon seit langem. Ein<br />
gemeinsamer Freund hat es möglich<br />
gemacht, dass ich vor zwei Jahren das<br />
erste Mal mit Erhard gearbeitet habe.<br />
Daraufhin hat er mich zu diesem Symposium<br />
eingeladen. Die Stimmung<br />
unter den Modellen war von Anfang<br />
an sehr gut.<br />
Mir war schon klar, dass ich die Älteste<br />
in der Runde sein würde, aber das<br />
spielte gar keine Rolle. Alle – besonders<br />
Andreas, der ein absoluter Profi<br />
ist – haben mir viel Ruhe gegeben und<br />
mir geholfen, zum Beispiel als wir nach<br />
einer Pause die richtige Position wieder<br />
fi nden mussten.<br />
Das Arbeiten mit den Künstlern war<br />
ganz selbstverständlich, es ging um<br />
das gemeinsame Projekt, da war<br />
überhaupt kein Voyeurismus dabei.<br />
In unserem Haus hängen viele Aktbilder<br />
verschiedener Künstler. Unsere<br />
Kinder sind damit groß geworden, wir<br />
halten das für natürlich. Ein Zitat von<br />
Goethe trifft sehr gut die Situation: “Ein<br />
Mensch ist nackt erst Mensch.“<br />
Lars Möller: Öl auf Mischtechnik (170 x 190 cm)<br />
Tanja Gott: Mischtechnik auf Hartfaserplatte (100 x 1<strong>20</strong> cm)<br />
Corinna Weiner: Öl auf Leinwand (70 x 100 cm)<br />
Galerie im Elysée und Sammlung Block<br />
Bildende Kunst ist wichtiger Bestandteil unserer lebendigen Hotelwelt: Mit 1.000 Gemälden, Aquarellen, Grafi -<br />
ken, Skulpturen und Fotografi en ist die Sammlung Block im Grand Elysée eine der bedeutenden Privatsammlungen<br />
gegenständlicher Kunst in Norddeutschland. In themenorientierten Dauerausstellungen werden über<br />
650 Exponate in den Foyers und Restaurants, Veranstaltungsräumen sowie in den Hotelfl uren und Suiten<br />
dauerhaft präsentiert. Kunst ohne Schwellenangst bietet auch die Galerie im Elysée. Sie ist ein weithin beachtetes<br />
Forum des zeitgenössischen Realismus der Metrolpolregion Hamburg. – Seit Gründung des Hotels ist<br />
Christa Block Herz und Motor der Kunst im Grand Elysée Hotel Hamburg.<br />
18 Bogart<br />
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