BOGART 20 (BeOurGuestARTist)
Das Gießener Mitmachmagazin für Creative - Aktuelles und Zeitloses aus Kunst, Kultur und Comic
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CINEMA<br />
1<strong>20</strong> Jahre Kino<br />
Ein Streifzug durch die<br />
Filmgeschichte (17 und Ende)<br />
fokussiert von<br />
Hans-Michael Kirstein<br />
So schloß Teil 16 (in <strong>BOGART</strong> 19):<br />
Neben sperrig-ambionierten<br />
Autorenfilmen<br />
und individuell typisierten<br />
Genreauslotungen waren<br />
für den internationalen<br />
Film während der <strong>20</strong>00er<br />
Jahre vor allem großbudgetierte<br />
Blockbuster charakteristisch,<br />
lässt sich das<br />
weltweite Filmschaffen im<br />
beginnenden Jahrtausend<br />
auf ein Kurzformel bringen.<br />
Eingeleitet mit den amerikanischen<br />
und englischen Produktionen<br />
geht es hier mit dem "status quo"<br />
des europäischen Festlandkinos weiter.<br />
Frankreich ist nach wie vor das Heimatland<br />
ambitionierter dunkeltoniger Kriminalfilme<br />
in der Tradition Corneaus oder Melvilles<br />
– Francois Ozon (*1961) steht hier in der<br />
ersten Reihe filmischer Meister (8 Femmes;<br />
<strong>20</strong>01, Le Swimmingpool; <strong>20</strong>02)<br />
Als mastermind des franz. Films<br />
gilt auch Claude Berri (1934-<strong>20</strong>09).<br />
Als Produzent, Autor und Regisseur steht<br />
er hinter vielen bedeutsamen Filmen der<br />
<strong>20</strong>00er Jahre, von den Asterix-Adaptionen<br />
über Pagnol-Filme bis hin zu der archetypischen<br />
französischen Milieukomödie Bienvenue<br />
Chez Les Ch'tis, <strong>20</strong>07. Aber auch<br />
ambitionierte Comicgestalter wie Marjane<br />
Satrapi (*1969, Persepolis <strong>20</strong>07, erzählt<br />
wird hier in illustrativem s/w die Autobiographie<br />
der iranstämmigen Zeichnerin) oder<br />
Joann Sfar (*1971) mit Gainsbourg, <strong>20</strong>10<br />
entwickeln Sujets für die Leinwand. Frankreichproduziert<br />
ist auch der wirkungsintensive<br />
Animations-Kriegsfilm Waltz With Bashir<br />
(<strong>20</strong>08) des Israelis Ari Folman (*1963). Erzählt<br />
wird hier meta-ebenenhaft der Schrecken<br />
nahöstlicher Kriegsalltäglichkeit.<br />
Von französischem Boden aus beschäftigt<br />
sich der alt-internationale Roman Polanski<br />
(*1933) weiterhin mit seinem Thema Paranoia<br />
in Meisterwerken wie The Ghost Writer,<br />
<strong>20</strong>10 oder Carnage, <strong>20</strong>11.<br />
Höchsten Eskapismus verheissen dagegen<br />
die irrlichternden Musikmelodramen aus<br />
Indien, vorwiegend in Mumbai gedreht:<br />
die sogenannten Bollywood-Filme. Begründet<br />
auf den komplexen Mentalitäten<br />
und Sozialstrukturen des indischen Subkontinents,<br />
sind die mittlerweile auch international<br />
erfolgreichen Schmelzprodukte aus<br />
Schmachtfetzigkeit, Gesang und gleichsam<br />
fernsehballetöser Grinsakrobatik eine eigene<br />
Medialgattung geworden und reflektieren<br />
durch das Nichtgesagte und -gezeigte<br />
äußerst eindringlich die Sozialkultur ihres<br />
Entstehungsumfeldes.<br />
Der deutschsprachige Kinofilm hat in<br />
den letzten <strong>20</strong> Jahren sowohl seine Produktionskapazitäten<br />
erhöht als auch seine Publikumsaffinität<br />
eindrucksvoll unter Beweis<br />
gestellt. Vor allem der Produzent und Regisseur<br />
Bernd Eichinger (1950-<strong>20</strong>11) schafft<br />
in seinen deutschen und Multiple-Produktionen<br />
oft den Spagat zwischen Publikumsdienstleistung<br />
und grundlegender narrativer<br />
Ambition (Der Name der Rose,1986, Der<br />
Untergang, <strong>20</strong>04 – eine allerdings hochumstrittene<br />
Geisterbahnfahrt filmischer Art über<br />
des "Führers" letzten Tage; mit einer bauernbühnenhaften<br />
Schmiere des Großdarstellers<br />
Bruno Ganz) sowie dem vertrackt attraktiven<br />
Baader-Meinhof Komplex; <strong>20</strong>08 (Co.-<br />
Regie Uli Edel; hier wechseln clever konfektioniertes<br />
Psychogramm, Räuberpistole und<br />
Zeitfokus sich atemlos miteinander ab!).<br />
Aus der Eichingerschule entstammt auch der<br />
Gießen-stämmige Schauspieler, Produzent<br />
und Regisseur Til Schweiger (*1963).<br />
Dieses äußerst produktive Multitalent segelt<br />
mit seinen zumeist beim Publikum<br />
sehr erfolgreichen Dramen und Komödien<br />
zwischen Autorenfilm und süffisanter kommerzieller<br />
Kalkulation. Neben der hochprofessionellen<br />
Kenntnis filmsprachlicher und<br />
-technischer Mechanismen zeigen Schweigers<br />
Filme Gespür für die Arbeit mit Schauspielern<br />
jeglichen Alters. Vielleicht gelingen<br />
dem durchaus ambitionierten Filmer via des<br />
Krimigenres im TV eine deutsche Variante<br />
von The Shield, Hillstreet Blues oder Kojak...<br />
Ein Fixpunkt<br />
der deutschen Filmindustrie<br />
war immerhin der Gewinn<br />
des Academy Awards...<br />
Die Statistik der knapp vierminütigen Gießener Jungfilmer-Produktion<br />
weist es eindeutig aus: Nach der Rezension in <strong>BOGART</strong> 19 Anfang<br />
März stieg die Zugriffsrate von rund 300 Aufrufen jetzt über 1000!!!<br />
...für den besten<br />
Film <strong>20</strong>06: Gespickt<br />
mit nationalen<br />
Stars wie Mühe<br />
oder Gedeck und<br />
in einem teilweise<br />
noir-haften Stil visualisiert,<br />
erzählt das<br />
politische Drama<br />
von Regisseur Henckel<br />
von Donnersmarck<br />
(*1973) Das<br />
Leben der Anderen<br />
Geschehnisse rund<br />
um die Bespitzelungsmechanismen<br />
in der ehemaligen<br />
DDR.<br />
Intelligent-obsessive<br />
Szenedramen<br />
und -komödien<br />
weiß der türkischstämmige<br />
Hamburger<br />
Faith Akin<br />
(*1973) zu inszenieren.<br />
Gegen die<br />
Wand <strong>20</strong>04 oder<br />
Soulkitchen (<strong>20</strong>09)<br />
sind anteilnehmende<br />
Vignetten<br />
menschlichen Alltags.<br />
Neben Nouvelle<br />
Vague-haften Beobachtern<br />
des bürgerlich<br />
bis kleinbürger-<br />
22 Bogart<br />
Das Mitmachmagazin