Fenster für Haidhausen (Broschüre) - sprungbrett Bayern
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Hauptschule<br />
Wörthstraße<br />
SpardaStärkenpreis<br />
Kinder.Lernen.Lebendig.<br />
<strong>Haidhausen</strong><br />
Perspektive Wörthschule | Aktuell<br />
Münchner Schulwettbewerb<br />
SpardaStärkenpreis<br />
Kinder.Lernen.Lebendig<br />
Kunstspiegel für das Rektorat<br />
PERSPEKTIVE<br />
Wörthschule
2 Kunstspiegel für das Rektorat<br />
Lehrplanaussagen zur 7. Jahrgangsstufe in der Hauptschule<br />
3<br />
Die Wörthschule öffnet sich der Sozial- und Arbeitswelt in <strong>Haidhausen</strong><br />
Pädagogische und unterrichtliche Schwerpunkte<br />
Eine Schule unter dem Signum der Individualisierung und Differenzierung, der Diversity, der<br />
Vielfalt der Biografien sowie kultureller und migrationsbedingter Diversifizierung, muss das<br />
Jugendalter als entwicklungsoffenen Prozess wahr- und ernst nehmen. Jene Adoleszenz erschafft<br />
sich, neben den notwendigen normierenden Lern- und Erziehungsprozessen, eine individuelle<br />
Konstruktion von rationaler, sozialer und biografischer Wirklichkeit. Jugendliche<br />
gegenwärtiger Provenienz vermögen nicht mehr ausschließlich Ordnungen zu verinnerlichen<br />
und Institutionen anzuerkennen, um gesellschaftskonforme Handlungsmuster herauszubilden.<br />
Priorität erhält zunehmend mehr die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten hinsichtlich<br />
der eigenen sozialen Gestaltung und Verbindlichkeit sowie der Realisierung der persönlichen<br />
Vita, mitunter ohne Zielvorgabe. Es sind intrapersonale Kompetenzen zu generieren, die<br />
den einzelnen in die Lage versetzen, sich selbst relevante Orientierungsmuster zu setzen. Die<br />
Schule löst sich damit vom überkommenen Selbstverständnis des Mediators auf ein irgendwie<br />
geartetes „späteres Leben“, auf das es den Heranwachsenden vorzubereiten gilt. Stattdessen<br />
moderiert sie in wachsendem Maß die Herangehensweise auf die Lebenserfordernisse und<br />
-erwartungen. Jeder Jugendliche muss seine eigene, unverwechselbare Biografie konstituieren,<br />
nicht mehr als idealistisches Postulat, sondern im Zeichen der umgreifenden Individualisierung<br />
als gesellschaftlich-alltägliche Anforderung. In unserer Schule der Vielfalt und Nationen soll<br />
der einzelne Schüler lernen, sein eigenes Lebenskonzept als offenen Prozess zu entwickeln.<br />
Neben dem anerkannten Bildungskanon mit seinen Kulturtechniken und Wissensinhalten, gilt<br />
es grundlegende Fähigkeiten, Basis- und Schlüsselqualifikationen sowie Handlungskompetenz<br />
zu erwerben. Dabei soll der „Stoff“ vom Lernziel zum Lernanlass werden. Das Lernen selbst<br />
oszilliert dabei vom passiven Rezipieren und Reproduzieren zum selbstständigen Erproben<br />
und Entdecken, von kognitiven Instruktionen zu lebensechten Handlungssituationen. Die<br />
Schulentwicklung an der Wörthschule kennt eine Richtung: Schule wieder in das Haidhauser<br />
Leben reintegrieren und Lernen auch dort stattfinden lassen, wo das Leben im Stadtteil stattfindet.<br />
„Die Begegnung mit der Arbeitswelt<br />
ist das zentrale Thema dieser<br />
Jahrgangsstufe. Arbeit-Wirtschaft-<br />
Technik, Deutsch, aber auch die anderen<br />
Fächer bieten hierfür ihre Hilfen<br />
an. Mehr denn je wird es wichtig, dass<br />
die Schüler ihre eigenen Arbeiten organisieren<br />
können, sauber arbeiten,<br />
zuverlässig sind und mittels der gelernten<br />
und immer wieder zu vertiefenden<br />
Arbeits- und Lerntechniken<br />
in der Lage sind, fachlich richtig die<br />
ihnen aufgetragenen Aufgaben zu<br />
lösen und gebotene Chancen zu<br />
nutzen.“ 1 Im Kunstunterricht offeriert<br />
der Lehrplan den Schülern den<br />
Detailgenaue Arbeit<br />
Themenbereich „Räumlichkeit entdecken und sichtbar machen: Perspektiven“. In der bildnerischen<br />
Praxis sollen sie die Probleme der Raumdarstellung erfassen. „An realen und dargestellten<br />
Raumsituationen werden Größenverhältnisse und Raumerstreckung beobachtet und Regeln<br />
für die zeichnerische Darstellung abgeleitet. Die<br />
Schüler sollen mit Hilfe einfacher Konstruktionen<br />
der Parallel- und Fluchtpunktperspektive die<br />
Illusion des Tiefenraums auf der Fläche erzeugen.“<br />
2 Im Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik entdecken<br />
die Heranwachsenden den „Betrieb als<br />
Ort des Arbeitens und Wirtschaftens“. Dabei<br />
sollen sie sich mit nachfolgenden Fragen auseinandersetzen:<br />
„Welche Produkte (Güter und<br />
Dienstleistungen) werden produziert? Wie sind<br />
Arbeitsprozess und Herstellungsprozess organisiert?<br />
Welche technischen Verfahren und Mittel<br />
werden bei der Produktion eingesetzt?“ 3 Zur persönlichen<br />
Berufsorientierung gehört „Praktisches<br />
Tätigwerden im Betriebspraktikum:<br />
Leah: „Wir haben einen Monat<br />
an den Plänen für die Spiegel<br />
gearbeitet.“<br />
Erste Skizze und Detailplan<br />
Die alte Wörthschule am Spiegelkunstwerk<br />
Verschiedene Techniken erproben
4 Lehrplanaussagen zum Gewerblich-technischen Bereich 5<br />
Vorbereitende Arbeiten<br />
• Organisatorische und inhaltliche Vorbereitung:<br />
einen Praktikumsplatz suchen,<br />
sich im Betrieb vorstellen, Termine<br />
und Praktikumsablauf abstimmen,<br />
Praktikumserwartungen und -wünsche<br />
zusammenstellen, sich über Arbeitsschutz<br />
und -sicherheit informieren;<br />
• Berufliche Orientierung und Erprobung<br />
am Praktikumsplatz: berufsrelevante<br />
Tätigkeiten unter Anleitung durchführen<br />
und Erfahrungen festhalten; technische<br />
Abläufe beobachten, eine eigene knappe<br />
Praktikumsdokumentation zusammenstellen;<br />
• Überprüfung der Berufswahl: Anforderungen<br />
des Wunschberufs mit den<br />
persönlichen Voraussetzungen vergleichen<br />
und ggf. nach beruflichen Alternativen suchen;<br />
• Nachbereitung: den Verlauf und<br />
die Ergebnisse in einer gemeinsamen<br />
Dokumentation zusammenfassen.“ 4<br />
Grundwissen und Kernkompetenzen<br />
Im durchzuführenden Projekt „Herstellung eines Gebrauchsgegenstandes in Fließfertigung“<br />
fertigen die Heranwachsenden „einen Gebrauchsgegenstand unter Verwendung arbeitsteiliger<br />
Fließfertigung. Dabei sollen sie die in den Materialbereichen gewonnenen Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten übertragen und möglichst eigenständig nach konkreter Auftragssituation umsetzen.<br />
Durch eine gezielte Betriebserkundung werden die Schüler<br />
auf notwendige Planungs- und Durchführungsaspekte des<br />
neuen Fertigungsverfahrens aufmerksam.“ 5 Zu Grundwissen<br />
und Kernkompetenzen zählt der Lehrplan u.a. auf:<br />
• „Instrumente der Raumplanung kennen und um<br />
Möglichkeiten der aktiven Beteiligung an der<br />
Raumgestaltung wissen.“ 6<br />
• „Gestaltete Räume in ihrer Wirkung auf Menschen erkunden<br />
und Vorstellungen einer möglichen Weiterent wicklung<br />
und Veränderung entwickeln.<br />
• Gestalt, Aussehen und Nutzung eines ausgewählten<br />
Gebrauchsgegenstandes, Innenraumes oder Bauwerks<br />
abwägen und im Hinblick auf eigene Vorstellungen zu<br />
Geschmack und Lebensstil bewerten.<br />
• Unterschiede zwischen individuell gestalteten<br />
Einzelstücken des Kunsthandwerks und Produkten aus<br />
industrieller Massenfertigung kennen.<br />
Erste Ergebnisse: Mädcheneingang mit<br />
Glockenturm der alten Wörthschule<br />
• Eigene Entwürfe für die Gestaltung eines ausgewählten Wohn- oder Freizeitbereichs im<br />
Modell maßstabsgerecht ausführen.“ 7<br />
Lupo: „Jede<br />
Woche haben<br />
wir an zwei<br />
Nachmittagen<br />
jeweils vier bis<br />
fünf Stunden<br />
gearbeitet.“<br />
Sven:<br />
„Ich fand es gut,<br />
dass unsere<br />
Ideen mit den<br />
geometrischen<br />
Figuren an das<br />
neue Spiegelkunstwerk<br />
kamen.“<br />
Schneiden der gepausten Linien mit einem Cutter<br />
Anfertigung von Skizzen für das Glaskunstwerk
6 Das Konzept des Ateliers für Glasgestaltung<br />
7<br />
Die Glasbildnerin Eva Sperner<br />
Ein Ausschnitt des wirklichen Lebens, dem sich die Schule an der Wörthstraße öffnete, repräsentierte<br />
die Arbeitswelt, und dies in der Form eines selbstständig wirtschaftenden<br />
Handwerksbetriebs. Schüler der 7. Klasse lernten im Lauf des Jahres 2010 an jeweils ein bis<br />
zwei Tagen in der Woche durch praktische Arbeiten an Realaufträgen, näherhin ein raumprägendes<br />
Spiegelglaskunstwerk im Schulhaus, nach den Axiomen der entdeckenden Methode.<br />
Praktische Werkstattarbeit im Glasatelier von Eva Sperner eröffnete den Heranwachsenden<br />
neue praktische Weltbezüge. Sie vermittelte Einblicke in die Realität der Arbeitswelt, eröffnete<br />
einen Zugang zu den Arbeitsabläufen im Betrieb, ließ das einzigartige Spiegelglaskunstwerk<br />
in seinem Entstehungsprozess vor dem Auge der Produzenten erstehen: von der Planung über<br />
die Ausführung bis zur Übergabe an die Schule. Im Verlauf der Herstellung des Kunstwerks<br />
schulte die Arbeit im Atelier die „manuelle Kompetenz“, vermittelte sie den SchülerInnen<br />
die Beschaffenheit und Eigenart des Werkstoffs Spiegelglas sowie den Einsatz entsprechender<br />
Werkzeuge. Technisches Verständnis und Verfahrenskenntnisse wurden damit implementiert.<br />
Die Jugendlichen erlebten unmittelbar die praktische Anwendung schulischer Lehrplaninhalte.<br />
Aus der praktischen Werkstattarbeit ergaben sich eine Vielzahl neuer Fragestellungen, welche<br />
der unterrichtlichen Instruktion aus der jugendlichen Perspektive eine neue Legitimation<br />
verschafften. Die Beanspruchung von „Kopf, Herz und Hand“ wirkte der Fokussierung auf<br />
kognitives Lernen entgegen. Praktisches Tun, das Erlebnis der Eigentätigkeit, welche sich im<br />
Produkt des Spiegelkunstwerks vergegenständlichte, förderte die Freude am Tätigsein und<br />
Lernen. Die Arbeit im Atelier der Glasgestalterin formte dabei auch die Persönlichkeit der<br />
Heranwachsenden. Sie koordinierte den intellektuellen und affektiven Bereich, indem sie<br />
die manuelle Geschicklichkeit sowie den balancierenden Umgang mit Gewohnheiten und<br />
Gefühlen förderte. Eine so präzise und differenzierte artifizielle Tätigkeit konnte nur gelingen,<br />
weil die SchülerInnen in der Lage waren, eigene Unlustgefühle, Ungeduld, mangelnde<br />
Konzentration bzw. die Neigung zu physischer Dynamik „in den Griff“ zu bekommen und ihre<br />
Willenskraft zielgerichtet für einen klar definierten Arbeitsprozess einzusetzen. Ein hohes Maß<br />
an Selbstdisziplin, Motivation und Sachorientierung musste entwickelt werden.<br />
und zu organisierenden Lernprozess. Praktisches Sprach- und Lernhandeln diente dabei der<br />
Vermittlung von menschlichen Bedürfnissen sowie Desideraten und deren Realisierbarkeit. Auf<br />
eben die se Art und Weise führte die praktische Arbeit im Atelier für Glasgestaltung in die soziale<br />
Realität ein und demonstrierte den Jugendlichen, dass die Befriedigung von Bedürfnissen<br />
wesentlich an prozessuale Bedingungen geknüpft waren. Praktische Werkstattarbeit wurde „für<br />
andere“ geleistet und hatte insofern, neben der sozialen, auch eine ökonomische Dimension.<br />
Es ging sowohl um Produktivität als auch um die Weiterentwicklung von Sozialkompetenzen.<br />
Besonders der soziale Moment konnte im praktischen Tun unmittelbar gelernt und geübt werden.<br />
Die Jugendlichen waren darauf angewiesen, miteinander zu kooperieren und gemeinsam<br />
Arbeitsvorgänge sowie -teilungen zu reflektieren und auszuhandeln auf der Basis von sachbzw.<br />
fachlichen Erfordernissen. Das Erlebnis einer anderen „Lehrpersönlichkeit“ als der des<br />
Schullehrers war für die Heranwachsenden von evidenter Wichtigkeit. Mit Frau Eva Sperner<br />
eine „Meisterin ihres Fachs“ als echte Autorität erleben zu können, deren Autorität an ihrer<br />
Kompetenz und handwerklichen Profession sowie ihren pädagogischen Qualitäten messen zu<br />
können, war zudem ein wichtiges Additum.<br />
Besonders wertvoll war das Erkennen der eigenen Fähigkeiten sowie Fertigkeiten und deren<br />
Erweiterung im Verlauf der Werkstattarbeit. Gesteigerte Selbstwahrnehmung und größeres<br />
Selbstvertrauen bildeten sich im Vollzug des arbeitspraktischen Handelns. Eine andere Art von<br />
Denkschulung etablierte sich: Am Arbeitsergebnis der Spiegelglasproben und des Kunstwerks<br />
wurde sofort und unmittelbar sichtbar, wo unvollständig oder hypothetisch gedacht und geplant<br />
worden war. Im Prozess der Aufgabenbewältigung korrigierte oder falsifizierte nicht eine<br />
Lehrautorität die Reflexion und Konzeption der SchülerInnen, sondern das Spiegelglasprodukt<br />
selbst gerierte sich zum erkenntnisleitenden Objekt. Fazit war, dass sich eine größere ästhetische,<br />
affektive und kognitive Urteilsfähigkeit bei den Betriebspraktikanten ausbildete. Das<br />
Erlebnis eigener Lernfähigkeit auf praktischem Gebiet bot die Möglichkeit des Transfers auf<br />
theoretische Lernbereiche und forcierte das Zutrauen in einen selbst zu verantwortenden
8 Eine Synopse zur Polarität der Lernphilosophien<br />
Glaskunstspiegel-Projekt: Schüler gestalten ihre Schule 9<br />
Schulisches Lernen<br />
Unterricht im Schulgebäude<br />
Fiktive Aufgabenstellungen<br />
Symbolisches Handeln<br />
Anwendungsbezug unklar<br />
Nivellierende, nach Begabung<br />
differenzierende Lernprozesse<br />
Lernzielkontrolle durch vorgegebene<br />
Lösungen<br />
Formalisierte und isolierte Prozesse<br />
Lehrer als Fachleute<br />
Fragen erscheint als Nichtwissen<br />
und Schwelle/Barriere<br />
Praktisches Lernen<br />
Glasatelier - Werkstatt<br />
Reale, notwendige Aufgaben<br />
Praktisches Handeln<br />
Praktischer Anwendungsbezug<br />
Individuelle, persönlichkeitsfördernde<br />
Lernprozesse<br />
Belehrung durch die Sache<br />
Ganzheitlicher Prozess<br />
Fachleute als Lehrer<br />
Fragen ist sachlich notwendig<br />
und keine Barriere<br />
Neugestaltung der Eingangssituation des Rektorats<br />
Der Fokus auf die Lernkultur gewann<br />
an der Hauptschule in der<br />
Wörthstraße an Bedeutung, insofern die<br />
Handlungsfähigkeiten der Lernenden sich<br />
weniger über die Inhalte eines Lehr- und<br />
Lernstoffes ausbildeten, als über die tätige<br />
Auseinandersetzung mit dem konkreten<br />
Handlungsfeld, in dem das Lernen stattfand.<br />
Methodisches Vorgehen – pädagogisches Konzept<br />
Im Zug der Umbau- und Renovierungsmaßnahmen der Schule, insbesondere der Erneuerung<br />
des Vorraums zum Rektorat, wurde von den Schülern im Atelier für Glasgestaltung von Eva<br />
Sperner nachfolgendes erarbeitet:<br />
• Anstelle der bisherigen Garderobenschränke wurden im Sandstrahlverfahren eine Spiegelwand<br />
gestalterisch bearbeitet. Die Besucher der Schulleitung sollten keine abgedunkelte sowie<br />
unwirtliche Empfangssituation vorfinden. Die äußerst beengte Durchgangssituation bedurfte<br />
einer optischen Raumerweiterung sowie eines künstlerischen Akzentes durch eine<br />
Spiegelwand.<br />
• Der Bezug zum Mathematik- und Kunstunterricht sollte für den Besucher augenfällig werden.<br />
Die bisherige Gegebenheit, Besucher im dunklen Vorraum begrüßen zu müssen, sollte<br />
durch ein einladendes Artefakt modifiziert werden.<br />
• Die Formensprache bei der Gestaltung sollte aus der Situation der Jugendlichen im Unterricht<br />
und aus der Historie der Schule kommen.
10 Glas- und Spiegelinstallation im Eingangsbereich<br />
11<br />
• 12 Schülerinnen und Schüler arbeiteten von Januar bis Juli 2010 bis zur Fertigstellungsphase<br />
an den Glasspiegeln.<br />
• Praxis- und Berufsorientierung wurde konkret in<br />
allen Planungs- und Arbeitsphasen ermöglicht<br />
und vermittelt: Besprechung des Projektes mit den<br />
SchülerInnen, Entwurfserarbeitung, Anleitung<br />
unter Sicherheitskriterien in der Werkstatt für<br />
Glasgestaltung, Vorbereitung der Einzelscheiben<br />
zum Sandstrahlen, Entwurfsübertragung und<br />
händisches Schneiden der Zeichnungen<br />
aus der Folie, Sandstrahlerfahrungen sammeln<br />
an Probegläsern, Sandstrahlen der<br />
Einzelflächen mit Genauigkeit, Sorgfalt und<br />
Konzentrationsfähigkeit, Zusammenstellung der<br />
Einzelscheiben unter Berücksichtigung der baulichen<br />
Situation vor Ort.<br />
• Einbau und Anpassung der Spiegelglasscheiben<br />
in Kooperation mit einer Schlosserfirma in<br />
Einbau des Kunstwerks<br />
<strong>Haidhausen</strong>.<br />
Konzeption (Januar – März 2010)<br />
Im Schulgebäude im ersten Obergeschoss,<br />
Eingangsbereich des Rektorats, entstand eine<br />
Spiegelinstallation, auf der die Schulchronik bildhaft<br />
zur Darstellung gebracht wurde. Als Grundlage<br />
hierzu dienten verschiedene historische Vorlagen<br />
der Vorgängerschulhausbauten. Somit wurde<br />
den SchülerInnen bildhaft ein Bewusstsein für<br />
die architektonische Einbindung der Schule im<br />
Haidhauser Straßenbild der zurückliegenden<br />
Jahrhunderte vermittelt. Auf der Vorderseite der<br />
Spiegelfläche wurden die Architekturelemente<br />
fotografisch umgesetzt. Auf der Spiegelrückseite<br />
entstand ein Spiel von Jahreszahlen, wobei durch<br />
die sandgestrahlte, freigelegte Verspiegelung in<br />
raffinierter Weise die Architekturelemente unterschnitten<br />
wurden.<br />
Skizzen zu Architekturplänen<br />
Methodisches Vorgehen – pädagogisches Konzept (April – Juli 2010)<br />
• Projektplan wurde vorgestellt mit den am Projekt beteiligten SchülerInnen;<br />
• Jeder Schüler musste erste Sandstrahlerfahrungen an einem Probespiegel absolvieren;<br />
• Ausführliche Erörterung der Sicherheitskriterien in der Werkstatt für Glasgestaltung; vor<br />
allem der äußerst sorgsame Umgang mit den geschliffenen Glaskanten;<br />
• Gemeinsame Entwurfserarbeitung im Maßstab 1:1;<br />
• Vorbereitung der Einzelscheiben zum Sandstrahlen; das Rasterformat der Spiegel betrug<br />
30 x 30 cm;<br />
• Entwurfsübertragung und händisches Schneiden der Zeichnung aus der Folie unter<br />
Berücksichtigung der spiegelverkehrten Situation;<br />
• Sandstrahlen der Einzelflächen, wobei die große Sorgfalt den verschiedenen Empfindlichkeiten<br />
der Folien galt;<br />
• Zusammenstellung der Einzelscheiben unter Berücksichtigung der Montage-Situation;<br />
• Jeder Schüler erarbeitete Teilflächen, in denen er sich persönlich mit seinen Fähigkeiten einbrachte.<br />
Transport der Spiegelglasscheibe
12 Spiegelglaskunst und Schulhausarchitektur<br />
13<br />
Der zuvor abgedunkelte Vorraum des Rektorats erhielt eine mit Hintergrund beleuchtete<br />
Spiegel-Installation, auf der die Geschichte der vormaligen Schulhäuser <strong>Haidhausen</strong>s im<br />
wahrsten Sinne des Wortes „reflektiert“ wird. Ein neuer optisch erweiterter Lichtraum, dessen<br />
Grundstimmung angenehm und freundlich ist, war entstanden.<br />
Was Schule bewirkt, wurde nun für die „Außenstehenden“ transparent gemacht. Der in den<br />
späten 1950er Jahren konzipierte Schulbau mit seiner nüchternen Nachkriegsarchitektur<br />
wurde in Farbgebung und Umgestaltung zu einem kleinen Architekturjuwel an diesem<br />
Standort. Sinne und Raumgefühl wurden durch dieses Projekt intensiv geschult. Der Vorraum<br />
zum Schulleiterbüro avancierte zu einem Durchgang durch die Schulhausgeschichte. Die<br />
Räumlichkeit ist Eingangs- und Durchgangsstation zugleich. Der neu gestaltete Raum wurde<br />
„vom Fühlen in seiner Stimmung und Anmutung erlebt, vom Denken in seiner Bedeutung gelesen<br />
und vom Wollen in seinen Handlungsmöglichkeiten erfahren.“ 8<br />
Ziele und Ergebnisse<br />
• Erwerb von Kenntnissen bzgl. der Arbeitswelt am Beispiel eines Handwerksbetriebs;<br />
• Stärkung des Selbstwertgefühls;<br />
• Vertrauen in die eigene Gestaltungs- und Handlungskompetenz;<br />
• Multipler Kompetenzerwerb: Eigenverantwortlichkeit für das Produkt; Ausdauerfähigkeit<br />
bei Techniken und Fertigkeiten handwerklicher Art; Förderung der physischen Feinmotorik;<br />
Schärfung der Beobachtungsgabe; Unterscheidungskritierien entwickeln; Kritikfähigkeit erwerben;<br />
Sorgfalt und Sauberkeit; Pflichtbewusstsein (Termine einhalten);<br />
• Grenzen des logischen Denkens erkennen und stattdessen durch praktisches Ausprobieren<br />
Zusammenhänge erkennen;<br />
• Teamfähigkeit: Zusammenarbeit und Kooperation bei allen Arbeitsphasen;<br />
• Sozialverhalten: Sensibilität füreinander entwickeln; Stärken-Schwächen-Akzeptanz;<br />
Unterstützung im Miteinander; Aufmerksamkeit und Rücksicht füreinander; Verantwortungsbewusstsein;<br />
Verbindlichkeit.<br />
1 Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />
(Hg.): Lehrplan für die bayerische Hauptschule, München<br />
2004, 247.<br />
2 Ebd., 288.<br />
3 Ebd., 293.<br />
4 Ebd., 295.<br />
5 Ebd., 297.<br />
6 Ebd., 413.<br />
7 Ebd., 417.<br />
8 Landeshauptstadt München. Referat für Stadtplanung<br />
und Bauordnung, Plan Treff u. Schul- und Kultusreferat<br />
(Hgg.): Stadt entwicklungsplanung. Architektur – fächerübergreifend<br />
im Unterricht. Erfahrungen mit realisierten<br />
Schulprojekten, München 2009, 45.
14 Die Glaskünstlerin<br />
Eindrücke vom Projekt<br />
15<br />
Lebenslauf<br />
Name:<br />
Adresse:<br />
Geburtsdaten:<br />
Eva Sperner<br />
Preysingstr. 68/70, 81667 München<br />
info@sperner-glas.de<br />
www.sperner-glas.de, www.kokoro-portrait.de<br />
20.03.1953 in Ulm<br />
Staatsangehörigkeit: deutsch<br />
Familienstand: verheiratet 1984-2009<br />
seit 2006 alleinerziehend, 3 Töchter<br />
Schulbildung: Grundschule in Einsingen bei Ulm<br />
1970 Realschulabschluss in Ulm<br />
Praktika:<br />
Berufsausbildung:<br />
Tätigkeitsfelder:<br />
1972 Drei Monate als Arzthelferin bei Dr. Groschel in Ochsenhausen<br />
Mai 1975 – Juli 1976 Technische Zeichnerin im Architekturbüro Drumm in Haar/<br />
München<br />
1970 – 1972 Lehrzeit in der Glasmalerei Deininger, Ulm<br />
Seit 1972 freischaffend tätig als Glasmalerin in München<br />
Seit 1989 Atelier für Glasgestaltung in der Preysingstr. 70, München<br />
1982 Studienreise in die U.S.A., Pilchuck Glass Studios<br />
1985 Studienreise Japan, Kobe, Kyoto und Kamakura<br />
2002 und 2003 Glas & Keramik Mosaikprojekt in Cincinnati, U.S.A. zusammen<br />
mit Künstlern aus den 7 Sister Cities von Cincinnati.<br />
Webereien für Bekleidungsstoffe und Bildgewebe<br />
1989 Ankauf „Wolkengewebe”, Württembergisches Landesmuseum Stuttgart<br />
Messe-/Ausstellungstätigkeit in Frankfurt, München und Kanazawa, Japan<br />
2001 SHO/Kalligrafie Ausbildung bei Kogukyo Kuwahara<br />
Seit 2005 Projektleitung des jährlichen Kultur-Festivals in <strong>Haidhausen</strong>:<br />
OBACHT! kultur-im-quartier.de, www.kultur-im-quartier.de<br />
Mehrfach veröffentlichte Fotografien und Fotobeiträge in Magazinen.<br />
Entwurf und Ausführung von künstlerischen Verglasungen im Privatbereich,<br />
für öffentliche Bauten und im Sakralbereich. Sandstrahlen von Hohlgläsern,<br />
Floatgläsern und mehrfarbigen Echtantikgläsern in dreidimensionaler Optik mit<br />
dem Fokus auf Lichtgestaltung; Installationen mit Glas und über Glas geprägtem<br />
Papier; Portraitfotografie und Kalligrafie in Verbindung mit Glas<br />
Schulprojekte mit unterschiedlichen Schulformen<br />
Kalligrafische Bühnenhintergründe für Jazz + Haiku von Geoff Goodman<br />
Auszeichnungen:<br />
1972 Bundessiegerin des Glas- und Porzellanmaler-Handwerks<br />
1980 Förderpreis für Angewandte Kunst der Stadt München<br />
1982 Bayerischer Staatspreis auf der IHK München<br />
1986 Staatl. Förderpreis für junge Künstler der Bayer. Staatsregierung<br />
Unterrichtstätigkeit: Waldorfschule Gröbenzell, Handwerkerhof und eigenes Kursangebot
16 Impressum<br />
Beitrag der Hauptschule an der Wörthstraße<br />
Münchner Schulwettbewerb<br />
SpardaStärkenpreis<br />
Kinder.Lernen.Lebendig.<br />
Kunstspiegel für das Rektorat<br />
Herausgeber<br />
Martin Hüttinger<br />
Hauptschule an der Wörthstraße 2<br />
81667 München<br />
Gemeinschaftsprojekt von SchülerInnen<br />
Klasse 7 a (2009/10)<br />
Pädagogische Verantwortung<br />
Susanne Haub, Martin Hüttinger<br />
Vorbereitungen zum Sandstrahlen