Jahresbericht 2008 - Kreissparkasse Heilbronn

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Die Errichtung der <strong>Heilbronn</strong>er Hafenbahnbrücke (grau) war 1951 eine Meisterleistung technischer Präzision. Die Stahlkonstruktion wurde am Ufer komplett zusammengebaut und anschließend eingeschwommen. Im Hintergrund: die 2003 für den Straßenverkehr hinzugefügte Paul-Metz- Brücke (gelb).
Moderne Architektur des 20. Jahrhunderts Prof. Dr. Christhard Schrenk Im Stadt- und Landkreis <strong>Heilbronn</strong> finden sich Zeugnisse der verschiedensten architektonischen bzw. kunstgeschichtlichen Epochen: Antike – Romanik – Gotik – Renaissance – Barock – Rokoko. So lautet die Abfolge bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert entstanden – nicht zuletzt durch die Industrialisierung – einerseits neue Herausforderungen für die Architekten, z. B. die Errichtung von Fabrikhal len und Bahnhöfen. Andererseits eröffneten neue Bau-Materialien viele zusätzliche Möglichkeiten zur Realisierung solcher Vorhaben. Im 19. Jahrhundert spielte die Architektur alle überlieferten Stile – von der Antike bis zur Neuzeit – nochmals durch, bis der Jugendstil eine radikale Abwendung von allem seither Da gewesenen vollzog und florale Ele mente und geschwungene Linien in den Vordergrund stellte. Der Erste Weltkrieg setzte dem Jugendstil ein rasches Ende. Danach wandten sich viele Architekten bewusst vom Stil - em pfinden des 19. Jahrhunderts ab. Sie wollten jedoch keinen Bruch mit der Geschichte vollziehen, sondern sich vom »Formenballast« befreien und sich auf die Ursprünge zurückbesinnen. Sie nutzten die klassischen stereometrischen Formen als Gestaltungselemente und bevorzugten rechte Winkel. Das Hauptziel, das sie verfolgten, lautete »Zweckmäßig - keit«. So entstand die »Klassische Moderne« mit dem Rationalismus und dem Funktionalismus als wichtigste Elemente. Die neue Maxime lautete: »form follows function« (Louis Sullivan, 1856 – 1924). Ausschlag gebend für die Gestaltung der Architektur war also die Funktion des Gebäudes, welche die Form bestimm - te. Wenn eine Fabrikhalle z. B. im Stil des Klassizismus erbaut wurde, dann sieht man dieser Halle ihre Funk tionalität nicht an. Das sollte sich nun ändern. Die Baumaterialien Beton, Stahl und Glas ermöglichten dabei eine fast unbegrenzte Flexibi - lität und Variationsvielfalt. Sie erlaub ten auch eine serielle Bauweise unter Verwendung vorgefertigter Teile. Das war zuvor undenkbar. Parallel dazu veränderte sich auch das ästhetische Empfinden. Die Begriffe »Schönheit« und »Ästhetik« wurden völlig neu definiert. Die Zweckmäßigkeit wurde zum ästhetischen Prinzip erhoben. Als Maß für die Schönheit eines Gebäudes diente die Antwort auf die Frage, wie üb er zeugend sich die gewünschte Funk tionalität in klaren Formen ablesen ließ. Alle Elemente, die nicht ein zwin gender Bestandteil der Konstruk tion waren, wurden abgelehnt. Das führte zu einer radikalen Missbilligung alles Ornamentalen. Besonders konsequent setzte Walter Gropius (1883 – 1969) dieses funktionale Prinzip der Klassischen Moderne in seinem Schaffen um. Er gründete 1919 die Kunstschule »Staatliches Bauhaus Weimar«, die eine Einheit von Kunst, Handwerk und Technik anstrebte und die in der Formge bung auf Zweckmäßigkeit abzielte. Ein wichtiges Beispiel für diesen Baustil ist die Stuttgarter Weißenhof - siedlung, die 1927 im Rahmen einer vom »Deutschen Werkbund« initiier - ten Ausstellung über »Die Wohnung« von verschiedenen bedeutenden Architekten unter der künstlerischen Leitung von Ludwig Mies van der Rohe erbaut wurde. Die schmucklose, kubische Architektur reduzierte die Baukörper auf stereometrische Grundfiguren. Es wurde mit neuesten Materialien gearbeitet und es wurden flexible Grundrisse realisiert. Am Weißenhof-Projekt war auch Le Corbusier (1887 – 1965) beteiligt, der sich ebenfalls ganz konsequent vom Funktionalismus leiten ließ und der die neuen konstruktiven Möglichkeiten voll ausnutzte. Der Stuttgarter Die Stuttgarter Weißenhofsiedlung wurde 1927 vom Deutschen Werkbund initiiert. Architekt Hugo Häring (1882 – 1958) vertrat dagegen eine andere Position. Er ging im Gegensatz zu den Rationalisten weder von den klassischen Grundformen aus, noch orientierte er sich an irgendwelchen geometrischen Regelmäßigkeiten. Er entwickelte vielmehr die Form seiner Bauwerke aus der Aufgabenstellung. So konstruierte Häring z. B. einen ovalen Kuhstall, der so geschickt durchdacht war, dass ein einziger Mensch alle Kühe versorgen konnte. Der Architekt Hugo Häring wurde 1926 durch einen ovalen Kuhstall berühmt. Jedoch nicht alle Architekten des frühen 20. Jahrhunderts bewegten sich in der Ideenwelt der Moderne. Eine andere Gruppe, die sich durch- 35
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